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Lena sah ihn nur wie vom Donner gerührt an.
„Ich... bin keine Jungfrau mehr.", gestand sie ihm schließlich schnell herausplatzend, als würde sie ein Messer aus einer Wunde ziehen. Er lächelte kurz, nun doch ein klein wenig belustigt über ihre Offenheit und ergriff sachte ihre Hand um mit dem Daumen über die zarte Haut am Gelenk zu streichen.
Doch, Lena, das bist du noch. Zumindest nach
unserer Begrifflichkeit dessen was Jungfräulichkeit bedeutet. Wir sagen dazu Feelah, und benennen mit diesem Begriff all jene Mädchen und junge Frauen, welche sich einiger typischer Merkmale von ihrem Wesen her ausgeben. Es benennt die Merkmale nach der jüngsten Tochter unserer verehrten Göttin Ashni, die im Schatte wandelt, weil das Licht des Glücks in einer Verbindung für sie zu hell erstrahlt und sie in allen Dingen sehr scheu und rein und ängstlich ist. Feelah bedeutet also nicht Unschuld im wörtlichen Sinne. Es bedeutet unschuld des Geistes. Und deiner ist doch noch sehr unschuldig, Lena."

„Ich wollte damit ja auch nicht sagen dass ich schon sehr alt bin oder mutig oder tapfer, sondern das ich schon mal vorher mit einem Jungen geschlafen habe.", wurde sie bei ihrem nun etwas präziseren Geständnis flammend rot im Gesicht. „Ich bin also nun nicht mehr... nicht mehr unberührt... oder wie das sonst bei euch heißt."
Er lächelte erneut aber diesmal leicht gequält.
Schlafen würde ich das nun wahrlich nicht nennen, was dieser Unhold mit dir tat. Dieser Junge Mann hat dich nur benutzt und dir dabei auch noch weh getan, das konnte ich vorhin sehen als ich dich berührte.
Es war mir leider unmöglich es nicht zu sehen, denn ich bin ein Jemay und es hat dich verletzt. Ich habe gerade nach Verletzungen gesucht, darum konnte ich es erkennen, auch wenn es schon eine kleine Weile her ist. Seither meidest du eher alle Beziehungen zu männlichen Wesen.
Und du hast mich auch nicht ausgewählt, weil du mich magst, sondern weil ich das deutlich geringere Übel in deinen Augen darstelle, für den Fall das deine Familie nicht mehr lebt, was für dich sehr wahrscheinlich erscheint, da du selbst miterleben musstest wie grausam, brutal und vor allem schnell die Samurai-Gildach zu Werke gingen.
Du weißt das die Tak dich nicht davor beschützen können selbst in der Schutzzone angegriffen und verletzt, oder sogar getötet zu werden. Denn auch menschliche Bestien gibt es dort im Nexus und du bist gerade ganz alleine und auf dich gestellt. Ich sehe viel mehr als du es bisher für möglich hälst. Du hast große Angst dass ich es trotz meines gegebenen Wortes schon nicht mehr schaffen kann deinen Vater und Bruder zu retten. Es mag so sein, es ist sogar wahrscheinlich und du machst dir auch keine großen Hoffnungen mehr. Jedoch wisse bitte hier und jetzt das ich erst dann Hand an dich legen werde, wenn du es auch wirklich so willst, meine Gemaha.
Etwas zu ertragen, nur weil es eine Pflicht ist, die du darin siehst, meine Ehefrau zu sein ist ein eher schlechter Einstieg in eine Verbindung und stellt mir kein ehrenwertes Wesen aus, würde ich dich tatsächlich ebenso benutzen und damit entehren."
„Es aber gar nicht erst zu versuchen ist aber auch nicht gut.", wiedersprach Lena ihm hastig.  „Ich bin kein Feigling, Kyl. Ich weiß dass es vielleicht nicht... so schön ist wie man sich das manchmal so ausmalt... in den Büchern oder Träumen. Und ich weiß das ein Mann der verheiratet ist dazu auch ein Recht haben sollte. Und was mich betrifft, ganz ehrlich... wenn es nur länger und länger dauert bis es irgendwann dazu kommt, das wir Sex machen, werde ich bestimmt in der Zwischenzeit noch viel mehr Angst davor bekommen. Und die Angst wird immer größer je länger man darauf wartet, das was passiert, man wird dann vielleicht nervös und steigert sich leicht in irgendwas rein wohingegen ich mich sicherlich irgendwann daran gewöhne, wenn... es nur ein paar mal geübt und gemacht wird und dann wird es sicher bald schon besser. Ich weiß dann was mich erwartet und hab dann keine Angst mehr und...vielleicht lerne ich dann sogar das alles zu mögen, wenn du nur nicht so grob bist... am Anfang... bitte...", versuchte Lena ihre wirren Gedanken und Erinnerungen an die Bücher ihrer Mutter in Worte und Hoffnungen zu fassen.

Endlich sah sie wieder zu ihm auf und bemerkte befremdet sein breites Lächeln wie auch seine überrascht gehobenen Brauen.
„Du redest wahrlich Unsinn.", schüttelte er schließlich aufglucksend den Kopf.
„Fürchte dich nicht, nie - Lena, es ist mein Ernst! Ich werde dich gewiss nicht so benutzen, dass du leiden musst und du wirst dich auch ganz sicher nicht dazu zwingen müssen meine Zuwendung zu mögen oder zu ertragen.
Wir werden nun eine Zeit lang warten bis wir uns etwas besser kennen und du Gelegenheit hattest mich nicht nur als Krieger sondern auch als Tak zu beurteilen und vielleicht auch richtig zu mögen. Dann wenn du es schließlich möchtest und zwar wirklich Du, werden wir diese Verbindung vollziehen. Und was deine Scham wegen deiner fehlenden Unberührtheit betrifft... Es ist in unseren Bräuchen und Sitten der Tak wirklich nicht unüblich, wenn die jungen Männer und Frauen schon früh in ihrem Leben, möglichst viele Erfahrungen sammeln.
Es wird sogar von allen Seiten her gewünscht und dahingehend ermutigt gewisse Dinge auszuprobieren und zu erproben, bevor man sich bindet. Also brauchst du dir darum keine Gedanken zu machen.", meinte er weiter so freundlich und offen sprechend und hielt ihr dann auffordernd einen langen, pelzgefütterten Umhang hin, sodass sie ihn nur noch umlegen musste.

Das war aber nicht nur das schlichte Kleid von gestern... fiel ihr nun auf.
Lena seufzte bei dem schon warmen und sehr weichen Gefühl des Pelzes auf ihrer Haut hielt dann aber nur wieder schüchtern und verlegen lächelnd die Umhang-Enden am Hals zusammen und Kyl machte sich nun sofort daran die kleinen, weit geöffneten Schlaufen an den Seiten des ansonsten eisblauen Umhanges an jeweils der gegenüber liegenden Seite einzufädeln zusammen zu ziehen und die Bänder letztlich dann, so wie Schnürsenkel an Schuhen zusammen zu zurren, bevor er eine große Schleife an jeder Seite band, deren Schnurrenden erneut locker an ihr herabfielen.

Endlich stülpte er ihr noch die zweiten langen und diesmal auch weichen, dicken Socken über die Füße, und die Beine hinauf, verhielt dann aber mit die ganze Zeit über von ihren Beinen abgewandtem Blicken an ihren Knien, ließ sie ab dort selbst die Strümpfe bis zu ihren Oberschenkeln hinaufziehen, wo sie sie dann ebenfalls verschämt an den Knöpfen der langen Unterhosen befestigte, so wie schon die ersten paar Socken. Zuletzt reichte er ihr zuletzt neue, ganz weiche Stiefel zu.
Ein komplettes Outfit...
Wow

„Kannst du gleich noch ein Stück laufen oder soll ich dich besser tragen, Lena? Wir müssen nämlich nun hinunter auf den Platz und unsere Verbindung verkünden.
Sage es mir ruhig auch wenn du dich Unterwegs anders besinnst und ich dich loslassen soll. Du musst wohl als erstes und wichtigstes lernen, dir hier stets von mir oder anderen Kriegern, die schwarz, wie ich, gewandet und bewaffnet gehen, helfen zu lassen, wenn du etwas nicht schaffst oder aus eigener Kraft nicht kannst. Denn hier wirst du schon alleine als Frau sehr viel Hilfe nötig haben, - als Mensch aber noch einmal um etliches mehr.", riet er ihr besorgt, weil sie immer noch so bleich aussah und nun auch rein gar nichts mehr sprach, nach seinen vielleicht zu offenen Worten.
Sie stellte ihm auch nicht eine Frage darüber, was jetzt als Nächstes passieren würde... Sie wartete einfach nur auf das was kam, wartete und sorgte sich insgeheim, wie ihr leichtes Stirnrunzeln und die nervös ineinander verkrampften Finger ihm verrieten.

Ihre Gedanken gingen indess wirr und waren unklar. Eigentlich kaum wahrnehmbar, wenn sie überhaupt an etwas dachte.
Andere Menschen hätten da doch gewiss schon  zwanzig Fragen gestellt. Wo sie fortan leben würden und wie?
Welchen Status er in dieser Welt hatte?
Wann es vielleicht etwas zu essen gab oder zu trinken... Ob er ihr nicht gewohnte Nahrung von der Erde besorgen könnte und wenn ja hätte jemand anderes ihm sicher auch schon eine genaue Liste dessen erstellt was er nun auf jeden Fall beschaffen musste.
Andere Frauen, vor allem die Tak, hätten gewiss auch noch ganz andere Vorderungen an ihn gestellt, wie er sich nun auf die rechte und ehrenwehrte Weise, um sie und ihre Bedürfnisse zu kümmern hätte, welches ihre Erwartungen und Wünsche an ihn seien, was er tun müsste um zu gefallen und wie er sich vor allem verändern müsste.
Doch Lena schwieg nur still. Die ganze Zeit über, was ihm tatsächlich nun doch etwas Sorge bereitete.
Er vermutete, dass das neuerliche gewaltsame Erlebnis sie gerade viel zu sehr mitgenommen hatte, um nun auch nur irgendwelche Ansprüche an ihn zu stellen.
Er ahnte das auch die Tak ihr eine Heidenangst einjagen würden, wenn er sie nun einfach so hinauf brachte.
Das letzte Mal hatten sie sie sehr schlecht und ohne alle Ehre behandelt.
Ja, er spürte dass sie sich schrecklich davor fürchtete hinauf zu seinen Leuten zu gehen und deshalb nun so lange schwieg.

„Ich ...Ich glaub...", begann sie schließlich zögernd nachdem sie vom Lager aufgestanden war „Ich bin doch noch ein bisschen sehr wackelig auf den Beinen, ich kann sicher nicht sehr weit gehen. Der Weg ist ja auch ziemlich lang ... hab ich gestern gemerkt.", sagte sie wieder scheu zu Boden blickend, als gestände sie ein schreckliches Fehlverhalten und nicht etwa eine schlichte Schwäche, die nach ihrer erlittenen Qual durchaus nachzuvollziehen war.
Er nickte also nur um sie nicht noch weiter zu beunruhigen und nahm sich dann erst seinen eigenen Umhang ab, um ihn ihr um die schmalen und immer noch deutlich bebenden Schultern zu legen.
Sie fürchtete sich tatsächlich sehr, seine kleine, tapfere Lena, dachte er bei sich und bemühte sich darum nun wieder ein freundlicheres Gesicht zu machen, um sie ein bisschen aufzumuntern.
„Nimm auch noch meinen Umhang, Lena, damit es dich nicht ganz so sehr friert.
Hier in Takolia herrscht gerade Eiszeit.
Wir müssen aber nun wirklich hinauf zum Rat, der bereits versammelt ist und tagt und denkt er könne mir nun einfach ohne meine Zustimmung eine Gefärtin aussuchen, nach ihrem eigenen Willen. Deshalb haben sie dich auch durch das Tor gestoßen, denn sie wussten ich würde deiner Wahl zustimmen, würdest du mich tatsächlich nehmen.

Es tut mir auch sehr leid, aber es wird nachher noch Blut fließen, denn der Ratsherr Tak-Lyrden wollte dich gestern tatsächlich nicht nur von mir trennen und zurücksenden, sondern vielmehr wahrlich töten und hat dein Ersuchen auf einen Gefährten kaltblütig abgeschlagen, was nicht sein Recht war. Ebenso dass du ohne Geleitschutz und Hilfe bei der Rückanpassung an deine Atmosphäre beinahe erstickt wärst, nahm er unrechtmäßig in Kauf. So muss ich aber nun umgehend für Recht sorgen, was für dich allerdings gewiss nicht gewohnt und darum auch nicht leicht zu ertragen sein wird.", erklärte er entschieden und hob ihr Kinn erneut sachte zu sich empor, als sie mit schon wieder beschleunigendem Herzschlag auf ihre heftig erbebenden Hände runterguckte. 

Sie hatte keine Ahnung was sie jetzt machen oder dazu sagen solte. Blut würde fließen? So wie ein Opfer oder so wie jemanden umbringen?
„Lena, ich bitte dich nun, sage es mir frei und ehrlich heraus: Kannst du es ertragen zuzusehen wenn ich töte, - ja oder nein?", fragte er sie ernsthaft.
Lena runzelte nur wieder von seiner Frage verwirrt die Stirn. Warum tat er das? Warum  nahm er rücksicht? Oder wollte er das gar nicht, sondern wollte nur dass sie das schlimmste erwarten würde, wenn er sie nun hoch brachte auf den Platz?
„Also... das kommt wohl ganz darauf an ähm... wie du jemanden tötest, Kyl.", sagte sie mit leicht bebender Stimme und schon wieder vollkommen verstört von seinen Worten die schreckliche Bilder von der Erde in ihr hervorriefen..
Er sah ihr zu, wie sie sich schnell von ihm abwandte nun mit stark gerunzelter Stirn und in den ersten Stiefel schlüpfte, wobei sie sich schon wieder sehr eingeschüchtert den Kopf neigend zurück auf das Bett setzte.
„Was wäre dir denn eine Erleichterung?", fragte er sie nun ganz ernsthaft und gelassen, um ihr zu zeigen das sie keine Angst haben musste. Doch die hatte sie natürlich doch.

Lena überlegte krampfhaft was sie ihm nun hierauf sagen sollte und hielt kurz inne, sah zögernd zu ihm hoch, wie er da so breit und mächtig und einem Racheengel gleich in seiner schicken schwarz-silbernen Kampfmontur mit Schwert an der Hüfte und unzähligen Waffen am ganzen Körper vor ihr stand und dachte über seine Worte nach. Meinte er das gerade wirklich ernst?

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