Kapitel 12 | Fellenkelgeschichten
POV | Jimin
Bei den ganzen Komplimenten meiner Eltern und Freunde merke ich richtig, wie mir eine leichte Hitze in die Wangen schießt. Die Blicke des Jungen mit den hellbraunen Haaren liegen nun auf mir und ein leises und fast unhörbares "süß" entweicht diesem über die Lippen.
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Bei seinem Kommentar fängt mein Herz wie wild an zu pochen.
In mir zieht sich alles zusammen. Langsam frage ich mich echt, was dieser Junge mit mir macht.
Sofort bemerke ich den amüsierten Blick von Taemin. Welcher immer wieder zwischen dem Jüngeren und mir mit einem dreckigen Grinsen hin und her schaut und dem Braunhaarigen einen wissenden Blick zuwirft. Erschrocken und zugleich peinlich berührt schaut er den Älteren an und in genau diesem Moment nimmt seine Gesichtsfarbe einen satten Rotton an, der schon fast einer Tomate gleicht.
Mein Ex zwinkert mir vielsagend zu, was ich aber nur mit einem unwissenden Schulterzucken abtue. Um eine bequemere Sitzposition einnehmen zu können rutsche ich mit meinem Stuhl ein wenig zurück. So, dass ich nun genau neben dem hübschen Junge bin. Eine perfekte Position, um hin und wieder meinen Blick zu ihm hinüber wandern zu lassen.
Als Jin auf einmal das Wort ergreift ahne ich bereits, dass jetzt nichts Gutes kommen kann.
"Sag mal Chim, wo hast du denn eigentlich Fettie heute gelassen." - fragt mich mein Partner. Daraufhin schaue ich den Braunhaarigen mit großen Augen von der Seit aus an.
In meinem Bauch breitet sich dieses ungute Gefühl weiter aus. Er wird doch wohl jetzt nicht auf den Vorfall von dieser Woche anspielen wollen? - frage ich mich. Außer Taemin weiß niemand, dass Misos Opfer nun genau in diesem Moment auch noch neben mir sitzt.
"Der ist heute zu Hause geblieben. Unsere Nachbarin passt auf ihn auf." - antworte ich auf seine Frage. Wohl in der Hoffnung, dass er jetzt nicht mit der Geschichte anfängt. Aber kaum habe ich den Gedanken beendet, wird meine Hoffnung im Keim erstickt. Denn schon spricht mein bester Freund ungehemmt weiter.
"Elin und Hwang wisst ihr eigentlich, was ihr für einen frechen Fellenkel habt?" - fragt er meine Eltern. Erschrocken schaue ich meinen eigentlich besten Freund an.
Meine Mom beginnt zu schmunzeln und fragt allen Ernstes nach, was Miso denn jetzt schon wieder angestellt hat. Schon fängt Jin an die komplette Geschichte, von Anfang bis zum Ende hin, an zu erzählen. Und weil es so schön ist, ergänzt mein lieber Ex-Freund alle Einzelheiten. Ich werfe beiden einen bösen Blick zu, bei dem sie jeden Moment tot umfallen müssten. Vor allem ab dem Zeitpunkt, wo meine Mutter anfängt Fragen zu stellen.
"War der Mann wenigstens hübsch, Jimin?" - richtet sie ihre Frage an mich.
Mein Blick gleitet nun, so unauffällig wie möglich zu dem Jüngeren. Und wie - denke ich mir. Doch wirklich Zeit für eine Antwort lässt mir meine Mutter nicht. Denn sie spricht einfach weiter: "Vielleicht will mein Fellenkel endlich ein neues Herrchen mit an deiner Seite haben und nimmt die Sache jetzt endlich selbst in die Pfoten. Du scheinst es ja nicht für nötig zu halten endlich wieder Glücklich zu werden, mein lieber Sohn!" - tadelt mich meine Mutter nun.
Und wieder schaue ich zu dem Jüngeren.
Jeongguk rutscht immer tiefer auf seinem Stuhl. Wahrscheinlich würde ebenfalls gern flüchten. Ich kann es mir jedoch nicht verkneifen die Frage meiner Mutter doch noch zu beantworten. "Also eigentlich hat Miso einen guten Geschmack bewiesen. Denn er ist wirklich sehr hübsch." - erwidere ich auf ihre Frage.
Nun mischt sich auch noch Taemin mit in das Gespräch ein. "Elin, sagen wir es mal so. Er entspricht voll und ganz dem Geschmack deines Sohnes." - spricht er nun siegessicher zu meiner Mom. Diese wirft mir nun ein vielsagendes Grinsen zu.
"Und hat mein Sohn wenigstens auch nach seiner Nummer gefragt?" - fragt sie nun ihren Ex-Schwiegersohn.
Der Kleinere verfolgt diese Gespräch aufmerksam. Als Taemin mich allerdings mit so einem perversen Grinsen anschaut, ahne ich jedenfalls nichts Gutes. "Aber natürlich, liebe Elin, hat dein Sohn nicht nach seiner Nummer gefragt." - antwortet er meiner Eomma.
"ChimChim aber warum eigentlich nicht?" - fragt er mich nun mit einem amüsierten Blick. Als er dann auch noch mit den Augenbrauen wackelt, ist es bei mir komplett aus. Mir entgleisen alle Gesichtszüge. Der Blick des Braunhaarigen liegt nun auch interessiert und abwartend auf mir.
Ich merke, wie mir die Hitze in den Kopf steigt. Mir wird heiß und kalt zur gleichen Zeit. Ich bin gerade hin und her gerissen von meine Gefühlen. Jetzt wo er auch noch genau neben mir sitzt. Ich überlege krampfhaft, was ich jetzt dazu sagen soll.
"Ähm, ich hatte nicht die Gelegenheit dazu ihn nach seiner Nummer zu fragen. Und außerdem denke ich nicht, dass er sie mir gegeben hätte. Schließlich war er ziemlich sauer auf Miso und mich. Und wer sagt denn bitte, dass ich überhaupt eine Chance bei ihm hätte. Ich meine es steht ja auch nicht jeder auf das gleiche Geschlecht." - sage ich vorsichtig und kratze mir dabei verlegen am Hinterkopf.
"U-und außerdem so wie er aussieht ist er bestimmt sehr beliebt bei den Mädels, weshalb ich somit ja eh bei ihm raus wäre." - füge ich noch hinzu. Mein Blick liegt auf dem Teenager neben mir. Ein schüchternes Lächeln liegt auf seinen Lippen und ein zarter rosiger Schimmer ziert seine Wangen.
"Naja was nicht ist kann ja noch werden, ChimChim." - versucht mein Ex mich aufzumuntern.
Meine Mom schaut mich siegessicher an. "Ah, Jiminie, wenn du ihn unbedingt kennen lernen willst, dann musst du halt jetzt jeden Tag im Park verbringen. Und das so lange, bis er auf dich aufmerksam wird. Und selbst wenn er auf Frauen steht. Wenn er dich erst einmal richtig kennt, dann kann er dir eh nicht widerstehen." - versucht sie meinen Kampfgeist zu wecken.
Ich schaue meine Eomma an und forme mit meinen Lippen ein Danke, was sie mit einem lieblichen Lächeln kommentiert.
Baekhyun und Chanyeol versuchen das Gespräch endlich in eine andere Richtung zu lenken. Clevererweise versuchen sie Taemin über seine aktuellen Projekte auszufragen. Und natürlich sind mein Ex und sein Producer sofort in ihrem Element.
Als sich alle dem Gespräch widmen nutze ich die Chance, um den ganzen Trubel einen Moment zu entfliehen. Und wo klappt das wohl am besten?
Genau in meiner Backstube.
Erleichtert atme ich auf als ich meinen Arbeitsplatz betrete. So ein Mist. Ich könnte Jin echt in den Hintern treten. Muss er ausgerechnet vor meinen Eltern und vor allem vor dem Kleinen davon anfangen. Als wäre die ganze Geschichte nicht schon peinlich genug.
Gerade räume ich meinen Arbeitsplatz auf und versuche meine Arbeitsplatte vom Zucker zu befreien, als ich ein leises Räuspern wahrnehme. Als ich meinen Kopf hebe und in Richtung Tür schaue.
Im Türrahmen steht der Jüngere.
"D-darf i-ich reinkommen?" - fragt er mich schüchtern. Ich lächel ihn sanft an. "Natürlich, kannst du rein kommen." - Antworte ich dem verlegenem Jungen. Er kommt ein paar Schritte auf mich zu. "Na, wie haben dir die Desserts geschmeckt?" - frage ich ihn. Sofort fangen seine Augen an zu strahlen, bevor er mir antwortet: "Es war wirklich alles sehr lecker. Wenn ich könnte, dann würde ich mich darin vergraben und ganz langsam von innen wieder raus fressen. Die Mousse war ein Traum. Und dein Tiramisu hat es mir auch echt angetan. Ich muss echt gestehen, dass ich noch nie so ein gutes Tiramisu gegessen habe. Noch nicht einmal in Italien!"
Seine Begeisterung sprüht mir förmlich entgegen. "Vielen Dank für die Blumen." - entgegne ich ihm für das Lob. "Nichts zu danken." - winkt er schüchtern ab. "Wa-wann eröffnet ihr eigentlich?" - fragt er mich interessiert. "Am kommenden Freitag." - antworte ich ihm knapp. "Na dann wünsche ich euch viel Glück und Erfolg." - spricht er zu mir. "Vielen Dank. Ich freue mich richtig auf diesen Tag. Damit geht für Jin und mich ein großer Traum in Erfüllung." - schwärme ich dem Jungen vor.
Jeongguk schaut mich mit einem liebenswürdigen Blick an.
"Man merkt an deinen Produkten, wie sehr du deinen Job liebst. Ich wünsche mir, dass ich auch irgendwann einmal so begeistert von meinem Job sein werde." - spricht der Braunhaarige. Bei dieser Aussage wirkt der Jüngere sehr nachdenklich. Nur möchte ich gerade nicht genauer darauf eingehen. Aus diesem Grund versuche ich ihn von seinen Gedanken abzulenken, indem ich ihn einfach frage: "Magst du Eis?"
Er schaut mich mit seinen großen dunklen Augen an und nickt heftig. "Ja klar. Ich liebe Eis!" - quietscht er fröhlich auf. "Dann warte kurz." - sage ich zu ihm und verschwinde kurz im Kühlraum, um eine Dose zu holen. Auf dem Weg zurück zum Braunhaarigen schnappe ich mir noch zwei Löffel aus einer Schublade und reiche ihm einen davon.
Jeongguk bedankt sich bei mir und schaut abwartend auf das Behältnis in meiner Hand. "Ich hoffe du magst Vanilleeis?" - frage ich den Jungen neben mir.
Ich stelle die Dose auf der Arbeitsplatte ab und löse den Deckel.
"Ja klar, Vanille ist okay." - antwortet er mir. Spielerisch wische ich mir imaginäre Schweißperlen von der Stirn: "Puh, da habe ich ja echt Glück gehabt. Aber was anderes hätte ich auch nicht gehabt." - erwidere ich mit einem Augenzwinkern. "Ich habe eine neue Rezeptur ausprobiert und nun bin ich am überlegen ob wir das mit auf die Karte nehmen." - erzähle ich dem Jungen.
Jeongguk schnappt sich ganz frech die Eisschale und lässt seine Löffel hinein gleiten. Er nimmt eine Portion auf seinen Löffel und führt diesen zu seinem Mund. Mit geschlossenen Augen lässt er das Eis auf seiner Zunge zergehen. Ein genüssliches seufzen verlässt seine wunderschönen geschwungenen Lippen. Dabei kann ich nichts anderes tun als den Jungen vor mir dabei zu beobachten.
Ich bin wie hypnotisiert von dem Braunhaarigen. Und immer mehr baut sich in mir das Verlangen auf diese sanften und wohlgeformten Lippen zu kosten. Jeongguk leckt sich einen kleinen Rest von dem Vanilleeis von diesen als er langsam seine Augen wieder öffnet.
In meinem Inneren entfacht gerade ein Feuer.
Wenn dieser Junge bloß wüsste, was sein Handeln gerade in mir auslöst.
Als sich unsere Blicke treffen, muss ich den Kloß, welcher sich gerade in meinem Hals bildet erst einmal runter schlucken. "Und?" - frage ich ihn abwartend während ich versuche meine Gedanken wieder zu ordnen.
Mit strahlenden Augen sieht mich der der Jüngere an. "Wow! Also wenn ihr das wirklich auf die Karte nehmt, dann muss ich wohl hier einziehen." - gibt er mit einem leichten Grinsen von sich. "Gibt es eigentlich irgendetwas, was du nicht kannst?" - fragt er mich neugierig. Ich gehe kurz in mich und überlege bevor ich ihm keck antworte: "Tapezieren und malern. Da habe ich echt zwei linke Hände."
Diese Antwort bringt den Kleineren zum Kichern.
Und da ist es wieder dieses seltsame Gefühl, als würde mein Herz einen Sprung machen. Ausgelöst von diesem leisen Glucksen des Jüngeren. Ein sanfter Schauer breitet sich über meinem ganzen Körper aus. Ein nervöses Kribbeln durchzieht meinen Bauch. "Mh, schade eigentlich. Bist eben doch nicht so perfekt wie du aussiehst." - neckt er mich schulterzuckend.
"Pha ... jetzt werde mal nicht frech!" - sage ich gespielt beleidigt und reise ihm den Becher aus der Hand. "Dann esse ich mein Eis nämlich lieber allein!" - füge ich noch hinzu und fange an das Eis zu löffeln. Als er nach dem Becher greifen will, drehe ich mich schnell von ihm weg, damit er nicht mehr dran kommt. "Hey, du bist echt gemein. Jetzt gib mir auch noch was von dem Eis ab ... Jimin bitte!" - quengelte der Schüler.
"Nö. Das ist mein Eis und außerdem warst du böse zu mir." - spreche ich zu ihm. Jeongguk schaut mich schmollend an. Er senkt seinen Kopf und schaut mich im nächsten Moment von unten her mit seinen großen braunen Augen an und schiebt seine Unterlippe leicht vor. "Es tut mir leid. Es war nicht so gemeint. Du bist natürlich perfekt in allem." - stammelt er nun unsicher vor sich hin. Ich schaue ihn von der Seite aus an. Er ist so knuffig. Mit einem schiefen Grinsen reiche ich ihm den Napf.
"Na gut. Weil ich so nett bin, vergebe ich dir. Aber nur dieses eine Mal." - gebe ich nach und zusammen genießen wir nun die kühle Süßigkeit.
Während wir gemeinsam das zart-schmelzende Vanilleeis vertilgen, vertiefen wir unser Gespräch. Und mit jedem Wort, welches der Braunhaarige mit mir spricht, bricht das Eis, Wortwörtlich, immer mehr zwischen uns.
Wir stellen fest, dass wir einige Gemeinsamkeiten haben. Neben der Liebe zum Tanzen und dem Singen verbindet uns auch noch unsere Heimat. Denn genau wie ich kommt Jeongguk auch aus Busan. Allerdings lebt er schon seit seinem vierten Lebensjahr in der Hauptstadt. Ich hingegen bin erst mit 13 Jahren nach Seoul gezogen. Als ich mein Stipendium an der School of performing Arts erhalten habe. Was jetzt allerdings auch schon wieder gut elf Jahre her ist.
Im Laufe unserer Unterhaltung keimt jedoch immer mehr eine bestimmte Frage in mir auf. Und zwar wie alt dieser Junge eigentlich ist.
Denn allein seine Erzählungen und die Art und Weise wie er sich ausdrückt lässt mich nicht erkennen wie alt Jeongguk ist. Als eine kurze stille zwischen uns herrscht, stelle ich diese Frage einfach in den Raum. Daraufhin sieht er schüchtern zu Boden: "Ähm, ich bin 17. Ich werde aber in ein paar Tagen 18." - stammelt er mir mit leiser Stimme vor sich hin.
Autsch, denke ich mir. Und mit dieser Erkenntnis begrabe ich alle meine Hoffnungen überhaupt eine Chance bei dem Teenager zu haben. Zumal ich ja noch nicht einmal weiß, ob er überhaupt auf das gleiche Geschlecht steht. Und dazu noch der doch recht große Altersunterschied.
Was soll so ein hübscher Junge denn auch mit einem Kerl wie mir?
Ich versuche mir meine aufkommende Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und lenke das Thema wieder auf ein anderes. Und was bietet sich da nicht besser an als die Schule. Und zu meinem Glück springt er sofort darauf an.
Immer noch mit dem Eislöffel bewaffnet, steht Jeongguk an die Arbeitsfläche gelehnt neben mir und stochert gedankenverloren in dem Becher rum. Doch irgendwann platzt es auf einmal aus dem Jüngeren raus.
"Ähm ... Jimin?"
Doch bevor ich überhaupt reagieren kann, spricht er auch schon weiter: "Wenn du mich am Montag nach meiner Nummer gefragt hättest. Ich hätte sie dir sogar gegeben." - kommt es auf einmal aus seinem wunderschönen Mund. Ich schaue ihn mit geweiteten Augen an. Bitte? Hat er gerade wirklich gesagt, dass er mir seine Nummer geben würde?
Er scheint meine Fassungslosigkeit zu bemerken.
Denn schon spricht er sich weiter in Rage. "I-ich weiß zwar echt nicht warum genau. Und erst recht weiß ich nicht, was gerade in mich gefahren ist. Aber ich würde dir meine Nummer, ohne zu zögern geben." - sagt er zu mir, um seine vorherigen Worte zu rechtfertigen. Immer noch total perplex schaue ich den Braunhaarigen an. Und sofort keimt in mir ein kleiner Funke der Hoffnung auf.
Die Hoffnung, diesem Jungen eventuell doch irgendwie zu gefallen.
Sichtlich verunsichert kratzt er mit seinem Löffel weiter im Eis herum, bevor er ihn mit einer erneuten Ladung zu seinem Mund führt.
Noch immer liegen meine Augen auf ihm.
Kaum in der Lage eine wirklich Reaktion auf seine zu vorige Anspielung zu zeigen oder überhaupt erst einmal ein Wort zu sagen. Doch soll ich den deutlich jüngeren Mann wirklich nach seiner Nummer fragen?
Jedoch muss ich bei dem Anblick von Jeongguk schmunzeln.
"Was?" - fragt er mich und sieht mich dabei mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ach nichts." - antworte ich ihm. "Aber warte mal. Du hast da was!" - spreche ich auch schon weiter. Ich lege meinen Löffel ab und gehe, ohne weiter darüber nachzudenken auf den Jungen zu. Er schaut mich aus seinen großen dunkelbraunen Augen abwartend an. Ich hebe langsam meine Hand und streiche mit meinem Daumen an seinem Mundwinkel entlang. Mit dieser Bewegung wische ich ihm einen Rest des Eises weg.
Das Eis, welches ich nun an meinem Daumen habe, lecke ich einfach ab. Und schon wieder legt sich eine leichte Röte auf seine Wangen und sein schüchterner Blick liegt voll und ganz auf mir.
"Du bist echt knuffig, wenn du so rot wirst." - flüstere ich ihm schon fast entgegen. Dabei streiche ich ihm sanft über seine glühenden Wange. Jeongguks Blick liegt auf meinen Lippen. Nervös durch meine Berührungen leckt er sich über seine Unterlippe und beginnt anschließend unsicher darauf herum zu kauen. Mit dieser Geste bringt er mich fast um den Verstand. Immer mehr baut sich in mir das Verlangen auf seine rosig-süßen Lippen einfach zu kosten.
Meine Hand legt sich, wie automatisch, an seine Hüfte und sachte ziehe ich ihn ein wenig enger an mich. Nur noch wenige Zentimeter trenne uns von einander. Sanftmütig lächel ich den hübschen Jungen vor mir an, als ich seinen heißen und unregelmäßigen Atem auf meinen Lippen spüre. Bereit die letzte Distanz zwischen uns zu überbrücken, um endlich seine wohlig-roten Lippen mit den meinigen zu vereinen.
Jeongguks Blick liegt weiterhin auf mir.
Seine Augen strahlen eine gewisse Unsicherheit aber auch einen Hauch von Neugierde aus. Vorsichtig lege ich meine Hände an seine Wangen und streiche sanft mit meinem Daumen über seine Unterlippe. Langsam schließt mein Gegenüber seine Augen und ein wohliges seufzen verlässt seinen Mund.
Ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht und Stück für Stück verringere ich den Abstand zwischen uns. Sanft streifen meine Lippen die seinigen. Schon allein diese Leichte Berührung löst ein sanftes Kribbeln in mir aus und eine angenehme Wärme durchfährt meinen Körper. Doch bevor ich endgültig seine sündhaft süßen Lippen kosten kann, ertönt auf einmal von draußen eine tiefe Stimme, welche fragend den Namen des Jüngeren ruft.
Sofort fahren wir erschrocken auseinander und gehen ein wenig auf Abstand.
Ein fast schon enttäuscht klingendes Seufzen verlässt Jeongguks Kehle. "Mist, Taehyung." - brummelt der Junge vor mir völlig durcheinander vor sich hin. "I-ich s-sollte wohl besser zurück zu den anderen. Tae sucht schon nach mir." - sagt er entschuldigend und lächelt mich verlegen an.
"Da-danke fü-für das Eis! Wenn du das wirklich auf die Karte nimmst, werde ich dann wohl öfters hier sein." - sagt er zu mir. Und schon macht er sich auf den Weg zu seinem Freund. Auf halben Weg fällt ihm der Löffel in seiner Hand auf schnell kommt er ein paar Schritte zurück und legt ihn auf der Arbeitsplatte ab, bevor er meine Backstube zügig wieder verlässt.
Schön ... jetzt habe ich ihn total verstört.
Das hast du echt super hinbekommen Park Jimin. Echt toll gemacht - fluche ich und raufe mir verzweifelt die Haare. Dabei lasse ich mich an der Wand entlang auf den Boden gleiten. Auf dem Boden sitzend zeihe ich meine Beine an meine Brust und schlinge meine Arme diese. Wie doof bin ich eigentlich? Ich kann doch nicht einfach so einen 17-jährigen Jungen küssen. Was ist bloß in mich gefahren? Warum spielt mein ganzer Körper verrückt, wenn er in meiner Nähe ist?
Ich bin total im Gedanken versunken als ich auf einmal eine Hand auf meiner Schulter spüre und ich die etwas besorgte Stimme von Taemin wahrnehme.
"Hey Chim. Ist alles Okay mit dir?" Ich hebe meine Kopf und schaue meinen Freund an. "Oh hey Taemin. Es ist alles Okay. Ich brauchte nur mal eine kurze Auszeit." - entgegne ich ihm nun. "Bist du sicher? Du bist schon ziemlich lange weg. Und jetzt wollte ich einfach mal nach dir schauen." - sprach er und lässt sich neben mir auf dem Boden nieder.
"Ach Taemin. Es ist wirklich alles gut. Was soll schon groß sein. Ich habe nur schon einmal alles sauber gemacht." - versuche ich ihn erneut zu beruhigen.
Er schaut mich von der Seite aus an. "Es tut mir leid Chim, aber irgendwie sieht es nicht so ganz danach aus. Falls es wegen vorhin ist, wegen der Geschichte mit Miso und dem Kleinen. Dann tut es mir echt aufrichtig leid, wenn wir zu weit gegangen sind ... aber was soll ich sagen. Er ist schon sehr Knuffig und ihr zwei würdet echt ein tolles Paar abgeben." - spricht er zu mir und knufft mir mit dem Ellenbogen ermutigend in die Seite.
Daraufhin muss ich leise kichern.
"Taem, ich weiß doch, dass ihr alles nur gut meint. Und ich weiß auch, dass meine Eltern nur das Beste für mich wollen. Das sie sehen wollen, dass ich Glücklich bin. Aber im Moment ist es doch ganz gut so wie es ist. Ich muss niemanden Rechenschaft ablegen, wenn ich mal zu lange in meiner Backstube bin, weil ich mal wieder was neues ausprobiert habe. Ich muss mich nicht rechtfertigen, wenn ich lieber an der Arbeit bin oder faul auf der Couch liege als auf irgendwelchen Partys. Und außerdem habe ich doch Miso. Und er ist froh, wenn ich genügend Zeit für ihn habe. Also habe ich gerade eh keine Zeit um mich um irgendwelche Beziehungen zu kümmern." - versuche ich mir meine Situation schön zu reden.
Ich meine Manchmal ist es echt nicht einfach zwischen all den glücklichen Paaren.
Seokjin hat Namjoon an seiner Seite. Yoongi und Hoseok führen eine glückliche Beziehung und auch Taemin hat mit Key sein Glück nun gefunden. Und ich? ... ich schaffe es noch nicht einmal einen jungen Mann nach seiner Nummer zu fragen. Nein ich versaue es gleich im erstem Moment, weil ich sofort versuche ihm meine Zunge in den Hals zu schieben.
"Chim, du musst mir nichts vor machen. Klar bist du mit dem, was du tust, glücklich. Aber bitte denke nicht das ich dir Glaube, dass du es nicht vermisst jemanden an deiner Seite zu haben mit dem du einfach du sein kannst. Mit dem du reden und Spaß haben kannst. An den du dich anlehnen kannst, mit dem du deinen Erfolg, aber auch deine Ängste und Sorgen teilen und Zärtlichkeiten austauschen kannst. Du kannst mir nicht weiß machen, dass du sowas nicht vermisst. Jimin, dafür kenne ich dich einfach viel zu gut!" – knufft er mich lachend in die Seite.
Ich denke über seine Worte ehrlich nach.
Klar ist es schön jemanden an seiner Seite zu haben mit dem man alles Teilen kann. Dem man bedingungslose Liebe und Vertrauen schenken kann. Und eine Person bei der man sich fallen lassen kann. Um ehrlich zu sein sehne ich mich schon nach einem Partner und ein wenig Geborgenheit, nur leider ist es eben manchmal gar nicht so einfach.
Nach einer kurzen Stille seufze ich und ergreife darauf hin wieder das Wort.
"Klar sehne ich mich schon irgendwie nach einer Beziehung. Vor allem in den Momenten, wenn ich nur von glücklichen Pärchen umgeben bin. So wie gerade jetzt." - gebe ich kleinlaut zu.
Der Dunkelblonde fängt an zu lachen. "Wusste ich es doch. Na, dann los und setze deinem verdammten Singleleben endlich ein Ende! Und hey, der Kleine da draußen ist echt süß. Und ich bin mir sicher, dass er dir gegenüber nicht ganz abgeneigt ist" - versucht er mich zu ermutigen.
"Pha, als ob das so einfach wäre. Im Moment mache ich doch eh alles falsch. Und wenn ich eine klitzekleine Chance bei Jeongguk hätte, dann hat es sich jetzt eh erledigt. Ich habe nämlich eben totale Scheiße gebaut. Und ganz bestimmt ist er jetzt total verstört von mir" - antworte ich meinem Kumpel. Er schaut mich fragend an. "Wieso? Was ist denn passiert?" - fragt er mich nun neugierig.
Ich fahre mir verzweifelt mit beiden Händen durch die Haare bevor ich tief einatme und langsam beginne zu erzählen. "Er war gerade hier bei mir in der der Küche und wir haben uns auch richtig gut unterhalten. Er hat mir sogar einiges über sich erzählt. Dabei haben wir gemeinsam Eis gegessen. Bis dahin war auch alles super. Bis er mich auf einmal wegen der Sache mit der Telefonnummer angesprochen hat. Der Kleine hat mir gesagt, dass er mir seine Nummer geben würde, wenn ich danach fragen würde."
Mein Ex-Freund schaut mich grinsend an. "Und hast du seine Nummer jetzt?" - fragt er mich. Ich schüttel bloß mit dem Kopf. "I-ich stand einfach nur da und habe ihn angeschaut wie ein Mondkalb." - erzähle ich ihm total aufgebracht. Der Ältere lacht laut auf und legt darauf hin seinen Arm um mich.
Ich liebe dieses Gefühl von Geborgenheit und schmiege mich enger an ihn. "Das ist doch super. Das zeigt doch, dass er auch Interesse an dir hat." - versucht er mich aufzumuntern.
Verzweifelt seufze ich auf.
"Wohl eher hatte!" - berichtige ich seine Worte. Taemin drückt mich näher an sich und streicht mir beruhigend durch meine Haare. "Wieso sollte er plötzlich kein Interesse mehr an dir haben?" - fragt er mich nun. "Weil er nach meiner Aktion eben bestimmt denkt, dass ich ein notgeiler Pädophiler Typ bin, der sich an unschuldigen Jungs vergreift." - antworte ich ihm brummig.
Er drückt mich ein wenig von sich weg, um mich besser anschauen zu können. "Ach rede doch keine Unsinn, Chim!" - entgegnet er mir. "Taem, glaub mir. Das ist kein Unsinn. Ich konnte mich nicht beherrschen und hatte mich für einen Moment nicht unter Kontrolle. Ich habe mich einfach so von meinen Hormonen und Gefühlen leiten lassen. U-und ... und ich ha-habe ..." – bin ich gefühlt nicht mehr in der Lage weiter zu sprechen. Da sich mein Magen immer mehr zusammen zeiht.
Die Gewissensbisse treiben mir einzelne Tränen in die Augen, welche sich langsam, aber sicher ihren Weg über meine Wangen bahnen. Ein leises schluchzen verlässt meine Kehle. "Chim, was hast du angestellt?" - fragt mich der Ältere besorgt.
Ich wische meine tränen mit dem Ärmel meines Hemdes aus dem Gesicht.
"I-ich h-habe versucht ihn zu küssen!" - platzt es wortwörtlich aus mir heraus. Und damit brechen bei mir alle Dämme. "Ach ChimChim, das ist doch nicht so schlimm." - spricht er zu mir, während er mich beruhigend hin und her wiegt.
"Doch Taem. Er ist 17." - wimmere ich vor mich hin.
"Na und. Wenn es so sein soll, dann ist er eben erst 17. Wo ist denn da bitte das Problem? Es ist doch nur eine Zahl. Entscheidend ist doch immer noch das Gefühl. Und in der Liebe ist das Alter doch egal. Lass es doch einfach auf dich zu kommen und lern ihn richtig kennen. Verbringe Zeit mit ihm. Dann wirst du schon sehen, ob sich zwischen euch etwas entwickelt." - baut er mich auf und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel.
"Danke Hyung!" - flüstere ich ihm an die Brust. "Sag mal Jiminie, wie war der Kuss denn überhaupt?" - fragt er neugierig.
"Welcher Kuss?" - frage ich ihn ernst. "Na hast du nicht eben gesagt, dass du versucht hast ihn zu küssen?" - stellt er mir eine Gegenfrage. Ich hebe meinen Kopf und schaue ihn mit großen Augen an, bevor ich laut los lache. " Die Betonung liegt hier auf dem Versuch ihn zu küssen! Es ist nämlich nicht dazu gekommen, da wir von Joonies Bruder gestört wurden. Taehyung hat seine Namen gerufen und da haben wir uns sofort voneinander gelöst und Jeongguk ist auf der Stelle raus gelaufen. Also nicht fluchtartig, aber er ist halt sehr schnell weg gewesen." - erzähle ich ihm.
"Na das erklärt so einiges." - wirft er nun schmunzelnd ein. "Wieso?" - frage ich ihn. "Naja, als er gemeinsam mit Taehyung zurück kam, sah er aus, als wäre er auf frischer Tat beim Schnüffeln nach seinen Weihnachtsgeschenken erwischt worden. Sie haben sich dann wieder an den Tisch gesetzt. Aber der Kleine hat die ganze Zeit abwesend vor sich hin gegrinst und hat sich dabei immer wieder über seine Lippen gestrichen. Glaub mir ChimChim, so schaue ich, auch wenn Key mich küsst." - erzählt er mir seine Beobachtung.
"Los Chim! Trockne deine verdammten Tränen, geh dir deine Nase pudern und komm gefälligst wieder zu uns raus an den Tisch. Und dann fragst du ihn endlich nach seiner Telefonnummer, sonst tue ich es?" - droht mir mein Ex.
Ergeben nicke ich und stehe von dem gefliesten Boden auf. Ich reiche meinem Freund eine Hand und helfe meinem Hyung hoch. "Geh schon mal vor. Ich räume hier nur noch schnell fertig auf und komme dann gleich wieder zu euch raus." Taemin klopft noch einmal auf die Schulter und verlässt darauf hin die Backstube.
Langsam räume ich alles auf und mache mich anschließend noch einmal kurz frisch. "Na Bruderherz, glänzt deine Backstube jetzt wieder?"- gängelt mich mein kleiner Bruder als ich mich wieder zu den anderen begebe und mich auf meinem Platz setzte. Ich schenke Jihyun ein schiefes grinsen und erwidere: "Ja klar. Sie sieht wie immer, wie geleckt aus!"
Der Blick des Jüngeren liegt auf mir, als ich mich auf dem Stuhl niederlasse.
Als ich diesen Blick erwidere, erhellt sich seine Miene sofort und er schenkt mir ein kleines aber schüchternes Lächeln. Sofort breitet sich ein wohliges Gefühl in meiner Brust aus. Taemin kommentiert unsere Blick mit einem Augenzwinkern. Vielleicht ist es ja doch nicht ganz so Hoffnungslos, denke ich mir.
Nach und nach lichten sich die Reihen und unsere Gäste begeben sich langsam auf den Heimweg. Baekhyun und Chanyeol erklären sich bereit den Laden noch aufzuräumen. "Ich helfe euch gleich auch noch" - biete ich den beiden an.
Namjoon und Jin verabschieden sich gerade von Jins Eltern. Auch meine Familie ist bereit zum Abflug. "Schön, dass ihr da wart" - bedanke ich mich bei ihnen. Mein Mom zieht mich in eine liebevolle Umarmung. "Wir haben zu danken. Es war so ein schöner Abend bei euch. Wir wünschen euch für nächste Woche ganz viel Erfolg." "Danke Eomma." - bedanke ich mir für ihre Worte. "Ich komme euch in ein paar Wochen besuchen. Ich würde gern vor der WM nochmal zu Hause durch schnaufen. Und Miso tut es bestimmt auch mal wieder gut am Strand rum zu toben." - verspreche ich meiner Mom, bald mal wieder bei ihnen vorbeizuschauen.
Bevor sie die Umarmung endgültig löst, lässt sie es sich allerdings nicht nehmen noch einmal auf das Thema 'Schwiegersohn' zu sprechen zu kommen. Nun habe ich das Gefühl, dass ihre Umarmung noch fester wird. "Such diesen Mann und sprich ihn an. Vertrau auf die Menschenkenntnis von Miso. Der wird diesen armen Menschen nicht um sonst zwei Mal für seine Aktionen auserwählt haben. Und wer weiß, vielleicht kannst du uns ja schon bei deinem nächsten Besuch unseren Schwiegersohn vorstellen." - grinst sie mich wissend an. "Mom!" - versuche ich ihren Eifer zu bremsen. Und schon merke ich wie mein Gesicht anfängt zu glühen.
"Ich gebe mein bestes Eomma und werde die Augen offen halten." - verspreche ich ihr. Irgendwie bin ich froh, dass meine Mom nicht ahnt, dass Misos Opfer direkt neben ihr steht. Bei meinen Worten schaue ich in Jeongguks Richtung und zwinkere ihm keck zu. Er erwidert meine Geste mit einem zaghaften lächeln. Kurz verabschiede ich mich auch vom Rest meiner Familie bevor sie das Restaurant gemeinsam mit Jins Eltern verlassen.
Jin und Namjoon machen sich jetzt ebenfalls auf den Weg.
Wir verabschieden uns noch voneinander. Zum Schluss reiche ich dem schüchternen Jungen vor mir die Hand. "Jeongguk, es hat mich gefreut, dass du da warst." - sage ich zu ihm. Auch er bedankt sich bei mir für den schönen Abend. Bevor er sich umdreht, um zu gehen, ziehe ich ihn sachte an seinem Handgelenk zurück und flüster ihm leise ins Ohr: "Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder. Ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen."
Und wieder ziert ein leichter Rotschimmer sein wunderschönes und makelloses Gesicht. Mit einem leisen Kichern verlässt er das tasty temptation. Beim raus gehen dreht er sich noch einmal zu mir um: "Bey Jimin-Hyung. Dann freue ich mich wohl schon einmal auf das nächste Mal." - sagt er mit einem schelmischen Grinsen zu mir und lässt mich verblüfft zurück.
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