⚜1. Erwartet⚜

Normalität ist gut.
Ungewöhnliche Wege ein Abenteuer
Was wählst du?

"Normalität ist doch was Schönes. Man weiß, was kommt und muss sich nicht sorgen...ja wie eine gepflasterte Straße, auf welche man einfach gehen kann." Ein Junge blickte zu der jungen Frau, welche neben ihm im Gras saß und die Sonne genoss.

"Hm..." Der Blick der jungen Frau ging in den strahlend blauen Himmel. Ihre blonden Haare schimmernden beinahe wie flüssiges Gold in der Morgensonne, welche auf die beiden herab schien und die Kälte der Nacht vertrieb.

"Nun...wenn man es eintönig mag... Ja. Aber bedenke, es wachsen keine Blumen auf einer gepflasterten Straße. Und es gibt doch nichts Schöneres als Blumen. Sie sind so prächtig. So voller Leben und wahrer Schönheit." Für einen Moment hielt sie inne.
"Meinst du denn nicht, dass gerade Dinge, die von der Normalität abweichen, das Leben erst interessant machen? Also ich würde lieber den verschlungenen und geheimnisvollen Trampelpfad nehmen, als die gepflasterte Straße. "

Der dunkelhaarige Junge neben ihr sah sie schmunzelnd an. Was würden ihn, einem Waisenkind, schon für andere Wege offenstehen? Er kann von Glück reden, wenn er eine Arbeit fand und eine Familie hat. Ein für seine Verhältnisse normales Leben.

Als würde sie es erahnen, was ihm gerade durch den Kopf ging, sah sie mit einem wissenden Lächeln zu ihm. "Gerade, weil wir ganz unten stehen, haben wir so viele Möglichkeiten. Denn..." Sie machte eine Pause und sah wieder in den strahlend blauen, endlos wirkenden, Himmel. "Wir haben nichts mehr zu verlieren. Erst recht nicht, wenn wir den Weg gehen, den unser Herr im Himmel für uns bereithält. Doch dafür ist es wichtig, auch abseits der gepflasterten Straße zu gehen. Ein Wagnis einzugehen und zu vertrauen." Kaum war ihre Worte verklungen, brach Stille um die beiden aus.

Beide sahen nun stumm in den Himmel, ein jeder in seine Gedanken versunken. Die Blondhaarige könnte recht haben. Als Waisenkinder hatten sie nichts mehr zu verlieren, sie waren doch ganz unten. Keiner könnte ihnen noch etwas nehmen, außer das Leben selbst. Also war es dann noch besser nicht den normalen Weg zu verfolgen?

Plötzlichen zwitscherten mehrere Vögel aufgeregt los und erhoben sich in die Lüfte. Die junge Frau beobachtete das ganze wehmütig, denn sie wusste, dass jetzt dieser idyllische Moment vorbei war und die Normalität wieder Einzug hält. Der Junge sah sich dagegen neugierig um. Was wohl die Vögel aufgescheucht hatte?

"Elisabeth! Elisabeth!"

Ertönte es nur kurz nachdem das Gezwitscher verklungen war, zu den beiden herüber. Elisabeth wusste auch, ohne hinzusehen, wer sie ruft. Es war ihre beste Freundin Melli und wenn diese sie beim ganzen Namen ruft, dann gab es irgendwas Wichtiges. Nun zumindest in ihren Augen wichtiges.

Doch statt zu antworten, sah Elisabeth noch immer den Vögeln nach. Vögel hatte es schon gut. Sie konnte überall hin und wann immer sie wollen. Das würde die junge Frau auch gerade gerne.

Der Junge neben ihr blickte sie fragend an. "Willst du ihr nicht antworten?"
Elisabeth schüttelte darauf hin nur den Kopf und legte sich ins grüne Gras.
Wie herrlich das duftet.
Langsam schloss sie ihre Augen und versuchte noch die letzten Minuten, die ihr noch bleiben zu genießen.

Der Junge betrachtete das ganze nachdenklich. Er war nicht sonderlich verwundert über ihr Verhalten, denn so war sie nun mal. Sein Blick ging jetzt nach vorne, wo er eine braunhaarige Frau in Elisabeth ihr Alter beobachtete, wie sie auf die beiden, mit schnellen Schritten zukam.

"Eli... Ben, hast...du Elisabeth gesehen?" Ben sah zu der nach Atem ringenden Ihr und blickte dann zu der im hohen Gras liegenden Gesuchten. Erleichtert atmete sie aus, als sie Elisabeth sah.
"Da bist du ja."Die angesprochene rührte sich noch immer nicht.

"Elisabeth!"

"Was willst du Melli?" murrte schließlich Elisabeth und blickte nun zu ihr. Leicht schüttelte Melli ihren Kopf und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Es will dich jemand sehen."

Melli sah so ernst aus und hatte dennoch ein kleines verschmitzten Lächeln auf ihren Lippen, dass Elisabeth schon ahnte, wer sie sehen will.
"Doch nicht etwa?" Melli nickte nur. Elisabeth seufzte und legte ihren Arm vor ihren Augen. Das konnte doch nicht war sein. Warum ausgerechnet ER und wieso so früh am Morgen? Hatte er keine andere Sachen zu tun?

"Jetzt komm und sei froh. Wenn er ernsthaftes Interesse an dir hegt, dann..."

"Wäre er die beste Partie, die ich wahrscheinlich je bekommen würde." beendete sie den Satz ihrer Freundin. Es war ja was Wahres dran, denn eigentlich würde sich ein Adliger nie für eine Weise interessieren. Schon gar nicht für eine, dessen Herkunft ungewiss ist und dennoch tat er es.

Elisabeth erhob sich nun und strich ihr Kleid glatt, ehe sie zu Ben sah. "Bis später." verabschiedete sie sich. Melli verabschiedete sich ebenfalls von ihm. Ben saß nun alleine da und sah den beiden noch lange nach.

"Warum freust du dich eigentlich nicht?" durchbrach Melli die Stille, welche bis eben zwischen den beiden Freundinnen herrschte. Wie Elisabeth fand eigentlich eine schöne Stille. Doch nun musste sie der Brünette wohl antworten.

"Weil..." Sie seufzte. Wenn sie ehrlich war, wusste sie es auch nicht so recht? Er war gutaussehend, höflich und reich. Dennoch etwas an ihm störte sie. "Weil ich mich bei ihm einfach nicht zu Hause fühle. Er ist zwar eine schöne gelbe Lilie. Doch ich mag Rosen lieber. Verstehst du was ich meine Mel?"

Die Brünette schüttelte leicht den Kopf. "Also ist er einfach nicht dein Typ?" Elisabeth nickte.
"Aber du kannst es ja versuchen. Vielleicht wird er ja doch noch eine Rose."

Die Blondine warf ihrer Freundin einen vielsagenden Blick zu. Was denk sie sich denn? Es kann doch aus eine Lilie keine Rose werden? Also kann er auch nicht ihr Typ werden. Vielleicht jede normal denkende Frau würde es funktionieren oder sie würde sich damit arrangieren. Doch Elisabeth war anders.

"Ist ja schon gut." Melli hob abwehrend ihre Arme und blickte zu ihrer Freundin. "Dennoch sei höflich, schließlich spendet er dem Waisenhaus Geld." Nun lag ihr Blick ernst nach vorn, wo nun ein heruntergekommenes Haus zu erkennen war.

"Das werde ich." Elisabeth wusste nur zu gut, wie wichtig das Geld für das Waisenhaus war und nur deswegen spielte sie mit. Doch ob sie auch so weit gehen würde und ihm zu heiraten, wenn er den überhaupt diese Absichten hegte, wusste sie nicht.

Die letzten Meter zum Haus liefen die beiden jungen Frauen schweigend nebeneinander her. Für einen kurzen Moment strich Elisabeth gedankenverloren über den Anhänger ihrer Kette, welche sie schon seit ihrer Geburt hatte.

"Madame, ich habe sie gefunden." Melli senkte kurz ihren Kopf, als sie die Heimleiterin ansprach. Diese sah erst erleichtert und dann mahnend zu den beiden.
Elisabeth stand lediglich still daneben und beobachtete die beiden, ehe ihr Blick zu ihm ging.

"Sir Henry, verzeiht, dass ihr warten musstet." Sie machte einen tiefen Knicks, um ihn würdig zu begrüßen. Es schien ihm wohl zu gefallen.

Ein hochgewachsener Mann mit rotbraunen Haaren trat zu ihr und nahm behutsam ihre Hand. Er küsste diese und sah ihr dabei tief in die Augen. "Das Warten hat sich gelohnt. Lady Elisabeth."

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