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Der Wächter erstarrte nun, nach dem Bericht des Hochlord, erbleichte sichtlich und sah auch sie noch einmal völlig entsetzt an. Dann pfiff er allerdings durchdringend auf den Fingern, seine Miene verfinsterte sich und weitere Wächter erschienen mit nun blank gezogenen Schwertern im Korridor.
„Unsere Hochlady wurde im Bade von Untreuen angegriffen, unser Hochlord musste töten, um ihre Unversehrtheit zu bewahren. Wo waren die Wächter der warmen Quellen? - Macht sie sofort ausfindig!!!", bellt der Wächter barsch, der also wohl so eine Art Kommandeur oder Hauptmann sein musste.
Schnell stand Lena von der Bank auf und trat dicht neben Kyl, der auch sofort beruhigenderweise ihre Hand ergriff, wie sie es sich gerade auch heimlich von ihm wünschte.
Dann befahl er sechs Kriegern mit barschem Tonfall die Leichen fortzuschaffen, die im Baderaum lagen und führte Lena derweil schon mal mit immer noch bitterernster, kühler Miene nach draußen wo es nun vor schwarzen Gestalten nur so wimmelte. Gerade kamen auch Nial und Farahn und Kyls Vater Bron angelaufen.
„Was ist hier passiert?", wollte letzterer aufgeregt wissen
„Bist du verletzt, Lena?", erkundigte sich Nial besorgt, als er die Tränenspuren auf ihrem Gesicht erkannte.
„N...Nein. Ich hab Kyl gerufen. Da... da waren drei Männer in der Felsengrotte und... und die dachten eben, die könnten ...was mit mir machen, weil ich ja nur ein Mensch bin und Menschen ja angeblich total gerne mit allen möglichen Typen hier rummachen.", flüsterte sie stockend und sah dann wieder unsicher zu Kyl hin, der ihr sofort beruhigend zunickte, dabei aber immer noch total ernsthaft und finster aussah.
Sein Herrschergesicht, dachte Lena betroffen.
Kyls Worte und seine sanfte Behandlung im Vorraum zum Bad, als sie beide allein gewesen waren, hatten sie so verwirrt und abgelenkt, dass sie den Angriff schon fast wieder vergessen hatte, doch jetzt kehrte die Erinnerung daran mit krampfhafter, eisiger Faust um ihren Magen herum zurück.
Es tat richtig weh.
Konnte aber auch gut vor Hunger sein. Zuletzt hatte sie gestern Abend auf der Erde was gegessen.
Kyl ergriff kurz ihre Hand und drückte sie sachte, wieder so ermutigend.
„Es wird Zeit das wir nun nach Hause gehen. Lena-Sophie ist hungrig und müde.
Drei schwere Angriffe auf ihre Unversehrtheit in nur zwei Tagen. - Ehrlich Ohmo...", wandte er sich an Bron, „Dieser Rat taugt für nichts und wieder nichts. Die Gesetze sind klar umrissen. Also werde ich zum Triad ein Lakaala abhalten.", erklärte Kyl seinem Vater finster.
„Sehr wohl, Hochlord. Es wird ein Lakaala
geben. Alle werden es erfahren und erscheinen ob nun jung oder alt." , verneigte er sich stolz vor ihm und lächelte ganz fein, bevor er wieder zu Lena blickte und ernst wurde.
„Soll ich Kitti zu dir schicken, Amna? Brauchst du weiblichen Beistand?", fragte er sie ganz ernsthaft.
„Ich... nein das ist glaub ich nicht nötig. Ich meine ... sie braucht sich nicht zu bemühen. Mir ist ja nichts passiert, weil Kyl so schnell da war.
Er ist wirklich ein... ein sehr guter Krieger u... und Beschützer.", erinnerte sie sich an dieses Attribut von dem Kyl gesprochen hatte, dass sie es in ihm finden sollte. Er schien nun auch tatsächlich stolz zu sein über ihre Worte. Seine Miene hellte sich merklich auf, doch dann machte der Anblick der herausgebrachten Leichen gleich wieder alles zunichte.
Seine Augen wurden dunkel und hart, fast schon bösartig.
„Die Familien jener Krieger werden augenblicklich voneinander getrennt.", befahl er an den Wächterkommandeur gewandt, der immer noch hinter ihm stand. „Die Frauen dieser drei Tak, falls sie welche hatten, sollen sich andere Gefährten erwählen, aus dem Kreis der verbindungswilligen Jemay, die diesmal aber sehr gut auf sie und ihre Gesinnung aufpassen werden. Die weiblichen Kinder von über einundzwanzig Triaden Lebensalter werden von anderen Familien der Jemay aufgenommen und umerzogen, da sie sicher schon verderbtes Gedankengut in sich tragen.
Doch jedes Unrechtdenken hat heute und hier ein Ende. Selbst das Gedankengut der Ungleichstellung, des sich Erhebens über Gesetze und Recht der goldenen Bücher ist ein Verbrechen und wird geahndet.
Wer eines lebenden Wesens Unversehrtheit bedroht oder sich trotz offenkundigem Wiederwillens aufzudrängen, sich gar einer geehrten Frau gleich welcher Rasse aufzuzwingen und allgemein über Seele, Leib und Leben anderer zu herrschen, ohne dessen Zustimmung und Billigung und freien Willen, wird nach jedem einzelnen Buchstaben unserer Gesetze bestraft. Keine Ausnahmen mehr!
Die Jungen der Familie, die über einundzwanzig Triaden zählen, werden meinem Bruder auf der Erde überstellt, auf dass er ihren Charakter in eine neue Richtung formen kann. Sie haben keine Erlaubnis sich jemals reine Tak zu Gefährtinnen zu erwählen. Sie sollen sich im Gegenteil auf der Erde die Menschenfrauen oder Halbweisen ansehen, sich ihrer wahrhaft als würdig erweisen und in einer achtsamen Werbung die wahre Zuneigung und Liebe ihrer Herzen gewinnen.
Erst dann dürfen sie in Liebe erwählt werden. Nicht andersherum."
„Das ist gerecht.", fand Nialkaron zustimmend und nickte kurz.
„Gerecht!", fanden auch die übrigen Krieger und verneigten sich vor Kyl, der Lena kurz anblickte und wusste, das sie gerade die Härte seiner Entscheidungen nicht begriff.
Ich erkläre es dir später, teilte er ihr in Gedanken mit, was sie einmal mehr die Augen überrascht aufreißen und merklich zusammenfahren ließ.
Er nahm sie also erneut beschützend in den Arm und zog ihr die Kapuze über das nun wie Mondennebel glänzende rote Haar, welches nun in weichen Locken über ihre Schulter hinabfloss. Sie sah wunderschön und sehr zart aus.
Kyl bemerkte das auch andere Blicke auf seiner Gefährtin ruhten, wohlwollende, verwirrte und vereinzelt auch neidische.
Sie würde gewiss nicht lange brauchen um eine wahre Hochlady Takolias zu werden.
Behutsam hob er sie wieder auf die Arme.
„Entschuldigt uns nun. Meine Pflichten liegen nun in der Familie, - meiner Herrin zu dienen und für ihr Wohlbefinden zu sorgen.
Bringt die Leichen hinauf zu den Stätten der Schwärmer. Sie werden nicht bestattet sondern den Grunuhs überlassen.", befahl er noch, dann sah er Lena kurzausdruckslos an und sie begriff und versteckte ihr glühend heißes Gesicht wieder an seiner Schulter, bevor er losrannte.
*
Nial trat schnaubend zu seinem Vater hin der milde lächelte.
„Ein Glück für ihn dass er sie gefunden hat... Und dass sie scheinbar auch stark genug ist um diese neuerlichen Schläge zu nehmen.", murmelte er leise.
„Sie ist die Rechte für ihn, auch wenn ich es zu Anfang nicht so dachte. Denn sie wirkte sehr verängstigt und eingeschüchtert.
Doch Kitti ist es nach ebenfalls kurzem Zögern nun zufrieden. Sie hat sich gut verhalten, obschon sie von ihrer Ehrung und neuem Titel überrascht wurde. Und Hast du gerade ihr Gewand gesehen?
- Einfach und bescheiden, wie eine wahre Jemayanna. Zumindest im Geiste.
Und ich denke auch nicht dass sie jemals den Putz der Mondhallen auf ihrem Haupt tragen wollen wird. Egal ob wir nun eines Tages dorthin zurückkehren oder nicht.
Wir sind nun doch schon recht alt geworden, Nialkaron ... deine Mutter und ich. Die frühere Welt Takolia ist nur noch eine ferne schöne Erinnerung an das was wahr und eigentlich hätte bestehen müssen.
Doch das konnte es nicht, weil zu viel Unehre und Verrat auch in den Herzen der Tak lauerten.
Dein Bruder aber kann das hier und jetzt durchaus verstehen und händeln. Er ist jung, stark, hart und doch auch sehr gerecht, so wie es Meister Jendran bei seiner Ernennung zum Jemay erklärte.
Leider ist er nun in Klausur gegangen um über die Schicksale der Welten zu meditieren, nachdem deine junge Feelah ihn beschämend belehrte. Doch es ist gut so.
Das alte muss weichen um dem Fortschritt hin zum überleben unserer Welt Platz zu machen.
Und dein Bruder wird es gut machen, auch wenn ich naturgemäß nicht ganz einverstanden mit seinen Methoden bin.
Aber seine menschliche Gefährtin wird ihn nun gewiss darin anleiten gut zu sehen und zu sein, auch wenn die Tak sicher noch eine Weile brauchen werden, um sie auch wirklich als ihre Hochlady zu akzeptieren. Doch zwei Dinge hat sie ihn bereits wieder gelehrt, nachdem er so hart und kalt wurde. Heute sah ich endlich wieder Sanftmut in seinen Zügen wie auch Zugewandtheit.", seufzte er zufrieden nickend und auch Nial nickte nun lächelnd und blickte seinem Ohmo nach, als der davonging um die Bestrafungen der Familien zu überwachen.
„Das ging ja wirklich schnell mit der Neuordnung!", meldete sich Farahn hinter ihm zu Wort.
„Das war keine Neuordnung, das war Ehrenrettung und Schutz! Er hat sich bereits halbwegs in sie verliebt, was meinst du?", fragte Nial nun auch seinen Blutbruder Farahn.
„Was ich meine ist hier nicht weiter von Belang, Meister Nialkaron.
Kyl hat es fortan schwer. Denn er wird ihre Liebe erringen müssen, damit sie hier glücklich und Zufrieden leben kann und die hat er noch lange nicht.
Erst recht nicht, wenn er ihr nur etwas vorgespielt es aber nicht wirklich fühlt. Hast du nicht ihr Gesicht gesehen, als ich sein Gesichtsausdruck gewandelt hat? Von Milde und sanft, hinzu, hart und kalt und Finster. Sie schreckt noch vorhin zurück und muss jetzt dennoch bereits durch die Hölle der Herrschaft gehen. Und dass ohne Freunde, ohne Verwandte, oder gute Menschen, welche ihr stützend zur Seite stehen könnten.
Zeit dafür zu sorgen dass es sich auch ein wenig für sie lohnt, denke ich. Wir sollten aufbrechen ihren Vater und Bruder zu suchen, Nial. Dass sie sich um deren Verbleib wenigstens keine Sorgen mehr machen muss – falls sie noch leben.", fand Farahn düster und weniger zuversichtlich.
Nialkaron nickte zustimmend.
„Ja, wir sind hier nun überflüssig , denn die meisten der hiesigen Jemay stehen hinter meinem Bruder und Jilliard, der im Blutverbunden ist.
Ich bin mir nur nicht sicher was die Zefanusie angeht. Grrah erkannte damals in Natalie eine Königin mit der die Sprechen wollte. Doch seit wir fortgingen ist hier wieder alles beim alten.
Ich hoffe ja die ganze Zeit über, dass noch ein Mensch so offen sein kann wie Natalie damals, als ich sie her brachte.
Doch Lena ist ein ganz anderes Kaliber als Natalie. Sie ist scheu und sanft und zart, fast schon zerbrechlich. Natalie dagegen hat von Anfang an gekämpft. Es ging ihr um Gerechtigkeit.
Doch um in dieser Welt wirklich Frieden zu schaffen, müssen alle Bewohner darauf miteinander kooperieren. Das hat sie selbst immer wieder gesagt und behält auch den kleinen Misschlupf Nit'shgem bei sich um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, das Grrah ihr erst zeigte.
„Ja, es wäre wohl schön würde Natalie ab und zu wiederkehren um mit den Zefanusie zu sprechen. Sie waren ihr stets wohlgesonnen aber uns gegenüber sind sie es nicht mehr. Mit den Tak sprechen sie nicht und sie töten auch wieder, wenn sich die Tak zu tief in den Wald hinaus verirren.
Aber sei es wie es sei. Kyl wird auch daringehend sicher etwas gravierendes geplant haben, um Takolia zu retten. Kommen wir morgen zum Triad wieder erfahren wir vielleicht schon Neues.", meinte Farahn noch zuversichtlich, derweil Nialkaron bereits seinen Torstein auf den Boden legte und mit seiner Gabe den Fluxwirbel zur Erde für sie beide öffnete.
- Hin zu seiner eigenen Gefährtin die gerade ganz allein den Nexus auf der Erde hielt.
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