Epilog
Die Luft war aufgeheizt, die Fans im Stadion schrien und waren völlig außer sich. Manchester United hatte gerade das Champions League Finale gewonnen. Wir hatten das Finale gewonnen. Ich war im Hauptkader während der gesamten über 90 Minuten langen Spielzeit mit dabei gewesen.
Noch immer fühlte sich mein Leben surreal an, obwohl ich jetzt bereits 3 Jahre bei Manchester spielte und somit eigentlich schon wichtiger Hauptbestandteil der Mannschaft war. Ich spielte gut, sehr gut sogar und wurde mittlerweile bei jedem Spiel eingesetzt. Meine Fanbase wuchs kontinuierlich und ich hatte die Zeit meines Lebens. Es fühlte sich an wie ein Fiebertraum. Ein nicht enden wollender Fiebertraum, der mir Möglichkeiten eingebracht hatte, mit denen ich damals als kleiner Junge in der kleinen Wohnung in Doncaster, niemals gerechnet hatte. Niall und ich hatten davon geträumt, natürlich hatten wir das. Es jetzt zu leben war noch immer völlig unwirklich für mich.
Nun hatten wir 3:2 gewonnen und feierten es mit Sektduschen und Gruppenumarmungen, waren in völliger Ekstase und rannten schließlich vom Platz, der von den Fans bereits zu größten Teilen gestürmt wurde. Es war Zeit für die Interviews und ich begann augenblicklich meine große Liebe zu suchen.
Harry hatte sein Studium in Manchester erfolgreich beendet und arbeitete mittlerweile für einen großen Sportsender als Interviewer und Journalist im Bereich Fußball.
Er hatte sich seinen Traum erfüllt und ich konnte nicht stolzer auf ihn sein, es war nicht möglich.
Mit rasendem Puls machte ich mich auf zu den Interviewboxen und erkannte Harry schon von Weitem, der gerade dabei war, einen meiner Teamkollegen zu interviewen. Ich beantwortete ein paar Fragen anderer Journalisten, arbeitete mich so durch die Anzahl an Menschen und die vielen Kameralinsen, die auf mich gerichtet waren, bis ich schließlich vor Harry stehen blieb und ihn breit angrinste.
Er lächelte gewinnend zurück und seine Augen leuchteten, während er mir schmunzelnd das Mikrofon vor die Nase hielt.
„Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Was für ein Wahnsinnsspiel, dass ihr da heute abgeliefert habt!" sagte er und lächelte weiterhin ganz professionell.
„Danke! Mir ist jetzt nach Feiern zumute!" antwortete ich begeistert und zwinkerte. Auf seinen Wangen erschien eine leichte Röte und er nickte, blieb jedoch souverän.
„Sind Sie unabhängig vom Sieg, zufrieden mit dem Spiel und ihrer Leistung heute?" lenkte er ab.
Ich verlor mich für eine Sekunde in seinen Augen und nickte leicht, lächelte ihn breit an. „Ich bin absolut zufrieden. Sie auch?"
Sein Lachen drang an mein Ohr und er nickte, straffte die Schultern und musterte mich kurz, ehe er sich räusperte. „Louis, Sie freuen sich sicher auf ihre verdiente Pause jetzt nach dem Finale. Wie werden Sie den Sieg feiern? Schon Pläne?"
Ich wusste, Harry wollte professionell bleiben. Wir hatten oft genug darüber geredet, dass wir uns nichts anmerken lassen wollten in Interviews. Doch ich musste mich schwer zusammenreißen, ihn jetzt nicht an mich zu ziehen. Ich wollte ihn umarmen und ich wollte, dass er mich fest an sich zog und mir Liebesbekundungen und Glückwünsche in mein Ohr säuselte, egal wie kitschig sich das anhörte.
Die Muskeln in meinem Körper zogen mich förmlich zu ihm und so kam ich ihm unbewusst näher, was er mit einem für andere kaum wahrnehmbaren Stirnrunzeln quittierte, und mich ansah.
„Also? Wie sehen die Pläne aus?" hakte er noch einmal nach, da ich ihm nicht antwortete.
Seine warme Stimme drang in mein Gehirn, doch anstatt mit Worten zu antworten, packte ich sein Gesicht und zog ihn an mich, küsste ihn überschwänglich.
Im Stadion. Während einer Live-Übertragung.
Als ich mich von ihm löste und ihn überglücklich anstrahlte, war er rot geworden und sah mich schockiert an. Ich lachte.
„So feiert man das!" antwortete ich und strich ihm über den Arm, ehe ich zum nächsten Interviewer wanderte.
Als ich mich umdrehte, sah ich dass er mir nachblickte. Sein Blick war voller Liebe, kein bisschen wütend oder genervt, nein, er lächelte verliebt und bekam nicht mit, dass der nächste Spieler sich bei ihm aufstellte. Ich zwinkerte ihm zu, ehe ich mich den nächsten Interviewfragen stellte. Die Vorfreude, später heimzukommen und ihn zu sehen, war gerade größer als die Freude über diesen Sieg hier im Wembley Stadium in London.
Wir würden uns erst in Manchester sehen, denn ich musste mit den Teamkollegen im Mannschaftsbus zurück, während Harry noch einmal im TV-Studio vorbeischauen musste, ehe auch er heimfahren konnte. Doch es trennten uns nur noch wenige Stunden voneinander. Und ich konnte es kaum mehr erwarten.
Um kurz nach 1 Uhr morgens schloss ich endlich die Tür zu unserer gemeinsamen Wohnung auf und ging hinein. Wir waren vor zwei Jahren zu unserem ersten Jahrestag zusammengezogen und lebten in einer Wohnung im Zentrum von Manchester.
Ich liebte die Wohnung. Sie war hell durch die großen Fensterfronten, die Dachterrasse war begrünt und es gab darauf sogar eine Grillecke mit einem großen Loungesofa. Ich liebte alles an unserem Rückzugsort. Ganz besonders den Portier, der ungebetene Besucher wie beispielsweise Fans, von uns fernhielt.
„Hazza?" rief ich laut und zog mir die Schuhe von den Füßen.
Ich blickte wieder nach oben und da erschien er im Türrahmen zum Wohnzimmer, sah mich mit breitem Grinsen an.
Ich seufzte auf, eilte auf ihn zu und sprang in seine Arme, küsste ihn leidenschaftlich und schlang meine Gliedmaßen um ihn. Er lachte in den Kuss und drehte sich mit mir auf der Stelle, hielt mich fest an sich.
"Ich bin so unfassbar stolz auf dich", flüsterte er gegen meine Lippen und ich küsste seine Nasenspitze und grinste ihn an.
"Wir sind auch stolz!"
Ich drehte den Kopf und sah Mom, Fizzy und Lottie im Wohnzimmer stehen, dicht neben ihnen stand auch Niall. Er grinste mich an und sah aus wie ein kleiner Junge, dem man gerade sein Lieblingsspielzeug geschenkt hatte.
Strahlend sah ich sie an und als Harry mich sanft auf dem Boden abstellte, lief ich zu ihnen und umarmte sie alle fest.
Diese Tage waren die Besten, wenn alle da waren. "Wo sind die Zwillinge?" fragte ich Mom.
"Die schlafen schon. Haben nicht durchgehalten", antwortete sie grinsend.
Lächelnd nickte ich und sah Niall an. "Alter..." entfuhr es mir.
Er grinste noch mehr, wenn das überhaupt möglich war, nickte. "Junge, du hast ein Champions League Finale gewonnen!" rief er plötzlich und fiel mir noch einmal um den Hals, wir sprangen auf und ab und johlten ausgelassen.
Als wir uns lösten, sah ich ihn stolz an und klopfte ihm auf die Schulter. "Ich bin auch stolz auf dich, Nialler. Das Camp läuft unglaublich gut!" sagte ich sanft.
Niall und ich hatten vor etwa einem Jahr, nach Abschluss seines Studiums, das Fußballcamp in der Nähe von Manchester eröffnet. Aufgrund meines mittlerweile bekannten Namens lief es natürlich sofort gut an, doch Niall's Art zu trainieren hielt die Kundschaft und brachte zusätzlich immer wieder neue ein. Er war der geborene Trainer und mittlerweile interessierten sich Fußballclubs im ganzen Land bereits für ihn.
Er sah mich ebenso stolz an. "Wäre ohne dich nicht möglich gewesen."
Ich legte den Arm um seine Schultern. "Wir hätten es auch so gerockt, das weißt du doch!" entgegnete ich mit einem frechen Grinsen.
"Gut Jungs, jetzt wird aber angestoßen!" rief Lottie und küsste Niall, ehe sie zum Kühlschrank lief und den Champagner hervorholte.
Er sah ihr lächelnd nach und dann zu mir. "Hast du dich endlich dran gewöhnt?"
"Ich werde mich nie dran gewöhnen", konterte ich spielerisch und lachte. Niall und Lottie waren für mich nach wie vor etwas, dass ich auf eine Art seltsam fand, doch mir wurde immer mehr bewusst, dass sie einfach praktisch eine Person waren. Meine Schwester wusste ich somit in den richtigen Händen, was mich glücklich machte. Wir waren alle irgendwie miteinander verbunden und so wie wir hier alle standen und miteinander feierten, wurde mir erneut bewusst, dass ich mir mein Leben nicht mehr anders vorstellen konnte. Es war alles einfach nur perfekt.
Wir saßen noch eine ganze Weile, bis meine Familie in den Gästezimmern verschwand und es nur noch Harry und ich waren.
Er sah mich lächelnd an und ich lehnte mich an ihn, sah in seine unverschämt schönen Augen und musste ebenso lächeln.
Der altbekannte Geruch nach Minze stieg mir in die Nase und ich seufzte genüsslich auf. "Du riechst so unfassbar gut", wisperte ich leise.
Er strich mir über die Wange mit den Fingerspitzen und sah mich ganz verträumt an. "Jetzt habe ich dich endlich ganz für mich mein Schöner."
Ich grinste und legte die Arme um ihn, wir kuschelten uns auf der Couch ein und ich atmete tief durch.
Jetzt waren wir schon drei Jahre zusammen und ich wusste einfach, dass es bis zu unserem letzten Atemzug so bleiben würde. Harry war für mich perfekt, ich für ihn. Unsere gemeinsame Leidenschaft hatte sich in unser Leben so mühelos eingefügt, dass es keiner Anstrengung mehr bedurfte.
Wir sahen uns nicht täglich, allein schon durch unsere Berufe war das unmöglich, doch wir kosteten jeden Moment miteinander aus. Ich schloss die Augen und lächelte selig vor mich hin.
"Worüber denkst du nach, Lou?" fragte er leise.
"Darüber, wie perfekt alles mit dir ist", antwortete ich ebenso leise.
"Das sehe ich auch so. Ich liebe dich, Lou. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Aber für die Nummer heute beim Interview, wirst du noch bezahlen."
Er lachte und ich prustete ebenso los. "Ich konnte nicht anders! Ich wollte einfach diese vollen, perfekten Lippen fühlen", gab ich grinsend zu und fuhr mit dem Finger über seine Lippen. Harry grinste mich an und schüttelte amüsiert den Kopf.
"Ich wollte das genauso wie du. Aber das nächste Mal bleiben wir professionell!" mahnte er spielerisch und ich zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß noch nicht, ob ich das hinbekomme, aber ich versuche es!"
Lachend kuschelten wir uns ineinander ein und Harry zog die flauschige, helle Decke über uns, die Mom uns zu Weihnachten geschenkt hatte. Es war wie ein Kokon, in dem wir allein waren und von der Welt abgeschottet.
Zufrieden lagen wir miteinander und genossen die Ruhe und die Zeit zu zweit. Für nichts auf dieser Welt wollte ich Momente wie diese austauschen.
Ich verspürte bei ihm keinerlei Angst mehr, keine Zweifel, kein Misstrauen. Ich war angekommen. Mein Herz gehörte ihm, seines gehörte mir.
Und es würde für immer so sein.
- ENDE
Ich hoffe, es hat euch gefallen <3
Falls ihr noch Lust habt, meine Stories weiter zu lesen, die Neue steht schon in den Startlöchern und kommt ganz, ganz bald :)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top