Kapitel 44 | Bittere Tränen

POV | Jeongguk

„Dir auch eine gute Nacht, Jiminie-Hyung!" – flüstere ich ihm zu und strecke mich meinem Traummann ein wenig entgegen. Zärtlich drücke ich meine Lippen auf seine und verwickle ihn damit in einen liebevollen Kuss.

Nach einem kurzen Augenblick löse ich mich von ihm und lege meinen Kopf wieder auf seiner Brust ab. „Ich hab dich lieb, Hyung!" – murmele ich leise und verstärke noch einmal meinen Griff. Nur einen kurzen Augenblick später, trifte ich auch schon in einen erholsamen Schlaf ab.

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Viel zu gern erinnere ich mich an die letzte Nacht, die Jimin und ich zusammen verbracht haben.

Nur leider ist diese auch schon wieder fast zwei Wochen her.

Meine Eltern sind gerade irgendwo in Europa unterwegs, um sich dort ein Hotel anzuschauen, dass sie eventuell in die Jeon Gruppe übernehmen wollen. Bis jetzt sieht der ganze Deal auch noch sehr vielversprechend aus, denn in Europa haben wir bisher nur einen Standort in Italien zu bieten.

Meine Mom wollte schon lange noch weitere Hotels in europäischen Städten haben und so wie es aussieht, wird sie sich diesen Traum bald erfüllen. Sie schickt mir jedenfalls immer ein paar Bilder und ich muss sagen, dass das, was ich bisher gesehen habe, wirklich sehr vielversprechend aussieht.

Leider hat die Abwesenheit meiner Eltern den Nachteil, dass ich momentan echt sehr viel alleine bin. Auch wenn Jimin und ich, uns vorgenommen haben, jede Minute gemeinsam zu nutzen und vor allem zu genießen, ist dieser Plan leider ganz schön nach hinten los gegangen.

Denn Jimin ist zurzeit auch nur noch im Stress.

Im tasty temptation ist momentan echt die Hölle los. Und somit haben wir kaum noch die Möglichkeit gehabt, um uns allein zu sehen. Wenn ich in der letzten Woche nicht jede freie Minute im Restaurant gewesen wäre, dann hätten wir uns wahrscheinlich, außer zum Tanztraining nicht ein einziges Mal gesehen.

Das gute ist, dass meine Eltern dem Vorschlag von Jimin, dass ich neben der Schule etwas im tasty temptation arbeiten darf, zugestimmt haben. Und ich nun ganz offiziell einen Nebenjob habe und ich somit auch noch ganz offiziell mit meinen Hyungs arbeiten darf.

Ich muss nur noch warten, bis der unterschriebene Vertrag endlich zurück ist. Denn da ich noch nicht volljährig bin, brauche ich für solche Sachen leider noch die Unterschrift meiner Eltern. Allerdings durfte ich auch schon nach der mündlichen Zusage immer schon etwas mit helfen. Denn die Jungs brauchen gerade jede helfende Hand.

Zunächst habe ich echt Angst gehabt, meine Eltern darum zu bitten einen Nebenjob dort zu machen. Allerdings waren Beide sofort total begeistert von Jimins Idee. Und da sie Jin ja schon seit vielen Jahren kennen und Jimin ja auch mittlerweile kennen gelernt haben, haben sie auch sofort zugestimmt.

Mein Dad findet es total toll, dass ich von selber Interesse daran entwickle in dieser Branche zu arbeiten und aus diesem Grund erlaubt er es mir auch. Ihm ist es so sogar noch lieber, als wenn ich in unserem Hotel in Seoul hätte arbeiten wollen.

Naja, und meine Eomma ist einfach nur total verknallt in Jimin.

Nur aus diesem Grund und weil sie will, dass Jimin ihr Schwiegersohn wird, hat sie eh nichts dagegen das ich im tasty temptation arbeite. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir diese Arbeit wirklich sehr viel Spaß macht. Es ist mir auch völlig egal ob ich für Seokjin oder Jimin arbeite. Es gefällt mir in beiden Bereichen sehr gut.

Nur, dass ich bei Jimin lieber bin, weil ich so dann noch mehr Zeit mit ihm verbringen kann und ich für meine gute Arbeit, neben meinem Lohn auch noch mit wirklich guten und liebevollen Küssen belohnt werde.

Allerdings haben wir es in dieser Woche nicht einmal geschafft uns zu sehen, da ich auf Grund der vielen Klausuren nur mit Lernen beschäftigt war.

Und dazu kommt auch noch, das Jimin so viel um die Ohren hatte, dass wir noch nicht einmal schreiben oder telefonieren konnten. Was wirklich sehr schade ist, da ich ihn mittlerweile echt vermisse.

Aber heute Nachmittag hat das Warten endlich ein Ende.

Da Kai seit heute wieder arbeitet, hat Jimin sofort die Chance genutzt und hat sich heute Nachmittag freigeschaufelt. Und das nur für mich. Eigentlich haben wir auch ausgemacht, dass er mich von der Schule abholt.

Aber nun bin ich schon auf dem Weg zu ihm. Da die letzten beiden Stunden ausgefallen sind. Also habe ich mich dazu entschieden den Älteren einfach an der Arbeit zu überraschen. Nun sitze ich bereits in der U-Bahn und bin nur noch wenige Haltestellen von meinem Ziel – Jimin, entfernt.

Mein ganzer Körper kribbelt bereits vor Aufregung.

Denn ich sehne mich förmlich nach seiner Nähe, seinen Berührungen und noch mehr nach seiner Wärme und seinen wunderschönen vollen Lippen. Und wenn es so weiter geht, dann kann ich diesem Mann wohl nicht mehr lange widerstehen. Denn mir fällt es von Mal zu Mal immer schwerer, mich ihm nicht vollkommen hinzugeben. Denn ich bin mir sicher, dass Jimin der Richtige ist.

Und ich kann es kaum noch abwarten einen Schritt weiter zu gehen.

Bei meinem letzten Treffen mit Yugyeom und BamBam, habe ich all meinen Mut zusammen genommen und habe mit meinen Freunden über die ein oder andere Sache gesprochen. Die beiden sind da auch ziemlich offen, was dazu geführt hat, dass sie mir so ziemlich alles erzählt haben, was ich wissen muss. Und da ich nun auch ganz schön neugierig bin, habe ich danach gleich noch mal so ein bisschen im Internet recherchiert.

Jetzt bin ich mir eigentlich ganz sicher, dass ich mehr von ihm will, als nur Händchen halten und rum knutschen.

Nun muss ich einfach nur noch die Chance nutzen, wenn wir mal wieder alleine sind.

Schließlich hat der Ältere mir ja auch jetzt schon des Öfteren zu verstehen gegeben, dass ich auch von mir aus auf ihn zugehen soll. Und genau das habe ich jetzt vor. Und je näher ich meinem Ziel komme, desto mehr steigt das aufregende kribbeln in mir.

Mit einem leichten Lächeln auf meinen Lippen, lasse ich mir unsere letzten beiden treffen durch den Kopf gehen. Und ganz ehrlich, ich kann es noch immer nicht richtig fassen, was für ein Glück ich habe, dass ausgerechnet dieser Mann, Interesse an mir hat.

Noch viel weniger kann ich glauben, wie schnell es gehen kann, dass man sich Hals über Kopf verliebt. So einfach von jetzt auf gleich. Einen Augenblick mal nicht aufgepasst und schon steht, so mir nichts dir nichts auf einmal ein Mensch vor dir, welchen du nie wieder in deinem Leben missen möchtest.

Jedes Mal zeigt er mir, wie sehr er mich mag und dabei hat er so viel Geduld mit mir und schenkt mir mit seiner bloßen Aufmerksamkeit seine Liebe. Aus genau diesem Grund, habe ich beschlossen, dass ich Jimin nun ganz offen zeigen werde, dass ich mehr von ihm will.

Als die nächste Haltestelle angezeigt wird, stehe ich von meinem Platz auf und stelle mich schon einmal an die Tür, um so schnell wie möglich zu meinem Traummann zu kommen. Als der Zug die Haltestelle erreicht, kann ich es vor Aufregung kaum noch abwarten und drücke ungeduldig auf dem Türknopf herum.

Endlich öffnen sich die Türen und sofort sprinte ich los, den ich will nur noch eins – in Jimins starke Arme fallen und seine Lippen auf meinen spüren.

Mit einem wild klopfenden Herzen komme ich meinem Ziel immer näher.

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, fiebere ich dem baldigen aufeinandertreffen mit Jimin entgegen. Ich biege um die letzte Ecke, um zu seinem Restaurant zu kommen und möchte eigentlich einfach nur noch zu ihm hin rennen.

Allerdings stoppe ich abrupt in meiner Bewegung, als ich den Schwarzhaarigen vor dem tasty temptation stehen sehe.

Für einen Moment glaube ich schon fast, dass ich meinen Augen nicht traue, jedoch, als ich Jimin tatsächlich erkenne, zieht sich in meinem Körper alles förmlich zusammen. Denn direkt vor dem Laden, entdecke ich meinen Traummann, wie er gerade engumschlungen mit einem mir unbekannten Mann steht.

Die zwei scheinen über irgendetwas zu reden, jedoch als der fremde Mann auch noch seine Hände auf Jimins Wangen legt und beginnt viele Küsse auf seinem Gesicht zu verteilen, zieht sich mein Herz schmerzlich zusammen.

Und auch die Reaktion, meines vermeintlichen Schwarms versetzt mir einen schmerzlichen Stich, denn Jimin scheint dieser Geste gar nicht so abgeneigt zu sein. Immerhin kann ich aus der Ferne deutlich erkennen, wie der Schwarzhaarige den fremden Mann förmlich an strahlt.

Dieser Anblick nimmt mir buchstäblich die Luft zum Atmen und aus dem, bis eben noch aufregenden Kribbeln, wird mit einem Mal ein so komisches Gefühl, welches mich glauben lässt, dass ich mich jeden Moment übergeben muss.

Dieses plötzliche Gefühl der Enge in meinem Hals treibt mich dabei fast in den Wahnsinn.

Als Jimin seine Sicht nun durch die Umgebung schweifen lässt, treffen sich unsere Blicke für einen Moment. Ungläubig schaut er mich an, jedoch verwandelt sich sein Blick sofort in ein strahlen und seine Lippen ziert ein liebevolles Lächeln.

Er löst sich sofort von dem fremden Mann und macht sich auf den Weg zu mir. Allerdings kann ich im Moment echt keinen klaren Gedanken fassen, denn für mich war diese Situation mehr als eindeutig. Sofort drehe ich mich rum und renne einfach nur noch davon.

Denn für mich ist auf einmal meine kleine heile Welt zusammen gebrochen – Jimin hat mich die ganze Zeit einfach nur verarscht.

Ich ignoriere die Rufe des Schwarzhaarigen, denn im Moment höre ich einfach nur noch auf mein kleines gebrochenes Herz und dieses befielt mir, dass ich einfach von ihm weg muss. Weg von dem Mann, dem ich mein Herz geschenkt habe und weg von dem Mann, der die erstbeste Gelegenheit genutzt hat, um mein armes Herz mit Füßen zu treten.

Ich laufe einfach so schnell ich kann und so, weit mich meine Beine tragen.

„Jeongguk! ... Kookie, jetzt warte doch!" – vernehme ich noch immer die Rufe des Älteren, jedoch denke ich nicht im Traum daran, mir hier und jetzt die vermeintlichen Lügen dieses Mannes anzuhören.

Denn im Moment möchte ich ihn einfach nie wieder sehen.

Ziellos irre ich durch die vollen Straßen Seouls und unaufhörlich laufen mir salzige Tränen über meine heißen Wangen. Gedankenverloren laufe ich wahllos umher, bis ich irgendwann im Hangang Park ankomme. Ausgerechnet dem Ort, an dem alles angefangen hat und an dem Jimin mich zum ersten Mal geküsst hat.

Kurz lasse ich mich auf einer Bank nieder und versuche mich etwas zu beruhigen.

Allerdings holen mich die Bilder der zwei, sich küssenden Männer immer wieder ein und bringen mich dazu, bitterlich zu weinen.

Immer und immer wieder vibriert mein Handy in meiner Hosentasche. Mit zitternden Händen hole ich es raus und werfe einen kurzen Blick darauf. Natürlich ist es Jimin. „Was willst du von mir, reicht es nicht, dass du mich so verarscht hast?" – brülle ich mein Telefon in meiner Hand an und ignoriere die zahllosen Versuche, des Mannes, mich zu erreichen.

Nach dem gefühlt tausendsten Mal mich zu erreichen, schalte ich mein Smartphone einfach aus. Denn ich kann und will einfach nicht mit diesem Mann sprechen, welcher mich eiskalt anlügt und mir die ganze Zeit vorgaugelt, Gefühle für mich zu haben.

Als ich mich endlich wieder einigermaßen gefangen habe, setze ich mich langsam wieder in Bewegung und mache mich auf dem Weg nach Hause. Auf wackeligen Beinen steuere ich die nächste U-Bahn-Station an, welche mich zu meinem Zuhause bringt. Natürlich in der Hoffnung, dass der Ältere dort nicht auf mich wartet.

Aber eines ist sicher, so schnell will ich diesen Typen gewiss nicht mehr sehen. Und ganz davon zu schweigen, je wieder mit ihm zu reden.

Nach gut 20 Minuten, erreiche ich unser Haus und zum Glück ist von Jimin weit und breit nichts zu sehen. Erleichtert lasse ich die Haustür hinter mir ins Schloss fallen und gehe sofort in mein Zimmer. Meine Tasche, lasse ich einfach auf den Boden fallen.

Nun kann ich mich auch gar nicht mehr zusammen reisen und lasse weiteren Tränen freien Lauf.

Heulend lasse ich mich auf mein Bett fallen und rolle mich sofort zu einer kleinen Kugel zusammen. Dabei ziehe ich meine Beine ganz nah an meinen Oberkörper. Immer und immer wieder frage ich mich, warum mir so etwas passieren muss.

Warum war ich auch so doof und habe mich so von diesem Idioten einlullen lassen.

Wahrscheinlich hat er sich schon die ganze Zeit mit diesem anderen Typen getroffen. Und garantiert hat er sich auch die ganze Zeit, mit seinem ach so tollen Freund, über mich lustig gemacht. Schließlich ist es doch für solche, gestandenen Männer, wie Jimin, toll anzusehen von einem wie mir förmlich angehimmelt zu werden.

Wem gefällt es auch nicht, wenn so ein kleiner naiver und dazu noch unerfahrener Schuljunge, wie ich, auf diese Masche rein fällt.

Die ganze Zeit, habe ich mich schon gefragt, was dieser Mann bloß an mir findet. Und beinahe hätte ich ihm auch noch all seine Lügen geglaubt. Oder noch besser, fast hätte ich mich dazu hinreißen lassen, ihm alles von mir zu geben.

Und mit ganz großer Gewissheit, hätte er mich spätestens dann eh fallen lassen.

Da kann ich doch bloß froh sein, dass es doch nicht dazu gekommen ist, dass wir miteinander geschlafen haben. Denn sonst würde ich mich wohlmöglich noch schlimmer fühlen, als es so schon ist. Obwohl ich stark daran zweifle, dass es überhaupt noch schlimmer geht.

Ich war mir eigentlich ganz sicher, dass Jimin das Gleiche für mich fühlt, wie ich für ihn.

Aber so wie es aussieht, habe ich mich da wohl wirklich mächtig in ihm getäuscht.

Es tut allerdings verdammt weh und am liebsten, würde ich auch gern behaupten, dass ich ja eigentlich nichts für diesen Mann fühle. Aber leider belehrt mich mein Herz gerade eines Besseren. Denn dieser Schmerz, den ich gerade fühle, ist sowas von bedrückend, dass ich schon fast Glaube, dass es jeden Moment in tausende Stücke zerspringt.

Immer und immer wieder wische ich mir mit meinem Ärmel über meine Wangen, in der Hoffnung irgendwann einmal alle Tränen getrocknet zu haben. Aber immer wieder bahnen sich erneut die salzigen Sturzbäche, den Weg über meine geröteten Wangen.

Ich will das nicht spüren.

Ich möchte gern wieder an den Punkt zurück, wo ich diesen Idioten noch nicht so gut kannte. Hin, zu dem Moment, als Miso mich das erste Mal über den Haufen gerannt hat. ... Oh mein Gott, hätte ich doch damals bloß nicht auf mein scheiß Handy geschaut, dann hätte ich dem Hund ausweichen können und ich hätte diesen Idioten, mit diesem tollen Lächeln und den unfassbar tollen, vollen Lippen nie wahrgenommen.

Er wäre einfach weiter, irgendein Kumpel von Namjoon und Jin geblieben.

Denn immerhin ist er mir vor unserem schmerzhaften aufeinandertreffen ja auch nie wirklich aufgefallen, als er immer bei Tae und Joonie zu Hause war.

Dieser eine scheiß Moment, hat mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Und so mir nichts dir nichts, habe ich es zugelassen, dass dieser Mistkerl mir mein Herz stielt.

Warum tut er mir sowas an?

Warum?

Schluchzend greife ich nach meinem Kissen und ziehe dieses in meine Arme. Es tut so weh. Warum musste ich mich auch so schnell in diesen Idioten verlieben.

Als es plötzlich an der Tür klingelt, werde ich völlig aus meinen Gedanken gerissen.

Für einen Moment horche ich und drehe mich abwartend auf den Rücken. In der Hoffnung, dass ich mich vielleicht einfach nur geirrt habe und das Klingeln einfach nur Einbildung war. Als es dann ein weiteres Mal klingelt, schrecke ich hoch und erhebe mich schließlich schwerfällig von meinem Bett. Bevor ich mein Zimmer verlasse, werfe ich einen vorsichtigen Blick aus meinem Fenster. Dabei erkenne ich Jimins blauen SUV am Straßenrand stehen.

Haare raufend lasse ich mich zurück auf mein Bett fallen und versuche sein klingeln und klopfen zu ignorieren. Jedoch zwingt mich mein bescheuertes Herz geradezu in seine Nähe.

Vorsichtig schleiche ich mich auf Zehenspitzen runter an die Haustür.

Ich lehne meinen Kopf gegen die Tür und lausche dem, fast schon verzweifelt klingendem Flehen des Älteren. „Kookie, mach bitte die Tür auf! Bitte, ich weiß das du da bist. Bitte Jeonggukie, ich muss mit dir reden. Ich will dir alles erklären. ... E-es ist nicht so wie es ausgesehen hat. Kookie, bitte! Jetzt mach doch endlich diese scheiß Tür auf." – bettelt er und abwechselnd klopft und klingelt er immer wieder, um nach Einlass zu bitten.

Instinktiv greift meine Hand nach der Türklinke.

Bereit dazu dem Mann meiner Träumer zu öffnen. Allerdings halten mich die Bilder, der sich küssenden Männer, welche sich immer wieder in meinem Kopf abspielen, davon ab.

„Bitte, Kookie. Es tut mir leid. Hörst du? Ich würde dir sowas nie antun. Dafür liebe ich dich doch zu sehr! Kookie, es klingt vielleicht abgedroschen. Aber es ist so. Ich liebe dich! Hörst du, Jeonggukie, ich liebe dich!" – spricht er mit zittriger Stimme, flehend weiter.

Diese Worte lösen meinen nächsten Heulkrampf aus. Schnell presse ich meine Hand vor meinen Mund, um mein lautes Schluchzen zu unterdrücken. Aber im Moment kann und will ich ihn einfach nicht sehen. Nicht nach dem, was ich vorhin gesehen habe. Eilig husche ich zurück in mein Zimmer und lasse dort erneut meinen Tränen freien Lauf.

Immer wieder bebt mein Körper unter den schmerzhaften Schluchzern.

Irgendwann wird es wieder still im Haus.

Unter Tränen bewege ich mich langsam auf mein Fenster zu und werfe einen kurzen Blick nach draußen. Dabei beobachte ich den Älteren, wie er an seinem Auto steht und sich gerade daran macht den Rückzug anzutreten.

Bevor er in den Wagen steigt, schaut er noch einmal hoch zu meinem Fenster. Dabei sieht er mich mit seinen traurigen Augen, verletzten an. Als sich unsere Blicke treffen, zieht sich in mir alles zusammen. Und irgendwie möchte ich gar nicht so richtig, dass er wirklich und dabei wohlmöglich für immer geht.

Aber dennoch tue ich aus verletztem Stolz nichts dagegen, ihn – denn Mann, den ich liebe, aufzuhalten.

Als sich der blaue SUV nach einiger Zeit dennoch in Bewegung setzt, geben meine vor Anspannung weichen Knie nach und ich breche schluchzend zusammen. Zitternd schlinge ich meine Arme um meine Beine, welche ich eng an meinen Körper ran gezogen habe. Und somit gebe ich mich meinem Schmerz hin und heule hemmungslos vor mich hin.

So vergeht noch einige Zeit, bis ich irgendwann völlig erschöpft auf dem Boden liegend einschlafe.

Am nächsten Morgen werde ich durch meinen Wecker geweckt.

Mühsam öffne ich meine Augen und schaue mich verwirrt um. Noch immer liege ich auf dem Fußboden in meinem Zimmer. Ich brauche einen Moment, um wirklich zu verstehen, was gestern passiert ist. Aber da sind sie auch schon wieder, die Bilder, wie mein Jimin von einem fremden Mann geküsst wird und sie sich danach auch noch so vertraut anhimmeln.

Immer und immer wieder spielt sich dieses Szenario vor meinem inneren Auge ab und ich spüre wieder den Schmerz, meines gebrochenen Herzens.

Geschafft kämpfe ich mich hoch und versuche meinen Wecker zu erreichen, welcher nun in voller Lautstärke piept. Als ich es endlich geschafft habe, lasse ich mich rücklinks auf mein Bett fallen.

Seufzend fahre ich mir durch meine Haare.

„Auf geht's!" – versuche ich mich selber zu motivieren, endlich in Gang zu kommen. Am liebsten würde ich zu Hause bleiben, um allein in meinem Selbstmitleid zu versinken. Aber leider schreiben wir ausgerechnet heute eine wichtige Klausur. Und wenn ich ausgerechnet jetzt fehle, dann wird mir mein Vater wohl den Kopf abreisen und ich werde wahrscheinlich bis zu meinem Studienabschluss Hausarrest bekommen.

Schwerfällig erhebe ich mich von meinem Bett, um mich in mein Badezimmer zu schleppen.

Der Blick in den Spiegel lässt mich selber vor mir erschaudern. Denn meine Augen, sind durch die unzähligen Tränen gerötet und natürlich geschwollen. Zudem zieren dunkle Augenringe mein Gesicht. Wieder einmal seufze ich laut aus und beginne damit mir die Klamotten vom Vortag auszuziehen, davor drehe ich schon einmal das Wasser an, um nicht gleich in Ohnmacht zu fallen, weil ich einen Kälteschock erleide.

Unter der Dusche versuche ich die ganze Anspannung von mir abzuwaschen. Und ein kleinwenig funktioniert das sogar. Aber schon einen Moment später sehe ich wieder Jimin vor mir, wie er mich traurig anschaut und dazu höre ich seine Stimme, welche mir beteuert, dass er mich liebt.

Aber warum tut er dann so etwas und lässt sich von diesem Mann auf offener Straße küssen?

Warum hat er diesen Mann dann nicht aufgehalten, wenn er doch wirklich solche Gefühle für mich hat?

Warum?

Angespannt stütze ich mich mit meinen Händen an der Duschwand ab und lehne meinen Kopf ebenfalls an das kühlende Glas. Denn ich könnte schon wieder einfach nur heulen. Und die ganzen Gefühle, welche meinen Körper gerade belagern, nehmen mir förmlich die Luft zum Atmen. Nach ein paar Minuten, in denen ich versucht habe, mich wieder zu beruhigen, verlasse ich die Dusche und bereite mich auf den anstrengenden Tag mit der großen Klausur in Literatur vor.

Mühsam schleppe ich mich in die Schule und versuche mir, vor meinen Freunden nichts anmerken zu lassen. Denn im Moment, bin ich nicht bereit über Jimin zu sprechen.

Dafür sitzt mir diese Aktion noch zu sehr in den Knochen. Und auch das Liebesgeständnis, macht die ganze Situation nicht wirklich besser. Denn zum einen möchte mein Verstand diesen Menschen einfach nur vergessen, aber zum anderen schreit mein Herz buchstäblich nach dieser Person.

Ich sehne mich nach seinen sanften Berührungen, seinen Liebkosungen, den seichten Worten, welche er mir immer und immer wieder in mein Ohr haucht und zu guter Letzt seine prallen Lippen, welche mich immer so gut fühlen lassen, wenn er mich küsst.

„Hey Kookie, alles Klar bei dir?" – fragt mich Tae, als ich die Schule erreiche.

„Morgen TaeTae!" – antworte ich ihm zunächst knapp. Da ich meinen Kumpel aber nur zu gut kenne und ich weiß, dass er sich mit dieser Antwort nicht abspeisen lässt, erhebe ich wieder das Wort. „Ja, klar. Es ist alles in Ordnung." – versuche ich ihm weis zu machen. Mein bester Freund sieht mich allerdings nur besorgt an.

„Sorry Kooks, aber so siehst du gerade echt nicht aus. Ist irgendetwas passiert? Oder hat Jimin dich gestern Abend so fertig gemacht?" – gibt er nun mit einem dreckigen grinsen von sich.

„Nein, nein. Es ist alles gut, Tae." – gebe ich mit brüchiger Stimme von mir.

Allerdings schaut er mich weiterhin besorgt an. Ertappt versuche ich seinem Blick auszuweichen und kaue mir unsicher auf meiner Unterlippe umher. „Ach Tae, mir geht es heute einfach nicht so berauschend. Vielleicht brüte ich einfach nur was aus." – antworte ich ihm letzten Endes, um den Größeren ein wenig zu beruhigen.

„Ehrlich TaeTae, es ist alles Gut!" – bestätige ich meine Aussage noch einmal, da sein strenger Gesichtsausdruck bände spricht.

„Na gut, das will ich dir mal glauben. Zum Glück haben wir dann gleich nach der Klausur Schluss. Da kannst du dich ja dann zu Hause schön ausruhen. Oder vielleicht rufst du dann einfach deinen Lieblingsmochi an. Der kümmert sich bestimmt liebend gern und sehr gut um dich." – entgegnet er mir mit einem dreckigen Grinsen.

Nichts ahnend, dass er mir mit dieser Aussage gerade völlig das Herz bricht.

Ich versuche seine Äußerung einfach zu ignorieren, bevor ich einfach los heule. Und außerdem habe ich nach wie vor einfach keine Lust über diesen Mann zu reden. Als Taehyungs Freundin dann auch noch freudestrahlend auf uns zu kommt, beschließe ich mich schon einmal auf den Weg zu unserem Klassenraum zu machen. „Ich geh schon mal vor, da kann ich mir noch einmal den Stoff anschauen." – entschuldige ich mich bei den Beiden, nachdem ich Lisa kurz zur Begrüßung umarme.

Vor dem Klassenraum lasse ich mich auf dem Boden nieder und hole meine Unterlagen aus meiner Tasche. Allerdings kann ich es mir nicht verkneifen, doch einmal einen Blick auf mein Handy zu werfen.

Und als ich das Gerät einschalte, werde ich von den Benachrichtigungen geradezu überhäuft. Natürlich taucht Jimins Name auf dem Display auf, denn er hat mehrmals versucht mich anzurufen. Und auch bei WhatsApp habe ich unzählige Nachrichten von dem Schwarzhaarigen erhalten. Frustriert darüber, stecke ich mein Smartphone erst einmal wieder zurück in meine Tasche.

„Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe, du Idiot!" – murmle ich leise vor mich hin.

Trotz meiner wirren Gedanken versuche ich mir noch einmal den aktuellen Stoff anzuschauen, als ich plötzlich von meinem Handy wieder unterbrochen werde. Mit klopfendem Herzen hole ich diese wieder aus meiner Tasche und schaue angespannt auf den Bildschirm. Zum Glück ist es bloß meine Mom.

Seufzend drücke ich den grünen Botton, um das Gespräch anzunehmen.

„Hallo Eomma!" – spreche ich ein wenig erleichtert in den Hörer. Sofort ertönt die aufgeregte Stimme von ihr am anderen Ende der Leitung. „Gott sei Dank, Kookie. Endlich bist du zu erreichen. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Ist alles in Ordnung bei dir?" – spricht sie völlig aufgelöst zu mir. „Ich habe gestern bestimmt 100-mal versucht dich anzurufen und nie bist du ran gegangen." – spricht sie einfach weiter.

„Eomma, es tut mir leid, aber mein Akku war leer und ich habe auch schon bei Zeiten geschlafen." – versuche ich mich zu rechtfertigen.

„Kookie, wir haben uns totale Sorgen um dich gemacht. Wir haben schon gedacht, dir ist irgendetwas passiert!" – schimpft sie weiter mit mir. Seufzend versuche ich sie weiter zu besänftigen und als ich sie endlich so weit habe, gelingt es mir endlich den wahren Grund für ihren Anruf zu erfahren.

„Kookie, mein lieber Schatz. Am kommenden Freitag wirst du gegen 15:00 Uhr zu Hause abgeholt. Dein Vater und ich haben beschlossen, dass du uns nach Japan auf eine Messe und zu ein paar geschäftlichen Terminen begleiten wirst." – klärt sie mich über ihr Vorhaben auf.

„Eomma, du weißt schon, dass ich Schule habe und ich am Freitag auch immer bis 15:00 Uhr dort sein muss? Und warum muss ich euch überhaupt begleiten?" – frage ich sie genervt. Das fehlt mir nämlich jetzt auch noch zu meinem Glück. Ich habe ja sonst keine Probleme – denke ich mir.

„Das ist mir klar, dass du da Schule hast. Wir haben deinem Klassenlehrer auch schon Bescheid gegeben. Du bist übrigens dann auch bis zum darauffolgenden Mittwoch von der Schule freigestellt. Wir treffen hier ein paar Wichtige Geschäftspartner und es ist an der Zeit, dass sie dich langsam auch mal kennen lernen. Und aus diesem Grund, wirst du uns begleiten." – entgegnet sie mir schnippisch.

„Na toll! Hättet ihr diesen bescheuerten Termin dann nicht auf unsere Ferien legen können. So verpasse ich so viel Stoff in der Schule und ihr jammert dann wieder rum, wenn ich eine Klausur verhaue." – gebe ich beleidigt von mir. Allerdings bringt es wohl überhaupt nichts, wenn ich jetzt auch noch anfange über den Sinn und Zweck dieser Reise zu diskutieren. Aber so habe ich vielleicht eine Chance durch den Tapetenwechsel, Jimin zu vergessen.

Ablenkung tut ja bekanntlich immer gut.

„Kookielein, leider richten sich die Messetermine nicht nach deinem Stundenplan oder deinem Ferienkalender. Sei doch lieber froh, dass wir dich einbeziehen. Und außerdem haben wir schon ewig nichts mehr zusammen als Familie unternommen. Andere Kinder fahren noch nicht einmal in den Urlaub. Und der werte Herr meckert rum, weil er sogar während der Schulzeit verreisen darf." – gibt sie nun in einem spitzen Ton von sich.

„Es ist ja schon gut, Eomma. Aber es ist ja noch nicht einmal Urlaub." – rechtfertige ich mich darauf hin. „Schließlich darf ich euch ja die ganze Zeit zu irgendwelchen Geschäftsterminen begleiten. Also wow, ich bin echt zu beneiden." – gebe ich sarkastisch von mir.

Daraufhin erhalte ich ein belustigtes Schnauben von meiner Mutter.

„Ach Kookie, du wirst schon noch auf deine Kosten kommen. Damit sich die Reise und der verpasste Schulstoff auch für dich lohnt." – muntert sie mich ein wenig auf. „Okay, was anderes bleibt mir ja eh nicht übrig." – lenke ich endlich ein.

Ich kann ihr siegreiches Grinsen förmlich vor meinen Augen sehen. Diese Frau schafft es eben immer wieder. „Gutes Kind!" – antwortet sie mir. „Also sehen wir uns dann in einer Woche. Ich hole dich auch vom Flughafen ab. Okay?" – bietet sie mir an.

Grummelnd stimme ich ihr zu und dann verabschiede ich mich von ihr, da so langsam die Zeit drängt und mein Unterricht gleich beginnt. Seufzend lege ich mein Handy auf meinem Ordner ab.

Na toll, dann eben Japan.

Kann ich nicht einfach mal meine Ruhe haben – denke ich mir. Aber nein, denn schließlich glauben meine Eltern allen Ernstes, dass ich eine Beschäftigungstherapie brauche.

Als es zum Reingehen klingelt, erhebe ich mich ächzend von meinem Platzt und betrete unseren Klassenraum. An meinem Tisch angekommen, packe ich meine Sachen aus, setzte mich hin und warte, dass der Unterricht endlich beginnt und ich diese dämliche Klausur endlich hinter mir habe.

„So, die Zeit ist um! Bitte beendet eure Arbeit und bringt eure Zettel alle zu mir vor." – beendet nun die Stimme von Mr. Jung die Stunde. „Ach und vergesst nicht eure Namen drauf zu schreiben. Schließlich bin ich Lehrer und kein Hellseher." – spricht er mahnend weiter. Total fertig lasse ich meinen Stift fallen, um die einzelnen Blätter meiner Arbeit zusammen zu suchen, um sie letztendlich abzugeben.

Das war wirklich eine schwere Geburt – denke ich mir und überlege mir insgeheim schon einmal eine passende Ausrede für meine Eltern. Denn diesen Test habe ich unter Garantie sowas von verkackt, dass sie mich wohlmöglich postwendend in ein Internat stecken werden. Aber wie sagt man immer so schön, shit happens. Da muss ich wohl dann einfach durch. Und Liebeskummer lassen die beiden bestimmt nicht als Ausrede gelten und schon garnicht mein Vater. Da er in solchen Dingen eh wirklich immer sehr Rational denkt.

Wohlmöglich glaubt er auch noch, dass es wegen Hyuna ist.

Aber leider ist dem ja nicht so.

Denn mein Herz schlägt trotz allem, einzig und allein nur für den einen – Park Jimin. Und irgendwie werde ich das dumme Gefühl nicht los, dass dies sich auch nicht so schnell wieder ändern wird.

Es wird also echt Zeit, dass ich mich abreagiere.

Und was hilft immer am besten, wenn man den Kopf mal so richtig frei bekommen muss? Genau, Sport! Und das werde ich jetzt auch tun. Irgendwie muss es ja einen Weg geben, diesen Typen zu vergessen, auch wenn es weh tut. Aber im Moment ist es wohl das Beste! Obwohl mein Herz förmlich nach Jimin schreit und ich nicht weiß, wie ich es ohne ihn aushalten soll.

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