Kapitel 108 | Hallo großer Bruder!

POV | Jeongguk

„Ich danke dir für die gelungene Überraschung. Denn ich kann mir nämlich echt nichts Schöneres vorstellen, als mit dir gemeinsam New York zu erkunden. Ich liebe dich und deine verrückten Ideen so unendlich, mein zukünftiger Ehemann, Jeon Jimin!"

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Viel zu schnell sind die drei Tage mit meinem Liebsten vergangen.

Dabei haben wir die gemeinsame Zeit bis zur letzten Sekunde vollkommen ausgekostet.

Vom Time Square, Hot Dog essen im Central Park und einem Besuch des Empire State Building bis hin zur Freiheitsstaue, dem Rockefeller Center und der Brooklyn Bridge, haben Jimin und ich erst einmal alle möglichen Hotspots abgearbeitet. Dazwischen haben wir aber auch immer wieder Momente genossen, in welchen wir dem irrsinnigen Großstadtgetümmel tatsächlich entfliehen konnten.

Nur wir Zwei und unsere bedingungslose Liebe.

Nebenbei haben wir natürlich auch einige der angesagtesten Foodtrends ausprobiert, welche uns im Netzt für unseren Kurztrip empfohlen wurden. So haben wir im Shake Shack einen der Besten Burger der Welt gegessen. Danach eine der unzähligen süßen Versuchen aus der berühmten Magnolia Bakery bis hin zu den verschiedenen Street-Food-Angeboten an einem der unzähligen Food Trucks, welche rund um den Central Park ihre leckeren Speisen anbieten.

Schließlich kann Jimin dann doch nicht aus seiner Haut und ist immer auf der Suche nach neuen Ideen, welche Jin und er dann im tasty temptation ausprobieren können. Eigentlich war für jeden etwas dabei, was das liebe Herz so begehrt. So dass auch mein Liebster schließlich mit vielen neuen Ideen wieder nach Hause fahren kann.

Tatsächlich hat er seine Drohung wahr gemacht, so dass er mich heute sogar bis zum Schiff begleitet hat.

Direkt bis zum New York City Cruise Terminal in Brooklyn.

Wahrscheinlich wollte er sicher gehen, dass ich auch ja keinen Rückzieher mache. Nur damit er von nun an für knapp 17 Wochen die Sturmfreie Bude genießen kann.

Schon von weiten konnte man das imposante Kreuzfahrtschiff erkennen, was meine Vorfreude nur noch mehr gesteigert hat. Ich habe mich in diesem Moment gefühlt wie ein Kind an Weihnachten, kurz vor der Bescherung. Und je näher wir diesem schwimmenden Hotel gekommen sind, desto eindrucksvoller präsentierte sich der Ozeanriese vor der eh schon beeindruckenden Skyline der Stadt, die niemals schläft.

Schnell gebe ich schon einmal mein ganzes Gepäck ab, ehe ich auch schon Song-gu entdecke, welcher mit einem dicken Grinsen auf meinen Verlobten und mich zu gelaufen kommt.

„Na Jeonggukie! Bist du bereit, um die große, weite Welt zu entern?" – begrüßt der Ältere mich mit einem lockeren Handschlag, bevor er seinen langjährigen Freund in seine Arme schließt. „Und du, Jiminie? Kommst du auch mit aufs Schiff?" – fragt er gleich neugierig. „Leider kann ich nicht mit. Wir haben gerade alle Hände voll zu tun. Obwohl ich schon liebend gern mitkommen würde. Gerade, wenn ich dieses Schiff hier so vor mir sehe ... Fernweh lässt grüßen." – antwortet Jimin seinem Kumpel mit etwas Wehmut in der Stimme.

„Ich wollte es mir einfach nur nicht entgehen lassen, meinen Keks persönlich hier her zu bringen. Außerdem hatten wir so endlich mal wieder die Gelegenheit vollkommen ungestört zu sein." – zwinkert er seinem Kollegen frech zu, weshalb auf der Stelle mein Gesicht anfängt zu glühen.

Lachend zieht Jimin mich in seine Arme, weshalb ich augenblicklich meine Arme fest um ihn schlinge, um wenigstens noch für einen kurzen Moment seine angenehme und wohltuende Nähe zu spüren. Tief atme ich seinen unvergleichlichen und sogleich beruhigenden Geruch ein. „Mhm, ich werde dich sowas von vermissen, mein Jiminie." – hauche ich ihm wohlwollend in seinen blonden Schopf. Und auch der Ältere versenkt seine Nase in meiner Halsbeuge. Dabei kitzelt sein heißer Atem auf meiner Haut.

„Am liebsten würde ich mich als blinder Passagier an Bord schleichen, damit ich mich dann die ganze Zeit über in deiner Kabine verstecken kann." – flüstert er so leise, dass ich bei all dem Trubel um uns herum schon echt Probleme habe meinen Liebsten zu verstehen. „Glaub mir Baby, da hätte ich überhaupt nichts dagegen. Aber leider kannst du ja nicht so lange im Restaurant fehlen. Und außerdem wird Miso dann ganz traurig, wenn du jetzt auch nicht mehr Zuhause wärst." – versuche ich vernünftig zu sein, was mir jedoch nur bedingt gelingt.

„Ich liebe dich, Jiminie. Pass gut auf dich, Miso und Eomma auf. Und halte mich auf dem Laufenden an der Baby-Front. Ich will, dass du mir jeden Tag Bericht erstattest. Bis ins kleinste Detail." – gebe ich meinem Freund den Auftrag Zuhause alles im Auge zu behalten. Kichernd verspricht er mir, seinen Geheimauftrag auszuführen. So haben wir wenigstens einen Grund, dass wir regelmäßig telefonieren oder Facetimen.

Schließlich ist der Moment gekommen, wo wir uns endgültig voneinander verabschieden müssen.

Sehnsüchtig schmiegen sich unser Lippen aneinander, was uns Beide in den Kuss lächeln lässt. Doch je länger wir uns unseren sanften Liebkosungen hingeben, desto mehr mischt sich ein leicht salziger Geschmack unter.

Davon völlig unbeeindruckt, nehmen wir uns die Zeit, um unseren letzten Kuss für eine lange Zeit vollkommen auszunutzen. Erst als uns langsam, aber sicher die Luft ausgeht, müssen wir notgedrungen voneinander ablassen. Behutsam lege ich meine Hände auf seinen Wangen ab, während ich meine Stirn an seine lehne. So dass wir uns dabei tief in die Augen sehen.

„Nicht weinen, Babe!" – streiche ich ihm mit meinem Daumen immer wieder die aufkommenden Tränen weg.

„Ich will ja auch eigentlich nicht weinen. Aber ich weiß jetzt schon, dass ich froh bin, wenn ich dich in 17 Wochen endlich wieder in meine Arme schließen kann. Wehe du hast keinen Spaß. Aber tue nichts, was ich selbst nicht auch tun würde. Ach, und andere Männer sind tabu." – fängt er an mir zu drohen, weshalb ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen kann.

„Hey, jetzt mach dich nicht auch noch lustig, du Schwachkopf. Ich meine das vollkommen ernst. Du kennst doch schließlich den Spruch? In jedem Hafen eine andere Braut!" – sieht Jimin mich mit gehobenen Augenbrauen an. „Glaub mir Jeonggukie ... ich bekomme alles raus und Gnade dir Gott, ... ich kann dich ganz leicht verschwinden lassen. Ich kenne schließlich genug Orte an denen dich nie einer finden würde." – ermahnt er mich weiter.

Kurz überlege ich, ehe ich meinem Liebsten einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze gebe. „Ach was soll ich denn mit so vielen Weibern, wenn doch der süßeste Mochi der Welt Zuhause in Seoul auf mich wartet?" – entgegne ich darauf.

„Und weißt du, was das Beste ist? ... Das wir nach meiner Rückkehr endlich heiraten. Ein Grund mehr zu beten, dass die Zeit schnell rum geht. Denn dann bist du endlich ganz offiziell mein Ehemann." – wispere ich dem Kleineren entgegen, ehe ich ihm einen letzten Kuss gebe.

„Pass gut auf dich auf und melde dich, wenn du zurück in Seoul bist. Ich liebe dich so sehr, dass ich dir hoch und heilig verspreche, dass ich mich jeden Tag bei dir melde ... Appa spendiert mir schließlich das Luxus-W-Lan-Paket und dass müssen wir dann ja auch sinnvoll nutzen." – muss ich zum Ende hin kichern.

Allerdings muss ich in meiner eh schon sehr knapp bemessenen Freizeit auch noch meine Bachelorarbeit schreiben. Doch für Jimin werde ich gern etwas Zeit opfern, nur damit ich ihn sehen kann, wenn auch nur über Videotelefonie. Aber besser so, als wenn wir gar keinen Kontakt haben würden. Denn dann wäre die Sehnsucht einfach unvorstellbar.

„Ach mein Lieblingskeks, ich liebe dich auch. Und halte dich von den ganzen Eisbergen fern. Ich habe nämlich keinen Bock einen Eiswürfel zu heiraten." – verabschiedet er sich schließlich von mir.

Während ich bereits den Mitarbeiter-Check-in passiere, nutzt Song-gu noch einmal die Chance, um in aller Ruhe mit meinem Liebsten zu Quatschen. Sehnsüchtig werfe ich noch einmal einen letzten Blick zurück, um meinen ihn zu betrachten. Dabei präge ich mir jeden seiner Gesichtszüge ein, um die kommenden Wochen von den Bildern zu zehren.

Ein letztes Mal winke ich Jimin und hauche ihm noch einen dieser kitschigen Luftküsse zu, als er meinen Blick erwidert, ehe ich in die Gangway einbiege, welche mich direkt an meinen neuen Arbeitsplatz führt.


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Sage und schreibe zehn Wochen bin ich bereits hier an Bord des riesigen Kreuzfahrtschiffes. Und ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich meine Entscheidung, mein Praxissemester auf diese Art und Weise zu verbringen nicht im Geringsten bereue.

Denn es ist tatsächlich völlig beeindruckend, was hier alles auf so engem Raum stattfindet.

Dadurch ist man auch zu jeder Zeit in das Geschehen involviert und hat die Chance auch mal Spontan neue Dinge auszuprobieren. Vor allem im Bereich der Gästebetreuung. Hier hat man des Öfteren mal die Gelegenheit die Gäste mit kurzfristigen Aktionen aus der Reserve zu locken.

Vor allem dann, wenn man auf Grund des Wetters Änderungen im Tagesablauf hat. Denn nicht immer ist es möglich die angemeldeten Häfen auch wirklich anzulaufen. Was wir nun auch schon mehrfach passiert ist. Doch zum Glück habe ich sehr erfahrene Kollegen an meiner Seite, welche mir zu jeder Zeit mit ihrem Wissen zu Seite stehen, um mir meine Arbeit so gut es geht erleichtern. Aber so lerne ich einfach jeden Tag neue Sachen hinzu, weshalb ich mich schon sehr schnell in jedem meiner Bereiche zurecht finde.

Die ersten beiden Wochen habe ich gleich an der Rezeption verbracht, was für mich eine ganz schöne Herausforderung war. Da viele unsere Passagiere aus Deutschland kommen. Aus diesem Grund haben sie mich auch sehr oft nur in ihrer Landessprache angesprochen. Dabei habe ich manchmal nur noch Bahnhof verstanden.

Aber zu Glück habe ich hier sehr viele nette Kollegen, welche mich dann immer unterstützt haben. Mittlerweile spreche und verstehe ich sogar etwas deutsch. So dass es mir immer leichter fällt, mit meinen Kollegen, aber vor allem mit unseren Gästen zu kommunizieren.

Ich muss sagen, dass hier an Bord alle sehr geduldig mit mir sind.

Gerade wenn ich mal wieder Sprachunterricht habe und ich dabei immer wieder alles durcheinander bringen. Aber die Passagiere freuen sich immer wieder, wenn ich mal mit ihnen unterhalte. Dabei kann ich auch noch einmal viel lernen, da sie mich immer gleich berichtigen, wenn ich mich verhaspele.

Nach der Rezeption war ich dann für vier Wochen in der der Küche und durfte da auch Song-gu über die Schulter schauen.

Es ist hier wirklich nichts im Vergleich zu unserer Arbeit im tasty temptation. Wobei ich aber offen zugeben muss, dass trotz der Massen, welche hier in der Küche produziert wird, wirklich sehr auf die Qualität der Produkte und der Erzeugnisse geachtet wird.

Auf jeden Fall haben sich meine Vorkenntnisse wirklich ausgezahlt.

Denn so konnte ich mich sehr schnell an die ganzen Abläufe, die Geschwindigkeit aber auch an den raueren Ton gewöhnen. Da kann ich echt froh sein, dass es hier auf dem Schiff hauptsächlich Buffetrestaurants gibt. Denn so kann man alles sehr gut vorbereiten, damit die vielen hungrigen Mäuler zu den Essenszeiten pünktlich versorgt werden können.

In den paar á la Card-Restaurants hingegen, ist der Aufwand tatsächlich mit dem Restaurant meines Freundes vergleichbar. Was auch wirklich sehr beeindruckend ist.

Ich durfte sogar eine komplette Woche in die gehobene Küche rein schnuppern.

Da mein Vorgesetzter wirklich sehr zufrieden mit meiner Arbeit war, hat er mir zum Abschluss diese Chance gegeben. Denn sonst werden die Praktikanten eher selten in diesen Bereichen eingesetzt. Für mich war diese Woche eine wahrhaftige Auszeichnung und ich habe auch echt viel mitgenommen. Nur leider werde ich nach meinem Praktikum wohl kaum noch die Chance haben, meine neuen Kenntnisse bei Jin und Jimin anzuwenden. Schließlich werde ich nach meiner Rückkehr nicht mehr in den Genuss kommen bei ihnen zu arbeiten.

Allerdings werde ich dann wohl oder übel meinen Liebsten Zuhause mal mit solch einem Gaumenschmaus verwöhnen. Denn ich durfte mir ein paar Rezepte aufschreiben, welche mir besonders gefallen haben. Dafür habe ich mir sogar extra ein kleines Buch gekauft, um all meine neuen Ideen und die wichtigsten Rezepte zu sammeln. Selbst wenn ich es im tasty temptation nicht umsetzten darf, so haben vielleicht meine Hyungs dann Lust, ein paar dieser Dinge auszuprobieren.

Nun bin ich schon seit vier Wochen im Restaurant und an der Bar im Service. Weshalb ich wirklich ununterbrochen den Kontakt zu den Gästen habe. Allerdings ist das überhaupt nicht mehr Schlimm, da man so auch viele interessante Menschen kennenlernt.

Meine aktuelle Wohnsituation ist noch immer sehr gewöhnungsbedürftig. Da unsere Crew-Unterkünfte tatsächlich sehr eng sind und man diese auch nicht alleine bewohnt.

Seitdem ich hier auf dem Schiff bin, teile ich mir eine Kabine mit Song-gu.

Was bedeutet, dass wir uns während meiner Zeit in der Küche auch noch 24/7 gesehen haben. Das war schon ziemlich anstrengend. Da man keine wirkliche Möglichkeit hat, um sich mal richtig aus dem Weg zu gehen. Einzig und allein die unterschiedlichen Pausenzeiten, haben uns wenigstens für einen kurzen Augenblick mal Luft holen lassen.

Zum Glück ist das mittlerweile anders. Denn nun sehen wir uns wirklich nur noch dann, wenn wir mal zusammen Pause haben. Auf der einen Seite ist es auch wirklich lustig mit dem Älteren. Aber hin und wieder ist es trotzdem schön, wenn ich mal meine Ruhe habe.

Denn es ist manchmal echt sehr anstrengend mit meinem Mitbewohner. Vor allem dann, wenn er mal wieder seine aktuelle Flamme über Nacht mit bringt. Dazu muss ich wirklich gestehen, dass der Patissier nun wirklich nichts anbrennen lässt.

Da wir nun mal auf engstem Raum zusammen leben, werde ich regelmäßig Zeuge von seinen Aktivitäten. Denn Song-gu hat im Laufe der Jahre wahrscheinlich jegliche Hemmungen abgelegt.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass es meinem Kollegen mittlerweile wohl scheiß egal ist, ob ich in der Kabine gerade schlafen will, während er eines seiner unzähligen Betthäschen flach legt. Weshalb er mir immer wieder den Schlaf raubt, weil es oftmals nicht bei einer Runde bleibt.

Hin und wieder frage ich mich ernsthaft, wo er bei all der Arbeit die ganze Energie her nimmt.


Hinzu kommt noch, dass ich mittlerweile fest davon überzeugt bin, dass der Großteil meiner Kollegen jegliche, moralische Zurückhaltung über Bord geworfen haben. Ein bester Beweis sind unsere legendären Crew-Partys.

Diese eskalieren wirklich jedes Mal immer sehr schnell.

Gleichgültig, ob Zuhause die Frau oder der Mann und die lieben Kleinen warten. Hier gelten gefühlt andere Gesetze. Was heißt, dass Treue wohl nicht ganz so hoch im Kurs steht. Vielleicht liegt das daran, dass die Crewmitglieder immer mehrere Monate auf engstem Raum zusammen leben.

Hin und wieder bin ich auch mal auf einer der Partys zu finden. Denn schließlich möchte ich mich nicht ausgrenzen. Und um ehrlich zu sein, ist es auch oft sehr lustig, wenn man einfach mal ganz ausgelassen plaudern kann, ohne dass man von den Passagieren in Beschlag genommen wird.

Allerdings ziehe ich mich sofort zurück, wenn mir das Treiben in unseren heiligen Hallen zu bunt wird.

Schließlich muss ich ja auch noch nebenbei meine Bachelorarbeit schreiben. Weshalb ich mir dann oftmals einen ruhigen Platz suche, wo ich mich ungestört mit meinen ganzen Büchern und meinem Laptop ausbreiten kann.

Zu dem habe ich auch überhaupt kein Interesse daran, mich bei jeder Gelegenheit voll laufen zu lassen. Ich mag dieses Gefühl nicht, wenn am nächsten Morgen völlig verkatert zu meinem Dienst antreten muss.

Aber vor allem habe ich keinen Bock darauf hier irgendwelche Dummheiten zu machen, welche ich am Ende eh nur bereuen würde. Immerhin wartet Zuhause meine große Liebe und unsere so lang ersehnte Traumhochzeit auf mich.

Für kein Geld der Welt würde ich meine Beziehung zu Jimin, für ein kleines bisschen oberflächlichen Spaß aufs Spiel setzten.

Noch dazu, jetzt, wo wir endlich angefangen haben unsere Hochzeit zu planen, welche im kommenden Frühjahr stattfinden soll. Selbst wenn es mir hier nicht gerade an Angeboten mangelt. So bleibe ich Eisern und freue mich bereits jetzt schon auf den Tag meiner Rückkehr nach Seoul. Wenn ich endlich wieder meinen Liebsten in die Arme schließen kann.


Heute starte für mich die letzte Reise in Amerika.

Zum Glück hatte ich bei jedem Reiseabschnitt die Chance, mir zu mindestens einen Nachmittag frei zu nehmen, wo ich die Möglichkeit hatte, selber auf große Entdeckungstour zu gehen. Neben der weitläufigen Ostküste der USA und Kanada, haben wir auch auf den Bahamas, in Kuba, Mexiko, Puerto Rico, Brasilien, Argentinien, Chile und in Peru an einigen wunderschönen Häfen fest gemacht.

Die Strände der Karibik sind einfach ein Traum.

Allerdings war mein bisheriges Highlight, die Route Nord-Amerika.

Es gibt für mich einfach nichts schöneres als Kanada während des Indian Summers zu erleben. Und dann noch das Walewatching in der Hudson Bay. Einfach nur atemberaubend schön, wie diese majestätischen Kolosse einfach so schwerelos durch die unendlichen Tiefen der rauen See tauchen.

Diese Tage waren einfach himmlisch und Jimin war auch jede Mal total begeistert, von meinen Erzählungen und meinen Bildern, dass wir ganz sicher irgendwann noch einmal hier her kommen werden.

Ich habe mir sogar schon überlegt, Jimin mit einer Schiffsreise zu überraschen.

So haben wir die Möglichkeit unsere Flitterwochen in trauter Zweisamkeit zu verbringen. Und es gibt ehrlich gesagt nichts schöneres, als jeden Morgen an einem anderen Ort aufzuwachen.

Zu meinem Glück ist auf dieser Tour auch noch einmal Québec ein Anlaufziel. Worauf ich mich echt schon sehr freue. Aber auch der Stopp in New York wird wieder einmal spektakulär.

Schließlich steht das Weihnachtsfest kurz vor der Tür.

Und die Adventszeit im Big Apple hat ja auch so ihre Reize. Wobei mein Traummann mir gedroht hat, dass ich es mir ja nicht wagen soll einen Fuß an Land zu setzen, wenn überall alles so festlich geschmückt ist. Allerdings hat er im gleichen Atemzug auch gesagt, dass ich sein Weihnachtsgeschenk nicht vergessen soll. Denn wo kann man besser shoppen als in New York.

Immerhin gibt es hier an jeder Ecke einen seiner Lieblingsshops, wo er gern einkaufen geht.

Aus diesem Grund werde ich die Chance dann doch noch mal nutzen, um für meinen Liebsten die ein oder andere Sache zu kaufen. Selbst wenn es diese Läden auch bei uns in Seoul gibt. So lasse ich es mir bestimmt nicht nehmen, mich für Jimin ins Getümmel zu stürzen, um für ihn ein passendes Geschenk zu finden.

Die nächsten sechs Wochen werde ich dann auf einem Schiff in Europa verbringen. Zwar ist es immer die gleiche Route, aber dafür habe ich da dann auch die Möglichkeit im Eventbereich und dazu noch in der Gästebetreuung zu arbeiten.

In den letzten Tagen habe ich bereits mehrfach mit meiner neuen Vorgesetzten in diesem Bereich gesprochen. Denn ich werde sie auf das neue Schiff begleiten.

Ich freue mich schon sehr darauf, weil ich nun auch in dem Bereich sein werde, wo ich am meisten von den Stopps mitbekomme. Nämlich als Reisebegleitung. Aus diesem Grund büffle ich schon fleißig die ganzen Informationen für die jeweiligen Touren. Zudem bekomme ich einen Abend, an welchem ich mich als Gastgeber präsentieren darf. Ein Themenanden, welchen ich ganz nach meinem Belieben organisieren und durchführen darf.

Ich freue mich schon auf diese Aufgabe. Noch dazu habe ich auch schon so eine kleine Idee, was ich an diesem Abend als Gastgeber veranstalten möchte. Dazu hoffe ich nur, dass mein Thema auch dann gut bei den Passagieren ankommt.

Heute haben wir an Bord Gästewechsel.

Deshalb habe ich gerade etwas Zeit, um einfach für einen kurzen Moment an Deck Luft zu holen. Dabei lasse ich mir die leichte Brise um die Nase wehen und genieße die wärmenden Sonnenstrahlen, welche sich immer Mehr den Weg durch die Wolken bahnen.

Immer wieder schweifen meine Gedanken zu meinem Liebsten.

Was er wohl gerade macht? – frage ich mich und muss ganz ehrlich zugeben, dass ich ihn gerade unheimlich vermisse. Fast schon sehnsüchtig stöbere ich in meiner Galerie durch die unzähligen Bilder auf meinem Handy, was mein Verlangen nach meinem zukünftigen Ehemann nur noch mehr antreibt.

Mir kitzelt es gerade regelrecht in den Fingern. Denn ich würde gerade alles dafür geben, um seine Stimme hören zu können.

Wie von selbst öffne ich mein Telefonbuch und gehe auf Jimins Kontakt.

Allerdings halte ich, kurz bevor ich den roten Button drücke, noch einmal inne, um zu überlegen, wie spät es eigentlich in Seoul gerade ist. Allerdings kann ich dem Drang dann doch noch widerstehen, da ich leider fest stellen muss, dass es Zuhause gerade einmal zehn vor drei in der Nacht ist, weshalb ich mich dann doch dagegen entscheide.

Immerhin hat Jimin auch einen anstrengenden Arbeitstag, weshalb er seinen wohlverdienten Schlaf auch bitter nötig hat.

Fast schon verzweifelt fahre ich mir durch die Haare, da ich es kaum noch ohne ihn aushalte.

Unser letztes Gespräch ist jetzt auch schon wieder drei Tage her. Was wahrscheinlich auch der Grund für meine unheimliche Sehnsucht nach ihm ist. Sonst haben wir jeden Tag telefoniert. Auch wenn es nur fünf Minuten gewesen sind.

Aber in letzter Zeit habe Jimin und ich es irgendwie nie geschafft, da wir Beide so viel um die Ohren hatten.

Lediglich ein paar Textnachrichten und die ein oder andere Sprachnachricht hält den Kontakt zwischen uns aufrecht. Denn durch die immense Zeitverschiebung ist es manchmal echt schwierig einen gemeinsamen Termin zu finden, damit wir in aller Ruhe und vollkommen ungestört miteinander reden können.


Gerade als ich mein Telefon wieder weg legen will, ertönt auf einmal meine Anrufmelodie.

Zu meiner Überraschung erstrahlt sofort das Abbild meines Liebsten auf dem Display, was auf der Stelle meinen Puls in die Höhe schnellen lässt.

Mit wild klopfendem Herzen nehme ich den Anruf entgegen. „Hey Babe! Warum bist du so spät noch wach?" – begrüße ich den Älteren mit sanfter Stimme. „Na großer Bruder! Wie geht es dir?" – säuselt er mir durch den Hörer entgegen, weshalb meine Mundwinkel schon fast unnormal in die Höhe schnellen. Jedoch achte ich kaum auf seine Worte, da ich einfach nur froh bin, endlich wieder seine Stimme hören zu können.

„Na ja, außer dass ich dich gerade unheimlich vermisse, geht es mir gut. Hab gerade Pause und genieße noch etwas die frische Luft an Deck. Und außerdem musste ich heute schon den ganzen Tag an dich denken." – antworte ich ihm.

„Ich war auch gerade kurz davor dich anzurufen, weil ich solche Sehnsucht nach dir habe. Doch dann ist mir aufgefallen, dass es bei euch in Seoul mitten in der Nacht ist." – rede ich einfach weiter und kann mir ein leises kichern nicht verkneifen. „Allerdings frage ich mich jetzt doch ernsthaft, weshalb du noch wach bist, Jiminie?" – möchte ich neugierig von meinem Liebsten wissen.

„Mhm, um ehrlich zu sein, war ich noch gar nicht im Bett." – bekomme ich schließlich als Antwort. „Ich bin gerade noch im Krankenhaus. Doch bevor ich nach Hause fahren, wollte ich unbedingt deine Stimme hören. Bin im Moment noch ziemlich aufgekratzt." – fängt er an zu erzählen. Und sofort fängt mein Gedankenkarussell an sich in meinem Kopf zu drehen, da ich mir gleich Sorgen um meinen Traummann mache.

„Was? Warum bist du im Krankenhaus? JIMIN, geht es dir gut?" – werde ich sofort panisch. „Kooks, beruhig dich. Mir geht es gut. Aber hörst du mir überhaupt richtig zu, wenn ich was sage?" – fängt der Ältere an zu kichern.

„Bist wohl auch noch nicht richtig wach, was? Dabei bin ich doch derjenige, der sich die ganze Nacht um die Ohren schlägt." – fängt Jimin mich an zu gängeln. „Eigentlich habe ich ganz gut geschlafen. Außer, dass du mir unheimlich fehlst. Ich würde gerade alles dafür geben, dich jetzt bei mir zu haben." – versuche ich mich zu rechtfertigen, da ich nicht wirklich verstehe, weshalb er mir vorwirft, dass ich ihm nicht zuhöre.

Ich lasse mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen, allerdings habe ich noch immer keinen Plan, was ich jetzt falsch gemacht haben könnte.

„Also, was habe ich verpasst, Babe?" – fordere ich meinen Liebsten auf, dass er auf den Punkt kommt.

„Ach Kookie! ... du hast echt so eine lange Leitung." – seufzt der Kleinere auf. „Also wie schon gesagt, mir geht es sehr gut. Außer, dass ich jetzt total im Arsch bin. Aber wenn ich Zuhause bin, dann haue ich mich erst einmal hin und schlafe." – erzählt er schließlich. „Ich habe gestern Abend Ae-ri ins Krankenhaus gefahren, weil dein Dad noch bei einem Meeting in Busan war." – hilft er mir auf die Sprünge, weshalb sich sofort ein leicht ungutes Gefühl in mir breit macht.

„Geht es Eomma gut?" – platzt es aus mir raus, weshalb er mich auf der Stelle mit seinen nächsten Worten besänftigt. „Ja klar. Die Zwei sind wohl auf. Deine Mom ist zwar auch noch etwas schlapp aber ihr und dem Baby geht es sehr gut. Und dein Appa hat es gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft." – erklärt er mir seine Erlebnisse.

„Ich hatte tatsächlich schon Angst, dass ich Ae-ri in den Kreissaal begleiten muss, um Händchen zu halten. Aber Gott sei Dank ist er gerade, als es richtig los ging da gewesen. Ach und ich soll dich ganz lieb von deiner kleinen Schwester grüßen. Denn sie freut sich schon sehr darauf, in ein paar Wochen endlich ihren großen Bruder kennenzulernen." – rückt Jimin endlich mit der Sprache raus.

Für einen Moment lass ich seine Worte auf mich wirken, ehe sie endlich richtig Sinn ergeben.

„Wie meine kleine Schwester?" – frage ich dümmlich. „Ist das Baby schon da? ... Wirklich? ... Das heißt ja dann, dass ich jetzt ein richtiger großer Bruder bin." – kommen mir auch schon die Tränen. Vollkommen erleichtert über diese guten Nachrichten, lass ich meinen Tränen freien Lauf. Ganz egal, was die Passagiere von mir denken, welche sich gerade noch an Deck die Füße vertreten.

„Ja, Kooks. Du bist jetzt tatsächlich ein großer Bruder. Und du glaubst gar nicht, wie süß die Kleine ist." – fängt Jimin an zu schwärmen. Damit weckt er in mir ein kleines Gefühl der Eifersucht, denn ich wäre jetzt so gern bei meiner Familie, um diesen einzigartigen Moment gemeinsam mit ihnen zu erleben.

Dennoch gönne ich Jimin diesen Moment.

Denn ich weiß wie sehr er Kinder mag und ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass seine Sehnsucht nach einem Kind nun noch viel größer wird.

Etwas wehmütig seufze ich auf, da ich meinen zukünftigen Ehemann nun am liebsten in meinen Armen halten würde. Nur um ihn leise ins Ohr zu flüstern, dass ich mich schon sehr auf darauf freue irgendwann selber mit ihm ein Kind in unseren Armen halten zu können, damit ich ihn in seinem Wehmut etwas besänftigen kann.

„Deine Mom wird sich auch gleich noch bei dir melden. Aber sie wird gerade noch einmal untersucht und deine Schwester auch noch schick gemacht, damit sie einen guten Eindruck bei ihrem Oppa machen kann." – macht Jimin mich schon auf unser jüngstes Familienmitglied neugierig.

So reden wir noch ein wenig über alles mögliche und ich lasse mich von meinem Mann auf den neuesten Stand bringen. Denn immerhin laufen ja gerade ein paar Projekte, um das tasty temptation zu erweitern.

Gespannt lausche ich der begeisterten Erzählung des Älteren und freue mich für ihn, dass sie in der Lage sind zu expandieren. Aber ihr Restaurant läuft wirklich so gut, dass sie wirklich dumm wären, wenn sie diese Chance nicht nutzen würden. Sie wollen damit ihrer Crew anbieten in ihrem Unternehmen mehr Verantwortung zu übernehmen. Was auch wirklich sehr gut ankommt. Gerade die Stammbelegschaft, welche Jin und Jimin von der ersten Minute an begleiten unterstützen sie ihn ihrem Tun und freuen sich auf die neuen Aufgaben. Insgeheim träumt Jimin auch von einem kleinen Bistro in Busan.

Schließlich ist es dann endlich so weit.


Als Jimin unseren Anruf auf Facetime umschaltet, halte ich es vor Aufregung kaum noch aus. Zum einen, weil ich es schön finde, dass ich somit auch Jimin sehen kann und zum anderen, weil ich nun auch die Chance habe meine Schwester zum ersten Mal zu sehen.

Lächelnd betrachte ich den Mann meiner Träume und kann in diesem Moment gar nicht wirklich beschreiben, wie glücklich ich bin. Auch wenn er in diesem Moment über 11.000 Kilometern von mir entfernt ist, so kann ich deutlich mein vor Aufregung klopfendes Herz spüren. Fast schon wie damals, als Jimin und ich zum ersten Mal gemeinsam unterwegs waren und er mich mit einem spontanen Picknick im Seoul Forest überrascht hat.

„Du siehst müde aus, Baby!" – spricht er mich direkt an, weshalb ich meinen Kopf leicht schief lege und ihn mit einem leichten Schmunzeln betrachte.

„Du fehlst mir halt. Ich bin es nämlich nicht mehr gewohnt, ohne mein Lieblingsmochi in meinen Armen zu schlafen." – mache ich meinem Unmut Luft. „Ich scheine dir allerdings nicht zu fehlen. Denn du siehst wie immer aus wie das blühende Leben." – ärgere ich den Kleineren.

„Ich habe ja auch noch Miso. Der schläft jede Nacht bei mir im Bett. Du wirst dir deinen Platz neben mir dann wohl erst einmal wieder zurück erobern müssen." – fängt Jimin an zu kichern. „Aber ich muss dich leider enttäuschen. Denn ich vermisse dich auch unheimlich. Und Miso ist auch im Moment auch sehr unruhig. Ständig fiepst er und schaut zu Tür, in der Hoffnung, dass du jeden Moment nach Hause kommst." – erzählt Jimin von unserem Fellkind.

Ich hoffe, dass die nun folgenden sieben Wochen schnell vergehen. Denn ich kann es selbst kaum noch abwarten, die Zwei endlich wieder in meinen Armen zu halten. Meine kleine Familie ...

„Bist du bereit deine kleine Schwester kennenzulernen?" – durchbricht Jimin meine Gedanken.

„Na klar bin ich bereit ... ich hatte schon Angst, dass du mich jetzt die ganze Zeit einfach so voll quasselst." – kann ich es einen frechen Spruch nicht verkneifen. Daraufhin plustert Jimin seine Wangen beleidigt auf, was ihn auch sogleich viel knuffiger erscheinen lässt. Oh, man ... ich liebe diesen Mann einfach so sehr.

„Eben hast du noch damit geprahlt, wie sehr du mich vermisst und dann willst du noch nicht einmal mit mir reden." – schmollt der blonde Mann. „Aber weißt du was Kookie-Schatz? ... Ich erlöse dich jetzt von deinem Leid und bringe dich zu deiner Eomma." – öffnet er die Tür zum Krankenzimmer.

Als ich endlich einen Blick in den nur mäßig beleuchteten Raum erhaschen kann, erblicke ich auch schon meine Mom, welche mit einem strahlenden Lächeln auf dem Bett liegt. Natürlich sieht man ihr auch an, wie geschafft sie von den Strapazen der Geburt ist. Dennoch überwiegt dieses fröhliche Funkeln, welches mich ebenso ansteckt.

Ich bin so froh, meine Mom so wohlbehalten zu sehen.

Auch als Jimin erwähnt, dass ich am Telefon bin, ebbt ihre Seligkeit nicht ab.

Ganz im Gegenteil, dann im gleichen Moment fängt sie an vor Freude zu weinen. „Hey Eomma, wie geht es dir?" – möchte ich von ihr wissen, weshalb sie mir auch sofort alles erzählt.

Mit jedem ihrer Worte wird meine Neugier auf meine kleine Schwester immer größer. Vor lauter Aufregung fragt meine Mom noch nicht einmal nach meinen Praktikum. Was mir aber auch nicht im geringsten etwas ausmacht. Schließlich hatte ich über 20 Jahre ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Dann werde ich dies wohl auch verkraften können, dass heute dieses tolle Ereignis im Vordergrund steht.

Dann ist es endlich so weit, als mein Appa mit dem kleinen Bündel auf dem Arm in das Zimmer kommt.

Auch ihm sieht man deutlich an, dass er eigentlich total kaputt ist. Dennoch scheint er viel zu aufgedreht zu sein, weshalb er gerade wie ein Honigkuchenpferd und voller Stolz vor sich hin grinst.

Vorsichtig legt er das Neugeboren meiner Mom in ihre Arme. Daraufhin setzt sie sich richtig hin, so dass ich auch schon einmal einen kleinen Blick auf meine Schwester erhaschen kann.

Jimin hat sein Smartphone so auf dem Nachtschrank aufgestellt, dass ich sie alle sehen kann. „Na mein Großer, wie geht es dir?" – richtet mein Appa seine Aufmerksamkeit auf mich. „Ach mir geht es ganz gut. Ich wechsle nächste Woche mit ein paar meiner Kollegen das Schiff. Das bedeutet, dass ich euch schon einmal wieder etwas näher bin." – fange ich an zu erzählen. „Oh Kookie, dass freut mich aber. Vielleicht schaffen wir es ja dann auch mal wieder öfter zu telefonieren. Ich vermisse meinen großen Schatz nämlich sehr." – freut sich meine Mom über die Informationen.

„Wo geht es denn als nächstes hin, Kooks?" – fragt mein Dad interessiert, weshalb ich ihm auch sogleich antworte. Ich weiß zwar, dass es im Augenblick nicht bloß um mich gehen sollte, dennoch freue ich mich sehr darüber, dass sie sich trotz der ganzen Aufregung Zeit für mich nehmen, um an meinem Leben teil zu haben.

„Zunächst fliegen wir nach Hamburg. Da steigen wir dann auf das neue Schiff. Von da aus fahren wir dann über Amsterdam und Rotterdam der europäischen Atlantikküste entlang bis runter nach Lissabon und dann geht es weiter nach Gran Canaria. Die Überfahrt dauert 14 Tage. Danach habe ich dann noch vier Wochen Kanaren vor mir." – gebe ich ihnen einen kurzen Einblick in meine letzten Wochen an Bord.

Aufmerksam verfolgen sie meinen Erzählungen und kommentieren diese auch immer wieder mit großer Begeisterung. Allerdings bin ich jetzt auch ziemlich neugierig, weshalb ich sehr schnell das Thema wechsle.

„So, jetzt haben wir aber genug von mir geredet. Ich denke doch, dass ihr mir da noch jemanden vorstellen wollt. Oder irre ich mich da?" – gebe ich mich ungeduldig.

„Oder wollt ihr mir meine kleine Schwester vorenthalten? Das wäre nämlich sehr unfair von euch, schließlich muss ich mir von nun an ja alles mit ihr teilen." – lege ich noch eins drauf, weshalb sie sich letzten Endes geschlagen geben.

Kopfschüttelnd und mit einem angetanen Lächeln setzt mein Appa sich neben meine Eomma auf das Bett, da dass ich einen perfekten Blick auf die Drei habe. Und ich muss ganz ehrlich zugeben, dass dieses Bild einfach nur bezaubernd ist. Sanft streicht mein Dad dem kleinen Bündel über den Kopf und gibt meiner Mom einen liebevollen Kuss auf den Mund. Daraufhin dreht die frisch gebackene Mama das kleine Mädchen so, dass ich sie richtig sehen kann.

Und was soll ich sagen ... sie ist einfach niedlich.

Vor allem wirkt sie so klein und zerbrechlich. Da frage ich mich, wie man es schafft so ein kleines Wesen in seinen Armen zu halten, ohne es zu verletzten.

„Kookie, darf ich dir deine kleine Schwester, Jeon Seoyoung, vorstellen?" – schluchzend sehe ich mir das kleine Mädchen an, da ich so froh bin, dass sie endlich auf der Welt ist.


Ich weiß, dass Eomma und Appa sich schon immer ein zweites Kind gewünscht haben. Dabei kann ich mich noch ganz dunkel daran erinnern, als sie mir damals verkündet haben, dass wir ein Baby bekommen. Ich war gerade sechs Jahre alt und stand kurz vor meiner Einschulung. Jedem habe ich stolz davon berichtet, dass ich bald ein großer Bruder sein werde.

Doch dann hat einfach das Herz des Babys aufgehört zu schlagen. Und das kurz vor dem Ende der Schwangerschaft.

Meine Eltern waren so traurig, dass es sie fast als Paar zerstört hätte.

Sie haben sich in dieser Zeit oft gestritten und wenn ich mich recht erinnere, hat mein Appa sogar einige Zeit im Hotel gewohnt. Doch nach ein paar schwierigen Monaten haben sie sich zum Glück wieder zusammen gerauft. Da sie sich darauf besinnt haben, was sie alles aneinander haben.

Schließlich gab es ja da auch noch mich.

Und glaubt mir, für mich war diese Zeit im Nachhinein auch nicht gerade einfach. Ich habe mich so schlecht gefühlt, weil ich unbedingt auch immer ein Geschwisterchen haben wollte.

Nachdem sie sich wieder versöhnt haben, war das Thema irgendwie vom Tisch, da die Todgeburt für uns alle eben nicht einfach war.

Aber nun ist unsere kleine Prinzessin bei uns und ich freue mich so sehr, dass ich nun doch noch in den ehrenvolle Genuss komme, ein beschützender großer Bruder sein zu dürfen. Und die kleine Seoyoung hat das unfassbare Glück, neben mir auch noch den tollsten Menschen der Welt an ihrer Seite zu haben – Jimin.

Denn ich bin mir jetzt schon ziemlich sicher, dass er diese Aufgabe mit Hingabe und voller Liebe erfüllen wird. Da Nuri auch schon einen totalen Narren an meinem Freund gefressen hat und einfach an ihm hängt wie eine Klette.

Deshalb bin ich mir zu einhundert Prozent sicher, dass Jimin mich in den kommenden sieben Wochen würdig, als starker Beschützer, bei meiner Schwester vertreten wird.

Willig erzählen sie mir meine Eltern alle Details.

Allerdings bin ich schon wieder total neidisch, da meine Tante Danbi bei der Geburt meiner Schwester mit anwesend war. Sie arbeitet in der Klinik als Hebamme und musste spontan für einen ausgefallenen Kollegen einspringen.

Dass sie während ihrer Schicht ihre eigenen Schwester bei der Entbindung ihres Kindes unterstützen muss, hätte sie sich wohl auch nie im Traum gedacht. Meine Schwester hat sich tatsächlich den besten Zeitpunkt ausgesucht, denn Danbi hatte die erste Nachtschicht seit langem.

Damit hatte Eomma auch gleich eine ihrer wichtigsten Bezugspersonen bei der Geburt meiner Schwester an ihrer Seite. Besser kann es ja gar nicht laufen.

Stolz erzählt mir mein Dad, dass Seoyoung 49 cm groß ist, einen Kopfumfang von 32 cm hat und 2.785 Gramm wiegt. Sie ist um 2:11 Uhr am 07. Dezember geboren. Ein Datum, welches wir uns wohl auch sehr gut merken können. Denn sie hat somit genau eine Woche nach unserer Eomma Geburtstag.

Meine Mom meinte eben schon, dass Seoyoung wohl haargenau aussieht wie ich damals nach meiner Geburt. Dieses Wissen erfüllt mich mit unglaublichen Stolz.

Schweren Herzens verabschiede ich mich schließlich von meinen Lieben.

Denn leider ist meine Pause schon wieder fast zu ende. Aber auch meine Eltern brauchen jetzt ein wenig Ruhe. Aber vor allem auch genügend Zeit, um sich als Familie einzugewöhnen. Denn nun müssen sie sich ja an eine vollkommen neue Situation gewöhnen. Zwar ist Seoyoung nicht ihr erstes Kind. Allerdings liegt meine Geburt ja auch schon gut 22 Jahre zurück. Und natürlich wird es für meinen Freund auch langsam Zeit, dass er endlich ins Bett kommt. Denn im Gegensatz zu meinem Vater, muss mein Liebster nun auch erst einmal nach Hause fahren.

Bei seinem Glück hat er auch noch Frühschicht, was heißt, dass er spätestens um sieben Uhr aufstehen müsste, um pünktlich an der Arbeit zu sein.

Letzten Endes macht sich Jimin dann auch endlich auf den Weg.

„Fahr vorsichtig und schreib mir, wenn du Zuhause bist. Und vergiss nicht, ich liebe dich, mein Jiminie!" – verabschiede ich mich von ihm, um ihn nicht noch weiter aufzuhalten. Auch mein Freund erwidert meine Worte nur zu gern, was mich ungemein beruhigt.


Zufrieden stecke ich mein Handy zurück in meine Tasche, bevor ich noch einmal kurz durch schnaufe, um dieses wunderbare Gefühl und die tollen Nachrichten für einen Moment auf mich wirken zu lassen. Ich bin ein großer Bruder, endlich.

Dennoch drängt die Zeit, also gehe ich letzten Endes zurück an meinen Arbeitsplatz.

Dort angekommen werde ich auch schon von meiner Chefin empfangen.

„Kookie! Hast du geweint?" – fragt sie mich total besorgt, weshalb ich sofort mein Gesicht verlegen hinter meinen Händen verstecke. „Ich hoffe es ist alles okay?" – legt die Ältere ihre Hand beruhigend auf meinen Rücken.

„Es ist alles okay. Ich habe nur gerade erfahren, dass meine Mom im Krankenhaus ist und vor knapp zwei Stunden entbunden hat. Ich habe jetzt eine kleine Schwester und sie ist echt so niedlich." – gebe ich glücklich von mir. Woraufhin sie mir sofort gratuliert und wie gerufen schickt mein Appa mir auch noch ein paar Bilder von der Kleinen. Damit ich auch etwas von ihr habe.

Unter anderem auch ein Bild, wo Jimin Seoyoung gerade in seinen Armen hält.

Dabei strahlt er so dermaßen, dass man ihm förmlich ansieht, wie sehr er sich selber Kinder wünscht. Und ich werde mich dann wohl in naher Zukunft tatsächlich mit diesem Thema ernsthaft auseinander setzten müssen, eine eigene kleine Familie zu gründen.

Schmunzelnd lese ich die Nachricht, welche mein Appa mir gerade noch geschickt hat.

Appa:

Hey großer Bruder. Ich freue mich schon so darauf, wenn ich dich endlich persönlich kennenlernen darf. Bitte pass gut auf dich auf. Ich habe dich lieb, deine kleine Schwester Seoyoung

PS: Ich wünsche mir einen kleinen Spielkameraden.

Aber Eomma uns Appa wollen diese Aufgabe nun Jimin und dir überlassen. Also komm ganz schnell wieder nach Hause, damit ich nicht mehr so lange warten muss!" – lese ich unter dem letzten Bild, auf welchem die kleine Maus gerade ihre Zunge ganz frech heraus streckt.

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