Kapitel 120 | Familienzuwachs

POV | Jimin

„Was bleibt euer Geheimnis?!"

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Auf der Stelle wandert mein Blick zu meiner Eomma, welche noch immer gespannt, auf eine Antwort wartend an der Tür des kleinen Raumes steht.

Na prima – denke ich mir.

Ausgerechnet jetzt muss sie hier hinten rum geistern, wo Kookie und ich mit seinem Dad über unseren Besuch im Kinderwunschzentrum sprechen. Als wäre es nicht eh schon schlimm genug das Sooyoung uns auf frischer Tat dabei ertappt hat, als wir die Klinik verlassen haben.

Da ich meine Mom sehr gut kenne, weiß ich auch, dass sie sich nun auch nicht wirklich damit zufrieden gibt, wenn wir ihre Frage einfach ignorieren. „Was für ein Geheimnis? Wovon redest du, Ellin?" – gibt sich mein Schwiegervater unwissend. Was er wohl macht, um zu erfahren, was sie alles von unserem Gespräch mitbekommen hat.

„Na das will ich doch von euch wissen?" – entgegnet sie auf seine Frage hin.

„Immerhin ist es kein gutes Zeichen, wenn ihr Drei hier zusammen hockt und dabei irgendetwas ausheckt." – kommt meine Mom nun langsam auf uns zu. Dabei sieht sie immer wieder, mit einem abwartenden, aber dennoch besorgten Blick zwischen meinem Ehemann, Sooyoung und mir hin und her. Dazu sagt mir ihr Blick ganz deutlich, dass nun jegliche Ausrede für den Arsch ist.

Immerhin hat sie meinen Bruder und mich damit nicht nur einmal zum Reden gebracht.

Letzten Endes setzt sie sich neben meinem Schwiegervater.

„Also, über was habt ihr gerade geredet? Ist irgendetwas schlimmes passiert? Oder ist einer von euch krank?" fängt sie an Fragen zu stellen. „Los jetzt, redet mit mir! Irgendwas muss doch sein, wenn ihr nicht wollt, dass irgendjemand von eurem Gespräch erfährt." – erhebt sie ihre sonst so liebliche Stimme gegen uns.

Daraufhin sieht mein Mann, mich um Bestätigung bittend an, weshalb ich ihm zustimmend zunicke.

Mit einem liebevollen Blick ergreift Jeongguk die Hand seiner Schwiegermutter.

„Ellin, es ist alles in Ordnung ... wirklich. Es ist auch nichts schlimmes passiert und, es ist auch keiner von uns Dreien krank. Also mach dir bitte keine Sorgen, ja?" – versucht er sie etwas zu beruhigen. „E-es ist nur so, ..." – legt der Jüngere seinen Arm schließlich um meine Hüfte und zieht mich kaum merklich näher an sich heran und macht tatsächlich Anstalten, nun mit der Sprache rauszurücken. Doch er bekommt zunächst kein Wort heraus.

Vielleicht ist es ja sogar ganz gut, wenn wenigstens meine Eomma darüber bescheid weiß, was Jeongguk und mich derzeit so beschäftigt.

„Kooks, ich weiß, dass wir eigentlich ausgemacht haben, dass wir es erst einmal für uns behalten wollten. Aber findest du nicht auch, dass wir wenigsten unsere Eltern einweihen sollten?" – sehe ich bittend zu meinem Liebsten, welcher auf der Stelle bejahend nickt. „Du hast recht, Babe! Schließlich wissen wir ja nur zu gut, was passiert, wenn wir versuchen etwas vor dieser Familie geheim zu halten." – spielt er sofort auf unsere Verlobung an.

Denn damit haben wir damals ungelogen eine halbe Familienkriese ausgelöst. Nur mit Mühe und Not konnten wir die Wogen glätten.

Dabei grenzt es doch fast schon an ein Wunder, dass sie bis heute noch nichts von unserer heimlichen Hochzeit auf dem Schiff spitz bekommen haben. Denn wenn sie davon erfahren würden, dann hätten wir wahrscheinlich bis in die Steinzeit bei unseren Müttern verschissen. Denn die Beiden würden uns unsere Tat ziemlich übel nehmen. Ganz zu schweigen von unseren Großmüttern. Damit hätten wir dann ganz sicher sehr schlechte Karten.

„Wenn ihr es so wollt, dann gehe ich schnell Ae-ri und Hwang holen!" – reagiert Sooyoung sofort und möchte sich auch gleich auf den Weg zu den anderen machen, damit wir sie nicht aus diesem Gespräch ausschließen. Doch Jeongguk hält seinen Dad auf. „Appa, lass es bitte gut sein. Wenn wir das jetzt hier besprechen, dann hätten wir es auch gleich auf die Titelblätter der ganzen Klatschzeitschriften drucken lassen können. Oder noch viel besser, wir hätten es auch in den 20:00 Uhr-Nachrichten verkünden lassen können." – gibt Jeongguk sein Unbehagen preis.

„Was haltet ihr denn davon, wenn wir dann alle gemeinsam im Hotel essen. Soviel ich weiß, sind die Anderen heute Abend anderweitig unterwegs. Dann können wir ganz in Ruhe alles besprechen. Und um Seoyoung braucht ihr euch auch keine Gedanken machen. Die ist wahrscheinlich dann so knülle, dass sie schon einschläft, sobald sie im Auto sitzt. Somit habt ihr genügend Zeit, um uns vollkommen ungestört eure wichtigen Neuigkeiten verkünden." – macht mein Schwiegervater und den Vorschlag das Gespräch an einem anderen Ort fortzusetzen.

Natürlich stimmten Jeongguk und ich sofort zu. Denn das ist für uns der beste Weg, um in aller Ruhe mit unseren Eltern über unser Vorhaben zu sprechen.


So langsam, aber sicher machen Kookie und ich uns dann auch schon wieder auf den Weg zurück ins Hotel, da wir von all dem Trubel um uns herum gerade echt genug haben. Der Tag war einfach sehr anstrengend. Was wohl auch an der Flut an Informationen liegt, welche wir in diesem Beratungsgespräch aufgenommen haben. Und es fällt mir auch schwer wirklich abzuschalten, da mich dieses Thema einfach nicht mehr los lässt.

Jeongguk ist nun tatsächlich bereit dazu eine Familie zu gründen.

Er möchte mit mir gemeinsam ein Kind bekommen – sehe ich ihn mit einem verliebten Blick an, da ich mein Glück noch immer nicht fassen kann. Gerade jetzt, wo ich mich von diesem Gedanken, einmal ein Appa zu sein verabschiedet habe, kommt er mit diesem Termin um die Ecke.

Ich liebe diesen Mann einfach so sehr, weil er mich immer wieder aufs Neue mit seinen Gesten überrascht.

Entspannt lehne ich mich im Sitz unseres Mietwagens zurück und kann es eigentlich kaum noch erwarten, dass wir vor dem Abendessen noch etwas Zeit für uns haben.

Ich bin Jeongguk so dankbar, dass er für uns diesen Termin vereinbart hat. Ich habe ja wirklich mit allem gerechnet, aber nicht, dass mein Liebster mich zu einen Gespräch in dieses Kinderwunschzentrum schleift. Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, da er die ganze Zeit eher den Anschein gemacht hat, als ob ihn dieses Thema einfach nichts anginge. Immer wieder hat er all die Bemerkungen unsere Familien und unserer Freunde einfach abgetan und ignoriert.

Freilich hat sich mein Mann sehr darüber gefreut, als Tae und Lisa oder auch Jin und Namjoon eröffnet haben, dass sie Kinder bekommen und er genießt die Zeit auch jedes Mal, welche er mit diesen kleinen Wirbelwinden verbringen kann.

Doch für uns als Paar schien es überhaupt keine Option zu sein ... jedenfalls von der Seite meines Mannes aus.

Und ihr glaubt gar nicht, wie sehr es mich gewurmt hat, dass Jeongguk so überhaupt keine Anstalten macht überhaupt über diesen Punkt nachzudenken. Allerdings habe ich mich auch sehr zurück genommen, da ich Jeongguk mit meinem Kinderwunsch einfach nicht unter Druck setzten wollte. Immerhin habe ich mich ja bewusst für diesen Mann entschieden. Also musste ich mich auch damit zufrieden geben, dass ich wohl noch sehr lange darauf warten muss, bis wir als Paar endlich zu einer vollkommenen Familie zusammen wachsen.

Aber nun haben wir den ersten Schritt gemacht und ich mit meinem Liebsten so unendlich dankbar, dass er nun bereit dafür ist diesen Schritt gemeinsam mit mir zu gehen. Auch die liebevollen Worte, welche er für mich gefunden hat, haben mich völlig aus der Fassung gebracht.

Lächelnd greift Jeongguk nach meiner Hand, während er mit der anderen das Auto sicher durch den dichten Nachmittagsverkehr lenkt. Eine Welle des Glücks durchflutet meinen Körper, weshalb ich einfach nur weiter, grinsend das Profil des wohl schönsten Menschen auf der ganzen Welt betrachte.

Nun heißt es wohl tatsächlich für uns, dass wir uns noch weiter Optionen anschauen werden, wie wir Eltern werden wollen, ehe wir eine endgültige Entscheidung über das WIE treffen werden.


Schließlich ist der Zeitpunkt gekommen und das Abendessen mit unseren Eltern steht an.

Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich die Ruhe selbst bin.

Immer wieder fahre ich mir nervös durch meine Haare, was Jeongguk schon leicht verzweifeln lässt. „Babe, jetzt beruhige dich bitte. Ich gehe nicht davon aus, dass sie uns den Kopf abreisen werden. Immerhin erfüllen wir ihnen doch auch nur einen lang ersehnten Wunsch." – legt der Jüngere seine Hände auf meine Wangen und drück mir einen sanften Kuss auf meine Stirn.

Eine Geste, welche die pure Glückseligkeit in mir hervorruft.

So machen wir uns nun gemeinsam auf den Weg zu unseren Treffpunkt.

Wenn ich jetzt mal so darüber nachdenke, dann ist es schon eine Ewigkeit her, dass Jeongguk und ich, allein mit unseren Eltern einen gemeinsamen Abend verbracht haben. Also überwiegt sogar die Vorfreude über die bevorstehende Zeit.

Während des Essens herrscht eine ausgelassene Stimmung.

Was wohl aber auch daran liegt, dass Sooyoung sich sehr darum bemüht das eigentliche Thema geschickt zu umgehen. Er lenkt unsere Gespräch immer wieder zu den alltäglichen Dingen. Jedoch halten Jeongguk und ich es dann selber kaum noch aus. Gerade, als uns unsere Desserts gebracht werden, sieht mein Mann mich mit einem liebevollen Lächeln an, ehe er sich etwas zu mir rüber beugt.

„Na, bist du bereit die Bombe jetzt platzen zu lassen, Jiminie?" – flüstert er mir entgegen und auch mit anschließend einen sanften Kuss auf die empfindliche Stelle, hinter meinem Ohrläppchen. Daraufhin erwidere ich seinen Blick mit einem ebenso lieblichen Lächeln.

„Ich bin bereit, wenn du es bist. Jetzt dürfte der perfekte Zeitpunkt für unsere Neuigkeiten sein, denn jetzt sind sie alle satt und dementsprechend auch total entspannt." – entgegne ich dem Jüngeren.

Also nimmt Jeongguk nun all seinen Mut zusammen und zieht einem leichten Räuspern die Aufmerksamkeit unserer Eltern aus sich. „Ja, ähm ... also zunächst wollen Jimin und ich uns bei euch für das entspannte Abendessen bedanken. Es ist echt schön mit euch gemeinsam zusammen zu sitzen. Das haben wir irgendwie schon viel zu lange nicht mehr gemacht." – fängt er an zu reden. „Aber eigentlich wollten wir mit euch über etwas sprechen, was Jimin und mir gerade sehr am Herzen liegt." – spricht der braunhaarige mit leicht zitternder Stimme weiter.

Haltsuchend greife ich nach seiner Hand, welche auf dem Tisch liegt, und verschränke unsere Finger miteinander.

„Chim und ich hatten heute einen Beratungstermin in der Kinderwunschklinik." – rückt Jeongguk mit der Sprache raus. „Wir haben uns dazu entschieden, dass wir ein Kind bekommen wollen. Und eigentlich sollte es auch noch keiner wissen, bis wir uns zu völlig sicher sind, auf welchem Weg wir Eltern werden wollen. Doch leider klappt das Geheimhalten in dieser Familie, wie immer mal so überhaupt nicht." – brummt Jeongguk zum Ende hin in seinen nicht vorhandenen Bart.

„Dennoch haben wir uns dazu entschlossen, euch wenigstens in unsere Pläne einzuweihen, weil Kookie und ich hoffen, dass ihr uns auch auf diesem Weg unterstützt. Denn eins haben wir nach diesem Termin bereits feststellen müssen ... es wird wohl noch ein verdammt langer und harter Weg für uns. Aber wir wollen diesen Weg gemeinsam mit euch gehen." – versuche ich weiter zu erklären.

Etwas ängstlich schauen Kookie und ich zu den vier Älteren.

Doch als wir deren strahlende Gesichter erblicken, ist die anfängliche Unsicherheit wie weg geblasen.

Während unsere Väter uns einfach nur zu unserem Entschluss beglückwünschen, springen meine Mom und Ae-ri sofort von ihren Stühlen und ziehen meinen Mann und mich in eine feste Gruppenumarmung. Zur Feier des Tages bestellt Sooyoung für uns eine Flasche des besten Champagners, welchen wir uns natürlich schmecken lassen.

Völlig fertig fallen Jeongguk und ich schließlich ins Bett.

Dennoch sind wir überglücklich, dass uns unsere Eltern ihre volle Unterstützung zugesagt haben. Natürlich waren, vor allem unsere Mütter völlig aus dem Häuschen über diese doch sehr unerwarteten Neuigkeiten.

Aber um ehrlich zu sein, habe ich auch gar nichts anderes erwartet. Immerhin haben sie uns in den letzten Jahren schon des Öfteren zu verstehen gegeben, dass sie auch von uns unbedingt Enkelkinder wollen.

Nun haben sie ja auch endlich die Gewissheit, dass es wohl in naher Zukunft endlich so weit sein könnte. Somit schlafen Jeongguk und ich an diesem Abend mit einem guten Gefühl, zufrieden ein.


*******


Mit ruhigen Händen setzte ich den Fruchtspiegel aus Passionsfrucht auf das mit Schokomousse gefüllte Mandeltartlett, als ich merke, wie die Haustür auf geht. Einen kurzen Augenblick später, schlingen sich von hinten zwei Arme um meinen Bauch, weshalb ich mich auf der Stelle gegen die Brust meines Ehemannes lehne.

„Hey Baby, wie war dein Tag?" – erkundigt sich der Jüngere sofort nach meinem Wohlbefinden, was mich auf der Stelle zum Lächeln bringt. „Mein Tag war ganz okay. Wir hatten heute Vormittag gut zu tun und jetzt probiere ich gerade ein neues Rezept für das tasty temptation aus." – antworte ich im.

Daraufhin beäugt mein Liebster, mit strahlenden Augen meine Arbeit.

Wobei ich mir schon sehrt gut vorstellen kann, wie sehr er sich freut meine neueste Kreation zu probieren. Schließlich kenne ich meinen Mann mittlerweile in- und auswendig.

Kaum habe ich meinen Gedanken zu Ende gedacht, fängt mein liebreizender Ehemann auch schon an, ein paar Früchte zu stibitzen, welche eigentlich als Deko für meine Törtchen dienen sollten.

Meckernd haue ich ihm auf seine Hand.

„Hey, Finger weg ... mein Lieber. Sonst habe ich nichts mehr, um die Törtchen zu dekorieren."

Kichernd dreht der Jüngere mich zu sich um und drückt mir seine Lippen auf meine. „Mhm ... dann muss ich eben was anderes süßes vernaschen." – grinst er mich mit einem spitzbübischen Lächeln an, bei welchem ich jedes Mal schwach werden könnten.

Belustigt lasse ich seine Attacke über mich ergehen und schlinge wohlwollend meine Arme um seinen Nacken. Immer wieder treffen unsere Lippen aufeinander, was mich letzten Endes wohlig in den Kuss seufzen lässt.

Seitdem wir aus Osaka zurück sind, habe ich das Gefühl, dass Kookie und ich uns nun noch viel näher stehen, also so schon. Denn wir nehmen uns, wann immer es geht Zeit für uns. Gerade auch, damit Jeongguk und ich uns weitere Gedanken über unsere Kinderplanung machen können.

In den vergangenen Wochen hatten wir auch schon zwei Termine, hier in Seoul, um uns weitere Optionen offen zu halten. Zudem haben wir auch noch Kontakt zu einer Adoptionsvermittlung aufgenommen. Allerdings haben sie uns dort auch nicht gerade große Hoffnungen gemacht, dass wir in naher Zukunft ein Baby adoptieren könnten.

Hier wurde uns nahegelegt, dass wir uns doch lieber als Pflegeeltern anbieten sollten.

Hierbei liegt das Problem aber darin, dass die Kinder dann oft nur mehrere Wochen oder gar Monate in den Pflegefamilien sind. Doch sobald sich die familiären Gegebenheiten dann wieder entspannt haben, kehren diese dann auch wieder zu ihren Eltern zurück.

Das hieße dann für uns, dass wir uns immer wieder von den Kindern verabschieden müssten. Gerade dann, wenn wir uns an deren Anwesenheit gewöhnt hätten. Jeongguk und ich hätten nie wirklich die Chance eine wirkliche Beziehung zu einem Kind aufzubauen, um ihm ein wahres Zuhause und eine sicher Zukunft mit so viel Liebe und Geborgenheit zu bieten, so wie sie es verdient hätten.

Und dieser Zustand würde mich, nein ... der würde uns fertig machen.


Je mehr wir uns also mit unserer Familienplanung auseinander setzten, desto mehr tendieren wir tatsächlich dazu, dass wir nach einer geeigneten Leihmutter Ausschau halten.

Ich muss leider Gottes auch zugeben, dass ich mich bisher bei keinem der Termine so wohl gefühlt habe wie bei unserem Gespräch im Kinderwunschzentrum von Osaka.

Dort habe ich mich bei der Beratung wirklich, von der ersten Minute an, am besten aufgehoben gefühlt. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir in Osaka Takuma an unserer Seite habe und er uns schon mehrfach versichert hat, dass wir bei seinen Kollegen in den besten Händen sind.

Kookie ist der Meinung, dass ich mich bei der ganzen Sache auf mein Bauchgefühl verlassen sollte. Immerhin habe ich so schon die besten Entscheidungen getroffen.

Schließlich werden wir während der gesamten Behandlung dann sehr viel Zeit mit dem Personal zu tun haben. Weshalb Jeongguk möchte, dass ich mich mit allen Gegebenheiten wohl fühle und ich auch allen Beteiligten genug vertrauen kann.

Ich bin meinem Mann so Dankbar, dass er alle Hebel in Bewegung setzt, um mir meinem allergrößten Wunsch zu ermöglichen. Ich habe echt keine Ahnung, wie ich das alles je wieder gut machen kann. Immerhin kann ich auch ganz genau spüren, wie die Aufregung auch bei meinem geliebten Mann stetig wächst.

Wenn wir abends, nach einem anstrengenden Tag, gemeinsam auf der Couch liegen, dann reden wir immer öfter darüber, wie es wohl mit einem Kind sein wird?

Freilich haben wir des Öfteren Seoyoung bei uns, jedoch denken wir, dass es etwas völlig anderes ist, wenn es unser eigenes Kind ist. Und irgendwie gefällt mir der Gedanke, dass hier irgendwann ein kleines Ebenbild von meinem Lieblingsmenschen umher tappt und uns alle mit seinen Dummheiten auf trapp hält.

Deshalb fällt es mir mittlerweile schon so schwer die Zeit abzuwarten. Denn am liebsten würde ich dieses unglaubliche Gefühl schon heute spüren können.

Jeongguk versucht mich immer wieder in meiner aufkeimenden Euphorie zu bremsen.

Denn bis jetzt haben wir uns ja immer noch nicht für eine der vielen Optionen entschieden. Lediglich die Themen der Pflegschaft oder der Adoption scheinen für uns beide vom Tisch zu sein.


*******


„Kookie?" – betrete ich fragend unser Haus.

Allerdings erhalte ich keine Rückantwort. Komisch, denn sein Auto steht bereits in unserer Einfahrt. Und eigentlich wollte er schon gegen Mittag zuhause sein, damit wir nun gemeinsam mit Miso spazieren gehen können.

Doch da von Mr. Jeon weit und breit keine Spur war, so war ich jetzt schon allein mit meinem Hund unterwegs.

Miso und ich haben zusammen eine Runde im Park gedreht und nebenbei haben wir auch noch das warme Wetter genossen. Dafür, dass wir schon Ende Oktober haben, ist tagsüber noch so angenehm mild, dass man getrost noch draußen sitzen kann. Das habe ich natürlich gleich noch ausgenutzt, um mich mit Jin und Namjoon auf einen Kaffee zu treffen.

Natürlich waren ihre drei Jungs auch mit dabei, weshalb ich den Nachmittag gleich noch ein wenig mehr genossen habe. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Zwillinge wachsen und wie liebevoll ihr großer Bruder sich um seine Geschwister kümmert. Ich kann kaum die Finger von ihnen lassen, was meine Freunde immer sehr belustigt beobachten.

Namjoon meinte schon, dass es auch für Jeongguk und mich langsam mal an der Zeit ist, dass wir endlich mal über Kinder nachdenken. Nur zu gern hätte ich ihnen von unseren weiter reifenden Pläne erzählt. Doch da Kookie nicht dabei war, wollte ich jetzt auch nicht ohne sein Wissen mit den Neuigkeiten raus rücken.

Auch wenn ich mich nur schwer zurück halten konnte, finde ich es trotz allem besser, wenn wir unseren Freunden gemeinsam mitteilen, dass wir bereits erste Beratungstermine mit potenziellen Klinken hatten.


Ich versuche nun schon zum fünften Mal meinen Mann zu erreichen.

Doch wie immer ertönt nur seine Ansage auf der Mailbox, weshalb ich schon leicht ungeduldig werde. Schon die letzten Tage hatte ich das Gefühl, das er irgendetwas im Schilde führt.

Ständig war er am telefonieren. Dazu hat er sogar jedes Mal den Raum verlassen. Was ich schon irgendwie eigenartig finde, da wir sonst eigentlich keine Geheimnisse voreinander haben.

Nach einem erneuten und ebenfalls erfolglosen Versuch, meinen Mann zu erreichen, gebe ich letzten Endes auf und ziehe mich in unser Büro zurück.

Immerhin muss ich noch etwas für die Arbeit erledigen.

So sitze ich hier allein in unserem großen Haus und warte geduldig darauf, dass mein geliebter Ehemann endlich nach Hause kommt.

Irgendwann hält Sooyoungs Auto in unserer Einfahrt und schon im nächsten Augenblick, steigt Jeongguk mit seinem Vater im Schlepptau aus. Schließlich kommt der Jüngere, mach einer schnellen Verabschiedung, mit einem großen Karton in seinen Händen auf unser Haus zugelaufen.

Ungläubig beäuge ich dieses Treiben und frage mich tatsächlich, was sich wohl in diesem Paket befindet.

Vor allem, da wir gar nicht abgesprochen haben, dass er irgendetwas größeres kaufen möchte. Zwar verdienen wir beide unser eigenen Geld. Allerdings haben wir die Regel, dass wir Anschaffungen über einen bestimmten Betrag miteinander absprechen.

Und dieser Karton sieht nun wahrlich teurer aus.

Während mein Mann sich noch einmal von seinem Dad verabschiedet, begebe ich mich, von meiner Neugierde getrieben, zu unserer Haustür, um sie für Jeongguk zu öffnen.

„Hey, Babe!" – begrüßt er mich, sichtlich erstaunt darüber, dass ich bereits an der Tür stehe.

„Wo warst du? Waren wir nicht verabredet?" – kommt es mir etwas vorwurfsvoller über die Lippen als eigentlich gewollt. Doch mein Mann lässt sich von meinem harschen Ton überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Wie, als wäre nichts gewesen, sieht er mich mit seinem unbeschreiblich lieblichen Lächeln an.

„Chim, bitte entschuldige mich, dass ich mich nicht gemeldet habe. Aber ich musste noch etwas abholen und das hat leider etwas länger gedauert als gedacht." – beugt er sich anschließend zu mir runter, um mir einen beschwichtigenden Kuss auf die Lippen zu hauchen.

„Und dein Handy hast du im Büro vergessen?" – frage ich gleich darauf, weil es mich schon etwas enttäuscht, dass er mir noch nicht einmal bescheid gegeben hat, dass er nicht wie eigentlich verabredet Zuhause auf mich wartete, um mit unserm Hund und mir spazieren zu gehen.

„Jiminie ... Baby, bitte entschuldige. Ich wollte doch noch eine Überraschung für dich abholen. Und da habe ich vor lauter Aufregung mein Handy im Auto vergessen. Appa hat bereits auf mich gewartet, so dass wir gleich los sind, als ich ankam." – versucht er sich zu rechtfertigen.

Jeongguk sieht mich aus seinen großen dunkelbraunen Augen, entschuldigend an.

Er ist noch immer der Gleiche Chaot, wie als ich ihn damals kennengelernt habe – denke ich mir und kann ihm gar nicht mehr böse sein.

Immerhin hat er doch erwähnt, dass er eine Überraschung für mich hat.

Aus diesem Grund möchte ich ihn den großen Karton abnehmen, der zum Teil offen ist, um schon einmal einen kurzen Blick auf mein Geschenk zu erhaschen.

Allerdings dreht mein Liebster sich auf der Stelle von mir weg, damit ich nicht den Hauch einer Chance habe, um einen kurzen Blick zu erhaschen.


„Ist da die Überraschung für mich drin?" – starte ich einen neuen Versuch.

Lachend dreht er sich erneut von mir weg. „Hey Jiminie, jetzt sei doch nicht so ungeduldig und lass mich erst einmal in aller Ruhe ankommen." – ermahnt der Jünger mich. Schmollend trete ich einen Schritt zurück, damit der Größere endlich in unser Haus eintreten kann. „Kookie, du bist so gemein. Du weißt ganz genau, dass ich neugierig bin." – jammere ich rum, was ihn noch mehr lachen lässt.

Mittlerweile ist auch Miso auf die Ankunft seines Herrchens aufmerksam geworden.

Aufgeregt kommt der Golden Retriever in den Flur getappt und schnuppert auf der Stelle an meinem Mann und anschließend am Boden des Kartons. Dabei bekommt sich unser Vierbeiner kaum wieder ein vor Freude. Schließlich springt Miso an meinem Mann hoch, so dass dieser sich selber kaum noch auf den Beinen halten kann. Skeptisch begutachte ich dieses Spektakel und frage mich allen Ernstes, warum Miso gerade so durch dreht.

„Miso, jetzt fang du nicht auch noch an mich so zu bedrängen. Dürfte ich bitte erst einmal rein kommen?" – versucht Jeongguk den wildgewordenen Hund zu Bändigen.

Schnell pfeife ich Miso zurück, da ich nun langsam wirklich gern wissen möchte, was sich in diesem Paket befindet. Somit gehen wir, nachdem Jeongguk sich umständlich die Schuhe ausgezogen hat, in unser Wohnzimmer. Dort stellt Kookie den Karton erst einmal auf dem Tisch ab, damit unser Hund nicht mehr dran kommt.

„So überschwänglich wurde ich ja schon lange nicht mehr begrüßt!" – atmet der Jüngere einen kurzen Moment durch. „Na, seid ihr bereit für die große Überraschung?" – sieht er euphorisch zu mir und anschließend zu unserem Hund. Nickend und etwas aufgeregt deute ich ihm an, dass er das große Geheimnis endlich lüften soll.

Daraufhin zieht Jeongguk mich in seine Arme, um mir einen kurzen Kuss zu geben.

„Chim, du musst mir aber als erstes versprechen, dass du mir nicht böse bist. Aber du musst mich verstehen ... denn ich konnte einfach nicht widerstehen." – flüstert er mir entgegen, ehe er von mir ablässt und die Kiste ganz behutsam auf dem Fußboden vor unserm Couchtisch abstellt. Währenddessen lasse ich mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen, weshalb mir auch so langsam, aber sicher schwant, was mich in diesem Karton wohl erwartet.

Auf der Stelle kratzt unser Golden an der braunen Kiste und versucht die Laschen mit der Schnauze zu öffnen.


Aufgeregt fiept unser Hund und kann es wohl kaum noch erwarten, dass die große Überraschung endlich zum Vorschein kommt. Mit einem zufriedenen Lächeln erlöst der Jünger unsern Vierbeiner, in dem er denDeckel öffnet und somit ein kleines, fast weißes Fellkneul zum Vorschein kommt.

Ein kleiner Golden Retriever-Welpe, welcher uns alle neugierig aus seinen großen dunkelbraunen Knopfaugen ansieht.

Sofort schießen mir die Tränen in die Augen, da ich eigentlich mit allem gerechnet habe. Aber nicht mit einem Hundewelpen.

Überglücklich falle ich meinem Ehemann um den Hals, da ich mich einfach riesig über Jeongguks Überraschung freue. Schließlich löse ich mich mit einem Schmatzer von dem Größeren, ehe ich nur noch Augen für unseren neuesten Familienzuwachs habe.

„Na komm zu Appa, mein kleiner süßer Flauscheball!" - nehme ich den kleinen Hund auf den Arm und verstecke meine Nase in seinem weichen Fell. Diese Überraschung ist Jeongguk tatsächlich gelungen.

Einen kurzen Augenblick später spüre ich die Präsenz meines Ehemannes hinter mir und ehe ich mich versehe, befinde ich mich auch schon in seinen muskulösen Armen wieder. So, dass er damit beginnt unserem kleinen Knäul ebenso durch sein flauschiges Fell zu streichen.

Um Miso nicht auszuschließen, machen wir es uns auf dem Fußboden gemütlich, so dass Jeongguk und ich kuschelnd dabei zusehen, wie sich die beiden Hunde langsam, aber sicher annähern.

„Jetzt ist Miso doch noch ein großer Bruder geworden!" – hauche ich den Tränen nahe in die Stille, während der Ältere sich ganz still auf den Boden legt, damit der Welpe ihn in aller Ruhe beschnuppern kann. Schon nach kurzer Zeit wirken die Zwei wie ein Herz und eine Seele.

Ein zaghaftes Lächeln umspielt meine Lippen.

„Du bist so süß, Jiminie! Weißt du das?" – wispert Jeongguk in die Stille und nur mit diesen einfachen Worten bringt dieser Mann mein Herz zum höher schlagen.

Genau wie am Anfang, als Jeongguk wegen Miso von seinem Skateboard gefallen ist. Ich bin so froh, dass mir dieses verfressene Wesen damals einfach so davon gelaufen ist, denn sonst hätte ich diesen Jungen wohl nie auf diese Art und Weise wahrgenommen.

„Nein, Kookie ... du bist der Süße von uns Beiden. Und ich bin total hin und weg von unserem Familienzuwachs." – entgegne ich ihm mit einem sanften Lächeln. Daraufhin beugt sich mein absoluter Traummann zu mir runter und haucht mir einen weiteren sanften Kuss auf meine Lippen.

„Aber nicht das du jetzt denkst, dass wir nun komplett sind. Denn dieser kleine Scheißer hier ist erst der Anfang." – verbindet er unsere Lippen zu einem erneuten, liebevollen Kuss, welchem ich mich nur allzu gern hingebe.


+++ ENDE +++

Na ja, fast das Ende 🫣
Ich habe noch einen kleinen aber feinen Epilog für euch, welchen ich dann in den kommenden Tagen für euch hochladen werde.
Vielen lieben Dank, dass ihr immer so geduldig auf ein neues Update gewartet habt.

Hier wäre noch ein kleiner Vorgeschmack auf mein nächstes Projekt. Ihr dürft mir gern mitteilen, was ihr von der Idee haltet!

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Eine einzige Nacht stellt das Leben von Jeon Jeongguk auf den Kopf. Denn was als harmloser Spaß begonnen hat, entpuppt sich als die größte Herausforderung in seinem Leben.

Jeongguk war gerade einmal sechzehn Jahre alt, als er auf einer Party mit Su Bin im Bett landete. Getrieben vom Alkohol und der Neugierde wurden die beiden Teenager zusammengeführt. Danach haben sie beschlossen nie wieder ein Wort über diese eine Nacht zu verlieren. Leichter gesagt als getan, denn ein Arztbesuch bringt die ernüchternde Gewissheit... Su Bin ist schwanger.

Tragische Umstände führen dazu das der Teenager letztendlich mit dem Kind allein da steht. Das Thema „Adoption" steht im Raum. Doch als er sein eigen Fleisch und Blut zum ersten Mal in seinen Armen hält, spürt er diese einzigartige Verbindung. Aus der anfänglichen Überforderung wird schnell eine innige und aufopferungsvolle Liebe zu seinem Sohn, Eun-u.


6 Jahre Später hat Jeongguk sein Leben voll im Griff.

Eun-u, Studium und die eigenen vier Wände, machen die kleine Welt perfekt und mit dem Rückhalt seiner Eltern versucht Jeongguk seinen Alltag zu meistern.

Doch was passiert, wenn auf einmal eine Person aus seiner Vergangenheit in sein Leben tritt und damit diese kleine Welt wieder ins Wanken bringt?

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