Kapitel 117 | Mein Schwesterherz

POV | Jeongguk

Doch auch die schönsten Tage finden einmal ein Ende, denn irgendwann sind Chim und ich, von all den Feierlichkeiten einfach nur noch kaputt, weshalb wir schließlich völlig fertig ins Bett fallen. Das war es dann wohl mit unserer romantischen und sinnlich berauschenden Hochzeitsnacht.

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Gedankenverloren sitze ich in meinem Büro und kann im Moment einfach nichts anderes tun, als sehnsüchtig auf Jimins und mein Hochzeitsfoto zu starren.

Dabei habe ich gerade weiß Gott wichtigere Sachen zu tun, als meinen wundervollen Ehemann ununterbrochen anzuschmachten. Denn auf meinem Schreibtisch stapelt sich gerade die Arbeit. Und der Berg schreit schon förmlich danach endlich abgearbeitet zu werden. Jede Menge neue Projekte, welche nach und nach in all unseren Häusern etabliert werden sollen.

Was für mich auch heißt, dass ich wohl oder übel auch die ein oder andere Dienstreise vor mir haben werde.

Lächelnd wandert mein Blick zu der mintgrünen Mappe, welche die Konzeptunterlagen für Jimin und mein gemeinsames Projekt enthält – ein umfangreiches Ausbildungsprogramm für sozial benachteiligte Menschen, an welchem mein Mann und ich sehr intensiv arbeiten. Denn wir wollen zum Ende des laufenden Schuljahres, jungen Schulabgänger zum ersten Mal die Chance geben eine fundierte Ausbildung zu absolvieren, um in eine sichere Zukunft zu starten.

Nicht jeder hat die Möglichkeit seine Schullaufbahn so zu gestalten, dass sie auf einer der zahlreichen Eliteuniversitäten in Korea studieren zu können, um am Ende auf dem hartumkämpften Arbeitsmarkt bestehen zu können.

Genau aus diesem Grund wollen wir dieses Projekt so schnell wie möglich voran treiben, um zu zeigen, dass es auch noch andere vielversprechende Perspektiven nach der Schule gibt.

Ich kann mit Stolz behaupten, dass es bereits einige Interessenten für eine Ausbildung in unserem Haus oder auch im tasty temptation gibt. Dazu haben Jimin und ich auch schon Anfragen von Schulen bekommen, welche unser Vorhaben tatkräftig mit festen Kooperationen unterstützen wollen.

Mit unserem Ausbildungsprogramm wollen wir Schülern aber auch jungen Erwachsenen die Möglichkeit geben, einen Beruf von der Biege auf zu lernen. Gerade Menschen, welche in ihrem bisherigen Leben nicht so viel Glück hatten wie wir. Diese Menschen brauchen unsere Unterstützung, damit sie ihren Familien eine gesicherte Zukunft aufbauen können. Denn auch bei uns ist nicht immer alles Gold was glänzt.

Jimin und ich wollen dieser fast schon roboterähnlichen Leistungsgesellschaft mit unserem Projekt entgegenwirken, da wir der festen Überzeugung sind, dass jeder Mensch eine faire Chance verdient hat, um beruflich erfolgreich zu sein. Dazu ist es für unsere Unternehmen eine perfekte Gelegenheit unseren eigenen Fachkräftenachwuchs heran zu ziehen. Hier natürlich auch mit den unterschiedlichsten Perspektiven. Schließlich haben mein Ehemann und ich nicht vor uns auf den bisherigen Lorbeeren, welche meine Familie so hart erarbeitet hat, auszuruhen.

Nein, ganz im Gegenteil.

Denn es gibt noch viel zu viele Orte auf dieser Welt, in denen die Jeon-Gruppe noch nicht vertreten ist.

Jimin und ich planen sogar Austauschprogramme zwischen unseren Häusern ein, um unseren Mitarbeitern die Chance zu geben auch in anderen Ländern der Welt zu arbeiten, was durch einen einheitlichen Standard innerhalb unseres Unternehmens gewährleistet werden soll.

Dazu waren wir in den letzten Monaten sehr oft unterwegs, damit wir uns verschiedene Ausbildungssysteme anschauen konnten. Allerdings hapert es im Moment noch an der einheitlichen Vermittlung der theoretischen Schwerpunkte. Jedoch haben Jimin und ich diesbezüglich auch schon so einige Ideen – nämlich die Gründung einer eigenen Akademie, welche hauptsächlich dazu dient, um unseren Auszubildenden die theoretischen Fachkenntnisse zu vermitteln. Hierüber soll es dann auch die Möglichkeiten geben, um an einem Programm für verschiedenen Aufstiegsfortbildungen teilzunehmen. Schließlich brauchen wir auch genügend fähige Führungskräfte, welche meine Großeltern, meine Eltern und uns würdig vertreten, um das Tagesgeschäft in unserem Sinne zu führen.

Jimin und ich haben meine Großeltern und meine Eltern auf der Stelle von unserem Projekt überzeugt, weshalb wir von allen Seiten die volle Unterstützung erhalten.

Insgeheim hoffen wir ja alle, dass Jimin sich doch noch dazu entschließt in unser Familienunternehmen einzusteigen. Allerdings möchte er sich nach wie vor ein kleines Stück seiner Unabhängigkeit wahren, was ich ihm auch überhaupt nicht übel nehme. Denn das tasty temptation ist eben Jins und sein Baby.


Trotz all der Arbeit, welche noch auf mich wartet, gönne ich mir noch einen ruhigen Moment, da ich Jimin wirklich gerade sehr vermisse.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich einfach überglücklich bin, diesen Mann tagtäglich an meiner Seite zu haben.

Jimin und ich sind nun schon seit eineinhalb Jahren verheiratet. Eine Zeit, in welcher um uns herum so viel passiert ist, dass wir kaum einen Moment hatten, um mal richtig durch zu schnaufen.

Während ich nun vollkommen in der Berufswelt angekommen bin, ist in Jimins und meinem Freundeskreis ein wahrer Babyboom ausgebrochen.

Allen voran, unser Vorzeigeehepaar.

Denn Namjoon und Jin haben ja schon längere Zeit daran gearbeitet, dass sie Eltern werden. Was ich allerdings nicht wusste, dass sie bereits schon während meines Praktikums in freudiger Erwartung waren. Was dazu geführt hat, dass schon im Sommer ihr Sohn mit der Hilfe einer Leihmutter zu Welt kam. Und nun haben sie gerade bekannt gegeben, dass auch ihr zweiter Versuch erfolgreich war. Denn nun warten sie schon sehnsüchtig auf die Geburt ihrer Zwillinge.

Allerdings wurde das Ehepaar eiskalt aus den eigenen Reihen überrascht.

Tatsächlich sind Taehyung und Lisa, genau neun Monate nach unserer Hochzeit, Eltern einer kleinen Tochter geworden. Ein Beweis, dass an unserem Hochzeitstag nicht alles so kaputt waren wie wir.

Denn im Gegensatz zu Jimin und mir, waren die Zwei wohl nicht zu müde, um sich ihrer gegenseitigen Liebe völlig hemmungslos hinzugeben. Aber mein Mann und ich waren an diesem Abend so erschöpf, von den ganzen Feierlichkeiten, dass wir, noch bevor es richtig zur Sache gehen konnte, einfach eingeschlafen sind. Und das, während wir miteinander rum gemacht haben.

Wir haben uns buchstäblich in den Schlaf geknutscht.

Eigentlich wollten es Jimin und ich in dieser Nacht mal wieder so richtig krachen lassen. Doch erstens, kommt es anders und zweitens, als man denkt.

Lisas Schwangerschaft war für uns alle eine große Überraschung.

Denn eigentlich wollten sie und Tae erst einmal ihre Zweisamkeit genießen, um gemeinsam die Welt zu erkunden. Doch jetzt gehen sie eben zu dritt durchs Leben. Dabei sind sie wirklich mehr als Glücklich in ihrer Elternrolle. Was bei der kleinen Maus allerdings auch kein Wunder ist. Denn auch ich bin ihr, als ihr Patenonkel vollkommen verfallen. Da war es ebenso wie bei meiner kleinen Schwester Liebe auf den ersten Blick.

Jimin liebt jedes einzelne dieser Kinder so sehr, dass er wirklich sein letztes Hemd für sie geben würde. Wobei ich schon glaube, dass meine Schwester seine unangefochtene Nummer Eins ist. Denn mein Lieblingsmensch genießt einfach jede einzelne Minute, welche er mit der Kleinen verbringen kann.

Wann immer es uns möglich ist, versuchen wir Zeit mit Seoyoung – unserer kleinen Prinzessin zu verbringen. Meine Eltern haben zum Glück kein Problem damit, dass wir sie ständig abholen, um mit ihr spazieren zu gehen.

Seit neuestem verbringen wir sehr viel Zeit mit ihr auf dem Spielplatz.

Dabei kommt es auch schon einmal des Öfteren vor, dass uns die anderen Eltern für Seoyoungs Appa's halten. Dann solltet ihr mal Jimin sehen, wie stolz er dann immer ist. Dieses Funkeln in seinen Augen ist für mich einfach unbezahlbar. Seine liebevolle und verantwortungsbewusste Art ist einfach nur der reinste Wahnsinn. Also kein Wunder, dass ich mich damals auch sofort in seiner Gegenwart so wohl gefühlt habe.

Jedes Mal, wenn ich die Zwei beobachte, dann wird mir immer mehr bewusst, wie sehr Jimin den Wunsch in sich trägt, selber Papa zu werden.

Ich kann jetzt schon sagen, dass er mal der beste Appa der Welt sein wird. Denn ihm liegt der Umgang mit Kinder wahrhaftig im Blut.


Jimin selber hat seinen Kinderwunsch jetzt all die Jahre für mich zurück gestellt. Nur damit ich mich erst einmal, voll und ganz auf mein Studium konzentrieren kann.

Geduldig hat er seine eigenen Bedürfnisse, für mein Wohl, immer hinten angestellt. Denn ihm war es von Anfang an wichtig, dass ich mich um meine Ausbildung und um meinen Job kümmere. Doch so langsam, aber sicher wird es Zeit, dass sich unser Hauptaugenmerk wieder mehr auf uns als Paar legt und nicht weiter immer nur mein Wohlergehen im Vordergrund steht.

Allem voran sollte nun endlich mal mein Traummann mit seinen Wünschen und seinen Sehnsüchten in den Fokus unserer Beziehung rücken. Immerhin haben wir in den letzten Monaten schon das ein oder andere Mal darüber gesprochen, wie es wohl wäre, wenn wir selber Eltern werden würden.

Selbst wenn wir Beide beruflich sehr eingespannt sind, so weiß ich mittlerweile auch selber, dass wir nicht mehr allzu lange damit warten sollten, den nächsten Schritt zu gehen, um in diese verantwortungsvolle Rolle zu schlüpfen.

Ich bin nämlich ganz fest der Meinung, dass ein Kind unsere Beziehung nur noch perfekter machen würde.

Allein der Gedanke daran, dass irgendwann einmal so ein kleines Wesen meinen Liebsten und mich als seine Appa's betitelt, jagt mir einen angenehmen Schauer über meinen ganzen Körper. Dabei kann ich dieses stolze Funkeln in Jimins wunderschönen, tiefbraunen Augen bereits vor meinem geistigen Auge sehen. Und genau aus diesem Grund möchte ich auch gar nicht mehr so lange damit warten, Jimins sehnlichsten Wunsch, von einer eigenen kleinen Familie nun endlich in die Tat umzusetzen.

Schließlich habe ich meinem Mann ja auch ganz fest versprochen, dass, sobald ich mein Studium beendet habe und ich mich beruflich auf meiner Position gefestigt habe, dass wir dann anfangen, konkret über dieses Thema nachzudenken.

Genau dieser Moment ist nun jetzt endlich gekommen.

Anstatt nur meinen Bachelor zu machen, habe ich auch bereits meinen Master hinter mir und vor ein paar Wochen durfte ich endlich mein so langherbeigesehntes Büro in der Chefetage beziehen. Bereits während meiner Einarbeitung habe ich schon mehrfach bewiesen, dass ich bereit dazu bin, mehr Verantwortung zu übernehmen. Und mit Jimin an meiner Seite kann einfach nichts schief gehen.


Vor sechs Wochen, waren wir alle gemeinsam in Busan. Unsere ganze Familie mit Kind und Kegel.

Bei diesem Familientreffen hat mein Onkel mich ganz offen gefragt, wie es eigentlich bei Jimin und mir aussieht mit der Familienplanung.

Seitdem gehen mir seine Worte nicht mehr aus dem Kopf.

Er hat wohl meine sehnsüchtigen Blicke bemerkt, als ich meinen Mann dabei beobachtet habe, als er mit Seoyoung gespielt hat. Schließlich habe ich mich einige Zeit mit ihm über dieses Thema unterhalten. Dabei hat er mir erzählt, dass in seiner Klinik, in der er bisher als Chefarzt tätig war, vor kurzem ein Kinderwunschzentrum eröffnet wurde.

Diese Klinik hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, gleichgeschlechtliche Paaren dabei zu unterstützen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

Neugierig habe ich mir gleich einmal ein paar Informationen dazu angeschaut, um dem ganzen Thema schon einmal ein wenig mehr Leben und Bedeutung einzuhauchen. All diese Informationen haben letztendlich dazu geführt, dass ich endlich bereit dazu bin Nägel mit Köpfen zu machen.

Los geht es mit einem ersten Infogespräch in der Kinderwunschklinik.

Doch dazu muss ich meinen herzallerliebsten Ehemann nach Osaka entführen. Geistesgegenwärtig habe ich nach unserem Gespräch noch einmal Kontakt zu meinem Onkel aufgenommen, welcher mir ganz unauffällig einen Termin zugespielt hat, welcher genau in den Zeitraum fällt, wo eh die ganze Familie vor Ort sein sollte.

Denn meine Tante und mein Onkel veranstalten jedes Jahr ihr traditionelles Sommerfest, zu welchem unsere komplette Familie eingeladen wurde. Immerhin gibt es einen Grund zum Feiern, da mein Onkel zum Chef der Klinik ernannt wurde.

Somit habe ich wenigstens schon einmal eine plausible Erklärung für unsere Reise nach Osaka, ohne, dass Jimin oder unsere Eltern in irgendeiner Weise Verdacht schöpfen würden.

Auch wenn wir in Seoul genügend, renommierte Kliniken haben, so bin ich tatsächlich dankbar, dass wir bei dem Thema Familienplanung mit meinem Onkel jemanden haben, der uns mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen zur Seite stehen kann. Nie im Leben würde er auf die Idee kommen, meinem Mann und mir irgendwelche sinnlosen Hoffnungen zu machen. Selbst wenn wir nicht immer so ein gutes Verhältnis hatten.

Doch nach der großen Aussprache, damals nach meinem Unfall, haben sich die Wogen geglättet.

Mittlerweile ist das Verhältnis in unserer gesamten Familie echt super, so dass wir einander echt vertrauen können. Wir sind jetzt tatsächlich eine große glückliche und ziemlich bunte Familie.

Und um Jimin glücklich zu machen, würde ich sogar bis an das Ende der Welt gehen, nur damit sich sein sehnlichster Wunsch nach einer eigenen Familie erfüllt.

Zu irgendetwas muss es ja schließlich gut sein, in solch eine einflussreichen Familie hineingeboren zu sein. Sonst bin ich zwar sehr genügsam und fast schon geizig, was all den unnötigen Luxus betrifft. Doch in diesem Fall werde ich wohl all unsere Kontakte ausspielen, damit wir die bestmögliche Lösung finden, damit wir uns unseren Kinderwunsch auch erfüllen können.

Nachdem ich mich dann doch endlich wieder dazu aufraffen kann meiner eigentlichen Arbeit nachzugehen, bin ich ziemlich schnell mit dem ganzen Papierkram fertig. Deshalb verliere ich keine weitere Zeit und mache mich schließlich auf den direkten Weg zu meinem Mann, ins tasty temptation, um ihn abzuholen.

Schnell verabschiede ich mich von meinen Kollegen und meinem Vater, um keine 20 Minuten später auch schon mein Zeil zu erreichen.

Mit einem suchenden Blick betrete ich das Restaurant und entdecke meinen Schatz auch gleich, wie soll es auch anders sein, in seiner Backstube.


Durch die große Glasscheibe beobachte ich den Kleineren für einen Moment und bewundere in wahrhaftig dafür, wie hingebungsvoll er seine kleinen Törtchen verziert. Noch immer total fasziniert verfolge ich jede seiner Bewegungen. Dabei bin ich fast schon neidisch auf die Liebe meines Lebens da er tatsächlich Tag ein, Tag aus seiner wahren Passion nach gehen kann. Während ich bloß noch Zuhause in den Genuss komme meiner Leidenschaft in der Küche nachzugehen.

Freilich macht mir meine Arbeit im Hotel auch großen Spaß. Dennoch vermisse ich das tasty temptation. Immerhin konnte ich hier all meine Interessen sehr gut miteinander verbinden. Ich konnte mit meiner Arbeit andere Menschen glücklich machen, indem ich dabei geholfen habe deren Speisen zuzubereiten. Oder, um ihnen im Service jeglichen Wunsch von den Augen abzulesen und schließlich dann auch zu erfüllen.

Jetzt verbringe ich den Hauptteil meiner Arbeitszeit an einem Schreibtisch, allein in meinem Büro. Mir fehlt das ganze Gewusel in der Küche, selbst wenn es von Zeit zu Zeit auch mal ganz schön stressig ist.

Mir fehlen aber auch die unzähligen Stunden, welche ich mit Jimin gemeinsam an der Arbeit verbringen konnte. Die Zusammenarbeit mit meinem Lieblingsmenschen hat mir so viele Stunden versüßt. Wir konnten uns praktisch immer sehen. Nun sehen wir uns tatsächlich meist nur noch Zuhause, in unser knapp bemessenen Freizeit, oder wenn wir ab und zu mal einen gemeinsamen Termin haben.

Mit einem sanften Lächeln auf meinen Lippen, haftet mein Blick weiter auf dem Patissier, welcher bis zum jetzigen Zeitpunkt völlig in seinem Tun vertieft war.

Doch plötzlich hebt Jimin seinen Blick und sieht mir somit direkt in die Augen. Auf der Stelle erstrahlt sein zauberhaftes Lächeln, weshalb ich mich endlich wieder in Bewegung setzte, um meinen Ehemann endlich richtig zu begrüßen.

„Hey Kookie, mein Schatz!" – ertönt Jimins liebliche Stimme, als er aus der Küche raus kommt. Ohne zu zögern, ziehe ich meinen Traummann an der Hüfte zu mir, um auch sogleich meine Lippen auf seine zu legen. Kichernd erwidert Jimin diesen liebevollen Kuss, weshalb ich diesen weiter vertiefe.


*******


Auf Zehenspitzen kommt Jimin aus unserem Schlafzimmer geschlichen und sieht mich mit einem zufriedenen Grinsen an.

„Seoyoung schläft endlich!" – flüstert mir der Ältere entgegen und will mich auch sogleich von der Zimmertür weg schieben, damit wir meine kleine Schwester nicht stören. „Bitte lass mich noch einmal kurz nach ihr schauen. Ich sehr ihr doch so gern beim Schlafen zu." – möchte ich mich an ihm vorbei schmuggeln, allerdings habe ich da die Rechnung wohl ohne meinen Mann gemacht.

Denn dieser hält mich auf der Stelle am Handgelenk zurück.

„Vergiss es, Kooks!" – ermahnt er mich.

„Du rammelst jetzt ganz bestimmt nicht wieder in unser Schlafzimmer rein. Ich habe gerade über eine Stunde gebraucht, bis sie endlich eingeschlafen ist, nur damit du Tollpatsch sie dann gleich wieder weckst!" – spricht Jimin weiter, weshalb ich sofort in meiner Bewegung inne halte. Denn mein Mann ist, was meine kleine Schwester betrifft, wirklich sehr eigen. Jedoch kann ich es auch sehr gut verstehen. Doch wenn ich sie jetzt wieder wach mache, dann war es das wohl mit einem ganz entspannten Abend für uns Zwei.

Es wäre echt schlimm, wenn sie jetzt wieder aufwachen würde.

Damit würde Seoyoung die Nacht zum Tag machen und Jimin und ich hätten mal wieder eine schlaflose Nacht. Genau dieses Szenario haben wir bereits hinter uns. Im Moment ist von unserem kleine Sonnenschein nicht wirklich viel zu spüren, da sie schon den ganzen Nachmittag ziemlich quengelig und unleidlich war. Dem zu Folge war es tatsächlich ein richtiger Kampf die kleine Prinzessin jetzt ins Bett zu kommen.

Zeitweise hat Seoyoung sogar geschrien wie am Spieß.

So dass Jimin und ich uns damit abgewechselt haben meine kleine Schwester zu beruhigen. Was ja nun auch zum Glück von Erfolg gekrönt ist.

Jimin und ich vermuten ja, dass sie wieder einen Zahn bekommt. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir diese Tortur hautnah mit erleben. Nur leider ist mein geliebtes Schwesterherz dann immer ziemlich unausgeglichen.

Ausgerechnet jetzt sind meine Eltern für ein paar Tage, wegen einem Termin außerhalb von Seoul unterwegs. Ganze drei Tage habe Sie Jimin und mir, Seoyoung anvertraut, da sie nicht wollten, dass sie immer wieder aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen wird. Ich kann es sehr gut nachvollziehen, denn gerade jetzt benötigt sie ihr Zuhause. Sie ist zwar bei uns, aber hier fühlt sie sich ebenso wohl wie in unserem Elternhaus.

Freilich hätte auch ich meinen Vater zu diesem Termin begleiten können.

Allerdings wollten meine Eltern die paar Tage auch gleich dazu nutzen, um sich ein Objekt für ein neues Hotel anzuschauen. Also heißt das nun für uns, dass wir da jetzt einfach mal durch müssen. Immerhin wollen wir ja selber mal Eltern werden. Da können wir uns ja schon einmal darin üben, wie es ist ein zahnendes Kind zu haben. Jimin und ich werden das Kind, schon schaukeln.

Letzten Endes gebe ich mich geschlagen und folge meinem Liebsten in unser Wohnzimmer, wo wir uns sofort zusammen auf die Couch kuscheln, um den Abend in aller Ruhe ausklingen zu lassen.


*******


Mit großen Augen bestaunt Seoyoung die unzähligen Fische in den verschiedenen Aquarien.

Vergessen ist die kränkelnde Art der letzten beiden Tage. Auch wenn sie uns damit fast an den Rand des Wahnsinns getrieben hat. Denn egal was wir angestellt haben, wir konnten es meiner kleinen Schwester mit nichts recht machen.

Da Jimin und ich uns heute den Tag frei genommen haben, wollten wir meiner Schwester zum Abschluss einen schönen Tag schenken.

Schließlich kommen unsere Eltern heute wieder nach Hause.

Somit sind wir heute einfach mit ihr in den Zoo gefahren.

Seoyoung liebt Tiere einfach über alles. Und genau das zeigt sie uns auch schon die ganze Zeit, seitdem wir hier sind. Unermüdlich erkundet die Kleine ihre Umwelt und macht mich und Jimin damit einfach nur glücklich.

Im Moment gibt es für meinen Mann und mich einfach nichts schöneres als ihre strahlenden Augen. Immer wieder zieht sie uns zu den verschiedenen Gehegen. Dabei frage ich mich schon fast, woher sie die ganze Energie nimmt. Immer wieder folgen wir ihr und zeigen ihr bereitwillig die vielen verschiedenen Tiere.

Immer wieder verweilen wir für einige Zeit an den Gehegen, um ihr einen freien Blick zu verschaffen. Am meisten scheinen es ihr die Giraffen angetan zu haben. Denn diese bestaunt unser kleiner Sonnenschein sehr intensiv. Aber auch die Elefanten, Löwen und Tiger, Leoparden und Robben ziehen ihre Aufmerksamkeit auf sich.

Gerade stehe wir an dem großen Löwengehege und mein Mann hält das kleine Mädchen in seinen Armen.

Immer wieder zeigt er auf die majestätischen Tier und wiederholt deren Namen, bis Seoyoung diesen dann auch nach plappert. Was ihr allerdings noch viel besser gefällt ist, wenn Jimin die Geräusche der Tiere nach ahmt. Denn dann kann sie sich vor Lachen kaum noch halten.

Quietschend bringt sie den Älteren immer wieder dazu, wie ein Löwe zu fauchen, während er sie mit seiner freien Hand am Bauch kitzelt.

Dieser unbeschwerte Anblick lässt einfach mein Herz erweichen, weshalb ich mir ein kleines Schmunzeln nicht mehr verkneifen kann. Schließlich stelle ich mich genau hinter meinen Mann. Ich schlinge meinen einen Arm, von hinten um seinen Bauch, während ich meine andere Hand auf den Rücken meiner kleinen Schwester platziere, um auch ihr in diesem Moment etwas meiner Zuneigung zu schenken.

Daraufhin schmiegt sich mein Ehemann an meine Brust, während Seoyoung uns beide förmlich anstrahlt. So beobachten wir noch einen Moment die Löwen, wie sie einfach nur faul im Gras liegen, ehe wir auch schon weiter gehen.


Immer wieder schieße ich ein paar Fotos von uns, um eine kleine Erinnerung and diesen wunderschönen Tag zu haben. Aber vor allem, um meiner Mom und meinem Dad zu zeigen, dass ihr kleines Mädchen wohlauf ist.

Irgendwann gehen wir in eines der Restaurants, da wir tatsächlich mittlerweile ziemlich hungrig sind. Zwar haben wir auch ein paar Snacks und Obst dabei. Allerdings hat Jimin beschlossen, dass wir ruhig auch etwas anderes essen können. Denn so müssen wir dann Zuhause nicht mehr kochen.

So nehmen wir an einem Tisch in einer ruhigen Ecke platz.

Seoyoung sitzt in einem Kinderstuhl und knabbert genüsslich an einem Keks, um sie fürs erste zu beruhigen, während wir die Karte studieren, um für uns etwas zu essen auszusuchen. Nach ein paar Minuten kommt auch schon die Kellnerin zu uns an den Tisch, um unsere Bestellung aufzunehmen. Mit einem strahlenden Lächeln sieht die junge Frau, zuerst Seoyoung an, ehe sie ihre volle Aufmerksamkeit auf meinen Mann und mich legt. Schnell gebe ich unsere Wünsche auf, da Jimin gerade mal wieder alle Hände voll zu tun hat, um meine Schwester bei Laune zu halten.

Grinsend sehe ich Jimin dabei zu, wie er immer wieder sein Gesicht hinter seinen Händen versteckt. „Wo ist Seoyoung?" – fragt er dabei spielerisch, ehe er seine Hände öffnet, um die Kleine dann direkt anzuschauen. „Da ist ja mein kleiner Sonnenschein!" – bringt er meine Schwester damit herzhaft zum Lachen.

Es bereitet mir immer wieder eine große Freude, zu sehen, wie ausgelassen und glücklich mein Liebster ist, wenn wir Seoyoung bei uns haben.

Dabei wird mir immer bewusster, wie sehr ich es mir wünsche, dass wir Beide auch endlich Eltern werden.

„Gukie!" – zieht meine Schwester meine Aufmerksamkeit auf sich. Nun sitzt sie genau wie Jimin da und versteckt ihr Gesicht hinter ihren kleinen Händchen. „Da!" – quickt sie los und zieht ihre Hände wieder weg und sieht mich aus ihren großen braunen Kulleraugen an. Natürlich lasse ich mich von dem rum gealbere meiner zwei Lieblingsmenschen anstecken, weshalb wir uns wohl vor den anderen Gästen vollkommen zum Ei machen. Doch das ist uns völlig egal. Da in diesem Moment einfach nur zählt, dass meine Schwester ihren Spaß hat.

Als endlich unser Essen gebracht wird, übernehme ich das Füttern von Seoyoung, damit Jimin in aller Ruhe essen kann. Somit genießt der Ältere seine Lasagne, während ich die Kleine mit ihren über alles geliebten Nudeln in Tomatensauce glücklich mache.

Immer wieder greift unser Sonnenschein nach dem Löffel, weshalb ich ihr diesen dann in die Hand gebe, damit sie auch selber etwas von ihrer Leibspeise in ihren Mund schaufeln kann. Ich nutze die Chance, um etwas von meiner Pizza zu essen, was natürlich auch die Aufmerksamkeit von Seoyoung auf sich zieht. Neugierig beäugt sie meine Pizza Fungi und öffnet dann abwartend ihre Schnute.

Lächelnd halte ich ihr ein Stück Pizza unter die Nase, damit sie probieren kann.

Gesagt, getan.

Schließlich beißt Seoyoung ein kleines Stückchen ab. Schmunzelnd beobachten Jimin und ich diese Szenario, denn zu Beginn scheint sie dem Gericht nicht vollkommen abgeneigt zu sein. Doch als sie auf einmal ein Stück Pilz erwischt, ändert sich ihr Gesichtsausdruck mit einem Mal zu einem Flunsch. „Na, es schmeckt dir wohl doch nicht?" – frage ich meine kleine Schwester, weshalb sie mich mit großen Augen und einem leicht verzweifelten Kopfschütteln ansieht.

Aus diesem Grund halte ich sofort meine Hand unter den Mund.

„Na los, nun spuck es wieder aus, meine Kleine!" – fordere ich das Kleinkind auf, weshalb sie meiner Bitte auch sofort nach kommt. Somit spuckt sie die breiige Masse auf der Stelle in meine Hand.

Lachend wischt Jimin ihren Mund mit einer Serviette ab und lässt sie auch noch einen Schluck von seinem Eistee trinken, während ich mir etwas angeekelt die Hände sauber mache. Schließlich füttere ich sie noch etwas mit ihren Nudeln, welche sie zufrieden weg mampft.

Während Jimin und ich noch einen Plan schmieden, was wir uns als nächstes anschauen, wird Seoyoung immer ruhiger. Bis sie schließlich langsam, aber sicher mit dem Löffel im Mund einschläft.

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