9 - Darf ich das?
Die Sonne stand hoch am Himmel und tauchte den Fußballplatz in ein Meer aus blendendem Grün. Es war einer dieser seltenen Sommertage, an denen die Luft flirrte und die Hitze fast greifbar schien. Auf dem Feld mir gegenüber stand Harry, der Ball fest unter der Kontrolle seiner geschickten Füße. Schweißperlen rannen ihm die Stirn hinunter, doch seine Konzentration war unerschütterlich. Mit jedem Dribbling, jedem präzisen Pass und jeder geschmeidigen Bewegung schien er sich mehr mit dem Spiel verbunden zu fühlen.
Kurz vor dem Ende des Trainingsspieles waren wir in einen Zweikampf um den Ball verwickelt und ich verlor den Ball so schnell an ihn, dass ich es kaum mitbekam.
Ich bekam um ehrlich zu sein kaum etwas mit, denn je näher er mir auf dem Spielfeld kam, desto präsenter wurden seine Bewegungen in meinem Kopf und mein einziger Fokus lag nur darauf.
Der Coach pfiff ab, als Harry mir den Ball wegnahm und stapfte auf mich zu über den Platz. "Tomlinson!" brüllte er und ich zuckte zusammen, sah ihn schwer atmend an, während die Sonne erbarmungslos auf uns prasselte. Ich spürte jede einzelne Schweißperle, die an meiner Schläfe entlang lief und ich wischte sie mir leicht weg mit dem Handrücken.
"Was stimmt mit dir nicht?!" fuhr der Coach mich an, stellte sich vor mich und sah mich wütend an. "Sorry, ich..." setzte ich an, doch er unterbrach mich. "Wir wissen beide, dass du das besser kannst! Ich habe dich für Manchester empfohlen, verdammt!"
Seine Wut schüchterte mich ein, doch ich sah ihn dennoch verdutzt an. "Wie bitte?" hakte ich nach und er schnaubte.
"Manchester United! Die suchen Jungtalente und ich habe dich empfohlen!" wiederholte er und fluchte, doch das hörte ich schon gar nicht mehr.
Ich suchte das Team nach Niall ab. Als ich ihn entdeckte, sah er mich genauso geschockt an, wie ich mich in diesem Moment gerade fühlte. Wir sahen uns in die Augen und mein bester Freund fing mit einem Mal an wahnsinnig zu strahlen. Ich konnte es nicht fassen und sah den Coach an. "Das haben sie wirklich?" fragte ich ihn fassungslos.
Er schnaubte und sah mich wütend an. "Wenn du weiter so spielst, sage ich denen wieder ab, Freundchen! Also krieg den Hintern hoch! In zwei Wochen kommt ein Scout zum Spiel!"
Mit diesen Worten stapfte er zurück zur Seitenlinie, während er Schimpftiraden von sich gab, die sich gewaschen hatten.
Er gab uns einen Moment, in dem die anderen vom Team mir begeistert gratulierten. Niall umarmte mich und ich schob ihn angewidert von mir, da wir alle schweißgebadet waren, grinste ihn aber breit an.
"Wenn das klappt, dann machen wir unser Camp auf wenn du 35 und zu alt für den Profi-Fußball bist!" sagte er grinsend.
Ich musste lachen. "Du bist der beste Freund überhaupt!" sagte ich strahlend, woraufhin er abwinkte. "Ich bin stolz auf dich!" sagte er noch, dann ertönte ein greller Pfiff über den Platz und wir waren wieder an dem Punkt, wo wir eben aufgehört hatten.
Den Rest des Trainings spielte ich mir die Seele aus dem Leib, so voller Euphorie war ich. Harry erschien immer wieder in meinem Blickfeld, doch die Zweikämpfe gewann ich und als unser Coach schließlich den Abpfiff gab, sah ich lächelnd zu Harry. Der grinste mich an und ich strahlte sofort. "Hab gewonnen!" sagte ich frech.
Er lachte leise. "Glückwunsch!" sagte er und strich mir über den Arm, ehe er sich streckte und zu den Umkleiden lief.
Ich folgte ihm mit Niall zusammen, der mir lang und breit erklärte, was ich jetzt alles tun musste, damit ich in zwei Wochen zum Spiel fit und bereit war.
"Absoluter Verzicht auf Alkohol!" sagte er, als er sich sein Shirt auszog, bedachte mich dabei mit einem strengen Blick.
Lachend schüttelte ich den Kopf, wollte mich ebenso ausziehen, doch da klingelte mein Telefon. Es war Mom, also entschuldigte ich mich bei Niall und ging nach draußen, um den Anruf anzunehmen.
"Hey, Mom! Alles okay?" fragte ich und stellte mich in den Schatten des Gebäudes. "Natürlich! Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht?"
"Super!" rief ich aus. "In zwei Wochen kommt ein Scout von Manchester United zum Spiel", sagte ich ihr. "Und was will der?"
Ihre Frage brachte mich zum Lachen. Sie hatte keinerlei Ahnung von Fußball, obwohl ich diesen Sport schon seit dem Kindergarten spielte und liebte.
"Der Coach hat mich empfohlen. Für die Mannschaft."
"Manchester United?!" rief sie aus und ich nickte. "Ja, Mom. Das ist eine riesige Sache. Wenn das klappt, könnte ich Profi werden!"
"Das ist ja toll, mein Schatz! Und es trifft sich gut, denn wir wollten an dem Wochenende kommen! Deshalb rufe ich an. Ich würde gerne mit den Kindern nach London fahren und dich natürlich dabei auch besuchen."
Mein Herz machte einen kleinen Sprung vor Freude und ich grinste. "Ich freu mich, Mom. Dann könnt ihr zusehen! Und danach gehen wir in die Pizzeria!" schlug ich vor und sie bestätigte den Plan sofort.
Wir sprachen noch eine ganze Weile über meine Geschwister und wie es ihnen und auch ihr ging, bis ich bemerkte, dass die meisten vom Team bereits zurück zu den Wohnheimen liefen. Ich verabschiedete mich eilig von ihr und ging zurück in die Umkleide, in der Niall stand und gerade sein frisches T-Shirt über den Kopf zog, ehe er mich ansah.
"Ich muss mich beeilen, ich treffe mich noch mit Lottie", sagte er.
Alarmiert hob ich die Augenbrauen. "Mit meiner Schwester, Lottie? Warum?" fragte ich ihn und er lachte. "Sie hat gefragt, ob ich bei einem Pizza-Wettbewerb mitmachen will. Ist so ein Wettessen."
"Du lügst doch!" sagte ich, woraufhin er wieder lachte. "Nein, im DeLuca findet der statt. Komm doch auch, wenn du geduscht hast!?"
Seine Einladung war klar und ich nickte sofort. Ich war misstrauisch und von diesem angeblichen Wettbewerb musste ich mich selbst überzeugen. Allerdings würde es mich nicht wundern, denn er und Lottie standen sich im Bezug auf Essen in nichts nach. Sie beide konnten unglaubliche Portionen verdrücken.
"Dann sehen wir uns nachher!" rief er und klopfte mir auf die Schulter, ehe er das Gebäude verließ und mich somit allein zurückließ.
Ich zog mich vollständig aus, schnappte mir mein Handtuch sowie Duschgel aus meiner Tasche, sperrte den Spind ab und lief in den Duschraum. Der Dampf des heißen Wassers hing noch in der Luft, zusammen mit dem typischen Geruch. Eine Mischung aus frischer Feuchtigkeit und der herben Note von Seife und Shampoo. Neben dem erdigen Unterton, roch es nach Minze, was mich für einen Moment irritierte.
Der Grund dafür jedoch, sprang mir just in dem Moment in mein Blickfeld. Harry stand mit dem Rücken zu mir unter der Dusche, fuhr sich durch die Haare und präsentierte mir seine Rückenmuskulatur, die feuchte Haut glänzte im Licht der Neonleuchten über uns. Als mein Blick an seinem Hintern hängen blieb, entfuhr mir ein leises, erschrockenes Keuchen.
Harry hörte es, drehte den Kopf zu mir und seine Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, bis sein Blick an mir kleben blieb und er mich musterte.
"Ich dachte, du wärst schon weg", sagte er.
Ich schüttelte den Kopf und ging auf eine Dusche zu, stellte das Wasser an und stellte mich darunter, als es warm genug war. Der Versuch, ihn nicht unverhohlen anzustarren, scheiterte, als er seinen gesamten Körper zu mir drehte und Duschgel zwischen seinen Händen verrieb. Er fing an sich einzuseifen und ich schluckte und versenkte meine Zähne in meiner Unterlippe, während mein Herzschlag sich verschnellerte.
Er schien es zu bemerken, denn er sah mich an und legte den Kopf schief, ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.
"Ist Niall noch da?"
Ich schüttelte den Kopf. "Niemand ist mehr da."
Keine Ahnung, wieso ich das so betonte. Vermutlich war es mir wichtig, dass er das wusste. Dass wir allein waren. Ganz allein in diesem Gebäude, außerdem würde auch niemand mehr kommen, denn wir waren die letzten, die hier an diesem Tag trainierten.
Ich atmete tief durch, sog den Duft von Minze ein, den sein Duschgel zu mir herübertrug und seufzte leise, senkte den Kopf und ließ das heiße Wasser über meinen Nacken laufen, versuchte mich darauf zu konzentrieren. Wenn ich das nicht tat, wäre ich in der nächsten Sekunde bei ihm und das wäre womöglich zu früh oder würde ihn abschrecken. Sicher war er nicht darauf erpicht, dass ich mich ihm einfach so näherte, nur weil wir beide gerade duschen waren. Schließlich war das beim Fußball völlig normal, ich sah die anderen ständig nackt. Es war völlig egal, absolut und vollständig egal.
Während ich in Gedanken versuchte, nicht direkt hart zu werden, spürte ich plötzlich seine Hand auf meinem Rücken und zuckte leicht zusammen, riss die Augen auf, doch ließ den Kopf unten. Automatisch hielt ich die Luft an und leckte mir über die Lippen.
Seine Hand fuhr über meine Seite nach vorn zu meinem Bauch, seine Fingerspitzen zogen kleine Kreise über die empfindliche Haut und ich konnte nicht anders, keuchte leise und schloss die Augen.
Harry kam mir näher und als ich merkte, wie seine Brust meine Schulter berührte, sah ich auf zu ihm, in diese grünen Augen, in denen etwas entfacht war. Sie schienen förmlich zu leuchten, wie zwei Scheinwerfer, die ich nur anstarren konnte wie ein Tier auf der Landstraße.
Er beugte sich ein wenig zu mir und küsste meinen Hals, legte die andere Hand auf meinen Rücken und fuhr darüber, während auf meiner Haut eine Gänsehaut entstand, die mich nur intensiver fühlen ließ, was er da tat.
"Darf ich das?" hauchte er in mein Ohr und ich nickte nur, unfähig, zu sprechen.
Sein Mund berührte meinen Hals nur ganz sanft, doch es brachte mich bereits zum Stöhnen, so sehr waren meine Nerven überreizt durch ihn.
Mein Versuch, nicht hart zu werden, war vollkommen gescheitert und ich schluckte leicht, während Harry mein Kinn umfasste und meinen Kopf zu sich drehte. Ich sah ihn an und er erwiderte den Blick. Auch er wirkte erregt und leckte sich über die Lippen, sah auf meinen Mund und in der nächsten Sekunde zog er mich an sich heran und verwickelte mich in einen fordernden und leidenschaftlichen Kuss, während seine Hand von meinem Rücken weiter nach unten zu meinem Hintern fuhr und sanft zudrückte.
Ich stöhnte in den Kuss und er packte fester zu und drehte mich, presste mich gegen die kalten Fliesen, sein Atem ging schnell und seine Hand fand meine Wange, er strich mit dem Daumen über meine Haut und sah mir tief in die Augen.
"Und darf ich das alles auch?" hauchte er und ich nickte erneut einfach nur, sah ihn erwartungsvoll an und wartete darauf, was jetzt passieren würde. Er lächelte sanft, küsste meine Nasenspitze ganz kurz, dann schob er mir die Zunge erneut in den Mund und ließ die Hand in meinen Nacken gleiten.
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