Wiedersehen
Supah stöhnte vor Schmerz, seine Wunden fühlten sich mit jedem Tag schlimmer an. „Ob ich es wagen sollte hinauszugehen?", fragte er sich im Stillen, „Nein, ich muss noch etwas warten, ein paar Tage. Solange bis ich weiß, dass die Verheerung besiegt ist." Die Zeit verging endlos langsam, doch als Supah gerade wieder kurz vorm einschlafen war, hörte er auf einmal Stimmen vor seinem Versteck. Er konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber er erkannte eine von ihnen, Meister Koga! Seine Stimme würde er unter tausenden wiedererkennen, doch noch eine Stimme kam ihm bekannt vor, war das nicht Link, der Recke der Hylianer? Seine Stimme hatte Supah zwar noch nie richtig gehört, aber er war sich sicher, dass die Stimme zu Link gehörte, da er ihn in einem ihrer Kämpfe stöhnen gehört hatte. Bevor er weiter überlegen konnte was Link und Koga hier machen sollten, schnitt auf einmal eine Schwertklinge durch die Büsche, mit denen er seine kleine Felsnische getarnt hatte. Sofort erkannte Supah die Klinge, es war das Heilige Bannschwert! Link musste gerade mit Koga kämpfen!
Supah reagierte schnell und intuitiv, als der Weg nach draußen frei war, sammelte er alle Kraft, die sich noch in seinem geschundenen Körper befand und sprang nach vorne. Dabei zog er sein verbliebenes Schwert und rammte Link den Griff in die Magengrube, noch bevor dieser reagieren konnte. Während Link zu Boden ging, bemerkte Supah, dass Mipha die Zora-Prinzessin neben dem Recken stand. So schnell er konnte schlug er nach ihr, aber sie parierte den Angriff mit ihrer Lanze, was Supah jedoch erwartet hatte und sie mit aller Kraft zurückstieß. Danach stellte er sich schützend vor seinen Meister. „Meister Koga", stammelte er, „Geht es euch gut?" „Supah warte!", schrie dieser nur, „Nimm sofort das Schwert runter, hörst du?" Supah verstand die Welt nicht, Koga wollte, dass er seine Waffe senkte, obwohl Link und Mipha hier waren? „Supah bitte vertraue mir. Die beiden stehen jetzt auf unserer Seite", versuchte Koga zu erklären. „Was? Wie?", fragte Supah unbeholfen. „Nachdem Astor und Ganon uns verrieten, habe ich endlich erkannt, dass wir für die Verheerung die ganze Zeit über nur ein billiges Mittel zum Zweck waren, dass sofort entsorgt wurde, als es keinen Nutzen mehr hatte. Deshalb habe ich mich entschieden die Armeen Hyrules zu unterstützen und den Yiga-Clan mit dem Rest des Landes wieder zu vereinen. Es besteht also keinen Grund zum Kampf", erzählte Koga. „Ich... verstehe", erwiderte Supah leise und senkte das Schwert, „Ich bin froh zu sehen, dass ihr wohlauf seid." Nachdem Supah diese Worte ausgesprochen hatte, gab sein gesundes Bein endgültig nach. Dunkelheit umfing ihn und er merkte schon gar nicht mehr, wie er auf dem Boden auftraf.
„Nein!", schrie Koga, als er sah, wie Supah einfach umfiel, „Mipha! Mipha, bitte hilf ihm! Bitte!" Sofort eilte Mipha zu Supah, legte ihre Lanze neben ihm auf den Boden und ihre Hände auf seine Brust, dabei beschwor sie ihre Heilkräfte herauf. „Oh nein, das sieht nicht gut aus", sagte Mipha nach einer Weile, „Er hat viele Verletzungen am ganzen Körper, einige davon sind nur oberflächlich, aber nicht wenige sogar tödlich, die kann ich nicht alle heilen. Link, du hast doch immer Verbandszeug in deiner Satteltasche, hol es und verbinde damit die ganzen Schnitt- und Schürfwunden, damit er nicht noch mehr Blut verliert! Koga, du musst Supah bei Bewusstsein halten, egal was passiert, er darf nicht einschlafen." „Ist gut!", erwiderte Koga und kniete sich neben Supahs Kopf, „Hast du gehört Supah? Bleib schön wach, ja?" Supahs einzige Reaktion darauf, war ein schwaches Stöhnen, dennoch war Koga froh darüber, immerhin war er noch nicht bewusstlos.
Konzentriert lenkte Mipha ihre Heilkräfte in Supahs Körper, dieser war so geschunden, dass sie zunächst nicht einmal wusste wo sie anfangen sollte. Sie entschied sich aber schnell dafür, erst die schlimmeren Verletzungen zu behandeln, schließlich könnte hier jede Sekunde zählen. Doch auch das war leichter gesagt, als getan. Supah hatte einige gestauchte und teils sogar gebrochene Rippen, die Mipha alle erst geraderücken musste, damit sie nicht schief wieder zusammenwuchsen. Darüber hinaus hatte Kogas Freund an einer Stelle sogar eine innere Blutung, deren Heilung viel Zeit und vor allem auch Kraft kostete. Es dauerte eine halbe Stunde bis Mipha fertig war, zumindest mit den Verletzungen im Brustbereich. Danach wendete sie sich der rechten Seite von Supahs Kopf zu, wo er eine schlimme Brandwunde hatte, auch diese Heilung nahm viel Zeit und Mühe in Anspruch. Schließlich wand sich Mipha Supahs rechtem Arm zu und löste den Verband, um die Wunde genau zu betrachten, doch als sie dies tat, musste sie fast würgen. Supahs Fleisch war völlig verbrannt und von seiner Haut war fast nichts mehr übrig, außerdem hatte die Wunde bereits angefangen sich zu entzünden.
Sofort fing Mipha an die Wunde zu heilen, was alles andere als einfach war. Zuerst musste sie die verletzte Stelle von der Infektion befreien und die Knochen auf Schäden untersuchen, um diese dann wieder zu richten. Danach musste sie noch einige verletzte Muskeln und Nervenbahnen wiederherstellen, etwas was sie bisher nur einige wenige Male mache musste. Schon bald verlor Mipha jedes Zeitgefühl, sie hatte bereits vor längerer Zeit aufgehört abzuschätzen, wie viel Zeit die Heilung Supahs schon beansprucht hatte, sie wusste nur, dass die Sonne bereits untergegangen war. Nachdem sie den Arm endlich vollständig versorgt hatte, wollte sie sich Supahs rechtem Bein zuwenden, als sie plötzlich die Kräfte verließen und einfach zur Seite fiel. Bevor Mipha jedoch auf dem Boden auftraf spürte sie, dass jemand sie auffing und abstützte. Leicht verwundert drehte sie den Kopf herum und sah genau in Links himmelblaue Augen. „Oh, Link", stöhnte Mipha erschöpft, sie hatte gar nicht gemerkt, dass er inzwischen wohl damit fertig war, Supahs Verletzungen zu verbinden. Mipha wollte noch etwas sagen, doch Link schnitt ihr das Wort ab, als er ihr ein paar Fleischstreifen und getrocknete Früchte hinhielt. „Ich dachte du könntest vielleicht etwas zu essen gebrauchen", meinte er. „Ja, danke", erwiderte Mipha schwach und fing an zu essen. „Danke Link", meinte Mipha, als sie fertig war und sich wieder aufrichtete. „Keine Ursache Mipha", antwortete Link. Lächelnd machte sich Mipha daran Supahs Bein zuversorgen, glücklicherweise war es nicht ganz so schwer verletzt wie der Arm.
Supah wollte sich kaum bewegen, jeder noch so kleiner Teil seines Körpers schmerzte, obwohl die Zora-Prinzessin Mipha schon viele seiner schweren Verletzungen geheilt hatte. Dennoch tat er alles, um seine Augen offen zu halten, er wusste, dass er wahrscheinlich nicht mehr aufwachen würde, wenn er jetzt einschlief. Er kannte Prinzessin Mipha kaum, doch er wusste genau, dass sie jede Verletzung ganz einfach verheilen lassen konnte. „Was für ein Glück, dass sie hier ist", dachte er, als ihn plötzlich Bilder der Vergangenheit überkamen. Supah versuchte dagegen anzukämpfen, doch genau wie damals, als er sich an sein erstes Treffen mit Supah erinnerte, konnte er es nicht unterdrücken.
Bevor er genauer darüber nachdenken konnte, fand er sich in der Akkala-Festung wieder, im Kampf gegen Mipha. Wütend hieb er mit seinem linken Schwert nach der Spitze von Miphas Lichtschuppenlanze, drückte sie nach außen, hackte seinen rechten Arm zwischen Miphas Waffe und ihrem Körper ein. Danach hebelte er Mipha die Lanze einfach aus der Hand, drehte sich dabei um seine eigene Achse und trat ihr kräftig in die Magengrube, keuchend flog Mipha durch die Luft und prallte gegen eine Wand. Unter Stöhnen versuchte sie aufzustehen, doch es gelang ihr nicht, leicht erfreut über die Schwäche seiner Gegnerin trat Supah die Lichtschuppenlanze mit dem Fuß weg. „Welch eine Ironie, du hast die Macht Andere von ihren Verletzungen zu erlösen und sie zu beschützen. Doch am Ende kannst du sich selbst nicht beschützen", höhnte Supah als er näher an Mipha herantrat. Gerade als er sie niederstrecken wollte, stürzte sich plötzlich jemand anderes zwischen ihn und Mipha, um den Hieb mit einem Schild abzufangen. Bevor Supah reagieren konnte, rammte der neue Gegner ihm den Schild gegen die Brust und stieß ihn zurück. Supah machte einige Schritte zurück, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, als er seinen Gegner erkannte. „Link", knurrte er wütend.
Schlagartig kam Supah wieder im hier und jetzt an, offenbar war Mipha inzwischen mit der Heilung fertig, immerhin lehnte sie nun erschöpft an Link, außerdem fühlte sich sein Körper schon besser an. „Prinzessin Mipha", murmelte Supah erschöpft, „Es tut... mir leid." Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, sackte er wieder in sich zusammen und Dunkelheit umfing ihn.
„Nein Supah! Was habe ich dir übers wach bleiben gesagt?!", schrie Koga erschrocken. Stöhnend richtete sich Mipha auf und legte ihre Hände auf Supahs Brust. „Keine Sorge", meinte sie nach einer Weile, „es ist nichts Schlimmes, er schläft nur, die Anstrengungen der letzten Tage fordern nun ihren Tribut. Ich schätze er wird vor morgen Abend nicht mehr aufwachen, aber er wird wieder aufwachen, das versichere ich dir Koga." „Bist du dir sicher?", fragte Koga. „Auf jeden Fall, dein Freund wird bald wieder aufwachen. Bis dahin sollten wir nach einem Unterschlupf suchen", erwiderte Mipha. „Danke Mipha", sagte Koga, „Also wo sollen wir jetzt hingehen?" „Naja, das Dorf Koponga nicht weit von hier und soweit ich weiß wurde es auch bereits von den Monsterhorden zurückerobert, also warum gehen wir nicht dorthin?", schlug Link vor. „Gute Idee Link!", erwiderte Mipha, „Ein alter Freund von mir namens Ain lebt zurzeit auch in Koponga, er betreibt dort einen Krämerladen, bei ihm könnten wir sicher für eine Weile unterkommen." „Gut, dann machen wir uns mal auf den Weg", meinte Koga.
„Ja, aber vorher brauchen wir noch eine Trage für Supah", erinnerte Mipha. „Nichts leichter als das", erwiderte Link. Schleunigst sammelte er ein paar dicke, lange Stöcke und holte einige Seile aus Eponas Satteltasche. Staunend beobachtete Koga wie der Recke in Windeseile eine Trage zusammenbastelte. „Nicht gerade perfekt", sagte Link, als er fertig war, „aber es dürfte reichen." Gemeinsam hoben Link und Koga Supah auf die improvisierte Trage und hoben diese anschließend an. Mipha stieg vorsichtig auf Epona, um sich ein wenig von den Strapazen der Heilung zu erholen. Bevor sie in Richtung Koponga aufbrachen sah sich Koga nocheinmal um und bemerkte einen roten Schimmer am Horizont, kurz war er verwirrt, er hätte schwören können, dass die Sonne bereits untergegangen war. Dann bemerkte er jedoch, dass der rötliche Schimmer nicht etwa im Westen, sondern im Osten lag. „Kein Wunder, dass Mipha so erschöpft ist", dachte Koga, „Supahs Heilung hat die ganze Nacht gedauert!"
Hallo, hier ist nun also der sechste Teil meiner Geschichte. Wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat und ihr schon gespannt darauf seid wie es weitergeht. Falls ihr Verbesserungsvorschläge habt, schreibt sie gerne in die Kommentare. Auch danke natürlich, dass ihr bis hierhin gelesen habt.
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