Kapitel 4-2
Das Haus der Dingelfurths lag im nordöstlichsten Teil des Schlossgrabner Viertels. Von seiner Größe her erinnerte es Florentine an die prunkvollen Zinshäuser im Westen. Nur das jenes Anwesen, welches sicherlich über eine Unzahl von Zimmern hinter den hell erleuchteten Fenstern verfügte, einer Familie allein gehörte. An der Spitze des langgestreckten Schlossteichs, der das Viertel des Adels von Ostenfurth abgrenzte, lagen eine Vielzahl von derartigen Bauten, die freistehend, Landhäusern gleich, hier eine Stadt innerhalb der Stadt darstellten.
Florentine hatte ein weißes Kleid mit Spitzenbesatz und einem weiten Chiffonüberwurf aus Elsas Fundus gewählt. Es sah so leicht aus, wie sie sich damit fühlte - gleich einer Prinzessin. Ihr Bruder hatte sich dazu nötigen lassen, sich in den ehemaligen Anzug des Grafen Arlings zu quetschen. Dieser war seiner Gestalt nach schmächtiger als der breitschultrige Laurenz, sodass seine Kleidung mehr als passend saß. Er war in förmlichem Schwarz gehalten und strahlte eine altehrwürdige Eleganz aus. Zur Abrundung dessen hatte Laurenz sich sogar die Haare frisieren lassen und sich einen eleganten Pferdeschwanz gebunden. Wäre sein Gang nicht nachlässig schlendernd und sein Körperbau dermaßen muskulös, hätte er perfekt in die feine Gesellschaft gepasst. So wirkte er wie die Mischung eines Militärs und dem verzogenen Spross einer reichen Familie.
Am Eingang empfing sie ein Bediensteter in prächtigen Gewändern mit Goldbordüre. Er sah die beiden mit einer Mischung aus Stirnrunzeln und verlegenem Lächeln an. „Willkommen Herr und Frau ..."
„... Freymar", ergänzte eine Stimme von innen. Alexander kam mit Elsa im Schlepptau aus dem Gebäude. Der Diener sah mit wachsender Verwirrung auf seine Liste, worauf Alexander seine Hand auf ebendiese legte.
„Sie sind meine Begleitung."
„Selbstverständlich, Herr Arling." Der Diener neigte das Haupt und gebot ihnen mit einer einladenden Armbewegung einzutreten.
Florentine staunte nicht schlecht. Die Decke befand sich mehrere Klafter über ihren Köpfen und war mit allerlei Fresken und Verzierungen beladen. Marmorne Säulen stützten das ausladende Dachgebälk. Selbst der Fußboden war mit Platten verschiedenster Färbung belegt. An den Wänden sorgten verschwenderisch viele Kerzen für angenehme Beleuchtung, Selbiges galt für den Innenhof, in den Alexander sie geleitete. Trotzdem es hell genug war, hatte man brennende Leuchter mithilfe von Seilzügen in die Höhe gehievt, die jeglichen Schatten beseitigten.
„Es freut mich, Euch zu sehen, Mademoiselle." Alexander gab Florentine einen Handkuss, ehe er Laurenz die Hand schüttelte. „Ich nehme an, Ihr seid Ihr Bruder."
Er nickte und erwiderte den Händedruck kraftvoll, was Alexander das Gesicht verziehen ließ.
„Darf ich Euch meine Schwester vorstellen?", fragte Alexander.
„Wir kennen uns bereits", erwiderte Laurenz mit einem selbstzufriedenen Grinsen, worauf Alexander missmutige Blicke mit Elsa und Florentine wechselte. Laurenz imitierte Alexanders Handkuss, wobei seine Lippen etwas zu lange auf Elsas Hand ruhten, die dies mit einem errötenden Lächeln bekundete.
„Ich sehe, Ihr scheint meiner Schwester mehr Vertrauen zu schenken als mir, Fräulein Freymar."
„Ist es nicht üblich, dass Frauen untereinander als Klatschbasen fungieren?"
„Nun, es muss wohl irgendeinen Vorteil haben, wenn man mit dem Schicksal des Frauseins geschlagen ist", erwiderte Alexander feixend.
„Ein erträgliches Geschick, wo die Herrschaften doch zu Kreuze kriechen, um einen Tanz mit uns zu ergattern." Florentine hob das Kinn.
Laurenz legte ihr vertraulich die Hand auf die Schulter. „Nun, nachdem ich dich in den sicheren Händen deines Liebsten weiß, muss ich mir um die Wahrung des Anstands wohl keine Sorgen mehr machen." Er bot Elsa übertrieben galant seinen Arm an. „Lassen wir die zwei ihren liebevollen Disput doch allein ausmachen."
Elsa hakte sich mit sichtlicher Freude bei ihm unter. „Mit dem größten Vergnügen." Sie knickste eine Winzigkeit ab. „Fräulein Freymar, Bruder."
Alexander betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen, während sie in der Menge verschwanden. Florentine war besorgt. Laurenz wusste seine Worte zwar halbwegs elegant zu wählen, aber seine Stimme troff vor Selbstgefälligkeit. Manch einer würde das als Dekadenz eines überheblichen Edelmanns deuten, aber genauso gut konnten sie dahinter kommen, dass er die Redeweise des Adels damit verspottete.
Die Gastgeber, Herr und Frau Dingelfurth, hielten eine kurze Ansprache zwischen zwei Tänzen. Sie dankten den Gästen für ihr zahlreiches Erscheinen, erzählten eine verblüffend emotionale Geschichte über den Bau ihres Anwesens und wünschten allen einen ereignisreichen Abend. Nachdem sie die Aufmerksamkeit der Zuhörer über Gebühr beansprucht hatten, gaben sie den Musikern das Zeichen weiterzuspielen. Die Leute auf der Tanzfläche setzten ihren Tanz fort, als wäre nichts weiter geschehen. Nur am Rande tuschelten die Menschen über das Auftreten ihrer Gastgeber.
Alexander atmete ein, als hätte die Ansprache ihn erhebliche Kraft gekostet und wandte sich Florentine zu. „Erlaubt Ihr es mir, Euch zu Kreuze zu kriechen und um einen Tanz zu bitten?"
Sie hielt ihm die offene Hand hin. „Ich gewähre Euch die Gnade."
Sie mischten sich unter den Pulk aus fein gekleideten Menschen auf die mit Platten ausgelegte Tanzfläche. Der Duft unzähliger Parfums benebelte Florentine, während all die glänzenden Kleider um sie herum, sie in eine Traumwelt entführten. Sie ließ sich von Alexander führen und erinnerte sich vieler Schritte wieder, was Alexander mit einem respektbezeugenden Nicken kommentierte. Sie hielten ein ums andere Mal inne. Der Tag war jung und die Menge ausgeruht; entsprechend voll war die Tanzfläche. Am Rande dieser, warteten alleinstehende Damen nur kurz, schon war ein galanter Herr zur Stelle, der sie in die wogende Masse führte.
„Ich muss zugeben, ich habe Eure Gegenwart vermisst", sagte Alexander, während sie in einer aus Menschen gebildeten Sackgasse steckten.
„Ihr ward auch nicht die schlechteste Gesellschaft", erwiderte Florentine mit einem Lächeln.
„Es ist bewundernswert, wie ihr auf formidabelste Weise zu spotten wisst."
„Irgendetwas muss ich ja zurückgeben, wo ich doch mit dem schwerem Schicksal des Frauenseins geschlagen bin." Sie zwinkerte ihm zu.
Vor ihnen bildete sich ein Korridor und sie tanzten rasch hindurch, ehe sich die Menge wieder schloss. Mittlerweile wichen manche Paare auf den Rasen um die Tanzfläche aus, was Alexander und Florentine diesen gleich taten. Nun hatten sie Platz und tanzten in ausgelassenster Weise großräumig Schritte und Drehungen. Alexander war ein begnadeter Tänzer oder aber einfach nur weniger gehemmt als andere. Florentine sah um sich herum viele Paare, die nur minimalsten Platz einzunehmen suchten. Alexander hingegen bewegte sich mit weit ausgreifenden Schritten. Ein ums andere Mal fegte Florentine fast ein Glas von einem umherstehenden Stehtisch, wenn er sie in überschwänglicher Weise im Kreis drehte.
Sie hielten kurz bei Elsa und Laurenz, die abseits der Tanzfläche sichtlich angeregt schwatzten. Florentine stellte missmutig fest, dass Laurenz in Elsas Gegenwart seine höfliche Maske fallen ließ. So mancher Lacher oder direkter Fingerzeig in die Menge konnte als unschicklich angesehen werden. Und es war zu früh am Tage, um es auf eine leichte Betrunkenheit zurückzuführen.
„Was ist los, Herr Freymar? Wollt Ihr meine Schwester nicht zum Tanz auffordern?", fragte Alexander.
Laurenz richtete seine Weste und deutete eine Verbeugung an. „Ich wäre gewillt, dies zu tun, doch würde ich das interessante Gespräch mit Eurer Schwester missen, ginge es im Gedränge unter."
„Ich hoffe, du erzählst keinen Unsinn über die Familie", sagte Alexander.
Laurenz sprang Elsa sogleich zur Hilfe. „Eure Schwester ist die Höflichkeit in Person. Ihre Persönlichkeit selbst hält mich bereits so gefangen, dass wir gar nicht dazu kommen, derartige Details zu erläutern."
Florentine musterte Laurenz mit gehobenen Augenbrauen und wünschte sich, er würde endlich den Mund halten. So gestelzt, wie er daherredete, musste sogar Alexander irgendwann auffallen, dass er nur Unsinn von sich gab. Elsas Persönlichkeit interessierte ihn keineswegs. Viel eher starrte er Elsa wohl die ganze Zeit schon auf ihren hochgeschobenen Busen, den sie ihm nur allzu deutlich zuwandte.
„Das sind ja ganz neue Seiten an meiner lieben Schwester. Hätte ich gewusst, dass du so interessant bist, hätte ich mich in jüngeren Tagen wohl mehr mit dir beschäftigt."
Elsa grinste ihn übertrieben an. „Willst du deine Tanzpartnerin nicht wieder auf die Fläche führen? Der Dunst brüderlicher Fürsorge nimmt mir den Atem."
„Ihr habt doch ein Auge auf sie?", fragte Alexander Laurenz.
Dieser hob sein Glas. „Ich werde auf sie achtgeben, wie auf meinen Augapfel."
Florentine zog ihn wieder zurück auf die Tanzfläche.
„Ein hübsches Paar, die beiden", meinte er.
Florentine verzog das Gesicht. Sie wollte sich die arme Elsa nicht mit ihrem Tunichtgut von einem Bruder vorstellen. Insbesondere, nachdem sie sich sicher war, dass er sie zu unsittlichem Verhalten anstiften würde, wenn er die Gelegenheit dazu bekam. Zum Glück waren sie unter so vielen Menschen, dass sogar er es nicht wagen würde. „Ich denke nicht, dass die beiden ein gutes Paar wären."
„Was spräche dagegen?"
„Mein Bruder."
Alexander hob irritiert eine Braue. „Haltet Ihr ihn für unwürdig oder seht Ihr in den beiden nur eine Freundschaft?"
Florentine presste die Lippen zusammen. Sie durchdachte eine Unzahl an Antworten, während Alexander sie tanzend durch den Innenhof führte. Sollte sie mutig voranpreschen und ihm ihre aufkeimenden Gefühle vermitteln? Oder lieber die sichere Variante wählen? Die Ballsaison würde noch andauern und ihr die Möglichkeit geben, ihn näher kennenzulernen, doch ihre Zeit war begrenzt. Außerdem konnte er das Interesse an ihr verlieren, wenn sie sich übertrieben zierte. Dabei hatte sie ihre Gefühle doch deutlich genug ausgedrückt, als sie ihn küssen wollte. Er war es, der zurückgewichen war. Wie gerne wäre sie gesprungen. Bei einem gewöhnlichen Verehrer fiele ihr das leicht. Einem durchschnittlichen Mann mit einfachen Bedürfnissen, von denen es so viele wie Kiesel am Flussufer gab. Doch Alexander war einzigartig. Würde sie sich einen Fehltritt erlauben, käme nicht der nächste Alexander gleich daher und machte ihr den Hof. Sie sog ihre Unterlippe ein und überwand sich schließlich. „Alexander, darf ich dich fragen, wie es um deine Gefühle bestellt ist?"
Er war zunächst erstaunt, lächelte dann aber vertrauensselig. „Wie schätzt du sie ein?"
„Du hast deine Abneigung gegen die Ehe deutlich ausgedrückt."
„Wohingegen du sie verklärt hast."
„Würdest du eine Frau heiraten, wenn du sie ernstlich liebst?"
Er drehte sie zur Seite und überstreckte ihre Rücken, während er ihr so nahe kam, dass sie seinen Atem auf ihrem Hals spürte. „Wenn ich mir selbst treu bleiben könnte."
„Du verlegst dich immer auf vage Aussagen", sagte Florentine und schob ihre Augenbrauen zusammen.
„Denselben Wein schenkst du mir ebenso ein."
„Weil ich mich fürchte."
„Und du denkst, mir geht es anders?"
Die Musik endete und sie verneigten sich höflich voreinander. Florentine nutzte den Moment, um zu den Erfrischungen zu gehen. Sie tappten wie Ameisen aufeinander zu. Mit Schritten, die so winzig waren, dass sie einander nie erreichten. Für Alexander war die Sache einfach. Er konnte sich alle Zeit der Welt lassen. Aber der Zirkus würde spätestens in ein, zwei Wochen weiterziehen. Selbst wenn Florentine plante hierzubleiben, so hielten ihre Ersparnisse nicht lange vor. Er trat von hinten an sie heran und berührte sie sachte an der Schulter.
„Ich sehe meine Eltern jeden Tag, wie sie in getrennten Schlafzimmer nächtigen, sich in förmlichsten Respekt hüllen und den Schein wahren. Mein Vater tut seine Pflicht, ist ständig außer Haus und kümmert sich um unseren guten Ruf. Meine Mutter ist vollauf damit beschäftigt, das Haus zu führen. Sie sind gefangen in einer Verbindung, die keinen von beiden glücklich macht", sagte Alexander.
Sie trank einen tiefen Schluck gesüßten Limonenwassers, ehe sie sich umdrehte und ihm lange in die Augen sah. „Meine Eltern leben voneinander getrennt. Vielleicht ist nicht jede Ehe perfekt, aber zumindest haben deine einander."
„Es tut mir leid."
„Das muss es nicht. Aber ich wünsche mir kein Leben in ständiger Ungewissheit."
„Und ich keines ohne dich", sagte er unerwartet und war wohl selbst einen Moment über sein Vorpreschen überrascht. „Selbstverständlich auch als Freundin, wenn es dein Wunsch ist."
Florentine wollte ihn umarmen, ihm nahe sein, aber sie beherrschte sich und legte nur die Hand auf seinen Arm. Wenn er schon in vertrauter Zweisamkeit so sittenhaft war, würde sie es nicht herausfordern und ihn hier in aller Öffentlichkeit an seine Grenzen bringen.
„Ich fand es so befreiend, mit dir zu malen", fuhr er fort. „Und die Gespräche mit dir, du gibst mir Kontra, spielst mir nicht die ergebene, brave Frau vor, sondern zeigst dich mir, wie du bist. Spöttisch, leidenschaftlich und liebenswert." Er legte seine Hand auf die ihrige. Die Wärme seiner Haut drang durch die ihre und entfachte ein Feuer in ihrem Inneren.
Florentine senkte den Kopf. Seine Offenheit überforderte sie und sie musste ihre nächsten Worte gut überdenken. Sie wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen. „Ich will ehrlich sein. So sehr ich mich nach der Ehe mit einem mich liebenden Mann sehne, so sehr fürchte ich mich vor dem Tag, an dem du mir einen Antrag machen könntest."
Alexander blinzelte. Seine Leidenschaftlichkeit wich Verwirrung. „Also erwiderst du meine Gefühle nicht?"
Er wollte seine Hand von ihrer nehmen, aber sie hielt ihn fest. „Nein, du irrst dich. Ich fürchte nur, wenn ich mich dir völlig offenbare, wirst du mich anders sehen."
„Wie könnte ich dich anders sehen, als du jetzt vor mir stehst?"
„Hast du schon einmal einen Stein aus dem Wasser geholt, weil er dir so wunderschön erschien und als die Sonne ihn trocknete, blieb nur eine fahle Blässe zurück?"
„Dann will ich zu dem Stein ins Wasser steigen und bei ihm verweilen."
Florentine blinzelte, um die Feuchte aus ihren Augen zu verdrängen. „Alexander, ich muss dir etwas gestehen."
Er legte ihr den Finger auf die Lippen. „Tu es nicht. Ich glaube nicht, dass du mir blass erscheinst, wenn ich dich aus dem Wasser hole. Aber wenn es für dich so eine Pein darstellt, so halte mich im Unklaren und lass uns den Moment auskosten."
Er nahm sie zärtlich in den Arm, doch nur ganz kurz. Sie atmete seinen Duft gierig ein, als würde sie nie wieder die Gelegenheit dazu erhalten. Als er sich höflich von ihr distanzierte, war es ihr, als hätte man ihr einen Teil ihrer selbst gestohlen. Wohin sollte all das führen? Wie schmerzlich würde die Wahrheit erst für ihn werden, wenn ihre Gefühle füreinander nicht mehr zu bremsen waren? Konnte sie mit ihm leben, ohne ihn zu heiraten? Konnte sie dieses Geheimnis für die Ewigkeit wahren, bis dass sie alt wären und keiner mehr lebte, der es zu hinterfragen gedachte?
„Junger Herr Arling, wie schön Euch zu sehen."
Eine Frau in einem überwältigenden Ballkleid mit langer Schleppe, die von einer Dienerin getragen wurde, kam ihnen entgegen.
„Madame Dingelfurth", sagte Alexander im Tonfall eines ertappten jungen Manns.
„Ich bin bestürzt, dass Ihr es wagen konntet, diese Schönheit so lange vor mir zu verbergen", sagte Madame Dingelfurth mit einem Deut zu Florentine.
„Mein Name lautet ..."
„Mademoiselle Freymar", beendete die Madame Florentines Worte. „Ich habe bereits von meiner Dienerschaft von Euch gehört. Die unbekannte Edelfrau aus fernen Gestaden. Ihr müsst mir unbedingt mehr über Euch erzählen."
Florentine lächelte verlegen und ging bereits eine passende Geschichte im Kopf durch.
„Ist es nicht gerade das Geheimnisvolle an ihr, das sie so interessant macht?", wandte Alexander ein. „Ihr nähmt mir womöglich den Reiz an ihr, wenn ihr sie einer Zitrone gleich ausquetscht."
Ihre Gastgeberin hielt sich die Hand vor und lachte höflich. „Was für ein origineller Vergleich, Herr Arling. Wenn es Euch beliebt, borge ich mir Eure Begleitung gerne für einen Moment aus, damit ihre mysteriöse Aura für Euch gewahrt bleibt." Sie sah Alexander mit derartigem Nachdruck an, dass er Florentine einen entschuldigen Blick zuwarf und sich mit einer Verbeugung entfernte.
„Nun, meine Teuerste, erzählt mir doch: Wie kam es, dass Ihr an den jungen Herrn Arling geraten seid? Und was noch viel wichtiger ist: Ich hörte, Euer Bruder sei auch zugegen. Wenn er ein derartiges Juwel wie Ihr seid, dann muss ich ihn kennenlernen."
Florentine lächelte beflissentlich. Madame Dingelfurth hatte ihr die perfekte Gelegenheit geliefert, sich ihrer Fragerei zu entziehen. Sie musste das Gespräch nur auf ihren Bruder lenken. Und der wüsste schon, wie er sie vollständig vom Thema ihrer Herkunft abzulenken gedachte.
„Ich bin mir sicher, er wartet nur darauf, Euch seine Aufwartung zu machen. Eure Schönheit ist in aller Munde."
Die Dame wedelte sich mit ihren Fächer Luft zu und ihre Wangen erröteten eine Spur. „Ach wirklich? Ihr schmeichelt mir doch nur."
„Wie könnte ich? Ihr müsst wissen, wärt ihr nicht in festen Händen, er würde Euch sofort den Hof machen."
Nun schien die Dame ernstlich interessiert. Ihre Augen weiteten sich und ihre Zungenspitze streichelte ihre Oberlippe. „Wenn das so ist, dürfen wir ihn nicht warten lassen. Wo ist Euer Bruder denn?"
Florentine sah sich in der Menge um, erhaschte aber keinen Blick auf ihn. „Gehen wir doch ein Stück. Er ist kaum zu übersehen. Und ich will ihn Euch vorstellen, ehe eine junge Dame ihn nicht mehr aus ihren Krallen freigibt."
Madame Dingelfurth lachte erneut auf ihre überhebliche Art und Weise. „Das wäre wahrlich eine Schande."
Sie umkreisten den Innenhof fast eine ganze Runde, aber Florentine entdeckte Laurenz nirgendwo. Genauso wenig wie Elsa.
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