Kapitel 50 | Was man nicht im Kopf hat ...

POV | Jeongguk

Ich nehme auf einem der Stühle platz, um meinen Laptop raus zu holen und setzte dazu noch meine Kopfhörer auf. So nutze ich gleich noch die Gelegenheit, um an meinem Projekt für die Schule rum zu basteln.

Somit vergeht die Zeit sehr schnell und ehe ich mich versehe, sitze ich auch schon in der Korea Air-Maschine und fliege dem Land des Lächelns, entgegen.

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Pünktlich auf die Minute setzt das Flugzeug zur Landung an.

Aufgeregt rutsche ich auf meinem Platzt herum. Warum genau ich so hibbelig bin, kann ich noch nicht einmal wirklich sagen, denn eigentlich war ich schon so oft in Tokio, dass es schon ehr wie ein zweites zu Hause für mich ist.

Sonst habe ich mich hier auch immer total wohl gefühlt. Aber dieses Mal fühle ich tausende von Schmetterlingen in meinem Bauch rumoren. Fast schon so, als würde Jimin genau neben mir sitzen und mich immer wieder mit seinen wundervollen Händen berühren.

Ich kann es kaum noch abwarten, endlich aus der Maschine rauszukommen.

Warum fühle ich mich so? Liegt es vielleicht an der Hoffnung Jimin hier zu begegnen? Schließlich befindet er sich ja genau jetzt auch hier in Tokio.

Aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihm ausgerechnet hier in dieser Metropole begegne. Eigentlich liegt die Chance gleich bei null. Aber wie sagt man immer so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Als endlich die Freigabe zum Verlassen des Flugzeuges erteilt wird, schnappe ich mir mein Handgepäck und mache mich zusammen mit den anderen Passagieren auf den schnellsten Weg zur Gepäckausgabe.

Ich habe Glück, denn als ich die große Halle mit den Kofferbändern betrete, fällt mir sofort mein Gepäck ins Auge, welches schon auf dem Band umher kreist. Ich schnappe mir meine Koffer und gehe anschließend in Richtung der Ankunftshalle, wo ich auch schon von meiner Eomma sehnsüchtig erwartet werde.

Als sich unsere Blicke treffen, fängt sie an, bis über beide Ohren zu strahlen.

Sofort winkt sie mir zu, was ich mit einem ehrlichen Lächeln erwidere. Und ich bin in diesem Moment so froh, meine Eltern endlich wieder zu sehen.

Selbst meinen Vater habe ich in den vergangenen Tagen sehr vermisst.

Und es ist an der Zeit, dass wir endlich mal wieder Zeit als Familie verbringen. Auch wenn wir morgen erst einmal ein paar Geschäftskunden hier abklappern und am Abend die Eröffnung des neuen Hotels feiern, so hoffe ich auch darauf, dass sie sich trotz allem die Zeit nehmen und auch mal einen Tag fern ab von ihrer Arbeit mit mir verbringen.

Denn genau das fehlt mir in diesem Moment.

Auch wenn ich jetzt schon 18 Jahre alt bin. So brauche ich meine Eltern doch ab und zu noch – stelle ich fest.

Endlich im öffentlichen Bereich angekommen, kommt meine Mom sofort auf mich zugestürmt, um mich gleich in ihre Arme zu zeihen. Seufzend kuschle ich mich fest an die zierliche Frau und erwidere diese Umarmung. Und wieder wird mir klar, wie sehr ich meine Eltern eigentlich vermisse, wenn sie immer wochenlang nicht zu Hause sind.

„Da bist du ja endlich mein Kookielein. Ich habe dich sowas von vermisst!" – begrüßt sie mich und drückt mir einen fetten Schmatzer auf die Wange.

Jammernd reibe ich mir über die Wange.

„Pha, du bist ja schlimmer als Miso." – beschwere ich mich dabei und ernte daraufhin einen fragenden Blick von meiner Mutter. „Na das ist ja eine echt tolle Begrüßung. Hast du deine Lieblingseomma denn nicht wenigstens ein bisschen vermisst?" – fragt mich die Ältere schmollend.

Lächelnd schaue ich die Frau mit den rotbraunen und schulterlangen Haaren an.

„Also jetzt wo du es erwähnst, dann habe ich dich vielleicht auch ein kleines bisschen vermisst." – erwidere ich schmunzelnd und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.

Langsam schiebt sie mich ein Stück von sich weg und betrachtet mich für einen Moment.

„Du bist so groß geworden." – sagt sie seufzend. „Ich frage mich echt, wo die Zeit geblieben ist. Gestern hast du noch auf meinem Schoß gesessen und ich musste dir deine Lieblingsgeschichte zum 1.000ten Mal hintereinander vorlesen. Und jetzt, schau dich an. Jetzt steht auf einmal ein junger Mann vor mir ...!" – spricht sie ihre Erinnerungen aus und schaut mich dabei nostalgisch an.

„Und morgen suche ich für dich und Appa das Altenheim aus und reiße die Weltherrschaft an mich." – falle ich ihr kichernd ins Wort.

Entsetzt schaut meine Mutter mich an.

„Hey, du bist ganz schön frech geworden. Ich glaube wir sollten mal ein ernstes Wörtchen über deinen Umgang sprechen. Dein kleiner Bäcker bringt dir wohl keine Manieren bei?" – fragt sie mich glucksend. Allerdings kann ich bei diesem Thema im Moment echt nicht mit lachen. Da mich mein schlechtes Gewissen, dem Schwarzhaarigen gegenüber aktuell echt fertig macht.

Ohne ein weiteres Wort darauf zu sagen, nehme ich mein Gebäck und schiebe die Koffer in Richtung Ausgang.

Meine Mom schaut mich fragend an, folgt mir allerdings sofort und gemeinsam laufen wir zu ihrem Wagen. Im Auto herrscht zunächst einen Moment lang Ruhe, als wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft machen.

„Weißt du was Kookie? Bevor wir ins Hotel gehen, zeige ich dir erst einmal einen kleinen Laden, der dir mit Sicherheit gefällt. Da gönnen wir uns erst einmal eine heiße Schokolade und du erzählst mir, was dich bedrückt. Und ich sage dir eins, wenn dieser kleine, niedliche Bäcker dir weh getan hat, dann reiße ich ihm seinen süßen Hintern auf. Das verspreche ich dir." – schlägt sie mir vor.

Und sofort laufen mir einzelne Tränen über die Wange.

So ein Mist! Warum bin ich auch so ein dämlicher Idiot. „Okay!" – bringe ich mit zitternder Stimme heraus und erhalte einen sorgenvollen Blick von ihr.

Der Rest der Fahrt verläuft sehr still und ich bin meiner Eomma mehr als dankbar, dass sie mir erst einmal Zeit gibt mich seelisch und moralisch auf das nun folgende Gespräch vorzubereiten und in diesem Moment nicht weiter fragt.

Am Hotel angekommen, fährt meine Mutter direkt vor den Haupteingang.

Sofort kommt ein Mitarbeiter und öffnet uns die Autotüren. „Herzliche Willkommen im Hotel 'the prince gallery Tokyo'." – begrüßt er uns mit einem freundlichen Lächeln. Ich erwidere diese Geste und steige aus dem Auto aus. Meine Mom gibt dem Mann den Auftrag, mein Gepäck schon einmal in mein Zimmer bringen zu lassen und das Auto in der Garage zu parken. Sofort bestätigt er seinen Auftrag und fängt damit an die weiteren Schritte in die Wege zu leiten.

Meine Eomma greift nach meinem Arm und zieht mich mit sich mit.

Und schon nach ein paar Minuten, stehen wir vor einer kleinen Bäckerei. „Kookie, glaube mir, hier gibt es echt tolle Sachen. Als ich das erste Mal hier war, da habe ich gedacht ich platze, weil ich einfach nicht aufhören konnte mich durch das gesamte Sortiment zu probieren." – erzählt sie mir freudestrahlend, als wir den kleinen und liebevoll eingerichteten Laden betreten.

Sofort steigt mir der feine Duft von Gebäck und Kaffee in meine Nase und auch wenn ich weiß, dass dies nicht das tasty temptation ist, so fühle ich mich doch gleich wie zu Hause.

Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen und atme tief ein.

Wie ich diesen Geruch doch liebe – denke ich mir und muss sofort an den schwarzhaarigen Patissier denken. Und ich wünsche mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass ich ihm hoffentlich bald wieder nahe sein kann. Denn mit jedem Tag, an welchem ich ihn nicht spüren kann, wächst mein Verlangen nach ihm immer weiter.

Ja, ich vermisse diesen Mann einfach unheimlich und ich kann mich eigentlich nur noch selbst dafür Ohrfeigen, dass ich so dämlich war mich ihm gegenüber wie ein kleines bockiges Kind zu verhalten.

Langsam öffne ich meine Augen wieder und schaue mich in der kleinen Patisserie um.

In der Theke entdecke ich viele leckere Sachen wie, Torten, kleine Tartlettes und Pralinen. Ach, eigentlich findet man hier alles, was das Herz begehrt. „Was möchtest du Kookie?" – fragt mich meine Eomma und lenkt somit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

Überlegend richte ich meinen Blick auf die kleine Tafel, welche an der Wand hinter der Theke angebracht wurde, um anschließend noch einmal das Angebot an Kuchen und Torten abzuchecken. Und sofort weckt ein kleines Tartlette mit einer Blüte aus Pflaumen und einer kleinen Baiserhaube mein Interesse. Der Anblick dieses kleinen Küchleins lässt mir förmlich das Wasser im Mund zusammen laufen.

Nun schaue ich die zierliche Dame mit den grauen Haaren an, welch mich gerade mit einem liebevollen Lächeln abwartend anschaut.

„Ähm, ich nehme eine heiße Schokolade." – bestelle ich bloß ein Getränk, denn irgendwie nimmt mir die ganze Situation den Appetit. Als auch meine Eomma ihre Bestellung aufgegeben hat, gehen wir gemeinsam zu einem der kleinen runden Bistrotische und setzen uns hin.

„Kookie, was ist los mit dir?" – fragt meine Mom mich und schaut mich dabei besorgt an.

Ich hingegen versuche ihrem Blick auszuweichen und spiele nervös mit meinen Händen. „Ach, i-ich bin einfach nur der größte Idiot, der auf diesem Planeten rum rennt." – gebe ich mit unsicherer Stimme wieder und richte meinen Blick nun doch auf meine Mom. Diese zieht bloß fragend ihre Augenbrauen hoch.

„Erzähl mir was neues, Kookie!" – gibt sie daraufhin bloß neckend von sich.

Allerdings lässt sie sich nicht so einfach abspeisen. „Kookie, aber so wie du gerade drauf bist, scheinst du ja richtigen Mist gebaut zu haben. Und lass mich Raten, dein Jimin hat dich daraufhin in den Wind geschossen?" – fragt die Ältere mich skeptisch.

Seufzend schüttle ich meinen Kopf und nachdem die Bedienung uns unseren Kakao gebracht hat, schütte ich meiner Eomma mein Herz aus und erzähle ihr die ganze Geschichte. Die ganze Zeit über hört sie mir aufmerksam zu und lässt mich ohne einen Zwischenruf alles erzählen. Gegen Ende lehnt sie sich klagend in ihrem Sessel zurück.

„Ja es stimmt. Du hast recht Jeon Jeongguk, du bist echt ein Vollidiot!" – gibt meine Mom ungläubig von sich und schlägt sich dabei ihre flache Hand gegen die Stirn.

„Und ich habe echt immer gedacht, dass du in allem nach mir kommst. Aber leider scheinst du ausgerechnet in solchen Dingen bei den Genen deines Vaters doppelt hier geschrien zu haben, als das Einfühlungsvermögen und Urteilsvermögen verteilt wurde. Na, schönen Dank auch!" – schimpft sie belustigt vor sich hin.

„Wir können es eben nicht leugnen, dass du das Kind deines Vaters bist." – spricht sie einfach weiter und lächelt mich dabei liebevoll an.

„Aber Kookie, weißt du was? Es gibt noch Hoffnung, dass du das mit deinem Jimin wieder gerade biegst. Denn dein Vater hat es ja schließlich auch geschafft mich rum zu kriegen. Also bekommst du das ganz bestimmt auch hin, denn auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn." – versucht sie mich weiter aufzubauen. Obwohl ich gerade echt daran zweifle, ob das alles wirklich so lieb gemeint ist, wie es sich anhört.

„Hast du nicht erzählt, dass dein kleiner Bäcker auch gerade hier in Tokio ist. Dann findest du ihn bestimmt, wenn wir morgen auf der Expo unterwegs sind. Denn schließlich geht es da ja hauptsächlich um die Patisserie. Und so wie er seinen Job liebt, schleicht er da ganz bestimmt irgendwo rum." – muntert sie mich auf.

„Und Kookie, wenn alle Stricke reißen, dann lassen wir ihn einfach auf dem Messegelände ausrufen." – schlägt sie mir vor und bringt mich mit ihrem Enthusiasmus sofort zum Lachen und so wie ich meine Eomma kenne, macht sie das wirklich.

Denn in solchen Dingen, kennt sie echt nichts.

„Wenn du das sagst, Eomma." – gebe ich kleinlaut von mir. „Glaub mir mein über alles geliebter Sohn, Mütter haben immer recht. Schreib dir das hinter die Ohren, mein Lieber." – belehrt sie mich mit erhobenem Zeigefinger.

„Ja, ja. Ich habe es ja kapiert!" – gebe ich Augenrollend von mir. „Aber Eomma, Jimin ist Patissier und immer noch kein Bäcker." – berichtige ich sie, besserwisserisch. „Wie auch immer!" – antwortet sie mir daraufhin bloß schulterzuckend.

Es tut gut mal wieder mit meiner Mom so von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Dadurch, dass die Beiden die letzten drei Wochen auf Geschäftsreise waren, haben wir uns höchstens mal per Videochat gesehen. Und das ersetzt nun mal kein persönliches Gespräch.

Vielleicht wäre es gar nicht so weit gekommen mit der Funkstille zwischen Jimin und mir, wenn meine Eltern zu Hause gewesen wären. Denn dann hätte mir meine Eomma mir sofort den Kopf gewaschen und ich müsste Jimin nun nicht mehr so vermissen. Aber leider ist es nun mal so gekommen und da muss ich dann wohl jetzt einfach durch.

Aber meine Mom hat recht.

Ich werde morgen einfach die Augen und Ohren offen halten. Und wer weiß, vielleicht ist mein Mochi ja wirklich dort irgendwo zu finden. Trotzdem werde ich Tae darum bitten, herauszufinden in welchem Hotel Jimin abgestiegen ist.

Sicher ist sicher.

Gerade möchte meine Eomma die herrschende Stille zwischen uns Beiden wieder brechen, als sie von ihrem Handy unterbrochen wird. Entschuldigend sieht sie mich an, jedoch nicke ich ihr sofort zustimmend zu. Mit schnellen Schritten verlässt sie das kleine Geschäft, um ungestört zu telefonieren. Allerdings kommt sie schon nach einem kurzen Augenblick wieder zurück.

„Es tut mir leid, Kookie-Schatz. Aber ich muss sofort rüber ins Hotel. Da gibt es ein Problem mit dem Saal für die Eröffnungsfeier. Bleib du noch hier und trink in Ruhe deine Schokolade aus. Und wenn du fertig bist, dann kommst du einfach nach. Dein Appa und ich haben ja schließlich auch noch eine Überraschung für dich." – verabschiedet sie sich mit einem kurzen Kuss auf meiner Stirn von mir und lässt mich allein in dem Café zurück.

Seufzend lehne ich mich in dem bequemen Sessel zurück und beschließe Tae zu schreiben.

Und natürlich richte ich mich mit der Bitte an ihn, dass er bei Jin in Erfahrung bringen soll, in welchem Hotel Jimin ist. Und vor allem wie lange er noch hier in Tokio ist.

Als ich mein Handy vor mir auf dem Tisch ablege, steht auf einmal die ältere Dame vor mir.

In ihren Händen hält sie einen Teller mit einem Schokoküchlein und einer großen Kugel Vanilleeis. „Hier mein Junge. Das beste Mittel gegen Liebeskummer!" – entgegnet sie mir mit einem freundlichen Lächeln, als sie den Teller vor mir abstellt.

Ungläubig schaue ich sie an.

„Ich habe eben mitbekommen, was du eben deiner Mutter erzählt hast. Und außerdem sieht man dir das an, dass du gerade Liebeskummer hast. Aber glaube mir, es wird sich bestimmt alles Klären und dann siehst du auch die Sonne bald wieder scheinen." – gibt sie sich weise und bringt mich damit zum Schmunzeln.

„Sie haben recht. Ich habe einer sehr wichtigen Person in meinem Leben großes Unrecht getan und möchte eigentlich nichts mehr, als mich für mein Verhalten bei ihm zu entschuldigen, um ihn aufrichtig um Verzeihung zu bitten. Meine Freunde sagen alle, dass ich ihm schreiben soll. Was ich auch schon irgendwie getan habe. Allerdings möchte ich ihm das nicht per SMS mitteilen. Sondern doch lieber persönlich, von Angesicht zu Angesicht. Ich will ihm dabei in seine wunderschönen Augen schauen." – erzähle ich ihr.

„E-es tu-tut mir echt leid, dass ich sie hier mit meinen Problemen vollquatsche." – entschuldige ich mich sofort bei der Dame, als ich realisiere, was ich ihr gerade alles erzählt habe.

Lachend winkt sie meine Entschuldigung bloß ab.

„Dafür musst du dich nicht entschuldigen. Und ich muss sagen, dass ich völlig überrascht bin, dass es noch junge Menschen gibt, die sich nicht feige hinter ihren Smartphones verstecken, um ihre Probleme zu lösen. Und glaube mir, dieser Mut wird sich am Ende bezahlt machen. Denn damit zeigst du deinem Freund wie wichtig er für dich ist." – entgegnet sie mir aufmunternd.

„Und du bist nicht alleine mit deinem Liebeskummer. Das scheint wohl gerade in der Luft zu liegen. Und wenn dein Freund sich mit deiner Entschuldigung schwer tut, dann kommst du einfach wieder hier her und ich stelle dir einen jungen Mann vor, dem es gerade ganz ähnlich geht wie dir. Vielleicht könnt ihr euch ja dann gegenseitig trösten." – gibt sie noch von sich und zwinkert mir aufmunternd zu, was mich zum Lachen bringt.

Viellicht gar keine schlechte Idee, aber eigentlich bin ich mir sicher, dass Jimin mich nicht zurückweisen wird.

Gedankenverloren esse ich meinen Kuchen und trinke nebenbei meinen Kakao.

Als ich damit fertig bin, beschließe ich nun endlich zu meinen Eltern zu gehen. Ich steh auf und gehe zu Kasse, um alles zu bezahlen. Als ich das Geld passend rüber reiche, bedanke ich mich noch einmal für die aufmunternden Worte und verlasse daraufhin das kleine Café in Richtung des riesigen Hotelgebäudes.

Vor Begeisterung fällt mir fast die Kinnlade herunter.

Mit diesem Gebäude haben sich meine Eltern echt selber übertroffen. Ich betrete den großen Empfangsbereich und gehe geradewegs auf die moderne Rezeption zu. Ich nenne der netten jungen Frau meine Namen und sofort greift sie nach dem Hörer ihres Telefons. „Mrs. Jeon, ihr Sohn ist eingetroffen." – gibt sie meiner Eomma bescheid und schon einen Augenblick später kommt sie gemeinsam mit meinem Vater um die Ecke.

Sofort schließt mein Appa mich in seine Arme.

„Da bist du ja endlich, mein Sohn. Du musstest dir wohl erst einmal Mut antrinken, um hier her zu kommen?" – begrüßt er mich freudestrahlend. „Naja, wenn Eomma mich nicht einfach in dem Café ausgesetzte hätte, dann wäre ich ja auch schon viel eher da gewesen. Ihr könnt echt froh sein, dass ich einen guten Orientierungssinn habe. Sonst hätte ich euch ja nie gefunden." – witzle ich rum und erhalte einen belustigten Blick meines Vaters.

„Na nur gut, dass du nicht den Orientierungssinn deiner Mutter hast. Sonst wärst du wahrscheinlich gar nicht erst hier angekommen." – kontert er und zwinkert seiner Frau frech zu.

Diese beobachtet uns bloß schnaubend und fordert meinen Dad und mich anschließend auf ihr zu folgen. Wir gehen auf einen der Fahrstühle zu und fahren in das oberste Stockwerk. Als wir angekommen sind, erstreckt sich vor uns ein großer Flur. Wir laufen den Gang entlang. „Hier ist unsere Suite, Kookie." – spricht meine Eomma zu mir und nickend nehme ich dies zur Kenntnis. Eigentlich warte ich nun darauf, dass sie mir die Tür öffnet, damit ich meinen Rucksack rein bringen kann.

Allerdings laufen meine Eltern einfach weiter an das andere Ende des Flures.

Vor dem Zimmer 90109 bleiben wir stehen. Fragend schaue ich meine Eltern an, welch mich mit einem breiten Grinsen anschauen.

„Und hier, das ist deine Suite, Kookie." – sagt meine Mutter auf einmal zu mir und hält mir eine schwarze Karte vor die Nase. Ungläubig schaue ich die beiden an. „Wie meine Suite?" – frag ich und greife dabei nach der Schlüsselkarte.

„Na ja, mein Sohn. Deine Eomma und ich finden, dass es an der Zeit ist, dass du deine erste eigene bekommst. Sie steht dir, wann immer du willst zu Verfügung. So als kleiner Rückzugsort. Du willst ja bestimmt auch mal alleine sein. Du bist ja nun auch in dem Alter, wo man sich das erste Mal verliebt, und da willst du ja bestimmt nicht mit deinen Eltern in einer Suite hausen. Wenn du verstehst, was ich meine." – erklärt mir mein Vater und zwinkert mir am Ende vielsagend zu.

Sofort fangen mein Wangen an zu glühen und mein Vater erhält daraufhin einen Schlag auf den Hinterkopf.

„Sooyoung, ich glaube nicht, dass du mit 40 schon Opa werden willst." – wehrt sie sich gegen diese Aussage. „Also lass es lieber. Also ich möchte jedenfalls jetzt noch keine Oma werden. Obwohl vielleicht überlege ich mir das ja noch einmal, bei diesen tollen Aussichten. Aber was Appa dir sagen will ist, dass auch deine Freunde hier immer herzlich willkommen sind." – lenkt sie letztendlich ein.

Mit hoch rotem Kopf nicke ich bloß und halte die Karte an das Schloss. Als das piepen den Zugang frei gibt, betrete ich mein neues Domizil.

Aufgeregt gehe ich durch die dunkle, schwere Holztür und mit großen Augen begutachte ich den großzügigen Raum. Die großen Fensterfronten geben den Blick auf die aktuell, wegen der Dämmerung schon beleuchteten Stadt frei. In jedem dieser Fenster befindet sich eine gemütliche Sitzgelegenheit mit vielen Kissen, welche zum Verweilen förmlich einladen. Das große Kingsize-Bett steht auf einer Art Podest, damit man auch von da aus, einen perfekten Blick über Tokio hat.

„Wow!" – gebe ich begeistert von mir und schaue mir jeden einzelnen Winkel, des modern eingerichteten Raumes in aller Ruhe an.

Unterhalb von dem Doppelbett befindet sich eine gemütliche Couch vor einem großen Flatscreenfernseher. Und zu dem befindet sich nebenan eine kleine Sitzecke mit einem dunklen Esstisch sowie eine kleinen Küche, die es mir ermöglicht, dass ich mir hier sogar was zu essen machen könnte. Wenn ich denn kochen könnte – denke ich mir.

Durch einen kleinen Gang erreiche ich das großzügige Badezimmer mit einem doppelten Waschtisch. In einem kleinen separaten Raum befindet sich die Toilette. Und hinter einer Bodentiefen Glasfront gibt es noch eine große Badewanne und eine große Regenwalddusche. Und auch von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über Tokio.

„Ihr wisst schon, dass hier nicht mehr weg will? Also meldet mich schon mal auf einer neuen Schule an." – entgegne ich meinen Eltern auf meine ersten eigenen vier Wände.

Daraufhin fängt meine Eomma an zu lachen.

„Ich glaube, dass es mindestens eine Person in Seoul gibt die garantiert Einspruch gegen diese Pläne einlegen würde." – holt sie mich auf den Boden der Tatsache zurück. „Mhm, da könntest du recht haben, Eomma. Aber naja, dann verbringe ich eben ab jetzt immer meine Ferien hier. Wer braucht schon Strände, wenn man so eine geile Suite hat." – lenke ich schließlich ein.

Auf dem Weg zurück in den Wohnraum erblicke ich in dem kleinen Flur auch noch eine Tür, welche ich neugierig öffne. Und dahinter befindet sich tatsächlich auch noch ein begehbarer Kleiderschrank.

„Und gefällt dir deine Überraschung, mein Junge?" – fragt mein Vater mich stolz.

Und ich kann ihn einfach nur grinsend anschauen. „Klar, hier lässt es sich echt aushalten. Aber warum?" – frage ich neugierig.

„Na ja, wir haben doch in jedem Hotel ein paar Zimmer, welche nur für die Familie zur Verfügung stehen und wir haben uns jetzt gedacht, dass du nun alt genug bist, um deine erste eigene Suite zu bekommen, welche auch nur dir gehört. Und da du Tokio schon immer mochtest, haben wir uns dazu entschieden dir deine Suite in unserem neuen Hotel einzurichten. Und falls du noch irgendetwas ändern möchtest, dann sag einfach Bescheid und wir machen alles möglich." – erklärt mir mein Appa.

„Und du darfst natürlich auch, wann immer du willst hier her kommen und dir steht auch frei, ob dich jemand begleitet." – bringt sich meine Mom nun auch noch mit einem frechen Grinsen mit ein.

Total perplex schaue ich die Beiden an, bevor ich ihnen dankbar um den Hals falle.

„Danke Eomma, danke Appa. Ihr beiden seid echt die besten Eltern der Welt." – antworte ich ihnen noch immer total aus dem Häuschen.

Ich kann es noch immer nicht ganz fassen, dass ich hier in diesem geilen Hotel ein eigenes Apartment besitze. Das ist einfach unglaublich. Allerdings hoffe ich nur, dass dies nicht bedeutet, dass ich hier in Japan studieren soll. Denn das mache ich echt nicht mit. Klar finde ich immer mehr Gefallen an der Arbeit meiner Eltern, aber das heißt ja noch lange nicht, dass ich dann auch gleich dazu ins Ausland gehen muss, um zu studieren.

Denn dann würde ich Jimin ja komplett aus den Augen verlieren.

Und das ist für mich das schlimmste Szenario, was ich mir vorstellen kann. Denn ich hoffe immer noch, von ganzem Herzen, das er mir dieses dämliche Verhalten verzeiht und dass wir zusammen glücklich werden können. Und das klappt leider nicht, wenn uns über tausend Kilometer trennen.

Allerdings schiebe ich diesen Gedanken ganz schnell bei Seite, denn immerhin habe ich noch fast zwei Jahre Zeit, bis ich meinen Abschluss mache und solange möchte ich nicht über solch möglichen Eventualitäten nachdenken. Und vielleicht haben meine Eltern mir dieses Apartment ja auch wirklich ganz ohne Hintergedanken geschenkt.

„Das muss ich unbedingt Tae erzählen." – gebe ich euphorisch von mir und greife in meine Hosentasche, um mein Handy raus zu holen. Jedoch ist es nicht wie gewohnt dort zu finden.

Zunächst durchsuche ich noch einmal meinen Rucksack, denn schließlich musste ich ja vorhin auch noch mein Geld raus holen, um unsere Getränke zu bezahlen. Aber als ich es auch dort drin nicht finde, werde ich leicht panisch.

„So ein Mist!" – fluche ich vor mich hin und ernte darauf einen fragenden Blick von meiner Eomma.

„Kannst du mich bitte mal anrufen, Eomma?" – frage ich die ältere Frau. „Ich kann mein Handy nicht finden." – gebe ich kleinlaut zu.

Sofort kommt mein Appa meinem Wunsch nach und sobald er mir mitteilt, dass es klingelt, lausche ich, ob es sich nicht vielleicht doch irgendwo versteckt. Aber leider Fehlanzeige. Und mit einem Mal fällt es mir wieder ein. Ich hatte mein Handy zu Letzt in dem kleinen Café, als ich Tae geschrieben habe.

Sofort schlage ich mir, wegen meiner eigenen Dummheit gegen meine Stirn.

„Scheiße, ich habe es garantiert im Café liegen lassen. Ich bin gleich wieder da." – entschuldige ich mich bei meinen Eltern und renne ohne weiteres aus meinem Zimmer raus.

„Was man nicht im Kopf hat ...!" – ruft meine Eomma mir noch lachend hinterher, während ich mich sofort auf den Weg in die kleine Bäckerei mache.

„Halt Kookie, du hast dein Schlüsselkarte vergessen!" – brüllt sie mir noch hinterher. Allerdings springe ich auch schon im gleichen Moment in den Fahrstuhl rein, welcher gerade seine Türen geöffnet hat.

Natürlich habe ich die Hoffnung, dass mein Handy auch noch dort ist.

Völlig außer Atem erreiche ich das Geschäft, welches ich vor einer knappen Stunde erst verlassen habe. Und ohne wirklich auf meine Umwelt zu achten, mache ich mich daran den Laden zu stürmen. Allerdings werde ich in genau diesem Moment von einer Person angerempelt, so dass ich durch den Zusammenstoß mein Gleichgewicht verliere und drohe unsanft auf den Boden zu landen.

Einschätzend kneife ich meine Augen zusammen.

Jedoch bleibt der erwartete Aufprall aus. Denn ich werde ganz plötzlich von zwei starken Armen zurück gehalten. „Oh sorry, ich habe dich ...!" – ertönt auf einmal eine liebliche Stimme. Oder besser gesagt eine mir sehr vertraute Stimme, welche ich sogar unter tausendenden heraushören würde.

Seine Stimme.

Langsam öffne ich meine Augen und schaue meinen Retter ungläubig an.

Dabei sehe ich ihm direkt in seine wundervollen braunen Augen.

„Ji-jimin!" – hauche ich noch immer an mir selber zweifelnd.

Denn ich kann es noch immer nicht fassen, dass ausgerechnet er, der Mann meiner Träume in diesem Augenblick tatsächlich vor mir steht und mich auch noch immer in seinen Armen hält.

Meine Sinne sind von seinem einzigartigen Geruch auf einmal wie benebelt. Und mein Körper wird auf von dieser wohligen Wärme, welche ich die letzte Zeit so sehnlichst vermisst habe, umschlossen. „Mein Jeonggukie!" – säuselt der Ältere begeistert und zieht mich sofort in eine feste Umarmung, nach dem er mir erst einmal wieder richtig auf die Beine hilft.

Mit stark klopfendem Herzen erwidere ich seine Umarmung und kuschle mich förmlich an seine breite Brust. Sofort umschließt mich dieses angenehme Gefühl, welches mir auf einmal wieder so vertraut vorkommt. Und für einen kurzen Augenblick genieße ich seine Nähe und atme seinen intensiven Geruch ein.

Mein Blut rauscht dabei tosend durch meine Adern und lässt meinen Puls dadurch, auf eine fast schon ungesunde Art und Weise in die Höhe schnellen.

Jetzt oder nie – denke ich mir. Ich schlinge meine Arme noch fester um den Schwarzhaarigen. „Es tut mir leid, Jiminie. Ich bin der größte Idiot der Welt!" – flüstere ich ihm in die Halsbeuge.

Sofort schießen mir die Tränen in meine Augen, denn noch immer zögert der Schwarzhaarige mit seiner Reaktion. Doch schon im nächsten Moment legt Jimin seine Hände auf meine Hüfte und zieht mich somit noch näher an sich ran.

„Bi-bitte, ver-verzeih mir. Ich bin wirklich so dumm. Bitte, Jiminie-Hyung, bitte verzeih mir. Ich brauche dich doch!" – flehe ich den Mann meiner Träume mit zitternder Stimme an.

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