Kapitel 53 | Der große Tag
POV | Jimin
Ich gebe Kookie noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und verabschiede mich von ihm, bevor ich mich wieder ins Badezimmer zurück ziehe, um mich anzuziehen.
Ich schenke ihm noch einen liebvollen Blick. „Wir sehen uns dann Kookie und ich freue mich schon auf heute Abend." – rufe ich ihm noch mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen zu.
———————
Schnell sucht Jeongguk seine Sachen zusammen und verlässt daraufhin wortlos mein Zimmer.
Ich bin überglücklich darüber, dass wir uns endlich ausgesprochen haben. Und ich kann gar nicht richtig in Worte fassen, wie froh ich darüber bin, dass wir uns ausgerechnet hier in Tokio über den Weg gelaufen sind. Vor allem in so einer Weltmetropole.
Ich hatte bei meiner Buchung echt keinen Plan davon, dass dieses Hotel ausgerechnet Jeongguks Familie gehört. Es war eben der pure Zufall, dass ich hier gelandet bin. Hier in diesem Hotel der Luxusklasse.
Somit war es, dank des unschlagbaren Angebots, wirklich die beste Entscheidung meines Lebens.
Aber worauf ich noch immer genauso wenig klar kommen ist der Aspekt, dass wir uns ausgerechnet hier, in einem der schönsten Cafés der Welt in die Arme laufen. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass Jeonggukie hier sein wird. Immerhin hat er bei unseren Treffen nie etwas davon erwähnt. Selbst nicht, als ich ihn von meinen Reiseplänen in die japanische Hauptstadt erzählt habe.
Ich gehe mittlerweile ganz stark davon aus, dass Kookie es auch selbst erst kurz vor der Angst erfahren hat, dass er zur Eröffnung des Hotels, hier vor Ort sein wird.
Ich glaube ich muss Kookies Eltern danken, dass sie ihren Sohn hier her geholt haben, denn sonst hätten wir uns wirklich erst in Seoul wiedergesehen und ich weiß echt nicht, ob ich das noch so lange ausgehalten hätte – denke ich mir.
Ich bin immer noch total überwältigt, dass er letzte Nacht auch noch bei mir geblieben ist.
Das war einfach traumhaft, denn so konnte ich ihn nach fast drei Wochen wieder die ganze Nacht in meinen Armen halten. Und wenn ich nicht heute, ausgerechnet diesen Wettbewerb vor mir hätte, dann wäre ich wahrscheinlich den ganzen Tag mit meinem Lieblingsmenschen im Bett geblieben.
Aber leider geht das ja nicht und was muss, dass muss. Schließlich habe ich so um die Teilnahme gekämpft, also sollte ich meine Chance jetzt auch nutzen.
Was ich allerdings auch hoffe, ist, dass Jeonggukie keinen Ärger bekommt, weil er die Nacht nicht in seinem Zimmer war und sich auch nicht bei seinen Eltern gemeldet hat.
Klar haben wir darüber gesprochen, dass er wenigstens seiner Eomma schreibt, aber irgendwie haben wir uns gegenseitig abgelenkt, da wir ununterbrochen miteinander rum gealbert haben und somit auch irgendwie in unserer kleinen heilen Welt verschwunden waren. Allerdings hätte ich, als Älterer, darauf achten müssen, dass er wirklich Bescheid sagt, wo er sich aufhält.
Meine Eomma hätte mir damals den Kopf abgerissen, wenn sie nicht gewusst hätte, wo ich bin, wenn ich über Nacht weg bleibe.
Aber sowas wird nie wieder passieren.
Ab jetzt werde ich ihn immer dazu anstacheln, dass er ihnen Bescheid sagt, wenn es mal länger dauert oder er bei mir bleibt. Ich möchte ja schließlich einen guten Eindruck bei seinen Eltern hinterlassen. Schließlich müssen sie mich ja irgendwann einmal an seiner Seite akzeptieren und das nicht bloß als Kumpel – denke ich mir.
Aber darüber möchte ich im Moment eigentlich gar nicht nachdenken, denn ich bin im Moment einfach nur so froh darüber, dass Jeongguk mir verzeihen hat und ich hoffe, dass sich so eine dumme Geschichte nie wieder zwischen uns stellt.
Jetzt freue ich mich aber erst einmal darauf, dass ich meinen Schatz ja spätestens heute Abend gleich wieder sehe, und ich ihn dann wieder in meinen Armen halten kann.
Und darauf freue ich mich schon so sehr.
Da kann ich nur hoffen, dass er seine Drohung nicht wahr macht und mich heute wirklich nicht mehr sehen will, wenn ich nicht unter die ersten Drei komme.
Immerhin kann es ja sein, dass es unter der Vielzahl von guten Konditoren und Patissiers einige viel besser sind als ich und es somit dann für mich nicht ganz so gut aussieht.
Wobei mich das selber sehr ärgern würde.
Denn schließlich weiß ich ja ganz genau, was ich kann. Die Konkurrenz ist trotzdem nicht zu unterschätzen, das habe ich ja gestern schon bei der Creativestage gesehen. Also gilt es jetzt die volle Konzentration auf den Wettbewerb zu legen, damit ich meinen Kookie nicht enttäusche.
Und natürlich gefällt mir auch der Gedanke, dass falls ich den ersten Platz machen sollte, dass ich heute Nacht alles mit ihm machen darf, was ich will.
Oh, und ich wüsste da wirklich schon so Einiges, was ich gern mit ihm machen würde.
Aber ich denke mal, dass ich nicht so gemein zu ihm bin. Ich würde ihn höchstens etwas ärgern. Also braucht sich Jeongguk jetzt nicht fertig machen. Er kann also ganz beruhigt sein. Denn zum einen werde ich heute unter Garantie nicht mit dem ersten Platz hier raus gehen und zum anderen weiß ich auch, dass es für Jeonggukie einfach noch viel zu früh ist, um wirklich was anzustellen, was mir im Moment so vorschwebt.
Immerhin macht er es mir mit seiner Art und seinen ganzen Aktionen nicht wirklich leicht ihm noch lange zu wiederstehen.
Aber mir ist sofort klar gewesen, dass er was ganz anderes im Sinn hatte, als er das gesagt hat, dass ich dann alles mit ihm machen darf. Ich bin mir sicher, dass Kookie nicht im Geringsten, daran gedacht hat weiter zu gehen. Obwohl mir auch nicht entgangen ist, dass er ganz schön damit zu kämpfen hatte, eben, als ich unter der Dusche stand. Denn schließlich ist mir die leichte Beule, welche sich durch die enge Boxershort abgezeichnet hat, nicht entgangen.
Und um ehrlich zu sein, hätte ich ihm liebend gern dabei geholfen, diese zu beseitigen – denke ich mir. Nur leider habe ich nicht die Zeit mir weiter darüber Gedanken zu machen, denn schließlich muss ich mich beeilen, damit ich noch meine Vorbereitungen für den Wettbewerb treffen kann.
Fix und fertig angezogen mache ich mich auf den Weg zu Suki in die kleine Bäckerei.
Ich habe jetzt noch genau drei Stunden Zeit, bis ich im Messezentrum sein muss. Also nutze ich diese, um schon einmal ein paar Sachen vorzubereiten.
Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, betrete ich den kleinen Laden.
Suki ist gerade dabei ein paar Kunden zu bedienen. Kurz begrüße ich sie, bevor ich mich in ihrer Backstube verschanze. Als alle Gäste versorgt sind, begrüßt sie mich mit einem freundlichen Lächeln.
„Guten Morgen, Jimin. Na, bist du für deinen großen Tag bereit?" – fragt sie mich motivierend. Allerdings gibt mir die grauhaarige Dame nicht die Möglichkeit darauf zu antworten, den schon spricht sie weiter. „Ach was frage ich überhaupt. Du hattest doch bestimmt eine sehr schöne Nacht? Also jedenfalls denke ich mir das, so wie du gestern gestrahlt hast, als du mit dem jungen Mann weg gegangen bist. So, Hand in Hand. Und wie er dich die ganze Zeit angeschaut hat. Es war einfach traumhaft euch beiden zuzuschauen. Ich hoffe, du stellst mir den jungen Mann auch noch mal richtig vor." – schmachtet sie förmlich vor sich hin.
Verlegen kratze ich mir am Hinterkopf.
„Naja, wir haben uns ausgesprochen und ja es war sehr schön diese Nacht. Und soll ich dir was sagen? Heute Abend sehen wir uns wieder. Allerdings nur, wenn ich unter die ersten Drei komme. Das heißt also, ich muss meinen Arsch jetzt etwas mit nehmen, damit ich wirklich alles in der vorgeschriebenen Zeit hinbekomme. Sonst muss ich wohl heute Nacht allein nach Hause gehen." – erzähle ich ihr ganz kurz.
Nebenbei rühre ich schon die ersten Teige für heute Mittag zusammen.
„Ich hoffe allerdings, dass er die Drohung nicht wahr macht, denn ich mache mir wirklich Sorgen, dass ich überhaupt so weit komme. Schließlich sind das dort alles Teilnehmer, welche wirklich was von ihrem Handwerk verstehen." – gebe ich besorgt von mir.
Jedoch kommt Suki sofort mit erhobenem Zeigefinger auf mich zu.
„Vergiss es, du schaffst das. Und soll ich dir auch sagen warum? Weil er an dich glaubt und dir Vertraut. Auch wenn er es vielleicht in den letzten Wochen nicht ganz so gezeigt hat, so hat er seinen Fehler eingesehen und er bereut es zu tiefst. Der Junge traut dir ehrlich zu, dass du es unter die Besten schaffst. Also hör auf zu jammern und zeige deinem Prinzen, dass du es auch wirklich bist." – belehrt sie mich.
Und ja, ich werde auf jeden Fall alles geben, um Jeongguk zu zeigen, dass ich es schaffe. Schließlich möchte ich den heutigen Abend mit ihm verbringen. Das sollte doch Motivation genug sein.
Da ich keine Zeit zu verlieren habe, bereite ich nun alles andere weiter vor.
Als ich meine Teige fertig habe, kümmere ich mich um die Fruchtkugeln. Hierfür löse ich zunächst das Calciumchlorid in einer Schüssel mit Wasser auf. Danach verrühre ich noch etwas von dem Natrium-Alginat mit den jeweiligen Säften. Wobei ich dem Heidelbeersaft noch etwas Champagner hinzufüge, damit ich auch hier noch einmal diese Komponente mit verarbeitet habe.
Nach und nach spritze ich die Tropfen mit den Einwegspritzen in die Schüssel mit dem Wasser und warte, bis die Fruchtkugeln die richtige Konsistenz erreicht haben, bevor ich diese in zwei Schalen aufteile.
Damit fertig, packe ich meine ganzen Zutaten in verschiedene Kisten und räume noch die Backstube auf. Anschließend rufe ich im Hotel an und lasse mich vor der Bäckerei von einem Fahrer abholen. Zum Glück ist es der gleiche Chauffeur von gestern, der das ganze Prozedere schon kennt.
Ein paar Minuten später, fährt er auch schon direkt vor Sukis Laden vor und öffnet mir sogar schon einmal den Kofferraum, so dass ich meine Kisten bloß noch sicher verstauen brauche.
Nun kann ich mich endlich auf den Weg in die Messehalle machen und je näher wir dem Ziel kommen, desto mehr steigt meine Aufregung, vor den bevorstehenden Stunden.
An der Messehalle angekommen, bringe ich meine ganzen Zutaten rein und melde mich mit meiner Akkreditierung und meiner Teilnehmernummer an. Da wir gestern schon unsere Startzeiten bekommen haben und wir eigentlich im 20 Minutentakt mit unseren Aufgaben anfangen, kann ich auch sofort zur Inspektion durchgehen.
Nachdem die Juroren meine mitgebrachten Zutaten und vorbereiteten Waren alle abgesegnet haben, kann ich mich dann in ruhe auf meinen Showdown vorbereiten. Ich atme erst einmal erleichtert auf, weil sie wirklich alles ohne Probleme abgenommen haben. So kann ich beruhigt an meinen Platz gehen und alles fertig machen.
Total in meinen Gedanken versunken, stelle ich alle meine Zutaten bereit, als ich auf einmal von meinem Handy unterbrochen werde.
Als ich dieses zur Hand nehme, entdecke ich eine Nachricht von meinem Kookie.
Sofort fange ich an zu grinsen, als ich diese öffne. Zum Vorscheinen kommt ein Selfie von meinem Keks, auf dem er einen Kussmund macht und zudem formt er noch mit seinem Daumen und dem Zeigefinger ein Herz. Ich freue mich über die Nachricht da er mir viel Glück wünscht und außerdem teilt er mir mit, dass er an mich denkt. Diese Worte bringen mich noch mehr zum Grinsen, denn sofort spüre ich wieder die vielen Schmetterlinge in meinem Bauch.
Bei genauerem Hinsehen fällt mir auf, dass die Person, welche im Bildhintergrund zu sehen ist, ich selbst bin. Irritiert schaue ich auf und lasse meinen Blick suchend durch die Halle schweifen. Und tatsächlich entdecke ich da meinen Jeonggukie, welcher gerade mit einer kleinen Gruppe durch die Halle geführt wird. In dieser Gruppe erkenne ich auch Kookies Eltern.
So, so. Das sind also die wichtigen Geschäftstermine – denke ich mir.
Die Gruppe setzt sich langsam wieder in Bewegung und als Kookie mir noch einmal seine Aufmerksamkeit schenkt, werfe ich ihm einen Luftkuss zu. Was den Braunhaarigen zum Kichern bringt, als er diesen annimmt und an seine Hände anschließend an seine Brust drückt.
Wie kann man einer Person bloß so verfallen? – frage ich mich.
Denn dieser Junge schafft es immer wieder mich lediglich mit seiner Anwesenheit völlig aus dem Konzept zu bringen. Und schon schweife ich wieder mit meinen Gedanken ab. Und zwar muss ich an heute morgen denken, als ich duschen war und mich dieser unschuldige Junge die ganze Zeit völlig ungeniert beobachtet hat. Seine Reaktion, als ich mich zu ihm umgedreht habe, war einfach Gold wert.
Seine Blicke und wir er förmlich jeden Zentimeter meines Körpers mit seinen Augen lustvoll abgescannt hat, hat mir wieder einmal gezeigt, wie sehr ich ihn will. Und dass auf wirklich allen Ebenen.
Allerdings bleibt mir nicht viel Zeit meinen Gedanken weiter nachzuhängen.
Denn kurz bevor für mich der endgültige Startschuss für den Wettbewerb fällt, wird mein Arbeitsplatz noch einmal gründlich, durch die Veranstalter, unter die Lupe genommen. Und um Punkt 12:00 Uhr, heißt es dann für mich volle Konzentration. Nun habe ich fünf Stunden Zeit mein Drei-Komponenten-Dessert, mein Freestyle-Dessert und in der letzten Runde, meine Petit Fours, vor den Augen der kritischen Fachjury und der, der neugierigen Messebesucher herzustellen.
Nach und nach erstelle ich die einzelnen Komponenten für meine Menüfolge und bin dabei völlig in meinem Element.
Da ich für mich das Thema 'tasty Love' entschieden habe, arbeite ich auch mit sehr verspielten Designs.
Immer mehr Punkte kann ich von meiner Liste streichen und meine Kreationen nehmen immer mehr Form an. Irgendwie gehen mir heute meine ganzen Handgriffe viel leichter von der Hand als noch gestern zur Kick-off-Veranstaltung.
Dabei herrschen genau die gleichen Bedingungen.
Wobei heute eigentlich noch mehr Stress herrschen müsste, da ich im Gegensatz zu gestern, drei Aufgaben in der gleichen Zeit erfüllen muss.
Das einzige, was heute anders ist, ist, dass ich mich mit Jeonggukie ausgesprochen habe.
Und ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mir gestern Abend ein echter Stein vom Herzen gefallen ist, als Kookie mich sofort auf mein Zimmer begleitet hat und wir über alles gesprochen haben. Ich freue mich schon so darauf, wenn ich ihn heute Abend endlich wieder in meinen Armen halten kann.
Mit einem leichten Lächeln auf meinen Lippen, habe ich gerade die Arbeit an meinen Petit Fours beendet und auch schon für die Abschließende Bewertung auf einer drei-Stöckigen Etagere im Vintage-Style drapiert.
Immer abwechselnd lege ich ein rundes Red-Vevlvet-Zitronen-Küchlein mit einer weißen Fondantdecke, welcher mit einer dunkelroten Buttercreme-Rose verziert ist. Einen viereckigen Brownie-Kirsch-Petit Four mit einer feinen Ganache aus Ruby-Schokolade, welche mit einer halben Herzkirsche dekoriert ist. Und zu guter Letzt gesellen sich die Herzförmigen Himbeer-Baumkuchen-Petit Fours, mit einer zartrosa farbenen Zuckerglasur hinzu. Diese sind passen dazu mit kleinen weißen Marshmallow-Herzen verschönert.
Insgesamt 15 der kleinen Küchlein befinden sich nun auf der Etagere, welche ich noch mit ein paar Früchten ausschmücke, damit ein einheitliches Gesamtbild für das gesamte Menü entsteht.
Nun stehen die sechs Dessertteller aus der Freestylerunde auf der Liste.
Hierfür habe ich mich dazu entschieden eine Dessertvariation aus insgesamt drei Leckereien vorzustellen. Zum einen habe ich mich für einen Mini-Strawberry-Cheesecake, eine Praline aus einem Vanille-Beeren-Parfait und für ein klassisches Panna Cotta mit einer Saltet-Caramel-Sauce entschieden.
Zunächst ziehe ich die selbstgemachte Schokoladensauce in einer Sichelform auf der linken Seite des großen runden Tellers. Im oberen Drittel des Schokostreifens platziere ich den Mini-Strawberry-Cheesecake und auf das untere Drittel setze ich das Panna Cotta. Die Mitte halte ich für das Parfait noch frei, da ich dieses erst kurz vor der Präsentation hinzu geben möchte. Sonst verläuft es ja schon, ehe ich überhaupt vor der Jury stehe – denke ich mir.
Auf der restlichen freien Fläche des Tellers, schreibe ich mit einem, mit Schokoladensauce befüllten Spritzbeutel, mein Menümotto, in geschwungenen Buchstaben.
Drum herum verteile ich geeiste Früchte, wie kleine Walderdbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren und Blaubeeren. Diese habe ich zuvor kurz in einem Zuckersirup getaucht um sie anschließend mit einer feinen Schicht Puderzucker zu bestäuben. So sehen sie aus, als wären sie gerade von einem herbstlichen Raureif am Morgen benetzt.
Des Weiteren setze ich kleine steifgeschlagene Eiweißtupfen auf dem Teller verteilt ab, welche ich anschließend mit einem Flambierbrenner kurz zu einem Baiser abbrenne.
Ich bin so in meine Arbeit vertieft, dass ich kaum, etwas von meinem Umfeld mitbekomme.
Als ich jedoch kurz aufschaue, blicke ich geradewegs in ein Kameraobjektiv. Zunächst bin ich etwas irritiert, allerdings erkenne ich bei genauerem Hinsehen, dass es sich bei dem Fotografen, um keinen geringeren als Jeongguk handelt.
Mit einem breiten Lächeln strahle ich den Jungen an und forme, wie er heute Vormittag, mit meinem Daumen und meinem Zeigefinger ein Herz und halte es ihm entgegen.
Trotz seiner Anwesenheit versuche ich mich weiter auf meine restliche Arbeit zu konzentrieren. Als mir dann einer der Organisatoren mitteilt, dass ich in fünf Minuten mit meiner Präsentation dran bin, führe ich noch die letzten Handgriffe aus.
Nun setze ich die Praline aus dem Vanille-Beeren-Parfait in die Mitte der Sichel aus Schokolade. Damit fertig hole ich noch die sechs Dessertgläser mit der weißen Mousse au Chocolat mit einem Himbeer-Champagner-Schaum aus dem Kühlschrank.
Zum Schluss räume ich meine Menü-Komponenten auf einen Servierwagen, damit ich alles heil zu meiner Präsentation vor der Fachjury bekomme.
Viel Zeit zum durchschnaufen bleibt mir nicht mehr, denn da werde ich auch schon zur Vorführung meines Menüs abgeholt.
Mein Herz schlägt mir vor Aufregung bis zu Hals.
Kookie, welcher nun schon die ganze Zeit geduldig an meiner Schauküche wartet, scheint dies zu merken. Denn er kommt plötzlich auf mich zu gelaufen und gibt mir einen hauchzarten Kuss auf den Mund. „Du schaffst das, Hyung. Deine Sachen sehen von allen am besten aus. Und ich weiß auch, dass du sie alle vom Geschmack weg pusten wirst. Ich glaube an dich." – flüstert er mir noch schnell zu, bevor ich mich nun endgültig auf den Weg zur Abgabe mache.
In dem Konferenzraum ist ein Tisch aufgebaut, auf dem ich mein Drei-Komponenten-Dessert, mein Freestyle-Dessert und die Etagere mit meinen Petit Four-Kompositionen ansehnlich aufstelle damit die Veranstalter meine Ergebnisse fotografieren können.
Danach beginnt die Jury mit ihrer Verkostung und ich muss dem Komitee jedes einzelne Detail aus meinem Konzept sowie über die Zutaten und die Herstellungsweise erläutern. Und nach und nach beginnen sie damit meine Glanzstücke zu verkosten.
Fünfzehn Minuten später, werde ich auch schon wieder aus dem Saal entlassen.
Und es ist egal, wie die Sache heute für mich ausgeht. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich alles gegeben habe und was noch besser ist, ich hatte sehr viel Spaß an meiner Arbeit.
Auch die erste Einschätzung des Kuratoriums war nach meinem Empfinden sehr vielversprechend. Mit einem guten Gefühl kehre ich zu meinem Arbeitsplatz zurück, wo auch schon ein nervöser Kookie auf mich wartet.
„Und?" – fragt der Braunhaarige mich neugierig.
Schulterzuckend schaue ich den Teenager an. „Naja, ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Aber ich denke mal, dass es ganz gut gelaufen ist. Jedenfalls haben sie erst einmal nichts Negatives gesagt." – gebe ich auf seine Frage hin von mir.
Allerdings kann ich meine Freunde auch nicht länger zurück halten.
„Ganz im Gegenteil, sie haben sogar mein Konzept gelobt und dass ich das Thema sehr gut umgesetzt habe. Von meiner Philosophie, bis hin zur finalen Umsetzung ist alles sehr stimmig. Zum Ende haben sie sogar noch gesagt, dass sie die versprochene Liebe herausschmecken." – platzt es förmlich aus mir raus.
Sofort springt mir Jeongguk vor Freude in die Arme, so dass ich ihn gerade noch so auffange.
Er schlingt seine Beine um meine Hüfte und verschränkt seine Arme in meinem Nacken. Schnell lege ich meine Hände unter seine Oberschenkel, um ihm den nötigen Halt zu geben.
„Ich bin so stolz auf dich, mein Jiminie-Hyung. Ich wusste es, dass du das alles schaffst. Du bist und bleibst eben der Beste." – gibt er begeistert von sich und bringt mich damit zum Schmunzeln.
„Das heißt doch aber leider noch lange nichts, mein Kleiner. Alle Teilnehmer hier sind so gut, dass immer noch jemand besser sein kann als ich." – versuche ich seine Euphorie zu bremsen.
Allerdings schaut er mich mit seinen großen braunen Augen an.
„Und selbst wenn die Jury andere für besser hält, so weiß ich es besser. Und ich weiß wie viel Liebe und Herzblut du jeden Tag in deine Arbeit steckst und somit bist und bleibst du für mich immer die Nummer eins. Und das wird auch immer so bleiben, mein Jiminie-Hyung!" – spricht er und drückt sofort seine Lippen auf meine. Und allein diese Geste ist für mich Belohnung genug.
Genau dafür hat sich die ganze harte Arbeit gelohnt.
Nur zu gern erwidere ich diesen Kuss. Und dass wir hier gerade in Mitten einer großen und gut besuchten Messehalle stehen, blenden wir beide in diesem Moment vollkommen aus.
Als wir uns aus unserm liebevollen Kuss lösen, schaue ich Jeongguk in seine tiefbraunen Augen.
„Ich danke dir Kookie. Danke, dass du da bist. Du machst mich in diesem Moment so glücklich, dass es schon fast egal ist, welches Ergebnis hier heute raus kommt. Die Hauptsache ist nämlich, dass ich die Nummer Eins bei der wichtigsten Person in meinem Leben bin. Und ich hoffe, dass das auch noch ganz lange so bleiben wird." – hauche ich ihm gegen seine Lippen. Was bei dem Braunhaarigen ein verlegenes Lächeln auslöst.
Vorsichtig setze ich Jeongguk wieder ab, jedoch bleiben wir noch einen Moment so nah beieinander stehen und genießen die Nähe des anderen.
Doch auch dieser Moment ist irgendwann einmal vorbei, als wir auf einmal von einer fröhlichen Frauenstimme unterbrochen.
„Also Jimin, ich habe ja echt gedacht, dass du armer Junge hier verzweifelt an deinen Aufgaben schwitzt und was muss ich dann sehen?" – begrüßt sie mich empört. „Du stehst hier ganz entspannt rum und kuschelst in aller Seelenruhe." – spricht sie einfach weiter und holt uns damit voll und ganz in die Realität zurück.
Sofort drehen wir uns zu ihr um.
„Tja, dann hättest du wohl eher ausschlafen müssen. Dann hättest du Jeongguk beim Daumendrücken unterstützen können." – gebe ich frech von mir, was die ältere Dame mit einem leichten Klapps auf meinen Hinterkopf bestraft, was den Schüler in meinen Armen zum Lachen bringt.
Schmollend drücke ich diesen Verräter von mir und verschränke gespielt beleidigt meine Arme vor der Brust.
„Sei nicht böse, mein Jiminie. Ich habe dich doch lieb, auch wenn du schmollst. Aber sie hat leider recht. Du solltest schnell deinen Arbeitsplatz aufräumen. Ich sterbe nämlich gleich vor Hunger." – fängt Kookie auf einmal an zu jammern. Und sofort fange ich an meinen Arbeitsbereich auf Vordermann zu bringen.
Meine übrigen Desserts habe ich schon in meiner Kühlbox sicher gestellt. Dass sie später dann auch noch schön aussehen, wenn sie dann im Ausstellungsraum der Messehalle präsentiert werden.
Während ich also mein ganzes Zeug fertig packe, richte ich mich an meinen Freund.
„Kookie, du hast doch bestimmt alles fotografiert? Kann ich dann ein paar Bilder davon haben? Damit ich sie an meine Eltern und natürlich auch an Jin schicken kann. Zu Hause wollen schließlich auch alle wissen, was ich so fabriziert habe." – frage ich ihn aufgeregt, was er natürlich mit einem ja beantwortet.
Ich freue mich total darauf meinen Eltern meine Ergebnisse zu zeigen, denn wie ich meine Eomma kenne, sitzt sie zu Hause bestimmt schon auf glühenden Kohlen.
Geduldig warten mein Herzblatt und Suki darauf, dass ich endlich fertig bin.
Als ich alles aufgeräumt habe, ziehen wir uns in eine naheliegende Sitzecke zurück. Seufzend lasse ich mich auf einen der Sessel fallen, als der Braunhaarige mir etwas zu Essen reicht. „Hier, ich habe mir gedacht, dass du vielleicht auch Hunger hast. Du bist bestimmt noch nicht zum Essen gekommen." – sagt er lächelnd und holt ein kleines Päckchen aus seinem Rucksack hervor.
„Es ist zwar nur eine Kleinigkeit aber fürs Erste sollte das reichen. Schließlich gibt's dann im Hotel ein wirklich tolles Buffet. Jedenfalls haben meine Eltern das versprochen." – erzählt er mir und hält mir im gleichen Augenblick ein Onigiri vor die Nase.
Und wieder bin ich diesem Menschen so dankbar.
Denn er hat völlig recht mit seiner Vermutung. Aber ich hatte bisher, durch die ganze Aufregung und die Anspannung, auch noch kein wirkliches Verlangen danach etwas zu essen.
Bevor ich mich über den kleinen Snack her mache, beuge ich mich zu Jeongguk rüber und gebe ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. „Danke, du bist echt der Beste." – entgegne ich ihm für das Essen. Und nun kann ich mich nicht mehr zurück halten und fange an genüsslich zu essen.
Währenddessen unterhalten wir uns mit Suki über ihren Laden. Und auch der Jüngere zeigt sich total begeistert von dem kleinen Geschäft, was natürlich die rüstige Japanerin erfreut. Mir hingegen versetzt es einen kleinen Stich im Herzen, denn bisher hat der Junge nur so über meine Backwerke geschwärmt.
Allerdings gibt er auch sofort zu, dass er trotzdem meine Sachen viel mehr mag, was Suki zum lachen bringt. „Tja, gegen die Liebe habe ich, auch als alter Hase, keine Chance!" – seufzt sie ergeben. „Aber da bewahrheitet es sich mal wieder, dass Liebe durch den Magen geht." – entgegnet sie und und schaut uns abwechselnd mit einem so liebevollen Blick an.
„Weißt du was Jeongguk, wenn du möchtest, dann kannst du mitkommen, wenn dein Jimin mir ein paar Sachen von sich zeigt und beibringt. Und ich würde euch dann auch noch ein paar alte Rezepte beibringen, welche ich auch schon von meiner Oma habe. Vielleicht könnt ihr sie ja dann irgendwann einmal an eure Kinder weitergeben." – schlägt sie uns vor, was Jeongguk natürlich sofort annimmt.
Gerade als ich den letzten Bissen vertilgt habe, werde ich von einer jungen Frau aus dem Organisationskomitee angesprochen.
„Mr. Park?" – ertönt die freundliche Stimme.
Sofort richte ich meine Aufmerksamkeit auf sie. „Mr. Park, hier haben sie ihre offizielle Einladung für die Preisverleihung heute Abend. Und ich möchte sie bitten, dass sie ihr komplettes Menü für die Ausstellung bei der Ehrung bitte am Veranstaltungsort abgeben. Sie können es gern dann hier, in einer Kühlbox, abgeben und wir nehmen es dann mit." – teilt sie mir mit.
Völlig perplex schaue ich sie an, bevor ich ihr antworte.
„Okay, das mache ich. Kann ich die Box auch selber abgeben. Ich wohne in diesem Hotel." – biete ich letztendlich an. Wobei ich noch immer total irritiert bin, warum ich eine persönliche Einladung für die Abschlussveranstaltung erhalte, wo doch alle Teilnehmer automatisch daran teilnehmen müssen.
„Das können sie auch gern machen. Dann sehen wir sie dann bei der Preisverleihung, Mr. Park. Bitte seien sie pünktlich." – verabschiedet sie sich dann von mir.
Kopfschüttelnd schaue ich der Dame hinterher.
Allerdings springt Kookie sofort auf. „Na los Hyung, wir müssen nach Hause, du willst dich doch bestimmt noch einmal frisch machen." – fordert er mich auf und greift sofort nach meiner Hand, um mich hochzuziehen. Schnell packe ich alles ein und sofort machen wir uns auf den Weg ins Hotel.
Gott sei Dank hat Kookie den Fahrer gleich angerufen, so dass dieser schon vor der Halle bereit steht. Und eine gute halbe Stunde später sind wir auch schon im Hotel angekommen. Zunächst bringen wir mit Suki die leeren Kisten zurück in ihren Laden, bevor ich mich erst einmal von ihr verabschiede.
Gemeinsam laufe ich mit dem Jüngeren zurück in Richtung unserer Unterkunft.
In der Hotellobby nimmt er mir die Kühlbox ab. „Geh du schon einmal hoch in dein Zimmer und ich gebe die Box schnell noch die Box ab. Ich komme dann einfach dreiviertel acht zu dir." – schlägt er mir bestimmend vor.
Jeongguk schaut sich kurz um und als die Luft rein ist, gibt er mir einen kurzen Kuss auf den Mund. Schmunzelnd schaue ich den Jungen an.
„Aye, aye, Sir!" – salutiere ich vor ihm.
„Aber wehe du naschst. Das sehe ich sofort!" – entgegne ich ihm lachend. Jeongguk legt seinen Kopf leicht schief und schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ist das dein scheiß Ernst?" – fragt er mich leicht genervt. „Das ist bloß Vorsicht." – antworte ich ihm daraufhin und ziehe ihn in meine Arme.
„Ich kenne dich eben, mein kleines Schleckermäulchen!" – hauche ich dem Jüngeren ins Ohr und gebe ihm anschließend noch einen Kuss auf die Wange. „Du Pabo!" – entgegnet er mir daraufhin kichernd.
„Ich werde schon nicht naschen. Es sieht ja auch ein bisschen doof aus, wenn alles angenagt ist. Was sollen denn die Gäste denken, wenn sie das sehen. Aber ich habe echt nichts dagegen, wenn du mir das zu Hause auch mal alles machst. Am besten gleich am Mittwoch, da bin ich wieder in Seoul und mein Kühlschrank ist leider auch leer." – ärgert er mich.
„Ganz bestimmt werde ich dir diese Dessert zu Hause noch einmal machen. Immerhin sind es ja auch alles Dinge, welche du magst. Ich habe mir sogar überlegt, diese jetzt auf jeden Fall mit in die Karte aufnehmen. Da kannst du ja dann alles durchprobieren, wenn du dann dein hart verdientes Geld bei uns ausgibst." – antworte ich ihm darauf.
„Aber nicht gleich am Mittwoch. Ich bin selber erst am Donnerstag wieder an der Arbeit, weil ich erst am Mittwochnachmittag zurück fliege." – kläre ich ihn über meinen Aufenthalt hier auf. Worauf er sofort anfängt zu lächeln. „Na das passt ja super. Dann haben wir ja vielleicht noch ein bisschen Zeit, um hier vielleicht was gemeinsam zu machen?" – schlägt er mir vor und schaut mich dabei mit großen Augen an.
„Liebend gern!" – antworte ich ihm und verbinde unsere Lippen erneut miteinander.
Als wir uns aus diesem Kuss lösen, lächelt Jeongguk mich an und verabschiedet sich anschließend von mir. Während er zunächst erst einmal in den Festsaal geht, mache ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Schließlich fängt die Veranstaltung in gut anderthalb Stunden an.
Und da ich ja pünktlich sein soll, muss ich mich wohl noch etwas beeilen.
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