⚜2. Spaziergang ⚜
Ich denke ich gehöre mir
Du denkst ich gehöre nur dir
"Elisabeth ihr seit heute so schweigsam? Bedrückt euch vielleicht etwas?", durchbrach die raue, dunkle Stimme von Sir Henry die Stille. Elisabeth blickte nur flüchtig zu ihm.
Er schien sehr aufmerksam zu sein, denn sie war wahrlich tief in ihre Gedanken versunken. Es konnte man ihr nicht verübeln, so glaubte sie es zumindest. Er war ein Adliger und gab sich mit einem Weisenkind ab. Viel mehr noch, zeigte offensichtliches Interesse.
"Sorgt euch nicht. Ich war nur ein wenig in meine Gedanken versunken." Sie spürte seinen eindringlichen Blick auf ihr. Einer, der einem tief in die Seele sehen konnte. Zögerlich wandte sie sich zu ihm und sah in seine grünen Augen.
"Nun..." Elisabeth machte eine Pause und senkte ihren Blick. Beide waren zum stehen gekommen. Sir Henry sah sie aufmerksam an. Er war gespannt darauf was nun komme mag.
"Darf ich frei sprechen, Sir Henry?"
Henry hob sanft ihr Kinn an und blickte in ihre sturmgrauen Augen, welche ihrer Mutter so ähnlich waren. "Ja, das dürft ihr." Seine raue Stimme hatte nun noch etwas Mystisches, Wissendes an sich. Genau diese nahm die junge Frau in ihrem Bann und ließen sie verstummen. "Und?"
"Nun...was sind eure Absichten mit mir? Ich bitte euch, antwortet mir ehrlich." Sie wandte ihren Blick keine Sekunde ab. Es war ihr wichtig, seine Reaktion auf ihrer Frage zu sehen. Nur so konnte sie sich sicher sein, dass er nicht log. Doch so sehr sie sich auch konzentrierte... Sir Henrys Gesicht war so makellos und es war keine Reaktion in diesem zu sehen. Nur seine Mundwinkel gingen ein wenig nach oben. Ob ihre Frage ihm nur amüsierte oder welchen Grund es sonst haben könnte, wusste Elisabeth zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Er kam ihr langsam dichter. Ihr Herz schlug schneller in ihrer Brust. Würde er es wagen, sie zu küssen? So ganz ausschließen würde es die junge Frau nicht. Sie konnte ihn nicht einschätzen. Schon immer war es schwierig, doch nun noch mehr.
"Ihr seit wunderschön..." Mit seinen Fingern fuhr er durch ihre Haare. "So klug und wertvoll." Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Sie spürte seinem warmen Atem auf ihrer Haut. Ihr Atem stockte.
Es kam kein Wort über ihre Lippen. Angespannt hing sie an seinen Lippen. Sie wollte endlich wissen, was für Absichten er hatte.
"Ich möchte euch für immer bei mir haben. Zu gegebenen Anlass versteht sich." Er richtete sich wieder auf. Seinen Lippen umspielte ein amüsiertes Lächeln. "Reicht euch das?" Er ließ seine Finger ein letztes Mal durch ihr goldblondes Haar gleiten, ehe er sich wieder aufrichtete.
Elisabeth sah ihn unverändert an. Immer wieder hallten seine Worte durch ihren Kopf. Ihr war sofort klar gewesen, worauf er anspielte. Doch war es nur die Tatsache, dass er sie ganz offensichtlich will, der Grund, warum sie stumm blieb und ihn nur mit großen Augen ansah?
Nein.
Da war etwas in seinen Augen gewesen, als er ihr geantwortet hatte. Etwas Gefährliches, einnehmendes.... Er wollte sie nicht nur. Er würde auch kein Nein akzeptieren.
Nein.
Aus seiner Sicht gehörte sie ihm schon. Dies hatte er ihr gerade nur deutlich gezeigt. Zum einen schien es ihr zu gefallen, so sehr begehrt zu sein und eine Chance auf ein gutes Leben zu haben.
Doch etwas in ihr sträubte sich bei den Gedanken und schnürte ihre Kehle zu. Im Prinzip war sie ein Insekt, gefangen im Spinnennetz einer Spinne. Nicht fähig, sich noch selbst entscheiden zu dürfen.
Elisabeth schluckte und nickt leicht. Für mehr war sie gerade einfach nicht imstande. Sir Henry wusste genau, dass sie die Botschaft hinter seinen Worten verstanden hatte. Er war zufrieden mit ihrer Reaktion. Mit der Zeit wird sie sich schon damit arrangieren und ihm dankbar sein, und er wird seinem Ziel ein Stück näher sein. Sie wird seinem Weg nach oben ebnen.
"Ellie! Ellie! Schau mal." Die aufgeregte Stimme eines jungen Mädchens durchbrach die unangenehme Stille und beendete gleichzeitig die unangenehme Situation.
Elisabeth atmete erleichtert aus und wandte sich zu einem 7-Jährigen blonden Mädchen, welches ihr eine verletzte Amsel entgegenhielt. Mit einem warmen Lächeln kniete sie sich zu dem Mädchen. Ihre sturmgrauen Augen betrachteten die Amsel genaustens.
"Wird sie sterben?" Mit großen besorgten grünen Augen, blickte sie der jungen Frau entgegen.
Diese fuhr sanft über ihr Haar. "Keine Sorge Anne. Sie wird es überleben." Elisabeth löste das Band um ihrer Taille und band diese sanft um die Amsel. "Es ist nur ein gebrochener Flügel, der wird schon wieder."
Anne fing an, vor Erleichterung zu lächeln. "Das ist schön. Aber..." fing sie an und blickte betrübt auf die Amsel hinab. "Ich weiß nicht wie ich ihr helfen soll.", murmelte sie leise.
Ehe die ältere antwortete, sah sie fragend zu ihrer Begleitung, dieser hatte das ganze neugierig beobachte. Langsam nickte er und gewährte ihre stille Bitte. Es gefiel ihm zwar nicht, dennoch will er ihr noch etwas Freiraum gewähren. Immerhin war sie noch nicht vollständig sein.
Elisabeth lächelte ihm dankbar zu und wandte sich wieder zu Anne. "Komm, ich zeige es dir." Sie erhob sich und legte einen Arm um das Mädchen. "Danke Ellie." Anne blickte zu der älteren, welche wie eine große Schwester für sie war.
Elisabeth wandte sich wieder Sir Henry hinzu. "Ihr entschuldigt mich." Sie machte einen tiefen Knicks vor ihm. Er nickte lediglich und ließ die beiden ziehen.
"Ihr seit sehr geduldig mit ihr."ertönte eine weibliche Stimme neben ihm.
"Sie ist so unschuldig. Doch schon bald ist sie alt genug." Im Augenwinkel blickte er zu der älteren Frau neben sich. "Sorgt dafür, dass bis dahin niemand sie anrührt oder ihr den Hof macht." Seine grünen Augen richteten sich nun vollends auf ihr und funkelten gefährlich auf.
Die Frau wandte ihren Blick ab. "Mein lieber Sir Henry, das müsst ihr mir nicht sagen." Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Droht mir nicht. Sonst komme ich noch auf andere Ideen." Mit diesen Worten wandte sie sich von ihm ab und ließ Sir Henry alleine.
Dieser ballte seine Hand zu einer Faust. Er konnte die Heimleiterin schon von Anfang an nicht ausstehen. Auch wenn er vom Stand her über ihr war, so war sie mächtig genug ihm in Schach zu halten. Diese Frau hatte viele Beziehungen und das wusste er nur zu gut. Nur deswegen lässt er zu, dass sie so mit ihm sprach.
Er hasste es jedoch so zurechtgewiesen zu werden. Seine Macht muss noch größer werden. So groß, dass jeder mit Respekt mit ihm sprach. Doch diese Macht konnte er nur mit ihr, Elisabeth Lilyera, erzielen.
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