Kapitel 8:

Ich folge geräuschlos dem Ufer des Flusses dorthin, wo man die Zwerge verfolgt hat und hoffe, dass mir niemand folgt. Ich weiß, dass die Wache, die mich gesehen hat, Legolas davon berichten wird, dass ich mit Pfeil, Bogen und mit meinen Klingen abgehauen und nicht mehr zurückgekommen bin. Ich weiß nicht, wie weit es die Zwerge geschafft haben und ob ich vielleicht mit ihnen oder sogar Orks zusammentreffe, aber ich werde mich durch alles durchschlagen müsse. Als ich an dem Ende des Flusses angekommen bin, welcher still in einem langen großen See mündet, der nach Esgaroth führt, wird mir klar, dass beide Gruppen hier waren. Die Zwerge und die Orks. Ich sehe ein Tuch und erblicke Zwergenblut. Dann erblicke ich ein Wildschwein, aufgespießt mit einem Pfeil eines Orks, überall Blut mit Wasser vermischt und es riecht nach Fäulnis. Sie haben ein Rentier den Kopf entnommen und es gegessen. Am Horizont weit hinter dem großen See erblicke ich den Erebor, der in Nebel getaucht ist. Ich höre nichts, außer das leise Rauschen des Windes und das Fließen des Flusses, die Vögel und andere Wildtiere, die rund um mich herum sind, aber nichts Seltsames ist zu sehen.

Plötzlich höre ich ganz leise Schritte mehrere Meter hinter mir. Ich halte meinen Kopf dennoch normal nach vorne zum See gerichtet, mache keine abrupte Bewegung und mache mich bereit, um einen Pfeil zu spannen und diesen auf die Person zu richten. Als ich mich ruckartig umdrehe, einen Pfeil auf Legolas richte, macht er genau das Gleiche.

„Ich hielt dich für einen Ork."

„Wäre ich ein Ork, wärst du tot.", antwortet er und lässt seinen Bogen senken, genauso wie ich.

Sein Lächeln verschwindet augenblicklich aus seinem Gesicht und er springt über einen Felsen zu mir herüber. Seine Miene wirkt ernst.

„Talia, du kannst nicht alleine dreißig Orks jagen."

„Ich bin doch nicht alleine.", schmunzele ich, drehe meinen Kopf zu ihm um und sehe, wie er ganz kurz lächelt.

„Du wusstest, ich würde kommen."

Wieder lächelt er und verändert dann wieder seinen Gesichtsauszug. „Der König ist zornig, Talia. Seit fast drei Tausend Jahren schützt dich mein Vater, bevorzugt dich. Und du befolgst seine Befehle nicht, missachtest sein Vertrauen." Er sieht mich an und runzelt die Stirn. „Komm mit mir zurück. Er wird dir vergeben."

Ich runzele die Stirn, sehe ihn wiederwillig an und kann nicht verstehen, wieso er mich nicht versteht. „Aber ich will nicht. Wenn ich zurückgehe, werde ich mir nicht selbst vergeben." 

So viel Elbisch habe ich mit Legolas schon lange nicht mehr gesprochen. Es hat sich vieles verändert, seit die Zwerge über unserer Grenze gekommen sind. Und jetzt sogar auch etwas zwischen mir und Legolas. 

Ich drehe mich zu ihm weg und gehe weiter ans Ufer des Flusses. „Der König hat noch nie zugelassen, dass Orks durch unser Land ziehen. Doch nun lässt er sie über die Grenze und unsere Gefangene töten."

„Das ist nicht unser Kampf.", unterbricht mich Legolas.

„Es ist unser Kampf." Ich drehe mich wieder zurück zu ihm um, wo er mich verwirrt ansieht. „Hier wird es nicht enden! Mit jedem Sieg wird das Böse noch stärker. Wenn es nach deinem Vater geht, tun wir Garnichts. Wir verstecken uns hinter Mauern, führen ein Leben fern vom Licht und lassen die Dunkelheit siegen."

Legolas weiß, dass ich Recht habe. Er weiß es. Doch leider will er es nicht so richtig glauben. Ich habe noch nie mit ihm so über seinen Vater geredet, denn er weiß, dass sein Vater ein großer Mann vor meinen Augen ist und das schon seit ich klein bin. Ich will die beiden ungern enttäuschen, aber ich habe eine eigene Meinung und die wird nie respektiert. Jetzt und heute ist der Tag gekommen, an dem ich mich endlich entschieden habe. Und ich fühle mich so frei.

„Sind wir nicht Teil dieser Welt?", frage ich ihn und komme ihm einen Schritt näher.

Legolas hält seinen Blick nachdenklich gesenkt und nach meinen Worten schaut er zu mir hoch und vergrößert seine Augen.

„Sag mir, Mellon, wann ließen wir zu, dass das Böse stärker wird, als wir?"

Es wird ruhiger zwischen uns, niemand redet auch nur noch ein Wort. Dann nickt er.

„Ich folge dir."

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