23 - Nenn mich wieder Hazza

Die wenigen Tage vor dem Spiel, welches am kommenden Sonntag stattfinden würde, glichen sich in beinahe jedem Detail. Niall zwang mich, in den Fitnessraum zu gehen und zu joggen, während Harry mich mit motivierenden Reden über Wasser hielt, wenn ich das Training hinschmeißen wollte. 
Am Freitag Morgen wachte ich mit ziehenden Schmerzen in meinem rechten Knie auf, also ließ ich Niall wissen, dass das Joggen ausfallen würde. Er rief nur eine Sekunde später an und ich nahm seufzend den Anruf an. 
"Guten Morgen!" sagte ich ruhig.
"Was heißt hier, es fällt aus? Wir haben keine Zeit mehr! Du musst am Ball bleiben!" meckerte er sofort los und ich zog mir meine Kleidung nebenbeian, während ich mit den Augen rollte. 
"Ich habe Schmerzen, Niall. Ich werde nichts aufs Spiel setzen, nur weil du das nicht akzeptieren kannst. Ich muss mein Knie schonen", erklärte ich ihm. 

"Du hast Schmerzen?" hakte er nach, ich nickte, auch wenn er es nicht sehen konnte. "Habe ich, ja. Deshalb werde ich vor dem Spiel auch nicht mehr joggen gehen." 
"Scheiße, okay, Tommo!" antwortete er nur und ich schnappte mir meine Jacke. "Sehen wir uns gleich?" fragte er noch nach.
"Ich gehe mir erst einmal die Salbe vom Coach holen. Ich komme also ein wenig zu spät!" ließ ich ihn wissen, beendete den Anruf und verließ mein Zimmer, in dem es heute eindeutig zu ruhig für meinen Geschmack war.
Harry musste gestern los nach Holmes Chapel, seine Mom hatte ihn angerufen und ihn gebeten, zu kommen. Er wusste nicht wieso und am liebsten wäre ich zu seiner Unterstützung mitgekommen, doch er bestand darauf, dass ich jetzt nicht nachließ mit dem Training. Auf dem Weg zu Coach Jack schrieb ich ihm eine Nachricht. 

Guten Morgen :) Wie fühlst du dich? Alles okay? <3 

Ich legte das Handy wieder weg und erreichte schon bald den Gang mit den Professorenbüro's, klopfte an Jack's Tür und atmete tief durch.
Das mürrische Gesicht meines Coaches ließ nicht lange auf sich warten. Als er mich jedoch erkannte, erhellten sich seine Gesichtszüge und in seinen Augen entstand der typische Stolz, mit dem er mich des Öfteren bedachte in letzter Zeit.
"Was machst du denn so früh hier? Heute keine Joggingeinheit mit Horan?" fragte er und hob amüsiert eine Augenbraue. 
Ich schüttelte den Kopf. "Ich wollte dich fragen, ob ich mir die Salbe leihen kann. Deine Wundersalbe, du weißt schon. Ich habe Schmerzen", erklärte ich direkt mein Anliegen und straffte leicht die Schultern. Jack war kein Mann der vielen Worte, es gefiel ihm besser, wenn man direkt auf den Punkt kam, anstatt herumzudrucksen. 
"Wo tut's denn weh?" 
"Knie", sagte ich schlicht und zeigte auf mein rechtes Knie. 

Jack bat mich hinein und schloss die Tür nach mir. "Setz dich", forderte er mich auf und ich kam ihm nach, ließ mich auf den Stuhl fallen, der vor dem Schreibtisch stand. 
Er beugte sich nach unten und tastete mein Knie ab, sah es sich genau an. "Ist leicht geschwollen, wenn ich es mir genauer ansehe", sagte er mit einem Blick zu mir. Ich nickte leicht. "Ein bisschen, ja."
Jack nickte, sein Blick war besorgt geworden. "Alles gut!" sagte ich deshalb sofort und hob die Hände beruhigend. "Ich kann spielen! Ich will es nur schonen, daher kein Fitnesstraining oder Joggen!" 

Er musterte mich kurz und nickte dann. "Gut, Tomlinson. Richtige Entscheidung! Ich gebe dir die Salbe und wir sollten einen Verband anlegen, so kann die Wärme besser eindringen." 
Jack stand auf und kramte in seinem Schrank, zog allerlei Utensilien hervor und begann schlussendlich damit, die Salbe auf meiner Haut zu verteilen und das Knie zu verbinden. Dann drückte er mir alles in die Hand.
Dankbar sah ich ihn an und verstaute alles in meinem Rucksack, ehe ich mich vom Stuhl wieder erhob und das Bein kurz bewegte, um mich an das störende Gefühl des Verbandes zu gewöhnen. 
"Heute Abend wechseln und über Nacht gerne noch einen Schal oder so etwas über den Verband legen. Die Wärme wird helfen", sprach Jack. "Vielleicht kann Styles dir ja helfen." 
Überrascht sah ich zu Jack, auf dessen Gesicht sich ein Schmunzeln abzeichnete. 
"Du weißt davon?" 

Er lachte laut auf. "Sieht doch ein Blinder! Lass dich nur nicht ablenken, das Spiel ist wichtig am Sonntag!" Natürlich ließ er eine Mahnung mitschwingen, doch so war er eben. Auch wenn er hart zu uns war, ich mochte ihn gern. Und dass er sich für mich eingesetzt hatte, obwohl ich nicht darum gebeten hatte, war wertvoll für mich. Er erkannte mein Talent. Und das bedeutete mir mehr, als mir ursprünglich bewusst war. 
Wir verabschiedeten uns und ich ging, bepackt mit Verbänden und Salbe, zur Vorlesung. Ich kam nicht wesentlich zu spät und ließ mich sogleich neben Niall fallen, der mir einen Platz freigehalten hatte. 
Harry konnte ich nirgends erkennen und ein Blick auf mein Handy sagte mir, dass er sich auch nicht gemeldet hatte. So langsam ließ es mich unruhig werden.
"Wie geht's deinem Knie?" fragte Niall mich.
"Geht so. Ich hoffe, die Salbe hilft", antwortete ich abwesend und versuchte, mich auf die Vorlesung zu konzentrieren. 

Am frühen Nachmittag waren wir endlich erlöst. Mein Magen knurrte so sehr, dass mir bereits schlecht war, also entschieden wir, dass wir als Erstes die Cafeteria aufsuchen würden. Eilig traten wir aus dem Saal und da stand er endlich.
Harry lehnte an der Wand, das Handy in der Hand und seine Stirn war zu tiefen Furchen gerunzelt, während er konzentriert auf das Gerät in seinen Händen starrte. 
"Harry!" rief ich begeistert und ging auf ihn zu. 
Als er aufsah und mich entdeckte, entstand das typische Strahlen auf seinem Gesicht. Er stieß sich von der Wand ab und kam auf mich zu, zog mich in seine Arme und küsste meine Wange. "Hey, Lou. Entschuldige, dass ich mich nicht gemeldet habe. Es ging drunter und drüber!" sagte er sofort und ich strich über seine Wange.
"Was ist denn passiert?" fragte ich ihn besorgt. 
Er bedachte Niall mit einem grüßenden Nicken, ich legte den Arm um ihn und zog ihn sanft mit mir mit. 

"Gemma, meine Schwester, hatte einen Unfall." 
Erschrocken sah ich Harry an und zog die Augenbrauen nach oben. "Oh shit! Geht es ihr gut? Ist was Schlimmes passiert?" 
Er schüttelte den Kopf. "Jemand ist ihr drauf gefahren, hat die Ampel übersehen. Aber es geht ihr gut, sie ist ein wenig unter Schock bloß", antwortete er ruhig, was mich erleichtert den Atem ausstoßen ließ. 
"Gott sei Dank..." murmelte ich.
Er nickte bestätigend. "Meine Mom ist in sowas nicht so gut, daher musste ich kommen", sagte er und ein Schmunzeln erschien. "Sie gerät dann immer in fürchterliche Panik, als würde der Himmel einstürzen! Aber ich habe sie wieder in den Griff bekommen." 
Ich küsste seine Wange sanft, während wir die Cafeteria betraten. "Das ist gut, sehr gut sogar!" antwortete ich aufmunternd und er nickte lächelnd. 

"Ich habe dich aber ganz schön vermisst", gab er leise zu. 
Ich sah sofort zu ihm, mein Puls beschleunigte sich ungesund und ich biss mir auf die Lippe, um ein zu überschwängliches Grinsen zu unterdrücken. 
"Ich habe dich auch vermisst, Harry", flüsterte ich zurück. Er grinste breit und musterte mich. "Nenn mich wieder Hazza, Lou. Das hat mir gefallen." 
Ich lachte leise und nickte. "Okay, Hazza, holen wir uns was zu essen!" 

Kurz darauf ließen wir uns an einem der Tische am Fenster nieder. Niall setzte sich mir gegenüber, während Harry direkt neben mir Platz nahm und seine Hand auf meinen Oberschenkel platzierte. Die Stelle wurde sofort warm und mein Magen kribbelte, weshalb ich mich leicht an ihn lehnte und für einen Moment vergaß, dass ich noch immer wahnsinnigen Hunger hatte.
"Wie war die Joggingrunde heute? Hat er wieder rumgejammert?" fragte Harry meinen besten Freund mit einem amüsierten Grinsen. 
"Die ist ausgefallen!" antwortete Niall, der sich den Mund bereits mit Nahrungsmitteln vollstopfte und dabei aussah wie jemand, der seit Wochen nichts zu Essen bekommen hatte. Harry's Blick wurde fragend und er sah zu mir. 
"Kaum bin ich einmal nicht da, schon schwänzt du? Also wirklich, Lou!" mahnte er mich spielerisch. 

"Nein, ich habe aber Schmerzen", antwortete ich mit einem Blick auf mein Knie. Seine Hand fuhr von meinem Oberschenkel direkt zum Knie und als er den Verband fühlen konnte, sah er mich besorgt an und zog die Augenbrauen zusammen. 
"Lou, was ist passiert?" fragte er sofort. 
"Es zieht im Knie, ich weiß auch nicht. Jack hat es versorgt. Aber ich höre bis Sonntag mit den zusätzlichen Trainings auf, um nichts zu riskieren." 
Er musterte mich und seufzte leise. "Jetzt muss ich mir Sorgen machen. Das gefällt mir gar nicht", murmelte er unzufrieden.
Ich lachte leise. "Musst du überhaupt nicht! Es ist alles gut, Hazza! Das wird wieder!" sagte ich sofort und stahl mir einen kurzen Kuss, ehe ich schließlich ebenso begann, das Essen in mir aufzunehmen. 

Doch seine Besorgnis war ihm auch zehn Minuten später deutlich anzusehen, sodass auch Niall anfing, es zu bemerken und ihm immer wieder amüsierte Blicke zuzuwerfen. 
"Er ist nicht aus Glas, weißt du? Er schafft das schon", bemerkte er irgendwann und Harry nickte, verdrehte aber die Augen. Mich rührte seine Besorgnis. Ich war es nicht gewohnt, doch es zeigte mir, dass er mich wirklich zu mögen schien. 
Sanft strich ich ihm durch die Haare und sah ihn schließlich an. Sein Blick war neugierig und er legte den Kopf schief. "Hast du noch was auf dem Herzen?" fragte er schmunzelnd.
"Meine Mom kommt morgen an. Wir wollen alle zum deLuca gehen." 
"Das klingt ja toll! Du freust dich sicher, deine Familie wieder zu sehen", antwortete er mit einem breiten Lächeln und ich nickte sofort. Mit einem Mal war ich ganz nervös.
"Hazza, möchtest du meine Mom kennenlernen? Ich würde sie dir gerne vorstellen." 

Harry verschluckte sich an einem Bissen Pasta und hustete leicht, ehe er mich mit riesigen Augen ansah und mich musterte. "Wirklich?" fragte er ungläubig.
Ich nickte unsicher und ließ die Schultern hängen. "Also...nur wenn du willst", murmelte ich und in meinem Kopf meldete sich ganz tief hinten eine kleine Alarmglocke, die nur noch selten anging, doch wenn sie es tat, war sie nicht zu ignorieren. 
Als ich Nick meine Mom vorstellen wollte, hatte er laut gelacht und gesagt, dass das wohl eindeutig viel zu früh wäre und er daran kein Interesse hätte. Da waren wir schon ein Jahr zusammen gewesen. Harry und ich waren nicht einmal zusammen, also könnte man wohl sagen, dass ein Treffen mit meiner Mutter vermutlich zu früh wäre. Ich schluckte und bemerkte auch Niall's prüfenden Blick. 

"Ich würde sehr gern deine Mom kennenlernen, Lou. Das klingt fantastisch! Soll ich Plätze reservieren?" 

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