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Kyl atmete kurz tief durch, was sie wieder ein wenig gequält zu ihm hochsehen ließ. Mann das war so peinlich, sie saß hier auf der Arztliege und der Heiler kümmerte sich um sie und sie dachte nur an ihr doofes Handy, dass hier in Takolia aber sicher gar nicht funktionieren konnte - oder würde... wie auch? Außerdem gab es gerade tatsächlich viel wichtigeres, um dass sie sich sorgen machen musste. Kyl hörte sich gerade diesen ganzen Gedankenschrott mit an...
Peinlicher ging es wirklich kaum mehr.

Da runzelte er schließlich die Stirn, schloss kurz Stirnrunzelnd seine Augen, machte sie wieder auf und nickte ihr dann schlicht zu.
„Deine Gedanken und Gefühle sind wieder allein die Deinen. Erst wenn du es mir erlaubst oder aber wenn ich dich in Gefahr wähne oder du dich stark fürchtest, werde ich auf diese Weise zuhören und mitfühlen. Mehr kann ich dir leider nicht anbieten. Die Verbindung, die wir geschlossen haben, war nicht nur so ein Spruch und ein gegebenes Versprechen, sondern auch noch ein Band das uns geistig miteinander verbindet.
Jedoch ich hätte es dir erklären und auch deine Erlaubnis erbitten müssen, in deinem Geist zu lesen. Ich erbitte also auch hier deine Verzeihung für mein indiskretes Verhalten.
Ich habe tatsächlich nicht damit gerechnet das du es anders sehen könntest, denn unter Gefährten ist solch eine Übertragung normal und oft auch erwünscht. Aber natürlich bist du ein Mensch und kennst diese Normalität so nicht. Du kannst es darum wohl auch gar nicht gut heißen.
Aber wenn du es auch einmal probieren willst und wissen möchtest was so in mir vorgeht, werde ich mich für dich ebenso öffnen und du kannst meine Gedanken und auch meine Gefühle spüren. So weißt du dann letztlich immer alles was auch in mir vorgeht.", bot er ihr leise an.

„Oh...", machte Lena nur verdutzt von seinem Vorschlag und dann als sie begriff was er damit meinte gleich noch einmal entsetzt: „Oh nein, nein danke, wirklich das... das ist sicher nett gemeint von dir... aber an... an so was wie Telephatie und Emphatie sind wir Menschen absolut nicht gewöhnt. Also das... ist für uns absolut nicht normal und ich bezweifle auch das ich das könnte, auch wenn ich das mit deiner Hilfe vielleicht irgendwie kurz machen würde... Ähm... Ich meine... Ich hab im Moment doch schon genug mit meinen eigenen Gedanken und Gefühlen zu tun weißt du?
Das bringst mich sowieso schon alles so durcheinander, alles was hier so neu ist und ... und die Sachen die waren und meine Mutter und mein Vater und Kevin... und die Krönungssache und... du... Also... ich weiß wirklich nicht aber... wenn da jetzt noch so viel mehr dazu käme, noch so ein zweites Wesen in meinem Kopf, auch wenn ich das nicht bin und ich wüsste das bist du... ich glaub da würde ich sicher nur noch mehr durcheinander kommen oder sogar wahnsinnig werden...", stotterte sie ängstlich und hoffte nur dass er das wirklich bleiben lassen würde.
„Dann lasst es besser so wie es derzeit ist.", mischte Tarrek sich sachlich ein.
„Kyliander! Mylady hat Recht. Natalie hat damals im selben Maße irritiert und schließlich  erschüttert auf die hiesigen Umstände, wie auch auf ihren Gefährten der sie ihm Krankenwagen vergessen hatte reagiert. Folter und Leid führten dazu, das ihr Geist fast gebrochen war und die überwältigende Macht der Lebanoc und Quellgeister gaben ihr dann den Rest. Ihr Bewusstsein konnte dem der Zefanusie kaum mehr standhalten und sie lebte in permanenter Überforderung wie auch Vernachlässigung, aufgrund Nialkarons Dunkelkrankheit.
Ich merkte es damals euren Bruder gegenüber bereits an, das Menschen sehr schnell übersensibel reagieren wenn ihr Geist und Körper nicht gesund und stabil sind. Nur deshalb eskaliert es schließlich die gesamte Situation, und die Feelah explodierter ganz einfach aus eurer Amna-Schwester heraus.
Mann konnte sich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mit ihr unterhalten, sie änderte sämtliche Umstände und bestrafte in ihren Sinn und willen, die Unrecht handelnden Tak.
Ihr solltet die Fehler eures Bruders also besser nicht wiederholen. Wenn eure Gefährtin darum bittet, dass ihre Gedanken und Gefühle alleine in ihrem Kopf bleiben, und sie auch nicht gewillt ist, die euren auf selbigen Wege zu erfahren, so solltet ihr das nun respektieren.
Denkt einfach, daran, wie es Natalie letztlich erging.
Erst als euer geehrter Bruder sie zurück in ihre Welt gehen ließ und dann auch gleichzeitig allen körperlichen wie auch geistigen Kontakt abbrach, konnte sie sich von ihren schweren Traumata erholen und langsam wieder gesund werden...", erinnerte Tarrek ihn redselig, aber nichts, desto trotz ernsthaft.
Lena wurde nicht ganz schlau aus seinen Worten. Sie selbst war ja sozusagen auch gefoltert worden. So wie diese Natalie, von der alle Sprachen.
Sie war verwirrt und verängstigt. Fühlt sich gerade ziemlich hoffnungslos und klein, vielleicht sogar auch einsam..
Kyl fand es ganz normal, ihre geheimsten Gedanken und Gefühle zu wissen. Er wollte sogar, dass sie auch seine geheimsten Gedanken und Gefühle wusste.
Aber das ging ja nun doch alles zu schnell.
Viel zu schnell.
Sie hatte hier irgendwie gar keine Zeit, sich von irgendetwas irgendwann und irgendwie zu erholen. Ihr Magen knurrte schon wieder. Ihr war schwindlig und irgendwie auch immer noch leicht übel.
Doch, nun sollte sie Gedanken lesen lernen.
Nein...
Das war voll weard...!

Kyl betrachtete sie nun wieder so eindringlich, als würde er doch immer noch ihre Gedanken verfolgen und ihre Gefühle lesen.
- Tat er es?
Nun also im Geheimen?

„Ich werde nicht die selben Fehler begehen, wie mein Bruder einst.", meinte Kyl da wieder sanft zu ihr und strich ihr mit den Fingerknöcheln sachte über das Haar.
„Deine Gedanken sind nun die deinen und ich werde sie, wie auch deine Gefühle, nicht wieder zu erspüren versuchen, wenn es sich nicht um einen Notfall handelt oder du es mir zuvor gestatten willst dich zu lesen. Darauf hast du mein Wort!", sagte er ernsthaft zu ihr und strich ihr zugleich eine Locke hinter das Ohr zurück, wobei er es nun auch schon wieder mehr als nur bewundernd betrachtete.
Oh...
Lena spürte dabei ein nervöses Kribbeln in ihrem Bauch aufsteigen und errötete schüchtern.
Ihr karottenrotes Haar faszinierte ihn wirklich sehr, überlegte sie unsicher.
Und das, wo es doch hier so viele wirklich wunderschöne Mädchen gab. Sie konnte kaum begreifen was er denn dann ausgerechnet an ihr so besonders fand, dass er sogleich mit ihrer zugegeben schon irgendwie aufgenötigten Wahl einverstanden gewesen war... und sie nun deshalb eine Art Königin oder Lady sein musste.

Vielleicht lag es ja wirklich nur an dem Wesen, dass er in ihr suchte und nun gefunden hatte. Eher Angst vor der Verantwortung einer Königin zu haben, statt mit Stolz und Triumph da zu sitzen und sich in dieser seltsamen Art von Ruhm und Ehre zu sonnen...
Rasch rief sie sich zur Odnung als Kyl nun ganz leise ihren Namen sagte, ... so besorgt .
Also riss sie sich zusammen und lächelte ihm kurz schüchtern zu, bevor sie sich wieder an den Arzt ... nein Heiler hießen diese hier ... wandte: „Sind... sind wir nicht bald fertig? Ich... Ich meine... ich hab echt Hunger und riesigen Durst, ich meine... wenn du nichts dagegen hast, Kyl, außerdem bin ich immer noch so schmutzig... das bisschen waschen mit einem Lappen...also... das mag ich nicht so. Da bin ich auch gar nicht richtig sauber geworden, glaub ich. Und ich würde aber gerne richtig sauber sein, wenn das geht.", bat sie ihn schon wieder mit diesem mulmigen Gefühl im Bauch.

Was die hier nur für Badesitten hatten? Musste sie sich am Ende sogar auch noch direkt vor ihm waschen und er dürfte zuschauen... und das alles?
„Denkt daran, Kyliander, dass Menschenmädchen sich am liebsten alleine und von Männlichen Blicken unbeobachtet baden!", erinnerte Tarrek ihn nur milde lächelnd, was Lena schon wieder einmal stutzen ließ.
Schon hob er seine Hände sanft von ihrer Schulter fort.
„Bewegt nun noch einmal das Gelenk, Mylady.", bat er sie freundlich. „Ich denke die Risse in der Kapsel sind nun alle wieder versiegelt und abgeheilt.
Wenn ich bemerken darf: Ihr reagiert sehr gut auf die Jemaymacht. Das ist nicht bei allen Menschen so, nur bei jenen die offen sind und sich auch nicht allzu sehr vor uns Tak fürchten.", lobte er sie gutmütig lächelnd.

Lena wusste da aber nun wirklich nichts darauf zu erwiedern und sah nur wieder kurz fragend zu Kyl hoch, der dem Heiler stolz zunickte.
„Lena ist in der Tat sehr tapfer, sehr mutig und hat zudem auch ein großes Kämpferherz. Ich kann mich glücklich schätzen, dass sie ausgerechnet mich zu ihrem Gemmes erwählt hat.", gab er nun lächelnd von sich.
Hu!
Lena fühlte sich prompt nur noch mehr befremdet ... und auch verwirrt, konnte jetzt aber nicht mal mehr darüber nachdenken was seine Worte bedeuteten.

Sicher nicht dasselbe was es bei einem Menschen hieß, oder? Das konnte ja gar nicht sein. Die wunderschönen Mädchen hier, deren wunderschöne Kleider, unglaubliche, lange, wallende Haare, bis sonstwohin und sie hatte nur so langweilige rote Locken, gerade mal den halben Rücken runter. Die Mädchen hier waren doch nun wirklich unfassbar schön. Mit dieser zarte gebräunten Haut, herrlichen grünen Augen.. und ihre waren so seltsam Wasserblau, irgendwie verschwommen und blass, nichts Halbes und nichts Ganzes.
Sie sah erneut verstohlen zu Kyl hin.
Wie nur hatte sie denn ihn wählen können? Er sah aus wie ein Engel und sie wie nur noch wie eine Hexe, ... eine halbtote und schmutzige Hexe, mit weißer Haut, wie ein Albino. Sie konnte nie auch nur mal für fünfzehn Minuten in die Sonne gehen, weil sie immer gleich knallrot dabei wurde und ihre Haut sich zu schälen begann.
Das würde der verrückte junge König-Lord-Kyl aber sicher erst dann feststellen und gar nicht hübsch an ihr finden, wenn es hier irgendwann Sommer wurde...

„Lena?", fragte Kyl sie auf da plötzlich besorgt und berührte ihre Hand. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst auf einmal so traurig aus.", fragte er sie leise.
„Ich... hab nur gerade an etwas gedacht. Entschuldige ich hätte aufpassen sollen, oder?", fragte sie ihn leise und schon wieder nervös werdend. Aber er schüttelte nur stumm den Kopf und half ihr dann behutsam von der Liege herunter.

Der Heiler Tarrek war bereits verschwunden.
Oh...
Langsam atmete Lena auf.
Dieser Typ war ihr ehrlich nicht so ganz geheuer, genauso wenig wie das hiesige superschnelle Heilen von Verletzungen, die ansonsten immer Wochen oder sogar Monate brauchten, um sich auch nur oberflächlich zu schließen, von der Narbenrückbildung mal ganz zu schweigen.

Kurz betrachtete sie wieder ihr Handglenk.
Sie hätte vor heute wirklich nie gedacht mal so verzweifelt zu sein, dass sie sich selbst mit einem Messer verletzen und sogar umbringen wollen würde.

„Wir besuchen nun zunächst das Badehaus, danach bekommst du zu Essen und zu Trinken bis du vollkommen gesättigt bist, einverstanden?", fragte er sie sanft.

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