Kapitel 16:

Nach einem zwei Tagesritt sind wir in Gundabad angekommen. Es ist weit und die Nacht bricht bald heran, aber bei dieser Festung kann das man nicht so richtig einschätzen, weil es dort immer dunkel ist. Als wir die Festung von weitem sehen, reiten wir schneller und springen vom Pferd ab, als wir vor einem kleinen Felshügel mit wenigen Sträuchern hinauflaufen und uns auf der Spitze niederlassen, wo wir uns hinsetzen. Ich erblicke die schwarze Festung Gundabads, wo es einen so hohen Turm gibt, der mir fast unendlich scheint. Es ist grauer, dichter Nebel zu sehen, der die ganze Festung damit umgibt.

„Gundabad.", murmele ich erschöpft, als ich das Tor vor mir sehe. „Was liegt dahinter?"

„Ein alter Feind.", antwortet Legolas und sieht mich kurz an, dann wieder zu der Festung. „Das vergangene Königreich Angmar. Diese Festung war einst das Bollwerk. Hier befanden sich ihre großen Waffenkammern, wurde ihr Kriegsgeräte geschmiedet."

Plötzlich erblicke ich etwas hinter der Festung oder besser gesagt in der Festung. Ich erschrecke.

„Ein Licht!" Ich deute mit dem Finger dorthin. „Etwas hat sich bewegt."

Legolas bemerkt es ebenfalls, dass dort Leben in der Festung ist, wo sie doch angeblich verlassen sein soll.

„Wir warten auf den Schutz der Nacht. Dies ist ein böser Ort, Talia. In einem anderen Zeitalter führte unser Volk Krieg auf diesem Land."

Ich sehe Legolas ins Gesicht, als er beginnt zu erzählen. Er weiß mehr über früher als ich, da sein Vater ihm oft darüber erzählt hat. Luthien hingegen mag es nicht, wenn ich über die alten Dinge unseres Volkes weiß, vor allem will sie nicht, dass ich über die Kriege und die schlechten Dinge Bescheid weiß.

Ich schaue wieder zur Festung und erblicke von meinem Blickwinkel, dass Legolas kurz zu mir sieht und dann wieder zu Boden.

„Meine Mutter ist dort gestorben."

Er hat noch nie ein Wort über seine Mutter bei mir verloren. Und wenn, dann ist es schon lange her. Aber ich weiß nicht, wie ich mit dem Moment umgehen soll. Ich weiß zwar, wie Legolas sich gerade fühlt. So seltsam, weil man diese Person, die man doch so sehr liebt kaum gekannt hat.

„Mein Vater spricht nicht davon. Es gibt kein Grab, keine Erinnerung. Nichts."

Legolas sieht die ganze Zeit zu Boden, denn er hat nicht die Kraft dazu mir das alles ins Gesicht zu sagen. Ich kann ihn verstehen. Er ist gerade an dem Platz, an dem seine Mutter gestorben ist. Und ich kann mir so etwas kaum vorstellen, denn in all den Jahren, in denen ich lebe, war ich nur hinter den Elbentoren von Thranduil oder im Düsterwald. Weiter hinaus in der Welt war ich noch nie und meine Neugier würde mir irgendwann noch das Leben kosten. Bereits so viel habe ich hinter mir gelassen, aber Legolas ist der Einzige, der immer noch zu mir steht.

„Du hast noch deinen Vater.", sage ich. „Er liebt dich." Dann senke ich meinen Blick, als ich an mich denke. „Im Gegensatz zu mir."

Er lächelt kurz. „Du hast Luthien."

„Was wäre, wenn ich sie nicht hätte?"

„Du hast das Volk...und... mich."

Ich sehe ihn an und muss bei dem Gedanken lächeln, dass er mir wirklich niemals alleine lassen würde. Wenn ich so nachdenke, frage ich mich, wann hat Legolas mich je alleine gelassen? Niemals, wenn ich so sehe.

Plötzlich steigen Fledermäuse hinter uns hoch und fliegen direkt in die Festung. Sie sind viel größer, als gewöhnliche Fledermäuse aus den Wäldern oder Höhlen. Diese hier können die Größe eines sehr jungen Zwerges annehmen. Der Schrei der Fledermäuse schmerzt etwas, da der Ton ziemlich hoch ist, aber mit jedem Flügelschlag, von dem sie sich entfernen, lässt der Schmerz im Ohr nach.

„Sie schwärmen.", flüstere ich, als die Fledermäuse an der Festung ankommen und verschwinden.

„Diese Fledermäuse werden zu einem Zweck gezüchtet."

„Für welchen?", frage ich.

„Für Krieg."

Plötzlich entdecken wir Bolg auf einem Warg sitzen, welcher einen Gipfel noch weiter vor der Festung hinauf stampft und in unsere Richtung sieht. Die Fledermäuse fliegen umher. Bolg schreit. Dann hören wir den Laut eines Hornes, die von Orks stammen. Aus der Festung kommen urplötzlich Tausende von Orks angetreten – eine Armee, die mit Fackeln und schweren Waffen einer nach dem anderen marschieren. Es sind so viele, dass ich kaum noch weiß, wohin ich sehen soll. Und Angst macht sich in mir breit.

„Wir müssen die anderen warnen!", kommt es sofort aus mir heraus, als ich diesen schrecklichen Anblick sehe.

„Wir können zu spät sein, schnell!"

Wir rennen sofort den Hügel herunter und diesmal zweifele ich nicht daran auf das Pferd zu steigen. Wir reiten in aller Geschwindigkeit los zurück zu den Menschen aus Esgaroth, um mit Bard zu sprechen. Wir müssen die Menschen dort dringlich warnen, dass eine Armee von Orks auf den Weg zu ihnen sind und sie alle umbringen werden, wenn wir nicht bald handeln.

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