Erwachen
Supahs Träume waren verwirrend, in ihnen schienen sich Erinnerungen, Realität und Wünsche zu vermischen. In einem Moment lag er noch von Schmerzen gepeinigt in einer dunklen Höhle und im nächsten befand er sich wieder im Kampf gegen Link im Versteck des Yiga-Clans. Noch bevor er genauer darüber nachdenken konnte, stand er wieder als kleiner, verlassener Junge im heißen Wüstensand vor einem Lager des Yiga-Clans. Genau wie er es in Erinnerung hatte flehte er zwei der Novizen an, ihm etwas zu essen zu geben und genau wie damals drohten sie damit, ihn umzubringen. Doch bevor die Novizen ihre Drohung wahr machen konnten, stand plötzlich Koga, der im Lager geschlafen hatte, auf und trat auf Supah zu. Da geschah jedoch auf einmal etwas, das nicht so war, wie Supahs Erinnerungen, anstatt ganz zu ihm zu gehen und ihm eine Banane zu geben, bleib Koga auf halbem Weg stehen und deutete mit dem Finger auf ihn. „Tötet ihn!", befahl er seinen Schergen, mit einer kalten, emotionslosen Stimme.
Erschrocken machte Supah einen Schritt zurück, dann noch einen und noch einen, das konnte doch nicht sein, das ist so doch nicht passiert. Dennoch kamen die beiden Yiga mit gezogenen Klingen immer näher, als Koga sich plötzlich die Maske vom Kopf zog. Scharf atmete Supah auf, anstatt dem Gesicht seines Meisters hatte sich das des Sehers Astor hinter der Maske verborgen. „Nein, NEIN!", schrie Supah und wachte auf. Immernoch völlig verwirrt sah er sich um, er lag in einem weichen Bett, das in einem kleinen, aber dennoch gemütlich wirkenden Zimmer stand. „Supah, du bist endlich aufgewacht!", hörte er plötzlich Kogas Stimme neben sich. Langsam drehte Supah seinen Kopf nach rechts und erblickte seinen Meister am Kopfende des Bettes auf einem Stuhl sitzen, er wirkte überglücklich.
„Meister Koga", erwiderte Supah und spürte sofort ein unangenehmes Kratzen in seinem Hals. „Langsam Supah", riet Koga, „dich hat es ziemlich schwer erwischt. Mipha hat die ganze Nacht gebraucht, um dich wieder hinzukriegen, also ruh dich erstmal aus." „Gut, aber wie lange habe ich denn hier gelegen?", fragte Supah, kaum merklich ließ Koga den Kopf hängen. „Zwei Tage", antwortete er dann. „Zwei ganze Tage!", dachte Supah erschrocken, „Das bedeutet, dass ich seit etwa drei Tagen nichts mehr gegessen oder getrunken habe." Allein durch diese Erkenntnis wurde Supah ganz flau im Magen. Plötzlich öffnete sich die Tür und Mipha trat ins Zimmer, ein mit Essen beladenes Tablett in den Händen. „Oh, ich sehe du bist aufgewacht Supah", sagte sie und blickte auf das Tablett, „eigentlich war das Essen ja für Koga gedacht, aber ich denke du brauchst es dringender." Mit diesen Worten ging die Zora-Prinzessin zu einem kleinen Tisch, der neben Koga am Kopfende des Bettes stand, und stellte das Tablett auf darauf ab.
„Warte, willst du damit sagen, dass Koga dieses Zimmer zum Essen gar nicht verlassen hat?", fragte er überrascht. Verlegen blickte Mipha zu Koga herüber, der das Gesicht leicht abwendete. „Ja, er ist kaum von deiner Seite gewichen, während du geschlafen hast", erwiderte sie dann schließlich. Erstaunt sah Supah zurück zu seinem Meister, der seinen Blick vermied. „Naja, jemand musste ja ein Auge auf dich haben Supah und irgendwie bin ich auch mit schuld an deiner Lage. Immerhin musstest du es nur meinetwegen mit allen Flüchen Ganons zur gleichen Zeit aufnehmen", meinte Koga. „Da irrt Ihr euch Meister Koga, hätte ich im Kampf davor besser aufgepasst, wäre ich nicht verletzt worden und hätte richtig gehen können. Somit hättet Ihr mich nicht stützen müssen und wir wären vermutlich beide entkommen", erwiderte Supah. „Lass uns einfach sagen, wir haben beide eine gewisse Schuld", beendete Koga das Thema, „Aber genug davon, jetzt iss erstmal Supah und komm wieder zu Kräften."
Hungrig schaute Supah zu dem Tablett hinüber, auf dem einige Schüsseln mit gekochtem Fisch- und Krebsfleisch, sowie einigen Früchten. Doch was Supah auf dem Tablett am Meisten ins Auge sprang, war ein mit Wasser gefüllte Becher. Sofort streckte er seine rechte Hand danach aus und griff nach dem Gefäß. Supah schmeckte die kühle Flüssigkeit schon fast, als plötzlich ein stechender Schmerz durch seinen Arm fuhr. Augenblicklich ließ er den Becher fallen und hielt sich mit der linken Hand den rechten Unterarm, wo die Schmerzen am Schlimmsten waren. Mit zusammengebissenen Zähnen wartete Supah darauf, dass der Schmerz endlich nachließ. „Was ist los Supah?", fragte Koga besorgt. „Ich weiß nicht genau", antwortete Supah, „ich wollte mir nur den Becher nehmen, als mein Arm plötzlich angefangen hat zu schmerzen." Alarmiert trat Mipha zu ihm heran und legte ihre Hände auf seinen Unterarm. „Ist der Schmerz hier am Schlimmsten?", fragte sie ruhig. „Nein", erwiderte Supah, „ein Stück näher am Handgelenk." Langsam bewegte Mipha ihre Hände in die entsprechende Richtung. „Ja, genau da ist es", meinte Supah, als Mipha die richtige Stelle erreicht hatte.
Sofort schloss die Zora die Augen, wohl um sich besser zu konzentrieren, und begann ihre Heilkräfte zu wirken. Von einem Moment auf den anderen fühlte sich Supahs Arm angenehm kühl an und der Schmerz verschwand als wäre er nur ein böser Traum. Während Supah versuchte seinen Arm so ruhig wie möglich zu halten, um Mipha nicht zu behindern, begann Gefallen an den kühlenden Nebenwirkung der Heilkräfte zu finden und sich zu entspannen. „Ich fürchte, ich kann hierbei nicht sonderlich viel tun", sagte Mipha nach einer Weile und nahm die Hände wieder weg, „Einer deiner Nerven ist ziemlich übel verletzt worden, ich hatte schon bei deiner ersten Behandlung das Gefühl, dass er nicht richtig verheilt war. Diese Verletzung führt jedenfalls dazu, dass du deine Hand nicht anspannen oder belasten kannst, ohne einen weiteren Schmerzanfall zu bekommen. Es tut mir leid, aber ich befürchte du muss warten, bis der Nerv von selbst verheilt, diese Verletzung übersteigt leider meine Heiler-Fähigkeiten."
Geschockt starrte Supah die Zora-Prinzessin an. „Werde ich noch in der Lage sein ein Schwert zu halten?", fragte er mit einem leichten Anflug von Verzweiflung. „Nein, auf gar keinen Fall, das lässt du schön bleiben, Supah", riet Mipha. „Aber was, wenn ein paar Mitglieder des Yiga-Clans angegriffen werden und ich ihnen helfen muss, außerdem was wird aus meiner Trainingsroutine?", fragte er nun völlig verzweifelt. „Supah!", erwiderte Mipha nun in einem etwas lauterem Tonfall, „Wenn du deinen Arm jetzt nicht schonst, wird der Nerv vielleicht vollends kaputtgehen, wodurch der ganze Arm gelähmt werden könnte. Sollte das passieren, wird dir nicht einmal meine Heilkraft noch helfen können. Also bitte gib, deinem Arm die Zeit, die erbraucht, um zu verheilen." „Aber das bedeutete, dass ich... völlig nutzlos bin", meinte Supah und ließ den Kopf traurig hängen. „Supah bitte!", das war Koga, „Du bist erst völlig nutzlos, wenn dein Arm endgültig gelähmt ist. Deshalb solltest du auf Mipha hören und deinem Arm erst einmal Ruhe gönnen." „Nun gut, ich werde es tun", lenkte Supah ein.
Den Rest des Tages verbrachte Supah damit etwas zu trinken, essen und sich einmal gründlich zu waschen, nach allem was ihm in der letzten Zeit passiert war, war dies auch dringend nötig. Anfangs fiel ihm das Laufen etwas schwer, doch schon bald stellte er fest, dass Miphas Heilkunst wahre Wunder bewirkt hatte. Von seinem rechten Arm einmal abgesehen waren alle seine Verletzungen perfekt verheilt, ohne auch nur eine Narbe zurückzulassen. Als er sich im Badezimmer des Hauses frisch machte, fiel Supahs Blick auf einen, an der Wand hängenden, Spiegel. Still betrachtete er sein Spiegelbild, es war schon eine Weile her seit er sein Gesicht im Spiegel betrachtet hatte, als Yiga trug er schließlich fast ständig seine Maske. Dennoch verspürte er jetzt gerade das Bedürfnis, sein Gesicht genau zu betrachten. Seine Haut war ziemlich blass, da sie ja fast nie in Berührung mit der Sonne gekommen war. Die Form seines Gesichts war annähernd oval, seine Nase relativ kurz und seine blauen Augen wirkten trotz allem noch hellwach.
Als sich der Tag schließlich seinem Ende entgegen neigte, saß Supah mit den anderen am Esszimmertisch und aß zu Abend. Wie er erfahren hatte hieß ihr Gastgeber Ain und war ein alter Freund von Prinzessin Mipha, der nun hier in Koponga einen Krämerladen betrieb. Seine dreckige, zerrissene und blutbesudelte Kleidung hatte Supah inzwischen gegen traditionelle Reisekleidung der Hylianer getauscht. „Wo bist du eigentlich gewesen Link?", fragte Supah zwischen zwei Bissen. „Na ja, ich hatte nicht viel zu tun, deshalb habe ich den hier stationierten Soldaten ein paar Nachhilfestunden im Schwertkampf gegeben", erklärte Link. „Ich verstehe, wie waren sie denn so?", erkundigte sich Supah. „Sie haben zwar noch einiges zu lernen, aber fürs erste haben sie sich ganz gut geschlagen", erwiderte Link.
„Also, wie lange wollt ihr denn noch bleiben?", fragte Ain in die Runde. „Wieso? Willst du uns so schnell wieder loswerden?", konterte Mipha schnippisch. „Noch ganz die Alte!", antwortete Ain lächelnd, „Aber nein, von mir aus könnt ihr solange bleiben wie ihr wollt." „Wie fühlst du dich denn inzwischen Supah?", erkundigte sich Koga. „Nun ja, wenn man davon absieht, dass ich meinen rechten Arm nach wie vor nicht benutzen kann, geht es mir soweit ganz gut", erklärte Supah. „Dann schlage ich vor wir, kehren morgen früh nach Schloss Hyrule zurück und erstatten König Rhoam Bericht", schlug Mipha. Augenblicklich spürte Supah, wie sein Mund austrocknete, zwar hatte er den König noch nie selbst gesehen, aber er hatte immerhin mehrmals versucht seine Tochter umzubringen. „Einverstanden", antwortete er deshalb trocken.
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