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„Wer bist du eigentlich?", fragte sie Lena unruhig und Lena drückte den Reif noch so zurecht dass er gerade auf ihrer Stirn saß. „Ich bin Lena-Sophie. Ich war vor kurzem noch ein Mädchen wie du, auf der Flucht vor den Jägern, wurde dann aber doch gefangen und geschlagen, fast vergewaltigt und dann aber gott sei dank gerettet von einem netten Tak-Krieger und seinem großen Bruder. - Bist du alleine?", fragte sie das Mädchen und sie nickte bebend. „Meine... meine Familie... Die haben sie einfach umgebracht.", stotterte das Mädchen leise.
Lena ergriff ihre Hand und führte sie aus dem Badehaus raus.
Dem warteten älteren Mann erklärte sie: „Das hier ist ein Mädchen das nicht weiß wo sie hin soll. Auch ein Streuner." Der Mann lächelte nur nett und nickte dem verängstigten Mädchen milde zu. „Gut, dann kommt mal mit ihr zwei. Ich stell' euch jetzt meiner Betty vor und dann bekommt ihr erst mal was zu essen."

Er führte sie durch einen weiteren Tunnel in den Nächsten wo sich ältere Frauen und Männer eingerichtet hatten. Es sah aus wie ein Wohnwagenpark, nur ohne Wohnwagen. Die Frauen falteten Wäsche und hängten sie über die Vorhangabtrennungen um sie zu trocknen, lachten und schwatzten miteinannder.
Eine gutmütig aussehende Frau sah ihnen entgegen als der Mann mit einem Winken herankam.

„Betty! Hier sind noch zwei die nichts mit sich
anzufangen wissen. Schau mal ob noch etwas Brot da ist die sehen beide halb verhungert aus!", rief er schon von weitem und die Frau kam ihnen sofort entgegen geeilt.
„Oh ihr armen Mädchen. Habt ihr bei der Flucht eure Familie verloren?", fragte sie Lena und das andere Mädchen, die andere nickte nur schniefend und wurde sofort umarmt und gedrückt.

„Kommt erst mal zu uns. Es ist etwas eng aber wir sehen weiter. Es ist nur nicht gut hier ganz alleine herum zu laufen, weißt du? Die Krieger sind ziemlich freundlich. Mein Karl war im Lazarett gewesen und hat mitbekommen das die uns wirklich nichts tun werden. Wir dürfen sogar alle zurück auf die Erde, wenn wir das gerne wollten - aber in so ein Chaos gehen? Ich glaube da bleiben wir besser hier, sitzen den Krieg einfach aus und helfen wo wir gebraucht werden. Es gibt so viele verwaiste Kinder und vor allem Mädchen die ganz auf sich gestellt sind. Und hier gibt es nicht nur nette, große Krieger in schwarz und mit Schwert, sondern auch böse Jungs und Männer von der Erde, die die Situation gerade auszunutzen versuchen. Also kommt rein und schaut euch um. Eine Ecke ist für jeden frei, glaub ich. Wir rücken eben noch ein bisschen zusammen. Leider gestatten die Tak ja nur ein Abteil pro Familie. He, du hast da einen schönen Haarreif auf, der gehört aber bestimmt ins Haar und nicht auf die Stirn, na ja, ihr Mädels und eure Moden. Wart ihr gerade baden, ihr beiden? Die Kleider hier sind seltsam nicht wahr? Oh, ich nehme gerade so viel ab, weil es hier gar keine Schokolade gibt und auch nichts anderes Süßes. Das ist toll für meinen Blutdruck, nun ja. Ich bin Betty, Kinder...", plauderte die Frau freundlich weiter und führte sie zu einem bereits überfüllten Abteil. Ein paar der umliegenden Abteile waren ebenfalls leer stellte Lena für sich fest und behielt es in Erinnerung.

In dem Abteil von Betty und Carl drängten sich dagegen die Mädchen, saßen auf dem Boden, auf Decken und Fellen und aßen und redeten leise miteinander. Lena setzte sich einfach dazu und zog dabei bewusst unauffällig den Stirnreif von ihrem Kopf und verbarg ihn in ihren Rockfalten, um sich zunächst mal einen Überblick zu verschaffen.
Das blonde Mädchen setzte sich nach rechts, sie selbst sich nach links, wo noch ein bisschen mehr Platz war.

„Es ist doch sowieso schon viel zu eng hier.", maulte ein anderes Mädchen mit schwarzen Haaren und großen Blutergüssen im Gesicht weinerlich los.
„Wir haben dich auch nicht auf der Straße stehen lassen, Janine, also sei bitte nicht unhöflich. Ihr beiden stellt euch mal kurz vor, woher ihr kommt und was auf der Erde passiert ist und die anderen werden das ebenfalls machen. Wenn eure Eltern noch leben sollten werden wir die Krieger bitten nach ihnen zu suchen. Es gibt auch Leute die für tot galten und trotzdem von deren Heilern noch gerettet werden konnten. So wie mein Karl hier. Die hatten ihn durchbohrt, richtig abgestochen und ich dachte er sei gleich tot, aber die Krieger hier haben Wunderkräfte.
Gebt also die Hoffnung nicht auf. Es kann sein dass sie wirklich noch leben, entweder hier oder aber in der Schutzzone auf der Erde.

So...", wandte sie sich an Lena. „Dann fang du mal an, du wirkst nicht ganz so verängstigt.
„Lena-Sophie heiße ich und ich war mit
meinem Vater und meinem kleinen Bruder auf der Flucht vor den Jägern. Wir wollten nach Frankfurt. Die haben meine Mutter getötet, noch zu Hause. Sie war frisch operiert und konnte nicht flüchten, als sie in unserer Straße kamen. Sie wusste das natürlich und Papa wollte sie huckepack nehmen und tragen doch sie hat uns einfach alle drei aus dem Haus dirigiert und hinter meinem Papa abgeschlossen. Sie hat sich den Masken dann in den Weg gestellt, sich auf sie gestürzt, um sie abzulenken und nur noch geschrieen das wir laufen sollen.
Auf der Flucht wurden wir dann aber von anderen  Masken überrascht. Mein Vater schlug sich durch ein dichtes Gebüsch mit dicken Ästen und ich war gleich dahinter. Ein Ast schnellte zurück und brach mir den Schädel. Deshalb haben mich die Jäger dann auch erwischt. Ich hab mich gewehrt um mich getreten und bin dann weggerobbt, als ich auf den Boden gefallen bin. Einer hat mir dann sein Schwert durch die Hand ganz tief in den Boden reingerammt damit ich da bleiben musste. Aber... die Tak kamen dazwischen und haben mich gerettet und hergebracht.", beschloss sie bei der kürzeren Fassung zu bleiben.

„Oh du warst also auch im Lazarett?", fragte die mütterliche Frau sie besorgt und kam zu ihr gewuselt. Lena schüttelte nur ausdruckslos den Kopf.
„Nein, das war noch bevor sie hier offiziell Flüchtlinge von der Erde aufgenommen haben, als der Rat der Tak, noch über Takolia herrschte und absolut dagegen war zu Helfen. Doch die jungen Krieger der Jemay und der Erbe des Throns von Takolia, Kyliander Tak-Ninjah waren dafür. Sie sind gutherzig und konnten nicht einfach so still bleiben und zusehen wie sich das gleiche was die Jäger in Takolia angerichtet haben auch auf der Erde abspielt und dort Milliarden Menschen sterben oder versklavt werden. Sie sind uns zu Hilfe gekommen obwohl sie das nicht durften.

Wie gesagt, da gab es noch kein Lazarett hier. Aber ein freundlicher, junger Krieger hat mich in seine Hütte gebracht und geheilt zusammen mit seinem Bruder. Er hat mir nichts getan,... und nichts von mir verlangt, außer gesund zu werden.", beendete sie ihre Erklärung und setzte sich dann wieder hin.
„Dann bist du also schon eine ganze Weile hier, hm?", fragte sie ein anderes Mädchen mit
nussbraunen Haaren besorgt.
Lena nickte nur stumm.
„Und sie lebt und es geht ihr gut.", bekräftigte Betty heftig nickend. „Die Tak haben sie zu nichts gezwungen was sie nicht wollte. Seht ihr Kinder? Kein Grund zur Sorge. Die Krieger tun uns nichts, nicht wahr, Lena?", erkundigte sich Betty noch einmal bei ihr.

„Man muss ihnen nur laut und ganz deutlich nein sagen und dass man das oder jenes nicht will, dann machen sie auch keine Annäherungsversuche mehr.", fügte Lena erklärend hinzu.
„Da seht ihr's, so und jetzt du, Kleines, wie heißt du denn?"
„Isabella, aber alle nennen mich nur Isa. Ich bin... mit dem letzten Strom rübergekommen... vor ein paar Stunden. Jäger haben unser Lager überrannt, obwohl die da sogar Panzer hatten und die Bundeswehr in Schützengräben rundrum auf den Angriff gewartet hat. Aber das war den Masken egal. Sie haben alle abgeschlachtet die sie erwischen konnten und dann ... ich weiß auch nicht genau wie das dann war... aber auf einmal öffnet sich dieser blaue Tornadowirbel mitten im Lager und schwarze Krieger springen raus gehen auf die Masken los und versuchen zu retten wen sie können. Sie haben sogar abgetrennte Arme und Beine eingesammelt und sie den Verletzten, schreienden Menschen wieder angesetzt.

Ein blonder Junge hat den Angriff geführt. Das war schon seltsam, dass alle auf ihn gehört haben. Das fanden wir alle. 
Aber er hat eine Art Krone getragen, ich glaub das war ihr Prinz oder so. Er hat den Kriegern ruhige Befehle erteilt und sofort war die Gegend gesichert. Er hat alle Menschen die noch lebten und atmeten aus der Falle raus und durchs Tor gebracht, denn wir konnten alle sehen das wir eingeschlossen waren. Die waren überall und vom Hilmmel regnete es gerade auch noch Feuer herab... Es kam immer näher und war unglaublich heiß. Dieser Prinz oder was auch immer der war, irgendwas besonderes auf jeden Fall, hat aber nur irgendwie seine Hand nach oben ausgestreckt und wie ein Jedi-Ritter in Star-Wars eine durchsichtige Kuppel geschaffen. Das Feuer blieb darauf liegen bis alle durch das Tor hindurch und hier waren. Dann ist er als letzter durchgegangen. Ich glaube wirklich nicht das sie meine Eltern retten konnten. Meiner Mutter haben sie die Kehle durchgeschnitten, als sie sich zwischen eine Maske und mich geworfen hat. Mein Vater ist daraufhin durchgedreht, hat sich ein Gewehr geschappt und auf die Maske geschossen die Mam getötet hat. Sie haben ihn von hinten erstochen – durch den Hals... Die Krieger haben ihn auch nicht mehr mitgenommen, da war absolut nichts mehr zu machen, ich weiß es... ich habs doch gesehen. Er ist tot und Mama auch...", schluchzte sie wieder und das Mädchen neben ihr nahm sie flüsternd und tröstend in den Arm.
Betty wuselte nun ebenfalls zu der Kleinen hin und hockte sich vor sie. Lena dachte kurz daran, wieviel Kyl heute wieder geleistet hatte, von dem sie gar nichts mitbekommen hatte. Er war ein guter Hochlord, fand sie und seufzte schwer. Zeit sich als das zu outen was sie war und wer sie war, dachte sie grimmig. Den Mädchen ging es hier anscheinend gut, aber sie hatten viel zu wenig Platz und Essen. Zehn Mädchen und die beiden alten Leute. Lena zog ihren Stirnreif wieder auf und stand auf...

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