"Ach die Kröte?"

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"Hier dein Tee, Kleines." "Danke" "Möchtest du Kekse?" "Gerne" Diana nickte und drehte sich dann um, um wieder zurück in die Küche zu maschieren. Ich saß im Wohnzimmer der Diggorys. Es sah eigentlich aus wie... nun ja, wie vor seinem Tod. Eine alte Wanduhr stand in der Ecke. Sie zeigte alle Familienmitglieder auf. Eine ähnliche Uhr haben auch die Weasleys. Doch waren die Diggorys nur zu dritt. Diana, Amos und Cedric. Dianas Zeiger stand auf Zuhause, während laut Uhr Cedrics Vater- Amos- noch im Ministerium war. Und Cedric? Cedrics Zeiger stand ebenfalls auf Zuhause. Irgendwie berührte mich das. Er war Zuhause. Wo auch immer das nun für ihn war. Diana kam wieder zur Tür herein und stellte ein Tablet voller Kekse vor mir ab. Dann setzte sie sich vor mich in einen Sessel, der perfekt zur großen Couch passte, auf der ich saß. Allgemein war es bei den Diggorys immer ziemlich zusammenpassend dekoriert- meist in der Farbe gelb. "Er arbeitet viel seit..." Diana war meinem Blick wohl auf die Uhr wohl gefolgt. Kurz war ich verwirrt, bis mir auffiel, über wen sie redete. "Wie geht es ihm? Wie geht es euch?" Ich lenkte meinen Blick wieder auf Diana. Sie erwiderte ihn. "Es ist schwer", sagte sie wahrheitsgemäß. "Er war unser einziger Sohn und er war doch noch so jung." Diana schluchzte kurz auf. Am liebsten wäre ich zu ihr gegangen und hätte sie fest in den Arm genommen. Doch ich wusste nicht, wie sie darauf reagierte. Deshalb legte ich nur sanft und tröstend eine Hand auf ihre. "Ich weiß..." Meine Stimme war traurig. Diana sah mich eine Weile stumm an. "Du warst nicht auf der Beerdigung." Es kam unerwartet. Ich sah sie erstaunt an. "Du warst sein bester Freund..." "Ich weiß..." Traurig senkte ich meinen Blick. "Aber ich... ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht." Versuchte ich mich zu erklären. Ich konnte Dianas Blick auf mir ruhen spüren. "Cedric war alles was mir geblieben ist. Mein Vater, meine Mutter. Beide sind tot. Der Rest meiner Familie wollte mich noch nie haben. Meine Mutter war muggelstämmig und ich für sie nur ein lästiges Halbblut. Nach ihrem Tod habe ich mich so fest an Cedric geklammert. Und als er dann gestorben ist, ist meine Seele quasi mit ihm gestorben." Vorsichtig blickte ich in Dianas Augen. Meine waren gefüllt mit Tränen. Liebevoll sah sie mich an. "Ich hab es nicht ausgehalten. Den Schmerz. Deswegen habe ich angefangen, Averte Affectus zu nehmen." Diana atmete hörbar ein. Sie war entsetzt. "Ansonsten wäre ich wohl gestorben an all dem Leid." "Du armes Kind!" Diana sprang von ihrem Sessel und sprintete um den kleinen Tisch herum, um sich neben mich auf das Sofa zu setzen und mich in den Arm zu nehmen. Ich versank förmlich in ihren Armen. Es tat gut. Und wieder einmal wurde mir bewusst, wie sehr Diana für mich doch wie eine Mutter war. Nach einiger Zeit löste sie sich wieder von mir. "Wie hast du es geschafft? Die meisten Menschen im Sankt-Mungo-Hospital sterben irgendwann durch Averte Affectus." "Ich hatte Hilfe..." Diana sah mich an. "Harry Potter", erklärte ich. Da verstand sie es. "Emotionaler Beistand. Doch, das ist gut." Dann wurde sie wieder ruhig. Scheinbar überlegte sie etwas. "Und du und Harry..." "Nein.", sagte ich sofort. "Wir sind kein Paar oder so." "Aber..." Ich seufzte. "Wir... wir haben uns geküsst. Einmal." "Und dann?" "Dann wurde ich aus Hogwarts geschmissen." Diana sah mich mit großen Augen an. "Was?", sagte sie ungläubig. Ich schaute peinlich berührt zu Boden. "Ja, Umbridge. Dolores Umbridge. Sie hat uns dabei gesehen." "Dolores Umbridge?" "Sie hat Hogwarts quasi übernommen. Stand soweit ich weiß auch im Tagespropheten" "Ach die Kröte?" "Jap. Genauso ist sie. Eine Kröte." Ich versuchte die Stimmung etwas aufzulockern und grinste ein wenig. Es gelang mir anscheinend nicht, denn sofort bildete sich wieder eine Falte zwischen Dianas Stirn. Also erklärte ich weiter. "Sie hat tausend unnötige Regeln aufgestellt. Jungs und Mädchen dürfen sich nicht in einem Gang befinden. Zu den Lernzeiten müssen alle Schüler in der großen Halle sein. Kein Ausgang nach draußen. Kein Zutritt zum See... Jap, und noch viel mehr. Und wir haben ungefähr die Hälfte davon gebrochen. Innerhalb von zwei Minuten. Wegen mir. Umbridge konnte mich sowieso noch nie leiden und dann hat sie mich halt aus Hogwarts katapultiert." Diana sah mich traurig an. "Du armes Kind.", sagte sie mitfühlend und zog mich wieder in eine Umarmung. "Du musstest schon so viel ertragen." Ich blieb einfach stumm in ihrem Arm. "Und Dumbledore? Hat er denn nichts gemacht?", fragte sie plötzlich nach einer Weile. "Nein." "Hmm... komisch.", sagte sie, während sie sich langsam wieder von mir löste. "Wenn Dumbledore dich auch aus der Schule haben wollte, wieso hat er mir dann das geschickt?" Diana zog einen Brief aus ihrer Jackentasche. Er war von Hogwarts. Verwirrt starrte ich sie an. "Hier." Sie gab mir den Brief. "Ich habe diesen Brief bekommen und dann musste ich einfach nachsehen."

Miss Y/N Y/LN
Cedric's grave
Little Hangleton, England

Noch immer verwirrt sah ich Diana wieder an. "Ich war da vielleicht fünf Minuten, bevor du mich gefunden hast", erklärte ich. "Ich dachte mir nur: Das kann nicht möglich sein, doch als du da wirklich gesessen hast... Los, mach ihn auf." Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Sofort öffnete uch den Brief.
Es stand eigentlich der gleiche Summs drin wie jedes Jahr:

Misses Y/N,
ich freue mich, Sie auch im nächsten Jahr herzlich in Hogwarts, der Schule für Zauberei und Hexerei, begrüßen zu dürfen. Sie finden eine Liste der Materialien, die sie für das nächste Schuljahr brauchen im Anhang.
Auf Ihr Kommen freut sich
Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts

Doch dieser Summs machte mich in diesem Jahr umso glücklicher. Hieß es also, dass ich wirklich wieder zurück durfte? Ich entdeckte eine kleine Notiz unter dem Schreiben. Sie war von Dumbledore:
Ich möchte Ihnen meine Entschuldigungen aussprechen. Natürlich dürfen Sie wieder nach Hogwarts zurückkehren. Kommen Sie doch bitte nach dem großen Fest in mein Büro. Hogwarts freut sich, Sie wieder bei sich begrüßen zu dürfen!

Ich strahlte. Glücklich blickte ich zu Diana. "Ich darf wieder zurückkommen!" Sofort breitete sich auch ein Lächeln auf Dianas Gesicht ab. Wir kamen richtig in Feierlaune. Während wir noch immer glücklich über unsere Begegnung und meine Rückkehr nach Hogwarts waren, aßen wir Kekse und tranken Tee und brachten uns gegenseitig auf den neusten Stand. Es war der schönste Tag seit langem! Am Abend- es war schon längst dunkel- öffnete sich plötzlich die Tür und Amos kam herein. Verwirrt von der guten Laune und dem Gelächter betrat er das Wohnzimmer. Als er mich sah, klarte auch sein Blick auf. Die Falte zwischen seiner Stirn glättete sich und er schien sogar beinahe zu Lächeln. "Y/N!", sagte er verwirrt, aber dennoch erfreut. Ich stand auf und fiel ihm um den Hals. "Es ist furchtbar lange her, dass wir uns gesehen haben." Vorwurfsvoll sah er mir in die Augen. Ich blickte peinlich berührt zu Boden. "Ich weiß." "Nun, bleibst du zum Essen?", fragte er und lockerte somit die Stimmung wieder. Ich sah fragend zu Diana. Sie nickte mir aufmunternd zu. "Gerne.", antwortete ich also.
Das war quasi so eine Art Startschuss für Diana. Sie sprang vom Sofa auf und eilte in die Küche um das Abendbrot vorzubereiten, während Amos und ich uns auf die Couch fallen ließen. "Du hast sicher viel zu erzählen", begann er die Unterhaltung. Und so erzählte ich nun auch Amos die ganze Geschichte.
Nach dem Abendessen bedankte ich mich und wollte gerade gehen, als Diana mich aufhielt. "Willst du nicht hier übernachten? Zumindest bis morgen. Es ist schon spät und du sagtest, du schläfst immer nur in einem Zelt." Es stimmte. Und ich wollte wirklich da bleiben. Doch konnte ich die Gastfreundschaft der Diggorys wirklich noch weiter beanspruchen. "Bitte Y/N. Es war so schön, dich mal wieder zu sehen. Und das Haus ist immer so leer ohne Cedric." Diana sah mich mit flehenden Augen an. Ich seufzte. "Na gut."
Nun, letztendlich blieb ich den Rest der Ferien bei den Diggorys. Auch wenn ich nicht mit ihnen verwandt war, behandelten sie mich wie ihre eigene Tochter. Es tat gut. Uns allen.
Diana besorgte mit mir die Materialien für Hogwarts in der Winkelgasse und am Tag der Rückkehr kamen sie und Amos mit zu Bahnhof, um mich zu verabschieden.

"Danke nochmal. Für alles", ich umarmte Amos und Diana nochmals fest. "Du bist ein starkes Mädchen, Y/N.", Amos strubbelte mir durchs Haar. Ich lächelte ihn sanft an. "Kommst du uns auch wieder besuchen?" "Bestimmt." Ich zwinkerte den Beiden ein letztes Mal zu, bevor ich in den Hogwarts-Express stieg. Es war ein mulmiges Gefühl. Alles hier erinnerte mich an jeden. Malfoy. Harry. Cedric. Oh Gott, Harry! Wie um alles in der Welt sollte ich ihm jemals wieder in die Augen sehen können? Nach unserem Kuss. Nach allem.
Ich schlich schnell in ein Abteil. "Ist da noch frei?", fragte ich die drei Mädchen, die dort saßen. Sie waren jünger als ich. Perfekt. Und mit mir war dieses Abteil gefüllt. So konnte ich also schon mal Harry nicht im Zug über den Weg laufen. Ich wollte gerade meine Kopfhörer in meine Ohren stecken, als eines der Mädchen begann, mit mir zu reden. "Du bist doch Y/N?" Verwirrt sah ich sie an. Woher kannte sie mich? Gut, sie war eine Hufflepuff, aber ich hatte sie zuvor doch auch noch nie gesehen. "Ja?" "Stimmt es, dass du Hufflepuff letztes Jahr auf eine Rekordpunktzahl gebracht hast- in den Minus-Bereich?" Wow. Also schüchtern war das Mädchen zumindest nicht. "Und du bist?", fragte ich schließlich zurück. "Jasmine", erwiderte sie stolz. "So, Jasmine also... ja, es stimmt." Dann stopfte ich mir meine Kopfhörer entgültig ins Ohr und lehnte mich gegen das Fenster. Mit geschlossenen Augen zog ich die Musik in mir auf. Ich drehte sie extra laut. Für mich war das Gespräch beendet. Was ich aber genauso wenig hören konnte, waren Lästeraktionen von irgendwelchen Zweitklässlern.
Nach einer langen Fahrt, kam der Express endlich zum Stehen. Zu meinem Glück, habe ich weder Harry oder Malfoy noch sonst jemanden gesehen. Trotzdem wartete ich eine Weile im Zug bis es draußen langsam ruhig wurde. Erst dann stieg ich aus- um sicher zu sein, dass ich auch ja niemandem über den Weg lief.
Keine zwei Sekunden später krachte ich in jemanden hinein. Es war Harry. Shit! Wir blickten uns in die Augen. "Y/N", flüsterte Harry ungläubig. Ich starrte nur auf sein Gesicht, das blutverschmiert war. Seine Brille war gebrochen. "Was ist mit deinem Gesicht passiert?" Das war das Erstbeste, was ich herausbekam. Harry schien verwirrt zu sein. "Es war Malfoy", sagte plötzlich eine säuselnde Stimme hinter ihm. Luna. Gott sei Dank. "Luna!", sagte ich freudig. Schnell schob ich mich an Harry vorbei. Weg von der absolut akwardly Situation. Ich nahm sie in den Arm. "Wie geht es dir?", fragte sie höflich. "Ganz gut. Wie waren deine Sommerferien?" Wir unterhielten uns, während wir zu den Kutschen gingen. Harry trabte uns nur wortlos hinterher. Luna quetschte mich aus. Vor allem über meinen Schulabbruch letztes Jahr. Ich erzählte ihr von allem. Nur nicht von dem Kuss. Bestimmt wusste sie davon sowieso bereits. Die Kutsche setzte sich in Bewegung und ich war unendlich froh darüber, bald in der großen Halle zu sein- am Hufflepuff-Tisch, weit weg von Harry.
Und dann trat ich in die Halle. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl überkam mich. Es hatte mir gefehlt. Hogwarts hatte mir gefehlt.

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