Kapitel 105 | Die Absage

POV | Jeongguk

Auch Jimin ist auf Grund der Neuigkeiten völlig aus den Häuschen, weshalb er meinen Eltern auch mit einem ehrlichen Lächeln zum bevorstehenden Nachwuchs gratuliert.

Damit hätte wohl keiner gerechnet. Meine Eomma bekommt ein Baby. Ich werde ein richtiger großer Bruder – freue ich mich.

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Mittlerweile sind schon wieder vier Wochen vergangen seit dem Jimin und ich erfahren haben, dass meine Eomma schwanger ist.

Auch unsere Familien haben die frohen Neuigkeiten sehr gut aufgenommen und freuen sich für uns. Was heißt, dass der Fokus nun komplett auf meiner Eomma liegt. Jeder will wissen, wie es ihr geht und was das kleine Würmchen in ihrem Bauch macht.

Bei genauerem Hinsehen kann man auch schon eine kleine Wölbung an ihrem Bauch erkennen. So wird die ganze Vorfreude nur noch mehr geschürt, da nun auch Außenstehende langsam realisieren, dass unsere Familie dabei ist sich zu vergrößern.

Ich finde es total faszinierend, wie meine Mom sich jedes Mal wieder aufs Neue freut, wenn sie merkt, wie sich ihr Körper immer weiter verändert.

Allmählich spürt sie auch die ersten Bewegungen des Babys, weshalb mein Dad selber schon wie auf glühenden Kohlen sitzt, weil er auch endlich daran teilhaben möchte. Und dies könnte auch bald so weit sein, dass wir die Kindsbewegungen auch spüren und sogar sehen können. Denn immerhin ist sie ja auch schon in der 25. Schwangerschaftswoche.

Meine Eltern haben es selber erst kurz vor ihrem Besuch in Busan erfahren, dass da ein kleiner Nachzügler unterwegs ist.

Um ehrlich zu sein, hat auch niemand wirklich damit gerechnet, dass sie jetzt noch ein Kind bekommen. Selbst Eomma und Appa, hatten die Hoffnung bereits gänzlich begraben noch einmal in den Genuss des Elternglücks zu kommen.

Eines hat meine Mom mir inzwischen verraten ... nämlich, dass es auf keinen Fall geplant war, dass sie noch ein Kind bekommen. Denn eigentlich ist sie davon ausgegangen, dass sie gar keine Kinder mehr bekommen kann.

Schließlich hat es all die Jahre, wo sie es darauf angelegt haben ein Kind zu bekommen nicht geklappt.

Jetzt verstehe ich aber auch, warum sie immer mal wieder so niedergeschlagen war, weil es einfach nicht geklappt hat. Ich sollte also nie ein Einzelkind bleiben. Und wenn ich so darüber nachdenke, dass sie es immer wieder aufs Neue probiert haben ein Kind zu bekommen und sie jedes Mal wieder enttäuscht wurden, dann muss das eine unwahrscheinliche Belastung für meine Eltern und auch für ihre Beziehung gewesen sein.

Um so dankbarer bin ich ihnen, dass sie trotz dem Leid, welches sie erfahren mussten mir so eine glückliche und unbeschwerte Kindheit und Jugend beschert haben.

Doch nun ist es für sie noch schöner all diese Dinge noch einmal zu erleben.

Immerhin bin ich mittlerweile erwachsen und fange an immer mehr auf eigenen Beinen zu stehen. Und während all ihre Freunde froh sind, dass ihre Kinder so langsam flügge werden, so legen sie mal eben noch so einen kleinen Schreihals nach, der sie zumindest die nächsten 18 Jahre weiter auf trapp halten wird.

Eomma hat letzten sogar gesagt, dass sie nie im Leben damit gerechnet hat, dass sie jetzt noch einmal Mutter wird.

Insgeheim hat sie sich bereits darauf gefreut eine junge Oma zu werden. Doch jetzt hat sie erst einmal andere Probleme, als Jimin und mir in den Ohren zu liegen, dass wir uns doch nun auch endlich einmal Gedanken über eigenen Nachwuchs machen sollen.

Klar haben wir schon das ein oder andere Mal darüber gesprochen, was für Optionen wir haben, um ein Kind zu bekommen.

Allerdings wollen wir jetzt erst einmal heiraten.

Und das im kommenden Frühjahr. Denn dann bin ich mit dem ersten Teil meinem Studiums fertig und fange dann an selber richtig Geld zu verdienen.

Also sind das dann doch die besten Voraussetzungen, um unsere Beziehung auf ein neues Level zu bringen. Eigentlich war auch geplant, dass ich mein berufsbegleitendes Masterstudium gleich hinten dran hänge. Doch nun bin ich gerade am überlegen, ob ich erst einmal damit warte und dieses Studium erst in Angriff nehme, wenn wir uns dazu entschieden haben ein Kind zu adoptieren.

Denn so hätte ich auf jeden Fall genügend Zeit, um mich dann um unser Kind zu kümmern. Und auch Jimin wird dann, wenn es so weit ist, wohl im Restaurant kürzer treten. So dass wir uns gemeinsam unserer neuen Aufgabe widmen können. Und bis es so weit ist, können wir ja dann erst einmal mit meinem Geschwisterchen üben, bevor wir uns dann letzten Endes auf das große Abenteuer mit einem eigenen Kind einlassen.

Doch jetzt muss ich erst einmal zu meinem Appa, da ich mit ihm einen Termin habe.


Im kommenden Semester, welches übrigens auch mein letztes Semester meines Bachelor-Studiums ist, steht mein 16-wöchiges Praktikum auf dem Programm. Aus diesem Grund habe ich mich nun ganz offiziell in unserer Firma um ein Praktikum beworben.

Allerdings gehe ich davon aus, dass dieses Treffen heute einfach nur proforma ist. Schließlich soll ich den Laden ja mal übernehmen. Außerdem wird meine Mom ja in den nächsten Monaten nun komplett ausfallen. Also warum sollte ich dann nicht gleich meinen Platz einnehmen, auch wenn es erst einmal nur als Praktikant ist.

Nächstes Jahr trete ich, so wie geplant, meinen Job bei meinen Eltern an.

Somit würde ich durch mein Praktikum schon einmal alles Abteilungen kennen und könnte dann auf der Stelle in das Geschäft einsteigen. Somit habe ich doch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Da ich gerade Pause habe sitze ich im Aufenthaltsraum des tasty temptation und sortiere noch einmal meine Unterlagen, damit ich dann gut vorbereitet in das Gespräch mit meinem Vater gehen kann. Schließlich möchte ich mich ja nicht blamieren.

Selbst wenn ich dieses Unternehmen schon von klein auf kenne, so möchte ich dennoch einen guten Eindruck hinterlassen. Zum Glück habe ich die besten Kollegen der Welt. Denn Chanyeol bereitet mich mit gezielten Fragen zu auf das Gespräch vor. Dabei stellt er auch gezielte Fragen zu meinem Studium und zu meiner bevorstehenden Bachelor-Arbeit, da diese ja zu einem Thema aus meinem Praktikum erstellen soll.

Und ich habe mir auch schon so viele Gedanken dazu gemacht, da ich schon genau weiß, was mir in unseren Hotels noch fehlen würde.

Da ich im Bereich Tourismus- und Eventmarketing studiere, so habe ich auch schon die ein oder andere Idee, welche Projekte man in Zukunft in unseren Hotels etablieren könnte. Dazu könnte ich das ein oder andere Projekt schon während meines Praktikums dazu nutzen um es in der Praxis auszuprobieren.

Damit will ich meinen Eltern beweisen, dass ich bereit dazu bin meinen Platz in unserem Familienunternehmen einzunehmen und das ich meine Aufgabe auch sehr ernst nehme.

Als meine Schicht dann endlich vorbei ist, mache mich mit meinem Auto auf den Weg zu meinem Dad ins Büro.

Dabei bin ich fast schon tiefenentspannt.

Aber was soll auch schon groß passieren. Denn immerhin bin ich ja sowieso der zukünftige CEO der Jeon Hotelvertriebs Ldt., weshalb dieses Gespräch ja auch eigentlich nur pro Forma statt findet, um einen einen offiziellen Termin zur Unterzeichnung meines Praktikavertrages zu haben.


Mit bester Laune betrete ich also das Hotel, welches sogleich auch die Zentrale unseres Familienunternehmens ist.

Natürlich werde ich bereits von der Dame am Empfang erwartet, welche mich dann auch gleich zum Büro meines Vaters durch winkt.

Nach meinem Klopfen ertönt auch sogleich die strenge Stimme meines Vaters, weshalb ich die Tür öffne, um in das große und lichtdurchflutete Büro hineinzutreten. „Hallo Appa!" – begrüße ich den Älteren und lasse meinen Blick freudestrahlend durch den Raum gleiten.

Zu meiner Überraschung sind aber auch meine Eomma und mein Opa anwesend, weshalb ich die Zwei mit einem skeptischen Blick anschaue.

Als ich mich wieder gefangen habe begrüße ich die Beiden und bin mir sogar sicher, dass sie sich gleich auf den Weg machen, um meinen Vater und mich alleine zu lassen. Jedoch machen sie keine Anstalten sich zu verabschieden. Viel mehr bittet mein Opa mich, dass ich mich zu ihnen auf die helle Ledercouch setze, weshalb meine anfängliche Euphorie mit einem Schlag abebbt.

Wenn sogar meine Großeltern anwesend sind, wenn es um einen läppischen Praktikumsvertrag geht, dann heißt das wohl für mich, dass die ganze Angelegenheit doch nicht so einfach für mich wird, wie ich es eigentlich angenommen habe.

Irritiert sehe ich zwischen den drei Erwachsenen hin und her und kann meine Anspannung kaum noch verstecken.

Schließlich nimmt mein Dad gegenüber von mir auf dem Sessel platz und schon im nächsten Augenblick ergreift er das Wort, um mit mir über mein bevorstehendes Praxissemester zu sprechen.

Leider bin ich über den Ausgang dieser Unterhaltung recht wenig erfreut.

Denn tatsächlich lehnen meine Eltern und auch meine Großeltern meine Praktikumsteilnahme in unserem Unternehmen ab. Ich erhalte von meiner eigenen Familie eine klare und einstimmige Absage. Mit der Begründung, dass sie es für besser halten, dass ich meine ersten beruflichen Erfahrungen außerhalb des eigenen Unternehmens sammle.

Somit würde ich wie jeder andre Student auch behandelt werden.

Denn hier wissen alle Angestellten, wer ich bin und dass ich in ein paar Jahren meine Eltern als Chef ablösen werde. Und diese Absage gilt nicht nur für unser Hotel in Seoul. Nein, sie versagen es mir in all unseren Häusern auf der ganzen Welt.

Aber im gleichen Atemzug verlangen sie von mir, dass ich mein Praktikum im Ausland absolvieren soll.

Und das ist für mich die Krönung der ganzen Geschichte.

Doch das können sie vergessen. Die ganze Zeit reden sie davon, wie wichtig es ist, dass ich das komplette Unternehmen kennenlerne, und dann verweigern sie mir einen Platz für mein Praxissemester. Im Moment bin ich so von ihrer Einstellung geschockt, dass ich auf der Stelle platzen könnte vor Wut.

„Ganz ehrlich, wenn ihr mir keinen Platz für mein Praktikum gebt, dann bleibe ich einfach im tasty temptation. Denn da sammle ich ja bereits seit meiner Schulzeit praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt. Und Jin und Jimin werden mich garantiert nicht hängen lassen." – fange ich an zu diskutieren, da ich nicht im Traum daran denke, den Anweisungen meiner Eltern nachzukommen.

„Das tasty temptation steht überhaupt nicht zur Debatte. Was willst du dort schon groß lernen?" – erhebt nun mein Vater seine Stimme gegen mich. Dabei klingt er alles andere als erfreut.

„Freilich ist das tasty temptation ein hervorragendes Restaurant. Aber du muss in Zukunft in viel größeren Dimensionen denken. Schlussendlich wirst du in naher Zukunft unseren Konzern übernehmen. Da kommst du mit deinem Halbwissen aus diesem kleinen Spielzeugladen nicht weit, mein Sohn." – spricht mein Vater sich mit deutlichen Worten gegen meine Alternative aus.

Was mich aber wirklich aus der Fassung bringt ist, wie Respektlos er über den Lebenstraum meiner Hyungs spricht.

„Ist das jetzt wirklich euer scheiß Ernst?" – frage ich schließlich. Total perplex, da ich es noch immer nicht fassen kann, dass sie mir ausgerechnet jetzt solche Steine in den Weg legen. Noch dazu, wo meine Mom durch die Schwangerschaft und der bevorstehende Geburt meines Geschwisterchens ja eh bald im Unternehmen ausfällt. Aber langsam habe ich das Gefühl, dass sie mich los werden wollen.

Schließlich ist ja nun ein weiterer Erbe unterwegs.

Also der perfekte Zeitpunkt, dass sie noch einmal richtig ihre Machtposition auszuspielen.

Aber nicht mit mir – denke ich mir.

„Kookie, bitte verstehe uns jetzt nicht falsch. Aber Appa und ich finden, dass du in einem dir fremden Unternehmen mehr lernst, als wenn du dein Praktikum hier bei uns oder bei Jimin machst. Die Angestellten dort sind dir gegenüber völlig unvoreingenommen, weil du dort nicht Jeon Jeongguk, der zukünftige Hotelerbe bist. Sondern du bist in ihren Augen ein ganz normaler Student." – versucht meine Mom ihre Entscheidung zu erklären.

„Und das tasty temptation kennst du auch bereits viel zu gut, so dass du dort auch kaum noch etwas Neues lernen kannst. Du kennst ja mittlerweile sogar die komplette Buchhaltung besser als die beiden Chefs selber." – spricht sie weiter.

„In einem fremden Hotel bekommst du keine Sonderbehandlung, weil sie nicht wissen, wer du wirklich bist. Denn dafür werden wir schon sorgen. Somit bist du dort ein ganz normaler Praktikant. Und außerdem hast du so die Chance, dass du jetzt für ein paar Monate im Ausland leben kannst ... das hast du dir doch immer gewünscht, Kookie-Schatz. Und glaub mir, so schnell wird sich diese Chance nach deinem Studium nicht mehr ergeben." – versucht meine Eomma mich davon zu überzeugen, dass ein Fremdpraktikum im Ausland eine großartige Idee ist.

Natürlich war es immer mein Wunsch, während meines Studiums auch ein Auslandssemester zu absolvieren.

Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt ja auch noch nicht mit Jimin zusammen. Und jetzt, wo wir uns unser eigenes Leben aufgebaut haben und mit unserem Haus unser eigenes kleines Reich geschaffen haben, da soll ich hier alles stehen und liegen lassen. Nur, damit ich mich irgendwo in der Pampa von wildfremden Leuten als Praktikant rum schupsen lassen kann.

Jimin und ich leben jetzt schon seit fast drei Jahren zusammen und verbringen dadurch auch dementsprechend unsere eh schon so knappe Freizeit miteinander. Zwar haben wir zum größten Teil unsere Schichten im tasty temptation so gelegt, dass wir oft zusammen arbeiten. Allerdings haben wir da auch nicht immer die Chance, dass wir einen ruhigen Moment für uns haben, da wir oftmals vor lauter Arbeit nicht mehr wissen, wo oben und unten ist.

Und dann ist da auch noch die Zeit, die ich an der Uni oder Jimin bei irgendwelchen Seminaren verbringt.

Jede einzelne Minute ohne den anderen ist für uns einfach nur unvorstellbar. Und dann soll ich gleich ganze vier Monate weg von unserem Zuhause?

Wenn ich mein Praktikum jetzt wirklich fern ab der Heimat machen soll, dann heißt das für Jimin und mich, dass wir und dann für diesen enormen Zeitraum nicht sehen können. Klar sind es nur sechzehn Wochen. Aber für uns wären dies die schlimmste Zeit, da wir noch nie so lange voneinander getrennt waren. Immerhin sind wir seit dem Beginn unserer Beziehung fast unzertrennlich.

Hinzu kommt noch, dass Jimin mit seinem Posten im tasty temptation eine sehr hohe Verantwortung trägt.

Weshalb es für meinen Verlobten fast schon unmöglich ist, dass er mich vielleicht für die Zeit begleiten könnte. Aber leider kann mein Liebster nun mal nicht von jetzt auf gleich alles stehen und liegen lassen, um mit mir zu kommen. Oder damit er mich wenigstens regelmäßig besuchen kann. Vor allem können wir aber Miso auch nicht ständig rumreichen. Nur damit Jimin und ich uns sehen können. Es wäre also total ungerecht von meinen Eltern, wenn sie uns diese Trennung jetzt wirklich antun.

Und dass nur, weil sie der Meinung sind, dass es das Beste für mich wäre, wenn ich für dieses beschissene Praktikum irgendwo an den Arsch der Welt geschickt werde.

„Aber wenn ich mein Praktikum jetzt irgendwo am Arsch der Welt machen soll, dann sehen Jimin und ich uns ja überhaupt nicht mehr. Denn schließlich hat er auch noch einen Job. Und Miso können wir auch nicht ständig allein lassen und rumreichen wie einen Wanderpokal. Er braucht seine gewohnte Umgebung und seine festen Bezugspersonen, zu welchen ich ja auch gehöre." – versuche ich sie mit ein paar gekonnten Argumenten von ihrem Entschluss abzubringen.

„Sag mal ist das jetzt wirklich dein Ernst, Jeongguk." – fährt mein Vater mich auf einmal harsch an, so das sich etwas zusammen zucke.

„Du wagst es dich, nach allem, was wir dir in den letzten Jahre ermöglicht haben, darüber zu beschweren, dass du deinen Freund lausige 16 Wochen nicht siehst. Sag mal Junge, hast du den Knall nicht gehört? Hier geht es nicht um eine Reise zum Mond, sondern um deine Zukunft. Um deine Position als zukünftiger Chef unseres Familienunternehmens. Da wirst du ja wohl mal ein paar Wochen ohne deinen Freund auskommen. Schließlich hat er seinen Abschluss ja schon in der Tasche. Und glaub mir, er hat definitiv nicht das Recht dazu dir deine Zukunft zu verbauen. Also wirst du wohl oder über mal eine Zeit ohne deinen Traumprinzen auskommen müssen." – redet er sich völlig in Rage.

„Kooks, du lagst uns immer in den Ohren, dass du für ein Semester ins Ausland willst. Und jetzt willst du das alles auf einmal alles nicht mehr? Du willst allen Ernstes deine Träume wegen deiner großen Liebe über den Haufen werfen?" – führt mein Appa seinen Vortrag weiter fort.

„Kookie, deine Eomma und ich haben eure Beziehung immer unterstützt. Und wir werden auch weiterhin hinter euch stehen. Aber jetzt ist es an der Zeit, dass du auch einmal an dich denkst. Schau mal, ihr Zwei verbringt so viel Zeit miteinander, dass ihr schon total abhängig voneinander seid. Die paar Wochen werden euch und eurer Beziehung gut tun. Und ich verspreche euch hoch und heilig, dass wir auch auf Miso aufpassen, wenn ihr es mal vor Sehnsucht nicht mehr aushalten solltet. Versprochen!" – bemüht Appa sich die Situation nach seinen harten Worten wieder ein wenig zu entschärfen.

Kopfschüttelnd lehne ich mich auf der Couch zurück und verschränke meine Arme vor der Brust.

Dabei steigen immer mehr Tränen in meine Augen und drohen bei der kleinsten Erschütterung über meine Wasserlinie zu treten, um damit meiner puren Verzweiflung freien Ausdruck zu verleihen. „Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig!" – gebe ich mich mit zittriger Stimme geschlagen.

Allerdings schaffe ich es nicht, meinen Eltern in die Augen zu sehen. Viel zu enttäuscht bin ich in diesem Moment von ihnen, da sie tatsächlich so ein Opfer von mir verlangen.

Ohne weitere Zeit zu verlieren, stehe ich auf.

Dabei völlig außer acht gelassen, ob sie noch weitere Dinge mit mir besprechen wollen. Denn ich habe für heute genug gehört. „Jeongguk?" – möchte meine Mom das Wort ergreifen. „Ich muss erst einmal mit Jimin sprechen. Denn auch wenn ihr auf einmal findet, dass wir zu viel Zeit miteinander verbringen, müssen meine Hyungs ja bescheid wissen. Schließlich brauchen sie ja für die Zeit meiner Abwesenheit einen Ersatz für mich." – spreche ich monoton zu den Dreien, ehe ich auch schon das Büro verlasse.

Während ich das Gebäude verlasse, fällt es mir sehr schwer meine Frustration vor all den freundlichen Gesichtern zu verstecke. Allerdings können die Angestellten ja nichts dafür, dass meine Eltern mich dazu zwingen mein Praxissemester im Ausland zu verbringen.

Dabei frage ich mich, ob mein Vater sich auch einfach so geschlagen gegeben hätte, wenn Opa von ihm verlangt hätte, dass er seine Frau und noch dazu mich für sein Studium zurück gelassen hätte. Und von mir verlangen sie diese Opfer jetzt, ohne mit der Wimper zu zucken.

Da kann ich ja nur hoffen, dass sie wenigstens eine Alternative für mich haben.

Denn schließlich drängt ja die Zeit. Und da ich ja bisher davon ausgegangen bin, dass ich meinen Platz für mein Praktikum sicher hab, habe ich auch keine Anstalten gemacht mich in anderen Unternehmen zu bewerben.


Nachdenklich lass ich meinen Blick durch unseren Garten schweifen, während ich es mir in unserer Gartenmuschel bequem gemacht habe. Dabei liege ich eng an den Golden Retriever gekuschelt, welcher mir in diesem Augenblick die nötige Geborgenheit spendet, welche ich gerade so dringend brauche.

Nach dem Gespräch mit meinen Eltern bin ich ziemlich durch den Wind, da ich mich tatsächlich frage, ob Jimin und ich diese Zeit unbeschadet überstehen. Denn ich bin mir jetzt schon relativ sicher, dass uns die Sehnsucht nach dem jeweils anderen schon sehr zu schaffen machen wird.

Immerhin ist es für uns unter normalen Umständen schon schwer, wenn wir uns neben der Arbeit und dem Lernen nicht allzu oft sehen. Ich erinnere mich da nur daran, als Jimin damals den Vertag bei Namjoon laufen hatte. Dabei stand ja dann auch noch im Raum, dass mein Freund, Taemin auf seine große Welttournee begleiten sollte.

Diese Geschichte hat uns fast das Genick gebrochen, da wir von jetzt auf gleich auf einmal nur noch sehr wenig Zeit füreinander hatten.

Schließlich hat Jimin darauf verzichtet seine Karriere als Tänzer und Sänger weiter voranzutreiben. Und dass obwohl sein eigener Song, welchen er auf Taemins Konzert live performt hat, ziemlich erfolgreich war und eigentlich auch noch immer ist. Es kommen heute sogar noch vereinzelte Anfragen für Fernsehsendungen oder große Festivals. Doch mein Freund bleibt hierbei sehr eisern in seiner Entscheidung. Denn er hat sofort gesagt, dass er sich nie wieder durch einen Vertrag mit einem Entertainment fremd bestimmen lassen will.

Sehr zum Leidwesen von Namjoon und Taemin, welche die Talente ihres Kumpels einfach nur fördern wollten.

Jimin hat eine verdammt gute Chance einfach so sausen lassen, nur damit er nicht so lange von Zuhause weg ist. Damit er für mich, aber vor allem für Miso da ist. Und jetzt komme ich mit der grandiosen Neuigkeit um die Ecke, dass ich mein Praktikum im Ausland machen soll. Dass ich für knapp vier Monate von Zuhause weg sein werde.

Freilich war es in all den Jahren meiner Schulzeit immer mein Wunsch, mal eine Zeit lang im Ausland zu leben, doch da wusste ich doch auch noch nicht, dass ich mich mit 16 Jahren unsterblich verliebe und ich einfach nie wieder einen Tag ohne meinen Traummann sein möchte.

Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass meine Eltern an diesem Plan so vehement festhalten.

So dass sie mich nun tatsächlich dazu zwingen meinen Plan trotz meiner gefestigten Partnerschaft in die Tat umzusetzen. Sie verlangen von mir, dass ich meinen Freund verlasse, um meinen großen Traum nicht wegen meiner Beziehung aufzugeben.

Eine Situation, welche mich total überfordert. Denn schließlich waren es doch meine Eltern, die es mir erlaubt haben mit meinen 17 Jahren, nach gerade mal acht Monaten unserer Beziehung mit meinem Traummann zusammen in unsere eigenen Haus zu ziehen. Dabei mal ganz außer Acht gelassen, dass wir uns nach nicht einmal vier Monaten, nach unserem Kennenlernen schon verlobt haben.

Auch wenn wir am Anfang vielleicht etwas schnell gehandelt haben, so lassen wir Zwei es mittlerweile etwas entspannter angehen.

Sehr zum Leidwesen unserer Mütter, da diese uns eigentlich am liebsten schon zwangsverheiratet hätten. Allerdings haben Jimin und ich jetzt für uns beschlossen, dass wir im nächsten Frühjahr tatsächlich endlich heiraten werden.

Und eigentlich wollten wir unsere Hochzeit gar nicht so an die große Glocke hängen. Jedoch hat Jin irgendwie Wind von der ganzen Sache bekommen und jetzt fiebern er, Elin und meine Mom diesem Tag schon mächtig entgegen. Dabei bin ich mir schon ziemlich sicher, dass sie auch schon damit angefangen haben, leise, still und heimlich unseren großen Tag zu planen.

Wobei mein Verlobter und ich noch immer fest der Meinung sind, dass wir so ein übertriebenes Tamtam gar nicht brauchen. So eine riesengroße Feier, wie es unsere Freunde bereits mehrfach vorgelebt haben. Selbst Yoongi und Hoseok haben es an ihrem Tag, zu unserem Erstaunen richtig krachen lassen.

Wobei die Namjin-Hochzeit noch immer unangefochten an der Spitze der Übertreibung steht – jedenfalls, was den ganzen Kitsch angeht.

Diese Position könnte allerdings wackeln, wenn Tae und Lisa tatsächlich irgendwann einmal heiraten werden. Denn die Freundin meines besten Freundes wünscht sich einen wahr gewordenen Prinzessinnentraum. Allerdings hat Taehyung bisher noch nicht durchblicken lassen, ob und wann er seiner Lisa überhaupt einen Antrag machen wird. Aber wenn es so weiter geht, dann wird die taffe junge Frau ihr Schicksal wohl selber in die Hand nehmen. Denn Tae ist einfach viel zu verpeilt, um die ganzen Andeutungen seiner Freundin überhaupt zu verstehen.

Immer wieder greift Lisa das Thema Hochzeit auf und ihr Freund schafft es immer wieder, dass er sich von diesem Gespräch nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Unser ganzer Freundeskreis hat schon Wetten abgeschlossen, ob sie ihn einfach bei erster Gelegenheit einfach in eine Kirche bestellt, um mal eben dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Und Tae wäre auch noch so dumm, dass er einfach ja sagen würde, ohne dass er überhaupt weiß, warum er überhaupt in einer Kirche steht. Lisa hat in deren Beziehung eben eindeutig die Hosen an. Aber das ist eben mein bester Freund – total verpeilt und ein kleines bisschen verrückt. Aber die Zwei haben sich gesucht und gefunden und passen zusammen wir der Arsch auf den Eimer.


Die Sonne scheint, während ein leichter Wind weht und damit ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut auslöst. Dieses Gefühl ist einfach nur toll und wenn ich könnte, dann würde ich am liebsten für immer hier liegen bleiben.

Ich werde erst aus meinen Gedanken gerissen, als mir mein Lieblingsmensch einen sanften Kuss auf meine Lippen haucht und sich anschließen sofort neben mich legt, um sich auch sogleich eng an mich zu kuscheln.

„Eigentlich hast du es ja gar nicht verdient, dass ich jetzt mit dir kuschle." – schlägt er mir spielerisch gegen die Brust, weshalb ich ihn auf der Stelle fragend anschaue.

„Du hast dich nicht wie versprochen bei mir gemeldet, als du bei deinem Vater raus bist. Ich wollte doch wissen, wie dein Gespräch gelaufen ist." – erinnert er mich daran, was ich ihm versprochen habe.

Seufzend drücke ich ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn, ehe ich Jimin fest an meinen Körper drücke. „Sorry, Baby. Aber ich brauchte erst einmal einen kurzen Moment, um meine Gedanken zu ordnen." – spreche ich mit leicht kratziger Stimme. Auf meine Worte hin sieht er mich mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. „Das klingt ja nicht so toll. Also gehe ich davon aus, dass dein Gespräch dann doch nicht so gelaufen ist, wie du es dir erhofft hast." – möchte er von mir wissen.

„Meine Eltern, ..." – bleiben mir die Worte fast im Hals stecken. „.. si-sie wollen nicht, dass ich mein Praxissemester bei uns in der Firma absolviere." – fange ich an zu erzählen.

„Na und?" – zuckt Jimin mit den Schultern und stützt sich anschließen mit einer Hand auf meiner Brust ab, um seinen Kopf darauf abzulegen, damit er mich besser ansehen kann.

„Dann kommst du eben zu uns. Wir haben dich gern bei uns im tasty temptation." – sieht er mich mit seinem unvergleichlichen Lächeln an, was mir auf der Stelle ein kleines Schmunzeln entlockt. Denn ich habe genau mit dieser Reaktion von Jimin gerechnet.

Allerdings zieht sich mir allein bei dem Gedanken daran, dass sie mir auch dies nicht erlauben werden, mein Magen schmerzhaft zusammen. Zudem merke ich, wie mir langsam, aber sicher die Tränen in die Augen steigen. Um gegen die aufsteigenden Druck anzukämpfen, beiße ich mir auf meiner Unterlippe herum. Doch nach und nach brechen bei mir alle Dämme.

Abrupt setzt sich der Blonde auf und schaut mich irritiert an.

„Kookie, was ist los?" – wird er schon leicht panisch. „Si-sie verlangen von mir, ... dass ich mein Praktikum in einem anderen Hotel mache, welches nichts mit unserem Unternehmen zu tun hat. Und das tasty temptation ist für mich auch tabu." – nehme ich all meinen Mut zusammen. „Okay!" – antwortet Jimin skeptisch. „Und wo ist dann das Problem, Schatz? In Seoul wimmelt es doch nur so vor guten und luxuriösen Hotels. Also solltest du doch schnell was finden." – sucht er sofort nach einer Lösung.

Kopfschüttelnd sehe ich den Älteren an. „I-ich wollte immer mein Praxissemester im Ausland machen. Und jetzt wollen Eomma und Appa, dass ich es auch durchziehe. Sie zwingen mich zu etwas, was ich überhaupt nicht mehr will." – versuche ich die richtigen Worte zu finden. „Du ... sollst für ein ganzes Semester weg von unserem Zuhause? Und was heißt das jetzt für uns? Weißt du schon, wo sie dich hin schicken wollen?" – überhäuft er mich auf einmal mit Fragen. „Ich gehe doch mal stark davon aus, dass sie schon einen Plan haben, wo du hin sollst, wenn sie dich in eurem eigenen Unternehmen nicht aufnehmen." – ergänzt er seine Aussage noch, weshalb ich meinen Freund entsetzt anschaue, da mir eigentlich nur die erste Frage wieder und wieder in meinem Kopf widerhallt.

„Wie, was heißt das jetzt für uns? Willst du mich jetzt etwa in den Wind schießen, wenn ich wirklich für drei Monate hier weg muss?" – kann ich meine Enttäuschung nicht verstecken. Immerhin haben wir doch vor ein paar Tagen erst begonnen unsere Hochzeit zu planen. Und jetzt wirft er mir so eine Frage an den Kopf.

„Bist du doof, Kooks?" – klettert er auf meinen Schoß und legt seine Hände auf meinen Wangen ab. „Warum soll dich bitte in den Wind schießen wollen? Du bist die Liebe meines Lebens, du kleines Dummerchen." – fängt er an zu sprechen und haucht mir einen sanften Kuss auf den Mund.

„Kookie, sagen wir es mal so, ich werde jetzt hier nicht gerade ein Rad schlagen vor Begeisterung, wenn du mich tatsächlich hier für drei Monate alleine lässt, nur weil du dein Praktikum irgendwo am Arsch der Welt machen musst. Aber es sind nur drei Monate. Und hey, wozu bin ich mein eigener Chef da kann ich ja auch hin und wieder mal eine Woche Urlaub machen. Schließlich arbeite ich ja dafür auch genug. Ach, und dann wollen wir auch mal nicht die Fluggesellschaften vergessen. Die werden an unserer Misere dann auch ihre reine Freude haben, wenn ich es vor Sehsucht nicht mehr aushalte und dir einfach hinterher fliege." – spricht er beruhigende Worte zu mir und beginnt vereinzelte Küsse auf meinem Gesicht zu verteilen.

Kichernd schiebe ich meinen Freund etwas von mir weg, um ihn richtig betrachten zu können.

„Also bist du mir nicht böse, wenn ich das Praktikum im Ausland mache?" – sehe ich den Kleineren etwas unsicher an.

Daraufhin sieht Jimin mich seufzend an.

„Eigentlich müsste ich wirklich sauer auf dich sein. Schließlich denkst du sofort daran, dass ich dich abschieße wegen einem beschissenen Auslandspraktikum." – sieht er mich schmollend an, weshalb ich mich auf der Stelle bei ihm für mein dämliches Verhalten entschuldige.

„Kooks, ich wäre dir böse, wenn du dir diese Chance entgehen lassen würdest. Schau mal, ich habe auch viel ausprobiert und hatte schon so viele Gelegenheiten meine Wünsche zu verwirklichen. Und jetzt bist du eben an der Reihe." – lenkt mein Liebster sofort ein, was mich auch gleich etwas beruhigt. Ich bin sowas von Dankbar, dass mein zukünftiger Ehemann so viel Verständnis hat.

„Dankeschön, Jiminie. Ich bin echt froh, dass ich dich zum Mann habe." – setzt ich mich richtig auf, so dass er nun Rittlings auf meinem Schoß sitzt. Auf der Stelle verschränke Jimin seine Arme in meinem Nacken. Womit er sich auch gleich näher an meinen Körper presst. „Mhm ... ich bin eben der Beste." – fängt er an zu kichern.

„Aber ich hoffe für dich, dass du das du dich daran auch noch erinnerst, wenn du ohne deinen Lieblingsmann in der Pampa versauerst."

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