Kapitel 23
Lias Eltern haben sich gerade auf den Weg ins Hotel gemacht, um ihre Sachen wegzubringen. Anschließend wollen sie wieder hierher zu ihrer Tochter kommen. Elaine sitzt mit Lia an dem kleinen Tisch hier im Zimmer und malt. "Das sieht sehr schön aus.", lächelt Lia sie an. Elaine kichert und kritzelt weiter auf ihrem Blatt herum. "Wieso hast du versucht dir das Leben zu nehmen, Lia?", frage ich vorsichtig. "Weil ich so nicht mehr leben wollte. Ohne dich, ohne Ela. Ich hatte vor Augen wie grauenhaft es für mich werden wird, wenn ich ganz alleine einen Entzug machen müsste, ohne von irgendwem unterstützt zu werden. Ich hasse mich dafür, wie ich zu dir war. Das stand mir nicht zu und du hast das nicht verdient. Es tut mir leid. Ich weiß, dass ich diese drei Worte nun schon viel zu oft zu dir gesagt habe, doch ich meine sie ernst. Ihr seid mir sehr wichtig. Und ich bin dir unglaublich dankbar, dass du meine Eltern herbestellt hast. Ich hätte sie kontaktieren können, doch ich war zu feige. Ich ging davon aus, dass ich sie zu sehr enttäuscht habe, um noch von ihnen geliebt zu werden. Du hast mir mal wieder das Gegenteil bewiesen. Ich bitte dich mich wieder einzustellen. Ich werde keine Fehler mehr machen." Tränen sammeln sich in ihren Augen. "Nein, Lia.", sage ich. Sie schluchzt kurz auf, doch dann fahre ich fort. "Ich kann dich nicht einstellen. Noch nicht. Erst wirst du in diese Entzugsklinik gehen und einen Entzug machen. Hast du das alles erfolgreich hinter dich gebracht, dann werde ich dich wieder einstellen." Sie nickt und wischt sich die Tränen weg. "Ich werde alles tun, was du verlangst. Ich will nur nicht mehr ohne euch sein. Schon gar nicht ohne die Kleine." Sie lächelt Elaine liebevoll an und wischt ihr mit einem Tuch über die laufende Nase. "Nee.", jammert Elaine sofort. Sie hasst Naseputzen. "Doch, Süße, deine Nase läuft doch. Das muss sauber gemacht werden.", "Nee Nee.", schüttelt Ela ihren Kopf. Lia schafft es dann aber doch meiner Prinzessin die Nase zu putzen.
"Oma fahre?", fragt Ela, als ich sie in ihren Kindersitz setze. "Ja, wir fahren jetzt zu Oma. Dann gibt es lecker Essen." Ich kitzle sie, woraufhin sie kichert.
Meine Mutter steht bereits in der Tür, als ich in die Einfahrt fahre. Sie kommt zum Auto, um Ela herauszuholen, die schon ganz hibbelig ist. "Na, Spätzchen, wie geht es dir?", fragt meine Mutter ihre Enkeltochter. "War Lia.", strahlt Elaine drauf los. Oh na super. "Du warst bei Lia? Wer ist denn das?", "Lia.", antwortet Ela, als würde meine Mutter dann wissen, wer Lia ist."Ich erkläre es dir drinnen, okay?", sage ich zu Mutti. Sie nickt etwas irritiert. Wir gehen also rein und Mama lässt Ela runter. "Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Das Essen dauert noch etwas." Ich nicke und setze mich mit ihr ins Wohnzimmer. "Ist Lia dieses Mädchen, von dem du mir letztens erzählt hast?", "Ja, das ist Lia.", "Und?" Ich sehe sie irritiert an. "Was und?", "Na was hast du mit ihr zu tun?" Ich verziehe das Gesicht. Wenn ich ihr alles erzähle, wird sie Lia hassen. Und das will ich eigentlich nicht, denn Lia soll ja wieder bei mir anfangen, wenn sie aus der Entzugsklinik raus ist. "Lia hat kurzzeitig bei mir gearbeitet. Also als Haushaltshilfe und Kindermädchen. Aber momentan ist sie im Krankenhaus. Wenn sie raus kommt, dann arbeitet sie wieder für mich." Meine Mutter sieht mich skeptisch an. "Hat sich das mit den Drogen denn nicht bestätigt?" Ich schlucke schwer. Ich muss es Mom erzählen. Sie würde es früher oder später herausfinden. "Doch, sie ist schwer abhängig und muss in eine Klinik. Wenn sie den Entzug erfolgreich hinter sich gebracht hat, dann kommt sie wieder zu mir nach Hause.", "Herrgott nochmal, Marco! Das Mädchen kannst du doch nicht mit deiner Tochter alleine lassen! Denk doch nur mal daran, was alles passieren kann!", regt sie sich auf. "Weißt du, Mama, Lia ist mir wichtig geworden. Sie hat viel Scheiße hinter sich und verdient es gesund zu werden und ein glückliches Leben führen zu können. Lia ist sehr lieb. Ela vergöttert sie." Mein Blick schweift zu meiner Tochter, die gerade die Spielkiste hier im Wohnzimmer ausräumt. "Oh Ela.", seufze ich, als ich das Chaos sehe. "Lass sie ruhig. Zurück zu dem Mädchen. Wieso hast du nicht auf mich gehört? Wieso hast du sie in dein Leben gelassen, Marco?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich hielt es einfach für richtig, Mama. Sie brauchte Hilfe und die habe ich ihr gegeben. Und ich werde ihr auch weiterhin helfen. Ich habe Lia gern." Meine Mutter legt den Kopf schief. "Du hast sie gern?", "Nicht so.", seufze ich genervt. "Wie eine gute Freundin eben. Nicht mehr, nicht weniger. Ich liebe Elaine." Meine Stimme bricht ab. "Oh Schatz.", haucht sie und legt ihren Arm um mich. "Schon gut, lass uns nicht drüber reden." Ich sehe wieder zu meiner Tochter rüber, die weiterhin ungestört die Kiste ausräumt. "Moment, hat sie Nasenbluten?" Ich stehe auf und gehe zu ihr. "Sieh mich mal an, Spätzchen." Sie dreht ihren Kopf zu mir. "Mutti? Hast du mal ein Taschentuch?" Meine Mutter springt auf, um ein Taschentuch für Ela zu holen. "Sie hat sich doch aber nicht gestoßen, oder? Ich habe eben nichts gesehen.", "Das kann manchmal einfach so kommen, Marco. Dann ist ihr eben in der Nase ein kleines Äderchen geplatzt.", sagt meine Mama sanft und gibt mir das Tuch. "Iih.", jammert Ela beleidigt, als ich ihr die Nase putze. "Wie bekomme ich es hin, dass sie sich beim Naseputzen nicht immer so sträubt?", "Gar nicht. Du hast dich auch immer mit Händen und Füßen gewehrt." Ich muss schmunzeln. Also habe ich meine Macken vererbt. "Baden hast du auch immer sehr verachtet. Vor allem aber das Haarewaschen." Sie seufzt in Erinnerung schwelgend. "Das Essen ist übrigens fertig. Wir können also essen." Sie dreht sich um und geht in die Küche. "Na schön, Prinzessin, dann komm mal mit. Oma hat bestimmt was ganz leckeres für uns beide gekocht." Elaine sieht mich mit großen Augen an. "Essen?" Ich nicke ihr lächelnd zu. "Ham!", freut sie sich und lässt sich von mir in ihren Hochstuhl setzen, ehe meine Mutter uns beiden gefüllte Teller vor die Nase stellt.
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