XLIII. Pläne 2.0

April|| Gähnend wache ich auf, strecke mich und runzle anschließend die Stirn. Hier ist es ziemlich ruhig. Ein Seiten Blick auf die Digitaluhr zeigt mir, dass wir schon kurz nach halb Zwölf am Vormittag haben. Kurz bin ich ein wenig verwirrt und beunruhigt, weil ich July heute morgen um halb acht das letzte Mal gestillt habe und sie normalerweise zweieinhalb Stunden später eine Neue Windel braucht, allerdings mache ich mir im nächsten Moment schon keine Gedanken mehr darüber, da ich mir ziemlich sicher bin, dass Daniel sich mit der Kleinen mal wieder heraus geschlichen hat.

Seit dreieinhalb Wochen, um genau zu sein seit unserem Gespräch im Badezimmer, wohnt er quasi bei July und mir, fährt nur alle paar Tage mal zu sich holt ein paar Sachen und taucht wieder hier auf und ich genieße es ungemein ihn fast ständig um uns zu haben.

Als er Urlaub hatte, waren wir für ein paar Tage bei Eddie und dann bei Granny Fox, die ebenfalls etwas weiter nördlich direkt an der Küste wohnt. Sie war ganz entzückt von ihrer Urenkelin und hat prompt meine Mutter angerufen, als ich erwähnte, dass sie im Moment nicht so leicht ist und ständig an mir rum nörgelt hat. Sie ihr mal gehörig die Meinung gesagt hat,  dass unsere Ohren bei ihrer Wortwahl geschlackert haben. Seit dem, tauchen sie und mein Dad nicht mehr täglich hier auf und vor allem meine Mutter verkneift sich den einen oder anderen bissigen Kommentar.

Seit Montag geht Dan, leider, wieder arbeiten. Die zwei Wochen in denen er frei hatte, sind viel zu schnell vergangen, aber auch die letzten fünf Tage, war unsere gemeinsame Zeit alles andere als zu kurz. July wacht eh immer zwischen halb sechs und halb acht auf und möchte gestillt werden, weswegen wir die letzten fünf Tage immer beide aufgestanden sind. Während ich unsere Tochter gestillt habe, hat sich Dan im Badezimmer fertig gemacht und hat mir danach die kleine abgenommen, damit auch ich mir, in Ruhe, die Zähne putzen und duschen konnte. Danach haben wir die Kleine noch mal hingelegt
und gemeinsam gefrühstückt, bevor er zur Arbeit aufgebrochen ist.

Ich strecke mich noch einmal, bevor ich meine Beine aus den Bett schwinge und aufstehe. Grade als ich die Tür öffnen will, wird sie von Dan geöffnet, der July in ihrem Tragetuch vor seinem Bauch herum trägt. „Hey, wir wollten dich grade wecken.", gibt er von sich und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. „Weibliche Intuition.", gebe ich von mir streiche July's Haare nach hinten und drücke ihr ein kleinen Kuss auf die Stirn. „Die kleine Madame hier bekommt langsam wieder Hunger und hat mich quasi dazu gezwungen nun ihre Mama zu suchen und nicht mehr ein wenig auf zu räumen.", erzählt er mir, während unsere Tochter nach meinen Locken greift.

Es ist faszinierend wie sie sich in den letzten Wochen schon entwickelt hat. Man kann ihr fast beim wachsen zusehen. Mittlerweile greift sie nach allem was in ihren kleinen Händchen passt und hat gestern als Noah zur Tür herein kam das erste mal gelächelt. Sie fängt an die Welt zu entdecken und dreht bei jedem Geräusch ihren Kopf, auch wenn es vielleicht noch nicht ganz so passt. „Ihr hättet mich schon viel früher wecken können." Dan zuckt mit den Schultern. „Ich habe beschlossen, dass wir dich am Wochenende einfach ausschlafen lassen. In der Woche stehst du immer schon so früh auf, hast den ganzen Tag mit der Kleinen zu tun und da gönnen wir dir es wenigstens am Wochenende.", erklärt er mir. „Du stehst auch die ganze Woche über früh auf und kannst dann am Wochenende nicht ausschlafen. Meinst du nicht das ist etwas gemein? Grade weil die Kleine eigentlich total pflegeleicht ist?", will ich von ihm wissen. Wieder zuckt er mit den Schultern. „Beschwer dich einfach nicht und genieße es."

Ich nicke. „Lässt du mich denn schnell duschen und auf Klo gehen, bevor ich die Kleine nehme?", frage ich ihn. „Klar.", antwortet er mir und drückt mir ein kurzen Kuss auf die Lippen. „Wir decken währenddessen den Tisch und machen dir ein Kakao, einverstanden?", schlägt er vor. Seufzend nicke ich, auch wenn ich viel lieber ein Kaffee hätte, allerdings ist Daniel genau der Meinung wie meine Brüder: das ich auf den Kaffee Konsum solange ich die Kleine noch regelmäßig Stille lieber verzichten soll.

Schnell habe ich mir ein Oberteil, Unterwäsche und eine Jogginghose heraus gesucht. „Wollen wir gleich mit der kleinen an die Luft?", höre ich Daniel fragen. „Klar." Ich lege die gemütliche Hose wieder weg und schnappe mir stattdessen den langen schwarz Rock. Ehe ich das Schlafzimmer verlasse, fängt July an zu quengeln. Eindeutig sie ist Hungrig. „Ich beeile mich.", lasse ich eher Dan wissen, denn wirklich verstehen tut uns unsere Tochter eh noch nicht. Ich drücke ihr nochmals einen Kuss auf die Stirn, meinen Freund einen auf die Wange ehe ich mich ins Badezimmer verziehe.

Obwohl ich ganz genau weiß, dass die Kleine Hunger zu haben scheint, hetze ich mich nicht ab und verlasse erst zwanzig Minuten später, dass Badezimmer. Direkt und ziemlich aus dem Hinterhalt werde ich von Dan in eine Umarmung gezogen und in einen langen und innigen Kuss verwickelt. „Wo hast du denn unsere quengelige Tochter gelassen?", frage ich ihn, als wir uns Aufgrund von Luftmangel wieder lösen. „Ich habe die Spieluhr angemacht und halte sie sicherlich noch ein paar Minuten hin, bevor sie Richtig anfängt zu protestieren und dir brühwarm unter die Nase reibt wie gemein ihr Dad doch ist, dass er ihr Mittag noch weiter hinaus zögert.", antwortet er mir. Etwas belustigt schüttel ich den Kopf und nutze die kurz anhaltende stille um ihn in noch einen weiteren Kuss zu verwickeln. „Eigentlich hatte ich gehofft, ich bekomme sie schneller etwas beruhig, dann wäre ich noch zu dir in die Dusche gehuscht.", gibt er von sich und küsst mich erneut. „Vielleicht sollten wir es heute Abend noch mal versuchen gemeinsam zu duschen.", schlage ich vor, wobei beim letzten Mal unser versuch ziemlich daneben ging. Wir waren grade beide in der Wanne, nachdem wir uns vergewissert haben, dass die Kleine schläft und durften dann direkt wieder raus, weil sie geweint hat. An dem Abend war es einfach wie verflucht, als ich wieder zurück bei Daniel im Wasser war, hat es an der Tür geschellt und Henry und Ava haben sich mit Traubensaft und Liebesfilm einfach eingeladen. Dan hätte seinen besten Freund und dessen Freundin am liebsten sofort wieder raus geschmissen, allerdings war mir das nicht so recht. Wenn sie denn schon mal da waren, dann sollten sie auch nicht direkt wieder verschwinden.

„Ich habe eine bessere Idee.", informiert er mich. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Wir bestellen heute Pizza und laden Aiden und Chris ein. Während die beiden ihr Abendessen verputzen und auf July aufpassen, machen wir es uns in der Badewanne gemütlich.", schlägt er vor. Grinsend lehne ich mich ein Stück zurück. „Klingt nicht schlecht, aber es könnte auch sein, dass die beiden den Braten riechen und erst gar nicht hier auftauchen.", entgegne ich, auch wenn ich genau weiß, dass Aiden sich nur einmal bitten lässt und dann direkt hier auf taucht. „Ach komm, wir reden hier von deinem Bruder. Du weißt schon, wenn du die Zwillingkarte ausspielst ist er ohne zu zögern hier." Nickend stimme ich zu. „Nichts desto trotz bekomme ich dabei ein schlechtes Gewissen, schließlich kommen die beiden erst heute Mittag mit ihrem ganzen Kram hier an.", gebe ich von mir. Schon schlimm genug, dass ich den beiden nicht beim Umzug helfen konnte, auch wenn dieser nur aus Sachen packen, diese in die Garage unserer Eltern zu stellen und dort vorübergehend in das alte Kinderzimmer zu ziehen. „Dann fahren wir Henry und Ava besuchen, drücken ihnen July in die Arme und verdrücken uns dann ins Badezimmer.", ist sein nächster Vorschlag. „Du bist heute ja wirklich ziemlich freundlich und meiner Meinung nach etwas selbstsüchtig, meinst du nicht?" Seufzend zuckt er mit den Schultern. „Vielleicht ein bisschen, aber wenn du darauf keine Lust hast, bin ich auch gewillt, den Tag mit dir uns July gemeinsam zu verbringen, wenn ich bestimmen darf wo es hin geht.", fordert er. Grade als ich etwas erwidern will, fängt unsere Tochter an zu weinen. Ich löse mich von Dan, nachdem ich ihn noch ein schnellen Kuss auf die Lippen gedrückt habe, und mache mich auf den Weg zu July.

„Du schuldest mir noch eine Antwort.", höre ich ihn mir hinter her rufen. „Meinet wegen."

⏭️⏮️

Gut anderthalb Stunden sind wir nun schon in San Diego City unterwegs und ich habe keine wirkliche Ahnung was genau Daniels Ziel ist.

Als er plötzlich stehen bleibt und ich den Kinderwagen erst einmal ein Stück weiter schiebe, bleibe ich gute zwei Meter vor ihm stehen. „Was ist los?" „Naja es könnte sein das du jetzt sauer wirst, aber lass dir gesagt sein, dass ich es leid bin.", ziemlich überrascht und gleichzeitig verwirrt schaue ich ihn an. Bisher lief doch alles gut. „In wie fern?" „Alle paar Tage nach Hause zu fahren, weil ich ein paar Sachen brauche, zu klingeln oder zu klopfen, wenn ich vor deiner Tür stehe.Versteh mich nicht falsch, ich finde es toll, dass du mich bei euch haben willst und ich genieße die Zeit mit euch auch ungemein, aber auf Dauer wird deine Wohnung doch zu eng für uns drei oder?" Noch immer etwas verwirrt schaue ich ihn an und zucke mit den Schultern.

„Es ist wie auch schon bei unserer ersten gemeinsame Wohnung: ich Überfälle dich jetzt einfach. Weil ich finde, dass es Zeit wird das wir wieder als Team zusammen auftreten und andere nicht in deine Wohnung einladen sondern in unsere, dass im Moment ist zwar gut, aber absolut nichts hervorragendes." „Was genau willst du mir nun sagen?", hake ich nach, weiß allerdings schon so ungefähr wo es hingehen soll. Daniel zieht aus seiner Hosentasche einen Schlüssel. „Ich war gestern beim Makler und habe eine echt tolle Wohnung gefunden. Es ist noch absolut nichts festes - ich will sie einfach mit dir besichtigen. Wenn es dir zu schnell geht oder dir die Wohnung nicht gefällt, dann ist es okay, aber lass dich vielleicht mal kurz drauf ein. Wenn es nichts ist, dann lassen wir das einfach noch."

Ich nicke bloß uns folge ihm schweigend zum Wohnhaus. Wir gehen an der Haustüre vorbei und in einen kleinen Innenhof, welchen wir dann auch direkt wieder verlassen und dort über die nächste Straße gehen. Vor ein Zweifamilienhaus bleiben wir stehen.

Mit hochgezogen Augenbrauen schaue ich ihn an. „Die obere Etage ist frei. Eine Maisonette Wohnung. Laut den Unterlagen gestern ist unten eine schöne Wohnküche und oben sind Schlaf-, Kinder- und Gästezimmer. Den Kinderwagen können wir unten im Hauflur links in der Nische stehen lassen.", erzählt er mir. Weiterhin Schweigend nicke ich und betete zusammen mit ihm den Hauflur. Den Kinderwagen stellen wir in der besagten Nische, nachdem ich July aus diesem herausgeholt habe.

„Du scheinst nicht sehr begeistert zu sein.", stellt Daniel fest, als wir vor der Tür stehen. Ich zucke mit den Schultern. Zugegeben, irgendwie finde ich es ja schon ganz süß, dass er sich, mal wieder, darum kümmert, dass wir ein gemeinsames Zuhause haben, allerdings fühle ich mich schon etwas überrumpelt. Warum bespricht er vorher solche Sachen denn nicht mit mir?

„Lass uns rein gehen.", fordere ich, ohne ihn eine vernünftige Antwort auf das ganze zu geben. Er sieht etwas enttäuscht aus, nickt allerdings trotzdem und schließt die Haustür auf. Wir betreten einen hellen, weißen, ziemlich kurzen Flur. Keine fünf Schritte weiter, geht von links direkte eine helle ebenfalls weiße Treppe nach oben, während man rechts in die angekündigt Wohnküche gelangt. Auch dieser Raum ist in Weiß gehalten, abgesehen von der echt schönen und ziemlich großen Küche.

„Ich halte eigentlich nicht viel von offene Küchen. Man muss Mittags nur etwas mit Knoblauch oder Fisch zubereiten und Abends beim Fernsehen hast du den Geruch noch immer im Raum. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass man ziemlich oft Kissen, Decken und auch die Gardinen waschen muss.", gebe ich von mir und stelle mich an die große Fensterfront. Wir schon in unserer ersten gemeinsamen Wohnung, befindet sich auch hier ein Balkon, wobei man wohl eher von einer kleinen, aber feinen Terrasse sprechen sollte. „Die Glastür kannst du soweit aufmachen, den Geruch wirst du schnell raus haben, zumal hier am Herd ja sogar noch ein kleines extra Fenster ist.", entgegnet er und zeigt auf das Besagte Fenster. „Ich glaube nicht, dass das wirklich etwas bringen würde." Schultern zuckend verlasse ich das große Zimmer und erklimme mit July auf dem Arm die Treppe.

Auch die zweite Etage ist sehr hell, was wohl wieder an der Farbe weiß liegt, allerdings ist am Ende des Ganges, von dem drei weitere Türen ab gehen, auch ein kleines Fenster. „Du solltest dir gleich auch noch unten das Badezimmer anschauen. Es hat ein Fenster, eine große Badewanne und eine Bodenebene Dusche. Deine Waschmaschine und dein Trockner passen auch noch rein.", informiert er mich, während ich das erste relativ große Zimmer betrete. „Das könnten wir als Schlafzimmer nutzen. Sogar mit begehbaren Kleiderschrank.", erzählt er mir um mir die Wohnung schmackhaft zu machen. Ich nicke wortlos und verlasse das Zimmer wieder.

Zugegeben, bisher gefällt mir die Wohnung echt gut und auch die anderen beiden Räume hier in der oberen Etage machen einen sehr guten Eindruck. „Was ist mit meiner Wohnung?", will ich von ihm wissen. Er nickt. „Ich habe mit Noah gesprochen un..." - „Du hast erst mit meinem Bruder gesprochen, bevor du mich eingeweiht hast?", unterbreche ich ihn und Frage mich, seit wann er so einen guten Draht zu Noah und auch Aiden hat. Daniel nickt wiederholt. „Natürlich. Eigentlich hat er mich sogar auf die Idee gebracht, als er mich gefragt hat ob es uns nicht auf Dauer zu eng wird. Eure Schlafzimmer sind doch eh eher vorübergehend. Du hast mir letztens noch selber gesagt, dass du dich aller spätestens wenn du wieder arbeiten gehst, nach etwas neuem umsehen willst.", erklärt er mir. Ich nicke. Recht hat er ja. „Ich habe drei Monate Kündigungsfrist.", bemerke ich. Dan schüttelt den Kopf. „Nicht wenn du einen Nachmieter vorweisen kannst." Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Habe ich den denn?" Er zuckt mit den Schultern. „Naja, wenn es denn so sein sollte, dass wir uns kurzfristig für diese oder eine andere entscheiden, würde Noah die Wohnung gerne nehmen."

Überrascht schaue ich ihn an. „Noah?" Mein Freund nickt und nimmt mir die Kleine ab. „Er meinte das er nicht mehr ins Ausland geht und so langsam auch mal sesshaft werden will. Würde Aiden und Chris allerdings auch den Vortritt lassen.", informiert er mich. Seufzend schaue ich ihn an. „Na wie schön das ihr schon Pläne macht, ohne mich überhaupt zu fragen und..." - „So ist das nicht!", unterbricht er mich und lehnt sich an die Fensterbank. Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe ihn abwartend an. „Natürlich habe ich mit Noah drüber gesprochen, weil er mich wie gesagt, erst auf die Idee gebracht hat, aber beschlossen haben wir noch überhaupt nicht. Ich habe deine Wohnung auch als Hinderniss gesehen, aber dein Bruder hat mir mögliche Lösungen vor geschlagen.", stellt er klar.

„Dir ist das wirklich ernst, oder?" Überzeugend nickt er. „Auf jeden Fall. Ich bleibe auch gerne mit euch in deiner Wohnung. Die Wohnung hier soll nur eine alternative sein.", gibt er von sich. Ich seufze. „Wenn es dir zu schnell geht, ist es auch völlig in Ordnung." „So ist das nicht. Die Wohnung ist ja echt schön. Zentraler als meine jetzige und viel näher an der Schule.", entgegne ich. Überrascht schaut er mich an. „Kommt da jetzt noch ein aber?

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