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„Haltet sie fest!", befahl er kalt und versuchte an den Dolch zu kommen, doch Lena zog sich die Waffe schnell noch zwei mal über das eigene Handgelenk. Lieber wollte sie sterben, als so was da hinten mitzumachen. Sie wollte sich gleich noch einmal in den anderen Arm schneiden, weil es noch nicht mal richtig weh getan hatte, doch da hatten die Maskenmänner sie bereits überwältigt, ihr den Dolch abgenommen und zu Boden gerissen.
„Sie hat sich die Pulsader geöffnet - schade.", sagte ein jüngerer Mann gelassen und ergriff den Dolch um damit ihre Kaputze aufzuschlitzen.
„Seht euch nur dieses Haar an. Eine außergewöhnliche Färbung... und der Kampfgeist den sie zeigte.", meinte einer der Männer genüsslich und hieß die Maskenmänner sie auf die Füße hoch zu ziehen. „Bringt sie dort in meinen Wagen dort können wir sie noch einmal kurz kosten, bevor sie dann bald ihr Leben aushaucht. Für heute haben wir ohnehin genügend Mädchen eingesammelt, da brauchen wir diese da nicht mehr."
Er zeigte auf einen Lastwagen mit heruntergelassener Leitertüre am Heck.
Lena wurde mitgeschleift. Irgendjemand verband ihr noch mit einem Druckverband den Arm, den sie nach dem Schnitt durch Sehnen und Bänder nun kaum noch bewegen, sich damit auch kaum noch wehren konnte.
Würde also so ihr Leben enden? Würde
sie jetzt doch noch vergewaltigt werden?
Sie war nicht schnell genug gewesen, hätte sich zuerst verletzten sollen, vielleicht sogar am Hals, bevor sie sich losschnitt.
Sie dachte an Kyl und seine Warnungen. Dachte daran dass er ihr gesagt hatte sie müsse sterben. Sie war einfach zu dumm für diese Welt. Aber er hatte ja auch schon eine Gefährtin.

Kyl.

Auch wenn sie ihn gefürchtet hatte, weil ein Alien, weil so fremd und auch noch ein Schwertkämpfender Krieger...Er war zumindest so nett gewesen sie einmal vor den Monstern zu retten obwohl er Menschen wohl nicht besonders mochte und obwohl er barsch und feindselig und besoffen gewesen war, zornig und kühl. Aber er hatte ihr immerhin das scharfe Messer gegeben. Hatte auch ihre schweren Verletzungen versorgt, sein kleines Haus mit ihr geteilt, obwohl er doch eine Gefährtin hatte. Zwei Betten... sie hätte es eigentlich wissen müssen.
Die Monster zerrten sie die Treppe hinauf und warfen sie im inneren des Lastwagens hart zu Boden. Einer zückte umgehend eine kurze Peitsche und begann damit auf sie einzuprügeln, während ein anderer sie am Hals packte und festhielt. Es war ihm dabei scheißegal was er von ihr wie erwischte.
„Bereitet sie gründlich vor, Jäger und brecht ihren Willen. Sie soll mir noch ausgiebig vergnügen bereiten... und dann natürlich auch euch!", schnurrte der kalte Mann mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht und Lena schrie kreischend ihren Schmerz hinaus. Ihre Haut schien zu platzen, ebenso wie die Kleider an ihrem Leib. Noch nie in ihrem Leben war sie so brutal geschlagen worden und in ihrer Not rief sie sogar nach Kyl. Rief seinen Namen, wieder und wieder, laut und durchdringend und erst als sie aufhörten und sich ihr näherten, sie an den Haaren zu dem Weintrinkenden Alien hin schleiften, der mit einem gemeinen Lachen nach ihr griff, konnte sie wieder klar genug denken, um sich zu wehren, um zu schlagen und zu beißen und zu kratzen. Es nützte alles nicht. Sie wurde ausgezogen, die Hosen und Schuhe und Schneehosen aufgeschlitzt und sie dann an Armen und Beinen festgehalten, während der Jäger, der Alien-Mann, nun mit leuchtenden Augen auf sie zukam.

„Was für ein feines Bouquét. So rot, so weiß... gewiss noch eine Jungfrau.", schnurrte er und öffnete seine Hose. Lena schrie wieder konnte sich aber nicht mehr rühren, weil die Masken sie festhielten.
„KYYYYYL!!", durchschnitt ihre Stimme den lehren Anhänger aufs Neue, laut und hallend. Und dann auf einmal lag sie keuchend am Boden und um sie herum blitzte und zischte und brüllte es horrend.
„Unten bleiben!", rief jemand eisig. Ein Déjavû... Sie drehte sich halb auf die Seite und sah hoffend hoch... Aber es war gar nicht Kyl.
Lena zog die Beine an, so hoch sie nur konnte und versuchte dann ihre Hand die wieder heftig blutete weiter oben am Arm abzudrücken. Hilfe war gekommen. Ach Gott! Hoffentlich Menschen.
Sie konnte es nicht richtig erkennen.
Doch dann wusste sie es waren doch wieder Tak, die anderen, die schwarzen Krieger.
Schwerter tanzten kurz klirrend miteinander, dann war alles wieder still.
Raue Hände griffen nun nach ihr, drehten sie vorsichtig herum. Ein Berg von einem Mann stand über ihr und sah nachdenklich auf sie herunter, während er sie und auch ihr Handgelenk betrachtete die schweren Spuren von Schlägen, Striemen und Flecken auf ihrem heftig zitternden Leib.
„Zieh dich an... hier sind deine Sachen. Verzeih, sie sind beschädigt. Aber es ist besser als nichts. Wir müssen sofort weg von hier, und zwar schnell.", befahl er ihr und sie versuchte es, versuchte zu gehorchen, doch sie schaffte es kaum auch nur den Kopf zu heben. Der blonde, hünenhafte Krieger half ihr schließlich in die Schneehosen und in die Schuhe und griff dann nach ihrer Jacke um sie darin einzuwickeln.
„Sagst du mir bitte nach wem du eben gerufen hast?", fragte er sie schließlich eisern und umfasste sachte ihr Kinn, damit sie ihn ansehen sollte.

„Nach Kyl... Er.. Er ist auch ein Krieger. ...Ein Krieger von euch... ein ein Schemma... Hat mich gerettet... gestern oder vorgestern. Ich... ich wollte ihn doch wählen, einen... einen guten Krieger... Er ...Er war noch nett zu mir und so wütend, auf die Anderen... die Ratleute. Dass sie uns alle wieder zurück geschickt haben, gleich nach der Rettung. Aber... Aber der Mann in Rot am... am Wirbel hat gesagt... hat einfach... hat allen gesagt ... ich hab gerade nein gesagt, ich will keinen schmutzigen Tak wählen. Er hat das einfach so gesagt, aber das war gelogen...gelogen. Ich wollte nicht zurück. Und... aber er hat... hat mich... hat mich durch das Tor gestoßen. In den blauen Wirbelsturm rein, mit beiden Händen.
In so eine Art Sternentor- Tornado. Ich... Ich wollte doch wählen, wirklich, ich wollte. Ich... Ich wollte nicht zurück... Ich hab doch Kyl gewählt aber ... aber er ist schon vergeben... hat der rote Mann gesagt. Ich muss sterben, hat er ...hat er gesagt. Der Nexus ist voll, hat er gesagt... keiner kann mehr rein. Ich... ich sollte dann nach Süden... immer nach Süden gehen und jetzt sind sie... sind sie alle tot. Alle!
Mein Vater... mein Bruder. Die wollten... wollten nach Frankfurt. Zur... zur Stadt, aber Kyl hat gesagt, das ist eine Falle, da kommt keiner mehr rein... ha...hat er gesagt. Und... und die Samurai-Gildach stehen da und warten auf die Flüchtlinge, töten und töten und... Ich hatte nicht mal Zeit mich anders zu entscheiden. Ich hatte nicht mal... nicht mal Zeit, da waren noch so viele Typen aber... die kannte ich doch auch gar nicht, mir ist kein anderer Name eingefallen... so schnell nur eine Sekunde... oder zwei. Bitte! Bitte lassen sie mich nicht hier, bitte! Es tut so weh...", flehte sie den großen Krieger an, der sie nur eisig musterte aber ganz offensichtlich ein Tak war.

„Es gibt da gerade so einige Kyl in Takolia. Wie heißt der den du meinst weiter?", fragte er sie weiter und drückte nun an ihrer statt ihren Arm für sie ab.
„Er... hat es mir nicht gesagt. Er sagte nur er wäre ... wäre gerade erst ein.. ein Schemma geworden. Er .. ist noch nicht alt. Ein Junge... Ein junger Schemma, o...oder so ähnlich. Ein Kämpfer eben."
„Ein Jemay? Und gerade erst Jemay geworden? ... Unser Kyl also?", er atmete tief durch und griff sie dann sanft unter den Armen.

„Ahh...", stöhnte sie schmerzvoll auf und pitzte die Augen zusammen, weil die Wunden so brannten.
Er fluchte halblaut auf, packte sie fester und dann trug er sie einfach durch die Nacht. Die schwarzen Krieger waren überall und kämpften. Menschen hetzten brüllend davon, halb nackte- oder auch ganz nackte Mädchen und Frauen, und weinende Kinder... durch den Schnee. Das schrille, panische Kreischen von Menschen die ihre Lieben tot am Boden fanden durchbrach die Stille des Waldes.
Plötzlich stand jemand neben dem Krieger.
„Hat sie da eben den Namen gerufen, Nial?"
„Ja, sie war wohl gestern in Takolia... hat anscheinend meinen Bruder erwählt, als sie dannach gefragt wurde. - Einen jungen, grade gewordenen Schemma, hat sie gesagt. Aber ein Ratsherr, ein roter Mann, hat sie durch das Tor gestoßen und behauptet Kyl hätte schon jemand anderen gefunden... Was mir neu ist und dir?"
„Letzte Meldung aus Takolia lautete: Ich nehme sie alle nicht. Sie sind es nicht wehrt, keine der Tak-Edlen Damen.", intonierte der Fremde Krieger leise und zischte dann plötzlich auf.
„Sie blutet stark, Nial... sieh mal!", hob er ihren schlaffen Arm ein wenig an.
Lena weinte und schluchzte und versuchte angestrengt nach Luft zu schnappen.
„Außerdem hat sie Atemprobleme. Es hat sie anscheinend keiner hierher begleitet und wieder bei der Umstellung geholfen... das auch noch nicht mal."
„Kyl zieht uns die Haut ab, wenn das hier seine zukünftige Gefährtin ist und wir sie nicht retten."
„Heile das jetzt sofort an, damit sie nicht verblutet, Farahn. Dann bringen wir sie erst mal nach Hanau, zu Nati. Die wird sicher wissen was wir mit ihr machen sollen, bis Kyl eintrifft und bestätigt, dass er sie kennt... oder auch einen anderen Kyl."
„So viele gibt es ja nicht die gerade erst Jemay geworden sind, Nial. Das ist in der Tat nur Einer. Lass uns hier voran machen, wir waren schon spät genug dran, weil diese verdammten Affen auf Takolia den Menschen überhaupt gar keine Zeit gelassen haben. Möchte wirklich gerne wissen was Hebornar gerade macht, - träumt der?"
„Sie ist vielleicht sogar noch vergewaltigt worden, Farahn.
Sie hatten sie schon ausgezogen und festgehalten. Ein Jäger kniete entkleidet über ihr. An ihrem Leib sind die Spuren von ihren Schlägen und Peitschenhieben und eine Menge Blut, auch auf ihren Beinen."
„Lichte Sterne!"
„Doch zumindest Barritus ist tot. Wenigstens den haben wir heute und hier erwischt."

„So, fertig.", meldete der andere Krieger nach einigen Sekunden der Stille schließlich und hob den Kopf. Lena konnte kam noch die Augen offen halten. Sie fühlte sich so schwach, so zerschlagen und geschunden wie noch nie in ihrem Leben.
„Sie reagiert schnell und gut auf die Heil-Energie. Ein Zeichen dafür dass sie vor kurzem erst einem Jemay begegnet sein muss und da ebenfalls geheilt wurde...
He, kannst du mich verstehen, Mädchen?", fragte Farahn sie eindringlich, doch Lena hatte vor lauter Schmerz und Angst die Augen zusammen gepitzt und atmete nur noch keuchend aus und ein. Es tat so grausam weh.
„Tötet mich einfach... bitte, bitte...", wisperte sie heiser und brach dann erneut in Tränen aus.
„Erinnert mich an Nati, als sie so zerschunden war. Da haben wir also nun den nächsten Dramafall in der Familie. - Armer Kyl.", knurrte Nial bitter.
„Weißt du was?", schlug Farahn ebenso finster vor. „Lass sie uns jetzt gleich zurück nach Takolia bringen und Kyl persönlich fragen, den Ratherren umgehend zur Rede stellen und ihn richten, wenn er sich wirklich angemaßt hat zu behaupten der Nexus sei voll und überdies eine gerechte Wahl eines Menschenmädchens willentlich zu unterbinden, nur weil sie Kyliander wählen wollte.
Dies anzunehmen oder abzuweisen war nicht seine Entscheidung. Durfte es gar nicht sein. Außerdem wird sie uns beiden nicht vertrauen, ebenso wenig wie Nati damals, doch nach Kyl hat sie eben gerade noch gerufen.", schlug Farahn ihm leise vor.
Nial nickte nur ruhig reichte sie ihm zu und zückte selbst zunächst sein Handy.
„Ich sage nur Nati schnell bescheid dass
es später wird, vielleicht sogar erst morgen, wenn ich noch dort bleiben muss um Kyl zu unterstützen."
Er telefonierte während Farahn die schluchzende Lena im Arm hielt, die sich nun allmählich in eine Art von tranceartiger Lethargie flüchtete und atmete, atmete und die Augen geschlossen hielt, sich vorstellte es wäre alles nicht wahr, nur ein böser Traum und gleich vorbei.
Alles tat ihr weh... alles war so unwirklich und verschwommen. Wo war nur ihr Vater? Wo war Kevin?
Und was zum Teufel würde nun mit ihr geschehen?

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