KAPITEL 23
Der Anruf - 19.09
Ich war sehr aufgeregt gestern. Nichts darf schieflaufen. Und wenn, dann weiß ich nicht was passieren kann...
Aber irgendwie kam es mir auch zu gut vor: alles war perfekt geplant und eigentlich könnte nichts schieflaufen. Da ich aber Jung Ae Ma kenne, wird er etwas anstellen.
Gestern sind Namjoon und ich wieder ins Hotel zurück. Er wollte mich nicht alleine lassen.... Noch mit der schweren Last die sich ergeben hat. Nun lag ich mit ihm im Bett und konnte nicht schlafen. Namjoon hatte seine Augen fest verschlossen und bewegte sich kaum. Ich dagegen konnte mich nur rumwälzen. Meine Nacht war unruhig, weil ich oft über die Sache nachdachte. Wie geht es Jin Ae? Hat er sie verletzt? Wo hat er sie entführt? Was ist, wenn sie bewusstlos ist? Ich stellte mir all diese Fragen. Ich wusste, dass ich Teilschuld bin, denn.... Wegen mir ist sie entführt worden.
Ich stand langsam auf, um Namjoon nicht zu wecken. Auch er schlief zurzeit schlecht - das hat er mir letztens gesagt. Deswegen wollte ich ihn schlafen lassen. Ich stand auf und ging langsam ins Badezimmer. Ich machte ein kleines Licht an und schloss die Tür. Ich schaute in den Spiegel: Ich sah ein Mädchen, das nicht den großen Mut hat, ihre Freundin rauszuholen. Sie hat Angst und würde eigentlich lieber im Bett bleiben. Aber ich sah auch ein Mädchen, das Willensstärke hat. Das nicht zulassen will, dass etwas passiert. Ich wusch mir mein Gesicht mit warmen Wasser ab. Eigentlich schlafe ich immer gut, aber zurzeit fehlte es mir an Schlaf. Ich entdeckte mein Handy und nahm es. Es ist erst 3 Uhr in der Nacht... Und ich habe zwei neue Nachrichten.
X: "174"
X: "Alte Schule"
Ich wusste genau, wer mir geschrieben hat: Jung Ae Ma.
Ich konnte mich schwer erinnern, wo der Raum war, aber so ungefähr wusste ich, wo ich lang muss. Es war das alte Klassenzimmer von mir. Er wusste das noch, weil er mich oft von der Schule abgeholt hat.
Ich wäre gerne wieder in der Vergangenheit.... Da hatte ich noch keine Probleme. Jetzt war ich überhäuft damit.
Ich legte mein Handy wieder beiseite und schaute in den Spiegel. Mit beiden Händen an das Spülbecken gelehnt schaute ich, was aus mir geworden ist. Die Tatsache, das ich wenig Schlaf habe zeigt, dass ich Augenringe habe und ich recht 'Krank' aussehe. Ansonsten sehe ich ein Mädchen, dass oft an sich selbst zweifelt und Mut braucht.
Nein.... So darf ich nicht denken. 'Du musst dich darauf konzentrieren, Jin Ae da raus zu bekommen. Ich darf nicht negativ denken' sagte ich mir. Ich ging aus dem Zimmer und schaltete das Licht aus. Namjoon lag noch immer so friedlich wie vorher im Bett. Ich setzte mich leise zu seinem Arbeitsplatz und schaltete die kleine Lampe auf dem Tisch an. Ich betrachtete das weiße Blatt Papier und den Kugelschreiber daneben. Ich überlegte kurz und fing an zu schreiben......
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Ich beschloss, nachdem ich den Text geschrieben habe, paar Sachen zu holen. Ich musste Tanzen gehen. Auch wenn ich wenig Kraft hatte.... Ich musste die Gefühle in mir irgendwo rauslassen. Meine Eltern hatten sich auch nicht mehr gemeldet. Aber ich wusste, dass sie ziemlich beschäftigt mit der Arbeit sind. Mein Dad war der Leiter einer großen Firma und meine Mom war eine gute Angestellte im Büro. Ich vermisste ihre Stimmen, ihren Geruch, ihre Bewegungen.... Aber ich selbst habe keine Zeit mehr. Nicht mal für mich alleine. Ich zog mich leise doch recht schnell um und nahm meine Sachen. Ich schloss ganz leise die Tür und ging Richtung Lift. Nachdem ich 10 Minuten mit dem Auto zu mir nach Hause gefahren bin, stand ich nun an meiner Haustür. Alles schien wie gut und alles war am rechtmäßigen Platz. Ich schloss auf, ging schnell in mein Zimmer rauf, packte Tanzklamotten und eine Wasserflasche ein und ging wieder. Noch nie war ich um halb vier beim Tanzen. 'Bist nicht mehr normal, Yoona'
Nachdem ich endlich angekommen bin, öffnete ich die Türe zum Tanzstudio und ging mich umziehen. Doch auf einmal rief jemand an. Meine Mom. Klar, bei ihnen war erst gerademal halb zehn Abends in New York.
Ja, ich lebte in New York.... Aber wir als Band und Freundinnen sind gemeinsam nach Europa gezogen, um weiter Schule zu machen. Wir lebten erst in Europa, danach war ich in New York, Jinju und Hee Yeon in Korea, A-Ro in Singapur und Jin Ae in Kuba. Wir waren alle so zerstreut, hatten aber immer viel Kontakt.
Ich nahm den Anruf an.
Yoona: "Hey Mom. Na alles gut?"
Sina: "Hey Spatz. Ich würde nicht denken, dass du um die Uhrzeit abnimmst..."
Yoona: "Ja, ich konnte nicht schlafen... Bin deshalb zum Tanzstudio. Was gibts denn?"
Sina: "Yoona, ich muss dir was sagen und ich weiß nicht wie.... Ich habe das erst seit paar Tagen gewusst, weil ich auf Geschäftsreise war u-und...", sie fing an zu schluchzen.
Yoona: "Mom.... Wieso sagst du sowas? Was ist los?", fragte ich erwartungsvoll. Ich merkte, das etwas nicht stimmte. Mom weinte nie....
Sina: "Yoona, Liebling, das ist mir schwer zu sagen.... Noch, weil du so weit weg von mir bist...."
Yoona: "Mom?"
Die Ruhe für mich war eine Qual. Das ging lange so, bis sie wieder anfing zu reden.
Sina: "...... Dein Vater....."
Yoona: "Was ist mit ihm?"
Stille. Kein Geräusch. Eine lange Pause. Die Stille zog sich in die Länge.
Sina: "Yoona...... Er ist tot...", nun begann meine Mom am Hörer zu weinen. Ich konnte sie nicht in den Arm nehmen, sie festhalten....
Gleichzeitig zog es mir den Boden von meinen Füßen weg. Ich sah es immer als Selbstverständlich, das man Eltern hat, die sich um einen Sorgen, auch wenn ich das nicht immer spürte. Mein Dad war wirklich mein Vorbild... In allem.
Erst jetzt merkte ich, dass ich zu Boden gegangen bin.
Sina: "Ich lass dich jetzt alleine.... Die Gründe und alles andere werde ich dir noch sagen. Pass auf dich auf, Schatz."
Ich gab keinen Laut von mir und legte auf. Durch das Fenster schien der Mond direkt auf mich. Ich starrte ins Nichts.
Wir Menschen nehmen Bekannte, Freunde, Familie als etwas selbstverständliches. Wir denken nicht oft daran, über das 'Was wenn?' nach. Vielleicht, weil wir den Gedanken nicht ertragen könnten, die Person nie wieder zu sehen. Vielleicht auch deswegen, weil wir zu schwach sind, die Wahrheit zu sehen.
Wir sind recht beschäftigt und vergessen die wahren Dinge im Leben..... Die wichtigeren Dinge.
Jeder kleine Moment kommt dir wichtig vor, wenn die Person nicht da ist.
Jeder Satz, jedes Wort, jedes Geräusch, jede Bewegung.
Erst dann merkt man, dass man lebt...
Wenn man den Schmerz spürt.
Erst dann merkt man, wie sehr derjenige einem bedeutet.
Ich fing an zu schluchzen. Wirklich laut zu schluchzen. Es war mir egal, wer da war oder nicht. Der Schmerz war viel zu groß um es zu verbergen. Ich merkte nicht, dass jemand ins Studio kam, denn auf einmal spürte ich eine Hand auf meinem Rücken. Ich sah die Schuhe verschwommen, wegen meinen Tränen. Ich schaute langsam hoch und sah.......
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