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„Jilliar!", rief sie laut in Richtung Vorhang und sofort tauchten die Jemaykrieger auf und zogen den Vorhang bei Seite.
„Oh... was ist denn? - Was ist denn los?", fragte Betty verwirrt, als Lena mit entschuldigenden Blicken an den irritierten Mädchen vorbeiging, direkt auf Jilliar zu.
„Verzeiht mir bitte, dass ich euch gerade getestet habe, Betty, Karl... Es tut mir Leid. Aber ich suche keine neue Bleibe, und auch keinen Elternersatz. Mein Vater lebt noch und ist seid kurzem hier auf Takolia. Und ich weiß auch ganz genau wohin ich gehöre und das die Tak wirklich nur unser aller Wohl im Sinn haben. Doch das gilt leider wirklich nicht für alle Menschen, die hergekommen sind.
Gerade erst haben wir herausgefunden, dass es in dem Flüchtlingslager Männer gibt die die Mädchen hier unter einen imaginären Schutz vor den Tak stellen, um sie dann in aller Ruhe vergewaltigen zu können. Ich wollte nur sicher sein, dass die Mädchen hier auch sicher sind, die sie eingeladen haben herzukommen, Karl.", sagte sie zu dem älteren Mann der gerade Brot unter den Mädchen verteilt hatte und eine Decke für Isa organisiert hatte.
„Also dann. Wer bist du, Mädchen und was soll dieses Spiel? Wollt ihr den Kindern Angst machen mit dieser Versammlung der Krieger oder haben wir was falsch gemacht?", fragte er Lena halbwegs verstimmt und sie hob nur beschwichtigend eine Hand.
„Das was ich euch erzählt habe ist wirklich wahr. Ich bin tatsächlich von der Erde und mein Name ist Lena-Sophie – früher Werner. Ich habe euch doch erzählt das ein Krieger mich gerettet hat, ein junger Krieger, der mich auch gesund gepflegt hat... Doch was ich da noch nicht wusste, er war der Erbe von Takolia.", lächelte sie verlegen in die Runde. „Und seid kurzem bin ich die Hochlady von Takolia, weil ich Kyliander, also der blonde Junge, den Isa heute auf der Erde selbst in Aktion gesehen hat, geheiratet habe. Ich hatte dabei die Wahl. Entweder in den Nexus zurück und auf mich gestellt zu sein, ohne meinen Vater, den ich da noch für tot hielt und ohne meine Mutter, die ganz sicher tot war... und habe mich in dem Moment für meinen neuen Freund entschieden, der nur nett und liebenswürdig zu mir war und mir ein neues zu Hause geschenkt hat, wie auch all seine Besitztümer. Denn das machen die Tak so, wenn sie sich Gefährtinnen nehmen. Und sie lassen sich im übrigen von den Frauen erwählen, nicht anders herum. Sie können dann auch nur zustimmen oder ablehnen. Kyl stimmte zu, als ich ihn erwählte. So konnte er nämlich ohne alle Probleme endlich zum Hochlord von Takolia werden und anfangen den Menschen aktiv zu helfen, wie er es von Anfang an vor hatte.
Ich habe nichts böses im Sinn, mit euch, das möchte ich klar stellen, ich wollte nur sehen ob es euch hier gut geht, ob ihr alles habt was ihr braucht, ob ihr gut behandelt werdet oder Angst habt, so wie ich am Anfang.
Und das was ich sehe ist folgendes: Ihr braucht hier viel mehr Platz, mehr Decken und Felle und Essen. Jilliar hier ist der oberste Kommandant von Takolia, ein Freund und Vertrauter des Hochlords und mein Wächter.", stellte sie Jill vor der einen kleinen Schritt vortrat und vor Karl den Kopf neigte und dann auch vor Betty, die taten es ihm verunsichert nach. Lena lächelte kurz.
„Jilliar, sorg bitte dafür das sie mehr Raum erhalten. Das hier ist keine Familie im eigentliches Sinn. Die Leute hier kümmern sich um verwaiste Jugendliche, das sind zu Hause auf der Erde große Kinder, kurz vor dem Erwachsen sein, die verwirrt sind und traumatisiert. Das ist sehr ehrenhaft, zumal sie die Mädchen nicht einmal kennen aber auffangen und ihnen Schutz geben, und Sicherheit im Umgang mit den Tak. Solche Leute brauchen wir hier und wenn sie bleiben wollen möchte ich das du Kyl Karl oder Betty vorschlägst... für den neuen Rat der geplant ist. Ich denke da sollten auch vorrübergehende Siedler der Menschen vertreten sein, die ein gutes Herz haben, aber das entscheidet dann Kyl.", murmelte sie zu ihm gewandt und Jilliar nickte wieder eimal kurz bevor er den Kriegern auf Tak Anweisungen gab.
„Wie groß soll der Raum werden der benötigt wird, meine Lady?", fragte einer der Wächter sie kurz.
„Drei Abteile, vorerst, denke ich. Ich bin sicher sie holen noch mehr Mädchen zu sich und ich möchte auch das die Krieger nach alleine stehenden jungen Mädchen suchen und sie hierherbringen, damit sie die Wahl haben sich dieser Gruppe oder aber anderen Familien anzuschließen.", befahl Lena den Jemay mit klopfendem Herzen. Die Krieger gingen zu den umliegenden Lagerern. Lena trat vor den Vorhang und sah das sie die nächstliegenden Familien gebeten hatten ein Abteil weiter zu ziehen, und ihre Sachen mit zu nehmen.
Das taten die Menschen auch sofort, obwohl sie verwirrt und verängstigt waren. Eine Frau die ein Kleinkind trug sah sich suchend auf dem Weg um, fand sie und eilte auf sie zu.
„Entschuldigung, aber was ist denn hier los? Weißt du warum wir nun umziehen müssen?", fragte sie nervös auf die Krieger schielend.
„Hier nebenann sind ein paar nette Menschen, die eine Auffangstation für verwaiste Jugendliche Mädchen von der Erde eingerichtet haben. Die haben aber zu wenig Platz. Darum vergrößern wir ihren Bereich und hoffen es macht ihnen nichts aus ein bisschen weiter zu rücken.", meinte Lena nur ernsthaft.
Die Frau sah sie erbleichend an. „Bist du... seid ihr... etwa auch eine Tak?", fragte sie heiser.
„Ja, jetzt schon. Aber erst seid kurzem. Das war meine Entscheidung, aber bitte sorgt euch nicht und habt keine Angst, wir wollen nur helfen, dass es allen gut geht und keiner hier ganz alleine sein muss. Eine Gruppe ist immer stärker als ein Kind das alleine steht. Aber auch alleinstehende Erwachsene könnten sich dieser Gruppe anschließen und helfen, wenn sie wollen.", meinte Lena nur freudlich zu der Frau, lächelte dem ernsten kleinen Mädchen zu das sich verschähmt am Hals der Mutter versteckte und wandte sich dann ab. Gerade vielen die Vorhänge rechts und links an den Innenseiten der Abteile die neben Betty und Karl lagen. Ein paar Krieger schleppten noch Arme voller Felle heran und mehr Decken und Essen.
Lena merkte wieviel Hunger sie schon wieder hatte und dass ihr langsam schwindelig wurde.
„Oh...", wankte sie kurz.
Ein Arm schob sich um ihre Mitte und stützte sie. Sie sah blinzelnd zu Kyl auf, der sie besorgt betrachtete und eine Hand an ihre Wange legte.
„Alles in Ordnung mit dir? Tarrek hat mir gesagt ich soll dich besser abholen kommen, du machst schon wieder zu viel. Sprichst Recht, sorgst dich um alleinestehende Menschenmädchen, dabei sollst du dich doch ausruhen, Lena.", schimpfte er liebevoll mit ihr. Lena sah die Mädchen die die Vorhänge beiseite geschoben hatten und nun alle bewundernd auf Kyl starrten, der wirklich wie der reinste Märchenprinz aussah.
„Ich möchte dir gerne Karl und Betty vorstellen.", murmelte sie leise seufzend, doch Kyl umfasste diesmal nur sehr ernsthaft werdend ihr Gesicht.
„Nein, Lena! Du hast noch genug Zeit, um alles für die Menschen zu tun, was sie brauchen und was du tun möchtest, doch für heute ist es genug."
„Wieso, was hat sie denn?", fragte Isabell schüchtern und kam sich räuspernd heran, knickste unbeholfen als Kyl sich zu ihr umwandte.
„Meine Hochlady wurde wegen ihres Engagements für alle Menschen und nach unserer Wahl uns zu Verbinden angegriffen und schwer verletzt. Eigentlich sollte sie nur das Badehaus aufsuchen und dann zurück kommen, um sich noch eine Weile im Bett zu erholen. Sie ist noch nicht wieder gesund, doch sie ist nicht aufzuhalten in ihrer Güte und ihrem Mitgefühl für alle die sich ängstigen oder Leiden. Sie tut alles für euch, sie war schließlich selbst ein Mensch... ist einer - Auch wenn wir sie nun als Tak in unserer Mitte aufgenommen haben, so wie alle die gerne bleiben möchten. Natürlich gibt es hier ein anderes Verständnis von der Rechtsprechung, Sitten und Bräuchen, den Regeln und Abkommen, jedoch finden wir uns gerade zusammen und ich finde dieser Tage sehr viel neues über Menschen heraus, wie auch Lena viel über die Tak lernt.
Ich hoffe wirklich deinen Ansprüchen irgendwann zu genügen, meine Lady!", hob er Lenas Hand einmal mehr an seine Lippen hinauf und küsste sie sachte.
„Ach, der schon wieder.", seufzte Lena schmunzelnd, als die Mädchen zu lächeln und zu flüstern begannen und lehnte leise aufstöhnend den Kopf gegen seine Schulter.
„Bis eben war ich noch gar nicht müde.", meinte sie nur ganz leise zu ihm. Und sah sich besorgt zu den anderen um. Die Mädchen sahen sie an als könnten sie es nicht fassen. Als hätte sie was ganz unglaublich verbotenes getan. Vielleicht füchteten sie ja die Vorstellung das ein Mensch und ein Tak Gefährten sein konnten. Wenn Kyl sie nur nicht noch mehr erschrecken würde...
„Ich weiß, ist gut. Ich hab's schon gespürt.", beruhigte er sie leise murmelnd. „Du hast außerdem eine gute Idee gehabt, so ein Lager für Waisen einzurichten, die in deiner Welt noch nicht erwachsen sind und hier als Freiwild für Mensch und Tak angesehen werden könnten. Und die sich vielleicht einfach nicht trauen nein zu sagen, auch wenn sie es so meinen... Das ist eine wirklich gute Idee gewesen."
„Karls und Bettys Idee.", korrigierte Lena ihn gähnend.
„Ja, natürlich. Aber du erweiterst ihren Patz und sorgst für mehr Nahrungszuteilung.", murmelte er sanft.
Für die Mädchen sah es bestimmt so aus als würden sie andere Sachen miteinander flüstern, dachte Lena halb belustigt. Da gaben auf eimal ihre Knie unter ihr nach. „Hu?", blinzelte sie benommen und Kyl hob sie einfach ritterlich auf die Arme.
„Atme ruhig, Lena, lehn dich an, es ist alles gut.", meinte er beschwichtigend.
Lena rieb sich die Augen und schloss sie dann ermattet.
„Was hat sie denn? Warum geht es ihr auf einmal nicht mehr gut? Eben war noch alles in Ordnung?" fragte Betty Kyl ganz nervös herbeiwuselnd.
„Sie hatte vor kurzem einen hiesigen, sehr
gefährlichen Wurm im Körper. Unser bester Heiler musste ihn ihr bei lebendigem, bewussten Leibe mit der Hand herausholen, bevor er noch schlüpfen und sie töten konnte, doch auch so hat er genug Schaden in ihr angerichtet.
Es wird noch drei Sonnenläufe und Tarreks ganze Heilgabe erfordern sie wieder ganz gesund zu machen.
Sie wird euch allerdings gewiss besuchen kommen, wenn es ihr erst etwas besser geht. Ihr alle liegt ihr sehr am Herzen... und damit auch uns Tak."
„Moment mal, Moment!", hielt Karl ihn stirnrunzelnd auf, als Kyl sich abwenden wollte.
„Heißt das, das Mädchen rennt hier rum und probiert aus wo es den Menschenmädchen gut geht und wo nicht, dabei ist sie todkrank?", fragte er ihn besorgt. Der lächelte nur milde und drückte Lena die schon fast eingeschafen war sachte an sich.
„Meine Hochlady tut für gewöhnlich was sie tun möchte und was sie am Besten kann. Sie lässt ihr Herz sprechen und folgt ihren Instinkten. Dabei vergisst sie sich selbst aber allzu oft. Doch ich weiß immer wann ihre Kraft erschöpft ist und komme sie dann holen. So wie jetzt. Und Todkrank ist sie nun auch nicht mehr. Doch es stimmt, sie ging beinahe ins Licht, nachdem Tarrek den Wurm entfernt hatte, der am schlüpfen war.
Das war vor vier Sonnenläufen, am Triad. Sie muss noch Ruhen, denn sie hat schon wieder viel zuviele ihrer eigentlich ausgesetzten Pflichten wahrgenommen, weil sie sich verantwortlich fühlt, weil sie weiß das viele Menschen die hiesigen Sitten auch noch nicht verstehen und viele Tak die Sitten der Menschen nicht.
Darum versucht sie es allen zu erklären, bevor es zu Misstrauen und Falschdeutung kommt. So wie auch schon einmal in ihrem Fall.
Ich werde euch heute noch eine weibliche Tak und einen Krieger schicken die die Mädchen darin untrweisen werden, welches Verhalten hier als aufreizend für die männlichen Tak gilt und was nicht, denn auch da klaffen unsere Ansichten weit auseinander, haben wir kürzlich festgestellt.
Gleichsam können die Mädchen ihrerseits diese Tak darin unterrichten was sie in welche Art sich zu geben, sich zu verhalten oder zu reden wirklich meinen. Wir müssen noch viel übereinander lernen, wenn dieses Flüchtlingslager oder sogar eine längere Siedlung auf Takolia wirklich klappen soll und das muss sie - dringend.
Im Nexus auf der Erde wird derzeit ebenfalls wieder hart gekämpft, wir glaubten die Samurai-Gildach zurück gedrängt und sogar vernichtet zu haben, doch ihre Brut ist zahlreicher als man angenommen hat. Sie sind überall und verbergen sich nun auch schon unter den Flüchtlingen. Sogar hier haben wir welche gefunden die intrigieren und die Menschen mit grauenvollen Schauergeschichten gegen die Tak aufzubringen versuchen, damit eine Massenpanik ausbricht und ihr gegen die eigenen Verbündeten ankämpft. Es wäre gut, wenn wir uns alle beruhigen und nicht auch noch gegeneinander vorgehen würden.
Missverständisse passieren, doch ein Leid soll niemandem daraus erwachsen."
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