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„Tarrek hat was getan?", fragte Jilliar seinen Hochlord und Freund unläubig, der niedergeschlagen vor ihm stand.
„Er hat Lena unter seinen Schutz gestellt und sie betäubt, damit sie sich ausruht, statt mir noch länger zu zürnen. Und ich darf sie heute nicht mehr sehen. Die Jemay werden für ihren Schutz sorgen...
Du wirst das tun, wenn wir im Lager der Siedler fertig sind", sagte er resignierend und schüttelte kurz den Kopf.
„Was sagen übrigens die Späher?
Wann ist mit den ersten Schwärmen zu rechnen? Ich will das bis dahin die Unterkünfte unter der Erde bereitet sind.", befahl er seinem Kommandanten ernsthaft.

„Die Jünglinge der zweiten Mondzeit arbeiten daran. Sie haben Stützen aufgestellt, die Abteile welche die Menschen und Halbweisen sich vor fünfzehn Triaden gegraben haben mit neuen Vorhägen und leuchtendem Gallista-Erz bestückt, die Badehäuser darinnen errichtet und die Zu- und Abflüsse geregelt worden. Gerade werden Lebensmittel in den hinteren Höhlen eingelagert, Kyl. Genug das wir alle es dort für die Zeit der Schwärme gut aushalten können. Ebenso haben wir einen Teil der Haflika nach unten gebracht. Das letzte Mal als sie unter der Erde waren hat ihnen auch nicht geschadet. Nur die Grunuhs mögen die Schatten der tiefen Höhlen nicht gerne. Sie bekommen wir nur tot dort hinunter.", berichtete Jilliar seinem Freund trocken.

„Ein paar die groß genug sind werden geschlachtet und ihr Fleisch gebratenso wie es die Menschen bevorzugen.", entschied Kyl kurzerhand. „Aber nicht alle auf einmal, sondern je eins vor jedem Schwarm."
Er ging mit entschlossenen Schritten auf die hohen Holzwälle zu, die den geflohenen Menschen von der Erde zumindest einen kleinen Schutz vor den Wildtieren Takolias bot. Die Tore schwangen auf und ein dunkel klingendes Horn erklang um den Hochlord von Takolia anzukündigen.
Die Jemay kamen von allen Seiten auf den Hauptplatz gelaufen, nahmen Aufstellung und blieben mit der Hand am Schwert stehen.
„Was ist da los?"
„Wer ist das?"
„Warum machen die Alienkrieger das, Mama, wollen die jetzt auch hier kämpfen?"
„Geh rein und versteck dich unterm Bett, Anne, und nimm auch deine Schwester mit... los schnell!"
Kyl hörte die Menschen ringsum, die entsetzt oder erschrocken stehen geblieben waren flüstern und raunen und ängstlich die Kinder fort befehlen.
„Du solltest vielleicht deinen Stirnreif aufziehen, oh Hochlord.", empfahl Jilliar ihm mit einer kurzen Verneigung und Kyl stimmte ihm ausdruckslos nickend zu.

In Jemaygeschwindigkeit nahm er den Reif aus der Tasche die er umgehängt trug und setzte ihn auf. Dann ging er an Jilliar vorbei und auf die wartetenden Jemay zu.
„Ihr beunruhigt die Menschen, Jemay. Geht zurück auf eure Posten und sorgt für Ruhe und die Durchführung der nötigen Arbeiten, die anstehen, so wie es euch aufgetragen wurde.", sagte er auf Tak und dann auch auf deutsch.
„Die Menschen mögen uns verzeihen, wenn wir unseren Sitten folgen und sie damit ängstigen. Das liegt nicht in unserer Absicht. Dies Zeremoniell ist ein Brauch der Tak um den Hochlord zu grüßen, wenn dieser kommt um die Dinge zu begutachten, die in seinem Auftrag geschehen.", erklärte er den Menschen die ihn teils misstrauisch, teils irritiert betrachteten.

Die Jemay verneigten sich tief vor ihm und zerstreuten sich sogleich wieder. Jilliar wie auch zwei weitere hochrangige Jemay schlossen sich Kyl an, als er sich auf den Weg in die Heilerkammern machte, die hier für die Verletzten eingerichtet worden waren.
„Mein Lord!", grüßte der hier oberste Heiler Fait ihn mit einer tiefen Verneigung.
„Wie sieht es hier aus? Habt ihr alle geheilt, die beim letzten Tordurchgang herübergerettet wurden?", fragte Kyl ruhig.

„Eine geehrte, sehr alte Frau ist gestorben. Allerdings nicht an ihren Verletzungen. Sie verlor leider noch vor dem Übergang ihren Gefährten und wurde selbst noch sehr schwer verletzt. Der Jemay der sie brachte, berichtete sie hätte bis zum Schluss seine Hand nicht losgelassen, obschon ihm der Kopf abgeschlagen worden war.
Sie folgte ihm in Ruhe und Würde und ohne Schmerzen oder Wunden, letzte Nacht im Schlaf.", sagte er ernsthaft.

Kyl nickte nur kurz und trat in das Erste Refugium der Heilerkammern ein.
Nur wenige Betten waren hier derzeit belegt.
Kyl ging von Mensch zu Mensch und sprach jeden an, fragte ob etwas benötigt wurde, ob etwas herbeigeschafft werden sollte, ob es auch genug zu Essen, zu trinken und Versorgung an allem gab.
Die Menschen zeigten sich misstrausich, vor allem die Frauen, wohingegen die jungen Mädchen ihn schüchtern anlächelten oder sich sogar bei seinem Anblick die Augen rieben.
Er blieb zu allen gleichbleibend höflich und ging dann weiter. In den zweiten Kammern wo hingegen die schwer Verwundeten lagen und stöhnten und Jemay wie auch Heiler im Dauereinsatz heilten, traf er dann das vollkommene Chaos an.

Menschen drängten sich durch die Gänge, suchend, rufend, verzweifelt. Heiler mussten sich den Weg durch die Masse hindurchbahnen um zu ihren leidenden Schützlingen zu kommen.
„Nein so geht das nicht!", stellte er stirnrunzelnd fest und pfiff einmal durchdringend schrill und laut.
Die rufenden und heulenden und stöhnenden Menschen drehten sich alle erschrocken zu ihm um.
„Alle die keine Verletzungen haben, werden dieses Refugium der Heilung auf der Stelle verlassen! Die Heiler brauchen Platz, sonst können sie diese Leben die hier liegen und leiden nicht retten. - Das ist ein Befehl!" Das fügte er noch eisig hinzu, als ihn nur immer noch alle groß anstarrten und keiner gehorchte. Zwei Sekunden vergingen, drei. Er sah seine Wächter an und nickte nur ganz ruhig.
Jilliar knurrte sofort finster auf und zog sein Schwert, ebenso wie die anderen beiden Jemay. Augenblicklich drängten die Menschen erschrocken nach draußen, riefen durcheinander und beeilten sich fort zu kommen.
„Das war gewiss nicht die geschickteste, dafür aber die schnellste Art die Menschen loszuwerden, die hier nur nach ihren geliebten Verwandeten suchen.", meinte Fait nüchtern.
„Mir scheint man nimmt mich hier nicht ernst, Heiler. Meine Lady hat schon in ihren Gedankegängen so was angedeutet. In ihrer Welt führen ausschließlich die alten und selbst wenn sie dann irgendwann die jungen Anführer genannt werden, sind sie doch schon in Brons Generation, wenn sie in die Machtpositionen kommen, um Anführen zu können.
Dummheiten denke ich. Ersonnen von jenen die nicht wissen wie man mit wahrer Stärke und weitsicht der moderne umgehen und klarkommen soll. Aber zunächst werde ich die Menschen davon überzeugen, dass mein Wort hier Gesetz ist und dann überzeuge ich sie von unserem Sinn und ihrem Irrsinn, den ich nur gerade beendet habe."
Ein Mann näherte sich von hinten und tippte ihm hart auf die Schulter.

„Entschuldigung, Krieger. Ich suche
jemanden...", sagte er brummig und Kyl drehte sich langsam zu ihm um.
Das Bild in Lenas Kopf war ein vollkommen anderes, trotzdem erkannte er ihn sofort, der nun viel bärtiger geworden war und auch seine Haare waren viel länger geworden. Er hielt ihm ein Bild von Lena entgegen, doch darum ging es gerade nicht.
Wieder sah er zu seinem ersten Bruder hin und Jilliar griff aufknurrend ein, kam an ihn vorbei, packte den Menschen am Hals und donnerte ihn hart gegen die nächste Wand.

„Hast du keinen Respekt vor den Gesetzen Takolias Mensch, oder warum hörst du nicht auf die Worte unseres Hochlordes, der versucht hier die Leben zu retten, die darben, von eurer Hektik, eurem Egoismus und eurem überwältigendem Gefühl das das was ihr jetzt gerade wollt, sucht oder braucht das absolut wichtigste im Leben ist?
Er sagte gerade alle raus hier! Das gilt auch für dich.", ließ er ihn los und stieß ihn den Korridor entlang nach draußen.
„Der Mann ist hier seid er herüberkekommen ist. Er sucht seine junge Tochter und ich finde das Bild das er herumzeigt sieht, mit verlaub...", beeilte sich der Heiler Kyl zu erklären doch der hob nur wieder abwinkend die Hand.
„Es ist die Hochlady. Das ist ihr geliebter Vater.", brummte Kyl trocken.
Fait zischte kurz. „So ist dies nicht die beste Situation gewesen ihn auf diese Weise kennenzulernen.", vermutete der Heiler, doch Kyl unterbrach ihn.
„Nein, es war die Bestmögliche. So weiß er nun genau wer ich bin und das mein Wort hier mehr zählt als seine Wünsche.
Fait, du lässt sie nicht mehr herein, ich beordere zwei Wächter vor die Vorhänge.
Die Namen der Menschen die hier liegen sollen aufgeschrieben werden, von einem Tak oder auch einem pflichtgetreuen Menschen, der in der anderen Welt deren Schriften studiert hat.

Dann soll die Liste immer zur vollen Quinte erneuert werden, oder wenn neue Menschen kommen oder gehen, und auch die, welche sterben bevor man ihnen helfen kann, werden ausgehängt, damit die Menschen auf den Listen suchen können, wer hier war, wer da ist, wer in das Lager gegangen ist und wohin. Damit hier keine weitere Behinderung passiert."
„Das ist sinnvoll, mein Lord. Das hatte ich auch vorgeschlagen doch die Menschen drängten einfach herein und wir hatten nicht das Herz die Verzweifelten fortzuschicken. Es wurden jedoch immer mehr."
„Für die harten Entscheidungen bin ich zuständig. Ihr hättet um Hilfe bitten können, Fait. So litten die Verletzten länger und vielleicht konntet ihr darum einmal nicht mehr rechtzeitig genug da sein. Bei ihnen auf der Erde wäre das auch undenkbar, da bin ich mir sicher.
- Ich werde dir umgehend einen Jemay schicken der Menschenworte schreiben kann und die Kranken befragt oder in ihren Erinnerungen forscht wie sie heißen und woher sie kommen.", sagte er noch dann ging auch er hinaus. Es war nun sehr viel ruhiger und angenehmer in dem Lager der Kranken. Sie sahen ihn alle nur noch ganz groß an.
„Wer ist das?"
„Vielleicht ihr Prinz...?"
„Er hat sie alle rausgeschmissen ... Sie haben die Schwerter gezogen, sie aber nicht gegen die Leute eingesetzt. Das haben sie bisher noch nie gemacht oder?
- Sie haben sie wirklich nur gezogen..."
„...und ich dachte schon das sind auch Jäger und das dicke Ende kommt jetzt noch..."
Die leisen Worte die die Verletzten, zumeist Frauen und junge Mädchen, sich zumurmelten gaben ihm Recht.
Die Menschen hielten ihn für nichtswürdig, einen Jungen der keine Befugnisse hatte.
Kyl griente kurz, dann nickte er Fait noch einmal kurz zu. Der verneigte sich tiefer vor ihm, als es der Anstand gebot, doch das war wohl auch nur wieder ein Spiel, um zu bedeuten wie wichtig Kyls Position in den Gefügen der Tak war.
Kyl ging mit schnellen Schritten den Gang hinab, obschon es ihm nun doch ein wenig mulmig zumute wurde.
Gleich musste er sich Lenas Vater stellen.

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