XXXVII. Nichts Halbes, Nichts Ganzes

Dan||  Etwas abwesend stehe ich neben meine Arbeitskollegen und versuche ihnen zu folgen. Irgendwie scheitere ich aber immer wieder daran - stattdessen wandern meine Gedanken immer wieder zu April.

Zwischen ihr und mir läuft es täglich besser und irgendwie wäre ich jetzt furchtbar gerne bei ihr.

Auch wenn es sich ziemlich blöd anhört, ich bin Alexis irgendwie dankbar, dass sie so ein riesen Missverständnis verursacht hat - nach unserer Aussprache sind Apes und ich uns irgendwie näher gekommen. Es vergeht kaum ein Tag an dem wir uns nicht sehen. Meist fahre ich nach der Arbeit zu ihr, wir essen zusammen und verbringen ein wenig Zeit miteinander, bevor ich spät nach Hause fahre und viel zu wenig Schlaf bekomme. Das alles läuft ganz ungezwungen.

Eigentlich ein sehr gutes Zeichen, aber irgendwie reicht es mir auch nicht wirklich. Natürlich lässt sie mich wieder an sich ran, aber ich will ihr endlich wieder nah sein. Sie berühren, ohne Angst zu haben einen Schritt zu weit gegangen zu sein.

Es ist irgendwie nichts halbes und nichts ganzes. Einerseits nimmt sie mich mit zu ihren Arzt Terminen, stellt mich ihrer Hebamme vor und lässt es zu, dass ich sie von ihren Gymnastikterminen abhole und wir gemeinsam etwas essen gehen, andererseits habe ich das Gefühl, dass sie dennoch ziemlich Abstand nimmt und unser ganzes annähern dennoch mit Vorsicht genießt. Vielleicht sehe ich die ganze Sache auch einfach viel zu eng. Ich wünsche mir so sehr, dass es endlich voran geht, nehme allerdings trotzdem das was mir gegeben wird.

Als Nash mit seinen Fingern vor meinen Gesicht herum schippt bekommt er meine Aufmerksamkeit. „Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Ich zucke mit den Schultern. „Wo sind Vince und Rob?“ „Du scheinst ja echt woanders zu sein. Lass mich raten. Sie ist ungefähr so groß, hat einen Kopf voller locken und befindet sich grade in den letzten Wochen Schwangerschaft.“, rät er. Ich nicke und zucke dann wieder mit den Schultern.
„Läuft es denn gut zwischen euch? Aus Perle war ja gestern absolut nichts raus zu bekommen.“, will er von mir wissen. Seufzend drehe ich mich um und lehne mich an den Tisch. „Keine Ahnung, wir sehen uns quasi täglich, hängen stundenlang ab, schauen gemeinsam Filme, kochen zusammen und kommen doch nicht von der Stelle.“, antworte ich ihm. Nachdenklich betrachtet er mich und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Die letzten Wochen der Schwangerschaft zerren sehr an die Nerven. Denk nur mal dran, wie schwer ich es nach dem Luca Missverständnis mit Perle hatte.“, versucht er mich zu beruhigen. Ich zucke mit den Schultern, dass kann man doch überhaupt nicht miteinander vergleichen. „Das sind doch zwei verschiedene paar Schuhe un....“ - „Nicht ganz. Perle war ebenfalls Schwanger. Ich glaube auf die letzten paar Meter bis zur Geburt, wollen sie sich einfach nur noch um sich kümmern und sich keine Gedanken darüber machen, ob sie dem Kerl in ihrem Leben verzeihen und wieder an sich ran lassen oder eher nicht. Da geht es darum, wie sehr das kleine auf die Blase drückt, ob die derzeitige Wehe bedenklich war oder bloß vorbereitend ist oder ob das Kleine vielleicht Schluckauf hat. Sie zählen die Tage, bis sie wieder richtigen Kaffee trinken dürfen und hoffen einfach das die Geburt nicht alt zu lange dauert und gut aus geht.“, unterbricht er mich und hört sich so an, als wäre er grade selber in diese Position.

„Und was genau schlägst du mir nun vor?“, hake ich nach. Sinn macht das ganze Gerede ja schon... „Mach so weiter wie bisher: Sei für sie da, tu ihr etwas Gutes, verbringe Zeit mit ihr und hoffe, dass du damit richtig fährst. Alles andere klärt sich nach der Geburt.", schlägt er vor. Ziemlich unzufrieden schaue ich ihn an, woraufhin er bloß mit den Schultern zucke.

„Nimm das was du bekommst oder setzt alles auf ein Karte u....“ - „Oh nein.“, unterbreche ich ihn. Genau das selbe hat mir Henry auch schon geraten. Einfach aufs ganze zu gehen, April zu sagen, dass ich mehr will und damit riskieren, dass ich sie wieder von mir stoße. „Was hast du zu verlieren?“

Etwas verwirrt schaue ich ihn an. Grade meinte er noch ich soll so weiter machen wie bisher und die Geburt abwarten, nun rät er mir ich soll lieber aufs ganze gehen? „Das was ich mir bisher wieder mit ihr aufgebaut habe. Sie vertraut mir grade erst wieder und lässt mich wirklich an ihrem Leben teilhaben, auch wenn sie manchmal noch auf Abstand geht.“, antworte ich ihm ehrlich. „Na also dann hast du doch deine Antwort. Wenn du momentan nur kleine Brötchen mit April backen kannst, ja dann ist das eben so, aber ihr bekommt das schon wieder hin. Perle meinte erst gestern, dass sie Apes noch nie so glücklich wie im Moment gesehen hat.“ Skeptisch schaue ich ihn an. „Ich dachte deine Frau hat nichts gesagt.“ „Konkret hat sie es auch nicht. Sie meinte lediglich, dass April glücklicher wirkt und das sie für euch beide hofft, dass es wieder so wird, wie es mal war.“, stellt er klar. Ich nicke.  „Ja, das hoffe ich auch.“

Einen Moment schweigen wir und als Nash den Mund wieder öffnet, schellt mein Handy. „Das ist April.“, stelle ich verwundert fest. „Geh dran. Das ist doch ein gutes Zeichen.“, entgegnet er. Ich nicke und melde mich mit einem kurzen Hey. „Stör ich? Natürlich stör ich - du bist auf der Arbeit richtig?“, höre ich sie etwas panisch fragen. „Was ist los?“  „Du beantwortest meine Frage nicht. Du bist auf der Arbeit und ich st...“ - „Ja April, ich bin auf der Arbeit. Allerdings störst du nicht. Ich meinte das ernst, als ich sagte du kannst mich immer und zu jeder Tages und Nachtzeit anrufen.“, stelle ich klar. „Also noch mal: Was ist los.“

Ich höre es bei ihr rascheln. „Aiden und Chris stecken im Stau und Noah ist mit Mum und Dad nach Elli, sie wollen noch mal mit ihr reden, wegen Aid und Chris. Daniel ist schaffe das nicht allein. Meine Hebamme meinte ich soll ins Krankenhaus fahren, weil es wahrscheinlich Geburtswehen sind. Sie kommen ziemlich regelmäßig in Abständen von etwa drei Minuten. Ehrlich Dan ich dreh durch.“, höre ich sie sagen. Selber etwas panisch schaue ich Nash an, der mir zu verstehen gibt, dass ich mich ja auf dem Weg machen soll - stumm gibt er mir zu verstehen, dass er unseren Chef und den Jungs bescheid gibt.

„Apes wo bist du jetzt?“, will ich von ihr wissen und verlasse das Gemeinschaftsbüro um in meins zu sprinten und mein Schlüssel zu holen. „Vor der Haustür. Das Taxi kommt jeden Moment, aber ehrlich Dan ich schaffe das nicht alleine. Ich kann das nicht.“ „Natürlich kannst du das. Du bist stark. Außerdem bist du nicht alleine. Ich mache mich direkt auf den....“, ich stocke als ich höre wie sie schmerzhaft aufstöhnt.

„Verdammt.“, höre ich sie fluchen. „Bist du okay?“,  will ich besorgt wissen und laufe an meine Arbeitskollegen vorbei, die mir allesamt Fragenden Blicke zu werfen. „Nein.“ Ihre weinerliche Stimme bricht mir fast das Herz. „In welches Krankenhaus fährst du?“, hakt ich nach und versuche mein Autos auszuschließen. „Hier in El Cajon. Das Kleine. Willst du wirklich dort hin komm?“ „Natürlich. Ich habe dir doch schon mal gesagt, dass ich bei dir sein werde, wenn du mich dabei haben willst und ich nehme das jetzt einfach mal an und...“  - „Auf jeden Fall und das sag ich nicht nur, weil die anderen grade nicht in der Nähe sind. Dan ehrlich, ich brauch dich. Nicht nur jetzt.“, unterbricht sie mich, während ich im Hintergrund Türen zu knallen höre. „Ich habe dieses Hin und Her echt satt weißt du. Ich will mit dir wi....“ - „April. Es freut mich wirklich, dass aus deinen Mund zu hören, aber findest du nicht auch das wir dieses Gespräch führen sollten, wenn du die Geburt hinter dir hast?“,  falle ich ihr ins Wort, auch wenn es mir echt schwer fällt. Genau das wollte ich vor einigen Minuten doch noch.

„Vielleicht, aber du kommst zum Krankenhaus?“ „Auf jeden Fall. Schreibe mir wenn du da bist, entweder warte ich vor der Tür auf dich oder komme auf den direkten Weg in dem Kreißsaal. Versprochen.“
„Fahr vorsichtig, aber beeil dich.“„Werde ich.“, verspreche ich ihr und muss grinsen als sie mir droht mich fertig zu machen, sollte ich auch nur daran denken, einen Unfall zu bauen und nicht rechtzeitig bei ihr im Krankenhaus aufzutauchen.

⏭️⏮️

Vier Stunden später, steh ich am Kopfende des Bettes und lasse mir von April meine linke Hand zerquetschen und streiche ihr mit der rechten Hand durchs verschwitzte Haar. Ich war noch vor April im Krankenhaus, habe ihr aus dem Taxi geholfen und den Fahrer bezahlt, bevor ich mich mit ihr auf den direkten Weg zum Kreißsaal gemacht habe. Noch auf den Weg dorthin, ist ihre Blase gesprungen und hat mir damit auch eine heiden Angst eingejagt. Aprils Hebamme war ebenfalls schon im Krankenhaus und hat sich direkt um sie gekümmert. Sie hat uns beide versucht zu beruhigen, meinte der Muttermund sei noch nicht ganz so weit geöffnet wie es sein muss, dass die Geburt allerdings dennoch in den nächsten Stunden bevor stünde.

Eigentlich hatte ich vor, eben bei April zu Hause vorbei zu schauen und ihre Tasche, die sie in der Eile nicht mitgenommen hatte, zu holen allerdings hat sie mir gedroht, nie wieder ein Wort mit mir zu reden, wenn ich mich, auch wenn nur kurz, aus dem Staub mache. Also blieb ich an ihrer Seite, als die Hebamme, dessen Name mir Apes schon gefühlte hundert Mal genannt hat, ich allerdings immer und immer wieder vergesse, in ihrem Zimmer gebracht hat. 

Gemeinsam haben wir ihre Eltern und Noah sowie Aiden und Chris benachrichtigt, die allerdings auf Aprils Wunsch hin, nicht hier in den Kreißsaal kommen sollen. Kurz habe ich auch noch Nash geschrieben, der versprach, den Mädels bescheid zu geben und dem ich versprochen habe, mich zu melden, wenn der kleine Stubs auf der Welt ist.

„Okay, April bei der nächsten Wehe pressen sie so fest sie können und ich denke dann haben wir es auch so gut wie geschafft.“, hören wir die Hebamme sagen, woraufhin April ein stöhnendes kopfschütteln von sich gibt.
Sie schaut zu mir hoch. „Ich kann nicht mehr.“ Ich drücke ihr ein Kuss auf die Schläfe. „Ich weiß, aber du machst das gut. Das letzte Stück bekommen wie auch noch hin okay!?“, versuche ich ihr Mut zu zureden. Wirklich überzeugt sieht sie nicht aus. „Gib mir auch noch deine andere Hand und bei deiner nächsten Wehe lässt du einfach alles raus was geht, okay?“ Erst zögert sie, bevor sie nickt und mir ihre Hand hin hält und ich einfach nur hoffe, dass die Hebamme recht behält und wir es gleich geschafft haben.

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