▪︎○•° 2. °•○▪︎

Wir Menschen sind Wesen die sich nach Liebe und Geborgenheit sehnen. Sagt auch nur einer von ihnen er liebt es allein zu sein - so redet er davon Zeit für sich haben zu wollen. Redet ein Mensch jedoch davon das er kein Problem damit hat einsam zu sein, so lügt er. Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir wollen nicht einsam und zurückgelassen leben. Wir brauchen Begegnungen und Kontakte, ansonsten verkümmern wir.

Der Professor ist einer dieser Menschen.

Seit unzähligen Jahren fristet er sein Leben in Einsamkeit und versucht sich mit irrealen Forschungen die Zeit zu vertreiben. Bevor seine Frau starb war er ein glücklicher, hoch angesehener Mann - was jetzt noch bleibt, ist dieser Mann. Schlau genug um es sehen zu müssen doch zu dickköpfig um Hilfe anzunehmen.

Die kleine Kaffeemaschine kocht munter vor sich hin und verströmt den geliebten Duft nach Kaffee während das Teekesselchen auf dem Gasherd zu zischen beginnt. Wir leben im 21.Jahrhundert und doch wirkt das Haus des Professors, wie aus einer anderen Zeit. So urig das es schon fast wieder angenehm ist.

Wie jeden Tag bereite ich das Frühstück vor so das der Professor, nachdem er um Punkt 8 Uhr aufsteht, es sogleich einnehmen kann. Danach verzieht er sich in sein Arbeitszimmer und mein richtiger Tag beginnt, kochen, putzen, Chauffeur spielen und am Abend die Katze Choupette füttern.

Mein Tag endet wenn die Sterne am Himmel stehen und Professor Abronsius in seinem Bett liegt und schläft. Selbst dann bin ich noch wach und liege auf der Couch im Wohnzimmer, meistens mit Choupette die sich von mir streicheln lässt.

,,Ist es nicht verrückt Choup," beginne ich während die Katze in meinem Armen liegt und schnurrt. ,,Zwei einsame Seelen finden sich an einem Ort wie diesen." beginne ich und zustimmend mauzt die Katze. Der Professor scheint schon längst erkaltet zu sein was seine Gefühle betrifft doch ich, ich fühle es. Die Einsamkeit fühlt sich wie ein kalter Schatten an der nach und nach alle Sinne betäubt, all die Freude nimmt und dich zu einer leeren Hülle macht. Tränen kann ich keine mehr vergießen dafür ist  mir alles zu gleichgültig doch hier zu sein und zu realisieren das es niemand mehr gibt der sich Sorgen um mich macht, tut dennoch weh. Arrangierte Freunde, ein arrangiertes Sozialleben und ein Vater der sich offensichtlich nicht drum scherrt wo sich sein einziger Sohn befindet.

Mit dem Gedanken schlafe ich ein und lasse den nächsten Tag, wie jeden anderen Tag auch beginnen.

Man  muss über den Professor wissen das wenn er sich in etwas hinein hängt, die Welt um ihn herum stirbt. Er beachtet kaum noch seine Umgebung, erst recht nicht die Kuckucksuhr die jeden Tag um Punkt 12, in seinem Arbeitszimmer einen ungeheuren Lärm macht.

Als er 10 Minuten später noch immer nicht die Küche betritt, beginne ich sein Essen auf ein Tablett zu stellen und ihn ins Arbeitszimmer zu bringen.

Ohne zu klopfen betrete ich den Raum. Überall liegen Zettel herum und wenn sie nicht gerade herum liegen, quillen sie aus den Deckenhohen Schränken und Vitrinen mit allerhand merkwürdigen Geschöpfen in sich. Ich stelle das Essen neben ihn und will schon wieder gehen, um selbst zu essen als er sagt: ,,Wir gehen nach Transsilvanien." ,,Wie bitte?" Verwundert drehe ich mich wieder um und gehe zurück zu ihm. Was hat der alte Kautz jetzt wieder im Kopf?

,,Meine Forschungen ergaben das dort der Ursprung des Vampirismus ist." Etwas beneide ich ihn. Er lebt für etwas aus voller Überzeugung, vielleicht könnte man es mit den glauben an Gott glauben. So ähnlich tickt auch der Professor. Er lebt für Vampire und hat es sich, in seinen letzten Jahren, zur Aufgabe gemacht der Menschheit von deren Existenz zu beweisen. Er sieht Details in Dingen die für andere Menschen nichts weiter als wertloser Müll ist. Dennoch, tut es mir weh einen Mann, der doch einst so angesehen war, in seinen Wahn verfallen zu sehen. ,,Ihnen ist klar das das nur Paraneuer ist um Kindern Angst einzujagen?  Graf Dracula war ein alter Greis der keine Freude in seinem Leben empfand und grausam war, alles bei Wikipedia nachlesbar." ,,Was soll Wikipedia sein?" murmelt er abwesend und ich winke ab. ,,Schon gut."

Aufmerksam beobachte ich ihn über seine Schulter hinweg. Eine Karte ist vor ihm ausgebreitet mit zahlreichen bunten Markierungen die ich nicht wirklich deuten kann, dennoch sticht mir eine schwarze Zahl an der unteren Seite, eines weiteres Stück Papier entgegen. ,,Ihre Finanzen lassen die Reise nicht zu und garantiert wird keine Uni diese Forschungsreise finanzieren." ,,Was weißt du schon von Finanzen Junge?" fragt er leicht verärgert und dreht sich zu mir um. Zum ersten mal seit Tagen interagieren wir miteinander und doch ist es immer wieder ein Gefühl des Machtkampfes zwischen uns. So wirklich anfreunden werden wir uns wohl nie. ,,Einiges und gerade ihre Finanzen zeugen davon. Sie können ein schönes, ausgesorgtes Leben als Rentner in einen der nobelsten Altenheime leben doch für eine Forschungsreise reicht es nie und nimmer." Er brummt und murmelt etwas in seinen Bart was mich seufzen lässt.

Selbst am Abend als ich spazieren gehe lässt mich das alles nicht los. Es sind so viele Gedanke in die ich mich hinein steigere.

Die Themse, ist keine Hilfe. Das Wasser ist dunkel, wirkt fast schwarz in der Dunkelheit und der Schein der Laternen um mich herum symbolisieren mir die wenigen Lichter die das Leben noch lebbar machen. Mein Blick fällt auf mein Handy, noch immer es ist aus doch nun weil es keinen Akku mehr hat. Im Eifer des Gefechts habe ich ein Ladekabel vergessen. Ob man sich Sorgen um mich macht? Doch wer sollte sich schon Sorgen um mich machen.


Privat Unterricht, nie wirkliche Freunde, alles Hochstapler und dann auch noch eine Familie die mich abhängig von sich machen wollte. Wer sollte sich schon Sorgen um mich machen. Niemanden ging es je wirklich um mich. Nicht meinem Freund den ich zum ersten mal an diesem Fluss küsste, noch Freundinnen die Geschäftsessen und Firmenfeiern lustiger machten.

Sucht mich überhaupt jemand?

Mit einem Handy das längst den Geist aufgegeben hat, lassen sich zahlreiche Vermutungen aufstellen denn ich sehe keine Nachrichten und weiß dennoch ganz genau, das ich, wäre es noch an, auch nichts finden würde...

Der Kloß in meinem Hals lässt mich nicht atmen weswegen ich zu husten beginne doch kaum schaffe ich es wieder nach Luft zu schnappen, fließen auch schon die Tränen.

Wie war es geliebt zu werden?

Wie war es der kleine Junge zu sein der von seiner Mutter geliebt wurde und genauso werden wollte wie sein Vater?

Wie nahm der Tod all die Freude mit sich?

Wieso stürze ich mich nicht in die Fluten, es gibt nichts mehr auf dieser Welt. Keine Liebe, keine Freude ... nichts wofür es sich zu kämpfen lohnt. Warum bleibe ich dann hier sitzen?

Noch ehe ich einen weiteren Gedanken daran verschwenden kann, gehe ich wieder zurück zum Professor und lassen den neuen Tag beginnen.
Ein weiterer Tag, der nichts verspricht und dennoch irgendwie herum geht.

-----

1/3

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top