Kapitel 60
Lia
Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich so weiche Lippen gespürt.
Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich so sanfte Küsse bekommen.
Noch nie in meinem ganzen Leben habe habe ich mich so geborgen gefühlt.
Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich so viele Schmetterlinge in meinem Bauch gehabt.
Marcos Hand liegt in meinem Nacken, um mich näher an sich zu ziehen. Seine Lippen bewegen sich sanft auf meinen und eine wohlige Hitze breitet sich in meinem Körper aus. Mir war nie klar, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, Marco so nahe zu sein. Doch jetzt, wo ich ihm so nahe bin, wünsche ich mir, nie wieder auch nur einen Millimeter mehr als jetzt von ihm entfernt zu sein. Ich wünschte dieser Moment würde nie enden.
Ohne sich von mir zu lösen drückt Marco mich sanft nach hinten, sodass ich auf seinem Bett liege. Ich kann seine Körperwärme spüren, seinen Atem, der meine Haut kitzelt und seine Hände, die mich berühren. Dieser Kuss ist nicht fordernd - ganz im Gegenteil. Dieser Kuss ist so sanft und vorsichtig, dass ich mich sofort darin verliere. Quinn hat mich nie so geküsst. Niemand hat mich je so geküsst. Umso schöner ist es, dass es jetzt Marco ist, der mich auf diese Weise küsst. Der Mann, für den ich wirklich starke Gefühle habe. Bei Quinn war es damals anders. Ich dachte immer, dass es Liebe sei, doch das hier ist so viel stärker.
Marco löst sich einen ein paar Millimeter von mir. "Was machst du mit mir?", flüstert er gegen meine Lippen. Langsam öffne ich meine Augen und sehe ihn an. "Und du mit mir?", flüstere ich zurück und lege meine Hand an seine Wange. "Wir sollten das nicht tun.", "Was ist so falsch daran?", frage ich ihn ganz leise. "Ich weiß es nicht. Es ist falsch, dass es sich richtig anfühlt." Wieder legt er vorsichtig seine Lippen auf meine. Dieser Mann raubt mir all meine Sinne. Er bringt mich um den Verstand. "Du musst aufhören dich zu sorgen, Marco. Fang an das zu tun, was dein Herz dir sagt. Du musst deinen Kopf ausschalten." Er nickt und sieht mir in die Augen. "Mir war nie klar, was für unglaublich schöne Augen du hast." Verlegen will ich seinem Blick ausweichen, doch Marco hindert mich mit einem weiteren sanften Kuss daran. Seine Küsse schmecken leicht salzig, wegen seiner geweinten Tränen. "Wieso habe ich das nicht schon viel früher getan? Wieso habe ich das so sehr abgeblockt?", fragt er mich leicht verzweifelt. "Weil du dir über deine Gefühle nicht im Klaren warst." Er nickt leicht. "Es ist alles totaler Bullshit, Lia. Du bist nicht einfach nur eine Freundin - du bist viel mehr als das." Mehr als eine Freundin. Sie hatten also alle recht. Tina, Marcos Schwiegermutter, der Rest seine Familie. Naja, zumindest hat ja Cony angedeutet, dass sie alle der Meinung sind, dass Marco Gefühle für mich hätte und nicht für Tina. Und nun bestätigt er es mir von ganz allein, während er mich so sanft und so liebevoll küsst. Noch nie war ich so glücklich. Ich habe aufgehört an die Liebe zu glaube. Aber jetzt, wo sich diese Wärme in mir ausbreitet und tausende Schmetterlinge in mir herumzuflattern scheinen, da wird mir klar, dass es die Liebe sehr wohl gibt. Ich habe mich bisher einfach nur in die falschen verliebt. Marco ist nicht wie Quinn oder wie mein Schwarm aus der Schule. Marco ist der Mann, der mir gezeigt hat, dass die Liebe sich völlig anders anfühlt. Millionen mal besser, als ich bisher annahm. Vielleicht gibt es Menschen da draußen, die meine Gefühle zu ihm anzweifeln, doch da stehe ich drüber. Marco und Ela sind in den letzten Monaten zu meiner Familie geworden und ich kann mir ein Leben ohne die beiden nicht mehr vorstellen. Die zwei haben mich komplett in ihren Bann gezogen.
"Hör auf zu grübeln. Dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.", haucht Marco, ehe er mich erneut küsst. "Ich weiß. Aber in meinem Kopf passiert gerade so viel.", erwidere ich. Marco löst sich ein Stück weiter von mir und sieht mich an. "Worüber denkst du nach?", "Darüber, wie gut sich das hier anfühlt. Und wie falsch ich damit lag, dass es die Liebe nicht gibt. Aber Marco, was passiert jetzt? Nach diesen Küssen kann ich nicht mehr weitermachen wie bisher. Ich kann nicht mehr nur die beste Freundin sein, wenn ich doch eigentlich viel mehr möchte. Ich könnte es nicht ertragen, wenn wir so tun würden, als sei das hier eben nie passiert und wir wären weiterhin einfach nur Freunde. Das zerreißt mich, verstehst du?" Er nickt leicht und kneikft kurz die Augen zusammen. "Ich kann es auch nicht. Weitermachen wie bisher. Das geht jetzt einfach nicht mehr, da hast du recht. Aber ich bitte dich mir etwas Zeit zu geben. Diese Gefühle die gerade in mir brodeln muss ich erstmal unter Kontrolle bringen. Mich plagt schon wieder das schlechte Gewissen wegen Elaine und ich bin noch nicht lange von Tina getrennt, ich-", "Ssch." Ich lege meinen Finger auf seine Lippen, damit er verstummt. "Du musst mir das nicht erklären. Alles ist gut, ja? Ich verstehe das, dass du Zeit brauchst. Ich brauche selbst etwas Zeit, um mich zu sammeln und mir über ein paar Dinge klar zu werden. Ich verstehe dich, Marco, und ich würde dich niemals unter Druck setzen. Außerdem verlange ich überhaupt nicht, dass du mich jetzt sofort als... naja, deine Freundin willst. Wir beide sollten in Ruhe alles verdauen, was eben passiert ist." Ein leichtes Nicken bekomme ich als Antwort, doch statt sich von mir zu lösen sieht er mich nur lange an, ehe er mich schließlich noch einmal küsst. "Bleibst du heute Nacht bei mir? Ich will nicht allein sein.", "Ja, ich bleibe.", hauche ich und lege meine Hand an seine Wange. "Sorge dich nicht. Morgen früh werden wir sofort zu Ela fahren und den ganzen Tag bei ihr bleiben, okay? Ich werde alles tun, damit du und deine Tochter glücklich seid. Ihr seid mein ein und alles.", "Wieso habe ich mich nur die ganze Zeit gegen das hier so sehr gesträubt?", fragt er leise, doch es klingt, als würde er das eher sich selbst fragen, als dass die Frage an mich gerichtet ist. "Da musst du gar nicht drüber nachdenken. Versuch zu schlafen." Er nickt und legt sich richtig in seine Kissen, ehe er seine Decke über uns ausbreitet und mich an sich zieht. "Schlaf gut, Lia." Er haucht einen Kuss auf meine Stirn, während ich mich einfach nur lächelnd an ihn kuschle. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass es heute Abend noch so weit kommen würde.
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