"Du musst auf dein Herz hören"

~Du musst auf dein Herz hören~

"Autsch." Ich fiel zu Boden. Verwirrt sah ich mich um, doch ich konnte nichts erkennen, bis sich plötzlich eine kalte Hand über meinen Mund legte und mich ein Stück wegzog- bis in ein leeres dunkles Klassenzimmer. "W-was?", fragte ich verwirrt, als sich die Hand wieder von mir gelöst hatte. Ich wusste, wer es war. In mir drinnen machte mein Herz gerade einen Luftsprung. Schlagartig drehte ich mich zu dieser Person um und starrte direkt in eisgraue Augen. "Draco, w-" "Schhht.", machte Draco nur und hielt mir einen Finger an die Lippe. Verwirrt verstummte ich. "Jetzt bin ich dran." Ich sah ihn einfach nur an. Wovon faselte der Junge? "Y/N, ich weiß du hasst mich..." Aha. Darauf wollte er also hinaus. "Was soll das werden, denkst..." "Bitte.", er sah mich flehend an. "Bitte, hör mir wenigstens zu." Ich seufzte. Diesem Blick konnte ich noch nie widerstehen. Ich machte eine Handbewegung, die ihn zum Reden bringen sollte. "Dann fass dich aber kurz, ich habe noch anderes zu tun." "Ich weiß, du hasst mich und das ist dein absolutes Recht, so wie ich mich benommen habe..." "Exakt." "Das was ich gesagt hab war unverzeihlich. Aber bitte glaube mir eines, wenn ich dir sage, dass ich das nicht ernst gemeint habe." "Draco...", fing ich an, doch er unterbrach mich. "Ich bin dran, schon vergessen?" Er seufzte. "Ich habe keines dieser Worte ernst gemeint geschweige denn jemals in Betracht gezogen, dass es so wirklich sein konnte. Es ist mir egal ob deine Eltern reinblütig waren oder nicht. Es ist mir egal, ob du eine Hufflepuff bist oder nicht. Aber eines ist mir nicht egal. Vielleicht kannst du mir nie wieder so verzeihen, dass du es auch nur in Erwägung ziehen kannst, mich nochmals zu lieben, aber dieser Blick. Den Hass, den du mir mit jedem Blick zeigst. Ich halte das nicht aus."
Er sah mich an. Tränen spiegelten sich in seinen Augen. Ich wusste, dass er es ernst meinte und es tat einfach nur weh, zu sehen, dass ich ihn so verletzte- egal was er davor getan hatte. Doch konnte ich ihm wirklich so verzeihen, dass ich ihn wieder lieben könnte? Konnte ich ihm jemals wieder vertrauen? Außerdem war da noch Harry... "Hör zu, Draco. Ich glaube dir, aber ich... ich weiß es einfach nicht. Es... es war einfach zu viel auf einmal. Cedrics Tod. Deine Reaktion auf mich. Deine Reaktion schon vorher auf unsere Beziehung und zuletzt, dass ich wegen dir- nebenbei bemerkt- von der Schule geflogen bin, ich weiß einfach nicht, ob ich das jemals vergessen kann." Meine Worte waren zu hundert Prozent war. "Du verstehst es noch immer nicht, oder?" Draco schien ein wenig wütend über meine Aussage. Etwas brodelte in seinen Augen. Schlagartig ging ich einen Schritt zurück. Ich kannte das. Wenn die Frustration zu groß wurde, dann schaltete Draco direkt auf aggressiv. So tickte er eben. "Ich konnte unsere Beziehung nicht öffentlich zeigen. Es hätte dich nur in Gefahr gebracht. Mein Vater... Denkst du wirklich auch nur im Ansatz, dass die Gerüchte über ihn völlig falsch sind? Er war und ja, vielleicht ist er immer noch ein Todesser. Ich habe jeden Grund zur Annahme, das mein Vater- mein eigener Vater, die Eltern meiner Freundin umgebracht hat. Was würde er tun, wenn er erfahren würde, dass wir ein Paar sind? Du wärst wahrscheinlich die Nächste. Mir ist es egal, welches Blut in deinen Adern fließt, aber verdammt, da draußen sind so viele, die wollen dich nur deshalb tot sehen. Wäre ich der Grund dafür, dass sie auf dich aufmerksam werden würden, ich könnte es mir niemals verzeihen." Ich sagte nichts. Zu sehr war ich geschockt von seiner Aussage. "Und genau deshalb konnte ich es nicht." "Wieso hast du nichts", meine Stimme krächzte. "Gesagt? Ach komm, Y/N. Du weißt genauso gut wie ich, wären wir noch zusammen, du wärst noch entsetzter darüber gewesen. Der Vater deines Freundes ist der potenzielle Mörder deiner Eltern. Wärst du auch nur eine Sekunde länger mit mir zusammen gewesen. Hättest du auch nur im Ansatz daran gedacht, mir das zu verzeihen?" Ich überlegte. "Nein.", sagte ich schließlich wahrheitsgemäß. Draco wurde wieder traurig. Eine Träne lockerte sich und floss langsam seine Wange herunter. Es tat wieder weh. Er hatte recht, ich hätte nicht auch nur daran gedacht, ihm zu verzeihen, doch irgendetwas in mir schreite nur danach. Irgendwo in mir wusste ich, ich konnte nicht Draco die Schuld für die Tat seines Vaters geben. Draco war besser als er. Er war im Grunde ein guter Mensch, auch wenn es ihm schwerfiel, das anderen zu zeigen. Doch würde dieses Wissen ausreichen um die Sache mit seinem Vater zu vergessen? "Und das... das mit deinem Rauswurf...", krächzte er. "ich konnte es nicht ertragen. Potter und du. Erst habe ich es geduldet... vielleicht, vielleicht solltest du wissen, dass..." "Was?" "Ich wusste von deinen Albträumen. Das es dir im Grunde echt schlecht ging. Das erste Mal habe ich davon erfahren, als du im Krankenflügel warst. Seither bin ich in der Nacht zu dir geschlichen und habe deine Hand gehalten, ich..." "Du hast was?", fragte ich schockiert. Okay, das war mir nun mehr als peinlich. 1. Er hatte die schwächsten Momente meines Lebens miterlebt und 2. verdammt, wie oft habe ich von Draco geträumt? Was, wenn ich seinen Namen im Schlafen gemurmelt hatte? "Es ging dir dann immer besser. Zumindest machte es das den Anschein. Irgendwann habe ich eine deutliche Verbesserung gespürt. Du schienst wieder glücklich zu werden. Dann habe ich herausgefunden, dass du mit Potter abhängst. Ich wusste es lag an ihm und wie gerne ich ihm dafür auch den Schädel eingeschlagen hätte, ich konnte es nicht übers Herz bringen, deinem Glück ein Ende zu bereiten. Wer war ich um es dir zu verwehren? Doch dann, als ihr am See wart. Der Kuss... ich... ich habe auf Durchzug geschaltet. Es tat so weh, verstehst du?" "Aber wieso, Draco?" "Verstehst du es immer noch nicht? Weil, weil ich dich liebe. Mit meinem ganzen Herzen habe ich immer und werde ich auch nur immer dich lieben." Eine weitere Träne. "Und es tut einfach weh zu sehen, dass du gehst. Mich verlässt..." "Draco, ich..." "Bitte, sag nichts. Mach mir nicht Hoffnungen, wenn du es nicht einhalten wirst." Vorsichtig beugte er sich zu mir und gab mir einen sanften traurigen und fürsorglichen Kuss auf die Stirn. "Ich liebe dich Y/N. Ich werde auf dich warten- wenn es sein muss, ein Leben lang. Du musst auf dein Herz hören" Es war mehr ein Hauchen. Als kostete es ihn alle Kraft, es auszusprechen. Langsam löste er sich von mir. Eine weitere Träne kullerte ihm die Wange herunter. Mit einem traurigen und verzweifelten Blick sah er mich ein letztes Mal an, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ. Langsam glitten unsere Hände auseinander. In diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr, als ihn wieder bei mir zu spüren. Doch er war fort. Und das war vielleicht auch gut so. Oder doch nicht?

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