Kapitel 46 | Auf in das große Abenteuer
POV | Jimin
„Na gut. Dann sehen wir uns dann am Mittwoch. Und lasst bitte die Wohnung heil!" – verabschiede ich mich von Hoseok und mache mich mit meinem Hund nun endlich auf den Weg nach Busan.
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Gerade sitze ich mit Miso kuschelnd an meinem Lieblingsplatz am Haeundae Beach und lasse meinen Blick über das weite blaue Meer gleiten. Heute ist schon wieder Mittwoch, das heißt für mich, dass für mich der Moment des Abschiedes naht.
Also verweile ich noch einen Moment und genieße die angenehme Stille und die Anwesenheit von Miso. Dabei lausche ich den Wellen, welche immer und immer wieder gegen die Felsen klatschen.
Etwas wehmütig streichle ich dem Golden durch sein weiches Fell, denn mit dem Wissen, dass ich diesen nun für die nächsten zwei Wochen bei meiner Familie zurück lasse, blutet mir schon fast das Herz.
Da ich morgen schon nach Japan aufbreche und ich nach meiner Rückkehr ja dann eh mit der Projektgruppe nach Busan fahre, habe ich mich dazu entschieden Miso ein paar entspannte Tage Urlaub bei meinen Eltern zu gönnen. Und ich weiß jetzt schon, dass es ihm hier an nichts fehlen wird, da meine Eltern, oder besser gesagt meine Eomma ihren Fellenkel total verwöhnen wird.
Ich kann mir jetzt schon gut vorstellen, wie der Golden jeden Abend mit einem traurigen Blick vor meinen Dad sitzt und um einen Platzt zum kuscheln auf der Couch bettelt.
Die vergangenen vier Tage habe ich dazu genutzt, um meine Menüfolge für die Weltmeisterschaft der süßen Künste bis ins kleinste Detail zu erproben, damit am Samstag dann wirklich nichts mehr schief geht. Denn ich habe nur fünf Stunden Zeit um das Drei-Komponenten-Dessert, ein Freestyle-Dessert sowie ein paar Petit Fours herzustellen. Aber ich habe es jedes Mal gut hinbekommen, was aber wohl auch daran liegt, dass ich mir einen genauen Zeitplan erstellt habe, wann ich was machen muss.
Da ich mich bei der freien Dessert-Runde für ein Parfait entschieden habe, brauche ich die komplette Zeit auch schon, damit dieses auch richtig durchfriert. Nicht, dass ich der Jury dann eine Suppe servieren muss.
Meine Eltern und mein Bruder haben sich sehr darüber gefreut, dass ich die heimische Küche für meine Wettkampfvorbereitungen in Beschlag genommen habe. Immerhin mussten sie die Ergebnisse ja auch testen. Und wenn es nach meinem kleinen Bruder und seinen Schulfreunden geht, dann bin ich für sie der klare Sieger in dem bevorstehenden Wettbewerb.
Vielleicht lagen die massigen Vorschusslorbeeren auch eher daran, dass sie sich hier kostenlos durchfuttern konnten.
Auch die Freundinnen und Kollegen von meiner Mutter, waren sehr erfreut über meine Kreationen. Da sie nun auch endlich mal wieder in den Genuss meiner Dessertvariationen gekommen sind. Und so kann ich eigentlich mit einem guten Gefühl morgen nach Tokio fliegen.
Neben dem ganzen experimentieren und rum probieren, hatte ich allerdings auch sehr viel Zeit, um über Kookie und mich nachzudenken. Somit habe ich den Entschluss gefasst, dass ich um ihn kämpfen werde. Koste es, was es wolle, denn irgendwann muss er mir ja zuhören. Und wenn er die ganzen Hintergründe kennt, so wird er mir ja wohl hoffentlich auch verzeihen.
Eines habe ich hier in Busan sehr wohl verstanden, nämlich, dass ich ohne den braunhaarigen Jungen mit dem unwahrscheinlich niedlichen Lächeln nicht komplett bin.
Selbst Miso kommt gerade nicht wirklich zur Ruhe und das bin ich von meinem Hund echt nicht gewohnt.
Ich vermisse Jeongguk wirklich sehr und selbst der Abstand, welchen ich gerade durch meinen Aufenthalt hier in Busan habe, um meinen Kopf wieder frei zu bekommen, macht es nicht besser.
Eigentlich hat Jin mir den Zwangsurlaub ja verordnet, damit ich mich ganz auf mich und diesen bevorstehenden Wettkampf konzentrieren kann. Denn mein bester Freund, weiß ganz genau wie wichtig mir diese Teilnahme war. Aber leider hat das nicht so ganz geklappt. Nein, ganz im Gegenteil, denn der Teenager schleicht sich zu jeder Gelegenheit in meine Gedanken und er möchte da einfach nicht mehr verschwinden.
Denn ohne zu fragen, hat er sich einfach in meinem Herzen festgesetzt und lässt dieses einfach nicht mehr los.
Noch nicht einmal wenn zwischen uns eigentlich gerade das größte Chaos herrscht.
Als meine Eomma meinen Bildschirmhintergrund auf meinem Laptop und auch auf meinem Handy gesehen hat, war sie sofort neugierig. Da sie wissen wollte, wer der junge hübsche Mann ist, welchen ich da in meinen Armen halte.
Na ja, und so habe ich meiner Eomma die ganze Geschichte von Jeongguk und mir erzählt.
Und wie meine Mom nun mal so ist, hat sie mich sofort aufgemuntert und mir Mut zugesprochen. Auch wenn ich mir wegen dieser Aktion vor dem tasty temptation von ihr eine mächtige Standpauke anhören durfte. Doch woher sollte ich auch wissen, dass er ausgerechnet in diesem Augenblick vor dem Laden steht. Schließlich hatten wir doch eigentlich ausgemacht, dass ich ihn von der Schule abhole.
Klar es rechtfertigt einfach nicht, dass unser Lieferant mich einfach aus Spaß halb ab schlappert. Jedoch bin ich auch der Meinung, dass er sich zunächst erst einmal meine Sicht der Dinge anhören sollte, ehe er mich in die Wüste schickt.
Aber zum Ende hin hat sie mir nur noch gesagt, dass ich am Ball bleiben soll und dass ich ihn schon noch von meiner aufrichtigen Liebe überzeugen kann. Ach, wenn ich meine Familie nicht hätte – denke ich mir mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
Natürlich hat die Ältere es sich nicht nehmen lassen zu fragen, wann sie denn ihren Schwiegersohn endlich kennenlernen darf. Was mich selber auch wieder total zuversichtlich gestimmt hat. Den eine Eomma hat immer Recht und wenn sie sagt, dass Jeongguk mir verzeiht, dann ist das auch so.
An dem einen Nachmittag, als alle ihre Freundinnen bei uns im Wohnzimmer, bei einer Tasse Kaffee und meinen Übungsdesserts zusammengesessen haben, hat meine Mom mich gebeten ihnen doch Gesellschaft zu leisten.
Im nachhinein gesehen, war es sogar eine schöne Abwechslung den Gesprächen der Frauen zu lauschen. Und ich musste feststellen, dass deren Themen kaum anders waren, als wenn Jin und ich irgendwo gemeinsam unterwegs sind. Da mein bester Freund sich auch permanent über Namjoons Unfähigkeit beschwert. So, wie die Frauenrunde es auch über ihre Männern tut.
Nebenbei haben sie mich um meinen Beruf beneidet und haben meine Backkünste bis in den Himmel gelobt, was mich schon sehr verlegen gemacht hat.
Dabei wurde mir während der Gespräche sogar von der ein oder anderen Dame ans Herz gelegt, dass ich doch mal bei ihnen zu Hause vorbei schauen soll, um deren ledigen Töchter kennen zu lernen. Aber zum Glück hat meine Eomma ihren Freundinnen immer klar zu verstehen gegeben, dass sie da bei auf Granit beißen.
Ich finde es immer wieder bewundernswert, wie offen meine Familie mit meiner Homosexualität umgeht. Auch wenn die langjährigen Freunde meiner Eltern es bereits wissen, dass ich schwul bin, so waren sie schon etwas enttäuscht, da sie gern auch so einen Schwiegersohn wie mich haben würden. Aber da haben sie leider Pech gehabt, da mein Herz eben nur für diese eine Person schlägt, nämlich meinen Jeonggukie.
In dieser doch sehr gemütlichen Runde, haben sie es sich auch nicht nehmen lassen, mich sogar über mein Liebesleben auszufragen.
Ob ich denn verliebt wäre?
Und noch nie in meinem Leben habe ich diese Frage so gern mit einem 'Ja' beantwortet wie, jetzt. Auch wenn die Situation zwischen Kookie und mir gerade alles andere als optimal verläuft, so weiß ich dennoch ganz genau, dass ich diesen Jungen über alles liebe.
Aus genau diesem Grund, kann ich es mir auch nicht nehmen lassen ihm jeden Tag eine Nachricht zu schreiben. Auch wenn ich bisher von ihm noch keine Antwort erhalte, so baut es mich schon auf, dass er sie trotz allem jeden Tag liest.
Keine Nachrichten, sind ja bekanntlich keine schlechten Nachrichten – versuche ich positiv zu denken.
Als ich mich vor der Weiberrunde, wie sie sich auch gerne selber nennen, geoutet habe, dass ich bis über beide Ohren verliebt bin, waren sie alle direkt aus dem Häuschen und sie wollten alle Details über Jeongguk wissen. Jede Einzelheit wollten sie erfahren, von unserem Kennenlernen, über unser erstes Date und auch über unseren ersten Kuss. Wobei ich nur die harmlosen Sachen erwähnt habe.
Und ich bin mir sicher, dass ein paar Freundinnen meiner Mutter sehr enttäuscht darüber waren, dass Kookie und ich noch nicht miteinander geschlafen haben.
Ich habe versucht dieser Frage aus dem Weg zu gehen, allerdings haben mich meine glühenden Wangen dann doch verraten. Aber so sind diese Frauen nun mal, neugierig bis zum geht nicht mehr. Selbst dann, als ich ganz offen zugegeben habe, dass mein Kookie sieben Jahre jünger ist als ich, haben alle weiter vor sich hin geschmachtet.
Außer meine Eomma, welche sich dahingehend etwas zurück gehalten hat, weil sie gerade ganz genau über meine eigentliche Gefühlslage bescheid weiß und sie sich, im Moment wohl nichts sehnlicher wünscht, als dass ich mit dem Mann meiner Träume, bis in alle Ewigkeit glücklich werde.
Und ich bin mir fast schon zu 100 Prozent sicher, dass wenn ich jemals mit Jeongguk bei meinen Eltern zu besuch sein werde, alle Freundinnen meiner Mutter, ganz rein zufällig hier auf der Matte stehen werden. Nur um den Mann kennenzulernen, welcher mir so den Kopf verdreht hat.
Seufzend schaue ich auf die Uhr.
„Lass uns nach Hause gehen, Miso." – spreche ich meinen Hund an, welcher mich daraufhin mit schief gelegtem Kopf anschaut. Als ich mich von meinem Platz erhebe, springt auch mein Vierbeiner auf und jagt wie ein Blöder über den, fast menschenleeren Strand. Lachend rufe ich dieses verrückte Tier zu mir, so dass wir uns nun gemeinsam auf den Weg zu meinem Auto machen können.
Zu Hause werde ich auch schon von meinen Eltern erwartet, welche bereits ungeduldig im Wohnzimmer auf meine Rückkehr warten.
„Da bist du ja endlich, mein Sohn." – begrüßt mich die tiefe Stimme meines Vaters.
„Sorry, ich war mit Miso am Strand und da habe ich wohl etwas die Zeit vergessen."- antworte ich meinem Dad und hebe beschwichtigend meine Hände.
„Na und. Mich stört es nicht, wenn du weiter bei uns bleibst. Allerdings ist es deinem Zug vollkommen egal. Der fährt nämlich auch ohne dich ab." – gibt er belustigt von sich. „Naja, dann fahre ich halt doch mit dem Auto zurück nach Seoul und dafür fährst du Miso und mich in zwei Wochen dann nach Hause. Ist doch ganz einfach." – gebe ich keck von mir.
Mein Vater schaut mich allerdings nur ungläubig an.
„Na das kannst du aber vergessen. Ich bin doch nicht dein Chauffeur. Es reicht wohl noch nicht, dass dein Hund jetzt die nächsten zwei Wochen hier alles vollhaart und voll schlabbert. Und außerdem kann der Köter genauso gut auch mit dem Zug mitfahren." – gibt er nun schnippisch von sich.
„Hwang, wie redest du denn über deinen über alles geliebten Fellenkel?" – mischt sich meine Mom nun auch noch empört ein. „Jetzt redest du alles schlecht und sobald Jimin das Haus verlassen hat, tust du doch alles für diesen Hund." – ermahnt diese ihren Mann.
Mein Dad schaut sie augenrollend an.
„Na toll, jetzt machst du den Jungen auch noch Hoffnungen. Und außerdem bleibt mir ja auch nichts anderes übrig, als dem Hund hier eine schöne Zeit zu machen. Denn schließlich habe ich ja leider nur die Chancen auf Enkel mit Fell. Da unser über alles geliebter, ältester Sohn ja leider keine Kinder gebären kann und wenn mich nicht alles täuscht, dann kann es sein Freund wohl leider auch nicht. Also muss ich Miso ja verwöhnen." – rechtfertigt er sich, denn insgeheim, muss sich mein Vater ja dann doch eingestehen, dass er meinen Hund über alles liebt.
Schmunzelnd beobachte ich meine Eltern, wie sie nun darüber diskutieren wer von ihnen den vierbeinigen Enkel mehr liebt. Doch leider rennt die Zeit und wie mein Appa vorhin schon so schon angemerkt hat, ist es dem Zug völlig egal, ob ich drin sitze. Also drängt nun leider Gottes die Zeit und ich muss mich langsam aber sich sicher beeilen, damit ich meinen Zug doch noch bekomme.
Für einen Moment lasse ich die beiden Streithähne noch weiter zanken und mache mich derweilen auf den Weg in mein altes Zimmer, um meine Sachen fertig zu packen. Damit fertig, gehe ich mit meiner Tasche wieder ins Wohnzimmer.
„Kann mich jemand fahren, oder soll ich mir doch ein Taxi rufen?" – mache ich meine Eltern auf mich aufmerksam.
Nun schauen mich die Beiden fragend an. „Schon vergessen? Ich muss zum Bahnhof. Der Zug wartet nicht auf mich!" – rufe ich ihnen mein Anliegen wieder ins Gedächtnis. „Ich fahr dich natürlich, mein Schatz. Ich muss eh noch was erledigen, also passt das ja." – entgegnet mir meine Mom nach einem kurzen Augenblick.
„Machs gut, mein Junge. Und ich wünsche dir für deine WM alles Gute. Ich drücke dir ganz fest die Daumen. Und auch unsere Freunde und meine Kollegen denken an dich und drücken dir die Daumen. Ich bin so stolz auf dich." – verabschiedet sich mein Vater mit einer herzlichen Umarmung von mir.
„Danke Appa. Ich gebe mein bestes, damit ich euch nicht enttäusche." – antworte ich ihm und bin dabei fast den Tränen nahe.
Als wir uns aus unserer Umarmung lösen, lächelt mein Vater mich liebevoll an. „Und bring doch beim nächsten Mal einfach deinen neuen Freund mit. Wir wollen ihn gern kennenlernen. Und das noch bevor die Hochzeitsglocken für euch läuten." – fordert der ältere Mann mich auf ihm Jeongguk bei der nächsten Gelegenheit vorzustellen.
Kopfschüttelnd schaue ich ihn an.
„Aber natürlich, Appa. Zunächst muss ich ihn aber erst einmal für mich gewinnen und wenn ich das geschafft habe, dann stelle ich euch den Mann meiner Träume sehr gern, so schnell wie möglich vor. Aber im Moment ist es gerade etwas kompliziert zwischen uns. Aber hey, ich bekomme das schon irgendwie hin, versprochen." – antworte ich ihm daraufhin.
Und irgendwie, finde ich es toll, dass meine Familie bereits so neugierig darauf ist, Jeongguk persönlich kennenzulernen.
Aufmunternd klopft mein Vater mir auf die Schulter. „Du packst das schon, mein Sohn. Da bin ich mir ganz sicher." – muntert er mich noch einmal auf, bevor ich mich endgültig von ihm abwende.
Als ich mich meinem Golden zuwende und diesen zum Abschied noch einmal richtig knuddle. „Sei schön artig und hör schön auf Oma und Opa, ja." – spreche ich zu ihm und drücke ihm noch einen fetten Schmatzer auf den Nasenrücken. Während sich der cremefarbene Fellklops so fest an mich schmiegt, wie es nur geht.
„Wehe sie erzählen mir, dass du sie geärgert hast. Dann streiche ich dein Eis. Hast du mich verstanden." – ermahne ich ihn, obwohl ich weiß, dass er mich eh nicht versteht. „Ich habe dich lieb und ich werde dich auch ganz doll vermissen." – verabschiede ich mich nun wirklich von meinem Hund.
Dieser wird nun von meinem Appa mit ein paar Leckerlies abgelenkt, damit ich ungehindert das Haus verlassen kann, als auf einmal die Stimme meiner Eomma ertönt. „Na los, Chim. Jetzt beweg dich, sonst fährt der Zug wirklich noch ohne dich ab!" – fordert sie mich auf, mich zu beeilen.
Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass es mir heute sehr schwer fällt meinen Hund hier zurück zu lassen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich eh gerade so sentimental bin, wegen der ganzen Sache mit Jeongguk. Oder ob es einfach daran liegt, weil ich wegen meiner Reise nach Tokio einfach nur aufgeregt bin. Aber jetzt im Moment würde ich viel lieber hier bleiben und mich irgendwo verkriechen und einfach alles hinwerfen. Denn eigentlich will ich jetzt gerade nichts mehr, als Kookie wieder in meinen Armen zu halten und einfach nur mit ihm alleine sein.
„Grüß, Jihyun von mir." – sage ich noch, als ich meinen Vater, welcher zusammen mit Miso im Haus verweilt hinter mir zurück lasse.
Ich folge meiner Mutter zu ihrem Auto und nehme neben ihr auf dem Beifahrersitz platz, nachdem ich mein Gepäck im Kofferraum verstaut habe. „Am besten ich sage Tokio ab. Im Moment läuft eh alles komplett gegen den Baum. Also kann ich mir auch die ganze Mühe sparen." – seufze ich vor mich hin und fahre mir dabei gestresst mit beiden Händen über mein Gesicht.
Meine Eomma schenkt mir ein liebevolles Lächeln.
„Schatz, du hast so hart für diesen Moment gearbeitet. Willst du wirklich so kurz vor dem Ziel alles aufgeben?" – fragt sie mich besorgt. Ich kann ihr darauf gerade nicht wirklich antworten, da mein Kopf völlig leer scheint. Deshalb zucke ich bloß unwissend mit meinen Schultern.
„Jimin mein Lieber, auch wenn du im Moment das Gefühl hast, dass alles schief läuft, besinne dich trotzdem auf deine Ziele. Du weißt, was du kannst und du weißt auch selber, dass dir kaum einer das Wasser reichen kann, wenn es um deine Arbeit geht." -versucht sie mich aufzumuntern.
Bevor sie das Auto startet, schaut sie mich ein letztes Mal an.
„Jimin, glaube mir es wird alles gut. Und damit meine ich vor allem die Sache mit deinem Jeongguk. Es wird sich ganz bald alles aufklären und bis dahin versuchst du all deine Liebe und deine Gefühle in deiner Arbeit zu verpacken. Auch deine Sehnsucht nach diesem Jungen. Nutze deine Emotionen und verarbeite es in deinem Menü, denn schließlich hast du ja auch das Thema Liebe gewählt." – gibt sie mir zu bedenken.
Und wie immer hat meine Eomma vollkommen recht.
Ich lehne mich zu der älteren Frau rüber und gebe ihr einen Schmatzer auf die Wange. „Danke, Eomma. Was würde ich nur ohne dich machen?" – sage ich ehrlich und bin über ihre weisen Worte mehr als dankbar.
Es ist wohl wirklich sehr dumm gelaufen, dass ausgerechnet jetzt so ein Chaos in meinem Leben herrscht. Und dass meine ganze Gefühlswelt wegen Jeongguk gerade völlig verrückt spielt, zeigt mir mal wieder, dass die Liebe nun mal nicht immer einfach ist.
Nein, denn so schön dieses Gefühl der unzähligen Schmetterlinge im Bauch auch ist, so trägt sie auch hin und wieder mal einen bitteren Beigeschmack. So ist sie nun mal die Liebe, eben bitter-süß. Und dass trifft genau das Thema für meinen Wettbewerbsbeitrag. Shit happens, würde ich jetzt mal sagen. Also liegt es jetzt an mir die schöne und süße Seite der Liebe heraus zuarbeiten, um damit das nötige Gleichgewicht wieder herzustellen.
Meine Mom starte nun ihr Auto und fährt mich auf dem schnellsten Weg zum Bahnhof. Und wie sie eben so ist, begleitet sie mich bis zum Bahnsteig. Aber wahrscheinlich will sie auch nur sicher gehen, dass ich auch wirklich in den Zug nach Seoul einsteige und nicht einfach vor allem weg laufe.
Als der Zug pünktlich einfährt, zieht mich meine Eomma noch einmal in eine herzliche Umarmung. „Bis bald mein Schatz und ich wünsche dir ganz viel Glück in Japan. Und melde dich, ja? Ich will alles wissen, was du dort erlebst. Und bring doch bitte deinen Jeongguk beim nächsten Mal einfach mit. Wir wollen ihn ganz schnell kennenlernen. Ich bin schon so neugierig auf meinen Schwiegersohn." – verabschiedet sie sich von mir.
Kopfschüttelnd betrachte ich die kleinere Frau.
„Ich gebe mein Bestes. Und ich verspreche es dir hoch und heilig das ich meine Konkurrenz dort drüben mit meinen Kreationen weg puste. Und wegen Jeongguk, verspreche ich lieber erst einmal nichts. Aber ich gebe einfach nicht auf. Eomma, ich bin sowas von verliebt in ihn. Sowas habe ich noch nie in meinem Leben gespürt." – erwidere ich darauf hin.
„Dein Jeongguk ist eben etwas ganz Besonderes. Also halte gut an dem Jungen fest." – ermutigt sie mich, was ich mit einem Lächeln hinnehme.
Nun ist es allerdings höchste Zeit für mich zu gehen.
Ich schnappe mir meine Sachen und steige in den Zug ein und suche nach meinem reservierten Platz. Meine Eomma steht nach wie vor auf dem Bahnsteig und wartet, bis der Zug abfährt. Als dieser sich endlich in Bewegung setzt, winkt sie mir noch einmal zu, was ich nur zu gerne erwidere und als Dank für ihr Verständnis und für ihre innige Zuneigung, werfe ich ihr noch einen letzten Luftkuss zu, bevor ich sie vollkommen aus den Augen verliere.
Zufrieden lasse ich mich in meinen Sitz fallen.
Ich krame meine Kopfhörer aus der Tasche und starte meine Playlist. So kann man die knappen zweieinhalb Stunden Fahrt doch gut aushalten – denke ich mir.
Nebenbei lenke ich mich mit etwas Arbeit ab, wobei ich des Öfteren davon abschweife, um mir die Bilder von Jeongguk und mir anzuschauen. „Ich werde um dich kämpfen!" – flüstere ich, während ich mit meinem Finger über sein Gesicht auf dem Bild streiche. Oh man, ich liebe diesen Jungen so sehr – denke ich mir. Und genau das ist der Grund dafür, warum ich alles daran setzten werde, um ihn ganz für mich zu gewinnen.
Gedankenverloren greife ich nach meinem Handy, um Jeongguk eine Nachricht zu schreiben.
Jimin:
Mit jedem Tag, an dem ich dich nicht sehen und in meinen Armen halten kann, vermisse ich dich mehr. Ich vermisse deine Stimme. Aber vor allem vermisse ich deine Wärme. Denn mit dieser gibst du mir jedes Mal wieder das Gefühl zu Hause zu sein.
Kurz vor halb neun fährt der Zug im Hauptbahnhof von Seoul ein.
Schnell packe ich meine Sachen zusammen und steige mit den anderen Passagieren aus. Auf dem Bahnsteig schaue ich mich noch einmal kurz um, bevor ich mich langsam auf den Weg zur U-Bahn mache, um endlich nach Hause zu kommen.
„Hey Chim! Bist du Blind?" – ruft auf einmal eine mir sehr bekannte Stimme nach mir.
Verdattert drehe ich mich um und schaue in das Gesicht meines besten Freundes. „Oh, Hallo Jin-Hyung. Was machst du denn hier?" – frage ich ihn sichtlich irritiert. Er stemmt seine Arme in seine Hüfte und verdreht genervt seine Augen. „Na was mache ich wohl hier? Ich war bestimmt gerade auf dem Weg ins Fitnessstudio. Weißt du?" – entgegnet er mir.
Fängt aber darauf hin sofort an zu lachen. „Natürlich bin ich hier, um meinen allerbesten Lieblingsfreund abzuholen." – klärt er mich auf. „Und woher weißt du, dass ich genau jetzt ankommen? Wir haben schließlich nie darüber gesprochen, wann und vor allem, dass ich überhaupt mit dem Zug zurück komme." – frage ich neugierig, gehe allerdings sofort auf ihn zu um meinen besten Freund gebührend zu begrüßen.
Er schlingt seine Arme um mich und erdrückt mich somit fast.
„Jin-Hyung! ... i-ich ... krieg ... keine ... Luft!" – japse ich schon förmlich und ernte dafür von dem Älteren bloß ein fieses Lachen. „Lass mich ChimChim, schließlich habe ich dich am Samstag das letzte Mal gesehen. Und das ist für uns eine echt lange Zeit!" – erwidert er auf meinen Hilferuf. Da kann ich diesem Mann nur zustimmen. Denn sonst sehen wir uns wirklich jeden Tag.
Als er sich von mir löst, laufen wir dann schön gemütlich zu Jins Auto.
„Hast du schon gegessen?" – fragt der Ältere mich besorgt. Daraufhin schüttle ich bloß mit dem Kopf. „Ich habe keinen Hunger. Ich bin schon viel zu nervös wegen dem bevorstehenden Wochenende." – entgegne ich ihm. Besorgt schaut er mich an, während wir in seinen Mini steigen. „Chim, du musst aber was Essen, damit du bei Kräften bleibst. Und außerdem glaube ich nicht, dass es wirklich nur die Aufregung ist. Elin hat mir gesagt, dass du schon die ganze Woche kaum was gegessen hast. Und außerdem war sie in Sorge, dass du so kurz vor dem Ziel alles hinwirfst." – belehrt er mich.
Na schön, da hätte ich auch von selber drauf kommen können, dass meine Eomma mich bei meinem besten Freund verpetzt und ihn damit gleich auf mich hetzt.
„Du hast also mit meiner Mutter gesprochen?" – frage ich ihn.
Was er sofort bejaht. „Jimin, sie machen sich halt große Sorgen um dich. Die Sache mit Jeongguk nimmt dich also doch ganz schön mit. Chim, es tut mir echt leid, aber du musst jetzt wirklich an dich denken. Schließlich hast du so lange auf diesen Moment hingearbeitet. Und jetzt? Jetzt bist du völlig durch den Wind. Und ganz ehrlich, wenn du deine WM-Teilnahme jetzt wegen Kookies Sperenzchen verkackst, dann reiße ich diesem kleinen verwöhnten Scheißer den Arsch auf. Auch wenn ich ihn, wie einen kleinen Bruder über alles Liebe. Aber damit geht er echt zu weit." – schimpft mein bester Freund über die aktuelle Situation.
Seufzend schaue ich meinen Partner an.
„Ach Jin, du bist echt viel zu gut für diese Welt. Aber mach dir bitte jetzt nicht solche Gedanken. Ich konzentriere mich vollkommen auf die beiden Tage und wenn ich wieder zu Hause bin, dann kläre ich das mit Jeongguk. Natürlich in der Hoffnung, dass er mir dann endlich zuhört und mir auch glaubt. Denn als ich jetzt in Busan war, ist mir eines klar geworden, Jin. Ich liebe diesen Idioten. Mehr als alles andere auf dieser Welt." – gebe ich offen und ehrlich zu.
„Jin, auch wenn du mich jetzt vielleicht für verrückt erklärst. Aber es ist wirklich so. Ich kann einfach ohne ihn nicht leben. Und wenn ich ihn nicht haben kann, dann will ich auch nie wieder einen anderen." – spreche ich mich voll in Rage.
„Es wird zwar sehr schwer werden, aber ich werde darüber hinweg kommen, falls er mich tatsächlich jetzt wegen dieser Sache vollkommen aus seinem Leben verbannt. Dann kann ich es eben nicht mehr ändern. Aber ich muss es auf jeden Fall versuchen ihn davon zu überzeugen, dass die Geschichte mit Jong-suk bloß ein dummes Missverständnis war." – mache ich meinem Herzen weiter Luft.
Mittlerweile sind wir auch schon bei mir zu Hause angekommen. Jin parkt sein Auto direkt bei uns vor der Haustür. „Danke, Jin-Hyung, dass du mich vom Bahnhof abgeholt und mich nach Hause gefahren hast." – will ich mich schon von meinem besten Freund verabschieden. Erhalte allerdings von ihm bloß einen verwirrten Blick.
„Ach ChimChim, ich bringe dich dann doch lieber noch hoch in die Wohnung. Nicht, dass du doch noch abhaust, weil du kalte Füße bekommst." – entgegnet er mir mit einem frechen grinsen.
Nun bin ich der, der den Älteren ungläubig anschaut., da ich ganz genau weiß, dass bei Jin wiederstand, zwecklos ist, beuge ich mich dessen Wunsch und folge meinem Freund in das Mehrfamilienhaus.
Seufzend trotte ich dem Größeren hinterher und frage mich, was er schon wieder im Schilde führt, denn sein Verhalten ist echt schon ein bisschen merkwürdig. Langsam öffne ich die Wohnungstür zu unserer WG und sofort wird mir klar, warum Jin so komisch war. Denn als ich die Wohnung betrete, werde ich von meinen Freunden empfangen. Alle sind sie gekommen, um mit mir den letzten Abend vor meiner Abreise nach Japanzu verbringen.
Total gerührt über diese Überraschung begrüße ich jeden Einzelnen. Namjoon, Taemin und seinen Key. Danach folgen auch schon Baekhyun, Chanyeol, Yoongi und Hoseok. Und sogar Jong-suk und seine Freundin Na-young sind hier. Eigentlich alle, die mir wichtig sind, wollen diesen Abend mit mir verbringen.
Alle, außer Jeongguk.
Als ich mich kurz bei meinen Freunden entschuldige, gehe ich schnell in mein Zimmer und packe dort noch meine Tasche aus. „Chim, darf ich kurz reinkommen?" – ertönt auf einmal die tiefe Stimme meines Mitbewohners. „Aber klar doch, Yoongs." – bitte ich meinen Kumpel rein.
„Wie geht es dir, Chim?" – fragt er mich auf einmal und lässt sich auf mein Bett fallen.
Lachend setze ich mich neben ihn und tue es ihm gleich. So, dass wir nun beide nebeneinander auf dem Rücken liegen und die Decke anstarren.
„Mir geht es so weit ganz gut. In bin nur schon etwas nervös wegen dem Wettbewerb, aber sonst ist glaube ich alles in Ordnung." – antworte ich ihm. „Chim, Hobi hatte auch Jeongguk für heute eingeladen. Aber er hat abgelehnt zu kommen. Ist bei euch alles gut?" – fragt er mich direkt.
Ich richte nun meinen Blick auf den Schwarzhaarigen und betrachte für einen Moment sein Seitenprofil. „Na ja, so richtig nicht. Aber ich will auch im Moment echt nicht darüber reden. Ich sage nur, dass die ganze Geschichte ein dummes Missverständnis ist." – antworte ich ihm knapp.
Langsam setzt er sich auf und schaut von oben auf mich herab.
„Mhm, ich habe mir schon so etwas gedacht. Er ist gerade wieder sehr komisch drauf. Du hast ihn wohl zu hart rangenommen?" – witzelt der Lehrer über seinen Schüler.
Augenrollend wende ich mich von ihm ab. „Ganz bestimmt nicht." – erwidere ich licht sackig, auf seinen wirklich mehr als unangebrachten Spruch.
Nun erhebe auch ich mich von meinem Bett und fange an meinen Koffer für morgen fertig zu packen. Daraufhin ernte ich einen verwirrten Blick von Yoongi. „Sorry Chim, ich wollte dir echt nicht zu nahe treten." – rudert er zurück.
„Ist Kookie etwa sauer, weil du kaum noch Zeit für ihn hast? Ich meine, erst schiebst du im tasty temptation eine Schicht nach der anderen, dann haust du einfach mal so sang- und klanglos nach Busan ab. Und morgen verpisst du dich dann auch schon wieder für eine Woche nach Japan!" – erkundigt er sich bei mir über den Grund unserer momentan herrschenden Funkstille.
„Yoongi, bitte. Ich will einfach nicht darüber reden. Und um ehrlich zu sein, habe ich gerade echt keine Ahnung, ob ich es, Jeongguk gegenüber überhaupt erwähnt habe, dass ich morgen nach Tokio fliege. Aber ihn scheint es ja auch nicht sonderlich zu interessieren, denn schließlich fragt er ja auch nicht nach, wo ich bin." – antworte ich ihm.
„Ach und im Übrigen, habe ich ja auch in Busan nicht bloß bei meinen Eltern gesessen und habe mir die Eier geschaukelt. Nein, ich habe mich auf die Wettbewerbe vorbereitet, da ich im normalen Tagesgeschäft im Restaurant nicht mehr die Möglichkeit dazu hatte. Schließlich ist die Konkurrenz sehr groß und da muss nun mal jeder Handgriff genau sitzen. Und somit habe ich die Möglichkeiten ausgeschöpft und habe halt dort noch einmal unter anderen Bedingungen gearbeitet." – rechtfertige ich mich nun.
Der Älter steht auf und kommt auf mich zu.
„Es ist gut Chim. Ich wollte dir mit meinen Fragen echt nicht zu nahe treten. Aber im Moment ist es wohl egal was man sagt, es ist eh immer das Falsche!" – versucht Yoongi etwas einzulenken.
Seufzend schaue ich meinen Mitbewohner an.
„Es tut mir leid, Yoongs. In bin nur im Moment echt sehr dünnhäutig. Und am liebsten würde ich vor meiner Abreise auch noch alles mit ihm klären. Aber leider gibt er mir nicht die Möglichkeit dazu. Ich habe das Gefühl, dass er mir wohl eh noch nicht zuhören würde. Also werde ich sofort nach meiner Rückkehr mit ihm sprechen. Versprochen!" – beschwichtige ich den Lehrer. Yoongi nickt verstehend. „Na los, Chim. Lass uns essen gehen, bevor Jin uns noch lyncht." – lacht der Ältere los und verlässt daraufhin schon wieder mein Zimmer.
Kurz darauf folge ich dem Lehrer in unsere Küche, wo bereits alle gemeinsam am Tisch sitzen und auf mich warten. Als ich mich neben meinen besten Freund nieder lasse, beginnen wir auch schon mit dem Essen und verbringen noch den ganzen Abend zusammen. Nur meine Freunde, viel leckeres Essen und wirklich viele unsinnige Gespräche über Gott und die Welt.
Ich blicke mich in unserer Runde um und muss feststellen, dass ich diese Chaoten einfach liebe, da sie immer für mich da sind. Auch wenn es vielleicht hin und wieder mal verschiedenen Ansichten zu bestimmten Aktionen gibt. So weiß ich jedoch immer, dass ich mich im Ernstfall immer auf jeden Einzelnen, hier in diesem Raum verlassen kann.
Nach dem sich alle von uns verabschiedet haben, helfe ich den andern beiden Jungs noch dabei die Küche aufzuräumen. Damit fertig, gehe ich in mein Zimmer, um mich für die Nacht fertig zu machen. Es ist wirklich ein komisches Gefühl ohne Miso hier zu sein. Jedoch bin ich sehr erleichtert, da ich weiß, dass es ihm bei meinen Eltern sehr gut geht und es ihm in Busan an nichts fehlt.
Als ich es mir endgültig auf meinem Bett bequem mache, fängt auf einmal mein Handy an zu klingeln. Bei genauerem hin sehen, erscheint Jeongguks Name auf dem Display und mit einem komischen Gefühl in meiner Magengegend nehme ich das Gespräch ab.
„Ja?" – nehme ich ab und versuche den Klos in meinem Hals dabei einfach runter zu schlucken. Jedoch kommt keine Reaktion von dem anderen. „Jeonggukie?" – hauche ich fragend ins Telefon und vernehme daraufhin ein leises schluchzen am anderen Ende der Leitung. Und diese Tatsache, bricht mir buchstäblich das Herz.
„Kookie, bitte hör auf zu weinen. Es ist alles gut. Hörst du? Ich meine jedes einzelne Wort, was ich geschrieben habe, völlig ernst. Bitte, Kookie, hör auf zu weinen. Ich brauche dich doch." – gebe ich nun mit leiser und zittriger Stimme von mir.
Anschließend folgt wieder eine erdrückende Stille. Bis der Jüngere diese auf einmal bricht. „I-ich ... v-vermisse ... dich, Jiminie-Hyung!" – haucht er so leise in den Hörer, dass man es fast nicht versteht. Allerdings bin ich mir deren Bedeutung sehr wohl bewusst. Und nun laufen mir unaufhörlich die Tränen über meine Wangen.
„Ich weiß, Kookie. Ich vermisse dich auch." – erwidere ich seine Worte und nun kann auch ich mein Schluchzen nicht mehr verkneifen.
Und darauf hin folgt wieder nur Stille.
Im Hintergrund hört man immer wieder das leise weinen des Braunhaarigen. Immer wieder hauche ich sanfte Worte in mein Smartphone, um ihn zu beruhigen, was auch zu funktionieren scheint. Den irgendwann ebbt das schluchzen ab und weicht immer mehr seiner gleichmäßigen Atmung. Ich lege jedoch nicht auf, sondern lausche gespannt seinen sanften Atemzügen.
„Ich liebe dich, mein Jeonggukie. Und dass werde ich immer tun, egal was passiert." – hauche ich, kurz bevor die Leitung droht zu unterbrechen, in den Hörer. Und schon einen Augenblick später ertönt das piepen, dass der Anruf automatisch beendet wurde.
Freilich weiß ich, dass mit diesem Telefonat noch rein gar nichts zwischen uns geklärt ist. Allerdings ist es ein Anfang. Auch wenn es erst einmal nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist.
Mit schnell schlagendem Herzen kuschle ich mich in mein Kissen und versuche nicht durchzudrehen. Denn nie im Leben, hätte ich erwartet, dass Jeongguk mich anruft. Aber seine Stimme nach so einer langen Zeit wieder zu hören, ist einfach unbeschreiblich und in mir keimt immer mehr die Hoffnung auf, dass wir Zwei doch noch eine Chance haben, gemeinsam glücklich zu werden. Aber bis dahin, werde ich ihn weiterhin jeden Tag schreiben, so lange, bis er mir wirklich verzeihen hat.
Langsam, aber sicher übermannt mich die Müdigkeit und ich falle in einen ruhigen und traumlosen schlaf. „Gute Nacht, mein Kookie. Ich liebe dich!" – flüstere ich in die Dunkelheit meines Zimmers, wohlwissend, dass er diese Worte gar nicht hören kann.
Am nächsten Morgen werde ich von Hobi aus dem Schlaf gerissen. „Guten Morgen ChimChim. Los raus aus den Federn, du fauler Sack!" – ertönt auf einmal seine gut gelaunte Stimme.
Etwas benommen öffne ich meine Augen und brauche einen Moment, bis ich mich zurecht finde.
Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Uhr und stelle mit Entsetzen fest, dass es schon kurz nach neun ist. Schnell springe ich aus meinem warmen Bett und begebe mich in mein Badezimmer, um schnell duschen zu gehen und um mich für den restlichen Tag frisch zu machen.
Wieder und wieder spielt sich dabei das Szenario von gestern Abend in meinem Kopf ab, welches mich dazu veranlasst nach dem ich die Dusche verlassen habe einen Blick auf mein Handy zu werfen. Und tatsächlich. Jeongguk hat mich wirklich gestern Abend angerufen. Das war also wirklich nicht bloß ein Traum. Erleichtert über diese Tatsache, trockne ich mich schnell ab und schlüpfe in meine Klamotten, damit ich mich so schnell wie möglich auf den Weg in die Küche machen kann.
Dort wartet auch bereits der rothaarige Sonnenschein mit dem Frühstück auf mich. „Sorry Chim, aber ich habe auch voll verpennt. Ich habe gestern wohl vergessen meinen Wecker zu stellen." – entschuldigt sich mein Kumpel bei mir. Was ich allerdings bloß mit einem Lächeln abwinke, da ich vor lauter Aufregung gestern, ebenfalls vergessen habe meinen Wecker zu stellen.
Hoseok bringt mich wie versprochen zum Flughafen und um punkt 14:00 Uhr, hebt die Maschine Richtung Tokio ab. Nun kann mein großes Abenteuer beginnen.
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