Kapitel 104 | erfreuliche Nachrichten
POV | Jeongguk
„Ich liebe dich, Jeonggukie und das wird sich auch nie wieder ändern." – hauche ich meinem Liebsten einen sanften Kuss auf seine Lippen, welchen er nur zu gern erwidert.
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2,5 Jahre später
Konzentriert sitze ich an meinem Schreibtisch.
Um mich herum ein Stapel Bücher, welchen ich gerade benötige, um für meine letzte Prüfung zu lernen. Und ich sage euch, ich mache drei rote Kreuze im Kalender, wenn der ganze Lernstress endlich vorbei ist.
Im Großen und Ganzen kann ich mich zwar nicht beschweren, denn bisher verläuft mein Studium einfach sehr gut. Allerdings habe ich mit der Auswahl meiner Studiengänge auch einfach nur Glück gehabt. Zum einen habe ich mich für Betriebswirtschaft im Bereich Hotel-, Tourismus und Evetnmanagement entschieden und zum anderen belege ich Parallel dazu auch noch Hotel- und Tourismusmarketing. Damit ich meine gesamte Studienzeit vollkommen ausnutzen kann und es nicht allzu trocken wird.
Dabei hätte ich nach meiner Schule nie gedacht, dass mir diese eigentlich so todlangweiligen Themen dann doch so viel Spaß machen. So waren die letzten zweieinhalb Jahre einfach entspannt für mich, da es mir im Laufe der Zeit immer mehr bewusst wird, was ich in meinem zukünftigen Job mit meinem Wissen alles erreichen kann. Dennoch vermisse ich meine Schulzeit und somit auch das Singen und Tanzen unheimlich. Doch Jimin tut wirklich alles dafür, dass ich nicht allzu große Sehnsucht nach meiner einst liebsten Beschäftigungen verspüre.
Denn immer wieder veranstalten meine Hyungs in ihrem Restaurant Karaoke-Abende, welche auch tatsächlich sehr gut bei unseren Gästen ankommen.
Natürlich arbeite ich auch neben meinem Studium noch immer im tasty temptation.
Ich lasse mir doch die Chance nicht entgehen weiterhin meiner neuen Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Vor allem nicht, wenn ich somit viel mehr Zeit mit der Liebe meines Lebens in einem wirklich unschlagbaren Team verbringen kann. Denn die Chaoten und meine Arbeit würde mir sehr fehlen, wenn ich nicht regelmäßig Zeit in diesen so heiligen Hallen verbringen dürfte.
Außerdem ist die Arbeit im tasty temptation, neben dem Lernen eine gelungene Abwechslung. Auch wenn es die Klausurphase jedes Mal ganz schön in sich hat. Jedoch ist es wirklich auszuhalten und mit der richtigen Vorbereitung ist es sogar am Ende gar nicht mehr so schlimm. Allerdings habe ich mich aus genau diesem Grund gerade Zuhause in unserem Arbeitszimmer verbarrikadiert, damit ich in Ruhe für meine morgige Klausur lernen kann.
Erst als Jimins Auto unserer Auffahrt hinauf fährt, hebe ich meinen Blick für einen kurzen Augenblick von meinen Büchern.
Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachte ich den Älteren dabei, wie er aus seinem Wagen aussteigt. Sogleich öffnet der Ältere die Hintertür, damit Miso von der Rückbank klettern kann, um auf der Stelle unseren Vorgarten unsicher zu machen. Während unser Vierbeiner umher stromert, begibt Jimin sich an den Kofferraum und holt die Einkäufe heraus, welche er nach der Arbeit noch für uns erledigen wollte.
Mit drei großen und schwer aussehenden Tüten beladen, schließt Jimin sein Auto ab und steuert unser Haus an. Schnell eile ich meinem Liebsten zur Hilfe, damit er sich nicht weiter so verausgaben muss. Denn schließlich hat er auch den ganzen Tag in der Küche gestanden, weshalb er sich dann jetzt nicht auch noch weiter stressen muss. Dankbar lässt sich Jimin von mir zwei der Beutel abnehmen, welche ich dann in der Küche abstelle und mich auch sogleich daran mache diese auszupacken.
Wehklagend stellt mein zukünftiger Ehemann den Beutel auf dem Küchenboden ab, ehe er mir einen sanften Kuss auf die Wange gibt. „Na, wie kommst du voran? Kannst du alles, was morgen in deiner Klausur dran kommt?" – ergreift er neugierig das Wort und lehnt sich abwartend an den Küchenschrank. „Mhm, ich bin so weit mit allem fertig. Ich muss es mir morgen früh dann nur noch mal anschauen. Es sollte also passen." – antworte ich meinem Freund ehrlich und lege meine Hände auf seine Hüfte, um den Kleineren im nächsten Atemzug näher an mich zu ziehen. Wir können uns also einen schönen Abend auf der Couch machen. Jedenfalls, wenn du nichts anderes mehr vor hast?" – mache ich Jimin ein Angebot, welches er wohl nur sehr schwer ausschlagen kann. Denn so leid es mit tut dies anmerken zu müssen, aber er sieht heute einfach viel zu fertig aus, als dass wir noch großartig irgendetwas unternehmen könnten.
Mit einem müden Lächeln sieht mein Verlobter mich an. „Nichts lieber als das. Du glaubst gar nicht, was heute im Restaurant los war. Die Leute haben uns förmlich die Bude eingerannt. Ich hätte also nicht gegen einen entspannten Abend Zuhause auf der Couch einzuwenden." – lehnt er sich genießerisch an meine Brust. „Ich bin gerade sowas von durch und freue mich schon darauf, wenn wir endlich mal wieder Zeit zum Durchschnaufen haben. Du fehlst uns einfach, wenn du für deine Klausuren frei gestellt bist. Unsere neue Aushilfe ist nämlich eine echte Katastrophe." – gibt der Ältere erschöpft von sich.
Daraufhin drücke ich ihn noch fester an mich und gebe meinem Liebsten einen sanften Kuss auf die Stirn. Und ja, dass kann ich sogar bestätigen, dass die Neue echt eine Sache für sich ist. Denn ich hatte schließlich die ehrenvolle Aufgabe sie einzuarbeiten.
Schon nach der ersten Woche haben Jin und Jimin die Hoffnung aufgegeben, noch so einen kleinen Allrounder wie mich zu finden. Jedoch ist sie an dieser Aufgabe kläglich gescheitert. Nun ist sie erst einmal nur hinter der Theke, um die eingehenden Getränkebestellungen abzuarbeiten. Aber auch da benötigt sie noch viel Übung, um dem allen gerecht zu werden.
„Ab nächster Woche bin ich doch wieder da, Baby. Dann hast du auch wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben." – drücke ich ihm noch einen besänftigenden Kuss auf die Stirn, so dass er bloß noch ein wohliges Brummen von sich gibt. „Dein Wort in Gottes Ohr, Babe. Aber jetzt freue ich mich erst einmal auf unser langes Wochenende." – erinnert er mich an unseren Ausflug, worauf ich mich auch schon sehr freue.
Bevor es allerdings so weit ist, packen wir weiter unsere Einkäufe aus und lassen den Abend danach noch gemütlich ausklingen.
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Arm in Arm gehen Jimin und ich am Strand spazieren, während Miso immer wieder mit den Wellen fangen spielt. Dabei sieht der Retriever schon wieder sehr lustig aus, da er sich nach jedem Bad in den fast schon eisigen Fluten, in dem feinen Sand wie ein Schnitzel paniert.
Kopfschüttelnd beobachten wir unser Fellkind bei seiner Tat.
„Mhm, ich glaube wir müssen uns dann wohl mal wieder ins Haus schleichen, wenn Miso so weiter macht. Schließlich haben wir beim letzten Mal schon mordsmäßigen Ärger bekommen, als wir vom Strand zurück gekommen sind." – gibt Jimin mit einem breiten Grinsen von sich, da wir noch immer die Worte meiner Oma in den Ohren haben. Allerdings hat unser Vierbeiner damals ein Bad in einer riesengroßen Schlammpfütze genommen. Um ins Hotel zu kommen, mussten wir Miso zunächst einmal mit dem Gartenschlauch abwaschen, damit er nicht die komplette Einrichtung versaut.
Mein Opa hat danach gleich Regiert und hat eine echten Hunde-Spa errichten lassen. Mit einer großen Dusche und einer echten Hightech-Badewanne, die wirklich keinen Wunsch unerfüllt lässt. Und ich würde sagen, dass sich die Anschaffung echt gelohnt hat. Denn alle Hotelgäste, welche mit ihren geliebten Vierbeinern anreisen, nutzen dieses Angebot auch sehr gern, wenn sie von ihren Spaziergängen wieder kommen. Allerdings haben wir das Gefühl, dass Miso im Gegensatz zu anderen Hunden echt eine kleine Sau ist. Denn dieser sieht wirklich jedesmal nach unseren Spaziergängen von der Nasen- bis zur Schwanzspitze aus wie sonst was. Mittlerweile deponieren wir auch schon immer einen Bademantel beim Personal, da Miso während unserer Aufenthalte in Busan ein Stammgast in diesem Bereich ist.
Unbeirrt setzten Jimin und ich unseren Weg fort und reden einfach über irgendwelche Dinge, welche uns gerade so durch den Kopf gehen, ehe wir langsam, aber sicher zurück zum Hotel gehen. Schließlich ist es dann doch schon ziemlich Spät.
Während Jimin mit Miso die besagte Dusche aufsucht, leiste ich meiner Oma etwas Gesellschaft, welche gerade an dem großen Empfangstresen steht und einigen Gästen ein paar lohnenswerte Ausflugsziele erklärt. Still beobachte ich sie bei ihrer Arbeit und kann mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, da mir ihre liebevolle Art, wie sie mit den Gästen umgeht und spricht tatsächlich sehr gefällt.
„Na, wo hast du denn deinen Traummann gelassen?" – kommt sie mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu, nachdem sie die kleine Gruppe verabschiedet hat. „Chim? Der macht unseren Hund gerade wieder etwas Salonfähig. Wir waren gerade am Strand spazieren." – entgegne ich ihr einfach nur, weil sie dann bereits ganz genau weiß, was los ist. Schließlich nutzen wir aktuell jede Chance, um in Busan Zeit zu verbringen. Zum einen damit Jimin und ich Zeit mit unseren Großeltern verbringen. Zum anderen wollen wir aber auch Elin und Hwang die Möglichkeit geben ein fester Teil unseres Lebens zu sein, ohne dass sie selber ständig den langen Weg nach Seoul auf sich nehmen zu müssen.
Wir verbringen sehr gern Zeit in unserer Heimatstadt, weshalb wir die Fahrt sehr gern auf uns nehmen. Jimin und ich fühlen uns hier eben total wohl, was es uns ermöglicht, dass wir unsere kleinen Auszeiten hier immer voll und ganz genießen.
Mein Freund und ich sind nun schon seit zwei Tagen hier und nutzen den Moment, um unseren Alltag in Seoul wenigstens für ein verlängertes Wochenende hinter uns zu lassen. Jimin hat mich tatsächlich direkt nach meiner Prüfung an der Uni abgeholt, so dass wir bereits am frühen Nachmittag hier angekommen sind.
Seitdem kümmert sich meine Oma um uns, so dass es meinem Lieblingsmenschen und mir wahrlich an nichts fehlt. Auch wenn wir während unserer Aufenthalte bei meinen Großeltern oder aber auch bei Jimins Eltern wohnen könnten, so nutzen wir doch lieber unsere Suite hier im Hotel. Damit fröhnen wir unserer Privatsphäre. Und mal ehrlich unser Familien dürfen zwar alles essen aber nicht alles wissen. Jedoch besteht meine Oma darauf, dass wir jeden Tage gemeinsam zu Abend essen, denn sie sind einfach froh, wenn wir da sind, was wir auch immer sehr gerne machen, weil wir die gemeinsame Zeit auch immer genießen.
Am besten ist es immer, wenn Jimin seine Großeltern auch dabei sind.
„Wisst ihr jetzt eigentlich schon, wann ihr endlich heiraten wollt?" – fragt meine Oma von ihrer Neugierde getrieben. Allerdings sind wir bei diesem Thema noch nicht viel weiter. Deshalb tue ich diese Frage mit einem einfachen Kopfschütteln ab.
„Weißt du was? ... Ihr Zwei macht einen echt wahnsinnig. Erst kann es euch nicht schnell genug gehen mit der Verlobung und dann lass ihr euch ewig Zeit und kommt überhaupt nicht aus dem knick." – fängt sie an mich zu ermahnen. „Es heißt zwar immer: Drum prüfe was sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet! ... Allerdings müssen Jimin und du diesen Spruch ja nicht gleich so wortwörtlich nehmen und es so dermaßen übertreiben." – erhebt sie ihren Zeigefinger gegen mich.
„Halmeoni ..." – seufze ich. „Irgendwann werden Jimin und ich schon noch heiraten. Aber eigentlich wollten wir noch etwas damit warten. Jedenfalls so lange, bis ich mit meinem Studium fertig bin. Na ja, und bis ich mich dann richtig in der Firma eingearbeitet habe." – versuche ich sie etwas zu beruhigen, was allerdings nicht wirklich klappt, da unsere alten Leutchen mittlerweile echt ungeduldig werden. Sie hätten es wahrscheinlich am liebsten gesehen, wenn wir uns direkt nach meinem 18. Geburtstag das Ja-Wort gegeben hätten.
Jedoch hat das Thema Hochzeit im Moment nicht die höchste Priorität.
Wenigstens wissen Jimin und ich schon einmal, dass wir für immer zusammen gehören und den Rest unseres Lebens gemeinsam verbringen wollen. Allerdings klappt das doch auch ohne Trauschein ganz gut. Freilich wird dieser Tag kommen, an welchem wir heiraten werden. Jedoch nicht gleich heute oder morgen.
So höre ich mir mal wieder die lieb gemeinte Standpauke meiner Oma an, welche mich schon fast anfleht, dass Jimin und ich uns doch ein bisschen beeilen sollen. Denn schließlich möchte sie auf der Hochzeit ihres einzigen Enkels noch kräftig das Tanzbein schwingen. Aber vor allem möchte sie sich an diesem Tag nicht bereits die Radieschen von unten anschauen müssen. „Jetzt hör aber auf, Halmeoni. Du tust ja gerade so, als würdest du hier jeden Moment tot umfallen." – mache ich mich schon etwas lustig über ihre Art. „Sie dich doch mal an ... du bist doch so fit, dass du unter Garantie noch locker hundert Jahre lebst!" – bremse ich die Ältere etwas aus, was sie empört die Luft einziehen lässt.
„Hey, jetzt werde ja nicht frech. Sonst lege ich dich übers Knie und versohle dir mal so richtig den Hintern du frecher Bengel." – fängt sie an zu schimpfen, was mich beschwichtigend meine Hände heben lässt dabei können wir uns Beide das Lachen nicht verkneifen.
Allerdings können wir unsere Unterhaltung nicht weiter fort führen, da wir auf der Stelle in unserem Tun innehalten, als meine Eltern durch die große Drehtür kommen.
„Oh, oh. Da stimmt irgendetwas nicht." – brumme ich in meinen nicht vorhandenen Bart, als ich die Zwei genauer betrachte.
Auch meine Oma bestätigt mein flaues Gefühl, als sie ihren Sohn und ihre Schwiegertochter erblickt. „Ach du meine Güte. So fertig habe ich deine Eltern aber schon lange nicht mehr gesehen." – ist sie total fassungslos über das plötzliche Auftauchen meiner Eltern.
Auf der Stelle überlege ich, was ich schon wieder angestellt haben könnte, weshalb sie hier gleich so mir nichts dir nichts auf der Matte stehen. Denn wenn mich nicht alles täuscht, haben sie in der Firma gerade alle Hände voll zu tun. Doch bei genauerem hinsehen muss ich wirklich sagen, dass sie schon so aussehen, als wären sie völlig durch den Wind.
Auf der Stelle laufe ich ihnen entgegen, um sie zu begrüßen.
„Na, was hat euch den hier her verschlagen? Ist irgendetwas passiert? Oder habe ich mal wieder irgendetwas angestellt?" – bin ich etwas verunsichert, da mir ihr plötzliches Erscheinen schon etwas Angst macht. Allerdings sieht meine Mom mich auf einmal mit so einem liebevollen Blick an, dass ich auf der Stelle dahinschmelzen könnte. „Kookie, mein Schatz. Uns war einfach mal danach, für ein paar Tage nach Busan zu kommen. Oder dürfen wir jetzt nicht mehr herkommen, wenn du mal wieder mit unserem Lieblingsschwiegersohn hier untertauchst?" – kontert sie sofort mit einem neckischen Grinsen.
„Ihr seid doof. Natürlich dürft ihr auch hier her kommen. Es ist ja schließlich auch euer Hotel." – gebe ich sofort klein bei. „Nur siehst du gerade echt beschissen aus. Und Appa macht auch nicht gerade einen fitten Eindruck. Seid ihr auf der Flucht?" – bin ich ehrlich, da es schon sehr komisch ist, dass sie ohne Vorankündigung hier her kommen. „Vielen Dank für die nette Begrüßung, Kooks. Du weißt echt, wie man Menschen aufbaut. Und nein, wir sind nicht auf der Flucht. Eomma und ich wollten einfach nur mal wieder etwas Zeit mit euch verbringen. Oder ist das jetzt verboten?" – kommt es gleich ziemlich sarkastisch von meinem Dad.
„Quatsch ... immerhin ist das hier ja ein freies Land. Allerdings versucht man einmal vor euch Ruhe zu haben, dann steht ihr hier gleich bei der erst besten Gelegenheit auf der Matte." – kann ich mir einen gespielt genervten Seitenhieb nicht verkneifen. Allerdings umarme ich meine Eltern auch schon im nächsten Augenblick, da ich mich echt freue, dass sie sich doch mal etwas Zeit nehmen konnten, mal wieder einen Abstecher nach Busan zu machen. „Schön, dass ihr da seid, Eomma und Appa. Allerdings solltet ihr euch wohl erst einmal etwas ausruhen. Ihr seht ziemlich fertig aus. Vor allem du Eomma, nicht dass du krank wirst." – gebe ich meiner Mom einen kleinen Kuss auf die Wange, was sie auf der Stelle zum Lächeln bringt.
Nach einem kurzen Plausch mit meiner Oma gehen meine Eltern auch erst einmal auf ihr Zimmer, um sich ein wenig frisch zu machen.
Mittlerweile haben Jimin und ich es uns im Wintergarten des Restaurants bequem gemacht, ehe auf einmal mein Appa bei uns am Tisch auftaucht. „Darf ich mich etwas zu euch setzten, Jungs?" – macht der Ältere auf sich aufmerksam, weshalb mein Freund und ich auf der Stelle zu ihm Aufsehen.
Schnell räumt Jimin unsere Jacken beiseite, um seinem zukünftigen Schwiegervater diesen Platz anzubieten. „Kommt Eomma auch noch?" – frage ich ihn, denn sonst müssen wir dann noch einen weiteren Sessel an den Tisch holen. „Nein, deine Mutter hat sich kurz hingelegt. Aber zum Abendessen ist sie wieder fit." – klärt er mich auf.
Wegen seiner Worte breitet sich sofort dieses mulmige Gefühl wieder in mir aus, da ich es von meiner Eomma echt nicht gewohnt bin, sie so kaputt und fertig zu sehen. Sonst ist sie eigentlich immer total fit und fast schon quirlig. Und auch Jimin scheint über die Aussage meines Vaters sehr besorgt zu sein. „Alles okay mit Ae-ri?" – fragt er sogleich, da uns in den letzten Wochen schon des Öfteren aufgefallen ist, dass meine Mom ruhiger geworden ist. Hinzu kommt auch noch, dass sie in letzter Zeit immer sehr blass und abgeschlagen aussieht. Was aber wahrscheinlich auch an dem ganzen Stress in der Firma liegt. Denn so viel ich weiß, haben meine Eltern gerade ein paar große Projekte am laufen, was bedeutet, dass sie sehr viel unterwegs sind und von einem Termin zum anderen hetzen. Es wird also Zeit, dass sie langsam mal wieder etwas mehr Zeit zum Durchschnaufen bekommt.
„Oh, ja klar. Ae-ri geht es so weit ganz gut. Sie fühlt sich im Moment nur etwas ausgelaugt. Aber mit ganz viel Ruhe ist bald wieder alles gut. Also macht euch bitte keine Sorgen." – versucht er uns zu beruhigen. „Ist etwas mit Eomma? Es muss doch einen Grund geben, warum sie gerade etwas schlapp ist. Denn irgendwie glaube ich es dir nicht so recht, dass alles in Ordnung ist. Wenn nämlich alles gut wäre, dann wärt ihr nicht extra hier her gekommen." – bin ich skeptisch, da ich ganz genau weiß, was sie im Moment alles um die Ohren haben.
Seufzend lehnt mein Appa sich in seinem Sessel zurück. „Mensch Kookie, jetzt sei doch nicht gleich wieder so neugierig. Eomma geht es gut. Wir wollten einfach nur mal wieder in aller Ruhe mit euch Zeit verbringen. Und am besten fangen wir dann gleich mit einem gemeinsamen Abendessen an. Eomma und ich wollen mit dir und Jimin etwas besprechen." – gibt mein Dad uns eine Anweisung für unsere Abendplanung. Nur gut, dass wir uns bisher noch nichts vorgenommen haben, denn sonst hätten wir gleich wieder alles über den Haufen werfen können, nur weil meine Eltern eben mal ganz Spontan hier auftauchen.
Somit müssen wir der Einladung wohl Folge leisten.
Allerdings finde ich es überhaupt nicht schlimm, da ich nach wie vor sehr gerne Zeit mit meiner Familie verbringe. Genauso ergeht es mir auch mit Jimins Familie. Und natürlich bin ich jetzt einfach nur noch gespannt, was es so Wichtiges zu bereden gibt, dass sie extra nach Busan kommen. Denn schließlich wären wir doch am Sonntagabend eh wieder in Seoul gewesen.
Aber wahrscheinlich ist es wieder irgendetwas mit der Firma. Denn schließlich steht mein Praxissemester kurz bevor, da wollen sie bestimmt mit mir über die grobe Planung sprechen – denke ich mir hoffnungsvoll.
Schnell trinkt mein Appa seinen Kaffee aus, ehe er sich auch schon wieder von seinem Platz erhebt. „Seid dann einfach um 19:00 Uhr fertig. Eomma und ich holen euch dann zum Abendessen ab." – lässt er uns wieder allein. Zweifelnd sehe ich meinem Dad noch hinterher. „Irgendwie werde ich dieses dumme Gefühl nicht los, dass bei meinen Eltern irgendetwas im Busch ist." – sehe ich Jimin schließlich mit einem ängstlichen Blick an.
„Irgendwie ist es schon komische, dass sie auf einmal hier auftauchen. Aber wir werden es heute Abend erfahren, weshalb sie her gekommen sind. Und wir Zwei gehen jetzt auf unser Zimmer und kuscheln noch ein wenig miteinander." – beugt sich der Ältere zu mir herüber und säuselt mir die letzten Worte ins Ohr. Dabei streicht er mir mit seinen Fingerspitzen sachte über meinen Unterarm. Mit seiner Tat löst Jimin auf der Stelle einen wohligen Schauer auf meiner Haut aus.
Ohne weitere Zeit zu verlieren, stehe ich von meinem Platz auf und ziehe den kleineren auf die Beine, damit er mir folgen kann. Schließlich ziehe ich ihn hinter mir her, um auf den schnellsten Weg in unseren privaten Bereich zu kommen. Letzten Endes kann ich diesem verlockendem Angebot einfach nicht widerstehen. Ich bin eben auch nur ein, über bis beide Ohren verliebter, junger Mann.
Um Punkt 19:00 Uhr klopft es an unserer Zimmertür.
Und zum Glück sind wir gerade noch rechtzeitig fertig geworden. Denn irgendwie haben Jimin und ich uns dann doch noch etwas zu sehr gehen lassen, so dass wir die Zeit etwas aus den Augen verloren haben. Auch wenn wir jetzt schon fast vier Jahres zusammen sind, so fällt es uns nach wie vor schwer die Finger voneinander zulassen. Wir sind halt noch immer verrückt nacheinander, so als wären wir gerade frisch verliebt.
Schnell mache ich die Tür auf, damit meine Eltern nicht ewig um Flur stehen müssen, während mein Traummann und ich uns noch schnell unsere Jacken anziehen.
Allerdings werden sie vor Freude von Miso umgerannt, weshalb es dann doch noch ganz schön Chaotisch wird. Aber so ist es nun mal, wenn man bedingungslos in das Rudel unseres Vierbeiners aufgenommen wurde. Dann gehört eben auch eine überschwängliche Begrüßung dazu.
Miso hat sich im Laufe der Zeit so sehr an meine Eltern gewöhnt, dass er sich jedes Mal wie ein Schnitzel freut, wenn er sie sieht. Aber sie sind auch irgendwie selber schuld, denn schließlich haben sie auch alles dafür getan, um ihren Fellenkel nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen. Und das merkt er sich eben und ist dann ganz besonders aufdringlich, um das ein oder andere Extraleckerlie abzustauben.
Zuhause ist es auch schon hin und wieder einmal vorgekommen, dass der Retriever einfach ausbüchst, um dann auf einmal bei meinen Eltern auf der Couch rumzukullern oder irgendetwas zu Futtern zu stibitzen. Gerade an warmen Tagen, wenn wir die Tür zu unserer Terrasse offen stehen haben, dann wittert er seine Chance, um auf große Erkundungstour zu gehen. Mittlerweile haben wir unser komplettes Grundstück einzäunen lassen, damit Miso nicht immer alleine durch das gesamte Wohngebiet stromert. Wir wollen ja schließlich nicht, dass unserem Hund auf seinen Streifzügen irgendetwas passiert.
Es ist ja auch nicht jeder hocherfreut, wenn auf einmal ein fremder Hund im Haus liegt. Aus diesem Grund haben Jimin und ich uns dazu entschieden, einen sicheren Zaun errichten zu lassen. Denn auch für mich ist mittlerweile ganz klar, dass ein Leben ohne Hund einfach nicht mehr denkbar ist. Vor allem nicht ohne unseren kleinen Amor, welcher uns mit seinen Aktionen schließlich aufeinander aufmerksam gemacht hat. Somit ist unser neuer Zaun eine sehr gute Investition in unsere gemeinsame Zukunft.
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum Restaurant.
Da meine Eltern einen Tisch außerhalb von unserem Hotel reserviert haben, fahren wir mit ihrem Auto. Während sie sich über irgendeines ihrer Meetings unterhalten, streicht Jimin mir immer wieder sanft mit seinem Daumen über einen Handrücken.
Eine Geste, welche ich immer wieder aufs Neue zutiefst genieße. Denn damit vermittelt mein Freund mir immer dieses behagliche und beruhigende Gefühl an Sicherheit und Geborgenheit. Und so wie es aktuell zwischen uns läuft, muss ich sogar zugeben, dass mein zukünftiger Ehemann in unserer Beziehung gerade mal wieder die Oberhand gewonnen hat. Was mich aber auch nicht im Geringsten. Denn hin und wieder finde ich es sogar sehr angenehm, wenn ich etwas von meiner Verantwortung abgeben kann.
Nichtsdestotrotz weiß ich aber ganz genau, dass auch Jimin ab und zu mal ganz froh darüber ist, wenn er die Zügel aus der Hand geben kann und somit gleichen wir uns eben immer wieder aus
Wir sind eben wie Yin und Yang.
Nach guten 20 Minuten Fahrt kommen wir an einem exklusiven Restaurant an.
Da es sich um ein Steakhouse handelt, bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Appa diese Location ausgesucht hat. Auch meine Eomma sieht erst das Gebäude an, um sich gleich darauf an ihren Mann zu richten.
„Das war ja sowas von klar, dass du dieses Restaurant aussuchst, Schatz!" – schüttelt meine Mom mit einem leichten Schmunzeln den Kopf. Daraufhin sieht er meine Mutter mit so einem liebevollen Blick an. „Für euch eben nur das Beste, mein Liebling." – haucht mein Dad seiner Frau einen sanften Kuss auf die Lippen und anschließend noch einen auf die Stirn.
Es ist so schön mit anzusehen, wie meine Eltern miteinander umgehen.
So innig und vertraut, aber dennoch wirken sie noch immer so als wären sie bis über beide Ohren ineinander verliebt. Dabei keimt in mir die Hoffnung auf, dass Jimin und ich später auch noch so Liebevoll miteinander umgehen. Wobei wir da bereits auf dem richtigen Weg sind.
„Na los Jungs, schwingt die Hufe. Ich sterbe gleich vor Hunger!" – treibt meine Mom uns an, weshalb Jimin und ich ihr kichernd in das Restaurant folgen. Direkt am Eingang steht ein großes Känguru aus dessen Beutel ein Junges schaut. Natürlich zieht dieses Tier sofort unser volle Aufmerksamkeit auf sich, da ich für meinen Teil, diese Tiere einfach immer total toll finde. Und auch mein Freund bestaunt das doch relativ große Tier. Allerdings werden wir von meiner Eomma direkt weiter gezogen.
„Los weiter, Jungs ... dieses Viech könnt ihr später noch genug anstarren." – ist sie wirklich ziemlich ungeduldig.
Ohne weiter zu diskutieren, lassen wir uns von ihr mit ziehen. Denn mit ihr ist wirklich nicht zu Spaßen, wenn sie richtig ausgehungert ist. Und Jimin und mir ist in den letzten Wochen schon öfter aufgefallen, dass sie sehr unausgeglichen ist und eigentlich immer nur am Essen ist. Dabei scheint es ihr sogar völlig egal zu sein, was sie da in sich hineinstopft. Wo sie doch sonst immer so auf ihre Ernährung geachtet hat.
Allerdings hat doch jeder mal diese Zeit, wo man alles durcheinander futtern kann, ohne dass man ständig darauf bedacht ist, dass es möglichst gesund ist. Und dass ein oder andere Kilo mehr, schadet ihr auf alle Fälle nicht, sonst würde sie ja nicht so ein ungebändigtes Strahlen in sich tragen.
Letztlich werden wir von einer Kellnerin an unseren Tisch gebracht und ehe wir uns versehen, stehen auch schon unsere ausgewählten Gerichte vor uns. Bei dem Anblick des frisch gegrillten Fleisches. Und den leckeren Beilagen, läuft mir beinahe das Wasser im Mund zusammen. Somit machen wir uns gleich über das Essen her, was wiedererwartend auch auch echt lecker ist.
Immer wieder stibitzt Jimin etwas von meinen Pommes, während er sein eigenes Essen wie ein Schießhund im Auge behält, damit ich ja nicht den Hauch einer Chance habe etwas von seinem Grillgemüse zu erhaschen.
Jammernd ergebe ich mich dem Älteren, welcher dann doch noch ein Einsehen mit mir hat und mir schließlich ein Stück von seinem Gemüse abgibt.
Meine Eltern beobachten uns währenddessen mit einem leichten Schmunzeln. „Ihr Zwei seid echt unmöglich." – schüttelt mein Appa den Kopf über unser Verhalten. „Eigentlich haben wir ja gedacht, dass sich diese kitschige Phase irgendwann einmal gibt. Aber so wie es aussieht, werdet ihr da wohl nie rauskommen. Ihr seid sowas von eklig süß, dass man bei eurem Anblick fast schon kotzen möchte." – fängt er an zu lachen, weshalb Jimin und ich uns einfach nur noch ansehen und kichern.
„Das musst ausgerechnet du sagen. Ae-ri und du ihr seid doch selber der Inbegriff einer Kitschbeziehung. Ihr könnt nie die Finger voneinander lassen. Und dann sagt ihr, dass wir schlimm sind. Dabei seid ihr doch unsere Vorbilder. Denn ich möchte meinen Kookie nach so vielen Jahren auch noch mit genau dem gleichen Blick anschauen, wie du es bei Ae-ri tust. Aber vor allem wünsche ich mir, dass Jeonggukie diesen dann auch noch immer mit demselben verstohlenen Lächeln und diesem einzigartigen Funkeln in seinen wunderschönen Augen erwidert. Denn dann weiß ich nämlich, dass ich alles richtig gemacht habe." – fängt mein Liebster an zu schwärmen, was sofort mein Herz erwärmt.
„Ahw, ich liebe dich so sehr, Jiminie." – hauche ich ihm einen kurzen Kuss auf seine unsagbar weichen Lippen.
„Ich liebe dich auch, mein Kookielein!" – entgegnet mir der Ältere sofort, was uns mal wieder nur jede Menge, aber dennoch liebevoll gemeinte, Seitenhiebe einhandelt. Doch im gleichen Atemzug nimmt mein Dad meine Eomma in den Arm und haucht ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
Ja, ja ... aber wir sind hier die Schlimmen – denke ich mir schmunzelnd.
Während wir uns dann unserem Nachtisch widmen, fällt mir gerade wieder ein, dass die Zwei ja noch irgendetwas mit uns bereden wollten. Aus diesem Grund durchbreche ich die angenehme Stille irgendwann.
„Was wolltet ihr denn eigentlich mit uns besprechen?" – frage ich neugierig, als ich Jimin ein Stückchen von seinen Strawberry-Cheese-Cake mopse. Räuspernd legt mein Appa die kleine Kuchengabel auf seinem Teller ab, ehe er sofort nach der Hand meiner Eomma greift, um diese leicht zu drücken.
Aufmunternd sieht meine Mom ihren Mann an, so als müsste sie ihm für die folgenden Worte Mut machen, was mich schon wieder leicht in Alarmbereitschaft versetzt.
„A-also ... wie soll ich bloß anfangen ..." streicht er sich nervös seine Haare aus dem Gesicht. „Wi-wie soll ich es sagen ... aber Eomma wird in der kommenden Zeit in der Firma kürzer treten. Aus diesem Grund sind wir auch heute nach Busan gekommen. Da wir noch einiges mit deinem Opa klären müssen." – fängt er an zu erzählen. Darauf hin merke ich, wie die pure Angst langsam, aber sicher in meinem Körper aufsteigt. Denn so wie es aussieht, kann diese plötzliche Auszeit von meiner Eomma ja nichts Gutes heißen.
„E-eomma, bi-bist du krank?" – frage ich sie direkt, wobei man meine aufkeimende Unsicherheit deutlich in meiner Stimme vernehmen kann. „Kookie-Schatz, wie kommst du denn darauf?" – sieht sie mich schockiert an.
„Na ja. Du bist schon die ganzen letzten Wochen so blass und dann auch noch so schlapp und ausgelaugt. Dann sagt Appa auf einmal, dass du dich in der kommenden Zeit viel ausruhen sollst und jetzt auch noch die plötzliche Auszeit in der Firma." – platzt es vor lauter Sorge aus mir heraus. Dabei spiele ich nervös mit Jimins Fingern.
Daraufhin steht meine Mom direkt von ihrem Platz auf und kommt auf mich zu gelaufen.
„Kookie ..." – schließt sie mich in ihre Arme und lullt mich somit mir der mir so vertrauten Nähe ein. „... das ist doch so ein Quatsch. Ich bin doch nicht krank." – versucht sie mich mit ihren Worten zu beruhigen.
„Aber Appa hat recht, Kookie. Ich sollte mich in den nächsten Monaten trotzdem etwas zurück nehmen." – sieht Eomma mich eindringlich an, als sie sich schließlich wieder von mir löst. Aus diesem Grund sehe ich meine Mutter mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Na los, Ae-ri." – ermutigt mein Dad seine große Liebe, als sie sich wieder auf ihren Platz nieder lässt. Und der Blick, welchen sie nach seinen Worten austauschen, jagt mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Was bitte müssen sie uns so wichtiges sagen, was ihnen so schwer fällt.
„Los, jetzt rückt schon endlich mit der Sprache raus, Eomma und Appa. So schlimm wird es schon nicht sein. Schließlich könnt ihr mich ja nicht mehr Zuhause rauswerfen, denn ich wohne ja schon in meinem eigenen Haus." – versuche ich die Situation etwas aufzulockern, weshalb Jimin mir mit einem schelmischen Grinsen in die Seite knufft.
„Kookie ..." – ergreift meine Mom nun endlich wieder das Wort.
„:.. Appa und ich bekommen ein Baby." – sieht sich mich unsicher an, als die Neuigkeiten ihren Mund verlassen haben an.
„Was? Aber wie?" – frage ich sie irritiert, da ihre Worte einige Zeit brauchen, bis sie endlich in meinem Kopf Sinn ergeben.
„Du bi-bist schwanger?" – frage ich sie dann noch einmal, um Gewissheit zu bekommen. „Wirklich?"
„Ja, Kookie ... ich bin schwanger. Appa und ich bekommen noch ein Baby und du bist dann also ein großer Bruder. So, wie du es dir immer gewünscht hast." – versucht sie sich sofort zurechtfertigen. Und mit dieser Aussage hat sie mich dann auch endlich gepackt, denn ich habe mir schon immer ein Geschwisterchen gewünscht. Auch, wenn ich dies gern schon viel eher erlebt hätte.
„Oh mein Gott! Ich verarscht mich doch? Oder?" – frage ich meine Eltern, welche mich auf Grund meiner Worte etwas unsicher anschauen.
„Ihr seid doch echt unglaublich. Da lässt man euch einmal kurz aus den Augen, da eskaliert auf einmal alles." – bekomme ich mich gar nicht mehr ein. „Aber wisst ihr was? Ich freue mich für euch und ich verspreche euch, dass ich der beste große Bruder werde, den die Welt je gesehen hat." – springe ich auf, von meiner Freude geleitet und falle meinen Eltern mit Tränen in den Augen um den Hals.
„Chim, hast du gehört? Ich werde ein großer Bruder!" – platzt es vor Stolz aus mir heraus und ich kann die aufkommenden Tränen nicht weiter zurück halten. Ich habe ja mit allem gerechnet. Aber nicht damit, dass meine Eltern noch einmal ein Kind bekommen. Denn irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass sie einfach kein weiteres Kind wollten. Doch vielleicht täusche ich mich hierbei auch.
Denn so richtig war dies nie ein Thema, was wir offen besprochen haben.
Freilich habe ich schon öfter davon geredet, dass ich es total toll finden würde, wenn ich noch einen Bruder oder eine Schwester hätte. Gerade in den Momenten, als meine Freunde im Kindergarten oder in der Schule von ihren Geschwistern erzählt haben. Da habe ich auch immer gesagt, dass es schön wäre, wenn ich auch nicht mehr alleine wäre.
Aber meine Eltern haben dies immer mit einem schmunzeln abgetan, schließlich haben sie in der Firma immer alle Hände voll zu tun gehabt. Oft hatten sie mir gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil sie beruflich sehr viel unterwegs waren und ich deswegen zum Teil auch von meiner Oma betreut wurde.
Doch jetzt, wo sie endlich alle Karten auf den Tisch gelegt haben, wirken sie in ihrer Entscheidung für ein weiteres Kind völlig abgeklärt und glücklich. Ein Grund, weshalb ich diesen Entschluss auch nie in Frage stellen werde.
Ich bin mittlerweile ja auch erwachsen und führe bereits mein eigenes Leben mit dem Mann den ich über alles Liebe. Also warum sollten sie dann nicht noch ein Kind bekommen? Sie sind Beide ja auch noch in einem Alter, wo die Familienplanung durchaus noch eine Rolle spielt. Jetzt können sie die ganze Situation auch ganz anders wahrnehmen als damals, wo ich unterwegs war.
Heute stehen sie mit beiden Beinen im Leben und werden wahrscheinlich das ganze Drumherum auch viel entspannter wahr nehmen.
Dazu bin ich auch nicht in der Position ihnen in ihr Leben reinzureden.
Ich bin ihr Sohn und ich werde diese Entscheidung, welche sie für unsere Familie getroffen haben, ohne irgendwelche Diskussionen hin nehmen und ich werde sie unterstützen. Egal was kommt. Denn für mich erfüllt sich mit diesem Kind ein Wunsch. Auch wenn ich bereits selber eine eigene Familie haben könnte, so bin ich Glücklich darüber, dass ich dann nicht mehr alleine bin – als Einzelkind.
„Es kommt zwar alles ein wenig unerwartet. Aber ich freue mich für euch, dass ihr noch ein Baby bekommt. Ich für meinen Teil bin für euch da und werde euch so gut es geht unterstützen. Selbst wenn ihr mal einen Babysitter braucht, dann passen Jimin und ich liebend gern auf das Baby auf." – spreche ich meine Gedanken laut aus, denn ich denke, dass ich meinen Eltern im Moment so am meisten behilflich sein kann.
Auch Jimin ist auf Grund der Neuigkeiten völlig aus den Häuschen, weshalb er meinen Eltern auch mit einem ehrlichen Lächeln zum bevorstehenden Nachwuchs gratuliert.
Damit hätte wohl keiner gerechnet. Meine Eomma bekommt ein Baby. Ich werde ein richtiger großer Bruder – freue ich mich.
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