IV. Nervig, Kindisch und Albern

April|

Von Dan
Deine Schuhe lagen noch bei Henrys Onkel im Auto, wenn du Zeit und Lust hast, kannst du vorbeikommen und sie dir abholen.

Ich habe absolut keine Lust schon drei Tage nach unserem verpatzten Date Daniel wieder zu sehen, schon gar nicht nachdem Elli mir erzählt hat, was ihr Schulfreund wirklich von mir hält - auch wenn Aiden noch immer ganz anderer Meinung ist.

Da Dan Montags immer in der Werkstatt von Henrys Onkel Aushilft, habe ich beschlossen jetzt bei ihm vorbei zu gehen. Henry wird sicherlich Zuhause sein, kann mir meine Schuhe geben und dann ist das Thema erst einmal wieder für mich erledigt.

Die beiden Jungs wohnen mitten in San Diego in eine Wohnung, die nicht weit vom Strand und Campus weg ist, von der man dennoch das Meer nicht sehen kann. Ich betrete das Haus, in dem neunzig Prozent nur Studenten wohnen und steuere die Wohnung der beiden im dritten Stock an. Ich klopfe und muss nicht lange warten bevor Henry mir die Tür aufmacht.

"Hey, Daniel hat gar nicht erzählt, dass du vor hast heute vorbei zu kommen.", bemerkt er und umarmt mich kurz. "Es war auch spontan, ich war grade in der Gegend und habe gedacht, ich kann eben schnell meine Schuhe abholen, die ich am Freitag bei dir im Wagen vergessen habe.", erkläre ich ihm. "Achso, Dornröschen will ihre Schuhe wieder haben.", erwidert er grinsend. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und schaue ihn Fragend an. Dornröschen? "Himmel April nun schau mich doch nicht so an wie ein Auto. Dornröschen, das Märchen, mit dem Prinzen und den verlorenen Schuh, wo...." - "Das ist Aschenputtel.", unterbreche ich ihn. Er kratzt sich am Kopf. "Oh, naja Märchen ist Märchen.", kommentiert er. "Aber Dans und mein Date am Freitag war kein Märchen, weswegen ich sehr Dankbar wäre, wenn du mir nun einfach meine Schuhe gibst und ich dann auch wieder gehen kann.", fordere ich von ihm. "Das habe ich gehört. Daniel sitzt auf dem Balkon, du kennst den weg ja.", entgegnet er und macht mir platz.

Oh nein, es kann doch nicht sein, dass ich mich im Tag vertan habe. "Müsste er nicht eigentlich arbeiten sein?", hake ich nach. "Er war heute morgen schon.", antwortet er mir. Verdammt..... "Okay, aber ich.... du kannst mir meine Schuhe doch auch eben geben un..." - "Nee, nee ich mische mich da nicht ein, außerdem wollen Susan und ich jetzt essen gehen. Schatz kommst du?", unterbricht er mich, woraufhin seine blonde On-off Freundin hochnäsig an mir vorbei stöckelt. Ich konnte noch nie verstehen, was er an ihr findet, sie ist nochmal eine große Portion schlimmer als meine Schwester.

Henry lächelt mich aufmunternd an und folgt dann seiner Freundin. Kurz überlege ich meine Schuhe einfach zu suchen und klamm heimlich zu verschwinden, entscheide mich allerdings dann doch dagegen, weil es schon etwas kindisch ist.

Ich gehe durch das kleine Wohnzimmer auf dem Balkon und finde Dan am Tisch über seine Bücher sitzend vor. "Hey.", gebe ich von mir und seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Etwas erschrocken schaut er auf. "April." Ich nicke. "Jap genau die bin ich. Ich wollte meine Schuhe eben abholen. Henry meinte ich soll dir eben Bescheid geben, dass ich hier bin.", erkläre ich kurz. "Ja klar. Warte ich hole sie eben.", erwidert er noch immer überrascht und steht auf. In großen Schritten gehe ich Rückwärts wieder in die Wohnung und bringe möglich viel Abstand zwischen uns. "Du hast Glück, dass ich Zuhause bin. Eigentlich arbeite ich montags doch immer in der Werkstatt.", höre ich Dan aus seinem Zimmer sagen. "Oh, ja da hast du recht. Das ist irgendwie an mir vorbei gegangen. Aber Henry hätte mir die Schuhe sicherlich auch geben können.", flunkere ich. "Du hättest nur zurück schreiben müssen, dann hätte ich dir sagen können wann ich zu Hause bin.", erwidert er und reicht mir meine Pumps. Ich zucke mit den Schultern. "Nun, ich hatte ja Glück. Danke fürs Aufbewahren. Ich muss dann auch gleich wieder los.", entgegne ich und drehe mich ohne abzuwarten ob er dazu auch noch etwas sagen will in Richtung Haustür.

"Hey Apes.", höre ich ihn hinter mir her rufen und drehe mich doch noch mal zu ihm um. Er kommt in wenigen Schritten auf mich zu, während ich ihn Fragend anschaue. "Ist alles in Ordnung? Ich mein auch zwischen uns?" Ich nicke. "Ja klar. Natürlich. Alles in bester Ordnung.", antworte ich ihn und trotze nur so vor Sarkasmus und drehe mich wieder um. "Warte mal.", fordert er und greift mich am Arm. Ich drehe mich wieder zu ihm um und schaue ihn Fragend an. "Es tut mir Leid. Irgendwie ist am Freitag alles ganz anders gelaufen wie geplant. Ich....." - "Schon gut, es muss dir nicht leid tun.", unterbreche ich ihn, bevor es unangenehm wird und er sich raus redet, mir reichten Ellis Kommentare von Freitag schon. "Doch, ich mein es war ziemlich steif zwischen uns und ich denke mal es war dein schrecklichstes erste Date überhaupt und eigentlich war auch alles ganz anders geplant, aber...." - "Nun halt mal die Luft an. Wir werden schon beide über diesen seltsamen Flop drüber weg kommen. Alles gut ", unterbreche ich ihn zum wiederholten Mal etwas zickig. Überrascht schaut er mich an. Wahrscheinlich wundert er sich grade ein wenig über meinen, ihm bisher unbekannten, Ton aber ich muss mir ja nicht alles gefallen lassen - irgendwann wird es auch mir zuviel.

Abwartend schaue ich ihn an, als aber nichts von ihm erwidert wird, drehe ich mich wieder um. "Ich muss los.", lasse ich ihn wissen und zur Tür allerdings ist er genauso schnell und drückt diese zu noch bevor ich sie richtig geöffnet habe. "Jetzt lauf doch nicht weg.", fordert er von mir genervt drehe ich mich zu ihm um. "Tu ich nicht. Ich habe bloß noch etwas vor." Himmel würden sich die Balken bei meiner Lügerei wirklich biegen, ständen wir hier jetzt sicherlich total schräg. "Okay, du scheinst sauer zu sein.", stellt er fest. Ich drehe mich zu ihm um und schaue ihm in die Augen. "Wie kommst du denn darauf?", frage ich ihn. "Ich kenn dich und du scheinst ziemlich aufgebracht zu sein. Ich würde gerne wissen wieso.", antwortet er mir ruhig. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Das fragst du grade wirklich?" Er runzelt die Stirn. "Ja, denn ich habe das Gefühl, grade irgendwas übersehen zu haben. Du meintest grade, dass ich mich wegen Freitag nicht entschuldigen muss und dass wir schon über diesen Flop drüber weg kommen werden, aber irgendwas scheint dich doch extrem wütend zu machen.", stellt er nun fest. Ich seufze. "Vielleicht solltest du demnächst einfach mal dran denken, dass Elli meine Schwester ist und mir gerne mal einen rein drückt wenn sie die Möglichkeit bekommt.", helfe ich ihm auf die Sprünge. Er runzelt die Stirn. "Was genau hat denn jetzt Elli mit der ganzen Sache zu tun?", hakt er nach. Ich gebe ein genervtes stöhnen von mir. "Überleg dir einfach das nächste mal zwei Mal bevor du irgendjemand irgendwas erzählst, wenn diese blöde Kuh in der nähe ist.", rate ich ihm. Noch immer etwas verwirrt schaut er mich an. "Oder nein warte ich habe da noch eine viel, viel bessere Idee: wenn dir noch mal irgendwas an mir stinkt, dann sag es einfach direkt und veranstalte nicht gleich so ein Zirkus.", schlage ich vor. Ihm seine noch immer kein wirkliches Licht aufzugehen. "Lass mich einfach gehen, ich habe auf den ganzen scheiß hier nämlich keine Lust mehr.", gebe ich nun von mir und versuche seine Hand von der Tür zu schieben, allerdings bewegt sie sich kein Stück.

"Daniel." Er schaut mich eindringlich an und ich muss mir echt mühe geben, unter diesen Blick nicht dahin zu schmelzen. "April ich verstehe noch immer nicht, was genau du mir sagen willst.", lässt er mich. "Ich bin nervig, kindisch und albern. Dämmert da etwas?" Er schüttelt den Kopf. "Apes ich habe sowas niemals gesagt, besonders nicht in Anwesenheit deiner Schwester.", versichert er mir. "Ruf Aiden an! Er war am Samstag dabei und kann dir bestätigen wie toll und vor allem Einfühlsam Elli mir die Augen geöffnet.", fordere ich von ihm. "Ich habe nicht behauptet, dass deine Schwester so etwas nicht gesagt hat. Ich habe gesagt, dass ich sowas nicht gesagt habe. Niemals. Schon gar nicht in Anwesenheit deiner Schwester. Und mal ehrlich, hast du schon mal erlebt, dass ich hinten rum etwas erzähle?", will er von mir wissen. Noch immer schaue ich ihm in die Augen. Es stimmt eigentlich.

"Wenn mich etwas nervt oder wenn mir etwas nicht passt...." - "Klärst du es eigentlich immer direkt mit der Person.", beende ich leise seinen Satz. "Genau, besonders dann wenn es um Menschen geht, die mir besonders am Herzen liegen.", stimmt er zu und streicht mir ein paar Strähnen hinters Ohr. "So wie du.", setzt er nach. "Also findest du mich nicht, albern, kindisch und nervig?", will ich von mir wissen. Lächelnd schüttelt er den Kopf. "Das ist so ein quatsch. Ich habe keine Ahnung, warum Elli dir soetwas erzählt hat. Ich mag dich. Sehr sogar, ansonsten hätte ich dich doch niemals nach einem Date gefragt.", antwortet er mir nun. "Doch um mir freundlich beizubringen, dass meine Schwärmerei nervig ist un..." - "So etwas würde ich nicht mache. Das ist doch schon etwas Geschmackslos, oder meinst du nicht?", unterbricht er mich. Ich zucke mit den Schultern. "Eigentlich schon." "Siehst du. Außerdem reden wir von Elli, ich weiß gar nicht warum du ihr so etwas glaubst.", entgegnet er und streicht mir nun über die Wange. Ich senke den Blick. "Naja ihr beide seid befreundet und.....", ich stocke, weil ich grade einfach nicht genau weiß, was genau ich eigentlich ausdrücken will.

"Weißt du was Noah mir vorgeworfen hat, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe?", will er von mir wissen. Ich runzle die Stirn. Mein großer Bruder ist seit vier Monaten im Ausland stationiert. Ich schüttle deshalb den Kopf. "Das die Clique nur eine faule Ausrede ist um bei euch auftauchen zu können, in Wirklichkeit habe ich es bloß auf seine kleine Schwester und den Apfelkuchen abgesehen.", erzählt er mir. Überrascht mache ich große Augen und senke den Blick. "Ist es denn so? Hast du es nur auf Elli und den Apfelkuchen abgesehen?", will ich genau von ihm wissen. Er schüttelt den Kopf und ich atme erleichtert aus. "Er meinte nicht Elli, sondern hat definitiv von dir gesprochen Apes. Und ja, damit lag er verdammt richtig.", stellt er nun klar. Etwas ruckartig schaue ich auf und habe absolut keine Ahnung was ich darauf erwidern soll. Einen Moment schauen wir uns einfach nur schweigend an, bevor er ein Stück näher kommt und seine Lippen zu meiner Überraschung auf meine legt. Obwohl ich total überrascht bin, erwidert ich direkt den Kuss und sorge so dafür, dass sich unsere Lippen synchron zueinander bewegen.

"Oh man, eigentlich habe ich gehofft, dass unser Date am Freitag so endet.", informiert Dan mich nachdem wir uns leider wegen Luftmangel voneinander lösen - es war so ein zärtlicher und einfach toller Kuss, allerdings muss ich mich ein wenig an meinem Gegenüber festhalten, weil ich Angst habe das meine weichen Beine mir jeden Moment weg knicken. "Davon waren wir am Freitag allerdings mehr als entfernt.", erwidere ich nachdem ich meine Stimme wieder gefunden habe. "Oh ja und es tut mir...." - "Nicht.", unterbreche ich ihn, bevor er sich noch einmal entschuldigt. "Lass es uns einfach vergessen und vielleicht einen erneuten versuch starten, völlig ungezwungen.", schlage ich vor und schaue ihn an. Lächelnd und völlig begeistert nickt er. "Was hältst du davon, wenn ich eben meine Sachen zusammen packe, mich umziehe und ich dich dann auf ein Burger oder Eis einlade? Völlig ungezwungen.", ist direkt sein Vorschlag.

"Jetzt?" "Oh ja sorry, ich habe ganz vergessen, dass du jetzt noch etwas vor hattest.", erwidert er. Ich schüttle den Kopf. "Nein, so ist das nicht." "Sondern?", hakt er nach. "Es sah für mir grade ganz danach aus, als würdest du lernen und meintest du nicht, dass du in nächster Zeit einige Prüfungen schreibst?", gebe ich von mir, denn das hat er mir am Freitag im Auto erzählt. "Ich hab nicht gelernt, ich habe an meiner Hausarbeit geschrieben.", stellt er klar. Das ist auch nicht viel besser. "Die über die Teamwork Entstehung?", will ich von ihm wissen, denn auch davon hat er mit am Freitag im Auto erzählt. "Jap.", antwortet er mir kurz. Ich runzle die Stirn. "Musst du die nicht schon morgen abgeben?", hake ich nach. Er seufzt. "Ja auch damit hast du recht.", verrät er mir. "Wäre es dann nicht schlauer, wenn wir das ganze verschieben, damit du fertig wirst und keine Probleme bekommst?" Er streicht mir wieder durchs Haar und über die Wange. "Ich lege einfach eine Nachtschicht ein. Weißt du ich bin einfach noch nicht bereit dich jetzt schon gehen zu lassen. Nicht nach dem Kuss, der furchtbar nach mehr geschmeckt hat.", antwortet er mir voll überzeugt und verwickelt mich noch mal in einen, diesmal zwar relativ kurzen, dennoch ziemlich zärtlichen Kuss und ich kann es absolut nachvollziehen.

"Wie weit bist du denn mit deiner Arbeit?", frage ich ihn. "Ich habe grade mit dem Schluss angefangen, als du her kamst. Es ist also noch ein Teil, allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich es bis morgen schaffe, auch wenn wir gleich noch los ziehen.", versucht er mich zu überzeugen. Die Verlockung ist wirklich groß, aber ich will wirklich nicht schuld daran sein, wenn er seine Arbeit vielleicht doch nicht so hin bekommen wie es normalerweise sein würde. "Ich habe ein Vorschlag.", lasse ich ihn nun wissen. "Okay, schieß los." "Du machst mir einen Milchkaffee in eurem total coolen Kaffevollautomat und dann schreibst du deine Arbeit in ruhe zu Ende, während ich mich hier schon irgendwie selber beschäftige." Einen Augenblick lässt er sich den Vorschlag durch den Kopf gehen nickt dann aber, auch wenn ich mir nicht mehr so sicher bin ob es die richtige Entscheidung ist. Er verwickelt mich wieder in ein Kuss.

"Aber nur wenn es hiervon nachher noch viel mehr gibt."

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