Kapitel 17
TW: MORD
Chans Magen knurrte. Er musste wieder auf Jagd gehen. Der Ghoul machte sich auf den Weg zu der Gegend, wo er den letzten Jungen gefressen hatte. Dieses Mal waren seine Chancen nicht sehr gut auf Beute. Die Eltern des Jungen, der noch übrig war, ließen ihren kleinen Schützling nicht mehr alleine aus dem Haus. Chan hatte drei Möglichkeiten: Er konnte entweder in das Haus des Jungens einbrechen und ihn dort töten oder er würde woanders in Gwangju suchen oder er floh in eine andere Stadt. Die letzte Option wollte er nicht, denn das bedeutet, er musste Hyunjin zurücklassen und er war nach wie vor ein Zeuge. Jetzt wo er sich erkenntlich gemacht hatte, wusste Hyunjin genau wie er aussah. Eine dumme Entwicklung in Chans Ghoulleben, der immer sorgsam darauf geachtet hatte, sein Gesicht nicht sehen zu lassen oder nur dann sich erkenntlich zu zeigen, wenn er jemand tötete. Bei Hyunjin war es wohl anders. Die Gefahr geschnappt zu werden war also jetzt deutlich größer.
Der Ghoul huschte zu dem Haus, in dem der andere Junge schlief. Er erkannte seinen lieblichen Geruch noch von ein paar Tagen zuvor. Chan hatte sich dazu entschieden, den Jungen in seinem Zimmer zu töten. Zwar würde überall sein Blut kleben, aber das war ihm egal. Er hatte Hunger. Chan lief zur Haustür und knackte sie auf, bevor er in den warmen Flur rein lief. Die Kälte von draußen fiel wie ein Mantel von ihm ab. Er schnüffelte die Luft und huschte zum Zimmer des Jungens. Dort angekommen, öffnete er die Tür. Noch bevor der Junge wirklich wach war, beförderte Chan ihn schon ins Jenseits und labte sich an seinem herrlich, warmen Fleisch. Für einen Moment schwelgte Chan auf Wolken und er schloss die Augen, weil ihm das Fleisch so gut schmeckte. Dann war er bereits aus dem Haus gerannt und auf den Weg in sein Versteck. Er versteckte so gut es ging sein blutüberströmtes Gesicht, in den er den Blick stets gesenkt hielt und die blonden Haare so strich, dass es viel von ihm verdeckte. In seinem Versteck angelangt, wusch er sich und stieg in das Bett des Jungens, wo er wieder seiner Lieblingsmusik lauschte. Er würde sehr früh am Morgen Hyunjin besuchen.
Der Himmel war noch nicht ganz hell, als Chan aufstand. Weil er immer auf der Flucht war, schlief er nicht sehr viel. Er zog sich etwas anderes von dem Schrank des Vaters an und schloss die Tür hinter sich. Wie immer lief er gebückt und unscheinbar über die Straßen Gwangjus, um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu lenken. Dieses Mal würde er bei Hyunjin klingeln. Es würde zu viel auffallen, wenn er so früh am Morgen einbrach. Chan hatte schon Menschen an ihn vorbei laufen sehen, die sich auf den Weg zur Arbeit machten oder mit ihrem Hund Gassi gingen. "Ja?", drang Hyunjins Stimme aus der Gegensprechanlange. „Mach dir Tür auf", sagte Chan. Wenig später surrte die Tür und Chan konnte in das Treppenhaus eintreten. Hyunjin hatte die Tür leicht geöffnet und versteckte sich in der Küche. Er hatte sich bis jetzt nicht getraut die Polizei oder Minho über Cannibal zu erzählen. Zu viel Angst hatte er vor ihm. Chan trat in die Wohnung. „Hyunjin?", rief er, erhielt aber keine Antwort. Das erste Zimmer in dem Chan nach dem jungen Mann suchte, war sein Schlafzimmer. Es war leer.
„Wo bist du?", fragte Chan. Um keinen Preis erzählte Hyunjin, wo er sich befand. Cannibal würde ihn sicher früher oder später finden. Wenn er den Stuhl des Küchentisches zur Seite schob, unter dem Hyunjin sich versteckte. Hyunjin hörte, wie der Serienmörder von Tür zu Tür lief, um ihn zu suchen. Er machte sich so klein wie möglich, bis er die Küchenwand schmerzhaft an seinen Rücken spürte, die Arme um seine Knie umschlungen. „Willst du jetzt wirklich Verstecken spielen? Komm raus, Hyunjin? Ich habe mir überlegt, dich noch ein Tag leben zu lassen." Cannibal trat in die Küche. Hyunjin versuchte so leise wie möglich zu atmen. Es brachte nichts, denn Cannibal stand direkt vor ihm. Zuerst sah Hyunjin nur die Beine, die nur ein paar Zentimeter vor ihm entfernt waren, dann diese grässlichen roten Augen, als Chan sich zu ihm runterbeugte und den Stuhl wegbewegte. „Da bist du also."
„Bitte tu mir nichts, ich hab die Polizei nicht angerufen, so wie du wolltest, aber bitte töte mich nicht", flehte Hyunjin wieder. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich dich heute nicht töten werde. Wie wäre es....wenn wir einfach....nur ein bisschen reden können?" Der Wunsch des Serienmörders machte Hyunjin noch mehr Angst. Sicherlich wollte dieser schaurige junge Mann ihm erzählen, wie er ihn tötete und von seinem schmackhaften Fleisch erzählen, welches er sicher zu sich nahm, sobald er gestorben war. Nur passte das nicht so ganz rein. Cannibal hatte bis jetzt nur kleine Kinder gegessen. Er könnte aber hier eine Ausnahme machen.
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