"Ich lass dich nicht sterben"
~Heavy~
Y/Ns Pov:
"Ist dir kalt?" Ich zuckte so heftig zusammen, dass mir die leere Flasche aus der Hand fiel. Erschrocken blickte ich mich um und starrte die Person, die dort stand, verwirrt an. Vor mir. Breit grinsend. So, als ob nichts gewesen wäre. Nie. Harry Potter. Das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Harry kam langsam auf mich zu und legte eine große dicke und warme Decke um meine Schultern. Dann setzte er sich stumm neben mich in den Schnee. Verwirrt starrte ich ihn an. Was wollte er? "Kannst du bitte wieder gehen?" Wow. Die Worte klangen echt hart. Aber ich meinte es ernst. Ich konnte Harry nun einfach nicht gebrauchen, zumal ich wusste, dass gleich etwas passieren würde, dass mir Albträume bereiten werde. Dass ich gleich zu dem meistgehassten Ich kommen würde. Zu dem Schwachen Ich. Das Ich, das ich nie mehr sein wollte. "Nein" Harry schien fröhlich. Fast so, als hätte er sich meine Aussage erwünscht. Das verwirrte mich nur noch mehr. Ich konnte keine Verwirrung gebrauchen. Nicht jetzt. "Ich meine es ernst." "Ich auch." Ich wurde stutzig. Unschlüssig, ob ich sauer oder verwirrt sein sollte. Die unterschiedlichsten Gefühle drängten sich in den Vordergrund und hinterließen ein so großes Gefühlschaos, dass es schmerzte. Wut. Trauer. Angst. Freude. Liebe. Mein Herz zeriss in zwei Teile. Wie jedes Mal, wenn ich nicht rechtzeitig meinen Trank genommen hatte. Ich unterdrückte mir ein Wimmern. Versuchte die Tränen wegzublinzeln. "Schon leer?" Harry riss mich aus meinen Gedanken, weg von dem Schmerz. Er zeigte auf die leere Metallflasche vor mir. Ich hielt meinen Blick starr auf das Wasser fixiert. Konzentrierte mich darauf, den Schmerz zu vergessen. Stark zu sein. Nur solange, bis Harry weg war. Doch er ging nicht. Erwartungsvoll starrte er mich von der Seite an. "Harry, geh." Meine Stimme brach. Ein schmerzverzerrtes Wimmern entfloh meinen Lippen. Schnell presste ich sie zusammen.
"Sieh mich an." Das kam aus heiterem Himmel. Ich hatte nicht damit gerechnet. War nicht darauf vorbereitet. Ich konnte nicht. "Ich weiß, dir geht es nicht gut..." "Mir geht es blendend." Ich zwang mich zu einer festen Stimme. "Ich glaube dir nicht." "Ist aber so." Harry verstummte. "Dann beweise es mir", flüsterte er schließlich. "Schau mir in die Augen und sag mir, dass es dir gut geht. Überzeug mich davon und ich gehe." Der Schmerz in meiner Brust wurde intensiver. Ich hatte keine Wahl. Er musste gehen. Jetzt. Schlagartig löste ich meinen Blick von dem pechschwarzen See und blickte in Harrys Augen. smaragdgrüne Augen. Sie starrten mich liebevoll an. Ich wollte etwas sagen. Wollte ihn erneut dazu bringen, zu gehen. Doch ich konnte nicht. Mein Mund wurde staubtrocken. Meine Augen glitzerten feucht. Eine neue Welle der Gefühle überkam mich. Das Atmen viel mir immer schwerer. "I-ich muss...", krächzte ich, doch Harry unterbrach mich, indem er mich sanft in seine Arme zog.
Ich versank vollkommen in seiner Wärme. Ließ mich an seine Schultern fallen. Ich konnte nicht mehr. Hatte keine Kraft mehr. Ich würde sterben- das wusste ich. Aber wenn ich schon sterben würde, dann wenigstens nicht allein. Nicht in Kälte. Nein. Ich wünschte mir nichts mehr, als einfach in dieser Wärme zu sterben. Einer Wärme, die mir den Schmerz nahm- wenn auch nur ein bisschen. Einer Wärme, die ein angenehmes Kribbeln auf meiner Haut auslöste. Und das erste Mal seit Cedrics Tod fühlte ich mich wieder wie ein Mensch. Wie ich. Wenn auch nur ein kleines Bisschen.
Ich konnte meinen Atem immer langsamer werden spüren. Meine Muskeln wurden schlapp. Ich schloss meine Augen. Eine letzte Träne lief aus meinem Augen, meine Wange entlang.
Dann, plötzlich, zog mich Harry wieder aus der Umarmung. "Nein", krächzte ich. "Bitte." Ich wurde wieder von Kälte umhüllt. Sie fraß sich in mein Fleisch. Ich wollte einfach nur zurück in die Wärme. Zurück zur Geborgenheit. "Ich lass dich nicht sterben.", flüsterte Harry. Plötzlich wurde etwas kaltes an meine Lippe angesetzt. Was war das? Ich wollte fragen. Konnte aber nicht. Ich war kurz vor dem Verlieren des Bewusstsein, als sich eine eiskalte Flüssigkeit ihren Weg durch meinen Mund, Rachen und schließlich meinen gesamten Körper bahnte. Kälte erfüllte nun auch mein Inneres. Doch es war eine angenehme Kälte. Eine Kälte, die meine Glieder wieder belebte. Die Gefühle wichen. Und dann war da wieder dieses Loch. Das Loch, dass mich jeden Tag am Leben ließ. Ich schlug meine Augen auf. Harry betrachtete mich. Er hatte ein kleines Gläsernes Fläschen in der Hand. Kaum einen Finger breit. Er betrachtete mich. Ich konnte seinen Blick nicht deuten. Plötzlich hob er eine Hand. Erschrocken folgte ich ihrer Bewegung. Sie setzte sich an meine Wange an und wischte vorsichtig eine übrige Träne weg. Ich schaute zu Boden. Unschlüssig, was ich tun sollte. Was ich sagen sollte. Er ließ seine Hand wieder sinken. Wir schwiegen uns gegenseitig an. Ich glaube, er wartete auf eine Reaktion meinerseits. Ich war jedoch zu verwirrt. Die Kälte, die ich sonst immer so begrüßt hatte, fühlte sich auf einmal falsch an. Ich wusste nicht wieso. Konnte es nicht mehr nachempfinden. Doch ich wünschte mir nichts sehnlicher, als der Wärme Platz in meinem Herzen zu machen. Dann war da noch die Verwirrung. Ich wusste nicht, was Harry mir gegeben hatte. War es Averte Affectus? Es fühlte sich so an. Doch woher wusste er davon? Weshalb wusste er, dass es das ist, was ich brauchte? Irgendwann hielt ich die Stille zwischen uns nicht mehr aus. "Was war das?" Es war eine simple Frage. Kostete mich trotzdem unheimlich viel Überwindung. "Averte Affectus", antwortete Harry. Ich hob meinen Blick wieder. "Woher?" "Snape. Ich wusste nicht, was es war, das dich so verändert hat. Seit..." Plötzlich hielt Harry ihn "du bist anders geworden. Kälter. Nicht du selbst." "Das ist jetzt mein selbst." "Nein. Das denkst du vielleicht. Aber ich weiß ganz genau, du wünscht dir etwas anderes irgendwo da drinnen wünscht du dir die Kälte weg." Er sprach meine Gedanken aus. Augenblicklich senkte ich meinen Blick wieder.
Harrys Pov:
Sie senkte ihren Blick wieder. Ein Teil von mir war traurig darüber. So gerne würde ich ihr weiterhin in die wunderschönen Augen sehen. Doch der andere Teil freute sich darüber. Ich freute mich, da ich wusste, dass ich recht hatte. Dass sie etwas gespürt hatte und dieses Gefühl nun wieder zurück wollte. Die Wärme, die ihr Herz sonst immer so erfüllt hatte. Die Wärme, die ihre Augen zum Leuchten gebracht hatte. Die Wärme, die sie sonst so atemberaubend schön gemacht hatte. Ich sprach weiter. "Ich bin euch hinterher. Als Snape dich nach deiner Rache an Umbridge zu sich bestellt hatte. Ich habe gelauscht. Und mir wurde einiges bewusst. Mir wurde bewusst, warum du dich so verändert hattest. Und mir wurde klar, dass ich nicht weiterhin tatenlos zusehen konnte, wie du dich selbst zerstörst." Y/N blieb weiterhin stumm. "Warum jetzt?" Es war kaum mehr als ein Flüstern.
-Rückblick-
Was meinte er damit? Er bräuchte meine Hilfe. Seit wann schätzte Snape meine Hilfe? "Ich weiß nicht was Sie meinen." "Oh, ich glaube, Sie wissen sehr wohl, was ich meine. Sonst wären Sie nicht hier. Ich möchte Ihnen etwas zeigen." Snape stolzierte an mir vorbei zu einer der Kabinen. Was hatte er vor? Schwungvoll öffnete er die Tür. Ein Schwall kam ihm entgegen und durchzog den Raum. Snape rückte ein Stück zur Seite. Hervor kam ein dampfender Kessel mit merkwürdig schwarzer Flüssigkeit. "Ich kam darauf durch Myrte. Ich hörte sie sich beschweren, dass es in ihrer Toilette furchtbar stank. Niemand nahm sie natürlich ernst. Aber angesichts der Tatsache, dass ich Grund zur Annahme hatte, dass etwas von meinem Averte Affectus Kraut von Miss Y/N entwendet wurde, überprüfte ich es." Ich trat näher an den Kessel heran. "Wieso stinkt das so?" "Zu hohe Konzentration an Averte Affectus." "Ich verstehe das nicht, was ist Averte Affectas überhaupt?" "Affectus. Ich habe es Miss Y/N gegeben, damit sie über Diggorys Tod hinwegkommt. Sie ist eine Hufflepuff. Eine höchst sensible noch dazu. Ansonsten wäre sie an dem Schmerz gestorben. Nachteil. Es hat eine persönlichkeitsändernde Wirkung. Alles Positive wird durch Negatives ersetzt. Wärme weicht Kälte." "Deshalb ist Y/N in letzter Zeit so komisch?" "Richtig, Potter. Durch die hohe Konzentration an Averte Affectus in ihrem Versuch hier" Snape machte eine Handbewegung in Richtung des Kessels, "verschnellter sich der Verlauf." Ich blieb ruhig. Dachte nach. "Und was wollen Sie jetzt von mir?" "Ist es nicht offensichtlich? Sie sind der letzte emotionale Bezugspunkt zu Miss Y/N." "Wir sind kein Paar, falls Sie das meinen. Und noch sehr weit davon entfernt." "Aber Sie sind der wahrscheinlich letzte Freund, der ihr noch bleibt. Sie sind der Einzige, dem sie noch vertraut. Und deshalb ist ihre Aufgabe um so wichtiger." "Was soll ich tun?"
"Ich musste warten. Den Trank, den du gebraut hast..." "Du weißt davon? Hast du mir etwa nachgeschnüffelt?" "Ich musste warten, bis du ihn aufgebraucht hattest. Du musst dich selbst dazu entscheiden, die Kälte für immer aus deinem Herzen zu verbannen. Der Wärme wieder Platz zu machen. Ich kann dir nur helfen, indem ich dich dabei unterstütze. So wie gerade." Sie blieb stumm. Wahrscheinlich hatte ihr Inneres gerade einen heftigen Kampf und richtig oder falsch. Um Gut oder Böse. "Versteh mich nicht falsch. Ich finde es echt nett, dass du mir helfen willst und so, aber ich brauche deine Hilfe nicht." Sie hatte sich für das Schlechte entschieden. Nun kam Step 2. Ich musste sie wohl oder übel zu ihrem Glück zwingen. So sehr es mir auch in meinem Herzen schmerzte. Ich wusste was richtig war. Ich konnte die Situation abschätzen. Das Mittelmaß zwischen Herz und Kopf finden. Auch wenn das bedeutete, dass ich sie vielleicht verlieren würde. Dass sie mir diese Entscheidung niemals verzeihen würde. Gerade drehte sie sich um, um zurück zum Schloss zu gehen, als ich sie aufhielt. "Snape hat seinen Vorräte weggeworfen." Schlagartig blieb sie stehen. "Was?" "Es ist kein Averte Affectus mehr zu finden. Im ganzen Schloss nicht, außer..." Energisch drehte Y/N sich zu mir um. "Außer was?" "Ich habe einen letzten Vorrat. Er ist sicher aufbewahrt. Du würdest niemals herankommen, es sei denn..." "Was?" "Es sei denn, ich würde ihn dir geben." Y/N sah mich an. Ich konnte ihre Wut spüren. "Du willst mich erpressen?" "Nein, ich will nicht. Glaub mir, es ist zu deinem Besten." "Was willst du dafür?" "Ich möchte, dass du es versuchst. Du musst von dem Zeug wegkommen. Lass mich dir helfen." Sie schien darüber nachzudenken. Ich glaube etwas in ihrem Inneren schrie laut nach Ja. Ich wusste, dass irgendwo in ihrem Herzen, das letzte Stücken Y/N nach Erlösung, Befreiung schrie. "Und dann gibst du es mir?" "Immer, wenn du es nötig hast." Sie rang noch immer mit sich selbst. "Versprochen?" Erstaunt sah ich sie an. "Versprochen."
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