Kapitel 37
Marco
Ela spielt im Wohnzimmer, als es an der Tür klingelt. Kurz sehe ich noch einmal zu meiner Tochter, um sicherzugehen, dass sie brav spielt und gehe dann zur Tür. "Lia.", sage ich überrascht. "Hey, tut mir leid, dass ich jetzt hier einfach auftauche.", murmelt sie unsicher. "Komm doch rein. Ich freue mich, dass du hier bist. Wie geht es dir?" Sie runzelt kurz etwas die Stirn, doch dann kommt sie rein und zieht sich ihre Schuhe aus. "Mir geht's gut. Habe jetzt alles soweit hinter mir.", "Echt? Bist du aus der Klinik raus?" Sie nickt und sieht sich um. "Entzug ist soweit durch, die Brust OP ist super verlaufen und alles verheilt gut. Ich muss nur noch einmal in der Woche zu meiner Psychologin.", "Das freut mich sehr. Magst du was trinken?" Lia nickt und folgt mir in die Küche. "Wie geht es Ela?", "Ihr geht's momentan ganz gut. Sie ist wieder fröhlicher. Zwischendurch gab es eine Zeit, wo sie sehr komisch drauf war. Sie war sehr lustlos und hat immer etwas gekränkelt.", "Oh, aber jetzt ist wieder alles gut?" Ich nicke. "Was magst du denn trinken? Kaffee? Tee? Saft oder Wasser?", "Ein Wasser bitte." Wasser also. Alles klar. "Lia?", fragt Ela und kommt die in Küche getapst. Als sie Lia sieht, beginnt sie zu quietschen und klettert auf Lias Schoß. "Hey, Süße. Hast du mich vermisst?", fragt Lia meine Tochter. Ela nickt kräftig. "Ich habe dich auch vermisst." Sie kitzelt meine Prinzessin etwas weshalb diese kreischend kichert. "Weshalb ich hier bin: wie sieht es mit meinem Job aus? Brauchst du mich noch? Oder eher nicht mehr? Es sieht hier alles so ordentlich und sauber aus. Kommst du mittlerweile alleine klar?" Ob ich ihr erzählen soll, dass es wegen Tina hier so ordentlich ist? Ich weiß nicht so genau. "Ich habe die Stelle für dich freigehalten, ist doch klar. Ela vergöttert dich noch immer und du sie ja auch." Lia nickt lächelnd und sieht Ela an. "Also könnte ich wieder anfangen? Oder willst du, dass ich erst alle Therapien abschließe?", "Du machst den Eindruck, als würdest du wieder fit sein." Sie nickt zur Bestätigung. "Ich würde dich gerne wieder einstellen. Allerdings muss ich da vorher noch etwas klären.", "Etwas klären?" Ich nicke leicht. "Naja, ich habe ja diese Frau kennen gelernt. Ich habe es geschafft mich auf eine Frau einzulassen." Lia sieht mich überrascht an. "Ist es Tina?" Ich nicke. "Woher kennst du sie?", "Gruppentherapie.", antwortet sie schlicht. Tina hatte erzählt, dass sie eine Zeitlang zu einer Gruppentherapie gegangen ist. "Ich freue mich für dich. Aber was genau musst du da jetzt klären?", "Naja, wie sieht das denn aus, wenn ich einfach so hier eine Frau einstelle?" Lia schmunzelt etwas. "Ich würde ausrasten.", "Siehst du und bevor Tina so reagiert, wie du es tun würdest, rede ich lieber mit ihr darüber. Wir sind zwar nicht fest zusammen aber trotzdem.", "Mach das." Ich will gerade etwas sagen, als es schon wieder an der Tür klingelt. Seufzend gehe ich zur Tür und halte die Luft an, als ich Tina sehe. "Hey, was ist los? Hast du einen Geist gesehen?" Sie kichert und küsst zur Begrüßung meine Wange, während sie an mir vorbei ins Haus geht. "Ähm, nee, hab ich nicht. Aber...", "Lia? Was für eine Überraschung. Was machst du denn hier?" Überfordert sieht Lia mich an und ich kratze mich am Hinterkopf, als Tina mich fragend ansieht. "Lia ist das Kindermädchen, von dem ich dir erzählt habe. Sie ist mit ihrem Entzug durch und bereit ihren Job wieder aufzunehmen." Tina zieht die Augenbrauen hoch. "Du bist das Kindermädchen?" Lia seufzt und sieht Ela an, ehe sie wieder zu Tina schaut. "Okay, pass auf: du hast ein falsches Bild von mir. Ich war in der Therapie immer ziemlich zickig und bockig, ich weiß, aber so bin ich eigentlich gar nicht. Ich bin ein ganz normales Mädchen und habe den Entzug durch. Ich bin clean.", "Na gut, ich habe da ja eigentlich auch sowieso kein Mitspracherecht.", "Ich verspreche keinen Mist zu bauen, denn ich liebe Ela. Die Kleine ist mir unglaublich wichtig und Marco ist mein bester Freund. Ich kenne ihn und Ela jetzt schon ziemlich gut." Tina sieht mich an. "Wie gut kennt ihr euch denn?" Ich seufze. "Wir sind gute Freunde, Tina. Mehr nicht. Wir hatten nichts miteinander." Sie entspannt sich etwas und nickt. "Okay, also ich habe nichts dagegen, dass sie hier arbeitet. Aber wird sie denn immer hier sein?", "Naja, sie wird wieder in ihr Zimmer ziehen. Also ja, sie wird immer hier sein." Tina klappt entsetzt den Mund auf. "Bitte, Tina, Lia ist mir wirklich sehr wichtig. Sie ist für mich wie eine Schwester und ich habe ihr versprochen, dass sie ihren Job zurückbekommt, sobald sie clean ist.", "Ich weiß, tut mir leid. Ich habe also keinen Grund zur Eifersucht?" Lia und ich sehen uns an und schütteln dann den Kopf. "Okay, dann ist ja gut. Ich will jetzt auch nicht wie so'ne Oberzicke rüberkommen. Wir sind ja auch nicht zusammen oder so.", sagt sie zu Lia und zu mir. Lia nickt lächelnd, sieht dann aber weg. Ich mustere sie genau, doch sie scheint einfach nur etwas neben der Spur zu sein. Ich sollte noch einmal mit ihr reden. Mit fällt auf, dass ich mich in letzter Zeit gar nicht mehr bei ihr gemeldet habe. "Na gut, Ich muss auch los zur Arbeit. Ich wollte dir nur das hier bringen.", lächelt Tina mich an und drückt mir etwas in die Hand. "Du weißt, was das heißt.", flüstert sie mir noch ins Ohr, bevor sie dreckig grinsend mein Haus verlässt. Etwas irritiert sehe ich den Inhalt in meiner Hand an. Ihr Slip? Okay, sie hat schon wieder keinen an. Tinas und meine "Beziehung" ist irgendwie eigenartig. Wir haben schon ein paar mal miteinander geschlafen, aber zusammen sind wir nicht. Wir beide sind da irgendwie noch nicht bereit für. Weder sie noch ich.
Schmunzelnd stecke ich mir das Teil in die Hosentasche und setze mich zu Lia. "Okay, raus mit der Sprache. Was ist los mit dir?" Lia sieht mich ertappt an, fängt sich aber gleich wieder. "Es ist nichts. Ich hänge nur manchmal in Gedanken. Nichts ernstes.", winkt sie ab. Wir beide wissen, dass das gelogen ist und doch bleibt sie dabei. "Ist es wegen Tina?", "Nein." Die Antwort kam zu schnell. Viel zu schnell. Also entweder sie hat sich mal wieder ertappt gefühlt und es liegt an Tina oder Lia hatte so oder so vor mit Nein zu antworten.
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