Kapitel 58 | hitzige Diskussion
POV | Jimin
„Es wird alles gut, mein Kleiner. Glaube mir. Und denke daran, mich wirst du nie wieder los." – spreche ich tröstend zu dem Jüngeren, um letztendlich für seinen Vater platz zu machen.
Als ich an Jeongguks Vater vorbei gehe, klopft dieser mir freundschaftlich auf die Schulter.
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Wenn man Kookie so sieht, dann könnte er einen schon fast leid tun. Und bei dem strengen Blick seines Vaters, wäre sogar ich fast zu Kreuze gekrochen.
Nur zu gern hätte ich ihm gesagt, dass sein Dad uns bereits seinen Segen gegeben hat.
Allerdings wollte ich Sooyoung den Spaß nicht verderben.
Klar ist es gemein von mir, wenn ich Jeongguk die ganze Zeit im ungewissen lasse, allerdings hat sein Vater mich ja auch darum gebeten, dass ich ihm nichts von unserem gestrigen Gespräch erzählen soll. Und ich kann auch verstehen warum. Ich würde es auch wollen, dass wenn mein Sohn sich als schwul outet, dass ich es aus seinem Mund höre.
Freilich, wir haben nie wirklich einen Hehl daraus gemacht, dass wir uns auf eine ganz besondere Art mögen. Aber trotz allem ist es ein schwerwiegender Schritt, offen zuzugeben, dass man sich als Mann in einen Mann verliebt hat. Es kann dein ganzes Leben völlig aus den Bahnen werfen.
Vor allem, wenn du dich vor jemanden Outest, der für gleichgeschlechtliche Liebe kein Verständnis hat.
Aber bisher macht Jeongguks gesamte Familie nicht den Anschein, als würden sie damit nicht klar kommen. Und selbst wenn es irgendjemanden geben sollte, der seine Entscheidung nicht akzeptiert, Jeongguk kann immer auf mich zählen. Denn ich werde immer hinter ihm stehen und für ihn da sein.
Weil es für mich nichts wichtigeres gibt als unsere Liebe.
Ich lasse Vater und Sohn, schließlich für ihr Vier-Augen-Gespräch alleine und ziehe mich für einen Moment zurück. Dabei genieße ich für einen Augenblick die herrschende Ruhe und den Ausblick. Ich stütze mich auf dem hölzernen Geländer der Reling ab und beschaue die gemächlich an mir vorbei ziehende Landschaft.
„Na, Jimin! Hast du die Beiden allein gelassen?" – ertönt auf einmal die freundliche Stimme von Kookies Mom.
Lächelnd richte ich meinen Blick auf die attraktive Frau.
„Ja, ich wäre zwar gern als moralische Stütze bei ihrem Sohn geblieben. Aber ihr Mann hat darum gebeten, allein mit Jeongguk zu sprechen." – kläre ich die Frau auf. „War Kookie sehr nervös?" – fragt sie mich weiter und bringt mich dazu kurz zu überlegen.
„Bis jetzt war Kookie eigentlich die Ruhe selbst. Er hat auch die Nacht sehr ruhig geschlafen. Allerdings ging ihm jetzt doch ganz schön der Arsch auf Grundeis. Jetzt hoffe ich nur, dass ihr Mann Jeongguk nicht den Kopf abreist. Obwohl ich das eigentlich nicht glaube. Sonst hätte er wahrscheinlich gestern nicht so offen mit mir gesprochen." – gebe ich ehrlich zu, was sie jedoch sofort zurück weißt.
Mrs. Jeon erzählt mir sofort, dass sie und ihr Mann gestern noch ausführlich über uns geredet haben. Und auch, dass Sooyoung bereits zu Kookies Geburtstag mitbekommen hat, dass wir uns sehr nahe stehen. Aber vor allem erwähnt sie mir gegenüber, dass die Beiden froh sind, dass sich ihr Sohn sich so einen tollen Typen wie mich geangelt hat.
Wobei ja Jeongguk eher, fast vom Himmel gefallen ist, weil Miso den Jungen einfach nieder gemäht hat – denke ich mir und bekomme sofort so ein wohliges Kribbeln in der Magengegend.
Bei ihren Worten merke ich förmlich, wie mir die Röte ins Gesicht steigt.
„Weißt du Jimin, Sooyoung und ich, wir sind uns einig, dass wir eure Beziehung aus vollem Herzen unterstützen. Uns ist bewusst, dass Kookie es sehr wichtig ist, dass wir hinter euch stehen. Und genau das tuen wir. Um ehrlich zu sein, freuen wir uns sogar, dass ihr euch gefunden habt. Weil, seit dem Kookie dich kennt wirkt er so glücklich. Und das ist die Hauptsache. Warum sollen wir etwas verbieten, was euch beiden sichtlich so gut tut?" – lässt mich Jeongguks Mom an ihren Gedanken teilhaben.
Nun werde ich doch etwas nervös, denn schließlich habe ich meinen Keks noch nicht einmal offiziell gefragt, ob er mit mir eine richtige Beziehung eingehen will.
Und jetzt, wo ich so richtig darüber nachdenke, bekomme ich ein schlechtes Gewissen.
Wie kann ich denn bloß so dämlich sein, diesen wichtigen Schritt zu vergessen. Wie stehe ich denn jetzt für Jeongguks Familie da. Der Braunhaarige offenbart sich gerade vor seinem Vater und outet sich vor ihm. Aber er kann nicht sagen, dass ich, Park Jimin, sein fester Freund bin. Ich lasse ihn in Unwissenheit in dieses Gespräch gehen, wo er seinem Vater erzählen will, dass er Gefühle für mich hat. Aber ich Idiot habe es nicht fertig gebracht ihm im Vorfeld zu fragen, ob er mit mir gehen will.
Ich bin doch wirklich so ein riesiger Idiot.
Wenn ich jetzt an den Videocall von vorhin, mit Jin, Taemin und meiner Eomma denke, da habe ich ebenfalls einen großen Fehler gemacht. Denn ich habe den Mann meines Lebens lediglich mit seinem Namen vorgestellt.
Aber nicht, als meinen offiziellen Freund.
Und das, obwohl wir einige Stunden zuvor noch so intim miteinander waren. Und was mache ich Vollpfosten? Ich stelle Jeongguk, den Mann meines Lebens, meiner Mom vor wie einen x-beliebigen Kumpel.
Das schlechte Gewissen breitet sich immer mehr in mir aus und bringt meine Gedanken damit zum Kreisen. Ich bin so ein verdammter Idiot – denke ich mir und fahre mir gestresst mit den Händen über mein Gesicht.
„Du bist kein Idiot, Jimin." – ertönt auf einmal die freundliche Stimme von Mrs. Jeon.
Erschrocken darüber, schaue ich sie an. „Bitte?" – frage ich sie sichtlich verwirrt. „Na du hast doch eben gesagt, dass du ein Idiot bist. Aber das stimmt nicht. Du hast wohl laut gedacht, mhm?" – klärt sie mich auf.
„Oh doch, Mrs. Jeon. Ich bin wirklich ein Idiot. Denn ich habe Kookie in das Gespräch gehen lassen, ohne dass wir vorher geklärt haben, wie wir überhaupt zueinander stehen. Er kann nicht sagen, dass ich sein fester Freund bin, weil ich es verpasst habe, ihn diese wichtige Frage zu stellen. Wie stehe ich denn jetzt da?" – wende ich mich verzweifelt an meine Gesprächspartnerin.
„Mrs. Jeon, ich liebe ihren Sohn, wirklich. Und ich möchte Jeongguk gern ganz offiziell zu meinem festen Freund machen. Ich will eine richtige Beziehung mit ihrem Sohn führen, um ihm zu zeigen, dass er der wichtigste Mensch in meinem Leben ist." – offenbare ich ihr gegenüber meine wahren Gefühle.
Daraufhin legt sie ihre Hand sanft auf meinen Rücken und streicht immer wieder leicht darüber. „Du bist echt knuffig, Jimin." – lacht sie mich ein wenig aus.
Allerdings nehme ich ihr es nicht übel, dann irgendwie hat sie ja auch recht.
„Jimin, du hast noch so viele Gelegenheiten euren Beziehungsstatus festzulegen. Obwohl es doch eigentlich auch egal ist. Denn wenn man euch so beobachtet, dann sieht man, dass ihr zusammengehört. Also braucht ihr das doch gar nicht festzulegen. Denn für alle anderen aus eurem Umfeld ist es doch eigentlich offensichtlich, dass ihr euch sehr gern habt. Und mal ganz ehrlich ... ihr benehmt euch doch schon wie ein altes Ehepaar. Und selbst mein Mann hat es verstanden, dass ihr mehr als Freunde seid. Und Sooyoung ist manchmal echt schwer von Begriff." – findet sie beruhigende Worte.
„Da haben sie recht, Mrs. Jeon. Aber ich möchte es, dass jeder weiß, dass wir zusammen sind. Schon allein, um solche Missverständnisse zu vermeiden, wie es vor zwei Wochen passiert ist. Weil Kookie ja dann weiß, wie ich zu ihm stehe. Und vielleicht versteht er dann auch, dass es für mich keinen anderen gibt." – mache ich meinen Standpunkt klar.
„Okay, okay. Ich verstehe, was du meinst, Jimin. Aber bevor du hier Nägel mit Köpfen machst, sollten wir vielleicht erst einmal das blöde gesiezte lassen. Denn mein Gefühl sagt mir, dass wir wohl in Zukunft sehr viel miteinander zu tun haben werden. Und ich freue mich darauf. Denn ich weiß, dass du unseren kleinen Kookie glücklich machen wirst." – findet sie weiter die richtigen Worte.
„Also ich bin Ae-ri." – nennt sie mir ihren Vornamen und hält mir ihre Hand auffordernd vor die Nase. Sofort ergreife ich ihre Hand und lächle die Frau total erleichtert an. „Herzlich willkommen in der Familie, Jeon Jimin!" – entgegnet sie mir mit einem verschmitzten Grinsen und zieht mich anschließend in eine herzliche Umarmung.
Nur zu gern erwidere ich diese Geste und freue mich sehr darüber, dass Jeongguks Familie mich so liebevoll an der Seite ihres Sohnes akzeptiert. Wobei ich schon sagen muss, dass mir ihre Worte, mich als Jeon Jimin zu betiteln, wirklich sehr viel bedeuten. Denn somit zeigt sie mir ganz eindeutig, dass sie von ganzem Herzen hinter ihrem Sohn und mir steht.
Ae-ri und ich unterhalten uns noch etwas über den heutigen Tag.
Sie schlägt mir vor, dass Jeongguk und ich uns nachher, wenn wir von der Aussichtsplattform zurück sind, einfach noch etwas Zweisamkeit gönnen sollten, bevor wir mit der ganzen Gruppe zu Abend essen. So gibt sie mir auch noch einen Tipp, wo ich mich dann mit meinem absoluten Lieblingsmenschen zurück ziehen kann.
„Im Oishi Park, gibt es einen wirklich wundervollen Platz. Genau am Ufer, in der Nähe des Restaurants, wo wir für heute Abend einen Tisch reserviert haben. Da habt ihr einen wundervollen Ausblick über den See und natürlich auch auf den Fuji. Und da es heute so schön klar und fast windstill ist, spiegelt er sich perfekt im Wasser. Gerade bei Sonnenuntergang ist dieser Ort sehr zu empfehlen." – schlägt sie mir in Erinnerung schwelgend vor.
Eben an einem perfekten Ort, um den jungen Mann ganz offiziell zu meinem festen Freund zu machen. Also kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen – denke ich mir.
Irgendwann drehe ich mich um, da ich einen Blick auf mir spüre und als ich meinen Blick über das Sonnendeck schweifen lasse, erkenne ich den Braunhaarigen, welcher noch immer mit seinem Vater zusammen sitzt.
Der Teenager lächelt mich sofort an, als sich unsere Blicke treffen. Was ich natürlich sofort erwidere.
„Du machst unseren Kookie so glücklich. Ich hoffe das bleibt auch so." – neckt mich die Ältere und piekt mir mit dem Ellenbogen leicht in die Seite. Daraufhin kann ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen.
„Lach nicht, Jeon Jimin. Das meine ich ernst." – belehrt sie mich mahnend.
„Weißt du, Jimin? Ich war damals genauso alt wie Kookie jetzt, als ich Sooyoung kennengelernt habe. Und ich wusste auch sofort, dass dieser Mann der Richtige ist. Und so leid es mir tut, aber ich glaube du solltest dich so langsam, aber sicher damit abfinden, dass mein Sohn dich wohl nie wieder gehen lässt." – droht sie mir regelrecht.
Allerdings habe ich damit nun wirklich überhaupt kein Problem. Ganz im Gegenteil. Da ich nicht wirklich vorhabe, diesen Menschen je im Leben wieder los zu lassen.
„Oh, ich bitte doch darum, dass er mich nie wieder gehen lässt. Denn Jeongguk ist der Mann, mit dem ich alt werden möchte. Noch nie in meinem Leben war ich mir so sicher, wie jetzt gerade mit Jeongguk. Und aus diesem Grund solltet ihr euch vielleicht schon mal damit abfinden, dass ihr mich nie wieder los werdet." – entgegne ich ihr und erhalte daraufhin ein liebevolles Lächeln.
„Ach Jimin, bitte glaube mir. Es gibt weiß Gott schlimmeres im Leben, als dich als Schwiegersohn zu bekommen. Jetzt haben wir wenigstens einen wahren Experten für Süßspeisen in der Familie. Ach was sage ich da, Experte. Du bist ein Weltmeister der süßen Künste. Also siehst du, es hätte uns durchaus schlimmer treffen können." – neckt sie mich weiter, was ich mit einem Leisen schnauben kommentiere.
„Ah, ich glaube die Zwei sind mit ihrem Vater-Sohn-Gespräch fertig." – macht sie nun auf die beiden Männer aufmerksam, welche geradewegs auf uns zugelaufen kommen.
Und als ich in Jeongguks Gesicht schaue, erkenne ich sofort die deutliche Erleichterung darin. Um ehrlich zu sein, kann ich es kaum abwarten, diesen Jungen endlich wieder in meine Arme zu schließen.
Als er endlich vor mir steht, strahlen seine Augen mit der Sonne um die Wette. Bevor er sich erleichtert in meine Arme fallen lässt, geht er auf seine Eomma zu und umarmt sie ganz fest.
„Danke Eomma. Ich danke dir so sehr, dass du mich die ganze Zeit so unterstützt hast und du immer hinter mir gestanden hast, als du gemerkt hast, dass ich mich in Jimin verliebt habe. Ich habe dich lieb und ich bin so froh, dass du meine Eomma bist. Und es tut mir leid, dass ich nie der perfekte Sohn für euch sein werde. Aber dank dir und Appa bin ich glücklich, weil ihr Beide mich so akzeptiert, wie ich bin. Ich darf mit dem Mann, welcher mir mein Herz gestohlen hat, offiziell zusammen sein. Ich weiß, dass es in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich ist und ich weiß auch, dass es nicht immer einfach sein wird. Aber ich danke euch beiden, weiß ich, dass wir alles schaffen werden. Weil ihr zu mir steht. Und ich verspreche euch, dass ich alles dafür geben werde, euch Stolz zu machen. Denn mir bedeutet es so viel, dass ihr Jimin an meiner Seite akzeptiert. Auch wenn es vielleicht mit den Enkelkindern jetzt etwas schwieriger werden könnte. Aber ich werde mein Bestes geben, damit ihr es nie bereuen werdet mich so zu akzeptieren ... als euren geliebten Sohn!" – spricht er zu der älteren Frau, welche auf Grund seiner leiben Worte schon den Tränen nahe ist.
Mein Herz pocht vor Aufregung gegen meine Brust, als ich ihn endlich wieder in meinen Armen halten kann.
„Ich bin so stolz auf dich, Kookie!" – flüstere ich ihm zu und gebe meinem Liebsten einen sanften Kuss auf die Stirn. „Jiminie-Hyung, ich bin so froh, dass ich es endlich hinter mir habe. Endlich brauche ich mich nicht mehr zu verstecken, weil ich mich in dich verliebt habe." – gibt der Teenager erleichtert von sich.
Als er sich leicht aus meiner Umarmung löst, schaut er seinen Dad mit einem leichten Grinsen an. „Dad, ich hab dich lieb! Und am liebsten würde ich dich knutschen! ..." – spricht Kookie euphorisch zu seinem Vater, welcher ihn allerdings nicht ausreden lässt.
„Nein, bitte nicht. Tue mir das nicht an. Ich glaube dir auch so, dass du dankbar bist. Aber du bist und bleibst eben mein Sohn. Und dass auch wenn du uns so einen talentierten und tollen Schwiegersohn ins Haus bringst." – entgegnet er mit einem liebevollen Lächeln. „Und außerdem kannst du dich ja jetzt bei jemand anderen austoben. Das macht bestimmt mehr Spaß, als deinen alten, runzligen Vater abzuschlecken!" – gängelt er den Jüngsten in der Runde.
„Pha, dass mache ich auch ..." – gibt Jeongguk sich bockig und kuschelt sich regelrecht in meine Arme. „... also, später vielleicht. Ähm, wenn wir alleine sind!" – nuschelt er in seinen nicht vorhandenen Bart. „Aber Jimin weiß es wenigstens zu schätzen." – fügt er noch beleidigt hinzu.
Daraufhin fangen Ae-ri und Sooyoung beide an zu lachen.
„Warum so schüchtern, mein Sohn? Du wolltest dich doch vor deinem Appa, so schnell wie möglich outen, damit du dich nicht mehr verstecken musst. Und jetzt? Jetzt benimmst du dich wie ein kleines schüchternes Mädchen." – lacht Ae-ri ihren Sohn regelrecht aus.
„Ich glaube ich lass mich adoptieren. Jin-Hyung und Namjoon-Hyung nehmen mich sicher gern bei sich auf." – jammert Jeongguk rum und schüttelt augenrollend mit dem Kopf, weshalb ich mir mein Grinsen nicht mehr verkneifen kann. „Findest du das etwas lustig?" – fragt mich der Braunhaarige empört.
„Du kannst gern heute Abend alleine schlafen!" – bläst er mich gespielt beleidigt an.
Daraufhin schüttle ich sofort mit dem Kopf. „Ich mache mich nicht über dich lustig, Kookie. Aber ich finde dich einfach nur süß, wenn du so rumbockst." – entgegne ich ihm, was die zwei Älteren noch mehr zum Lachen bringt.
„Ich glaube eine Adoption ist keine Lösung. Am besten ich springe hier einfach über Bord. Dann muss ich mir eure Gemeinheiten nicht mehr länger gefallen lassen. Ich bin enttäuscht von dir, Jiminie. Dass ausgerechnet du mir in den Rücken fällst? Das ist echt gemein." – quengelt er weiter und dreht sich sofort aus meiner Umarmung in Richtung Reling.
Auf der Stelle schlinge ich meine Arme von hinten um seinen Bauch.
„Vergiss es! Schließlich musste ich dir doch versprechen, dass ich dich nicht mehr alleine lasse. Also gilt das gleiche auch für dich, mein Lieber!" – raune ich ihm bestimmt zu und lege mein Kinn auf seiner Schulter ab.
Der Teenager schmiegt sich sofort an meine Brust.
„Okay, aber nur, wenn du dich nie wieder gegen mich stellst. Du musst doch auf meiner Seite stehen und nicht auf der Seite meiner Eltern." – ermahnt er mich, was ich mit einem kleinen Kuss auf seine Wange bestätige. Schließlich lassen wir unseren Blick über die vorbeiziehende Landschaft gleiten. „Nie im Leben würde ich das tun, dich einfach im Stich zu lassen. Weil, wie du es schon so schön gesagt hast, das mit uns Beiden wird eine sehr langwierige Geschichte. Und aus diesem Grund werde ich immer zu dir stehen. Egal wie und wo!" – spricht Kookie zu mir. Und damit hat dieser Junge sowas von recht.
Nach einiger Zeit legt das Schiff an einem Steg an, was uns dazu veranlasst, dass wir uns wieder auf das Festland begeben.
Gemeinsam mit meinem tollen Lieblingsmenschen und seiner Familie sehen wir uns zunächst einmal den kleinen Ort – Kawaguchiko an. „Oh, schau mal da Jiminie. Da vorne gibt es ganz viele Süßigkeiten." – zeigt der Braunhaarige auf einmal auf einen kleinen Marktstand und strahlt auf einmal über das ganze Gesicht.
Auch Ae-ri scheint den Stand gerade entdeckt zu haben, denn die Ältere umgreift sofort das Handgelenk ihres Sohnes und zieht ihn mit sich mit.
„Kookie-Spatz, das müssen wir uns unbedingt ansehen." – führt sie den lachenden Teenager zielstrebig zu dem Süßwarenstand. Als sie dort zum Stehen kommen, schaut mich mein Lieblingsmensch mit leuchtenden Augen an. Und schon mache ich mich auf den Weg, um ihn von seinem Leiden zu erlösen. Denn wenn ich eins in den letzten Wochen gelernt habe, dann dass Jeongguk ganz und gar nicht ohne seine Süßigkeiten kann.
„Diesen Blick hat Kookie eindeutig von seiner Mutter und das schlimme ist, dass man da nie widerstehen kann." – ertönt auf einmal die tiefe Stimme von Sooyoung neben mir. „Und lass dir eins gesagt sein, Jimin. Versuche dich nie im Leben dagegen zu stellen, wenn er dich so anschaut. Da kannst du nur verlieren. Denn dann wird es ungemütlich, vor allem wenn es ums Essen geht." – warnt er mich schon einmal vor, was mich allerdings leicht schmunzeln lässt.
„Danke für die Warnung. Ich werde es mir merken!" – bedanke ich mich bei Kookies Dad.
„Gibt es sonst noch etwas, was ich bei Jeongguk beachten muss? Also sowas wie keinen Zucker nach Sonnenuntergang oder bei Vollmond nicht baden, oder sowas?" – richte ich mich scherzhaft an den Älteren, welcher sich nun kaum noch vor Lachen zusammenreisen kann.
Fragend schauen und die beiden Flüchtigen uns an, was wir aber komplett ignorieren.
Daraufhin schaut uns Mrs. Jeon schnaubend an.
„Na da sind aber Zwei wirklich gut drauf. Mal sehen, ob du auch noch so lachst, wenn du heute alle Rechnungen übernimmst, Schatz!" – droht die Rotbraunhaarige ihrem Ehemann, mit einem schelmischen grinsen.
Sie schnappt sich daraufhin ihre vollbepackten Tüten und geht, ohne ein weiteres Wort zu sagen einfach los. Resignierend schaut der Ältere mich an und zückt sofort sein Portemonnaie. „Hast du dir auch schon was ausgesucht, mein Sohn?" – erkundigt er sich bei seinem Kind. Jeongguk schüttelt daraufhin allerdings mit dem Kopf. „Ähm, nein Appa. Ich wollte erst abwarten, bis Jimin da ist. Damit wir uns zusammen was aussuchen können." – gibt er verlegen zu und schenkt mir ein leichtes Lächeln.
Also nutzen wir gemeinsam die Möglichkeiten und entscheiden uns letzten Endes für eine kleine Auswahl an frische Mochi's. Jeongguks Dad übernimmt ganz selbstverständlich unseren Einkauf. Was mir allerdings total unangenehm ist, da ich durchaus selber in der Lage bin für uns selber zu zahlen.
Ich bedanke mich bei dem Älteren, welcher mich bloß lachend mustert.
„Schon okay, Jimin. Wir freuen uns doch, dass du hier bist. Außerdem bist du der Freund meines Sohnes und damit gehörst du doch eh schon fast zur Familie, da sollte so eine kleine Geste doch kein Problem sein, oder?" – entgegnet er mir sofort.
Es ist ein schönes Gefühl, als Jeongguks Freund bezeichnet zu werden. Der Jüngere sieht mich abwartend an, bevor er zögerlich nach meiner Hand greift und mich mit sich zieht. „Komm schnell mit, bevor mein Appa sich seine Großzügigkeit doch noch anders überlegt." – ärgert er seinen Vater und streckt ihm spielerisch die Zunge raus.
Kookie und ich verschränken unsere Hände miteinander und laufen nun ganz gemächlich weiter in Richtung Seilbahn. „Irgendwie ist es ein komisches Gefühl, dass ich mich vor meinen Eltern nicht mehr verstecken muss. Und dass wir nun hier Händchen haltend rum laufen können gefällt mir sehr gut." – gibt der junge Mann auf einmal nachdenklich von sich, als wir uns zu unserem nächsten Ausflugsziel begeben.
„Jiminie, du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich bin, dass es endlich raus ist. Und dass mein Appa so cool reagiert hat, ist einfach so unglaublich. Es war fast schon so, als hätte er gerade erfahren, dass morgen Weihnachten ist." – lässt er mich an seinen Gedanken teil haben.
„Ich bin auch froh, dass du endlich aufatmen kannst. Man hat dir nämlich deine Anspannung deutlich angemerkt. Aber jetzt wird alles gut." – erwidere ich darauf.
Als wir letztendlich an der Talstation der Mount Fuji-Seilbahn ankommen, bleiben wir stehen und schauen uns gegenseitig in die Augen. „Weil wenn wir uns jetzt nicht mehr verstecken müssen, dann kann ich auch das hier machen!" – spreche ich leise zu meinem Traummann und gebe ihm einen sanften Kuss auf seine rosa Lippen.
Kichernd schaut Jeongguk mich mit leicht erröteten Wangen an.
„Und ich kann endlich ganz offen zeigen, wer mich so glücklich macht!" – entgegnet er mir mit strahlenden Augen und schlingt seine Arme um meinen Hals. Ich lege meine Hände auf seiner Hüfte ab, um ihn näher an mich ran zu ziehen. „Und wer macht dich so glücklich?" – hauche ich ihm meine Frage entgegen. „Mhm, lass mich kurz überlegen!" – antwortet der Jüngere und legt seinen Zeigefinger nachdenklich unter sein Kinn.
„Derjenige ist mittlerweile ein ganz kleines Stückchen kleiner als ich und nennt mich, aber ironischerweise immer Kleiner. Er hat schwarze Haare. Wahnsinnig tolle, dunkelbraune Augen, welche sich immer zu kleinen Schlitzen zusammenziehen, wenn er lacht. Und dann sind da noch seine wundervollen weichen Lippen, welche mich immer so gut fühlen lassen und das nicht nur wenn er mich auf meine Lippen küsst. Und dann hat er, für einen Mann, auch noch wahnsinnig kleine, aber sanfte Hände. Aber das macht überhaupt nichts, denn es ist das größte, wenn er mich mit ihnen überall berührt." – gibt er mir eine detaillierte Beschreibung seines Herzensmenschens.
Damit bringt er mein Herz förmlich zum Schmelzen.
„Ach, und dann hat er auch noch einen total verfressenen Golden Retriever ... und er sieht einfach nur verboten gut aus." – schließt er seine Beschreibung letztendlich ab.
„Und kenne ich diese Person?" – gebe ich mich interessiert.
„Mhm, ich denke schon. Denn schließlich siehst du ihn immer, wenn du in den Spiegel schaust, du Idiot." – antwortet er mir und verdreht dabei gespielt genervt die Augen.
Kichernd schaue ich den Jungen vor mir an. „Du bist sowas von Süß, Kookie. Weißt du das? Ich frage mich echt, womit ich dich verdient habe!" – entgegne ich ihm darauf und lege sofort meine Lippen auf seine, da seine Worte mich innerlich so aufgewühlt haben. Ich habe im Moment echt das Gefühl, dass ich jeden Moment umkippe, da mein Herz gefährlich gegen meine Brust schlägt.
Sofort erwidert Jeongguk diesen liebevollen Kuss.
Und so vertiefen wir diese Liebkosung unserer Lippen immer mehr und versinken tiefer und tiefer in unserer kleinen Welt. Kaum merklich seufzt der Junge in meinen Armen auf, als wir auf einmal von einer männlichen Stimme unterbrochen werden.
„Seid ihr bald fertig mit knutschen? Die Seilbahn wartet nicht auf uns und außerdem werden die anderen langsam ungeduldig." – neckt uns Jeongguks Dad und schüttelt bloß lachend mit dem Kopf. „Unfassbar, da lässt man euch mal fünf Minuten aus den Augen und schon fallt ihr übereinander her." – gibt er weiter belustigt von sich, als wir ihn irritiert anschauen.
„Na los Jungs. Ihr könnt aber gern später weiter machen." – fordert Sooyoung uns auf ihm zu den anderen zu folgen. Wir lösen uns aus unserer Umarmung und laufen dem Älteren in das Gebäude der Talstation hinterher. Als wir auf die Gruppe treffen, mault Kookies Tante bereits genervt rum.
„Ach hat der werte Herr auch mal den Eingang gefunden? Wir stehen uns hier die Beine in den Bauch, nur weil du zu doof bist einen Treffpunkt zu finden. Aber was will man auch schon von einem Jungen wie dir erwarten. Schließlich lernst du ja auch nur klatschen und tanzen in deiner tollen Schule. Da bleibt das Lesen wohl auf der Strecke!" – brabbelt die unhöfliche Frau leise vor sich hin.
Augenverdrehend beäuge ich die ältere Frau.
„Na ja, Jeongguks Fähigkeiten beschränken sich nicht nur auf das Klatschen und Tanzen. Denn im Lippenlesen ist er einfach unschlagbar!" – kontere ich und schiebe den Jungen mit einem breiten Grinsen weiter zu seiner Mom. Und am liebsten würde ich der Alten noch so richtig eine würgen, denn wer meinen Kookie beleidigt, der hat eigentlich eine richtige Abreibung verdient.
Allerdings kommt Ae-ri mir zuvor.
„Naja, wenigstens hat mein Sohn Taktgefühl!" – widerspricht sie ihrer großen Schwester ganz cool und lässt sie einfach stehen.
„So eine dämliche Kuh. Ich frage mich echt, warum die überhaupt hier sind. Sollen die sich doch mit ihren ach so tollen Wunderkindern vergraben gehen!" – gibt sie gereizt von sich, als sie Kookie und mich durch den Einlass schiebt.
Als wir die Seilbahngondel betreten, zieht Kookie mich sofort in die äußerste Ecke.
Beschützend lege ich meinen Arm um seine Hüfte und ganz selbstverständlich schmiegt er sich mit seinem Kopf an meine Schulter.
Nach und nach betritt der Rest der Gruppe die große Kabine und ich bin wirklich heil froh, dass wir durch Jeongguks Eltern etwas von den anderen abgeschirmt sind. Wobei Ae-ri uns schon die ganze Zeit belustigt anschaut.
„Bitte entschuldige Eomma, aber wir haben uns etwas verquatscht." – entschuldigt sich der Braunhaarige bei seiner Mom für unsere Verspätung.
„Verquatscht, also?" – fragt sie an uns beide gerichtet.
„Oh ja, dass glaube ich euch sofort. Das muss ja eine wirklich sehr hitzige Diskussion gewesen sein. Oder warum sind eure Lippen so geschwollen?" – bringt sie ganz trocken raus und muss sich sichtlich ein Lachen verkneifen. Sofort fahre ich mir ertappt, mit meinen Fingerspitzen zaghaft über meine Lippen, während Jeongguk sein Gesicht vor Scharm in meiner Halsbeuge vergräbt.
Auch Sooyoung und dessen Eltern schauen uns mit einem wissenden Grinsen an, was das Ganze nur noch peinlicher macht. „Ach Ae-ri, Kookie und Jimin haben doch nur schon einmal ausgemacht, wer heute wen ins Bett bringt! Damit Jimin nicht wieder mitten in der Nacht heimlich über den Flur schleichen muss." – entgegnet er seiner Frau neckend, wobei Ae-ri sofort in schallendes Gelächter ausbricht, als sie den Kommentar ihres Mannes hört.
„Meinst du? Also ich glaube ja, dass sie über diesen Punkt bereits schon lange hinweg sind. Ich glaube viel mehr, dass sie an ihrem Gutenachtkuss gefeilt haben." – gängelt sie uns weiter.
Schnaubend schaut der Teenager seine Eltern an, welcher sich aus seiner Schockstarre langsam wieder lösen kann.
„Vielleicht haben wir auch bloß darüber gesprochen, wo man solche Eltern wie euch unbemerkt verschwinden lassen kann?" – kontert er frech und bringt mich damit zum Kichern. „Miso kennt da bestimmt so ein paar dunkle Ecken, wo es noch nicht einmal jemanden auffällt, wenn die ein oder andere Person auf einmal fehlt." – zieht er seine Eltern weiter mit einem schelmischen Grinsen auf.
Jeongguk dreht sich letztendlich von seinen Eltern weg und lässt seinen Blick über die Landschaft gleiten. Dabei schlinge ich meine Arme von hinten um seinen Bauch und lege mein Kinn auf seiner Schulter ab, während ich es ihm Gleich tue und die Aussicht still genieße.
Die Gondel bringt uns in einem gemächlichen Tempo rauf auf den Berg Tenjo. Von den dort befindlichen Aussichtsplattformen wird einen ein atemberaubender Blick auf den Mount Fuji geboten.
Vorausgesetzt, dass man eine klare Sicht hat.
Und wie sagt man immer so schön: „Wenn Engel reisen ...!" – denn am heutigen Tag zeigt sich das gesamte Yamanshi Tal, bei strahlendem Sonnenschein, in seiner wundervollen bracht.
Als wir alle gemeinsam die Seilbahn auf der Bergstation verlassen, versammeln wir uns erst einmal auf dem großen Vorplatz. Auf welchem sich einige Souvenirshops sowie ein paar vereinzelte, kleine Cafés und Restaurants befinden. Während wir uns schon ungeduldig umsehen, informiert uns Sooyoung über den weiteren Tagesablauf.
Somit gibt er uns den Startschuss, um in den kommenden drei Stunden den Tenjo-Yama-Park zu erkunden.
„Los Jiminie. Ich möchte als erstes zur Aussichtsplattform, da drüben." – zieht Jeongguk mich ungeduldig von der Gruppe weg. Natürlich folge ich dem jungen Mann, da ich es kaum noch abwarten kann endlich wieder mit ihm alleine zu sein.
Als wir die große Aussichtplattform erreicht haben, erschließt sich uns ein atemberaubendes Bild. Denn der höchste Berg Japans, zeigt sich uns von seiner besten Seite. Der Schneebedeckte Wipfel des ruhenden Vulkans ragt in den strahlend blauen Himmel. Lediglich ein paar bauschige Schäfchenwolken kitzeln an dem massiven Gestein des Vulkankegels. Dabei wirkt es schon fast so, als wollten sie durch ihr graziles emporsteigen den schlafenden Riesen wachküssen.
„Es ist so schön hier!" – gibt Jeongguk nun seufzend von sich, als er seine Kamera absetzt und nun einfach nur das eindrucksvolle Panorama genießt, während er seine Arme um meine Taille schlingt.
„Oh ja, da hast du recht. Aber am besten finde ich es, dass wir das zusammen genießen können." – antworte ich dem Braunhaarigen und lege meinen Arm um seine Schulter, um seiner Nähe zu fröhnen. Dabei atme ich seinen einzigartigen Duft ein, welcher mir die nötige Geborgenheit bietet, um mich überall auf der Welt zu Hause zu fühlen - solange Jeongguk in meiner Nähe ist.
Seufzend richtet der Jüngere seinen Blick auf mich.
„Findest du nicht auch, dass der Fuji mit seinem weißen Gipfel schon fast etwas mystisches hat?" – fragt er mich nachdenklich, was mich dazu bringt meine Gedanken weiter schweifen zu lassen. Lediglich ein brummendes, hm, bringe ich über meine Lippen. Weil das Gefühl, welches mich gerade umgibt, einfach unbeschreiblich ist.
Jeongguk und ich genießen noch für einen Moment die Ruhe und den einmaligen Ausblick, bevor wir uns langsam, wieder auf die Socken machen, um uns weiter die Attraktionen des Bergplateaus anzusehen.
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