Mitternacht - die Glocken des alten Turmes, die man dank der offenen Fenster selbst noch in der Wohnung hörte, bestätigten es. Die Gardinen, die nach mehreren Stunden Party nun völlig abgenutzt aussahen, da einiges darauf gelandet war, trugen zu einer Gruselstimmung bei, wie sie im Buche stand. ,,Es ist Mitternacht. Ich würde sagen, wir fangen an.'' Sagte Yasmin. Sie war die Gastgeberin der heutigen Party der Studententruppe. ,,Puh, muss das Fenster eigentlich die ganze Zeit auf sein?'' Beschwerte sich Jason, der sich inzwischen Yasmins Decke vom Bett zu ihm auf den Boden gezerrt hatte. ,,Das ist seit Stunden auf. Ich erfriere hier noch. Reicht jetzt.'' ,,Stell dich nicht so an du Spaßverderber.'' Entgegnete Liam, der gelangweilt an einer Flasche nippte. ,,Ich dachte, wir machen jetzt was cooles.'' ,,Das machen wir auch. Klappe jetzt.'' Entgegnete Yasmin forsch und setzte sich als letztes in den Kreis auf den Boden.
Sie band sich ein schwarzes Tuch, auf dem vorne ein weißes Auge abgebildet war, um die Stirn und öffnete einen Lederkoffer. ,,Was soll das werden?'' Lachte Jeremy, der noch nie besonders viel von solchen Spielchen gehalten hatte. ,,Wir beschwören Geister. Hier, zieh an. Hab leider nur zwei auftreiben können.'' Yasmin hielt Jeremy ein zweites Band hin, welches wie das aussah, was sie sich umgebunden hatte. Nur die Farben waren umgedreht. ,,Guckt mal Leute, ich bin ein Indianer!'' brüllte Jeremy durch das Zimmer um zu verdeutlichen, dass das alles, wenn es nach ihm ging, Schwachsinn war. ,,Wo hast'n du das her?'' Fragte Liam, nachdem Yasmin eine braune Holzplatte, etwa in der Größe eines gewöhnlichen Monopolyspiels, in die Mitte des Kreises gelegt hatte. ,,Ebay.'' Antwortete diese knapp. ,,War das einzige, das ich gefunden habe. Damit soll man laut dem Verkäufer den Teufel beschwören können.''
,,Na gut und wie soll das jetzt gehen?'' Fragte Jeremy, der langsam Kopfschmerzen von dem Band bekam, das eher auf kleine Kinder zugeschnitten war. Yasmin stellte ein paar Kerzen auf, zückte ihr Handy und las etwas unbeholfen ein paar Sätze auf einer wohl erfundenen Sprache vor. ,,Wahrscheinlich hat der Typ, der ihr das verkauft hat nochmal Extramäuse für diese Spezialsprache verlangt.'' Murmelte Jason. ,,Pssst! So Jeremy, jetzt bist du dran. Um den Teufel nun endgültig zu beschwören, muss noch ein Satz auf Griechisch gesagt werden. ,,Warum Griechisch? Ist doch lächerlich.'' ,,Ich weiß nicht. Aber du bist der einzige, der Griechisch gelernt hat. Also bitte.'' Ungeduldig hielt sie ihm ihr Handy hin und er sprach den Satz. Ihr schien wohl was an dem Quatsch zu liegen. Auch, wenn das alles laut ihm die dümmste Geisterbeschwörung war, die er je gesehen hatte.
Kurz nachdem der letzte Satz gesprochen worden war folgte ein so großer Windstoß durch das offene Fenster, dass sie alle zugeben mussten, sich für einen Moment erschrocken zu haben. Jason nutzte die Gelegenheit und schloss die Fenster. Aber es war ja nur der Wind. ,,Siehst du? Totaler Mist.'' Sagte Jeremy, während Yasmin noch damit beschäftigt war, an der komischen Holz-Geister-Drehplatte rumzudrehen. Doch plötzlich - keiner hatte sich irgendwie bewegt - waren die drei Kerzen, die Yasmin rund um die Holzplatte verteilt hatte, ausgegangen. Verlegen guckten sie sich an und sagten nichts da sie wussten, dass keiner von ihnen an die Kerzen gekommen war und dafür gesorgt hatte, dass nur noch das schwache Deckenlicht von Yasmins antiken Deckenlampe den Raum erhellte. ,,Aua! Mensch lass das doch mal sein!'' Rief Jeremy und hielt seine Hand an seinen Nacken, wo ihn anscheinend etwas getroffen hatte und unterbrach so die Stille. ,,Fauch mich nicht so an.'' Sagte Yasmin schulterzuckend, nachdem sie von Jeremy mit einem beinahe-Todesblick durchleuchtet worden war. ,,Ich habe dich nicht geschlagen. Warum auch?''
Jeremy drehte sich um. ,,Lag der alte Wälzer eben schon da?'' Er hielt ihn nach oben, so dass ihn alle sehen konnten. ,,Das ist nicht von mir.'' Entgegnete Yasmin mehr als nur verwirrt. Ihr lachen war aus ihrem Gesicht verschwunden. Nun guckte er sich das Buch selber an. ,,Tartaros - Das Todesspiel'' las er vor. Dann drehte er das dicke Buch um da er hoffte, die Buchbeschreibung würde etwas Klarheit bringen. ,,Spiel mit mir.''
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