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„Hm... ja! Das ist jetzt nun mal wirklich lecker... echt und supertoll. Willst du auch mal probieren?", hielt sie Kyl den Spieß hin und der nahm ihn mit einem erst überraschten aber dann irgendwie strahlenden Ausdruck entgegen, als hätte sie ihm gerade ein Zepter aus purem Gold geschenkt oder aber eine Reise ins Disney Land - und biss ebenfalls von dem Fleisch am Spieß ab, kaute nachdenklich, schluckte schließlich und nickte zustimmend.
„Es schmeckt gut - ist aber auch seltsam. Mit
diesem Hauch Geschmack von der Kaiserfrucht. Ja, es ist gut. Vielleicht sollten wir ebenfalls einmal unser Fleisch nach dieser Art gewürzt bereiten. Es scheint dadurch zumindest nicht fetter oder nährstoffärmer zu werden."
„Nein, das ganz sicher nicht!", meinte Lena nur lächelnd und bearbeitete auch die anderen Spieße mit der Knolle, drehte sie noch eine Weile und legte sich dann das knusprig gebräunte heiße Fleisch auf den Teller.
Kyl griff derweil wieder zu seinem Schleim – einer weiteren Schüssel die auf dem Tisch stand, größer als ihre kleine eben, begann wider lächelnd zu essen und Lena aß ebenso lächelnd die Fleischbrocken, die sie mit dem Dolch in kleine Stücke geschnitten hatte.
„So fühlt man sich fast wie ein Pirat. Das ist ja schon richtig dekadent, meine ich, so viel Fleisch zu essen. Aber zumindest wird man satt davon.", fand sie vergnügt und Kyl schenkte ihr noch aus dem Schlauch von dem Fruchtsaft ein der ihr schon gestern so gut geschmeckt hatte.
„Hm... danke!", sagte sie zu ihm und hob ihren Becher. Er prostete ihr kurz mit dem eigenen Becher zu und Lena sah verwirrt, wie er nur einen sehr kleinen Schluck von dem Saft kostete während sie fast den ganzen Becher austrank.
„Hast du keinen Durst?", fragte sie ihn leise.
Er schmunzelte kurz.
„Doch schon, aber dieser Saft hat auf uns Tak eine sehr viel stärkere Wirkung als auf dich. Du würdest es berauschend nennen ... und ich würde meine Sinne heute gerne bewusst halten, Lena. Denn sich zu berauschen ist keine gute Art seine Gefährtin für sich zu gewinnen oder zu beeindrucken.
Das zumindest habe ich bei unserer ersten Begegnung hier auf Takolia noch in Erinnerung behalten. Ich hab ziemlich gewütet und dir mit meinem betrunkenen Zorn Angst gemacht. Erinnerst du dich noch?, fragte er sie leise.
Lena sah noch mal in den Becher hinein und dann entgeistert zu ihm hin.
„Du meinst das hir ist Tak-Alkohol und ich spüre das nur deshalb nicht so wie du, weil ich ein Mensch bin?", fragte sie ihn verblüfft und schob dann sogleich entsetzt guckend den Becher weit von sich.
„Dann bitte auch nichts mehr für mich. Mein Vater erlaubt mir Alkohol nämlich noch nicht und meine Mutter ... hat ihn noch nie vertragen. Nicht dass ich auf einmal doch hier durch die gegend wanke, wenns nur später einsetzt als bei dir... ich meine das Betrunken sein", kam sie wieder ins Stottern und starrte kurz ohne was zu sehen auf die Tischplatte ihr Herz zog sich einmal mehr zusammen als sie im Geiste wieder den Schrei der Mutter hörte.
Diesen lauten gequälten Schrei...
„Lena.", berührte Kyl sie an der Hand und riss sie zurück in die Wirklichkeit.
„Ja?", sah sie ihn hart schluckend an und er runzelte besorgt die Stirn.
„Es tut mir leid dass deine Mutter ihr Leben geben musste, doch bin ich ihr sehr dankbar dafür und werde in den nächsten Gebeten an Drodar und Ashni zumindest ihren Namen erwähnen, auf dass die Götter sie als Heldin betrachten mögen. Und dich als ihre geehrte Tochter, die ihr Leben ein weiteres Mal ihrer Mutter verdankt, ihren Mut und auch ihren Kampfgeist und gewiss auch ihre reine Seele. Das ist ehrenwert, Lena. Du kannst sehr stolz auf sie sein.", versuchte er sie zu trösten.
Lena sah ihn aber nur bitter schnaubend an und schüttelte entschieden den Kopf. „Also so was
...das kann wohl auch echt nur ein patriotisch denkender Krieger vom Planeten XY behaupten. Dass man stolz auf die Toten sein kann und sie in Gebeten oder Liedern bedenken soll. Sie ist tot, Kyl, sie kommt nicht zurück und hört es auch nicht mehr, wenn ich hier traurig bin, bete oder sonst was an Nachrichten für die Götter der Tak ausrichte. Du hast deine Familie noch aber ich weiß nicht mal wo mein Vater ist oder mein Bruder. Und das alles passiert nur weil irgendwelche Aliens auf unserer Welt gelandet sind, die alle Jungen und Männer töten und die Frauen gefangen nehmen – außer natürlich im Nexus aber unsere Welt ist soviel Größer als nur die Paar Städte und Orte dazwischen. Was ist mit den anderen Ländern? Wer beschützt die? Was ist mit den vielen Kindern? Das sind sieben Milliarden Menschen die da gerade sytematisch getötet oder versklavt werden. Und wenn die in den anderen Ländern fertig sind... Was wird dann aus uns allen werden, aus der Menschheit meine ich ... oder der Erde?
Irgendwann gehen die Tak wieder zurück nach Takolia und dann haben die Samurai-Gildach die ganze Erde als Tummelplatz für sich und die ... die Frauen und Mädchen werden alle für immer Sklaven sein und vergewaltigt werden und wieder und wieder und es endet erst wenn wir alle tot sind und es gar keine Menschen mehr geben wird. Und ich sitze nun hier, in Sicherheit, esse Fleisch am Spieß mit einem jungen Tak der nun neuer König seines Landes ist und soll in Ehren und Stolz an die Toten denken, die sich zu Hause bestimmt schon bis zum Himmel hinauf stapeln? ... Nö!", schüttelte sie nur den Kopf, schob auch den Teller von sich und wandte sich dem Feuer zu. Er sah ihr Zittern, hörte ihr heftiges Keuchen und verstand was gerade in ihr vorging.
Er selbst hatte schließlich auch einmal so gefühlt, als er noch viel, viel jünger gewesen war. Als alles verloren schien und die Samurai-Gildach auf Takolia dasselbe Spiel gespielt hatten wie hier.
„Lena, morgen werde ich dir etwas zeigen und dann wirst du vielleicht noch einmal anders darüber denken, als jetzt noch. Doch möchte ich dir sagen dass es nicht meine Absicht war herunterzuspielen was zur Stunde in deiner Welt geschieht. Es ist ein Grauen und es ist natürlich schrecklich für dich, da du selbst erlebt hast was mit all jenen passiert die weiter leben müssen, die keine Wahl haben und von den Jägern gefoltert werden.
Doch wenn wir uns allein in Angst und Not und Pein ergehen, ohne einen kühlen Kopf und gelassenen Blick auf das große Ganze zu behalten, wenn wir nur emotional denken und nicht zumindest versuchen rational zu überlegen wie man am besten und effektivsten helfen wie auch Leben retten kann, sind alle beide Welten verloren. Denn wir überleben hier auf Takolia leider auch nicht mehr lange ohne die Menschen, sei dir dessen gewiss. Und ich habe bereits alles in die Wege geleitet um eine großangelegte Hilfsaktion für deine Welt zu starten. Deshalb war ich auch vorhin nicht sogleich zur Stelle, um die Tak im Badehaus aufzuhalten, was mir sehr Leid tut, Lena und mein Fehler war.
Auch jetzt würde ich gerne dort auf der Erde sein und Leben retten, doch meine erste Pflicht liegt nun hier... bei dir! Ich kann dich nicht sogleich einfach ganz alleine lassen. Mein Bruder ist nun ja auch schon wieder auf der Erde, mit zwei Kohorten unserer besten Jemay, die ich ihm zur Verfügung gestellt habe um den Nexus noch um etliche Meilen zu erweitern, auch zwei Meister der hohen Kunst sind mit ihren Jünglingen hinüber gegangen die gerade den Waffenkampf studiert und darin ihre Prüfungen abgelegt haben, um nun gegen die Samurai-Gildach zu bestehen.
Du hast Nialkaron selbst in Aktion erlebt. Er hält sich überall dort auf wo sie Menschen zusammentreiben, töten und quälen. - Wenn er kann...
Doch bisher waren es nur zweihundert Jemay und noch einmal fünfzig Jünglinge in Ausbildung auf der Erde und sie mussten ganz alleine und ohne Hilfe von Takolia aus ihren Nexus beschützen. Der einen Radius von einhundertfünfzig Kilometern umfasste. Das ist nicht sehr viel, ich weiß und wer es nicht binnen der nächsten acht Wochen nach Deutschland schafft wird vermutlich getötet oder Gefangen genommen werden. Doch wir haben unsere Fluxwirbel und holen die Menschen der anderen Kontinente nach Takolia bevor wir sie heilen und auf Wunsch in den Nexus auf die Erde bringen. Aber auch diese Zahlen an Leben wollen versorgt sein, wollen Essen und Kleider haben. Auch das wird unsere Aufgab sein. Es ist furchtbar, dass wir nicht die ganze Erde beschützen können und genau so haben die Samurai-Gildach schon einmal gewütet, schon einmal gemordet, anektiert und sich unauffällig in alle Systheme einer Welt eingeschlichen.
Das machen sie immer so und sie sind nicht gerade erst auf der Erde gelandet, Lena, sondern bereits vor rund achtzig Jahren, während ihr einen Weltkrieg kämpftet und alle die sie Aliierte nannten, welche sich Crouds oder Feinde oder Charly nannten kämpften im eigentlichen gegen die Jäger an... und verloren. Die Armeen wurden zerschlagen die Menschen die man für wichtig hielt, um die Infrastruktur wieder zum Laufen zu bekommen wurden vollkommen befriedet, ihre Erinnerungen an die feindlichen Aliens gelöscht, der Rest wurde getötet.
Natürlich stimmt eure Geschichte dennoch mit der wahren Begebenheit überein. Ihr habt euch ständig selbst bekämpft, religiöse Verfolgung und Massen-Vernichtung betrieben. Doch das ist jetzt und hier nicht mehr wichtig, denn im Geheimen haben die Samurai-Gildach bereits ihre Gebiete besetzt, ihre Regierungen gegründet, ihre Gesetze erlassen und Menschen gefoltert und gequält, ihren Nachwuchs auf Sklavenfarmen herangezüchtet und ausgebildet. Die meisten von ihnen sind großen Teils Menschen mit geringen Gaben und einem eher inaktiven Gen, doch sind sie bösartig, Gefühlskalt und Gewissenlos in ihrer Art.
Anektieren, festsetzen, vermehren, ausbilden, Infrastruktur übernehmen... Das ist ihre Vorgehensweise. Das letzte Mal als sie es so versuchten und beinahe auch schafften wurden sie dennoch letztlich vernichtend geschlagen und nur wenige hundert ihrer Art überlebten, als sie sich Takolia nehmen wollten. Wir indess waren zum Schluss noch einige Zehntausend Tak.
Sie kommen heute immer noch um uns zu töten und durch die letztlich getroffenen Gesetze dieses irren Rates starben wir einfach weiter.
Und wir sterben auch immer noch zu hunterten wenn Schwarmzeit der Zefanusie ist. Weil wir hier gerade inmitten in ihrer Gebiete leben. Das muss endlich aufhören, denn wir stehen auch bereits kurz vor der Ausrottung. Doch bei euch haben die Jäger nun kinderleichtes Spiel. Und wenn wir jetzt nicht intervenieren wird es weder für die Menschen noch für die Tak noch eine Rettung geben, doch das richte ich nun.
Seid ich Hochlord bin, machen wir es anders, wir retten und bewahren, schützen und kämpfen gegen unseren gemeinsamen Feind.
Wir sind nun offiziell Verbündete, Lena. Auch deshalb habe ich mich letztlich lieber von einem Menschenmädchen zum Gefährten erwählen lassen.
Von dir!
Das stärkt unsere Allianz und macht auch die rein Menschlichen Angelegenheiten nun ebenso zu meinen.
Deshalb kann ich es nun auch endlich rechtfertigen. Darum sende ich nun unsere Krieger aus um Nialkaron und Natalie auf der Erde in ihrem Nexusgebiet zu unterstützen.
Zunächst aber, da du es dir so wünschst, forschen sie forderdringlichst nach deinem Vater und Bruder und retten nur nebenbei wen auch immer sie finden.", erklärte er ihr ernsthaft und Lena war schon sehr erstaunt wie umfassend Kyl gerade dachte und handelte, während sie eigentlich nur die ganze Zeit über noch gar keinen Plan von gar nichts hatte und bloß rumjammerte.
Er war bereits bestens organisiert und seine Pläne sehr klug durchdacht. So behielt er also auch alles gleichzeitig im Blick.
Wow!
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