Kapitel 8

Ich spürte nichts. Keine Schmerzen, keinen Aufprall, nichts. Erst dachte ich, ich sei schon tot. Doch ich lebte. Ganz deutlich. Ich stand immer noch und meine Brust hob und senkte sich deutlich. Langsam drehte ich mich nach Sla um. Doch sie stand nicht mehr hinter mir. Sie lag. Auf dem Boden. In einer Blutlache, mit einer Schusswunde im Bauch. „Oh Gott was ist denn jetzt los", kam es über meine Lippen. Ich hatte wohl geschrien, denn Sla sah mich mit einer Mischung aus Verwunderung und Missmut an. „Was wohl", murmelte sie. „Ich habe nie gesagt, dass ich dich töte, nur, dass ich deinem Leid ein Ende bereite. Ich war für die Qualen verantwortlich, die du ertragen musstest und jetzt sind sie vorbei." Bei diesen Worten fielen ihr die Augen zu und sie murmelte noch: „Du kannst in den nächsten Bus steigen und einfach weg fahren", dann wurde sie bewusstlos. Geschockt starrte ich sie einige Sekunden lang an, bis ich begriff, dass sie gerade verblutete. Und auch, wenn sie mir einiges angetan hatte, konnte ich sie jetzt nicht einfach sterben lassen. Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern, was man bei einer Schusswunde tun musste, bis es mir endlich einfiel und ich mir meine Jacke vom Leib riss, um sie auf die Wunde zu drücken und so die Blutung zu stillen. Eine gefühlte Ewigkeit saß ich einfach so da, hoffte, irgendwas würde passieren, oder mir würde ein plötzlicher Geistesblitz sagen, was ich tun sollte, als der erste Fall eintrat und ein Bus an der Haltestelle hielt. Ohne weiter nachzudenken hob ich Sla vorsichtig hoch und rannte mit ihr auf den Armen dem Bus entgegen. Der Fahrer musterte uns erst verblüfft und dann erschrocken, als er sah, dass das Mädchen auf meinen Armen blutüberströmt war. Alarmiert stieg er aus dem Bus und kam uns entgegengelaufen. Schon von weitem hörte ich ihn rufen: „Was ist passiert? Wie kann ich euch helfen?" Ich schrie nur: „Krankenwagen! Schnell!", doch der Mann reagierte sofort und zog ein Handy aus seiner Jackentasche. Von dem Gespräch zwischen Busfahrer und Beamten bekam ich nichts mit, mein Blick war starr auf Sla gerichtet, deren Atem und Herzschlag von Minute zu Minute immer schwächer wurden. Wie sie hier so in meinen Armen lag, blutüberströmt und ohne Kapuze, in einem viel zu großen Pullover und mit geschlossenen Augen wirkte sie unfassbar zerbrechlich und keinesfalls mehr bedrohlich. In der Zeit, in der wir auf den Krankenwagen warteten sagte keiner ein Wort, die Anspannung war kaum auszuhalten und die Sirene war wie ein Zeichen der Rettung. Als die Sanitäter auf uns zukamen, wusste ich, dass ich jetzt viele Fragen zu beantworten hatte, doch mit meinen Gedanken war ich immer noch bei Sla, also reagierte ich erst nach einigen Minuten wieder auf all die Leute, die auf mich einredeten. Die erste Stimme, die ich wieder bewusst wahrnahm war die eines älteren Sanitäters, der mich gerade fragte: „Wer ist das und was haben Sie mit ihr zu tun?" Ich antwortete auf diese und auf alle weiteren Fragen so gut ich konnte, doch während ich sprach fiel mir auf, wie wenig ich eigentlich über den ganzen Vorfall wusste, also schilderte ich einfach alles, was passiert war, seit Taddl diesen Brief bekommen hatte. Als ich geendet hatte, blickte ich auf und sah drei betroffene und erschrockene Gesichter vor mir. Einer der drei brach schließlich das Schweigen, indem er fragte: „Wollen Sie Ihren Freund vielleicht von den Geschehnissen hier in Kenntnis setzen? Er macht sich sicher Sorgen!" Erst jetzt wurde mir klar, dass Taddl ja immer noch keinerlei Ahnung hatte, was los war. Vermutlich dachte er sogar, ich wäre tot, deswegen nickte ich hastig und sofort reichte mir jemand ein Handy. Mit zitternden Fingern wählte ich die Nummer, die ich schon seit Ewigkeiten auswendig wusste. Nachdem dreimal das Freizeichen erklungen war, nahm Taddl endlich ab. Allein schon an seiner Stimme konnte man hören, wie schlecht es ihm ging. „Tjarks?", fragte er müde. „Taddl?", fing ich an, wurde aber sofort von ihm unterbrochen, als er aufgeregt fragte: „Ardy! Was ist los, wo bist du, geht es dir gut?" Schnell antwortete ich: „Es ist alles gut, ich lebe und bin nicht mehr in Gefahr. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich in Sicherheit bin. Ich versuche so schnell wie möglich wieder zu dir zu kommen, dann erkläre ich dir was passiert ist, ok? Ich liebe dich!" „Ich dich auch!" Dann beendete ich das Gespräch und wendete mich an eine Polizistin. „Ähm Entschuldigung, aber ist es okay, wenn ich jetzt erstmal nach Hause fahre? Ich werde Ihnen gerne weitere Fragen beantworten, aber im Moment würde ich mich ganz gerne ausruhen." Die Beamtin nickte mir freundlich zu und ich drehte mich erleichtert um, um ein Taxiunternehmen anzurufen. 15 Minuten später fuhr das gelbe Fahrzeug vor und ich stieg ein. Die Fahrt nach Hause erwies sich als nicht so lange wie erwartet, kam mir aber trotzdem ewig vor. Endlich angekommen kramte ich in meiner Jacke nach Geld und drückte dem Fahrer im Endeffekt viel zu viele Scheine in die Hand, doch das war mir im Moment komplett egal. Mit einem „Stimmt so", verließ ich den Wagen und hetzte in unseren Hausflur und die Treppe hoch. Dank dem Adrenalin, das noch immer durch meinen Körper strömte spürte ich meine Verletzungen nicht mehr. Nachdem ich einmal kurz an unsere Wohnungstüre geklopft hatte, wurde diese sofort aufgerissen und kurz darauf fand ich mich in einer Umarmung wieder. Sofort liefen mir unzählige Tränen über die Wangen, sowohl vor Angst und Trauer als auch vor Freude. Den ganzen Nachmittag lang ließ Taddl mich nicht mehr los. Und ich war unendlich froh darüber, dass er mich beschützte. Nach und nach erzählte ich alles, was passiert war. Taddl war stolz auf mich, weil ich Sla geholfen hatte. Irgendwie Niedlich, für mich war es ganz normal, jemandem in einer solchen Situation helfen zu wollen. Als wir später aneinander gekuschelt zusammen in meinem Bett lagen, fühlte ich mich wieder einigermaßen normal. Ich war bei meinem Taddl, mir ging es gut und es drohte keine Gefahr mehr. Aber trotzdem war da noch etwas, eine letzte Sorge. „Taddl?", fragte ich leise, „Glaubst du dass Sla überlebt?" „Bestimmt", flüsterte er und irgendwie glaubte ich ihm. Und endlich schlief ich ein.

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Der vorletzte Part ^^

Guckt mal auf mein Os buch. Da ist 1 wichtige Frage und ich brauch eure Meinung.

Bye

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