Kapitel 118 | Fassungslos
POV | Jimin
Während Jeongguk und ich noch einen Plan schmieden, was wir uns als nächstes anschauen, wird Seoyoung immer ruhiger. Bis sie schließlich langsam, aber sicher mit dem Löffel im Mund einschläft.
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Kopfschüttelnd sehe ich zu dem Braunhaarigen, welcher belustigt nach seinem Handy greift, um das Geschehen vor uns bildlich fest zu halten.
„Das war dann wohl jetzt zu viel des Guten!" – zeigt er mir das eben gemachte Foto, weshalb ich mir nun auch das Lachen nicht mehr verkneifen kann.
„Babe, du bist unmöglich ... und außerdem sieht das voll unbequem aus, wie Seoyoung da in diesem Stuhl hängt." – ermahne ich meinen Mann, weshalb er mir einen kurzen Kuss aufdrückt, ehe er nach der Wickeltasche greift, um ein paar Feuchttücher aus dieser zu holen.
„Das stimmt wohl, dass sieht echt nicht bequem aus. Aber das musste jetzt einfach sein. Oder willst du etwa, dass meine Eltern diesen Anblick verwehrt bleibt?" – steht er von seinem Platz auf, um sich um das schlafende Kind zu kümmern.
Schnell nimmt Jeongguk seiner Schwester den Löffel ab und fängt an, ihr vorsichtig das Gesicht sauber zu machen, natürlich darauf bedacht, dass er seine kleine Schwester nicht wieder aufweckt. Schließlich nimmt er sie aus dem Stuhl heraus und legt Seoyoung letzten Endes in ihren Buggy, damit sie in aller Ruhe weiter schlafen kann.
Mit einem sehnsüchtigen Blick beobachte ich den Jüngeren dabei und bin völlig beeindruckt, wie liebevoll er immer mit seiner kleinen Schwester, oder allgemeinen mit den Kindern unserer Freunde umgeht.
Er wäre unter Garantie ein wundervoller Papa – denke ich mir.
Und wenn ich ihn mir so anschaue, dann muss ich schon zugeben, dass ich mir insgeheim wünsche, das Jeongguk und ich möglichst bald selber Eltern werden.
Freilich, es ist immer wieder schön, wenn wir die Kleine bei uns haben.
Dennoch verspüre ich den Wunsch nach einer eigenen kleinen Familie mit meinem Mann.
In unserem Freundeskreis bekommen nun alle Kinder, was mir zunehmend immer mehr zu schaffen macht. Dennoch versuche ich Stark zu bleiben, da ich Jeongguk mit meinem Kinderwunsch in keinster Weise unter Druck setzen möchte. Schließlich hat er doch gerade erst richtig angefangen zu arbeiten. Somit möchte er nun auch erst einmal in aller Ruhe ankommen, um nach und nach mehr Verantwortung im Unternehmen seiner Familie übernehmen zu können.
„An was denkst du?" – werde ich von meinem Liebsten aus meinen Gedanken gerissen, weshalb ich mir ein leichtes Lächeln aufzwinge und das Thema einfach mit einem – „Och, nichts Besonderes!" – abwinke.
Argwöhnisch sieht mein Gegenüber mich an.
„Sicher?" – greift Jeongguk nach meiner Hand. „Irgendwie werde ich das dumme Gefühl nicht los, dass du etwas auf dem Herzen hast, Baby. Also sprich mit mir!" – führt er meine Hand zu seinem Mund und haucht mir einen federleichten Kuss auf meinen Handrücken. „Bitte, Jiminie!" – lehnt er sich letzten Endes zu mir rüber und sieht mir tief in die Augen, weshalb ich mich schon fast ertappt fühle.
„I-ich liebe dich Kookie." – drücke ich meinem Ehemann einen kurzen Kuss auf seine weichen Lippen und lächle ihn dann mit glühenden Wangen an.
Seufzend lehnt Jeongguk sich in seinem Stuhl zurück und belässt es schließlich erst einmal dabei. Er kennt mich eben viel zu gut, weshalb ich mich wohl in nächster Zeit mehr am Riemen reißen muss, um solch unangenehmen Gesprächen aus dem Weg zu gehen.
Wir essen noch in aller Ruhe auf, ehe wir dann bezahlen.
Auch wenn Seoyoung friedlich in ihrem Buggy schläft, beschließen wir, uns den restlichen Zoo trotzdem noch anzuschauen. Aber wenn wir nun schon einmal hier sind, dann müssen wir das eben auch ausnutzen. Wenn ich mich hier so umsehe, muss ich feststellen, dass ich schon ewig nicht mehr hier war, weshalb sich hier auch eine Menge verändert hat.
So schlendern Jeongguk und ich ganz gemütlich weiter dem Rundweg entlang.
Dabei hält mein Liebster die ganze Zeit meine Hand, während er mit der anderen Hand den Wagen mit seiner Schwester umher schiebt. Damit wirken wir eben wie eine kleine richtige Familie.
Immer wieder verweilen wir für eine kurze Zeit an den Gehegen, um uns in aller Ruhe alles genau anzuschauen. Dabei tauschen wir auch hin und wieder kleine Zärtlichkeiten aus, um uns unsere gegenseitige Liebe zu zeigen. Noch immer genieße ich diese besondere Aufmerksamkeit meines Lieblingsmenschen zu tiefst. Denn ich kann von diesem Kindskopf einfach nicht genug bekommen.
Kookie gibt mir einfach tagtäglich das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein. Dabei braucht es noch nicht einmal viel. Oft genügt es mir schon, wenn er mich einfach mit seinen großen braunen Augen ansieht, während seine Lippen dieses unvergleichliche und sogleich schelmische Grinsen ziert.
Schließlich erreichen wir den Ausgang, weshalb sich unser Ausflug auch schon wieder dem Ende nähert. Was für uns bedeutet, das Kookie, Seoyoung und ich, so langsam, aber sicher den Heimweg antreten.
Eigentlich traurig, dass an solchen Tagen die Zeit wie im Flug vergeht. Im Gegensatz zu den Tagen, welche manchmal so mit Terminen vollgestopft sind, dass man kaum noch zum Luftholen kommt. Aber diese ziehen sich oftmals wie ein ausgelutschter Kaugummi und scheinen kaum ein Ende nehmen zu wollen.
Aus diesem Grund versuche ich solche Momente bis zur letzten Sekunde auszukosten, da sie einfach viel zu Kostbar sind, als auch nur eine einzige Minute mit sinnlosen Dingen zu vergeuden.
Seoyoung schläft noch immer tief und fest in ihrem Wagen, weshalb ich mir schon so langsam ein paar Gedanken darüber mache, dass sie die Nacht dann wohl nicht schlafen wird. Allerdings habe ich noch einen kleinen Funken Hoffnung, dass sie dann den Schlaf der letzten Nächte einfach nachholt. Schließlich schien sie sich ja mit dem Sandmännchen gestritten zu haben, weshalb es jedes Mal ein wahrer Kampf war die kleine Maus ins Bett zu bekommen.
„Babe, passt du kurz auf die Prinzessin auf?" – werde ich von dem Jüngeren aus meinen Gedanken gerissen.
Schmunzelnd sieht Kookie mich an, ehe er mir einen flüchtigen Kuss gibt.
„Ich bin gleich wieder zurück, Jiminie. Ich gehe nur schnell in den Shop, denn ich finde, dass Seoyoung sich heute eine kleine Überraschung verdient hat." – löst er sich letzten Endes von mir. „Ich liebe dich, Jiminie!" – dreht er sich auch schon um und verschwindet anschließend in dem kleinen Geschäft.
Während ich draußen auf meinen Liebsten warte, schaue ich mir die Ständer mit den kleinen Souvenirs an. Allerdings schweift mein Blick auch gleich wieder zu meinem Ehemann, welcher gerade vollkommen konzentriert vor dem Regal mit den Kuscheltieren steht. Doch kurze Zeit später scheint er auch schon fündig geworden zu sein. Denn mit einem strahlenden Lächeln sieht er zu mir und zwinkert mir keck zu, ehe er auch schon wieder aus meinen Blickfeld verschwindet.
Freudestrahlend kommt Jeongguk ein paar Minuten später aus dem Shop raus und hält eine Tüte sowie ein Giraffenstofftier in seine Armen.
„Kooks, das ist doch aber jetzt nicht dein Ernst? Du hast gesagt, dass du bloß eine Kleinigkeit kaufen willst." – sehe ich meinen Ehemann mit hochgezogenen Augenbrauen an, weshalb er mich auf der Stelle mit einem verschmitzten Grinsen ansieht. „Ähm Schatz, ich habe doch aber gesagt, dass ich Seoyoung etwas kaufe!" – kratzt er sich verlegen am Hinterkopf.
„Ich habe damals auch immer etwas von meinen Eltern bekommen, wenn wir gemeinsam einen Ausflug gemacht haben. Und die Kleine war vorhin so fasziniert von den Giraffen, weshalb ich einfach nicht anders konnte, als ihr diese zu kaufen." – rechtfertigt er sich dann für seine Entscheidung.
„Ach Kookie, du bist echt süß. Aber meinst du nicht, dass es auch ein kleineres Kuscheltier getan hätte? Sie hat doch Zuhause und selbst bei uns schon so viel Spielzeug." – mache ich den Jüngeren darauf aufmerksam, dass seine kleine Schwester schon sehr verwöhnt wird. Und dass wirklich von allen Seiten. Weshalb ich mich manchmal echt frage, ob so etwas wirklich sein muss, da die Spielsachen eh irgendwann unberührt in der Ecke liegen.
Ich für meinen Teil würde für meine Kinder nicht wollen, dass sie in diesem Maße mit allem überschüttet werden.
Reuevoll sieht mein Mann mich an.
„Chim, du hast ja recht. Aber ich wollte doch einfach, dass sie sich an diesen Tag auch erinnert. Deshalb habe ich ihr diese Giraffe gekauft. Klar, hätte es auch etwas kleineres gegeben. Aber dieses Exemplar hier ..." – hebt er das wirklich süße Kuscheltier in die Höhe. „... war mit Abstand das schönste. Ich konnte einfach nicht anders." – sieht er reuevoll auf das Stofftier in seinen Händen.
„Ach Mensch, Kooks! Es ist alles gut. Aber ich finde, das Seoyoung schon ganz schön von allen verwöhnt wird. Deswegen sollten wir nicht auch noch bei diesem Wahnsinn mit machen." – gebe ich meine Bedenken offen zu.
Seoyoung soll doch schließlich auch lernen, sich mit kleinen Dingen zufrieden zu geben, so wie es ihr großer Bruder auch tut.
Dennoch muss ich offen zugeben, dass die Giraffe wirklich niedlich ist, weshalb ich an seiner Stelle genauso gehandelt hätte.
Lächelnd nehme ich ihm das Kuscheltier aus den Händen, um sie mir noch etwas genauer anzuschauen. „Die ist wirklich niedlich, Kooks. Aber dennoch sollten wir nicht auch noch damit anfangen, sie mit solchen Dingen zu überschütten. Seoyoung soll doch schließlich auch lernen, sich mit kleinen Sachen zufrieden zu geben." – kann ich es mir nicht nehmen lassen meinen Mann noch ein letzten Mal zu ermahnen.
Schließlich gehen wir zurück zu unserem Auto, wo ich die kleine Prinzessin ganz vorsichtig in ihren Kindersitz setze, damit sie nicht aufwacht. Denn die vielen verschiedenen Eindrücke vom heutigen Tag haben sie dann doch ganz schön fertig gemacht.
Seufzend kuschelt sich das kleine Mädchen in ihren Sitz, so dass wir auch gleich los fahren können. Doch bevor Jeongguk auf der Fahrerseite einsteigt, kann er es sich nicht nehmen lassen das Plüschtier auf dem Schoß seiner kleinen Schwester zu platzieren.
Kopfschüttelnd, aber mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen beobachte ich das Tun meines Partners, welcher uns dann auf dem direkten Weg, sicher nach Hause bringt.
Während Jeongguk uns durch die Stadt chauffiert, greift er nach meiner Hand, um diese mit seiner zu verschränken.
Auf der Stelle breitet sich diese wohlige Wärme in meinem Körper aus, welche ich wie immer zu tiefst genieße. Wenn ich so über die letzten Jahre nachdenke, dann kann ich schon behaupten, dass unser Leben schon annähernd perfekt ist.
Wir haben Beide einen guten Job, ein schönes Haus, unseren Hund und all unsere Freunde sowie unsere Familien, welche tatsächlich immer Bedingungslos hinter uns stehen.
Dennoch verspüre ich diese kleine Sehnsucht in mir, welche unser Leben in meinen Augen vollkommen machen würde – ein eigenes Kind. Doch wenn ich mir den Jüngeren so anschaue, dann wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis sich mir, dieser Herzenswunsch endlich erfüllt. Denn Jeongguk scheint im Moment so glücklich zu sein, wie alles ist, weshalb ich mich wohl einfach noch etwas weiter in Geduld üben muss.
Gerade, als wir in unsere Straße einbiegen, vernehme ich, wie Seoyoung langsam aufwacht.
Daraufhin drehe ich mich so zu ihr um, so dass ich sie anschauen kann. Ihr noch müder Blick fällt sofort auf das Kuscheltier in ihrem Schoß. „Raffe...!" – greift sie ungläubig nach dem Tier, ehe sie dieses überglücklich in ihre Arme schließt. „Meine Raffe!" – quietscht das kleine Mädchen fröhlich, weshalb ich mir ein entzücktes Kichern nicht verkneifen kann.
Ihre Reaktion macht mich einfach froh und ich weiß jetzt schon ganz genau, dass sie dieses Kuscheltier wohl in nächster Zeit nicht mehr hergeben wird.
„Kooks, ich glaube du hast mit deinem Geschenk voll ins schwarze getroffen." – flüstere ich meinem Mann entgegen, weshalb er mich mit einem leichten Schmunzeln ansieht. „Baby, Seoyoung ist von unserem Geschenk begeistert." – berichtigt er mich und drückt mir schnell einen flüchtigen Kuss auf den Mund, bevor er das Auto wieder in Bewegung setzt.
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„Mhm, lass mich schlafen, Kooks!" – fange ich an zu murren, als ich wieder und wieder die sanften Lippen meines Partners auf meinem Gesicht spüre.
Doch Jeongguk denkt gar nicht erst daran von mir abzulassen, denn er verteilt immer mehr seiner wohltuenden Schmetterlingsküsse auf meiner Haut.
Kichernd fange ich an, mich unter ihm zu winden, um seiner Attacke doch irgendwie zu entkommen. Aber da habe ich wohl die Rechnung ohne meinen Liebsten gemacht. Denn dieser macht einfach unbeirrt weiter und arbeitet sich somit langsam, aber sicher von meinem Gesicht, über meinen Hals und meine Schlüsselbeine, bis hin zu meiner Brust hinunter.
Dabei leckt er immer wieder über meine leicht erhitzte Haut und saugt sich hin und wieder an einigen Stellen fest und bringt mich allein damit um den Verstand.
Willig lasse ich diese Prozedur über mich ergehen, da ich seine sanften Liebkosungen einfach viel zu sehr genieße. Was ich meinem Ehemann auch durch mein angeregtes Keuchen offen zeige.
Fordernd lasse ich meine Hände in seinen braunen Schopf wandern und ziehe meinen Liebsten damit wieder zu mir nach oben, bloß, um im nächsten Moment seine sündhaften Lippen wieder gierig in Beschlag zu nehmen. Während unsere Hände den Körper des jeweils anderen erkunden, neckt mich Jeongguk immer wieder in dem er an meiner Unterlippe saugt. Mit dieser Tat, gepaart mit seinen Berührungen verwandelt er mich, in Windeseile in ein willig keuchendes Etwas.
Mein Mann platziert sich zwischen meinen Beinen, so dass ich diese sofort um ihn schlinge, um ihn besser spüren zu können. So lassen Jeongguk und ich uns weiter von unserer aufkeimenden Lust leiten, weshalb wir immer mehr in unserer Zweisamkeit versinken.
Schmollend sitze ich auf dem Beifahrersitz unseres Mietwagens, während Jeongguk uns zu unserem Ziel fährt.
Dieser Idiot hat es doch tatsächlich geschafft, während unserer eh schon knappen Freizeit auch noch einen Termin mit einem seiner Geschäftspartner zu vereinbaren. Und zu meinem Pech hat er auch noch darauf bestanden, dass ich ihn zu diesem Treffen begleite.
Langsam, aber sicher frage ich wirklich, ob Jeongguk mich verarschen will?
Denn eigentlich wollten wir uns hier in Osaka ein paar ruhige Tage machen. Fern ab der Arbeit und dem alltäglichen Stress.
Nur wir Zwei.
Doch so wie es aussieht, scheint mein lieber Ehemann unsere gemeinsame Zeit dann doch nicht so wichtig zu sein. Obwohl er mir vorhin seine ungebändigte Liebe mehr als deutlich gezeigt hat.
Dennoch bin ich nicht sonderlich erpicht darauf, den heutigen Tag mit so einem dämlichen Geschäftstermin zu vergeuden.
Viel lieber wäre ich mit meinem Liebsten an den Strand gefahren. Aber nein, nun sind wir hier, in Mitten der überfüllten Großstadt. Zudem sind wir doch gegen Mittag mit unseren Eltern verabredet, um alle gemeinsam einen Ausflug zu machen. Doch jetzt werden wir wohl mit irgendwelchen Fremden über die Notwendigkeit einer Kooperation fachsimpeln.
Ich freue mich ja echt über Jeongguks Arbeitseifer, doch wenn er jetzt schon so anfängt, dass ihm seine Arbeit wichtiger ist als unsere gemeinsame Zeit, dann werde ich wohl in Zukunft lieber zuhause bleiben.
So habe ich wenigsten Jin und seine drei Schätzchen. Denn unsere Freunde sind vor drei Tagen noch einmal Eltern von Zwillingen geworden. Und mit den zwei Jungs ist ihre Familie nun komplett.
Ich freue mich echt für meine Hyungs, allerdings kann ich auch nicht leugnen, dass ich schon ziemlich neidisch auf die Zwei bin. Wie liebevoll und bedacht sie mit ihrer Aufgabe als Väter umgehen und wie selbstverständlich sich dieses Bild in unseren Alltag einfügt. Jin und Namjoon sind so stolz auf ihre drei Lieblinge, weshalb mein bester Freund mich tagtäglich mit neuen Bildern von ihnen versorgt.
Ich kann es wirklich kaum noch erwarten endlich wieder nach Seoul zurückzukehren, da ich mich schon so sehr darauf freue sie alle wieder zu sehen.
Bei dem Gedanken daran, dass mein bester Freund, mit der Geburt der Zwillinge seine Familienplanung abgeschlossen hat, zieht sich in mir alles, ungewollt zusammen. Denn ich verspüre ganz tief in mir diesen Drang es ihnen gleich zu tun. Eine neue Aufgabe in meinem Leben – das Gefühl richtig gebraucht zu werden.
Und das nicht bloß als Onkel, sondern selber ein richtiger Vater zu sein.
Schon seit geraumer Zeit wächst in mir der Wunsch nach einem Kind. Doch Jeongguk macht überhaupt nicht den Anschein, dass er selber auch schon über dieses Thema nach denkt. Vor ein paar Monaten haben wir zwar einmal darüber gesprochen, wie es wohl wäre, wenn wir selber Kinder hätten. Allerdings sind mein Ehemann und ich dabei nicht wirklich auf einen gemeinsamen Nenner gekommen.
Schließlich ist doch gerade alles gut, so wie es ist.
Langsam, aber sicher macht sich in mir das Gefühl breit, das wir bei diesem Thema wohl nie an einem Strang ziehen werden.
Er liebt die Unabhängigkeit.
Einfach ganz spontan alles stehen und liegen zu lassen, um an einem verlängerten Wochenende die halbe Welt zu bereisen. Also werde ich wohl oder übel meinen Wunsch, selber Appa zu werden, ein für alle Mal begraben.
Diesen Gedanken, einfach so mir nichts dir nichts aufzugeben, sorgt dafür, dass sich in meinem Inneren ein schwerer Knoten bildet. Eine Enge die mir so langsam, aber sicher die Tränen in die Augen schießen lässt. Resigniert lasse ich meinen Blick aus dem Fenster schweifen, um mich wieder etwas von diesem bedrückten Gefühl zu erholen, was mir nur sehr schwer gelingt.
Seufzend lehne ich mich in den Sitz und zeihe damit die Aufmerksamkeit meines Ehemannes auf mich.
„Jiminie, was ist los?" – greift der Braunhaarige nach meiner Hand, um diese mit seiner zu verschränken.
Daraufhin sehe ich meinen Nebenmann mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Das fragst du noch?" – fange ich an zu sprechen, darauf bedacht das Zittern in meiner Stimme etwas zu bändigen. „Ich habe einfach keinen Bock auf deinen scheiß Geschäftstermin. Jeongguk, wir sind hier, um ein paar Tage Urlaub zu machen. Wir wollten diese Tage doch nutzen, um endlich mal wieder etwas Zeit für uns zu haben. Fern ab von unserem stressigen Alltag. Und nun schleifst du mich zu so einem scheiß Termin. Ich bin einfach sauer auf dich ... Kookie!" – halte ich ihm einen Vortrag, wie ungerecht ich sein Verhalten doch finde.
Schmunzelnd sieht mich der Jüngere nun an.
„Glaub mir ChimChim, so schlimm wirst du diesen Termin gar nicht finden. Ganz im Gegenteil." – zieht er meine Hand zu sich, um mir einen sanften Kuss auf den Handrücken zu hauchen.
„Jeongguk, ich fass es nicht ... aber du musst es ja wissen. Du bist ja schließlich der Boss!" – stichle ich weiter, weshalb er nun einen fast schon verzweifelten Laut von sich gibt. „Ich geb's einfach auf!" – gibt er schon leicht enttäusch von sich, ehe er die Fahrt wieder aufnimmt.
Nun entsteht eine leicht angespannte Stimmung zwischen uns.
Irgendwie tut es mir ja fast schon wieder leid, dass ich ihn so angefahren habe. Und wer weiß, vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm. Außerdem kann ich diesem Mann einfach nicht lange böse sein. Was dieser Idiot einfach auch ganz genau weiß. Doch im Moment sehe ich es einfach nicht ein, klein bei zu geben. Schließlich muss auch mein Mann verstehen, dass er nicht einfach so über meinen Kopf hinweg alles entscheiden kann.
Schließlich hänge ich den Rest der Fahrt einfach meinen Gedanken nach und beobachte dabei die vorbeiziehenden Gebäude Osakas Innenstadt.
Einige Zeit später scheinen wir unser Ziel erreicht zu haben, da Jeongguk das Auto abstellt.
„Jiminie, wir sind da!" – holt er mich aus meinen Gedanken, weshalb ich anfange, leicht irritiert unsere Umgebung genauer zu betrachten. Jetzt erst bekomme ich mit, dass wir uns auf dem riesigem Gelände Universitätsklinik befinden.
Skeptisch sehe ich meinen Ehemann an.
„Jeongguk, was wollen wir hier?" – frage ich ihn und sehe ihn direkt an „Das ist die Uniklinik. Ich denke du hast einen Termin mit einem Geschäftspartner?"
Daraufhin sieht er mich mit einem liebevollen Lächeln an.
„Nicht ich habe einen Termin, Jiminie, sondern wir!" – erwidert er und dreht sich auf seinem Sitz soweit um, das er mich richtig ansehen kann. „Ich habe dir nämlich vor längerer Zeit etwas versprochen, Baby und das habe ich nicht vergessen." – greift er nach meinen Händen und fährt mit seinen Daumen immer wieder sanft über meinen Handrücken. „Und genau aus diesem Grund sind wir heute hier. Denn ich finde, dass es an der Zeit ist, dass wir endlich mehr an dich und an deine Wünsche denken." – hält er kurz inne.
„Jiminie, du hast all die Jahre immer für mich zurück gesteckt. Und es tut mir unendlich leid, dass du wegen mir so lange auf deine Bedürfnisse verzichten musstest. Doch nun bin ich mit dem Studium fertig und habe mich auch in der Firma etabliert. Also warum sollten wir noch länger warten?" – sieht er mich reuevoll an.
„Jiminie, was sagst du dazu, wenn wir uns ab jetzt mal um deine Wünsche kümmern und endlich unsere Familienplanung in Angriff nehmen?"
Ich brauch einen Moment, um die Wichtigkeit seiner Worte zu verstehen.
Doch irgendwann fällt auch bei mir der Groschen und so langsam, aber sicher kommt die Bedeutung seines Vorhabens in meinem Kopf an, was mein Herz wie wild zum Schlagen bringt.
Meint er das jetzt wirklich ernst?
Gerade jetzt, in dem Moment, wo ich mich gedanklich von diesem Thema verabschieden wollte. Da kommt er auf einmal mit unserer aufgeschobenen Familienplanung um die Ecke.
Will Jeongguk tatsächlich, dass wir ein Kind bekommen?
Meint er es tatsächlich ernst?
„Wa-was?" – frage ich noch immer völlig fassungslos. „D-du möchtest tatsächlich, da-dass wir ein Kind bekommen?" – möchte ich Gewissheit haben, welche ich auch auf der Stelle bekomme.
Jeongguk legt eine Hand auf meine Wange und sieht mich aus seinen braunen Augen an, welche gerade die pure Ehrlichkeit ausstrahlen. „Na klar, mein Jiminie. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als endlich mit dir eine richtige Familie zu gründen." – streicht er mit seinem Daumen, sanft über meine Wange. „Und ich weiß wie sehr du dir wünscht, dass wir diesen Schritt gehen. Doch du hast immer für mich darauf verzichtet, nur damit ich erst einmal alles festigen kann. Es tut mir leid, dass du wegen mir so unendlich leiden musstest, nur weil ich erst einmal mein Studium beenden wollte."
„Denkst du, ich habe nicht mitbekommen, wie sehr es dich gewurmt hat, als jetzt um uns herum alle angefangen haben Kinder zu bekommen. Ich meine selbst Tae und Lisa haben es hinbekommen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich damit verletzt habe, dass ich immer so abweisend reagiert habe, wenn das Thema Familienplanung zur Sprache kam. Ich weiß doch, wie sehr du dir ein Kind wünscht." – fängt er an sich zu rechtfertigen.
„Jimin, ich weiß, dass ich manchmal ein echter Kindskopf bin. Aber ich meine es ernst. Ich will ein Kind mit dir. Ein Kind mit dem Menschen, der mir alles auf der Welt bedeutet!" – versucht er seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
„Ich habe in letzter Zeit öfter mit meinem Onkel gesprochen, nachdem er mich bei unserem letzten Treffen in Busan auf dieses Thema angesprochen hat. Takuma hat mir schließlich erzählt, dass hier ein neues Kinderwunschzentrum entstanden ist. Und tada ..." – deutet er auf das Gelände um uns herum. „... nun sind wir hier, um unserem Wunsch nach einer richtigen kleinen Familie endlich Leben einzuhauchen."
Langsam, aber sicher bahnen sich erste Tränen ihren Weg über meine Wangen.
„D-du bist doch verrück, Jeonggukie!" – ist das Einzige, was ich über meine Lippen bekomme. Und ich Idiot war Sauer auf meinen Mann, weil er mich unbedingt zu diesem Termin mit schleppen wollte. Dabei wollte er mich einfach nur unter einem Vorwand hier her bringen.
Schniefend falle ich meinem Liebsten um den Hals, was er kichernd erwidert.
Jeongguk hält mich fest in seinen Armen und haucht mir zudem noch einen sanften Kuss auf meine Stirn, ehe er sich etwas von mir entfernt, damit wir uns besser ansehen können.
„Also Jiminie, ich frage dich hiermit noch einmal ganz offiziell ... möchtest du ein Kind mit mir bekommen?" – wispert mir der Jüngere gegen meine Lippen. „Jaaaaa...!" – antworte ich ihm total euphorisch, da ich mir nichts schöneres vorstellen kann, ehe ich dem Größeren meine Lippen für einen liebevollen Kuss aufdrücke.
Da wir dies nun geklärt haben, machen Jeongguk und ich mich schließlich auf den Weg in die Klinik. Zu einem Termin, welcher wohl der Startschuss für unsere tatsächliche Familienplanung ist.
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