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Erst nach und nach kam sie schließlich wieder zu sich.
Uh...
Ein Déjavue.
Sie sah sich kurz den Kopf zur Seite neigend um, lag an beiden Armen festgeschnallt auf einem schmalen Bett und konnte sich kaum rühren. Ihr ganzer Körper bebte, und spastische Zuckungen rannen durch ihre Arme und Beine hindurch.
„Sie erwacht, Kyl!" sagte eine besorgte Mädchenstimme sanft.
Jemand anderes aber schnaubte zornig auf: „Oh, Ihr seid einfach nur Bastarde! Dreckige, verkommene, mörderische Bastarde! Schaut sie euch doch nur mal an! Ja, sieh ganz genau hin Kyliander Tak-Ninjah! Sie ist jetzt sogar noch schlimmer dran als ich damals. - Bindet sie wenigstens los, verdammt. Sie muss ja Panik schieben..."
„Nein, im Moment ist sie nur sehr verwirrt und fragt sich was dein Geschrei soll und wer zum Teufel du bist, Nati.", erwiderte Kyl ruhig und kam nun in ihr Blickfeld getreten. Er sah ganz schrecklich aus. Hatte dicke Blutspritzer im Gesicht und ganz dunkle, fast schon tot aussehende Augen. Er atmete auch echt heftig und viel zu schnell aus und ein.
Lena versuchte schlicht ihr Gliederzucken unter Kontrolle zu bekommen, doch es funktionierte nicht so richtig.
„Hmmpf...", wollte sie sprechen aber in ihrem Mund steckte auch irgendwas drinn...

„Das ist ein festes Lederstück. Nati hat dir das zwischen die Zähne geschoben, damit du sie dir nicht ausbeißt.
Sprich in Gedanken zu mir, Lena. Ich verstehe dich. ... Alles was du sagen willst, ja?", bat er sie heiser und strich ihr sachte über das Haar.
„Ach ja? Verstehst du Dreckskerl wirklich ihre Sprache und vielleicht auch gleich noch die  Worte Nötigung einer Minderjährigen?", ereiferte sich das wildgelockte, fast schwarzhaarige Mädchen mit dem irren Blick, das immer noch im Raum hin und her marschierte heftig.
Lena fragte sich unwillkürlich noch mal wer das war. ...Nati?
„Das ist Natalie, Nialkarons Freundin ... also ebenfalls seine Gefährtin. Sie ist in deinem Alter und lebt auf der Erde. Dank ihrer großen Geistgaben und Nialkarons Jemay-Fähigkeiten  Halten sie den Nexus in Hanau und Frankfurt und evakuieren flüchtende Menschen, die gerade in Massen vor den Samurai-Gildach fliehen.
Ich habe dir glaube ich schon ein wenig von ihr erzählt. Sie ist hier weil ich nach Essen für dich geschickt hatte und sie sehen wollte was wir jetzt schon wieder verbrochen und wen wir Tak-Ninjah nun schon wieder gezwungen haben eine Verbindung einzugehen.", meinte er hart klingend.

Lena sah Kyl wieder bittend an und würgte an dem Knebelstück.
Er sollte es ihr rausnehmen, einfach nur raus.
„Schon gut, Lena, aber ich habe dich gewarnt. Deine Zähne könnten zerbrechen und die zu heilen dauert seine Zeit.", meinte er nur besorgt und zog das Lederstück aus ihrem Mund heraus.
Lena merkte jetzt erst, dass der Knebel ihr den Mund tatsächlich ruhig gehalten hatte.
Ihre Zähne klapperten hörbar aufeinander.
„Als ob das jetzt so hilfreich ist. - Ihr ist kalt!", fuhr das wildgelockte Mädchen Kyl noch einmal an, doch der reagierte gar nicht auf sie, sondern beobachtete nur Lena, ausschließlich sie, so wie sie auch ihn, immer noch extrem verwirrt und unsicher.

„I... ich hab gedacht da kommt was aus mir raus oder rein... gebohrt. Was... w...wahr das?", nuschelte sie leicht horrend klingend und ballte die Hände in den gepolsterten Fesseln zu harten Fäusten, weil die Finger sich immer wieder irgendwie abstrus abgestreckt verkrampften, als hätte sie gerade eine Spastik oder so.
„Ich musste mit meiner Hand rasch in euch hineingreifen. Es tut mir unendlich leid, meine Hochlady.", meldete sich nun auch Tarrek leise zu Wort. Er sah ebenso schlimm aus wie Kyl.
Dicke Blutspritzer auf seinen Armen und der Kleidung... und ebenfalls im Gesicht.
Wow...

„Es blieb leider keine Zeit mehr euch vorab zu betäuben, denn der Karibatha ist ein extrem schnell schlüpfender Nesselwurm, der sich unspürbar sanft in die Eingeweide seiner Opfer hineinfrisst aber dann ab einer gewissen Größe binnen weniger Augenblicke einen ganzen Leib innerlich komplett aushöhlt, wenn man ihn nicht noch erwischt.
Die Tak die euch im Bad berührte, hat euch einen Ableger dieses Wurms auf die Haut gesetzt und eingerieben. Ein leichtes Wischen reicht aus, dann bohrt er sich winzig klein und unbemerkt in den Wirtskörper hinein. Wir haben ihn gerade noch entfernen können, Mylady, bevor er irreversieblen Schaden anrichten und euch töten konnte. Doch habt ihr dadurch einen großen Schock erlitten und wir mussten hinterher eure Bauchdecke wieder verschließen und ein Organ das ein wenig von mir verletzt wurde ebenfalls heilen."

Lena wurde es heiß und kalt zumute.
Solche Dinger gab es hier? Würmer die sie blitzschnell auffressen konnten?
- Echt jetzt???

„Manchmal, wenn der Wurm noch nicht aktiv ist, noch vor dem Schlupf, kann man ihn wieder mit der Gabenkraft der Jemay herausziehen, doch er war schon halb aus der Puppe entkommen. In wenigen Augenblicken wäre es mit euch vorbei gewesen, hätte ich nichts unternommen.
Ich bitte euch... inständig... Mylady. Verzeiht mir, dass wir euch nicht mehr betäuben konnten. Verzeiht mir, meine Lady, dass ich euch nicht einmal mehr warnen konnte. Es tut mir unendlich Leid, das ich euch so sehr quälen musste."

Echt!
Das war... so Heavy, das Lena einen Moment lang brauchte um sich wieder zu fassen und dann den zähneklappernden Mund zu öffnen.
Doch sie konnte damit kaum die Worte Formen.
„Oh... 'kay. Kyl ...?!"

Sie dachte horrend an das Baden und das sie nie wieder ohne seine Begleitung in diese Grottenquelle gehen wollte. Er nickte nur zustimmend.
Seine Augen waren immer noch fast schwarz und kalt wie Eis.
Sie sah besorgt zu ihm auf. „W....Wisch dir doch b...bitte mal das B...Blut ab, ja?
- Ist doch meins... o...oder?", stotterte sie immer noch heftig bebend und keuchend und er griff sich kurz irritiert ins Gesicht, betrachtete verwirrt seine befleckten Hände, sprang mit horrendem Blick auf und war auch schon verschwunden.

„Na endlich mal zwei Sekunden Ruhe vor seinem starrenden Eis-Blick. Ich dachte schon fast er wäre nun ebenfalls Dunkelkrank oder gar ein Jäger geworden!", fauchte das Mädchen mit den dunklen Locken erneut zornig auf. Doch dann kam sie zu Lena hin und beugte sich über sie.
„Ich bin Natalie, auch ein Mensch wie du und dem Dämel von Hochlord seine Schwägerin. Wie geht es dir wirklich und sag jetzt bloß nicht gut, sonst falte ich dich zusammen wie einen Schuhkarton.
- Willst du vielleicht ein starkes Schmerzmittel, hm? Morphium oder so? Ich hab ein bisschen was mitgebracht, weil ich Takolia ja schon ziemlich gut kenne, hier tut einfach alles weh. Das Atmen, das Leben, das Essen, das Trinken, das Reden, das Gehen und Stehen und ganz besonders das Herumliegen auf einem ihrer doofen Felllager unter der sogenannten Obhut von Heilern..."
„Hast du vielleicht C...Cola da?", fragte Lena das Mädchen zitternd und die nickte nur ernsthaft.
„Und auch 'ne Menge Schokolade. Zucker ist immer gut, nicht? Vor allem hier wo sie ja so unglaublich gesund leben und nie auch nur was süßes oder kalorienreiches freiwillig ansehen würden. Bist du dir sicher dass du hier den Rest deines Lebens verbringen willst? Unter kaltblütigen Edel-Monstern?", reichte sie ihr die Flasche und hielt sie ihr direkt an den Mund damit sie trinken konnte.
Lena schluckte einige Sekundenlang nur heftig
und sog dabei die halbe Flasche leer.
„Mein Gott...", knurrte Natalie als einziger Kommentar finster, doch das Zittern in Lenas Gliedern ließ nun deutlich nach.
„Ja, Zucker hilft.", murmelte sie keuchend und rülpste leise. „Kann.. kann ich mich hinsetzen?", bat sie Tarrek schließlich unsicher, als das Zähneklappern deutlich nachgelassen hatte. Der nickte nur und löste ihr behutsam die Fesseln.
Kyl der unbemerkt und sauber zurückgekommen war half ihr auch schon wieder hinter ihr stehend auf.
„Langsam!", sagte Tarrek warnend und Kyl hielt sie sachte fest, weil sie immer noch dann und wann wild zusammenfuhr.

Lenas Hand krampfte sich über ihrem Bauch zusammen, sie schloss kurz die Augen und streckte dann zu Natalie einen Arm hin. „Noch mal die Cola bitte!", flehte sie erschöpft und Natalie gab sie ihr stumm.
Mit weiteren heftigen Zügen trank sie die Flasche nun vollends leer.

„Genauso wie bei mir damals, nur das sie immer noch höflich bleibt.", brummelte das Mädchen finster.
Lena öffnete die Augen und atmete tief ein und
aus. „Hattest du denn auch mal so einen Wurm im Wanst stecken?", fragte sie Natalie atemlos und atmete mehrmals ganz tief durch.
„Nein, ich habe nur versucht den Tak und ihren extrem fiesen Foltermethoden an Menschen zu entkommen... zuletzt bekam ich dann von denen dafür ein Messer in den Bauch. War aber allerdings  auch, weil ich mich dummerweise selbst opfern wollte, um die Menschen vor ihnen zu retten.
Weißt du...? Ich wurde hier verändert. Von den leuchtenden Takolias. So leicht bin ich nun also nicht mehr zu töten. Und du anscheinend nun auch nicht mehr", grinste das ältere Mädchen nun grimmig.
Lena räusperte sich sogleich wieder kurz und hob skeptisch die Brauen ... und hielt ihr dann die Hand mit der Narbe hin.
„Das mit dem opfern hab ich auch schon hinter mir. Aber ich wollte lieber den Jägern auf der Erde damit entkommen. Kyl hat mich vor denen gerettet... und dann sein Bruder auch noch mal. Die sind doch beide ziemlich nett zu uns Menschen. Was hast du gegen sie?", fragte sie das zornige Mädchen irritiert.

„Sie ist generell auf Takolia wütend, weil Nial sie im kranken und damit bewusstseinsumnachteten Zustand ohne ihr Wissen zur Gefährtin nahm und dann nicht gleich hierherbrachte, sondern auf der Erde ließ.
Die Jäger, die damals schon sehr aktiv waren, auch wenn es da noch kaum einer wusste, fanden sie und folterten sie genauso wie dich, nur noch stärker und sehr viel länger in einem ihrer Lager. Daran ist sie dann zerbrochen.
Und als Nial sie schließlich fand..."

„Irrtum... Ihr erzählt das immer komplett falsch, ihr Tak, echt mal!", unterbrach Natalie Kyl nun echt harsch und genervt klingend was den nur finster den Kopf senken ließ und seine Arme dich erhebend heben.
Wow...
Er wurde von seiner rein menschlichen Schwägerin mundtot gemacht?
So menschlich ist sie nicht mehr.", beugte er sich rasch zu ihr hinab und wisperte ihr die Worte zu, so dass Lena nun verwirrt blinzelte und dazu dem wildgelockten Mädchen hinsah, die ihren Schwager vernichtend anstarrte... woraufhin er gleich noch mal die Arme hob.
Ja... echt wow...
„Ja, ist so, also hör besser zu, Lena... Denn den Tak, die mich aus dem Folterkeller holten gibt es keine sekundenlang und die dort gefilterten Menschen und auch Nial erkannte mich nicht. Denn nachdem er eine Nacht lang mit mir auf der Erde verbrachte wurde er von seiner Krankheit geheilt und vergaß mich vollständig nachdem die Sonne aufging.
Nein... sie kümmerten sich eine Dreck um die Menschen, die sie erst in Gefahr gebracht hatten, sondern befreiten lediglich einen ihrer Tak aus der Folterzelle der Jäger. Nial hat bei der Gelegenheit lediglich ein paar der überlebenden Menschen mitgenommen, - und damit auch mich. Den Rest der Gefolterten haben sie einfach getötet, weil mit denen sowieso nichts mehr los war und sie für Takverhältnisse zu schwer verletzt wurden. Denn die Menschen die sie damals retteten, sollten Ihnen nachher nun mal als Sklaven dienen, was ich dann aber hier angekommen verhindert habe.
Denn ich gab mich dann zu erkennen und Nial stand in meiner Schuld. Allerdings konnte er rein gar nichts mit mir anfangen  und hat mich fast verhungern und verdursten lassen weil ihm andere Sachen wichtiger waren als mein Wohlergehen. Und dank der Takolia-Wesen die keine Tak sind und die ich rein zufällig traf wurde ich MIT einer Art Macht ausgestattet, die es den Tak unmöglich machten mich genauso mies zu behandeln wie den Rest der Menschen hier. Dafür wurde ich dann aber verfolgt, gegängelt und zum Tode Verurteilt.
- Und du nun wohl auch schon!
Nur das du jetzt ausgerechnet die Hochlady bist ... Echt, das ist so verwirrend. Du hättest dir das besser noch mal gut überlegen sollen. Denn die Edlen Tak sind voll Aggro hier, was übrigens die Tak-Ninjah-Familie mit einschließt. Alles durchgeknallte Spinner die alle reichen und Mächtigen Spinner auf der Erde komplett in den Schatten stellen und sich sonst was einbilden wer sie sind und was sie dürfen! 
Ja... - So war das!", erklärte Natalie diesmal derbe in Kyls Richtung schnauzend.

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