Der Eichenstab
"Tarina." Die Stimme klang, als ob sie weit weg wäre. "Isa?" Diesmal war es schon näher. Blinzelnd öffnete Tarina die Augen und sah ihren Bruder Kerten, der neben ihr kniete
Tarinas Vorfahren waren einst wohl mächtige Leute gewesen, denn sie hatten eine eigene Sprache entwickelt, die sie Lagamuh genannt hatten. Zwar konnte heute keiner mehr fließend Lagamuh, aber es reichte um sich zu verständigen, wenn keiner zuhören sollte und für einzelne Wortbrocken. Außerdem hatte jeder in Tarinas Familie einen Namen auf Lagamuh, selbst ihre Mutter, die aus einer anderen Familie kam. Ihr Vater nannte sie Laladi, was Schimmelstute bedeutete.
"Isa, alles in Ordnung?" fragte Anama, die neben Kerten stand.
Isa war auch Lagamuh und hieß Schwester.
"Ja, warum denn nicht?" fragte Tarina. Ihr Kopf tat weh und sie hatte Halsschmerzen. War das ein Fiebertraum? Werde ich etwa krank? Tarina setzte sich auf. "Du hast um dich geschlagen und geschrien. Es war richtig unheimlich." meinte Anama besorgt. "Sie hat mich geweckt" fügte Namu von einem hinteren Bett säuerlich hinzu.
Seit Namu 16 war, und das war vor zwei Jahren gewesen, war sie unausstehlich. Nur zu Lod, einem Nachbarjungen auf den sie offenbar einen Blick geworfen hatte, war sie nett.
"Alles in Ordnung, ich hatte nur einen Albtraum." beruhigte Tarina ihre Geschwister. "Wie spät ist es?" Doch sie wartete nicht auf eines Antwort, denn durch ein Fenster sah sie die gerade aufgegangene Sonne. Sie stand auf und machte sich, noch müde daran die Decke wieder über das Stroh zu spannen, während Kerten und Anama das Zimmer verließen, Namu aufstand und Firdul, Marlaf und Kokefal, die den tiefsten Schlaf hatten vom Radau aufgeweckt, sich müde räckelten. Sobald Tarina stand, fühlte sie sich besser. Nachdem sie ihr Lager wieder hergerichtet hatte ging sie in Küche um etwas zu trinken. Die Bilder aus ihrem Traum ließen sie dabei nicht los und verhinderten, das sie sich vollkommen wohl fühlte.
Sie erschreckten Tarina immer noch, doch gleichzeitig beieindruckte sie sie. Die Leichtkigkeit, mit der der Elb die beide Orks besiegte war, obwohl sie es nur verschwommen gesehen hatte, tief im Kopf eingebrannt. Doch Tarina musste ihren Eltern zur Hand gehen und den gesamten Morgen über fehlte ihr die Zeit sich mit ihrem Traum zu befassen.
So verbrachte das Mädchen den Tag damit Fischernetzte zu flicken, Kisten voller Fische zu schleppen und Fässer zu reparieren.
Erst am Abend, als die Sonne unterging, entließen sie ihre Eltern.
Wie immer wanderte Tarina in der Zeit bis zum kargen Abendmahl, durch die Gassen der Seestadt. Manchmal traf sie Leute oder fand Dinge, die ihre Familie noch gebrauchen konnte. Aber an diesem Tag hatte sie sich etwas anderes vorgenommen.
Bald darauf stand sie in einer abgelegenen Ecke, einen Eichenstock in der Hand, den sie auf einem Fischerboot gefunden hatte und schwang ihn herum wie ein Schwert. Sie hatte keinen Lehrer, doch sie blieb hartnäckig dabei.
Tag für Tag kam sie her, übte sich im kämpfen, baute sich aus Schnüren und einem Stock einen Bogen, mit dem sie schießen übte und nähte sich aus Lederabfällen eine Halterung für die Eichenstäbe, die sie als Schwert benutzte.
Obwohl sie davon Müde wurde pausierte sie keinen Tag. ich nicht an dem Verhängniss vollen "Feuerabend" an dem sich ihr ganzes Leben verändern sollte.
Hier ist der nächste Teil. Er ist etwas kurz geworden.
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