Schloss Hyrule
Den ganzen Weg nach Schloss Hyrule sprach Supah kaum ein Wort mit den anderen. Link und Mipha ritten wieder auf Epona, während Koga sich schwebend fortbewegte, er selbst ging zu Fuß, allerdings liefen sie nur sehr langsam, seinetwegen. Zwar fühlte Supah sich, von seinem Rechten Arm einmal abgesehen, inzwischen wieder gut, aber Mipha hatte ihm trotzdem geraten sich zu schonen und Koga hatte ihm befohlen, ihren Rat zu beherzigen. Ausdiesem Grund hatte Mipha ihm auch eine Schlinge für seinen rechten Arm gegeben,die verhindern sollte, dass er ihn zu sehr benutzte. So dauerte es fast den halben Tag, bis sie endlich an ihrem Ziel angekommen waren. Direkt vor ihnen befand sich das Zentrum dieses Landes, die wohl größte und am besten gesicherte Festung Hyrules, der Sitz von König Rhoam Bosphoramus Hyrule. Staunend betrachtete Supah das gewaltige Bauwerk, wie oft hatte er daran gedacht, dass er, Koga und der Rest des Yiga-Clans dieses Schloss stürmen und erobern würden. Welch eine Ironie, dass er dort nun als Gast empfangen werden würde.
Trotz seiner Vorfreude dieses beeindruckende Gebäude gleich von innen sehen zu können, war Supah immer noch nervös bezüglich seines Treffens mit dem König. Er würde es ihm bestimmt nicht vergeben, dass er insgesamt dreimal versucht hatte, seine Tochter umzubringen. Hoffentlich wohnte Zelda dem Gespräch nicht auch noch bei, denn wenn das der Fall sein sollte, sah Supah sein Todesurteil schon unterschrieben auf dem Tisch liegen. „Supah, ist alles in Ordnung?", fragte Koga, er musste den besorgten Blick seines Stellvertreters gesehen haben. „Ja, ich hätte nur nicht gedacht in diesem Schloss einmal als Gast empfangen zu werden", meinte Supah. „Dann ist heute wohl dein Glückstag", erwiderte Link. Vor den vieren befand sich nun das gewaltige Eingangstor des Schlosses, die riesigen, eisernen Torflügel waren weit geöffnet und der Weg in das Gebäude wurde von mehreren Soldaten bewacht. Nach einem kurzen Gespräch mit den Wachen, von dem Supah vor lauter Gedanken nicht viel mitbekam, durften sie passieren.
Langsam schritten sie den Weg nach oben in Richtung Thronsaal, unterwegs brachten sieEpona in den Stall und gaben sie in die Obhut von einem der Knechte. Während sie weiter durch das Schloss gingen blickte sich Supah interessiert um, das Bauwerk war wirklich ein wahres Meisterstück. Die Konstruktion, das verwendete Material, der Aufbau und nicht zuletzt die vielen Wachposten, alles war perfekt. Als Supah jedoch nach oben sah, erblickte die Prinzessin Zelda am Rand von einem der Balkone stehen. Anderes als die bisherigen Male, wo Supah sie gesehen hatte, trug sie nun ein langes, dunkelblaues Kleid und er war sich ziemlich sicher, dass sie ihn ansah. Verlegen wendete er seinen Blick zum Boden, er konnte sich noch genau an ihr letztes Treffen im Versteck der Yiga erinnern. Die Prinzessin hatte damals einen Angriff der Recken auf selbiges Versteck angeführt und Supah hatte es geschafft sie von den anderen zu trennen, indem er sie in einen abgelegenen Raum des Verstecks teleportiert hatte. Erneut überkamen ihn die Bilder aus der Vergangenheit und ehe er sich versah stand er wieder in dem abgesperrten Raum vor der überraschten Prinzessin.
„Schön, dass wir uns endlich alleine treffen können", hatte er damals gesagt. Daraufhin zog er seine Schwerter und griff sie damit an, aber Zelda schaffte es rechtzeitig auszuweichen. Als Supah sie erneut angriff, zog sie ihren Shiekah-Stein und nutzte eines seiner Module, bevor er genauer darüber nachdenken konnte, wurden seine Klingen auf einmal nach hinten gedrückt. Während er darum kämpfte sein Gleichgewicht zu halten, nutzte die Prinzessin den Stein dazu, einige blau leuchtende Bomben zu kreieren und auf ihn zu werfen. Blitzschnell teleportierte Supah sich hinter die Prinzessin, gerade als die Bomben genau dort explodierten, wo er eben gestanden hatte. Wütend schlug er nach seiner Gegnerin und auch dieses Mal versuchte sie auszuweichen, jedoch gelang es ihr nicht völlig, die flache Seite von Supahs linkem Schwert traf sie noch an der Stirn. Leicht benommen sackte Zelda zusammen, kam allerdings sofort wieder zu sich und griff nach dem Shiekah-Stein, das hatte Supah jedoch bereits erwartet, weshalb er ihr auf die Hand trat.
Zelda schrie auf vor Schmerz, während Supah noch mit dem anderen Fuß des Stein wegtrat. „Schluss mit diesem Unsinn!", knurrte er wütend, „Das soll die Prinzessin von Hyrule sein, die mit ihren Siegelkräften die größte Bedrohung für Ganon darstellt? Wie erbärmlich! Aber gut, wenn Astor dich unbedingt tot sehen will, meinetwegen. Normalerweise würde ich einem unbewaffneten, am Boden liegenden Mädchen zwar nicht ein Haar krümmen, doch ich denke ich kann dieses eine Mal eine Ausnahme machen." Langsam hob Supah sein rechtes Schwert, um die Prinzessin endgültig niederzustrecken, als er plötzlich ein krachendes Geräusch hinter sich hörte. Schnell blickte er zur Tür und stellte fest, dass der Recke Daruk sie mit seinem Bergspalter zerschlagen hatte und Link mit erhobenem Schwert in dem Raum hastete. Supah konnte den ersten Streich seines Gegners zwar mit seinem linken Schwert parieren, doch Link schlug ihm sofort den Rand seines Schildes unters Kinn. Dadurch taumelte der Yiga nach hinten und fand seine Balance erst kurz vor der Wand wieder. „Du schon wieder", stellte Supah wütend fest.
Die Erinnerung verblaste wie ein böser Traum und Supah wünschte sich im Moment, dass sie auch genau das wäre, nur ein Traum. Doch es war Realität, er hatte Prinzessin Zelda angegriffen und fast getötet. Als Supah schließlich wieder aufblickte sah er, dass Zelda nicht mehr auf dem Balkon stand. Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie ihm gegenüberstand? Schon bald hatten die vier den Thronsaal erreicht, der König saß gerade auf seinem Thron und war in ein Gespräch mit einem seiner Berater vertieft, was Supah etwas beruhigte. Doch sobald Zeldas Vater seine Besucher erblickte, schickte seinen bisherigen Gesprächspartner fort, erhob sich von seinem Thron und stieg von dessen erhöhten Podest hinunter. „Wie ich sehe habt ihr euren Freund gefunden Meister Koga", sprach König Rhoam ruhig. „Warte, warum ist er so ruhig?", fragte sich Supah im Stillen, „Er muss doch fuchsteufelswild sein, nach allem was ich getan habe."
„Ja eure Majestät", wurde Supah von Koga aus seinen Gedanken gerissen, „Wenn ich vorstellen darf, das ist mein Stellvertreter Supah, das zweithöchste Mitglied des Yiga-Clans." „Freut mich Euch kennenzulernen Supah", meinte der König und streckte ihm mit einem Blick auf Supahs rechten Arm die linke Hand hin. Immer noch leicht verwirrt schüttelte Supah die Hand des Königs, konnte er ihm wirklich einfach so vergeben, oder führte Rhoam irgendetwas im Schilde. „Ich muss gestehen, ich hätte nicht erwartet, dass Ihr Euren letzten Kampf gegen die Flüche Ganons überlebt haben könntet. Wie ist Euch dieses Kunststück nur gelungen?", fragte der König. „Das würde mich auch brennend interessieren", hörte Supah auf einmal die Stimme von Prinzessin Zelda. Kurz darauf sah er, wie das blonde Mädchen den Thronsaal durch eine Seitentür betrat. „Ah Supah, das ist meine Tochter, Prinzessin Zelda von Hyrule", stellte Rhoam seine Tochter vor. „Oh, er weiß wer ich bin", bemerkte Zelda mit einem Unterton in ihrer Stimme, denn Supah nicht richtig deuten konnte.
„Also, würdet Ihr uns einmal erzählen wie Ihr es geschafft habt Euren letzten Kampf zu überleben?", lenkte der König das Gespräch wieder auf das alte Thema zurück. Es viel Supah nicht allzu schwer, die Ereignisse der letzten Tage im Kopf zusammenzufassen. So begann er den Bericht mit seinem Opfer für Kogas Überleben und schloss daran seinen Kampf gegen die vier Flüche an. Er erzählte, wie er die erste Angriffsserie seiner Gegner nur knapp überlebte und danach versuchte die Attacken der Flüche gegen sie selbst zu richten. Anschließend berichtete er davon, wie er einen Fluch nach dem anderen ausschaltete, um den kurzen Moment, in dem seine Gegner ausgeschaltet waren, für seine Flucht zu nutzen. Im Anschluss daran erzählte Supah, dass er seine Wunden notdürftig versorgt hatte und zur Moor-Garnison aufgebrochen war, in der Hoffnung dort noch einige Vorräte zu finden. Als er erzählte wie er sich in der Vorratskammer der Garnison zusammengeflickte hatte, warf Link Koga einen Blick zu, in dem Supah den Satz „Habe ich es doch gewusst!" lesen konnte. Zum Schluss berichtete er dann noch von seinem Versteck auf Melka und schließlich davon, wie Link, Koga und Mipha ihn fanden. „Nachdem ich dann begriffen hatte, dass wir nun alle auf der gleichen Seite standen, bin ich zusammengebrochen und hätte Prinzessin Mipha mich nicht geheilt, würde ich jetzt nicht hier stehen", schloss Supah die Erzählung.
„Eine Geschichte den Chroniken unseres Landes würdig!", bemerkte der König, „kaum zu glauben, dass Ihr es in Eurem Zustand geschafft habt, die Flüche Ganons zurückzuschlagen." „Und wie soll es nun weitergehen?", fragte Koga. „Nun ja, es gibt da einige Angelegenheiten in denen Ihr, Mipha und Link gebraucht werdet. Während eurer Abwesenheit hat sich eine große Monsterhorde in den Wäldern von Phirone zusammengerottet. Link und Koga, ihr zwei werdet unsere Truppen zu einem Gegenschlag anführen, Mipha, Ihr solltet hier bleiben und Euch um die Verwundeten kümmern. Supah, ich schlage vor Ihr bleibt hier und ruht Euch bis zur Rückkehr Eures Meisters aus, nach so einem Kampf und der darauffolgenden Flucht, müsst Ihr am Ende eurer Kräfte sein", schlug Rhoam vor. „Gut, einverstanden eure Majestät", willigte Koga ein. „Ja, einverstanden", lenkte auch Link ein. „Keine Sorge, ich werde eure Verletzten behandeln", meinte Mipha. Supah wollte noch etwas erwidern, doch er wusste, dass Koga und Mipha sich sofort gegen ihn stellen würden, wenn er mitkommen wollte, deshalb blieb er stumm.
„Freut mich zu hören, meine Diener zeigen euch den Weg in eure Zimmer. Ihr brecht dann morgen auf, Link und Koga", ordnete Rhoam an und klatschte in die Hände, woraufhin einige Diener den Raum betraten. Die Palastangestellten führten die vier schließlich auf ihre Zimmer im Ostflügel des Schlosses, mit einem leichten Lächeln stellte Supah fest, dass sein Zimmer genau neben dem von Koga lag. Schließlich verabschiedete er sich von den anderen und bezog sein Zimmer. Es war alles in allem sehr schön eingerichtet, an der linken Wand stand ein großes Bett, an der rechten ein Schreibtisch und daneben ein Kleiderschrank. Nach hinten führte der Raum auf einen kleinen Balkon, der einen atemberaubenden Blick auf das Schloss und das umliegende Land ermöglichte. Als erstes legte er das Bündel mit seinen wenigen Habseligkeiten neben dem Kleiderschrank. Traurig betrachtete er sein Schwerterpaar, wann würde er wohl wieder richtig trainieren können.
Plötzlich hörte Supah ein lautes Klopfen ander Tür. „Herein", erwiderte er auf die unausgesprochene Frage. Zu Supahs Überraschung betrat ein Hyrule-Soldat sein Zimmer. „Supah, Prinzessin Zelda wünscht Euch sofort im Schlossgarten zu sprechen", richtete er dem Yiga aus. „Wieso denn?", fragte Supah leicht besorgt. „Das hat sie mir nicht gesagt, ich sollte Euch nur holen", erwiderte der Soldat. Mit diesen Worten drehte er sich um und ging aus dem Raum, was Supah keine andere Wahl ließ, als ihm zu folgen. Der Soldat führte Supah durch ein Labyrinth aus Fluren und Korridoren hinunter in den Garten des gewaltigen Schlosses, wo tatsächlich Prinzessin Zelda stand.
Supah wartete eine Weile darauf, dass die Prinzessin das Gespräch beginnen würde, doch als dies nicht geschah, ergriff er die Initiative. „Ihr wolltet mich sprechen eure Hoheit", begann er also. „Ja, in der Tat", antwortete Zelda, „Ich wollte Euch sagen, dass Koga sich vor meinem Vater wirklich sehr dafür eingesetzt hat, Euch zu suchen und dass ich ihn dabei unterstützt habe." Hatte Supah sich etwa gerade verhört, Zelda hatte Meister Koga dabei geholfen ihren Vater davon zu überzeugen nach ihm zu suchen? „Ich bin mir sicher, dass Euch das überrascht, aber ich fand es wichtig Euch das mitzuteilen. Wahrscheinlich denkt Ihr, dass ich Euch am liebsten hinrichten lassen würde, nachdem Ihr immerhin ganze dreimal versucht habt mich umzubringen", stellte die Prinzessin fest und Supah schluckte, „aber ich versichere Euch, dass ich nichts dergleichen vorhabe. Ihr seid genau wie Euer Meister und der Rest des Yiga-Clans von Astor getäuscht worden, aber als es darauf ankam habt Ihr Euch entschieden das Richtige zu tun, indem Ihr Euch vom Pfad der Verheerung abgewendet habt. Soweit es mich betrifft, werde ich daher nicht versuchen Euch für Eure einstigen Taten zur Rechenschaft zu ziehen."
Supah konnte kaum glauben, was Zelda gerade gesagt hatte, wollte sie ihm wirklich so einfach vergeben? Die Prinzessin musste Supahs Gedanke in seinem Blick gelesen haben, denn mit einem leichten Kichern sagte sie: „Falls du wegen meines Verhaltens im Thronsaal skeptisch bist, kann ich dich beruhigen. Ich wollte einfach nicht auf die Gelegenheit verzichten dich schwitzen zu sehen." Nun musste auch Supah leicht auflachen. „Dann war das also meine Strafe?", fragte er Zelda. „Wenn du so willst, ja", erwiderte sie, „und wie gefällt dir das Schloss bisher?"
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