Kapitel 5:

Ohne mit ihm ein Wort zu tauschen, schicke ich den Zwerg zu den anderen Zwergen, wo ich auf Legolas und die anderen Elben stoße, die sich alle um die Zwerge umgeben.

„Durchsucht sie!", befehlt Legolas allen.

Als ich mich neben ihn geselle, ist er damit beschäftigt einem Zwerg sein Eigentum zu nehmen.

„He, gib das her, das ist persönlich!", mault der Zwerg.

„Wer ist das? Euer Bruder?"

„Das ist meine Frau!", antwortet der Zwerg empört.

„Und die andere gräuliche Kreatur? "

„Das ist mein kleiner Junge, Gimli!"

Legolas gibt ihm sein Eigentum zurück und dreht sich zu mir um. „Sind die Spinnen tot?"

„Ja, doch mehr werden kommen.", antwortet ich, währenddem ich auf die Zwerge starre und er die Stirn runzele. „Sie werden kühner."

Als ein Elb das Schwert eines Zwerges entnimmt und es Legolas überreicht, sieht er dieses genau an.

„Das ist eine uralte Elbenklinge. Geschmiedet von meinem Volk." Er hebt es in die Höhe und sieht es sich genauer an. „Woher habt ihr das?"

Der Zwerg, mit hellen Augen, dunkele, zerzaustem Haar schaut ihn mürrisch an, als dieser trocken antwortet, dass es ihm geschenkt wurde.

Legolas hält das Schwert sofort gegen den Zwerg und sieht ihn wiederwertig an. „Nicht nur ein Dieb, sondern auch noch ein Lügner!"

Dann dreht er dem Zwerg den Rücken zu und befehlt den anderen Elben die Zwerge zum König zu bringen. Ohne Nachzudenken zerren die Elben die Zwerge durch den Düsterwald dahin, von wo wir gekommen sind. Der Weg dorthin ist leichter gegangen, als ich es mir gedacht habe, denn die Zwerge versuchten nicht zu entkommen.

Als wir am Haupttor ankommen, lassen uns die Wachen sofort rein.

„Schließt das Tor.", befehlt Legolas dem Torwächter, an dem er vorbeigeht.

Er steht noch eine Zeit lang vor dem Tor, sieht verwirrt nach hinten, währenddem ich mit den anderen Elben meiner Gruppe die Zwerge in die Zellen bringe und nur ihr Anführer zu Thranduil gehen lassen. Ich schicke den Zwerg, den ich gerettet habe, in eine Zelle. Er bemerkt, dass einem anderen Zwerg in der Zelle neben ihm wieder eine Waffe abgenommen wird und sieht zu mir hoch.

„Wollt ihr mich nicht durchsuchen? Ich könnte alles Mögliche in der Hose haben."

Ich hebe die Augenbrauen in die Höhe. „Oder nichts."

Ich schließe die Zelle vor seiner Nase zu und er weicht leicht zurück. Als ich mich von den Zellen entferne und Legolas auf der Treppe, die zu den höheren Abteilen der Hallen führen, auf mich wartet, sieht er mich stirnrunzelnd an.

„Warum starrt dich der Zwerg an, Talia?"

Wer weiß? Er ist ziemlich groß für einen Zwerg."

Das ist wahr. Er ist nur knapp einen Kopf kürzer als ich und normale Zwerge sind viel kleiner. Außerdem ist dieser Zwerg noch jung und gutaussehend auch noch dazu. Einer der attraktivsten Zwerge, den ich je begegnet bin und das gibt es selten. Sehr selten sogar. Ich bin gerade so in Gedanken dieses Zwerges vertieft, dass ich glatt vergessen habe, dass Legolas mir zuhört und es bemerkt.

„Findest du nicht?", frage ich schnell und gehe die Treppen herunter in einen anderen Gang.

„Größer als manche, doch nicht weniger hässlich."

Legolas spricht immer mit mir in elbischer Sprache, wenn andere Kreaturen in unserer Gegenwart sind, wie zum Beispiel Zwerge, damit sie uns nicht verstehen. Wir selbst reden kaum auf elbisch miteinander, schon als wir klein waren und irgendwie haben wir uns damit abgefunden.

Er läuft in Richtung Thron, wo sein Vater gerade mit dem Anführer der Zwerge redet und das normale Reden eskaliert und zum Streit kommt. Jeder konnte es im Echo durch die ganzen Hallen hören: der Zwerg stellte Thranduil in seinem Königreich bloß. Er beschimpfte ihn und seine ganze Sippschaft, was mich hineinbezieht und meint, dass er bloß seinen eigenen Vorteil im Sinne hat. Außerdem beschuldigt er ihn damals, als die Zwerge im Erebor angegriffen wurden und an dem Tag keine Hilfe von den Elben kamen. Und leider hat der Zwerg auch irgendwie Recht.

Als ich von Luthien erfahre, dass Thranduil den Zwerg für immer hier in den Verliesen einsperrt hat, frage ich mich wieso, aber aus irgendeinem Grund will mir Luthien nicht sagen.

Ich gehe nervös hin und er durch die Flure vor meinem Schlafgemach und denke darüber nach, was nun passieren wird. Schon seit so langem sind unsere Zellen leer und nun hausen dort Zwerge.

„Talia!", höre ich Lindir, der auf mich zukommt. „Der König wünscht dich zu sehen."

Ich atme einmal ein und wieder aus und nicke schließlich. Sofort mache ich mich auf den Weg zur Thranduils eigene Räumlichkeiten, denn beim Thron kann es jeder mithören.

Als ich gerade die Treppen herunterkomme, spricht Thranduil sofort. „Hatte ich dir und deiner Gruppe nicht befohlen dieses Nest von Spinnen zu zerstören?"

Ich verbeuge mich vor ihm. „Wir haben den Wald wie befohlen gesäubert, mein König, aber immer mehr Spinnen kommen aus dem Süden herbei. Sie vermehren sich in den Ruinen von Dol Guldur. Wir könnten sie bereits dort töten."

„Diese Festung liegt jenseits unserer Grenzen. Halte diese Kreaturen von unserem Reich fern, das ist deine Aufgabe!"

„Und wenn wir sie vertrieben haben? Was dann?" Ich gehe hin und her. „Verbreiten sie sich dann nicht in anderen Landen?"

„Andere Lande sind nicht mein Belangen."

Und schon kommt genau das, was der Zwerg gemeint hat und wie ich Thranduil auch sehe. Ich verstehe ihn dennoch irgendwie, dass wir diese Spinnen fernhalten sollen, aber was er mir da befehlt, ist strikt und einfach nicht richtig. Andere Landen sind für uns alle ein Belangen.

„Die Geschicke der Welt bringen Aufstieg und Untergang, aber hier in diesem Königreich werden wir überdauern."

Er sieht kurz weg und ich stelle mich wieder gerade und verbeuge mich kurz vor ihm, aus Höflichkeit und Respekt, da mir bewusstwird, dass ich etwas zu übertrieben habe. Als ich mich umdrehe und gehen will, ist er wohl noch nicht fertig mit unserem Gespräch.

„Legolas sagte, du hast heute gut gekämpft."

Ich bleibe sofort stehen und mein Herz klopft sofort schneller. Ich muss lächeln und drehe mich zu Thranduil um.

„Er ist dir sehr zugetan.", meint er und ein Hauch eines Lächelns ist auf seinem Gesicht zu sehen.

Ich halte den Mund vor Schreck offen und starre zur Wand. Auch wenn er dabei ganz normal bleibt, bleibe ich das nicht. Das muss schon etwas bedeuten, wenn es bereits der König und Vater von Legolas sagt.

„I-ich versichre euch, mein König... Legolas sieht in mir nicht mehr, als eine gute Freundin und Wachin."

„Das mag so gewesen sein...", sagt Thranduil, geht etwas weiter von mir weg und sieht auf den Abhang hinunter, wo er zu den Gängen schaut. „Jetzt bin ich mir mehr so sicher."

Ich sehe erschrocken zu Boden und finde keine Worte dazu.

„I-ich glaube nicht, dass ihr eurem Sohn erlauben würdet, sich an einer einfachen Waldelbin zu versprechen."

„Nein, gewiss, das würde ich nicht..." Er schweift ab von mir. „Dennoch, er hat dich gern. Macht ihm keine Hoffnung, wo keine ist."

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