Harry und ich lagen noch eine ganze Weile gemeinsam auf der Picknickdecke und erzählten uns gegenseitig beinahe alles, was uns beschäftigte. Von der Kindheit, von unserer Schulzeit, wie wir zu unseren Müttern standen, einfach alles mögliche, was uns gerade einfiel. 
Irgendwann klingelte mein Handy und mit einem schnellen Blick darauf drückte ich den Anruf weg. Harry sah mich fragend an. 
"Musst du nicht rangehen?" fragte er mich.
"Es ist Niall, er will sicherlich in die Bar gehen und fragen wie unser Date lief.", antwortete ich ihm grinsend, woraufhin er lachte. "Er weiß also davon?" 
"Natürlich!" Ich sah ihn an. "Niall weiß alles über mich. Wir kennen uns seit dem Kindergarten und er kennt alle meine Geheimnisse." 

Er beugte sich zu mir und sah mich mit einem verschmitzten Grinsen an. "Du hast Geheimnisse?" fragte er und ich lachte leise. "Nicht, was du denkst. Zum Beispiel weiß er, dass ich mit 15 meinen ersten Freund, Liam, zuhause zu Besuch hatte, weil meine Eltern weg waren. Sie kamen wieder, viel zu früh. Also zwang ich Liam, sich im Bettkasten zu verstecken." 
Harry sah mich irritiert an. "Im Bettkasten?!" 
Lachend nickte ich. "Das war absolut blöd und er hätte sich lieber vom Balkon schleichen sollen. Denn es folgte ein 40-minütiges Gespräch mit meiner Mutter, die angetrunken war und mir jedes Detail des Abends erzählt hatte!" führte ich weiter aus und wir lachten beide. "Wie ging es ihm da drin?" 
"Als ich ihn befreit habe, war er knallrot im Gesicht und hat geschwitzt wie ein Tier. Ich glaube, noch länger und er wäre erstickt."
"Der Arme!" sagte Harry lachend und fuhr sich durch die Haare. "Definitiv ein interessantes Geheimnis. Und du hast es bereitwillig ausgeplaudert!" 

Ich setzte mich auf und sah ihn an. "Du wirst es hoffentlich nicht meiner Mom verraten, oder?" fragte ich ihn, beäugte ihn dabei misstrauisch. 
Er schmunzelte und schüttelte den Kopf, sah mir in die Augen. "Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Lou. Keine Sorge." 
Einen Moment sah ich ihn nur an, dann beugte ich mich zu ihm und stahl mir einen kurzen Kuss, woraufhin er selig lächelte. 
"Wenn du willst, dann gehen wir mit Niall noch in die Bar. Was denkst du?" fragte er mich, ich konnte nicht umhin zu grinsen. "Du spielst clever, Harry.", sagte ich und stand auf. Er erhob sich ebenfalls und sah zu mir. "Clever?" 
Nickend half ich ihm den Picknickkorb mit den übrig gebliebenen Sachen zu füllen. "Es ist clever, den besten Freund mit einzubeziehen. Das weißt du sicher selbst, nicht?" 
Harry lachte, faltete die Picknickdecke klein und nahm sie sich unter den Arm. "Ich weiß eben wie's geht. Und jetzt schreib ihm, dass wir kommen." 

Lächelnd kam ich der Aufforderung nach, während wir uns gemeinsam in Bewegung setzten. "Macht es dir was aus, wenn wir die Sachen kurz zu mir bringen? Ich will ungern wie Rotkäppchen mit einem Korb in der Bar auftauchen." 
Ich kam nicht umhin, ihn mir in einem Rotkäppchenkostüm vorzustellen und musste grinsen, was er sofort bemerkte und mir einen halb amüsierten, halb mahnenden Blick zuwarf. "Hör auf es dir vorzustellen!" 
"Was denn?" fragte ich unschuldig. 
"Ich weiß genau, was du denkst. Und nein, ich werde so ein Kostüm nicht anziehen." 
"Ach komm!" sagte ich schmollend und legte den Arm um seine Taille, sah unschuldig zu ihm hoch. "Ich zieh mir auch ein Wolfskostüm an..." 
Harry lachte laut auf. "Und Niall geht dann als Großmutter?" 
Ich schüttelte den Kopf und löste mich wieder von ihm. "Ohne Niall..." bemerkte ich und er schenkte mir ein niedliches Lächeln, ehe wir den Weg bis zu seinem Zimmer fortsetzten. 

Dort angekommen, schloss er auf und wir gingen hinein. "Wow!" entfuhr es mir bei dem Anblick dieses perfekt aufgeräumten, blitzsauberen Zimmers. Harry stellte die Sachen auf dem Schreibtisch ab und sah zu mir. "Lass mich raten, bei dir sieht's aus wie auf einem Schlachtfeld?" 
Ich schüttelte sofort den Kopf. "Nein! Es ist aufgeräumt!" sagte ich defensiv und er lachte und nickte leicht, ehe er sich eine Jeansjacke anzog. "Davon überzeuge ich mich vielleicht lieber bei Gelegenheit!"
Ich ging auf ihn zu und zog ihn am Jackenkragen zu mir heran, sah ihm in die Augen. "Von mir aus gern...." flüsterte ich und er leckte sich über die Lippen und fuhr mit seiner Hand über meinen unteren Rücken. 
"Wenn du wüsstest, was du für eine Wirkung hast..." wisperte er, während er sich zu mir beugte und nun wieder nah an meinen Lippen war. Wie automatisch fielen mir die Augen zu. "Sagt der Richtige..." antwortete ich kaum hörbar. 

Harry ließ sich nicht bitten, er zog mich eng an seinen Körper und küsste mich tief, seine Zunge umspielte meine und er drückte mich nach hinten, wir stießen gegen die Wand und ich keuchte leise auf, als seine Hand sich in meine Seite krallte. Kurz war ich versucht, Niall und alles andere um mich herum zu vergessen, da klingelte mein Handy in meiner Hosentasche. 

Der Lockenkopf löste sich sofort und lächelte mich amüsiert an. "Hartnäckig, dieser Ire." 
Seufzend nickte ich. "Hin und wieder weiß er genau, wann er anrufen muss, um einen perfekten Moment zu zerstören.", murmelte ich ein wenig frustriert. 
Wir verließen Harry's Zimmer und er warf mir immer wieder Blicke zu, während wir zur Bar gingen. Ich sah irgendwann fragend zu ihm, was ihn lächeln ließ. "Ich fand es auch perfekt...also, den Moment. Und unser Date..." 
Automatisch musste ich strahlen und nickte. "Das war es wirklich, Harry. Danke für heute. So etwas Schönes hat selten jemand für mich getan!" 
"Du hast es verdient.", sprach er leise und ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Hatte ich das? Was ließ ihn das denken? 
Ich fragte nicht nach, doch es brachte mich zum Nachdenken, denn ich verstand nicht, wie er das meinte. 

Kurz vor der Bar sah ich noch einmal auf mein Handy und bemerkte die Instagramnachricht, die Zayn mir vor einer Stunde geschickt hatte. Ich zögerte kurz, dann öffnete ich sie unsicher, denn meine Neugier siegte. 

Lust auf ein erneutes Abenteuer? :) 

Es waren nicht viele Worte, es gab kein Hallo oder eine nette Einleitung, Zayn war absolut direkt und gleichzeitig geheimnisvoll. Ich beschloss, ihm später zu antworten, schloss die App und steckte mein Handy wieder weg, sah zu Harry, der mich beobachtete. 
Ich schenkte ihm ein Lächeln und dann öffnete ich die Tür zur Bar, ließ ihm den Vortritt. "Na komm, Rotkäppchen.", sagte ich schmunzelnd.
Er lachte und ging kopfschüttelnd hinein. 
Niall war sofort zu erkennen. Er stand an der Bar und bezirzte mal wieder meine Schwester. Sie waren in ein Gespräch vertieft und mir rutschte ein genervtes Schnauben heraus. 

"Was ist los?" fragte Harry mich sofort und ich seufzte. "Niall baggert ständig meine Schwester an. Das stört mich irgendwie, wenn ich ehrlich bin.", gab ich zu.
Er sah sich um und entdeckte nun Niall auch. "Das ist deine Schwester?" fragte er ein wenig ungläubig und ich sah ihn verwirrt an. "Ja. Was ist?" 
Er sah wieder zu mir. "Mir wird gerade klar, dass es deine Schwester war, der ich an dem Abend der Einweihungsfeier betrunken von dem perfekten Kuss während des Spiels erzählt habe...und von dem Jungen, mit den herrlichen blauen Augen." 
Harry lief knallrot vor mir an und ich konnte nicht anders, als schallend zu lachen. "Wieso gerade ihr?!" fragte ich. "Sie stand an der Bar und hat mich gefragt, wieso ich grinsen würde wie ein verliebter Trottel!" antwortete er und es schien ihm sichtlich peinlich zu sein. 

"Oh man, viel Spaß mit ihr!" sagte ich und klopfte ihm aufmunternd auf den Oberarm, ehe ich seine Hand nahm und mit zu Niall und Lottie zog. 
"Finger weg von meiner Schwester!" platzte ich heraus und Niall zuckte heftig zusammen und sprang einen Schritt zurück, sah mich erschrocken an. Dann seufzte er genervt. "Erschreck mich doch nicht so!" fauchte er und ich umarmte ihn lachend, ehe ich mich über die Theke beugte und meiner Schwester einen Kuss auf die Wange gab. "Hey, Lots. Das hier ist Harry, aber ich glaube ihr kennt euch bereits!" 
Harry neben mir lächelte Lottie an, die ihn zu erkennen schien und breit grinste. "Der verliebte Trottel, klar! Hi!" sagte sie, ehe sie zu realisieren schien, dass es sich wohl bei den herrlichen blauen Augen um meine handelte. 
Ihr Mund formte ein O und sie sah mit großen Augen zwischen ihm und mir hin und her. "Habt ihr gerade ein Date?!" fragte sie sofort. 

Harry nickte leicht. "Nun, wir hatten bis eben eins. Jetzt sind wir hier, damit ich mich  bei seinem besten Freund einkratzen kann und so Sympathiepunkte gewinnen kann!" erklärte er trocken und sah Niall lächelnd an. 
Der musterte ihn skeptisch. "Das scheinst du dir ja einfach vorzustellen!" sagte er und musterte Harry übertrieben kritisch. 
Doch Harry wäre wohl nicht Harry, wenn er darauf nicht cool reagieren würde, so viel hatte ich über ihn schon herausgefunden. 
"Hast du das Manchesterspiel eigentlich gesehen?" fragte er ihn und sah Lottie an. "Eine Runde Bier für uns drei, bitte!" sagte er in sanftem, höflichen Ton zu ihr und blickte wieder zu Niall.

"Ob ich es gesehen habe? Ich habe es gefühlt! Gelebt!" rief mein bester Freund theatralisch. "Hast du dieses Tor gesehen?!" fragte Harry nach und verwickelte Niall so in Sekundenschnelle in ein begeistertes Gespräch über das gestrige Spiel. 
Zufrieden beobachtete ich die beiden, die mit dem Bier in der Hand zum nächsten Tisch liefen und mich für den Moment augenscheinlich vergessen hatten. 
"Er ist unglaublich hübsch. Und so höflich!" sagte Lottie neben mir und ich grinste sie an und nickte. "Er ist echt toll..." gab ich zu, ehe ich Harry verträumt beobachtete und nicht anders konnte, als dankbar zu sein für das blöde Flaschendrehen, dass Niall so unbedingt spielen wollte.