Kapitel 109 | Sonderbehandlung

POV | Jimin

Hey großer Bruder. Ich freue mich schon so darauf, wenn ich dich endlich persönlich kennenlernen darf. Bitte pass gut auf dich auf. Ich habe dich lieb, deine kleine Schwester Seoyoung

PS: Ich wünsche mir einen kleinen Spielkameraden. Aber Eomma wollen diese Aufgabe nun Jimin und dir überlassen. Also komm ganz schnell wieder nach Hause, damit ich nicht mehr so lange warten muss!" – lese ich unter dem letzten Bild, auf welchem die kleine Maus gerade ihre Zunge ganz frech heraus streckt.

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Lächelnd sehe ich mir wieder und wieder das Bild von Kookies kleiner Schwester an, auf welchem sie ganz frech ihre Zunge raus streckt. Aber noch viel besser finde ich den Text, welchen Sooyoung darunter verfasst hat.

Es war ja klar, dass sie nun gleich wieder anfangen Kookie und mich zu gängeln, dass wir nun endlich selber aktiv werden sollen, um einen eigene Familie zu gründen.

Und um ehrlich zu sein, würde ich mich freuen, wenn wir nicht mehr so lange damit warten. Zwar haben wir gesagt, dass Jeongguk und ich erst einmal die Hochzeit abwarten, ehe wir uns die verschiedenen Möglichkeiten anschauen werden, wie wir ein Kind bekommen können. Allerdings bezweifle ich, dass mein zukünftiger Ehemann wirklich jetzt schon so weit ist.

Jeongguk steht nun kurz vor seinem Bachelorabschluss.

Direkt im Anschluss an seine Prüfungen fängt er auch schon an bei seinen Eltern im Unternehmen zu arbeiten. Noch dazu hat er sich jetzt auch dazu entschieden sich gleich nach seiner Rückkehr für sein Master einzuschrieben. Denn ab dem kommenden Semester bietet die Uni ein berufsbegleitendes Masterstudium an. Dies bedeutet, dass Jeongguk dann neben der Arbeit auch noch die Uni weiter besucht. Hier hat er allerdings die Möglichkeit sein Wissen in der Praxis gleich anzuwenden.

Ich weiß auch schon welche Studiengänge er dazu belegen wird. Und um ehrlich zu sein, bin ich jetzt schon total stolz auf ihn. Denn so ist er in maximal zwei Jahren komplett fertig mit seinem Studium und wir sind damit wieder ein Stück näher an unserer vollkommenen Unabhängigkeit. Worauf ich mich tatsächlich schon sehr freue.


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Heute ist es im tasty temptation ziemlich ruhig, weshalb Jin und ich schon in gewissem Maße eine ruhige Kugel schieben können. Die Jungs und Mädels haben den Laden voll im Griff, weswegen wir uns in unser Büro zurück gezogen haben.

Nachdenklich sieht Jin mich an, da ich wie so oft in den letzten Tagen einfach meinen Gedanken nach hänge.

Es geht langsam, aber sicher auf das Weihnachtsfest zu und gerade jetzt vermisse ich Jeongguk noch mehr. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich kurz davor bin, einfach meine Sachen zu packen, um zu ihm zu fliegen.

Jedoch will ich ihn auch nicht von seiner Arbeit abhalten. Aus diesem Grund konnte ich mich bis jetzt gerade noch so zurück halten einfach ins nächste Reisebüro zu stürmen, um einen Flug und einen Aufenthalt auf diesem Schiff zu buchen, auf welchem Jeongguk genau vor einer Woche zugestiegen ist.

Seoyoung ist jetzt schon 14 Tage alt und hält ihre Eltern ganz schön auf Trab.

Zuhause haben sich die Drei schon sehr gut eingelebt. Ich versuche auch eigentlich jeden Tag bei meinen Schwiegereltern vorbei zu schauen, damit ich meinen Liebsten in der Ferne bei jedem unserer Telefonate auf den neuesten Stand bringen und ihn mit aktuellen Fotos versorgen kann.

Die Kleine ist auch einfach so niedlich.

Da nutze ich doch sehr gern die Chance, um Zeit mit ihr zu verbringen. Vor zwei Tagen durfte ich auch schon einmal mit ihr spazieren gehen, was ich schon sehr genossen habe. Zwar hatte ich auch noch Miso mit dabei, aber auch mein Hund kommt mit dieser neuen Situation sehr gut klar. Ae-ri und Sooyoung sind zum Glück sehr entspannt und haben sofort zugestimmt, als es darum ging, dass unser Hund das Baby kennenlernt.

Miso ist wirklich sehr vorsichtig in ihrer nähe. Weshalb meine Schwiegereltern auch wirklich nichts dagegen haben, dass der Retriever ständig in der Nähe ihrer kleinen Tochter ist. Allerdings gehört er ja auch schon von Anfang an mit zur Familie, weshalb sie ihn ja auch selber sehr gut einschätzen können.

Jetzt am Wochenende gibt es bei den Jeons die große Pinkelparty, um die Ankunft des neue Familienmitglieds gebührend zu feiern.

Meine Eltern kommen natürlich auch zusammen mit allen anderen aus Busan angereist. Zu meinem Glück bleiben meine Eltern bis Anfang Januar hier in Seoul. Denn schließlich wollen sie auch mal wieder in aller Ruhe Zeit mit Ji-hyun und mir allein verbringen. Wobei das bei meinem Bruder wohl eher schwierig werden wird. Denn er ist seit etwas über einem halben Jahr schwer in Love.

Seine Freundin Jisoo ist eine alte Schulfreundin von Jeongguk.

Und wie es der Zufall so will, haben sie sich auf einer Party an der Uni kennengelernt. Zwar habe sich sich auch schon vorher ein paar Mal gesehen. Allerdings hatte mein Bruder zu dieser Zeit nur seinen Computer im Kopf. Er ist und bleibt eben ein kleiner Nerd. Und vor einem halben Jahr hat sie meinen Bruder eben einfach mal angesprochen und seitdem sind sie irgendwie unzertrennlich.

Meine Eomma ist heilfroh, da sie sich schon Sorgen um ihren Jüngsten gemacht hat. Da sie schon Angst hatten, dass er ewig allein bleiben wird. Doch zum Glück hat Jisoo seinem elendigen Singledasein endlich ein Ende gesetzt. Und meine Eltern sind mit ihr auch vollkommen zufrieden, da sie die junge Frau auch gleich ins Herz geschlossen haben.


„An was, oder besser gesagt an wen denkst du gerade?" – holt Jin mich aus meinen Gedanken, weshalb ich ihn fragend anschaue.

„Es wird Zeit, dass Kookie endlich wieder Heim kommt, damit du endlich wieder komplett bei der Sache bist. Es ist in den letzten Wochen echt schlimm mit dir. Das Elend kann man ja kaum mehr mit ansehen." – beschwert er sich über meinen aktuellen Zustand.

„Es tut mir ja echt leid, Jinnie. Aber im Moment vermisse ich Jeongguk wirklich sehr. Ich glaube ich halte es einfach nicht mehr länger ohne ihn aus!" – bin ich ehrlich.

Aus diesem Grund legt mein bester Freund seinen Arm um mich. „Ach ChimChim!" – sieht er mich mitleidsvoll an. „Dann würde ich an deiner Stelle mal schauen, ob du vielleicht ganz spontan einen Platz auf diesem Kreuzfahrtdampfer ergattern kannst. Dann kannst du wenigstens schon einmal in der Nähe deines Traumprinzen sein." – zieht der Älter meinen Laptop zu mir und öffnet ihn auch schon im nächsten Augenblick.

„Na los, jetzt sieh schon nach. Wir kommen hier auch mal ohne dich klar." – fordert er mich auf, meinem Leid ein Ende zu setzen.

Gerade, als ich meine Stimme erheben möchte, nimmt Jin mir jeglichen Wind aus den Segeln. „Es wird garantiert noch einen Platz für dich geben. Song-gu meinte doch, dass für Familienmitglieder der Crew immer spontan etwas frei ist. Also jetzt schwing die Hufe. Ich will dich erst wieder in der Küche sehen, wenn du mir die Reisebestätigung vor die Nase legst." – macht er mir noch mehr Feuer unter den Hintern.

Seufzend gebe ich dem Drang nach und setze mich tatsächlich mit ihm hin und fange an zu recherchieren. Schnell finde ich auf der Internetseite die passende Route. Doch da ich mir nicht so ganz sicher bin, ob Jeongguk und Song-gu auch wirklich noch auf dem gleichen Schiff sind, beschließe ich mein Glück erst einmal in einem Reisebüro um die Ecke zu versuchen. Denn die können mir bestimmt bei der Buchung besser behilflich sein. Sie haben ja schließlich einen viel besseren Überblick über die freien Kontingente.

„Jin, ist es okay, wenn ich kurz weg bin?" – frage ich meinen Partner, welcher bloß genervt mit den Augen rollt.

„Natürlich, allerdings nur, wenn du eine Buchung fürs Schiff und deine Flugtickets gleich mitbringst. Und am besten ist es, wenn du auch heute gleich noch verschwindest." – droht er mir, weshalb ich ihn mit einem süffisanten Grinsen anschaue. Jin ist manchmal echt einschüchternd, weshalb ich ihm gar nicht erst versuche zu widersprechen.

Lachend laufe ich in unser Büro zurück, um meine Jacke zu holen. Danach mache ich mich auch gleich auf den Weg in das nächstbeste Reisebüro.

Zu meinen Glück haben wir tatsächlich auch ganz schnell ein richtig gutes Angebot für das Schiff gefunden, auf welchem Kookie arbeitet. Allerdings zum Leidwesen von Jin, denn dieser muss mich und meine Launen dann wohl oder übel jetzt noch ein paar Tage länger ertragen. Aber am ersten Weihnachtsfeiertag werde noch mitten in der Nacht nach Gran Canaria aufbrechen.

Zwar ist die ganze Reise nicht gerade billig, weswegen ich auch hoffe, dass Kookie nicht böse auf mich ist, weil ich so viel Geld ausgebe, nur um ihn sehen zu können.

Aber ich kann einfach nicht anders. Denn meine Sehnsucht ist mittlerweile so groß, dass ich ihm sogar auf den Mond hinterher fliegen würde. Und so habe ich wenigstens die Chance meinen Liebsten schon ein paar Tage eher wieder in meine Arme schließen.

In den nächsten Tagen bekomme ich auch schon meine Reiseunterlagen ausgehändigt, damit ich dann am 26. Dezember endlich auf dem Schiff einchecken kann.


*******


Heute ist Heiligabend.

Ich bin gerade dabei ein letztes Mal mein Gepäck zu kontrollieren, damit ich auch ja nichts vergessen habe. Denn in einer Stunde muss ich bereits bei dem traditionellen Familienessen meiner Schwiegereltern sein. Und danach geht es für mich gleich an Flughafen, damit ich auch pünktlich vor Abflug da bin.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es schon ganz schön komisch ist, ohne meinen Keks an diesen ganzen Treffen teilzunehmen. Aber für Ae-ri war es überhaupt keine Frage, denn schließlich gehören meine Eltern, mein Bruder und ich ja ebenso zur Familie. Auch wenn Kookie gerade für sein Praxissemester über den Atlantik schippert, gehören wir für sie trotzdem dazu.

Und ab April ja dann sogar offiziell, wenn Jeongguk und ich endlich verheiratet sind.

Aus diesem Grund folgen wir der Einladung sehr gerne, da es für uns ja mittlerweile auch schon ein fester Bestandteil unseres Weihnachtsfestes ist.

Meine Eltern haben sich dazu bereit erklärt auf Miso und unser Haus aufzupassen, während ich auf meiner Kreuzfahrt die Seele baumeln lasse.

Ae-ri, meine Mom und Jin freuen sich für mich, dass ich nun doch noch die Gelegenheit nutze, um Jeongguk an Bord zu besuchen. Aber wahrscheinlich sind sie einfach nur froh, wenn ich endlich weg bin, da sie mein ständiges Gejammer einfach nicht mehr ertragen.

Eigentlich hatten Kookie und ich ja ausgemacht, dass wir uns zwischendurch nicht besuchen werden. Allerdings kann ich ja auch nichts dafür, dass mein Herz es vor Sehnsucht einfach nicht mehr aushält.

Freilich hätte ich den letzten drei Wochen auch noch irgendwie geschafft.

Doch warum soll ich immer vernünftig sein?

Jetzt ist eben ein Zeitpunkt gekommen, wo ich einfach mal wieder dem Ruf meines Herzens folge. Schließlich habe ich das zuletzt gemacht, als ich meinen Lieblingskeks davon überzeugen musste, dass ich der Richtige für ihn bin.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Familien auch liebendgern mitgekommen wären. Da sie selber total gespannt sind, wie sich das Leben an Bord so anfühlt. Denn so wie Jeongguk jedesmal von den Schiffen schwärmt, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass wir irgendwann einmal alle gemeinsam auf einem Schiff Urlaub machen werden.

Neben meinen Reisevorbereitungen haben Jin und ich auch endlich mal die Zeit dafür genommen die Planung für Kookies und meine Hochzeit im April in Angriff zu nehmen. Und da ich ja in meinem Urlaub nun auch ganz viel Freizeit haben werde, nutze ich diese Gelegenheit gleich dazu, um vielleicht auch noch mal ein paar Ideen mit Jeongguk zu besprechen.

Ich weiß zwar, dass er auch noch genügend andere Sachen um die Ohren haben wird. Aber wenn es nach Ae-ri geht, dann sollten wir spätestens Mitte Januar schon die Einladungen an alle Gäste raus schicken. Und genau and diesem Punkt taucht dann schon das erste große Problem auf. Denn wenn es nach Jeongguk und mir geht, dann wäre es uns am liebsten, wenn wir einfach nur in einem kleinen Rahmen heiraten würden.

Doch leider sieht seine Familie das Alles ganz anders.

Genau aus diesem Grund bin ich diesem Thema immer ganz gekonnt aus dem Weg gegangen. Da ich ohne meinen zukünftigen Ehemann ganz bestimmt nicht darüber entscheiden werde, wer alles zu unserer Hochzeit kommen darf und wer nicht. Kookie freut sich jetzt schon auf die zahlreichen Diskussionen mit seiner Mom und seinen Omas, da er selber bereits ganz genau weiß, dass sie aus unserem eigentlich schönsten Tag in unserem Leben einen halben Staatsakt machen wollen.

Und ich befürchte auch, dass unser bevorstehende Hochzeit auch zum Familienessen ein großes Thema werden wird.

Da kann ich jetzt einfach nur noch hoffen, das Seoyoung vielleicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht, so dass keiner mehr an irgendetwas anderes denkt. Denn wer kann schon so einem kleinen und süßen Baby widerstehen?

Zum Glück verläuft das Essen ohne besondere Vorkommnisse.

Zwar haben mich alle gefragt, wie die Planung läuft, doch anscheinend habe meine knappen Antworten vollkommen ausgereicht, um ihren Wissensdurst zu stillen. Jedoch bin ich mir ziemlich sicher, dass dieses Thema lang und breit diskutiert wurde, als ich mich auf den Weg nach Hause gemacht habe.


Da ich heute einfach schon sehr früh raus musste, bin ich gleich nach dem Abendessen wieder gegangen. Zu meiner Überraschung habe ich auch ziemlich schnell geschlafen. Und dass, obwohl ich schon sehr aufgeregt bin.

Gegen halb fünf fährt das Auto meines besten Freundes vor, weshalb ich mich noch schnell von Miso verabschiede, welcher auch schon die ganze Zeit aufgeregt durchs Haus gestromert ist. Schließlich schnappe ich mir meine Tasche und meine Koffer, um in meinen Wohlverdienten Urlaub zu starten.

Auf dem Weg zum Flughafen versucht Jin mich von meiner Aufregung abzulenken, was auch sehr gut klappt. Denn der Gute haut mir mal so eben um die Ohren, dass sie in gut acht Monaten Eltern werden. Total geflasht von diesen tollen Nachrichten gratuliere ich meinem Fahrer und freue mich ehrlich für die Beiden. Denn ich weiß, dass Jin und Namjoon auch schon einige Bemühungen unternommen haben, um ein Kind zu bekommen. Und jetzt scheint es endlich geklappt zu haben.

Dennoch heißt es von nun an Daumen drücken. Da die kritische Zeit noch nicht vorüber ist, weshalb Jin mich auch darum bittet, erst einmal noch niemanden etwas davon zu erzählen. Da sie einfach nicht noch mehr Enttäuschungen mitmachen wollen.

Sie stehen zwar auch schon etwas länger auf der Warteliste für eine Adoption. Doch so richtig wollen sie sich nicht mit dieser Option anfreunden, da sie bisher immer wieder abgelehnt wurden. Und das obwohl diese Zwei eine wahre Bilderbuchbeziehung führen. Sie haben ein sicheres Einkommen, ein Haus und alles, was ein Kinderherz begehrt. Und trotzdem hat es bisher nicht geklappt.

Im letzten Jahr standen meine Freunde einmal kurz davor ein Baby zu adoptieren. Allerdings hat sich die Mutter im letzten Moment doch noch dazu entschieden, ihr Kind selber groß zu ziehen.

Deshalb haben sie sich jetzt eine passende Leihmutter gesucht, welche ihr Kind austrägt.

Mit diesen Nachrichten im Gepäck verabschiede ich mich von dem Älteren.

Allerdings machen wir auch gleich aus, dass wir uns nach meiner Rückkehr unbedingt treffen müssen, damit er mir alles erzählen kann.

Und nun bin ich bereit für den Flug nach Gran Canaria und in etwas mehr als 22 Stunden werde ich endlich bei meinem Freund auf dem Schiff sein.

Nächster Halt ... Cruise Terminal im Hafen von Las Palmas.


*******


POV | Jeongguk

Verzweifelt fahre ich mir durch die Haar, da ich schon seit einiger Zeit immer wieder versuche Jimin zu erreichen.

Doch leider scheint dieser Idiot sein Handy irgendwo in einem Funkloch verbuddelt zu haben, denn er ist seit Stunden nicht mehr erreichbar. Ich frage mich allen Ernstes, wo er sich schon wieder so herum treibt.

Denn eigentlich müsste er doch Zuhause oder wenigstens im Restaurant sein.

Aber nichts.

Mein Liebster ist gerade, wortwörtlich wie vom Erdboden verschluckt. Dabei wollte ich doch einfach nur mal kurz seine Stimme hören.

Seufzend stecke ich mein Handy wieder in meine Hosentasche und mache mich dann schließlich auf den Weg über die Gangway in des Cruise Terminal von Las Palmas. Was heißt, dass wir heute wieder unseren Passagierwechsel haben.

An solchen Tagen ist eigentlich immer ein Großteil der Crew eingespannt, um die An- und Abreise unsere Gäste so angenehm wie möglich zu gestalten. Denn schließlich ist dies deren Urlaub, was heißt, dass alles so entspannt wie möglich ablaufen soll. Somit habe ich heute wieder die ehrenvolle Aufgabe meine Kollegen beim Einschiffen unserer neuen Gäste zu unterstützen.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es durchaus schlimmere Aufgaben gibt.

Denn so hat man die Möglichkeit sich gleich einen kleinen Überblick zu verschaffen, wer sich alles an Bord des Schiffes befindet. Freilich kann man sich nicht auf Anhieb alle Gesichter merken. Aber es ist doch immer wieder schön, wenn einen die Menschen dann wiederkennen. So kommt man dann auch ganz schnell mal ins Gespräch. Und gerade an der Bar oder im Restaurant findet man immer mal die Zeit für ein kurzes Schwätzchen, was die Gäste auch immer wieder sehr gern nutzten.

Trotz dem ganzen Gewusel, welches an solchen Tagen immer um uns herrscht, versuchen wir etwas weihnachtliche Stimmung zu verbreiten. In Hintergrund spielt leise Weihnachtsmusik, wobei es uns auch immer mal wieder überkommt und wir einfach die bekannten Lieder laut mit trällern. Was natürlich die ankommenden Gäste sehr erheitert. Auch wenn es unsere Arbeit ist, so zeigen wir auch ganz deutlich, dass wir Spaß dabei haben. So kann ich mich wenigstens etwas von meinem Heimweh ablenken.

Im Moment fällt es mir echt schwer so weit weg von meiner Familie zu sein.

Denn bisher war ich noch nie, über die Weihnachtsfeiertage von Zuhause weg. Für mich ist es bereits eine Tradition, dass sich Heiligabend die ganze Familie im tasty temptation versammelt, um gemeinsam einen schönen und entspannten Abend zu verbringen.

Dazu kommt auch noch, dass Jimin und ich diesmal nicht unseren Selbsternannten Couple-Day zelebrieren können, welchen wir uns am ersten Weihnachtsfeiertag erkämpft haben.

Denn dieser Tag gehört ganz allein mir und meinem Lieblingsmenschen.

Meistens fahren wir dann irgendwo hin, wo uns keiner auf den Keks gehen kann. Wo bei wir die letzten drei Jahre eigentlich immer in Busan gelandet sind. Doch da fühlen wir uns eben sehr wohl, weshalb wir immer so viel Zeit wie möglich dort verbringen. Selbst wenn wir dann den ganzen Tag nur in unserem Bett oder auf der Couch verbringen, nehmen wir die Fahrt in unsere Heimat immer wieder gern auf uns.

Jimin und ich haben sogar schon überlegt, ob wir uns vielleicht irgendwann einmal ein kleines Ferienhaus dort zulegen sollten.

Zwar steht uns jeder Zeit eine unserer Suiten zur freien Verfügung. Jedoch wünschen wir uns auch an unserem Lieblingsort etwas mehr Privatsphäre. Doch bisher haben wir immer wieder einen Rückzieher gemacht.

Na ja, und zudem kommt ja auch noch, dass ich ja noch nicht einmal mein eigenes Geld verdiene. Deshalb wollen wir erst noch einmal etwas abwarten, um noch etwas Geld auf die hohe Kante zu legen. Schließlich wollen wir uns damit ja einen kleinen Traum erfüllen, weshalb wir dann auch nicht gerade das erst beste Angebot nehmen.

Für eine kurze Zeit schiebe ich meine Gedanken an meinen Liebsten und unser Zuhause bei Seite, damit ich mich vollkommen auf meine heutige Aufgabe konzentrieren kann. Nämlich der Ausgabe der Bordkarten und dem Erstellen der Fotos für die späteren Kontrollen.


Als ich die große Halle erreiche, ist der Check-in schon im vollen Gange.

Schnell melde ich mich bei meiner Vorgesetzten, ehe ich meinen Kollegen an einem der Points ablöse. Mittlerweile bin ich diese ganze Prozedur zum Passagierwechsel gewohnt. Und selbst wenn mal etwas unvorhergesehenes passiert, bleibe ich die Ruhe selbst.

Wieder und wieder spule ich die sitzenden Handgriffe ab, ehe ich die Passagiere nach einer freundlichen Begrüßung zum nächsten Stopp schicke – dem Willkommensfoto.

Als ich meinen Blick für einen kurzen Augenblick durch die Menge schweifen lasse, fällt mir direkt ein blond gefärbter Schopf ins Auge.

Auf der Stelle schnellt mein Puls in die Höhe, denn ich bilde mit tatsächlich ein, dass ich in dieser Person, mit dieser grazilen Statur meinen Freund erkannt habe. Sein Gesicht ist zum Teil von einer schwarzen Maske verdeckt, weshalb man diese Person nicht richtig erkennen kann.

Jedoch verwerfe ich diesen Gedanke, dass mein Verlobter tatsächlich hier an Bord kommen könnte, sofort wieder.

Denn wir haben ausgemacht, dass wir uns während meines Praxissemesters nicht besuchen werden. Und ich kenne meinen zukünftigen Ehemann. Er wird sich strickt an diese Abmachung halten. Egal, wie sehr wir uns gegenseitig vermissen.

Schließlich versuche ich mich zu beruhigen, da ich mich wieder auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren muss. Dennoch schweifen meine Gedanken wieder zu dem Älteren. Ich vermisse Jimin so sehr, dass ich mir nun auch schon einbilde, ihn hier zwischen all den Passagieren zu sehen.

Um mir Gewissheit zu verschaffen, lasse ich meinen Blick ein weiteres Mal durch die Menge gleiten. Doch wie schon vermutet, ist von der besagten Person weit und breit nichts mehr zu sehen. „Also doch alles nur Einbildung.!" – murmle ich fast schon enttäuscht vor mich hin, da es einfach zu schön gewesen wäre, um wahr zu sein, wenn Jimin hier sein würde.

„Alles in Ordnung, Kooks?" – werde ich von meine Chefin aus meinen Gedanken gerissen.

Ertappt richte ich meinen Blick auf die Ältere und sehe diese mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. „Du siehst aus, als hättest du gerade einen Geist gesehen." – sieht sie mich etwas besorgt an.

Daraufhin erwidere ich ihren Blick mit einem schiefen Grinsen. „Nein, nein. Es ist alles gut. Ich habe mir nur gerade irgendwie eingebildet, dass mein Freund hier ist. Aber wahrscheinlich fange ich vor lauter Sehnsucht nach ihm auch einfach nur schon an zu halluzinieren." – kichere ich verlegen.

Da es schon etwas unangenehm ist so etwas vor seiner Vorgesetzten zuzugeben. „Ach, Kooks. Glaub mir, die Zeit geht viel schneller um, als du denkst. Und ehe du dich versiehst, kannst du deinen Mann wieder in die Arme schließen." – versucht sie mich aufzumuntern.

Damit hat sie vollkommen Recht, denn in drei Wochen endet mein Vertrag bereits und ich werde dann endlich wieder nach Seoul zurück kehren. Und dann wird Jimin und mich so schnell nichts mehr trennen.

Na ja, dass hoffe ich jedenfalls.

Immer mehr Passagiere fertigen wir zur Einschiffung ab.

Wobei ich mich langsam, aber sicher frage, ob das heute überhaupt kein Ende mehr nehmen will. Wieder und wieder spulen wir unsere Aufgaben ab. Dabei immer mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Allerdings bleiben mir bei unserem nächsten Gast fast die Worte im Hals stecken.

Ungläubig sehe den Mann an, welcher nun mit seinem breiten und unverkennbaren Lächeln vor mir steht.



„Oh mein Gott, ich glaube ich träume!" – ist das Einzige, was ich in diesem Moment über meine Lippen bringe, weshalb ich einfach nur ein verspieltes Kichern von meinem Gegenüber ernte.

„Na, was ist los mir dir, Jeonggukie!" – holt er mich aus meiner Schockstarre.

„Willst du mich nicht auch endlich richtig begrüßen? Oder möchtest du mich jetzt weiter die ganze Zeit angaffen, so als würdest du einen Geist sehen?" – steht tatsächlich mein Verlobter vor mir uns sieht mich zum Ende hin schmollend an.

Unsicher schaue ich zu meiner Kollegin, welche Jimin und mich bereits mit einem breiten Grinsen beäugt.

„Na los. Nun mach schon!" – fordert sie mich auf, meinen zukünftigen Ehemann ordentlich zu begrüßen, was ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen. Immerhin ist es nun schon über drei Monate her, als ich den Mann meiner Träume zum letzten Mal in meinen Armen gehalten habe.

Ohne weitere Zeit zu verlieren, steuere ich auf meinen Liebsten zu und schließe ihn, so fest ich nur kann, in meine Arme.

„Jiminie, Baby!" – hauche ich ihm entgegen. „Ich habe eben schon gedacht, dass ich spinne. Aber du bist es wirklich." – übermannen mich meine Gefühle, weshalb ich einfach anfange, hemmungslos zu schluchzen.

Und auch meinem Freund geht es nicht anders. Denn er schlingt seine Arme ebenso fest um mich, dass ich schon fast das Gefühl habe, dass er mich jeden Augenblick erdrückt. „Kookie ... bi-bitte sei mir nicht böse, aber i-ich ha-habe es einfach nicht mehr Zuhause ausgehalten ... ohne dich." – gibt es schluchzend von sich und drück sich somit noch näher an mich, dass wirklich kein Blatt mehr zwischen uns passt.

„Ich weiß, dass wir eigentlich ausgemacht haben, dass wir die ganze Zeit tapfer überstehen und uns erst am Tag deiner Rückkehr wieder sehen. Aber es ging einfach nicht mehr. Ich habe dich jetzt einfach so sehr vermisst, dass ich nicht anders konnte, als hier her zu kommen." – entschuldigt der Ältere sich bei mir, dass er unser Versprechen, im wahrsten Sinne des Wortes einfach in den Hintern getreten hat.

Doch Sauer bin ich ihm deswegen nicht im geringsten. Denn ich bin so froh, dass er hier ist und ich ihn nach 14 langen Wochen endlich wieder in meinen Armen halten kann.

Fordernd lege ich meine Finger unter mein Kinn, um ihm einen vor Sehnsucht nur so triefenden Kuss auf seine wundervollen und weichen Lippen zu hauchen.

Oh, man wie ich diesen atemberaubende Gefühl einfach vermisst habe ... wie ich ihn die ganze Zeit über vermisst habe – denke ich mir und kann mir ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen.

Sanft erwidert Jimin den leichten Druck und lässt damit ein wahrhaftiges Feuerwerk in meinem Körper aufsteigen. Durch mein starkes Herzklopfen rauscht mein Blut immer mehr durch meine Adern, so dass mir schon fast schwindelig wird vor Glück.

Nach einem kurzen Augenblick lösen wir uns voneinander und sehen uns noch einmal tief in die Augen, während wir uns kichernd unsere aufkommenden Freudentränen von den Wangen wischen.

Schweren Herzens nehme ich meine Arbeit wieder auf und checke meinen zukünftigen Ehemann in seiner Kabine ein. Mit einem strahlenden Lächeln heiße ich den Älteren schließlich auf dem Schiff willkommen, aber nicht ohne mir noch einen flüchtigen Kuss zu stehlen.

Kopfschüttelnd sehe ich dem Kleineren noch einen Moment hinterher, da ich es noch immer nicht glauben kann das Jimin tatsächlich diesen langen Weg nach Las Palmas auf sich genommen hat, nur um eine Woche mit mir auf dem Schiff verbringen zu können.

Während Jimin gerade beim Sicherheitscheck ist, heißen wir auch schon die nächsten Gäste auf ihre Kreuzfahrt willkommen.


„Schade, ich habe mir schon Hoffnungen gemacht, dass jetzt alles Passagiere so liebevoll auf dem Schiff begrüßt werden!" – gibt die ältere Dame von sich und sieht mich mit einem kecken Zwinkern an, weshalb mir augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht steigt.

„Ähm ... es tut mir leid, aber ich glaube mein Mann findet das nicht so lustig, wenn ich alle Gäste so wie ihn begrüßen würde." – gebe ich der Dame eine nette Abfuhr. „Na dann kann sich der junge Mann ja echt glücklich schätzen." – gibt sie seufzend von sich, weshalb ich sofort verlegen lächle.

„Ich bin auch ziemlich happy, ihn an meiner Seite zu haben." – muss ich dann einfach offen gestehen, denn Jimin ist einfach mein Leben – mein ein und alles.

„Oh ich sehe schon, bei diesem Leuchten in den Augen muss ihr Freund ja etwas ganz besonderes sein." – diesmal bin ich derjenige welcher sehnsüchtig seufzt. Denn die Dame trifft den Nagel mit ihrer Aussage einfach nur auf den Kopf. Daraufhin sieht sie mich mit so einem liebevollen Blick an, ehe sie dann auch schon zum nächsten Punkt weiter geht.

Kopfschüttelnd sieht meine Kollegin mich an.

„Die Dame kann einem ja fast schon leid tun. Du hättest ja ruhig mal eine Ausnahme machen können." – rügt sie mich, weshalb ich einfach nur mit den Schultern zucke. „Es tut mir ja echt leid. Aber mein Herz schlägt eben nun mal nur für Jimin." – entgegne ich darauf.

„Ja, ja. Ich verstehe schon. Aber weißt du was, Kookie? ... ich komme hier jetzt auch erst einmal alleine klar. Was hältst du davon, wenn du deinem Schatz schnell hinter her gehst, damit ihr ein schönes Willkommensfoto von euch Beiden bekommt?" – deutet sie kurz auf meinen Freund, welcher sich gerade auf den Weg in Richtung Gangway macht.

„Wirklich?" – kann ich meine Euphorie kaum noch zurück halten, weshalb sie sofort nickt. Na los, nun hau schon ab, ehe ich es mir noch anders überlege." – scheucht sie mich förmlich davon.

„Sina, du bist die beste Chefin der Welt." – drücke ich ihr einen kurzen Schmatzer auf die Wange, bevor ich auch schon verschwinde. So schnell wie möglich schlängle ich mich an den anderen Passagieren vorbei, um zu meinen Lebensgefährten zu gelangen.


Zögernd geht Jimin auf die aufgebaute Kulisse zu.

Wahrscheinlich findet er es unangenehm zwischen all den Gruppen und Familien das Foto alleine machen zu müssen. Aber zum Glück habe ich die besten Kollegen der Welt, die mir sogar erlauben kurz meinen Arbeitsplatz zu verlassen, bloß damit ich mit ihm dieses Foto machen kann.

„Hey, Jeon Jimin ... mein Lieblingsmochi! – rufe ich nach dem Blonden, welcher sich auch auf der Stelle zu mir rum dreht. „Hast du nicht etwas vergessen?" – frage ich ihn neckend.

„Mhm, eigentlich nicht. Warum?" – zuckt er bloß mit den Schultern, kann sich aber auch ein leises Kichern nicht verkneifen. „Außer dass ich wohl unsere Hochzeit verpasst haben muss?" – neckt Jimin mich, da ich ihn bewusst mit dem falschen Nachnahmen angesprochen habe. Aber man kann ja nie früh genug damit anfangen ihn so zu nennen, damit er sich schon einmal daran gewöhnen kann.

Denn in ein vier Monaten muss er ja so wie so damit klar kommen.

„Nö, du hast deine eigene Hochzeit nicht verpasst. Aber wer weiß? ... in einer Woche kann schließlich viel passieren." – laufe ich mit einem schelmischen Grinsen auf den Kleineren zu. Schließlich stelle ich mich direkt hinter meinen Verlobten und schlinge meine Arme um seinen Bauch.

Viel zu sehr habe ich dieses unbeschreiblich schöne Gefühl, seiner wohltuenden Wärme vermisst. Sofort schmiegt Jimin sich an meine Brust. „Mhm ... ich habe dich sowas von vermisst, Kookie." – flüstert er mir ins Ohr, was eine leichte Gänsehaut über meinen gesamten Körper jagt.

„Genau deswegen bin ich hier.

Ich habe mir gedacht, dass ich mich einfach mal auf dein Willkommensfoto schleiche. Denn wenn du schon einmal hier bist, dann müssen wir auch eine gemeinsame Erinnerung an diesen Tag haben." – hauche ich ihm einen kurzen Kuss auf seine Stirn, was er mit einem leisen Seufzen kommentiert.

„Wenn das so ist, dann tu dir keinen Zwang an, mein Lieblingskeks. Ich freue mich schon auf deine Fotobomb, Baby." – zwinkert Jimin mir keck zu, ehe er sich aus meiner Umarmung löst und die Location ansteuert.

Zunächst lasse ich ihm einen Moment, wo er allein ein paar Bilder machen lässt, ehe ich mich dann heimlich still und leise zu meinem Liebsten schleiche, damit wir unser erstes gemeinsames Andenken auf dem Schiff bekommen.

Verliebt schauen wir uns in die Augen, während mein Kollege ein Foto nach dem anderen von uns macht. Oh, man ich freue mich so dermaßen auf diese Woche, in welcher Jimin mich nun auf meinem Abenteuer bekleidet. Ich bin überglücklich, dass er mich einfach so auf diese Weise überrascht.

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